I hate you, I love you von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Und du bist dir wirklich sicher, dass du das machen willst?“, fragte Logan erneut. Die Arme vor der Brust verkreuzt lehnte er sich an den Türrahmen, während sein Blick aufmerksam ihren Bewegungen folgte. „Natürlich bin ich mir sicher. Ein Job ist ein Job, das solltest du doch wissen“, antwortete die junge Mutantin, als sie die restlichen Klamotten in den Rucksack packte. Der braunhaarige Mann in ihrem Türrahmen zuckte mit den Augenbrauen, was eindeutig seinen Widerwillen gegenüber ihrem Vorhaben ausdrückte, gleichzeitig aber auch eine Erkenntnis preisgab. Er konnte sie nicht aufhalten und das wusste er genau. Freya stämmte die Hände in die Seite, als sie auf ihr Bett sah. „So, ich hoff ich hab nichts vergessen“, sagte die junge Mutantin, bevor sie ihren Blick wieder zu Logan wandte. Ihr Lehrer zeigte auf ihre Frage keinerlei Reaktion, nur sein Blick sprach Bände. Die junge Frau seufzte und trat an ihn heran. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich weggehe“, versuchte sie Logan aufzumuntern, und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Doch die Miene des Mannes vor ihr blieb starr und unergründlich. Freya’s grüne Augen suchten die braunen Logan’s, sodass es für ein paar Momente still im Zimmer blieb. Die beiden sahen sich einfach nur an, es schien wie ein stiller Kampf zu sein, den die beiden, Mentor und Schülerin in ihren Gedanken auszutragen schienen. Schließlich seufzte Logan tief und umarmte die junge Frau. „Das du mir ja zurückkommst“, sprach er die Worte einer Drohung aus, welche jedoch so voll Angst, als auch Sorge waren, dass man sie nicht ernst nehmen konnte. Die rothaarige Frau lächelte. „Keine Angst“, erwiderte sie leise, als sie ihren Kopf kurz auf die Schulter des kräftigen Mannes legte und ihm für einen Moment über den Rücken strich. „Ich bin vielleicht nicht so wie du, aber ein, zwei Sachen hab ich dann doch vom Training mitgenommen“ Während dieses Satzes löste sie sich von Logan, wobei sie ihre rechte Hand noch kurz auf seiner Schulter verweilen ließ, bevor diese hinabglitt, als sie sich umwandte und zurück zum Bett ging. Ihr rechtes Ohr zuckte, als die Halbkatzenmutantin ihre Tasche schulterte und sich zur Tür umdrehte. Logan war indessen aus dem Rahmen getreten, um ihr Platz zu schaffen. Wortlos ging sie an ihn vorbei auf den Gang. Ihr Lehrer folgte ihr im Abstand von ein paar Schritten, als sie die Treppen hinunter lief, die zur Eingangshalle der Schule führten. Ihre grünen Augen fuhren jede Kante des Gebäudes noch einmal ab, sie versuchte sich so viel wie möglich von dem zu merken was sie sah. Auch wenn sie bereits länger hier lebte, waren ihr das Meiste des großen Geländes und auch ein Großteil des Hauses immer noch fremd. Sacht glitten ihre Finger über das Holzgeländer, als sie die letzte Stufe der Treppe nahm, welche auf dem erste Plateau endete. Ihre linke Hand um den Träger ihres Rucksackes gelegt, während die rechte frei in der Luft hing, atmete sie tief ein. Der Duft des Hauses erfüllte ihre Lungen, und rief all diese Erinnerungen hervor. Wie sie zum allerersten Mal hier gestanden hatte, nachdem sie wieder einmal davon gelaufen war, die Flucht ergriffen hatte. Ihr erster Tag an der neuen Schule, wo sie so viel nachzuholen hatte, was sie damals mit ihrem schnellstmöglichem Abschluss nicht hatte lernen können. Die eine Nacht, in der sie sich hier tatsächlich mal verlaufen und Logan sie aufgesammelt hatte. Bei dem Gedanken daran musste sie schmunzeln, dennoch mischte sich auch etwas Wehmut und auch Schuld in ihre Gefühle. Sie schuldete Logan sehr viel mehr, als dass sie jemals begleichen könnte und ihn nun im Stich zu lassen, war ihm gegenüber nicht fair. Freya senkte den Kopf und blinzelte. Vielleicht sollte sie doch nicht gehen. Logan kannte den Krieg bereits, hatte ihn unzählige Male miterlebt. Sie nicht. Kaum sichtbar drehte sie den Kopf nach rechts, als sie dir Schritte schwerer Schuhe auf den Holzstufen vernahm, den Blick noch immer gen Boden gerichtet. „Logan…ich weiß nicht ob…“, begann sie unsicher, im Versuch Worte zu finden, die ihre Gedanken beschreiben sollten, welche ihr jedoch einfach fehlten. Einen Augenblick lang war es still, bevor das Geräusch der Schritte wieder einsetzte. Keine Sekunde später spürte die Mutantin eine Hand auf ihrer Schulter, welche sie sanft, aber beständig in Richtung unten führte. Freya gab den Druck nach, und ging langsamen Schrittes den letzten Teil der Treppe nach unten. Dort drehte Logan sie so, dass sie ihn ansehen musste. „Hör zu“, sagte er. „Ich mag vielleicht mit deiner Entscheidung nicht glücklich sein, doch sie deswegen aufzugeben, ist keine Lösung“ Der Mann bückte sich ein Stück um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein. „Du kannst auf andere hören, aber du musst deinen Weg finden“ Logan’s Stimme war fest und überzeugt, als er sprach, wobei er seine Hand auch nicht von ihrer Schulter nahm. Er sah ihr fest in die Augen, er wollte ihr den Halt geben, ihre Entscheidung durchzuziehen. Dann begann Freya langsam zu nicken. „Ok“, sagte sie leise. Als der Mutant vor ihr sich wieder aufrichten wollte, legte sie jedoch ihre Hand auf seine Schulter. „Logan, du musst mir noch etwas versprechen“ Kurz zog der ältere Mutant die Augenbrauen zusammen, bevor er in einem fragenden Ton ein „Und das wäre?“ herausbrachte. Freya biss sich kurz auf die Unterlippe, unterließ es aber sofort wieder, als ihr klar wurde, dass sie sich mit ihren spitzen Raumtierzähnen nur wehtun würde. „Auf meinem Schreibtisch“, wisperte sie dann leise, und machte eine Pause, bevor sie weitersprach. „Auf meinem Schreibtisch liegt ein Brief“ Ihre Augen hatten die ihres Lehrers und Freundes fest fixiert. „Wenn mir irgendwas passiert, will ich, dass du ihn Charles gibst“ Überrascht wurden Logans Augen größer, doch Freya behielt ihn unbeirrt im Blick. „Er kann damit machen was er will, aber ich will, dass er ihn hat“, wiederholte sie ihre Worte. Ihr Mentor sah sie einen Augenblick an, bevor er nickte. „Werde ich machen“, versprach er. Dann richtete er sich wieder auf, sein Blick war fest auf einen Punkt hinter Freyas Rücken gerichtet. „Komm ich ungelegen?“, ertönte eine Stimme hinter dem Rücken, der Rothaarigen, welche sich ebenfalls umwandte. Charles blickte aus einiger Entfernung zu den beiden hinüber, er traute sich wohl nicht näher heranzukommen. Freya atmete kurz durch. „Ganz und gar nicht“, antwortete sie dann, als der junge Professor seinen Rollstuhl in Bewegung setzte, und zu ihnen hinüberkam. Freya blickte auf Charles hinab, welcher wiederrum zu ihr aufsah. Ihr Blick glitt über sein Gesicht, registrierte jede kleine Unebenheit, jede Falte und jedes Detail seines Aussehens. All dies dauerte keine Sekunde, trotzdem war es für eine Minute lang still in der Eingangshalle der Schule. Freya war an den Augen des jungen Professor hängen geblieben, welche für die junge Frau eine einzige, große Faszination darstellten. Sie war beeindruckt, von diesem durchdringenden, milden Blau, was einen glauben ließ, er würde direkt durch eine andere Person hindurchschauen und sehen können, was man dachte. Sie hatten einen Ausdruck, den selbst sie, mit ihren kreativen Fähigkeiten nur schwer zu Papier bringen konnte. Wie auch in seinen anderen Zügen, lag etwas Strenges und auch Unerbittliches darin, das Sture, was sie von ihren vielen Diskussionen kannte. Doch neben dieser Strenge, lag gleichauf eine Sanftheit und ein Träumerisches, wie sie es glaubte noch nie in einer anderen Person gesehen zu haben. Dieser Wunsch, das Unmögliche Wirklichkeit werden zu lassen und fest an etwas zu glauben. Jedes Mal, wenn sie ihm in die Augen sah, hatte die junge Mutantin das Gefühl, in diesem verträumten Blau ertrinken zu können und dafür wäre ihr nichts zu schade. Für eine kurze Zeit schien die Welt stillzustehen, als die beiden sich ansahen. Und keiner der beiden hatte das Bedürfnis den Blickkontakt zu unterbrechen, nicht einmal den Drang einander etwas zu sagen. Es hätte sicher ewig noch so weitergehen können, wenn Logan sich nicht geräuspert hätte. „Ich nehme an, sie wollten sich verabschieden, Professor“ Charles blinzelte ein paar Mal, was Freya ihm gleichtat, als sie sich aus der Tranche lösten. „Natürlich“, antwortete der junge Rollstuhlfahrer auf Logans Worte, als er erneut den Kopf hob, um Freya anzusehen. „Ich wollte dir viel Glück wünschen und hoffe, dass wir uns in nicht allzu ferner Zukunft wiedersehen“ Die junge Frau versuchte ein Lächeln auf ihre Lippen zu legen, was ihr auch gelang. Doch innerlich, wollte sie am liebsten beginnen zu weinen. „Danke“, erwiderte sie freundlich die Worte des jungen Professors. Als Charles ihr seine Hand entgegen streckte, ging sie jedoch nicht darauf ein. Einen Moment lang hielt er sich noch erhoben, bevor sie ihren ganzen Mut zusammennahm, und sich zu ihm hinunterbeugte, ihm die Arme um den Hals legte, und ihn umarmte. Einen Moment lang passierte gar nichts, bevor Freya spürte, wie Charles vorsichtig seine Arme um sie legte. Die Angespanntheit seines Körpers konnte sie ganz deutlich spüren, er schien von ihrem Schritt sehr überrascht zu sein, was sie ihm auch nicht verübeln konnte. Für einen Herzschlag lang, lagen seine Arme locker auf ihrem Rücken auf, bevor sie merkte, wie er sie leicht zu sich heranzog. Auch sie legte sie Arme ein wenig fester um ihn und schloss für einen Moment die Augen, während sie seinen Duft einatmete. Wenn das hier wirklich die letzte Möglichkeit für lange Zeit sein sollte, wollte sie diese auch nutzen. Sie spürte, wie er mit dem Daumen leicht über ihr Shirt strich und konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken, doch im gleichem Atemzug löste sich eine Träne in ihrem Augenwinkel und verlor sich in den Haaren des Professors. Sie würde ihn vermissen, sehr sogar. Einige Augenblicke hielt die Umarmung an, bevor sie sich vorsichtig wieder von Charles löste. Allerdings spürte sie auch den Widerstand, den seine Arme ihr entgegen brachten. Er wollte sich aus dieser Umarmung anscheinend nicht wirklich freiwillig lösen, doch er musste. Freya richtete sich auf, während ihr Blick weiter dem des jungen Mannes vor ihr inne hatte. Sie konnte ihm ansehen, dass er nicht wollte, dass sie ging, auch wenn er versuchte es zu verbergen. Sie wandte den Kopf ab. Ihr war klar, dass sie diesem Blick nicht lange würde standhalten können. Die junge Halbkatzenmutantin atmete tief durch, bevor sie erneut sprach. „Dann macht’s mal gut…ihr ruf euch ganz sicher mal an“, versuchte sie ein paar fröhliche Worte zu sagen, welche jedoch nicht den gewünschten Effekt hatten. Dann herrschte kurz Stille, bevor Freya sich umwandte und zu Tür ging. Ihre Schritte hallten von den Wänden wieder, als sie kurz nachdem sie die Schwelle übertreten hatte, noch einmal stehen blieb und sich umsah. Logan und Charles standen nebeneinander und sahen ihr nach. Leicht ob sie die Hand zu einem letzten Gruß, bevor sie sich abdrehte. Charles sah ihr noch so lange nach, bis sie in das bereitstehende Auto gestiegen war. Als auch dies verschwunden war, schob er sich bis zum Eingang und blieb mit dem Rollstuhl auf der Terrasse stehen. Sein Blick war auf das Tor gerichtet, welches sich inzwischen wieder geschlossen hatte. Zitternd atmete der junge Professor ein, als er die Handflächen gegeneinander legte, seine Finger kurz unter der Nasenspitze an das Gesicht legte und die Augen schloss. Er war überrascht gewesen, von ihrer Umarmung, aber er hatte sie ebenso wenig missen wollen, wie ihren Duft, von dem er für wenige Sekunden einen Eindruck hatte gewinnen können. Er würde sie vermissen. Er würde sie sehr vermissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)