Blinded By You von Yuugii (Kaiba/Yuugi) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Einige Wochen später hatte er Yuugi kontaktiert. Bereit für ein Duell. Eine neue Herausforderung. Yuugi, der sonst schüchtern und zurückhaltend war, willigte sofort ein und seine Stimme am Telefon klang heiter und erfreut. Kaiba genoss die schöne Stimme des Mannes, die voller Entschlossenheit und Inbrunst förmlich glühte und den Hörer zum Schmelzen brachte. Sie teilten eine Leidenschaft und begegneten sich auf einer Höhe. Die Vorfreude ließ Kaiba geradezu erzittern. Sein ganzer Körper war bereit und er konnte es kaum abwarten, Yuugi endlich wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen, die Karten zu mischen und das Spiel zu beginnen. Yuugi hatte sich zwar auch einen Namen als Pro-Duelist gemacht und war generell als Spielgenie bekannt, der auch komplexe und komplizierte Rätsel innerhalb kurzer Zeit löste. Mokuba hatte einmal erzählt, dass er an einem Morgen, als er zur Schule gefahren wurde, sah, dass Yuugi den Laden eröffnete. Kaiba hatte sich dann weiter informiert und erfahren, dass dieser nun im Laden seines Großvaters mithalf und ein Studium in Richtung Game Development machte. Obwohl er Yuugi regelmäßig herausforderte und sie sich in der Duell Arena gegenüberstanden, hatte er nie danach gefragt, was Yuugi privat machte und welche Ziele er beruflich verfolgte. Er hätte mit Leichtigkeit fragen können, aber Kaiba wollte nicht den Anschein erwecken, dass er Interesse an ihm hatte, da er fürchtete, dass er auf diese Weise Schwäche zeigen könnte. Niemand sollte wissen, wie er Yuugi gegenüber empfand. Nicht einmal Yuugi selbst. Ein Mann seines Formats konnte es sich nicht leisten, nach außen Schwäche zu zeigen oder gar eine Freundschaft zu seinem Rivalen zu hegen. Wie würde das denn in den Medien aussehen? Da würde es doch nur wieder zu unnötigen Gerüchten kommen. Kaiba war in erster Linie das Gesicht der Kaiba Corporation und besaß einen großen Anteil an der Firma. Der Vorstand hatte ihn zum Gesicht ihrer Firma gewählt, da er mit seinen Kompetenzen und mit seinem Verständnis des Marktes überzeugte. Er hatte ein gutes Händchen dafür, die nächsten Trends zu erkennen und verstand, wie wichtig Angebot und Nachfrage war. Sämtliche Entscheidungen, die er in den letzten Jahren getroffen hatte, hatten der Kaiba Corporation zu unglaublicher Größe verholfen und so konnte er mit Stolz sagen, dass es seine Leistung allein war, die dazu führte, dass KC nun auch ins Ausland expandierte und in vielen verschiedenen Unterhaltungsmedien verkehrte. Nicht nur Freizeitparks oder technische Zusatzgeräte wie sein Duel-Disk, sondern auch Videospiele gehörten zu dem breitgefächerten Angebot seiner Firma. Als nächstes peilte er bereits den Onlinemarkt an und plante eine Virtual Reality Spiel, in dem sich Spieler aus aller Welt vernetzen konnte. Wenn Kaiba etwas tat, dann im großen Stil und möglichst extravagant. Domino war seine Stadt. Er sah alles. Er wusste alles. Mit seinem Satellitensystem hatte er ein wachendes Auge auf seine Stadt und es war die KC, die dieser Stadt zu neuem Wohlstand verholfen hatte. Touristen von Nah und Fern strömten nach Domino, um den Kaiba Park zu erleben und der Duel Dom mit seiner erstklassigen Duell Arena überzeugte auf allen Ebenen. Die moderne Lichttechnik war ihrer Zeit weit voraus, die Zuschauertribünen fassten mehr als 5000 Zuschauer auf einmal und jedes Turnier wurde gebührend gefeiert. Kaiba legte sehr viel Wert auf eine spannende Darstellung, die die Zuschauer jedes Mal aufs Neue von den Socken fegte und er liebte es, wenn die Massen seinen Namen riefen und sich von ihren Plätzen erhoben, ihm zujubelten und synchron in die Hände klatschte. Es war die Begeisterung der Massen, die er anstrebte. Sein Fanklub war nach wie vor gigantisch und die Menschen weltweit sahen zu ihm hoch. Er konnte es sich gar nicht leisten, auch nur den kleinsten Fehler zu machen, denn sein mediales Bild durfte nicht geschädigt werden. Der Name Kaiba war eine der größten Marke der ganzen Welt. Jeder Skandal war einer zu viel, insbesondere da die KC in der Vergangenheit keine allzu guten Schlagzeilen gemacht hatte. Als ehemaliger Rüstungskonzern, der Massenvernichtungswaffen und Werkzeuge zur Tötung von Menschen veräußert hatte, war es alles andere als einfach diesen Namen wieder reinzuwaschen. Bis heute wärmten sämtliche Medien dieses Thema immer wieder aufs Neue auf. Immer wieder wurde er mit der Vergangenheit konfrontiert. Und jeden Tag bewies Kaiba aufs Neue, dass dieses Image, das sein Stiefvater Gozaburou Kaiba erarbeitet hatte, der Vergangenheit angehörte und die KC niemals wieder in diese Richtung gehen würde. Die KC war nun mal kein unbeschriebenes Blatt und auch wenn er seit Jahren zeigte, dass die KC von heute nichts mit der Vergangenheit zu tun hatte, so gab es ehemalige Partner, die bis heute den plötzlichen Wandel nicht akzeptierten und kein einziges Haar an ihm als Person ließen. Wie oft musste er sich anhören, dass Kaiba seinen eigenen Stiefvater, seinen Wohltäter, mit eigenen Händen getötet hätte? Ich habe ihm nie gesagt, dass er sich aus dem Fenster stürzen soll. Das war seine eigene Schwäche, weil er mit dieser Niederlage nicht klarkam. Es war seine Entscheidung, sein Leben zu beenden, murrte er gedanklich und legte den Kopf in den Nacken. Es war so viele Jahre her und trotzdem konnte er diesen Gedanken nicht abschütteln. Vatermörder hatten seine ehemaligen Partner ihn bezeichnet und so sehr Kaiba es auch verleugnete, tief in seiner Seele verspürte er tatsächlich Schuld. Die Vergangenheit, so sehr er sie auch hinter sich lassen wollte, holte ihn immer wieder ein. Das Bild dieses Mannes, seine Stimme und sein markerschütternder Schrei, als er aus dem Fenster sprang, verfolgte ihn bis heute. Der zermatschte Körper, der am Asphalt aufgeprallt war und all das Blut – auch diesen Anblick konnte er nicht vergessen. Auch heute noch riss ihn dieser Anblick aus dem Schlaf und er spürte die Schuld, die seinen Rücken hinaufkroch und in sein Ohr flüsterte: Es war deine Schuld. Du bist ein Mörder. Du hast nicht das Recht auf Glück. Kaiba war skrupellos, wenn es um seine Feinde ging und zeigte keine Erbarmen, wenn es darum ging, diejenigen von der Bildfläche verschwinden zu lassen, die seinen guten Namen und seinen Ruf schädigen wollten, doch er hatte nie jemanden getötet. Zumindest hatte er nie selbst Hand angelegt oder den Befehl gegeben. Seine Security Guards waren in jeder Hinsicht loyal und befolgten jeden Befehl, doch Kaiba hatte immer darauf geachtet, dass seine Feinde am Leben gelassen wurden. Welche Qualität dieses Leben hatte, interessierte ihn nicht. Jeder musste sich seinen Platz in der Gesellschaft hart erkämpfen und wenn die ehemaligen Angestellten der KC – die zu Lebzeiten seines Stiefvaters hier gearbeitet hatten – glaubten, sie könnten Ansprüche an ihn stellen, hatten sie sich gewaltig geschnitten. Die KC war sein Eigentum und wenn er der Ansicht war, dass ein geheimes Labor zur Waffenherstellung gesprengt werden musste, dann war dies sein gutes Recht als Leiter dieser Firma. Er erinnerte sich zu gut daran, als er den Kaiba Park eröffnet hatte, wie jemand aus der Menschenmenge sich bis nach vorne durchdrängelte und sich durch die Absperrung kämpfte, nur um ihn als Mörder zu bezichtigen. Ein Mann mittleren Alters. Ein ehemaliger Angestellter, der nach seiner Entlassung keinen neuen Job fand und dem neuen Firmenleiter Schuld an seiner Misere gab. Was interessierte es Kaiba, dass dieser Mann seine Familie nicht mehr ernähren konnte? Er hatte weder die Zeit noch die Lust sich um die Schicksalsschläge einzelner Individuen zu kümmern. Er war Firmenleiter und nicht Wohltäter. Er hatte den Mann rauswerfen lassen und bis heute hatte er keine Ahnung, was aus ihm geworden war. Vielleicht war er nun ein Obdachloser, der unter einer Brücke hauste. Er hatte Ziele und Visionen. Ich allein habe der KC zu ihrer heutigen Größe verholfen. Waffen? Gewalt? Warum sollten Menschen ihr Leben riskieren, wenn sie dies auch in einer virtuellen Realität erfahren können, ohne dabei Schaden davonzutragen? Gozaburou war ein Einfaltspinsel, weil er dies nicht erkannte und mich ausgelacht hat. Siehst du, 'Vater', was meine kindischen Visionen aus deiner Firma gemacht haben? Ha. Von diesen Zahlen konntest du nur träumen. Dieses Kapitel der Kaiba Corporation war endgültig abgeschlossen und er würde alles daran setzen, dass niemals wieder irgendjemand es wagte, den guten Namen seiner Firma mit Waffen in Verbindung zu bringen. Die KC brachte Freude und Begeisterung. Das war sein Ziel. Sein Wunsch, überall auf der Welt Freizeitparks zu bauen, in denen Kinder aus allen Gesellschaftsschichten Spaß haben konnten, hatte er niemals aufgegeben. Kaiba achtete sehr darauf, dass Kinder Spaß an seinen Entwicklungen hatte, denn sie waren die Zukunft. Und er spendete regelmäßig große Summen an das Waisenhaus, in dem er und Mokuba Zuflucht gefunden hatten und achtete sehr darauf, dass Kinder und Jugendliche Vergünstigungen beim Erwerb von Duel-Disks bekamen. Manch einer mochte behaupten, dass es sich hierbei lediglich um taktisches Kalkül handelte, eine einfache Marketingstrategie, um mehr Kunden anzulocken, doch Kaiba ging es um viel mehr. Er vernetzte die Menschen mit seiner Technik und er war stolz auf das, was er mit seinen Händen geschaffen hatte. Seine Hologrammtechnik verband Menschen weltweit. Seine Virtual Reality hatte den Weg in eine neue Zukunft geebnet. Atem... die Ägypter haben Architekturen für die Ewigkeit erbaut und bis heute sind die Menschen begeistert und ich werde dir in nichts nachstehen. Du wirst sehen, dass auch meine Technik, meine Visionen, die Menschheit voranbringen wird. Und seine Duelle gegen Mutou Yuugi begeisterten die Menschen weltweit. Ein selbstsicheres Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Der Name Kaiba Seto würde in die Geschichte eingehen. Und heute war der Tag, an dem er seinen Duel Monsters Kontrahenten, seinen Rivalen, Mutou Yuugi endlich besiegen würde. Einmal mehr strich er sich seinen weißen Mantel zurecht und erhob sich nun von seinem Bürostuhl, warf einen letzten, flüchtigen Blick auf die Skyline seiner Stadt. Er war sich sicher, dass der Duel Dom mit tausenden von Fans gefüllt sein würde und dass sie alle dieses Event heiß ersehnten. Kaiba achtete immer sehr darauf, seine Duelle gegen Yuugi groß in Szene zu setzen, denn er wusste, wie wichtig es war, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Selbstbewusst schritt in Richtung des Fahrstuhls. Im Eingangsbereich seiner Firma wartete bereits Isono, der einmal mehr die Rolle des Schiedsrichters übernehmen würde. Yuugi wartete sicher schon auf ihn. Auch heute wurde das Duell über LiveStream ausgestrahlt, so konnten die Fans ihr Duell live verfolgen, auch wenn sie nicht anwesend sein konnten. Mokuba war immer noch in der Schule. Es grämte ihn etwas, dass Mokuba nicht live dabei sein konnte, doch er wollte auf keinen Fall, dass sein kleiner Bruder die Schule vernachlässigte. Immerhin musste auch Mokuba seinen guten Ruf wahren und was für einen Eindruck machte das, wenn ein Vizepräsident die Schule abbrach und keinen Abschluss hatte? Zumindest keinen guten, so viel stand fest. Durch Mokubas Schulzeiten und dessen Ehrgeiz Jahrgangsbester zu werden – was Kaiba wirklich lobte und auch beeindruckte – sahen sie sich meistens nur abends und am Morgen, bevor sie getrennte Wege gingen. Mokuba hatte bereits mehrmals verlauten lassen, dass er nach der Schule studieren wollte, um genauso wie sein Bruder mit Qualifikationen überzeugen zu können. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sie sich langsam auseinanderlebten. Mokuba wurde langsam erwachsen und mit 16 Jahren war er in einem Alter, wo er sich andere Vorbilder suchte und anfing, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Trotzdem war sein Bruder sein Ein und Alles. Mokuba war wie ein eigenes Kind für ihn und auch wenn es ihn bestürzte, dass er seinen glorreichen Sieg gegen Yuugi verpassen könnte, so wollte er seinen Zielen nicht im Weg stehen. Mit etwas Glück würde Mokuba im entscheidenden Moment ankommen und seinen Sieg hautnah miterleben. „Isono! Machen Sie den Motor startklar! Yuugi soll keine Sekunde länger warten müssen.“ Sein Wort war absolut. Sein folgsamer Angestellter nickte eifrig und gemeinsam verließen sie das Firmengelände. Kaiba wollte gewinnen. Er war voller Zuversicht, dass seine neue Strategie, so wie der Einsatz neuer Karten, Yuugi überraschen würde. Er konnte es kaum abwarten Yuugis aufgerissene Augen zu sehen, die ihn teils mit Bewunderung und teils mit Erschrecken anstarrten, während sich die Hologramme vor ihren Augen festigten. Drachengeist des Weißen, Der Weiße Stein der Legende und Kaiba-Mann waren nur einige seiner neuen Karten, die ihm den Sieg bringen würden. Rund um den Duel Dom versammelten sich bereits Massen an Menschen, die nicht mehr ins Gebäude gelassen werden konnten. Kreischend jubelten sie ihm zu, als seine schwarze Stretchlimousine vor dem Eingan zum Stehen kam und er erhobenen Hauptes ausstieg. Bereits jetzt hatte er ein triumphales Lächeln im Gesicht. Sein Blick verriet absolute Zuversicht. Als er sich in Richtung des Doms bewegte, flatterte sein Mantel bedeutungsvoll umher und verlieh ihm eine beinahe majestätische Ausstrahlung, wie ein König, der die Stufen zu seinem Thron erklimmte. Die Menschen jubelten und tobten, als er an ihnen vorbei lief. Sie streckten ihre Hände nach ihm aus und nur die Absperrung und die zahlreichen Security Männer hielten sie zurück. Er war eine Berühmtheit. Die Frauen warfen sich ihm, dem Eiskönig, vor die Füße und wünschten sich sein erstarrtes Herz zu erobern. Aber hier war kein Platz für diese Art der Liebe. Für Kaiba gab es nur seine Arbeit, seine Leidenschaft und seinen geliebten Bruder. (Dass auch Yuugi und ihre nervenaufreibenden Duelle dort ebenfalls einen Platz gefunden hatten, gab er nicht zu.) Endlich betrat er die Duell Arena und kam Yuugi entgegen. „Ich habe lange auf dich gewartet, Yuugi.“ „Es ist schön, dass wir uns wiedersehen.“ „Ich bin nicht für Small-Talk hier, sondern um zu siegen.“ „Das weiß ich doch!“, lachte Yuugi und hob eine Hand vor seinen Mund. Diese Geste wirkte unglaublich unschuldig. Kaiba hasste es, wenn Yuugi das tat. Yuugi behandelte ihn immer wie einen guten alten Freund und manchmal glaubte er, dass Yuugi ihre Duelle nicht so ernst nahm wie er. Seinem Rivalen ging es gar nicht so sehr um den Titel, sondern mehr darum, eine spaßige Partie mit einem guten Freund zu spielen und ein wenig empfand Kaiba das auch so. Yuugi lachte amüsiert und ließ sich von Kaibas finsterer Miene nicht beeindrucken. Dieses Lachen und Yuugis leuchtende Augen brannten sich in Kaibas Gehirn ein. „Lass uns anfangen, Yuugi!“ „Ich bin bereit. Nach dir, der Verlierer des letzten Duells fängt an“, kam es gezwungen spöttisch von Yuugi. Kaiba wusste, dass Yuugi nicht in der Lage war, seinen Gegner ernsthaft zu verhöhnen, daher reagierte er mit einem angedeuteten Lächeln auf diese Worte, zog seine ersten fünf Karten und verlor sich in der Hitze ihres Duells. Beinahe zwei Stunden waren vergangen und Yuugi war erneut dabei, das Spiel für sich zu entscheiden. Kaiba knurrte. War seine Strategie immer noch nicht vollkommen? Was war es, das ihm fehlte? Wohl oder übel musste er sich eingestehen, dass er in Yuugi seinen Meister gefunden hatte und erneut sah er sich in einer ausweglosen Situation. Dunkle Brennende Magie, eine Konterzauberkarte, hatte ihn in die Knie gezwungen und so sehr er auch überlegte und die Karten in seiner Hand anstarrte, sämtliche Möglichkeiten abwog, so fand er keine Lösung. Wie sollte er das Blatt jetzt noch wenden? „Alles in Ordnung, Kaiba-kun?“ „Stör mich nicht, Yuugi. Ich denke nach.“ „Oh, entschuldige“, murmelte Yuugi leise und senkte den Blick. Irgendwie niedlich, wie sehr sich Kaiba in dieses Spiel hineinsteigern konnte und alles um sich herum vergaß. Yuugi, der Spiele schon immer geliebt hatte, war unglaublich froh, jemanden gefunden zu haben, mit dem er diese Leidenschaft, die Liebe fürs Spiel, teilen konnte. Also schwieg er und wartete. Sicher würde Kaiba noch einen Weg finden, das Spiel umzuwerfen und ihn zu überraschen. Das hatte er bisher immer. Mein Arm fühlt sich so heiß an, dachte Yuugi und warf einen Blick auf seinen Duel-Disk. Der Touchscreen hatte sich verändert und blinkte unnatürlich. Obwohl er den Duel-Disk bereits mehrere Tage verwendet hatte, konnte er nicht sagen, was genau mit dem Gerät nicht stimmte. Versuchte es vielleicht eine Verbindung zum Internet herzustellen? Manchmal wurde das Gerät über eine Internetverbindung aktualisiert und lud neue Updates herunter, um die Daten der Hologramme anzupassen. Bisher hatte er sich mit diesen Vorgang nicht beschäftigt. Das Gerät machte dies meistens im Hintergrund, so dass sämtliche Funktionen ganz normal angewendet werden konnten. Fragend hob er seinen Arm und betrachtete das Gerät genau. Erst jetzt sah er einen kleinen Timer an der Seite. Zahlen, die langsam runter gezählt wurden. Wieder blinkte der Bildschirm und unsicher berührte Yuugi diesen, versuchte die Funktion der Zahlen zu ergründen. Vermutlich die Zeit, bis der Download fertig installiert war. Oder? Plötzlich verschwammen die Hologramme auf seiner Seite, sie blitzten mehrmals auf und wackelten wie die Bilder einer Fata Morgana. Irgendetwas stimmte nicht. „Kaiba-kun, mein Duel-Disk scheint beschädigt zu sein.“ „Langweilt dich etwa dein Gegner?“ Kaiba hob nun seinen Blick von seinen Karten und erkannte, dass die Hologramme auf Yuugis Seite gänzlich verschwunden waren. Eine Fehlfunktion? Bisher lief das System einwandfrei. Hatte der Satellit etwa Probleme mit der Verbindung oder war der Duel-Disk an Yuugis Arm etwa defekt? Bis eben lief doch alles wie am Schnürchen. Vielleicht hatte Yuugi ja nur aus Versehen den Touchscreen gestreift und ein anderes Programm geöffnet. Seto missfiel der Gedanke, dass sein neuestes Werk fehlerhaft sein könnte. Vor allem da dieser Duel Disk ans Yuugis Arm maßgeschneidert war und somit ein absolutes Unikat darstellte. Ein besonderer Gegner wie Yuugi verdiente auch eine besondere Behandlung und somit einen angepassten Duel-Disk. „N-nein, das ist es nicht! Entschuldige, das war vielleicht falsch ausgedrückt. Ich wollte nur sagen, dass– “ In diesem Moment blendete ihn ein helles Licht und ein lauter Knall ertönte. Instinktiv hob Kaiba seine Arme vor sein Gesicht und versuchte sich selbst und seine Karten zu schützen. Rauch umgab sie, so dass er nicht ausmachen konnte, was geschehen war. Der Geruch von Feuer lag in der Luft. Er hustete und kämpfte gegen die Tränen, die durch den Qualm langsam seine Augen benetzten. Seine Vision und seine Ohren waren getrübt. Alles war still, obwohl er sich sicher war, dass etwas zu hören sein musste. Kaiba ging zu Boden. Dieser plötzliche Schwindel und die Übelkeit. „Was zum“, fluchte er. Er konnte seine eigene Stimme nicht hören. Er wusste, dass er seine Lippen bewegt hatte und dass er etwas gesagt hatte, aber nichts drang zu seinen Ohren. Irgendetwas musste in die Luft gegangen sein. Eine zerstörerische Detonation, die alles um sich herum auslöschte. Vielleicht eine Gasexplosion? Mist. War Yuugi in Ordnung? Wenn es eine Gasexplosion war, erklärte das die Störsignale des Duel-Disks. Einige Minuten vergingen. Jedenfalls fühlte es sich so an. Kaiba hatte bereits das Gefühl für Zeit verloren. Langsam erholten sich seine Ohren und nun nahm er ein betäubendes Piepen wahr, ehe er die Geräusche seiner Umgebung hörte. Immer noch gedämpft hörte er, wie kleine Metallstücke zu Boden gingen. Eines davon landete direkt vor ihm. Das panische Schreien aus den Zuschauertribünen. Menschen flüchteten ungeordnet Richtung Ausgang und bereits jetzt vernahm er aus der Ferne Sirenen, die sich langsam zu nähern schienen. Zögerlich griff er nach einem der Metallstücke, das vor ihm gelandet war. Zum Teil geschmolzen, die Form verändert. Panik machte sich in ihm breit. Nein, das durfte nicht sein. Das war nicht wahr! Seine Hand zitterte und ungläubig starrte er das verschmorte Metall an. Ein Teil eines Duel-Disks. So sehr er sich weigerte diesen Gedanken zu akzeptieren, so hatte sein Kopf bereits verstanden und gänzlich verinnerlicht was geschehen war. „Yuugi?! Was ist mit dir?!“, schrie er laut und zwang sich auf die Beine. Sein Körper gehorchte ihm nicht. Alles drehte sich und er kämpfte gegen das Ungleichgewicht. Kaiba ging erneut zu Boden. Er verfluchte seine Schwäche. Er kam gegen die Ohnmacht nicht an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)