Descent into hell von Leya ================================================================================ Kapitel 17: Katzenjammer ------------------------ Disclaimer: Die in dieser Story eingesetzten Charaktere gehören Minami Ozaki und Maki Murakami. @Roxelane, Legoory und Blut_Fleck: Vielen Dank für eure Kommentare. Ich bin sehr froh, dass euch die Geschichte gefällt. Ich befürchte nur, ein Ende ist nicht allzu bald in Sicht, also muss ich euch noch um ein wenig Geduld bitten. Auf jeden Fall hier das neueste Kapitel. Vergesst nicht, ihr habt es so gewollt^^ ~~~ Descent into hell – Kapitel 17 – Katzenjammer ~~~ Mit einem leisen Stöhnen erklomm Tohma die letzten Stufen der Kellertreppe und dankte sämtlichen Göttern die ihm nur einfallen wollten, dass er es geschafft hatte, die Küche zu erreichen, ohne über seine Füße zu stolpern. Er konnte sich noch schwach daran erinnern, dass er zusammen mit Katsumi mehrere Weinflaschen geleert hatte und dann war alles dunkel. Rasch nahm er sich ein Glas Wasser und suchte verzweifelt in seiner Jackentasche nach einer Aspirin. Als er sie gefunden hatte, warf er vorsichtshalber zwei Tabletten auf einmal ein und sank gleich darauf kraftlos auf den nächsten Stuhl. Tohma versuchte, die hämmernden Kopfschmerzen zu ignorieren, die ihm in ihrer Intensität beinahe Übelkeit verursachten, während er sich zurücklehnte und im Stillen ein Dankgebet dafür sprach, allein zu sein. Leider war seine Ruhe nicht von langer Dauer. „Ach, hier bist du! Ich suche dich schon überall!“, unterbrach die Stimme seines Schwagers den kostbaren Moment der Stille und holte ihn abrupt in die Realität zurück. „Was ist denn los? Du bist so blass!“ Tohma winkte ab und blieb, wo er war. „Alles in Ordnung. Ich habe nur zu tief ins Glas geschaut.“ Eiri brummte nur und beschloss, diese Äußerung nicht weiter zur Kenntnis zu nehmen. Sich jetzt mit der Frage zu befassen, wo um alles in der Welt Tohma genügend Alkohol gefunden haben mochte, um sich zu betrinken, würde ihn nur unnötig aufhalten. „Ich habe die neue Zimmeraufteilung fertig.“ „Wunderbar. Wirf sie am besten direkt in den Müll.“ „Sehr witzig.“ Eiri wirkte ein wenig verdrossen, als er seine sorgfältig ausgearbeitete Zimmeraufteilung seinem Schwager unter die Nase hielt und nur diese nichtssagende Reaktion erzielte. „Willst du sie dir nicht wenigstens einmal ansehen?“ „Zeig mal her.“ Tohma atmete erleichtert auf, als die Tabletten zu wirken begannen und setzte sich aufrecht hin. Allmählich kam sein vernebeltes Hirn wieder in Schwung und der Begriff ‚Zimmeraufteilung‘ im Zusammenhang mit dem Wort ‚neu‘, bewirkte, dass ihm um ein Haar der Angstschweiß ausbrach. „Oh nein.“ Während Tohma noch fassungslos auf die Liste starrte, gönnte Eiri sich ein selbstzufriedenes Grinsen. „Wenn du eine bessere Lösung hast, dann bitte. Wenn nicht, dann halt einfach den Mund.“ „Du bist verrückt“, stellte Tohma ungerührt fest und überlegte für einen Augenblick, ob Eiri wegen des Films allmählich wirklich den Verstand verlor, kam zu dem Schluss, dass sein Schwager immer schon ein wenig merkwürdig gewesen war und beschloss, dass ihm nach den letzten Stunden ohnehin alles egal war. Er konnte sich ohnehin an gar nichts mehr erinnern. Der Wein war anscheinend stärker gewesen als gedacht. „Aber meinetwegen. Wenn du willst, dann bring Shuichi ruhig in unserem Zimmer unter. Ich habe nichts dagegen.“ „Du willst dich nicht beschweren?“ Mißtrauisch beäugte Eiri seinen Schwager, wobei sich ein ungutes Gefühl von drohendem Unheil in seinem Magen ausbreitete, als er dessen friedliches Lächeln sah. „Warum bist du so freundlich?“ „Na hör mal! Was denkst du denn von mir?“ Tohma lächelte gequält, als die Kopfschmerzen unvermittelt wieder an Intensität zunahmen. „Du weißt selbst am besten, welche Kombinationen möglich sind und welche nicht.“ Eiri runzelte ungläubig die Stirn. „Ich hätte gedacht, dass du dich heftig dagegen wehren würdest, mit Shuichi in einem Zimmer zu wohnen. Wo du den Kleinen doch auf den Tod nicht ausstehen kannst.“ „Wer hat dir nur so einen Unsinn erzählt?“, wollte sein Schwager mit leiser Empörung in der Stimme wissen und kam schwankend auf die Beine. „Wie auch immer. Ich gehe jetzt ins Bett.“ „Tohma...“ Der Musiker wedelte abwehrend mit der Hand. „Nein, Eiri. Du hast dich entschieden und das ist in Ordnung. Ich werde mich bestimmt nicht mit dir anlegen. Dafür bin ich viel zu müde.“ „Du...“, setzte Eiri an, doch sein Schwager hörte ihm gar nicht mehr zu. ohne sich auch nur im geringsten darum zu kümmern, ob der andere fertig war oder nicht, wankte Tohma unsicher hinaus. ~~~ „Die Verkaufszahlen von Kojis Alben sind in den letzten Tagen drastisch in die Höhe geschnellt. Meinen Glückwunsch. Mit diesem Film hatten Sie eine wirklich gute Idee.“ Takasaka lauschte der Stimme von Shibuya senior, der ihm gerade am Telefon auf den neuesten Stand brachte und brummte nur zustimmend. „Sie klingen nicht gerade begeistert“, stellte sein Chef vorwurfsvoll fest und seine Stimme klang leicht gereizt. „Sie sollten dankbar sein, dass die Fans unsere Idee so gut aufnehmen. Es werden sogar schon Wetten darüber abgeschlossen, ob das Projekt überhaupt zu Ende geführt wird und wer am Ende wen bekommt.“ „Shibuya-san... ich muss Ihnen etwas sagen.“ Takasaka holte noch einmal tief Atem und nahm dann seinen ganzen Mut zusammen. „Ich werde aussteigen. Ich halte das nicht mehr aus, Chef. Es tut mir leid, aber...“ „Nein.“ Die Stimme seines Vorgesetzten klang auf einmal so eisig, dass dem Manager ein Schauer den Rücken hinunter lief. „Diese Forderung ist völlig indiskutabel. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Außerdem habe ich schon wieder einen neuen Auftrag für Sie. Ich werde Ihnen die Fanpost liefern lassen, die sich in den letzten Tagen angesammelt hat. Sorgen Sie dafür, dass die eingehenden Briefe umfassend beantwortet werden. In zwei oder drei Tagen lasse ich die Antworten dann abholen.“ „Aber... warum sollten wir das tun?“ „Das gerade Sie so eine dämliche Frage stellen, hätte ich mir ja denken können.“ Der Plattenboss schnaubte verächtlich und Takasaka lief vor Verlegenheit rot an. „Denken Sie daran, dass das gesteigerte Interesse der Medien an diesem Projekt die späteren Verkaufszahlen fördern wird. Zur Zeit ist dieser Film in aller Munde und das müssen wir ausnutzen. Wenn ich die Fotos so betrachte, die im Augenblick durch die Presse geistern, glaube ich kaum, dass irgendetwas verwertbares dabei herauskommen wird. Daher wird es umso wichtiger sein, wenn wir den Fans etwas anderes bieten, was für sie von Interesse ist. Das beantworten von Fanpost ist da sicher nicht zu viel verlangt. Und der Rest findet sich dann schon. Liefern Sie einfach weiterhin so gute Ergebnisse und eine Beförderung ist Ihnen sicher.“ „Ich habe es nicht dafür getan“, wagte Takasaka einzuwerfen, doch der andere hörte gar nicht zu. „Vielleicht nicht. Aber was glauben Sie wohl, was ihre ‚Freunde‘ mit Ihnen machen, wenn sie die Wahrheit herausfinden? Sie können nicht aussteigen. Wenn Sie mich jetzt im Stich lassen, sorge ich dafür, dass Ihre Aktivitäten als mein Informant auffliegen. Verstanden?“ „Verstanden“, gab Takasaka kleinlaut zurück. „Gut.“ Der andere schien auflegen zu wollen, überlegte es sich in letzter Sekunde aber noch einmal anders. „Ach ja, ehe ich es vergesse... Ich schicke euch auch das Video zu, das aus dem geheimen Filmmaterial zusammengeschnitten wurde. Ich denke, Sie werden sehr viel Spaß damit haben.“ Takasaka legte auf, vergrub dann verzweifelt das Gesicht in den Händen und wünschte sich, er hätte sich niemals auf diesen Irrsinn eingelassen. ~~~ „Und? Was sagen Sie dazu? Entspricht das Objekt Ihren Vorstellungen?“ Eiri ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er hielt das Foto ins Licht, drehte es nachdenklich hin und her und nickte schließlich. „In Ordnung. Wann können Sie liefern?“ Der Mann zuckte mit den Schultern. „Wann immer Sie wollen. Wenn Sie die Rechnung bar bezahlen stelle ich Ihnen die Lieferung auch innerhalb weniger Stunden auf die Matte.“ „Sehen Sie zu, dass morgen früh alles bereit ist und wir sind im Geschäft.“ „Abgemacht!“ Geld wechselte unauffällig den Besitzer und gleich darauf stand Eiri allein in dem kleinen Waldstück hinter der Villa. Von seinem Standort aus konnte er gerade noch das Meer erkennen und für einen kurzen Augenblick überlegte er, ob er sich den Strand ansehen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Es wurde bald dunkel und er hatte noch viel zu erledigen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen kehrte er ins Haus zurück. Er eilte den Flur hinunter, als er auf einmal aus dem Augenwinkel etwas pinkfarbenes wahrnahm. Eiri blieb abrupt stehen und ging zurück. Tatsächlich. Sein Freund hockte im Esszimmer und machte ein Gesicht das hervorragend zu einer Beerdigung gepasst hätte. Zeit, diesen Zustand zu ändern. „Wo steckst du denn? Ich suche dich schon die ganze Zeit!“ Der Schriftsteller trat schwungvoll ein und starrte seinen Geliebten finster an. „Warum verkriechst du dich hier unten? Heckst du wieder irgendeinen Blödsinn aus?“ Shuichi fuhr überrascht zusammen und starrte seinen Freund aus großen Augen glücklich an. „Yuki? Du hast nach mir gesucht? Ich... ich dachte...“ „Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nicht denken.“ Der Schriftsteller schnaubte verächtlich. „Es wird allmählich dunkel und wir sollten zusehen, dass wir ins Bett kommen. Morgen wird ein anstrengender Tag.“ „Ins Bett? Wir? Zusammen?“ Für einen Augenblick schöpfte Shuichi Hoffnung, doch diese zerstob rasch, als Eiri den Kopf schüttelte. „Dann mag ich nicht zu Bett gehen. Ich bleibe hier.“ „Man könnte glauben, du würdest deinen neuen Zimmerkameraden aus dem Weg gehen.“ Eiri grinste innerlich bei der verzweifelten Miene seines Freundes. Es tat Shuichi ganz gut, ein paar Nächte zusammen mit Tohma zu verbringen. Vielleicht würde ihn das endlich von seiner Eifersucht dem Keyboarder gegenüber heilen. Und als kleinen Bonus würde die Gegenwart des Sängers Katsumi und Tohma davon abhalten, allzu vertraut miteinander zu werden. „Tohma kann mich nicht leiden! Er wird mir etwas antun! Das weiß ich ganz genau!“ Shuichi steigerte sich allmählich wieder in seine übliche Hysterie hinein, doch Eiri wollte nichts davon wissen. „Unsinn. Mein Schwager mag dich. Er kann es nur nicht zeigen.“ In diesem Augenblick raschelte es verhalten und mit einem leisen Quieken huschte ein dunkler Schatten durch den Raum. Shuichi schrie erschrocken auf und sprang seinem Geliebten regelrecht auf den Arm. „Was hast du denn?!“ Eiri war ziemlich ungehalten. „Da ist etwas!“ Shuichi spähte über die Schulter seines Freundes in Richtung Kamin, wo sich auf einmal in den Schatten etwas bewegt hatte. Eiri sah sich um, entdeckte eine Ratte und ließ den Sänger einfach fallen. „Dummkopf! Du wirst doch wohl keine Angst vor einer kleinen Ratte haben!“ Der Schriftsteller trat einen Schritt auf die Ratte zu und wedelte drohend mit den Armen. Quiekend huschte der Nager davon. „Siehst du? Kein Grund zur Panik.“ „Ich hab’ aber Angst! Was hat eine Ratte in diesem Haus zu suchen? Diese Viecher übertragen Krankheiten!“ Shuichi klammerte sich mit der Kraft der Verzweiflung an Eiris Hemd fest und gab diesem keine Chance zur Flucht. „Hör mit dem Blödsinn auf!“ „Aber...!“ Shuichi schluckte den Rest seiner Jammertirade hinunter, als er Eiris finsteren Blick bemerkte. „Entschuldige.“ Der Schriftsteller runzelte leicht gereizt die Stirn, ging aber nicht weiter auf das Verhalten seines Freundes ein. Statt dessen kam er auf den ursprünglichen Grund ihres Gesprächs zurück. „Wir besorgen morgen eine Rattenfalle. Und jetzt geh zu Bett, Shuichi.“ Noch einmal warf der Sänger seinem Geliebten einen mitleiderregenden Blick zu, doch dieser ließ sich davon nicht im geringsten beeindrucken. Schließlich gab Shuichi auf und schlich die Treppe hinauf. Kaum waren die beiden hinter der nächsten Ecke verschwunden, löste sich Koji aus den Schatten am hinteren Ende des Ganges und sah ihnen kopfschüttelnd hinterher. ~~~ Als es allmählich dunkel wurde, entschloss Katsumi sich endlich dazu, ins Haus zurückzukehren. Auch wenn er zutiefst beunruhigt über die Art und Weise war, in der Takuto ihm gedroht hatte, wollte er ihm unter keinen Umständen die Genugtuung geben, gewonnen zu haben. Wenn er jetzt davonlief, zeigte er Takuto und allen anderen, dass sie mit ihm machen konnten, was sie wollten. Hinzu kam noch, dass sie ihm wahrscheinlich die Schuld an der Entdeckung ihres vorherigen Aufenthaltsortes geben würden und das wollte er auf gar keinen Fall auf sich sitzen lassen. Takuto hatte natürlich längst angedeutet, dass er Katsumi für die undichte Stelle hielt und es war sehr gut möglich, dass die anderen ihm glaubten. Zumindest würden sie es spätestens dann, sobald Katsumi die anderen im Stich ließ. Energisch schlug er die Tür hinter sich zu stieß gleich darauf einen erschrockenen Schrei aus, als Koji unvermittelt neben ihm auftauchte. „Hast du Izumi gesehen?“ Diese harmlose Frage brachte das Fass zum überlaufen. Katsumi sah rot. „Mir ist scheißegal wo Izumi gerade steckt! Ich hoffe, er taucht gar nicht mehr auf! Und jetzt lass mich zufrieden!“ Katsumi rannte die Treppe hinauf und war gleich darauf verschwunden. Sekunden später krachte oben eine Tür ins Schloss. Koji zuckte zusammen. Was um alles...? ~~~ Shuichi wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere. Er fand einfach keinen Schlaf und allein der Gedanke daran, dass direkt neben ihm sein Boss selig schlummernd in den Kissen lag, brachte ihn an den Rand einer Panik. Vorsichtig richtete er sich auf und betrachtete das im Schlaf viel freundlicher wirkende Gesicht des Keyboarders nachdenklich. Was hatte Tohma was er nicht hatte? Antwort: So ziemlich alles. Tohma war selbstsicher, sah unverschämt gut aus und war zu allem Überfluss auch noch reich. Er konnte auf eine langjährige Freundschaft mit Eiri zurückblicken, etwas was der Schriftsteller beharrlich leugnete, doch Shuichi kannte die Wahrheit. Tohma war einer der wichtigsten Menschen in Eiris Leben. Frustriert hieb der Sänger auf seine Decke ein und legte sich wieder hin. Er musste genau so rücksichtslos wie Tohma werden, wenn es darum ging, seine Liebe vor allem zu beschützen. „Vielleicht sollte ich dich umbringen“, murmelte er kaum hörbar, bevor ihm letztendlich doch die Augen zufielen und er in einen unruhigen Schlaf sank. ~~~ tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)