Of Gold and Green von Yosephia ([BokuAka-Day]) ================================================================================ „Wenn ich’s dir doch sage, sie hat mich angelächelt!“ Neben Akaashi seufzte Konoha leise und schloss seinen beängstigend dicken Lernordner mit einem dumpfen Laut, aber ihr Freund und Kommilitone Sarukui beachtete das nicht einmal, sondern beteuerte Komi weiterhin, dass es zwischen ihm und der neuen Laborantin kräftig funken würde. Wie er es alle paar Wochen im Zusammenhang mit einer neuen Frau tat. Nicht dass er tatsächlich mal mit einer von ihnen ausgehen würde. Er schwelgte einfach nur eine Zeit lang in dem Gedanken, wie beliebt er anscheinend beim anderen Geschlecht war, bis die betreffende Frau einfach nicht mehr von sonderlichem Interesse für ihn war. Seine Aufmerksamkeitsspanne hielt bei solchen Dingen nie besonders lange an. „Wahrscheinlich stand jemand hinter dir“, mutmaßte Komi mit seinem üblichen schelmischen Unterton, was Sarukui einen weinerlichen Protestlaut entlockte. Akaashi verdrehte die Augen ob dieser Possen, blickte jedoch nicht von seinen eigenen Unterlagen auf, er hielt nicht einmal darin inne, sich wichtige Schlagwörter von den Unterlagen auf kleine Lernkarten abzuschreiben. Zu seiner anderen Seite schnaufte Washio und raschelte mit dem Stapel Arbeitsblätter, die er gerade durchging. Mit einem Wälzer von einem Chemiebuch lag Onaga neben ihm im Gras und war wohl der Erfolgreichste von ihnen bei dem Versuch, ihre Spaßvögel zu ignorieren – er hatte sich klugerweise Kopfhörer in die Ohren gesteckt und blickte nun nur von seiner Lektüre auf, wenn er einen Schluck aus seiner Wasserflasche nehmen wollte. „Wir waren ganz alleine im Labor!“, versicherte Sarukui eifrig. „Und sie hat so süß den Kopf schräg gelegt und mit ihren Haaren gespielt. Du weißt schon!“ Nur zu gut hatte Akaashi die übertrieben lebhafte Gestik und Mimik seines langjährigen Freundes vor Augen, aber er hielt den Blick noch immer strikt auf seine Karten gesenkt. „Vielleicht hat sie Läuse“, murmelte Washio so leise, dass nur Akaashi und Konoha ihn hören konnten. Das entlockte Konoha ein lautes Schnauben. Der dicke Ordner landete im Gras neben ihm und er streckte sich ausgiebig, ehe er sich hinterrücks ins Gras fallen ließ, die Arme unter seinem Kopf verschränkt. Damit war er schon der Dritte, der den Kampf gegen die Versuchung aufgab, den sonnigen Maitag einfach zu genießen. Sarukui und Komi hatten ihre Lernunterlagen gar nicht erst mitgebracht und hatten ihre Freunde empört darauf hingewiesen, dass sie gar nicht in den Park gehen müssten, wenn sie sowieso nur lernen wollten. Die Beiden wollten wohl selbst während ihrer letzten Goldenen Woche als Studenten die Ferien lieber als solche genießen, statt jetzt schon auf die Abschlussprüfungen hin zu arbeiten, die ihnen Anfang nächsten Jahres bevorstanden. Beinahe bereute Akaashi es, dass er sich zu diesem Treffen hatte überreden lassen, aber am Tag des Grüns hatten alle Universitätsgebäude, inklusive der Bibliothek und der Labore, zu seinem Bedauern geschlossen und seine winzige Studentenwohnung war mit ihrer Lage direkt über einem kleinen Markt zu unruhig, um vernünftig lernen zu können. Er hatte allerdings gehofft, seine Freunde würden etwas länger durchhalten. Auch wenn sie erst im vorletzten Semester waren, sie hatten sich allesamt ausgerechnet für das komplexe Feld der Mikrobiologie entschieden und damit viel mehr Lernarbeit, als ein Normalsterblicher eigentlich bewältigen konnte. Akaashi hatte neben seinem Bett noch ein Dutzend dicker Standardwerke liegen, die er in diesem Semester lesen wollte oder musste, aber das war schwer unterzubringen bei allem anderen, was noch anstand – die Laborseminare, die Vorlesungen, die Kolloquien, zwei noch ausstehende Praktika und dann auch noch sein Job als Studentische Hilfskraft für seinen potenziellen Doktorvater Professor Yamiji. Deshalb wollte er den Tag lieber effektiv nutzen, als sich im Gras herum zu fläzen, wie seine geschwätzigen Freunde das gerade taten. Ein Seitenblick auf Onaga verriet ihm, dass dieser die Wange auf sein geschlossenes Buch gebettet hatte und döste. Washio stierte noch tapfer auf seine Arbeitsblätter, aber es war schon eine ganze Weile her, dass er umgeblättert hatte. Akaashi seufzte leise und konzentrierte sich wieder auf seine eigenen Unterlagen. Oder er hätte es getan, wenn in diesem Moment nicht zwei Schatten auf ihn gefallen wären. „Warum wundert es mich nicht, dass Akaashi-senpai am längsten durchhält?“ Nun blickte der Genannte doch auf zu den letzten beiden Mitgliedern ihrer Lern- und Freundesgruppe. Suzumeda, die Sprecherin, grinste verschmitzt und hatte die Hände in die Hüften gestemmt, während sie den Blick über die jungen Männer schweifen ließ. „Hey, was soll das denn heißen?!“, protestierte Komi lautstark, während Sarukui beleidigt die Wangen aufblies. „Das bedeutet, dass keiner von uns so ein Monster ist wie Akaashi“, gähnte Konoha unbeeindruckt. Shirofuku legte abwägend den Kopf schief. „Es könnte auch heißen, dass ihr alle keine Disziplin habt.“ „Oder Akaashi zu viel“, murmelte Washio und stopfte seine Arbeitsblätter in seine Tasche. „Ein Monster, sag’ ich doch“, sagte Konoha und grinste zu Akaashi hoch, der ungerührt zurück blickte. Was sollte er schon dazu sagen? Seine Freunde nannten ihn alle Nase lang so, er war das schon längst gewohnt. Insbesondere von Konoha, der nie müde wurde, ihn damit aufzuziehen, wie verbissen er doch wegen seines Studiums sei. Dabei würde Akaashi selbst es eher so bezeichnen, dass er sein Studium einfach ernst nahm. Mit ihrem typischen müden Grinsen legte Shirofuku den Kopf schräg und ließ beide Finger kreisen. „Wenn wir Essen gehen wollen, sollten wir lieber jetzt als später gehen. In einer Stunde werden die Restaurants sicher alle voll sein, weil dann bei den meisten Events Mittagspause gemacht wird.“ „Dann lasst uns jetzt Essen gehen!“, rief Sarukui sofort und war schon im nächsten Moment auf den Beinen. „Mir hängt der Magen schon in den Kniekehlen.“ Washio brummte zustimmend und boxte Onaga in die Seite, um ihn zu wecken. Der blinzelte tatsächlich sogar verschlafen und gähnte. „Habe ich etwas verpasst?“ „Wir gehen Essen“, erklärte Konoha, der sich in einen Schneidersitz hoch gestemmt hatte und Akaashi von der Seite fragend ansah. Der unterdrückte ein Seufzen. Im Grunde war ihm ja klar gewesen, dass seine Freunde heute nicht viel lernen wollten. Dafür waren das Wetter und die Rabattaktionen in den Restaurants zu gut. Aber Akaashi konnte es nicht leiden, seine Arbeit zu unterbrechen. Dass darunter auch sein Schlaf- und Essrhythmus regelmäßig litten, war ihm bewusst, das riefen ihm seine Freunde nur allzu oft in Erinnerung – nicht dass es irgendetwas ändern würde. „Komm’ schon, Akaashi, du arbeitest schon seit dem Morgen an diesen Karten!“, quengelte Komi und robbte über das Gras zu ihm, um ihm eine der Lernkarten abzunehmen. Stirn runzelnd entzifferte er die Kanji darauf. „Selbst das lernst du? Das war doch nur ein hypothetisches Beispiel in Professor Yamijis Vorlesung. Das kommt doch sicher nicht in den Prüfungen dran.“ „Was denn?“, fragte Suzumeda und beugte sich neugierig über Akaashis Schulter. Zu seiner anderen Seite tauchte Shirofuku auf und auch Konoha rückte näher. Nur mit Mühe unterdrückte Akaashi ein Augenrollen ob des herdenartigen Verhaltens seiner Freunde. „Die Zombie-Hypothese? Ernsthaft? Akaashi, übertreib’s nicht“, schnaubte Konoha und verdrehte offen die Augen. „Es geht nicht nur um die Prüfungen“, erwiderte Akaashi ruhig und zog Komi die Karte aus der Hand, um sie wieder auf den Stapel beschriebener Lernkarten zu legen. „Das ist in Fachkreisen immer noch ein ernstes Thema. Sogar im Militär gibt es strategische Modellübungen mit diesem Szenario.“ „Das sind doch nur Übungen“, lachte Sarukui lax und stemmte die Hände in die Hüften. „Reine Gedankenspiele. Als ob irgendjemand tatsächlich von so einer Bedrohung ausgehen würde.“ „Es kann dennoch nicht schaden, sich ernsthaft mit solchen Fragen auseinander zu setzen.“ „Du willst also lieber deine Zombie-Karten vervollständigen, als mit uns Essen zu gehen?“, schlussfolgerte Shirofuku und Komi legte sich theatralisch eine Hand aufs Herz. „Ihr macht mir die Wahl gerade sehr einfach“, gab Akaashi trocken zu. Konoha legte den Kopf in den Nacken und lachte herzhaft und nach einigen Augenblicken stimmten die Anderen ein. Das war es, was Akaashi an ihnen dann doch wieder so schätzte. So unterschiedlich sie alle auch waren, sie akzeptierten die Eigenheiten der jeweils Anderen. Viele an der Universität störten sich an Akaashis unverblümter Art, aber nicht seine Freunde. Im Kreis seiner Freunde wurde er so angenommen, wie er war. „Also gut“, kicherte Konoha und stand auf. „Dann lassen wir dich mit deinen geliebten Zombie-Theorien alleine. Sollen wir dir etwas mitbringen?“ „Onigiri“, sagte Akaashi sofort und hörte Shirofuku hinter sich genau dasselbe flüstern, während Suzumeda schon wieder kicherte. „Was für eine Überraschung“, lachte Konoha und schlug Akaashi auf die Schulter. Die Anderen sammelten ihre Sachen ein und standen ebenfalls auf. Nach einigen weiteren neckenden Kommentaren verließen sie Akaashi. Der nahm sich einen Moment Zeit, um ihnen hinterher zu blicken. Onaga schlurfte immer noch gähnend hinter den Anderen her, während Sarukui – blinder Vollidiot, der er auf diesem Gebiet war – nun Suzumeda von seiner Theorie bezüglich der neuen Laborantin erzählte. Sie lächelte darauf nur unverbindlich und nickte gelegentlich. Akaashi war sich sicher, dass Shirofuku sich das nicht sehr lange tatenlos mit ansehen würde. Konoha im Zentrum der Gruppe blickte noch einmal über seine Schulter. Als sein Blick dem Akaashis begegnete, schlich sich ein fuchsartiges Grinsen auf seine Züge und er formte mit den Lippen das Wort Monster. Akaashi zuckte nicht einmal mit der Wimper, was Konoha nur noch breiter grinsen ließ, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg richtete. Dann war Akaashi alleine. So alleine, wie man am Tag des Grüns in einem der kleineren Parks der Stadt eben sein konnte. In seinem Umkreis gab es einige Picknickdecken mit Familien und Freundesgruppen und etwas weiter entfernt zu seiner Rechten standen einige Campingtische, allesamt belegt, neben einigen standen sogar transportable Grills. An einem Tag wie heute zog es alle, die tatsächlich frei hatten, in die Natur. Wer es sich finanziell oder zeitlich nicht leisten konnte, die Stadt zu verlassen, suchte zumindest einen der Parks auf, die heute freien Eintritt versprachen. Zu seiner Linken konnte Akaashi ein paar Männer in seinem Alter bei dem Versuch beobachten, zu fünft ein passables Volleyballmatch auf die Reihe zu bekommen. Neben der faltbaren Zähltafel und dem großen Haufen Taschen saß ein kleines Mädchen von vielleicht sieben oder acht Jahren, das anscheinend bei jedem Punkt ans Umblättern erinnert werden musste, weil es so begeistert vom Zusehen war. Trotz des unausgewogenen Mannschaftsverhältnisses hatte die Gruppe offensichtlich – und unüberhörbar – Spaß an der Sache. Nun, da er nicht mehr Sarukuis und Komis Geplauder um sich herum hatte, bekam Akaashi sehr viel mehr von ihnen mit. Dem Team mit nur zwei Spielern schien ein Steller zu fehlen, aber das machten sie mit ihrem lautstarken Enthusiasmus und vollem Körpereinsatz wieder wett. Akaashi fühlte sich an seine Schulzeit erinnert, als er selbst noch mit Konoha im Volleyballteam gewesen war. In der Anfangszeit des Studiums hatten sie auch noch im Universitätsteam gespielt und so Sarukui und die Anderen kennen gelernt, aber das Team war in Akaashis fünften Semester von der Universitätsleitung weg rationalisiert worden, um dem prestigeträchtigen Baseballteam, das erstmalig bei den Meisterschaften gewonnen hatte, mehr Gelder zukommen zu lassen. Ein Großteil der Mannschaft hatte sich danach zerstreut, aber zu Sarukui und den Anderen hatte Akaashi über Konoha den Kontakt gehalten und sie waren zu einem festen Freundeskreis zusammen gewachsen. Langsam wandte Akaashi seine Aufmerksamkeit wieder seinen Unterlagen zu. Manchmal vermisste er das regelmäßige Volleyballtraining. Das Gefühl des Leders an seinen Fingerspitzen, der Nervenkitzel bei einem Block, die Euphorie bei einem Punkt, die völlige Verausgabung des Körpers… Aber letztendlich hatte er sowieso keine Zeit mehr dafür. Er war mit seinem Studium, seiner Anstellung als Studentische Hilfskraft bei Professor Yamiji und den gelegentlichen Treffen mit Konoha und en Anderen bereits voll ausgelastet. „Achtung!“ Der Ruf ließ Akaashi wieder aufblicken. In einem hohen Bogen kam der Volleyball beinahe direkt auf ihn zugeflogen, ein missglückter weicher Block oder vielleicht auch ein gezielter Wipe, vermutete Akaashi. Ohne richtig darüber nachzudenken, warf er seine Unterlagen ins Gras und stand auf, die Hände bereits erhoben, die Finger erwartungsvoll gespreizt. Sein Blick huschte für einen Sekundenbruchteil zum Spielfeld. Einer der Männer des Zweierteams lief auf ihn zu, doch der andere stand noch am Netz. Für die Dauer eines Herzschlags blickte Akaashi in die Augen dieses Spielers und hatte dabei genug Zeit, sich über die außergewöhnliche Farbe dieser Augen Gedanken zu machen, ehe er ihm knapp zunickte. Woher auch immer das kam, irgendwie wusste er, dass er dem Anderen den Ball so stellten konnte, dass dieser ihn richtig spiken konnte. Mehr als das – er wollte es… Dann war der Ball bei ihm, wurde von seinen Fingern empfangen, die dem Schwung wie bei einer Sprungfeder kontrolliert nachgaben, ehe sie genau im richtigen Winkel zurück schnellten. Der Ball flog direkt auf den Spieler am Netz zu, der bereits einige Schritte zurück getreten war und nun loslief und absprang, die rechte Hand bereits erhoben. Der Knall, als die Hand den Ball traf und über das Netz auf den gegnerischen Boden schmetterte, verursachte eine Gänsehaut bei Akaashi, die er schon lange nicht mehr in dieser Intensität gespürt hatte. In seiner Magengegend verspürte er eine merkwürdige Leichtigkeit und ein kleiner Teil von ihm wollte einstimmen, als der Angreifer landete und dann mit einem lauteren „HEYHEYHEY!!!“ beide Fäuste in die Luft stieß, als es für einen normalen Menschen eigentlich möglich sein sollte. Dann wirbelte der Spieler herum und rannte auf Akaashi zu, wobei er den kleineren Spieler überholte, der auf halber Strecke staunend stehen geblieben war. Direkt vor Akaashi blieb er stehen und hob beide Hände für ein High Five, das er jedoch nicht beantwortet bekam. Denn alles, was Akaashi tun konnte, war, diese wandelnde Naturkatastrophe zu betrachten. Der Mann war etwas größer als er und hatte deutlich breitere, sehr muskulöse Schultern, war allgemein unter der lockeren Sportkleidung durchtrainiert und muskulös. Sein Gesicht war breit und kantig, aber auf eine sehr attraktive Art, die ausgezeichnet mit den grau-schwarzen Haaren, die zu einer hörnerartigen Frisur nach oben gestylt waren, und den honiggoldenen Augen harmonierte. Wäre da nicht dieses euphorische, beinahe manische Grinsen gewesen, hätte das Gesicht des Mannes an eine Eule erinnern können. „Heyheyhey! Das war cool! Bist du etwa ein Steller? Spielst du in einer Mannschaft? Hast du Lust, mit zu spielen?“ Es sprudelten noch gefühlt tausend andere Fragen aus dem Mund des Mannes, aber Akaashi hatte Mühe, überhaupt irgendetwas zu verstehen. Die Ekstase des Mannes wegen eines so simplen Zuspiels war… verwirrend, beängstigend geradezu und irgendwie überwältigend. „Oya! Bo, lass’ den Mann doch mal zu Wort kommen!“ Einer der Männer des Gegnerteams war heran getreten und hatte einen Arm um den Hals des Angreifers gelegt, um ihn in einen kameradschaftlichen und doch groben Schwitzkasten zu nehmen. Er war noch ein paar Zentimeter größer und hatte einen schwarzen Mob von Haaren, bei dem Akaashi sich nicht sicher sein konnte, ob er gewollt oder nur das Ergebnis einer seltsamen Schlafposition war, und sein Gesicht, inklusive des überheblichen Grinsens, erinnerte an eine Katze auf der siegesgewissen Pirsch. „Kuroooooo, nicht meine Haare!“, protestierte der Angreifer, als die grau-schwarzen Hörner beim entstehenden Gerangel durcheinander gebracht wurden. Während Akaashi das Treiben der beiden Freunde noch mit einem skeptischen Stirnrunzeln beobachtete, kamen auch die anderen Spieler heran. Das Mädchen hängte sich an den Arm eines fast zwei Meter großen, schlanken Mannes mit grauen Haaren und grünen Katzenaugen, hatte jedoch sehr viel mehr Ähnlichkeit mit dem Mitspieler des Angreifers. Die Geschwister – zumindest hielt Akaashi sie für welche – waren Beide von niedriger, schlaksiger Statur und hatten orangefarbene, zottelige Haare und große, braune Augen. Sogar das begeisterte Funkeln darin und das strahlende Grinsen waren beinahe identisch. Die beinahe noch jugendlichen Züge der orangehaarigen Mannes ließen Akaashi vermuten, dass er der Jüngste in der Gruppe war – von dem Mädchen mal abgesehen. Der letzte der Männer war um ein paar Zentimeter größer als der Orangehaarige und hatte blondierte Haare mit einem deutlich zu erkennenden schwarzen Ansatz, die ihm bis zum Kinn reichten, und katzenartige, goldene Augen, die sich jedoch auf sein Smartphone konzentrierten, das er aus einem der Rucksäcke neben der Zähltafel gezogen hatte, statt sich seinen Kameraden anzuschließen. „Oya!“, sagte der Schwarzhaarige wieder mit diesem breiten Grinsen, das Akaashi irgendwie auf die Nerven ging. „Das war ein verdammt gutes Zuspiel! Ich hätte ja eher gedacht, dass du ausweichen würdest.“ Sein viel sagender Blick ging auf die Lernkarten hinunter, die sich im Gras verteilt hatten. Akaashi verzog keine Miene. Wenn dieser Typ ihn damit aufziehen wollte, dass er während der Goldenen Woche eben nicht die ganze Zeit auf der faulen Haut lag, musste er sich schon etwas anderes einfallen lassen. Als hätte er Akaashis Gedanken erraten, winkte er immer noch grinsend ab. „Ich bin Kuroo Testuro. Der Langhans hier ist Haiba Lev, der Shrimpo ist Hinata Shoyo und die kleine Lady ist Hinata Natsu.“ Während Haiba das Gesicht verzog und Hinata lautstark erklärte, dass er kein Shrimp sei, kicherte das Mädchen geziert und ließ von dem genannten Langhans ab, um sich stattdessen an Kuroos freien Arm zu hängen und schwärmerisch zu ihm aufzublicken, woraufhin er ihm ein charmantes Lächeln schenkte, was es gleich noch mehr kichern ließ. Ugh. Ein Weiberheld auch noch. Als ob der Kerl nicht auch so schon unausstehlich wäre. „Der Puddingkopf da hinten ist Kozume Kenma“, fuhr Kuroo erhaben grinsend ob dieser kindlichen Bewunderung fort und deutete zu dem Mann, der mittlerweile mit seinem Smartphone neben den Rucksäcken im Gras saß, ehe er endlich den einarmigen Schwitzkasten löste, damit der andere Mann sich wieder aufrichten konnte. „Und unsere Comiceule hier ist Bokuto Koutarou.“ Wie um den Vergleich zu bestätigen, zog Bokuto einen Schmollmund in Richtung seines Freundes. So sah er mehr denn je wie eine Eule aus. Eine kindische, aber irgendwie niedliche Eule. Akaashi fragte sich, woher auf einmal dieses Adjektiv in seinen Gedanken gekommen war. „Wenn, dann bin ich eine richtige Eule!“, erklärte Bokuto lautstark und schlug sich mit der Faust auf die Brust, ehe er sich ruckartig an Akaashi wandte und dem die Hand zum Gruß hinhielt. Obwohl er sich sicher war, es zu bereuen, hielt Akaashi sich an seine gute Kinderstube, deutete seinen Namen murmelnd eine Verbeugung an und ergriff dann die starke, schwielige Hand. Die Fingerkuppen des Anderen waren rau, ebenso der Handballen. Das Ergebnis von mehr hartem Training als nur Freizeitvolleyball, nahm Akaashi an. Der Händedruck war fest und kräftig auf eine stürmische und doch angenehme Art, auch wenn Akaashi im nächsten Moment das Gefühl hatte, als würde ihm der Arm ausgekugelt werden, weil Bokuto seine Hand so überschwänglich schüttelte. „Dein Zuspiel war perfekt!“, rief Bokuto so laut, dass Akaashi sich sicher war, man könnte ihn noch am anderen Ende der Stadt hören. „Wie lange spielst du schon? In welcher Mannschaft bist du? Gibst du mir noch einen Ball?“ „Ich will auch einen Ball von ihm spiken!“, meldete sich Hinata fast genauso lautstark zu Wort, seine Augen vor Begeisterung leuchtend, sein Körper regelrecht vibrierend vor Aufregung. Kuroo grinste Akaashi über Bokutos Schulter hinweg herausfordernd an. „Vielleicht solltest du mit uns spielen, damit Bokuto und Shrimpo ausnahmsweise mal eine Chance gegen uns haben.“ „Die haben wir immer, Kuroo!“, protestierte Bokuto schon wieder mit diesem ärgerlichen Schmollmund. „Wir sind besser als ihr! Aber mit Akaashi würden wir euch erst recht platt machen!“ Prompt schnellte sein Kopf zurück und er setzte einen Bettelblick auf, gegen den jeder Welpe kalter Kaffee war. Wie gut, dass Akaashi keine besondere Schwäche für niedliche Dinge hatte. Normalerweise ließ ihn so etwas tatsächlich kalt. Allerdings musste er sich eingestehen, dass es schwer war, auch nur daran zu denken, Nein zu Bokuto zu sagen. Das Leuchten der goldenen Augen war regelrecht hypnotisierend. Und seine völlige Hingabe für ein einfaches Spiel wirkte eine gewisse Faszination auf Akaashi aus. Er erinnerte sich wieder daran, wie gut es sich angefühlt hatte, Bokuto den Ball zu stellen, und was für eine Befriedigung es in ihm ausgelöst hatte, als das Leder den gegnerischen Boden berührt hatte – trotz zweier schier riesiger Blocker. „Ich habe seit drei Jahren nicht mehr richtig gespielt“, erklärte Akaashi ruhig und schaffte es endlich, Bokuto seine Hand zu entziehen, auch wenn er es im nächsten Moment bedauerte. Irgendwie war es angenehm, von Bokutos warmer, starker Hand berührt zu werden. „Wirklich?!“ Bokutos Augen weiteten sich ungläubig. „Wirklich. Mein Team wurde aufgelöst. Ich habe an der Uni gespielt.“ „Aber du bist. So. Gut!“ „Du übertreibst, Bokuto-san“, sagte Akaashi monoton. „Wenn er regelmäßig mit euch spielt, ist Kozume-san sicher besser als ich.“ „Nah... Kenma ist gut, aber er ist nicht so begeistert dabei. Wir müssen ihn jedes Mal anbetteln, mit uns zu spielen“, erklärte Bokuto mit heftig wedelnden Armen. Akaashi war sich sicher, ein abwesendes Seufzen aus Kozumes Richtung zu hören, das etwas von wegen „zu laut, Bokuto“ bedeutete. „Weil Akaashi ja auch so begeisterungsfähig aussieht“, wandte Kuroo grinsend ein. „Das verstehst du nicht!“, verkündete Bokuto nur mit einer wegwerfenden Handbewegung in Richtung des Schwarzhaarigen und schenkte Akaashi dann ein breites Grinsen. Dessen Haut begann bei diesem intensiven Blickkontakt zu kribbeln und er musste schon wieder daran denken, was für ein gutes Gefühl es gewesen war, endlich wieder den Ball zu berühren, und wie sicher er sich während dieses kurzen Blickkontakts mit Bokuto vorhin gefühlt hatte. Irgendwie hatte er einfach gespürt, dass der Athlet den Ball treffen würde. Als gäbe es zwischen ihnen eine Verbindung… Was völliger Blödsinn war, immerhin kannten sie einander erst seit ein paar Minuten und Akaashi hatte noch nie zu den kontaktfreudigen Leuten gehört. Ohne Konoha wäre er wohl auch nicht mit Komi und den Anderen so warm geworden. Und ein einziger Blickkontakt war nun wirklich nicht das, was tiefes Vertrauen schaffte. Glaubte er zumindest. Und dennoch gelang es Akaashi nicht, sich einfach von Bokuto abzuwenden. Diese ausdruckstarken, goldenen Augen hielten ihn regelrecht gefangen. „Spiel’ mit uns“, sagte Bokuto noch mal, etwas leiser dieses Mal, die Stimme um eine Nuance tiefer, die ausreichte, um Akaashi einen weiteren Schauder den Rücken herunter zu jagen. „Ich glaube, Akaashi muss lernen“, mischte Kuroo sich schon wieder ein und deutete auf die Lernkarten und den Ordner mit den Mitschriften im Gras hinunter. Bokuto schien das Durcheinander tatsächlich erst jetzt zu bemerken und für einen Moment wirkte er einfach nur verwirrt, ehe sich erst Begreifen, dann Schuld und zuletzt maßlose Enttäuschung auf seinen Zügen abmalte. Beinahe wirkte es, als hätte man seinen größten Traum wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Offensichtlich hatte Bokuto einen Hang zu Stimmungsschwankungen. „Oh… also dann… Wir wollten nicht stören“, nuschelte er zutiefst niedergeschlagen und schleppte sich mit hängendem Kopf zurück zum Spielfeld. Verwirrt folgten Hinata und Haiba ihm. Natsu winkte Akaashi noch mal arglos lächelnd zu und hüpfte dann zurück zur Zähltafel, um sich dicht neben Kozume zu hocken und ihn beim Spielen zu beobachten. Akaashis Aufmerksamkeit galt jedoch weiterhin Bokuto, der sich unweit von Kozume ins Gras hatte sinken lassen und lustlos an seiner Wasserflasche nuckelte. „Er hat sich wirklich darauf gefreut, mit dir zu spielen“, sagte Kuroo und als Akaashi sich dem Schwarzhaarigen zuwandte, erkannte er dessen amüsiertes Grinsen. Irgendwie hatte Akaashi das Gefühl, als würde hinter dieser simplen Feststellung noch etwas anderes stecken. Dieser Kuroo war eine richtige Nervensäge. „Viel Spaß dir noch“, verabschiedete sich endlich auch Kuroo und trabte zurück zu seinen Freunden. Hinata und Haiba pritschten einander den Ball über das Netz hinweg zu, während Bokuto noch immer zu schmollen schien. Kuroo ließ ihn in Ruhe und schien stattdessen wohl lieber Kozume nerven zu wollen. Um sich endlich nicht mehr von ihnen ablenken zu lassen, drehte Akaashi ihnen den Rücken zu und begann, seine Unterlagen einzusammeln. Es dauerte eine Weile, bis er nicht nur die Karten, sondern auch die drei Stifte wieder gefunden hatte, aber als alles wieder ordentlich vor ihm lag und darauf wartete, dass er mit seiner Arbeit weiter machte, konnte er nicht mehr tun, als stumpf darauf zu starren. Hinter sich konnte er weiterhin nur die Rufe von Hinata und Haiba hören. Obwohl die Beiden es an Enthusiasmus gewiss nicht mangeln ließen, war es im Park ohne Bokutos Stimme doch auf einmal verstörend leise… Das Vibrieren seines Smartphones riss Akaashi aus seinen Gedanken. Eine Nachricht von Konoha. Das Restaurant, in das sie wollten, war bereits ziemlich voll. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sie zurück waren. Akaashi sah es schon kommen, dass seine Freunde heute überhaupt nicht mehr zum Lernen kommen würden. Wahrscheinlich würden sie das auf den freien Tag morgen verschieben… Ganz langsam klappte Akaashi seinen Ordner zu, schob die Lernkarten in die dafür vorgesehene Folie und steckte alles in seinen Rucksack, ehe er ihn schulterte und zum Volleyballfeld ging. Mittlerweile lümmelten sich dort alle im Gras, Kozume noch immer in sein Spiel vertieft, beobachtet von den Geschwistern, die ihn immer wieder anfeuerten, Haiba im Gras dösend. Kuroo hatte ein Buch hervor gezogen, blickte jedoch als Erster auf, als Akaashi die Gruppe erreichte. Bei seinem Grinsen hatte Akaashi das Gefühl, als hätte der Schwarzhaarige bereits mit ihm gerechnet. Er schenkte ihm nur einen ausdruckslosen Blick und suchte dann den Blickkontakt mit Bokuto, der deprimiert einige Grashalme zerrupfte. Als Bokuto ihn endlich bemerkte, hellte sich seine Miene sofort hoffnungsvoll auf und seine Haltung richtete sich merklich auf. Die goldenen Augen begannen wieder zu leuchten und in Akaashis Magen rumorte etwas Unbestimmtes. „Ich muss mich noch aufwärmen und vernünftig dehnen, aber dann würde ich gerne mit euch spielen, Bokuto-san“, erklärte er steif. Ehe er sich versah, war Bokuto auf einmal auf den Beinen und stand vor ihm. Als seine Hände auf Akaashis Schultern nieder schlugen, ging er beinahe in die Knie. „Heyheyhey! Ich freue mich schon, mit dir zu spielen, Akaashi!“, rief Bokuto wieder so laut, dass es in Akaashis Ohren klingelte. Aber irgendwie – und bei diesem Gedanken konnte Akaashi sich eines kleinen Lächelns nicht erwehren – war es ein angenehmes Klingeln. Ganz unwillkürlich kam ihm der Gedanke, dass er bei Bokuto nichts dagegen hätte, wenn seine Ohren noch oft klingeln würden… Mit einem lauten Knall landete der Ball ganz knapp auf dem Boden innerhalb des Spielfeldes. Mit kribbelnder Hand landete Bokuto geschmeidig auf beiden Beinen. Seine Finger spreizten und krümmten sich mehrmals probehalber und er betrachtete immer noch die Stelle neben der Spielfeldlinie, die er getroffen hatte, während seine Teamkollegen grölend ihren Sieg in dem Übungsmatch feierten. Normalerweise war es für ihn berauschend, den alles entscheidenden Punkt zu machen, war es doch die perfekte Gelegenheit, sich so richtig in Szene zu setzen und sich in der Bewunderung der Andern zu sonnen. Aber heute stimmte etwas nicht. Kenmas Zuspiel war so akkurat und so schnell wie eh und je gewesen. Ein bisschen weiter vom Netz entfernt, damit Bokuto mit voller Kraft ausholen konnte, ohne Gefahr zu laufen, das Netz zu berühren. Genau so brauchte und mochte Bokuto es. Das war die perfekte Vorlage, damit er glänzen konnte. Dennoch hatte es sich irgendwie falsch angefühlt. Etwas hatte gefehlt – ob bei Kenma oder bei ihm selbst, wusste Bokuto noch nicht einmal zu sagen. Langsam trottete er vom Spielfeld und hinüber zu den Bänken, auf welchen zwei Kühlboxen mit ihren Wasserflaschen standen. General Nekomata, der noch mit der Schiedsrichterpfeife zwischen den Lippen am Netz stand, warf ihm einen Blick zu, aber Bokuto gab sich keine Mühe, ihn deuten zu wollen. Er war sowieso denkbar schlecht bei so etwas und gerade war er auch nicht verpflichtet, vor dem alten Mann zu salutieren. Bokuto ließ sich auf eine der Bänke fallen, fischte seine Wasserflasche aus der nächsten Kühlbox und trank, während er sich den Kopf zerbrach, was mit ihm los war. Es war doch alles in bester Ordnung. Er hatte nur Bereitschaftsdienst, musste aber nicht auf Patrouille, was bedeutete, dass er mit den anderen Soldaten, die auch nur Bereitschaft hatten, Volleyball spielen konnte. Sie hatten genau zwölf Leute zusammen gekriegt und General Nekomata hatte sich bereit erklärt, Schiedsrichter zu sein. Das Wetter war super: Sonnig und windstill – die perfekten Bedingungen, damit sie auf dem Volleyballplatz auf dem Hinterhof der Kaserne spielen konnten. Der Platz war vor einigen Jahren auf General Nekomatas Veranlassung hin errichtet worden, um eine Ergänzung zum nahe gelegenen Fitnesscenter zu bieten, welches den Soldaten kostenlos zur Verfügung stand, um sich fit zu halten. Durch die Fensterfront des Centers erkannte Bokuto einige Mitglieder der Mauergruppe an den Geräten. Bei den Baracken auf der anderen Seite des Volleyballplatzes schlenderten einige Soldaten in Uniform und in Zivil herum. Es gab nicht die geringsten Anzeichen dafür, dass Bokuto und seine Kameraden heute noch in den aktiven Dienst gerufen würden. Es war alles rundum perfekt. Und dennoch verspürte Bokuto diese unbestimmte Unzufriedenheit. Frustriert blickte Bokuto auf seine Turnschuhe hinunter. Er brauchte bald neue. Eigentlich sogar sehr bald, aber während seines Urlaubs in der Goldenen Woche hatte er an den Tagen, an denen die Geschäfte offen gehabt hatten, es irgendwie immer versäumt, ein Sportgeschäft aufzusuchen. Er würde wohl abwarten müssen, bis er übermorgen seinen freien Tag hatte. Ein Wasserspritzer an seiner Stirn ließ Bokuto empört aufblicken. Vor ihm stand Kuroo mit diesem unheilverkündenden Katzengrinsen. „Bläst du schon wieder Trübsal, Bo?“ „Tue ich gar nicht!“, protestierte Bokuto sofort lautstark und wischte sich das Wasser von der Stirn, ehe er sich an Kenma wandte, der sich mit Kai und Yaku ebenfalls auf der Bank nieder gelassen hatte, während Lev sich zu Hinata gesellt hatte, welcher seine schier unerschöpfliche Energie mit Kageyama bei einem Extratraining abreagierte. „Kenma, sag’ Kuroo, dass ich nicht Trübsal blase!“ Der Jüngere verzog das Gesicht, als hätte er auf eine Zitrone gebissen, löste jedoch nicht seinen Blick von seinem Smartphone. Seine Stimme war gewohnt monoton, als er das Wort erhob: „Kuroo, Bokuto bläst nicht Trübsal.“ „Tut er wohl, sag’ ihm das“, lachte der Kommandant und stemmte die Hände in die Hüften. „Sag’ es ihn selbst“, murmelte Kenma genervt und beugte sich etwas weiter vor, sodass seine Haare nach vorn fielen und wie ein Vorhang sein Gesicht abschirmten. Typisch für ihn, er machte dieses Spiel nie wirklich lange mit. „Warum sollte ich Trübsal blasen?“, ereiferte Bokuto sich und sprang auf die Beine, um sich in die Brust zu werfen. „Ich war heute super! Keiner von euch kann es mit mir aufnehmen!“ „Das sei mal dahin gestellt“, winkte Kuroo grinsend ab. „Aber du bläst Trübsal, weil Akaashi nicht mitgespielt hat.“ Volltreffer. Bokuto blinzelte mehrmals, dann sank er in sich zusammen und ließ sich wieder auf die Bank plumpsen, die Lippen zu einem Schmollmund verzogen, die Arme vor der Brust verschränkt. „Wer ist Akaashi?“, fragte Yaku und beugte sich vor, um an Kai und Kenma vorbei blicken zu können. „Bos neuer Freund“, erklärte Kuroo, der seinen Triumph über Bokuto offensichtlich auskostete. „Wir haben ihn vor vier Tagen im Park getroffen, als wir dort Volleyball gespielt haben. Er hat für Bokuto und Hinata zugespielt und seitdem-“ „Kuroo“, unterbrach Kenma genervt, doch der Schwarzhaarige ließ sich nicht beirren. „Seitdem ist Bokuto mit seinen Gedanken immer bei seinem sexy Virologen.“ „Deshalb ist er noch unaufmerksamer als sonst schon“, stellte Yaku gnadenlos fest. „Und hat nicht so viel Appetit wie sonst“, fügte Kai schmunzelnd hinzu. „Und verfällt schneller in seinen Emo-Modus.“ „Und lässt sich nicht so viel feiern wie sonst.“ „Und sagt nicht mehr andauernd ‚Hey, hey, hey!’.“ Finster blickte Bokuto zwischen Kuroo, Yaku und Kai hin und her, die sich offensichtlich über ihn lustig machten, aber ihm fiel kein schlagfertiger Kommentar ein, um es ihnen heimzuzahlen. Außerdem hatte Kuroo leider Recht: Seit er am Tag des Grüns mit Akaashi gespielt hatte, konnte er nicht mehr aufhören, an ihn zu denken. Entgegen seiner Behauptung hatte der Student sehr gut mit ihnen mithalten können. Die Pässe, die er Bokuto zugespielt hatte, waren perfekt gewesen und er war mindestens genauso raffiniert wie Kenma – und nicht ganz so bewegungsunwillig. Schon beim ersten, eigentlich eher unfreiwilligen Zuspiel durch Akaashi hatte Bokuto sofort gespürt, dass es da etwas Besonderes zwischen ihnen gab. Denn auf eine nicht richtig greifbare Art und Weise hatte Akaashi ihn verstanden, hatte ihm immer so zugespielt, wie er es gebraucht hatte, hatte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen gebracht, wenn Bokuto zu sehr gefeiert hatte, hatte ihn gelenkt und sich lenken lassen. Sie waren einfach das perfekte Team gewesen. So etwas hatte Bokuto nie zuvor erlebt! Nach dem vierten siegreichen Satz in Folge waren Akaashis Freunde zurück gekommen. Danach hatte der Student es zu Bokutos großen Bedauern eilig gehabt, aufzubrechen. Er müsse noch viel lernen und wolle am nächsten Tag ganz früh in die Bibliothek gehen. Erst als es schon viel zu spät gewesen war, war Bokuto eingefallen, dass er den Anderen nach seiner Handynummer hätte fragen können. „Akaashi ist nun einmal der beste Zuspieler der Welt!“, erklärte Bokuto und blickte herausfordernd zu den Anderen hoch, ehe ihm etwas einfiel und er sich hastig und sehr schuldbewusst zu Kenma umwandte. „Nicht böse sein, Kenma! Du bist auch super!“ „Nur eben nicht Akaashi, ich weiß“, winkte Kenma ab, ohne auch nur bei seinem Spiel innezuhalten. Erleichtert atmete Bokuto aus. So sehr er Akaashi auch mochte, was er definitiv nicht wollte, war, es sich mit einem seiner ältesten Freunde zu verscherzen. Er kannte Kuroo und Kenma seit der Grundschule, die Beiden hatten ihm durch die Schulprüfungen geholfen, hatten sich nie ernsthaft über seine Macken lustig gemacht, waren in seiner dunkelsten Stunde für ihn da gewesen. Für Bokuto waren sie mehr als nur Kameraden und Freunde, sie waren Familie! „Sagt mal…“ Yaku wiegte nachdenklich seinen Kopf hin und her. „Kann es sein, dass Bokuto keinen Plan hat, was Sache ist?“ „Macht ganz den Anschein, oder?“, sinnierte Kai. „Ja, aber kann man wirklich so schwer von Begriff sein?“ „Wir reden immerhin von Bo…“ „Da ist was dran!“ „Kenma, die sind blöd!“, beklagte Bokuto sich und verschränkte wieder bockig die Arme vor der Brust. „Wovon reden die?!“ Zur Antwort erhielt er zunächst nur ein leidiges Seufzen, das ihm das Gefühl gab, etwas sehr Dummes gesagt zu haben. Einige Sekunden lang tippte Kenma noch auf seinem Smartphone herum, dann ließ er es langsam sinken und hob den Kopf. Der Blick seiner goldenen Katzenaugen ließ Bokuto erschaudern. „Sie reden davon, dass du in Akaashi verliebt bist, Bokuto.“ Bokuto blinzelte. Einmal. Und noch einmal. Und noch einmal… Er versuchte, über diese Information nachzudenken, doch er war noch nie verliebt gewesen. Nicht dass er völlig unerfahren war. Ein paar Begegnungen mit Männern und Frauen, die mit ihm geflirtet hatten, hatte es schon gegeben, aber nach einigen wilden Abenteuern war es meistens wieder vorbei gewesen, bevor Bokuto überhaupt so weit gewesen war, sich intensiver für seinen derzeitigen Partner zu interessieren. Sexualpartner hatten für ihn irgendwie immer unter seinen Freunden gestanden. Wie Sex wohl mit Akaashi wäre? Bisher hatte er in diesem Kontext noch gar nicht an Akaashi gedacht, weil der Schwarzhaarige so viel anderes zu bieten hatte. Mit gerunzelter Stirn legte er schließlich den Kopf schief. „Bist du dir sicher, Kenma?“ Aus dem Augenwinkel sah er, wie Yaku sich gegen die Stirn schlug, hörte Kais ersticktes Hüsteln und Kuroos schweren Seufzer. Und Kenma sah schon wieder so aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Ziemlich.“ Bokutos Kopf geriet noch mehr in Schräglage und er kratzte sich am Hinterkopf. „Aber müsste ich das nicht selbst bemerken?“ „Wie hat der es bloß durch die Eignungsprüfung geschafft?“, murmelte Yaku fassungslos. Bokutos Kopf schnellte herum und er funkelte Yaku böse an. „Das habe ich gehört!“ „Friede, Kinder!“, seufzte Kuroo und winkte beschwichtigend mit den Händen, ehe er sich direkt vor Bokuto stellte und diesem beide Hände auf die Schultern legte, um ihm tief in die Augen blicken zu können. „Du musst jetzt ganz genau nachdenken, Bo. Hast du Akaashi zum Abschied umarmt oder nicht?“ „Habe ich“, antwortete Bokuto verwirrt. „Aber das machen wir doch auch manchmal.“ „Bei uns ist das aber nur aus Spaß. War es das bei Akaashi?“ Wieder dachte Bokuto scharf nach. Er erinnerte sich daran, wie sehr er sich gewünscht hatte, Akaashi möge länger bleiben. Den Schwarzhaarigen zu umarmen, war ursprünglich gar nicht sein Plan gewesen, aber beim verabschiedenden Händedruck hatte er ihn einfach in seine Arme ziehen müssen. „Nein“, antwortete er zögerlich. „Und wie hat es sich angefühlt, Akaashi zu umarmen?“ Bokuto erinnerte sich an den dezenten Schweißgeruch des Anderen, an seinen steifen Rücken unter seinen Fingern, an eine Hand, die zaghaft seinen unteren Rücken tätschelte, und an den Schauder, der ihn daraufhin erfasst hatte. Unter dem Schweiß hatte er ein sehr unaufdringliches Shampoo gerochen und für einen Moment war ihm in den Sinn gekommen, dass er Akaashi nie wieder los lassen wollte. „OH MEIN GOTT!“, rief Bokuto und sprang so abrupt auf, dass sein Kopf gegen Kuroos stieß. Yaku prustete und Kai verbarg sein Lächeln hinter der Hand, während General Nekomata und die noch verbliebenen Volleyballspieler zu Bokuto und seinen Kameraden hinüber blickten. Kenmas Finger tippten sehr schnell auf seinem Touchscreen herum, als hoffte der Taktiker, so tun zu können, als hätte er nichts mit Bokutos Tumult zu tun. Der Schmerz an seiner Stirn pochte fies, aber alles, woran Bokuto denken konnte, war seine soeben gewonnene Erkenntnis. „KUROO!“ Er ließ seine Hände auf die Schultern seines Kindheitsfreundes donnern und schüttelte ihn dann wild. „ICH BIN VERLIEBT!“ Das war offensichtlich zu viel für Yaku. Lachend krümmte er sich zusammen. Kenma rutschte ans andere Ende der Bank und drehte seinen Kameraden den Rücken zu. Und Kuroo versuchte, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Aber Bokuto hatte keine Nerven dafür, sich um das Gebaren seiner Freunde zu scheren. Er war verliebt! Während er weiterhin Kuroo schüttelte, plapperte er vor sich hin. „Was mache ich denn jetzt? Muss ich Akaashi um ein Date bitten? Steht er überhaupt auf Männer? Steht er überhaupt auf mich?! Kuroo, SAG’ DOCH AUCH MAL WAS!“ Ein Handkantenschlag in seine Seite brachte ihn dazu, Kuroo los zu lassen und sich zur Seite zu krümmen. Jammernd blickte er zu seinem Freund und Kommandanten auf, der mit zersausten Haaren und blitzenden Augen zu ihm herunter blickte. „Ich hätte dir schon längst so einiges gesagt, wenn du mich mal lassen würdest!“, erklärte Kuroo und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um sie wieder in die gewünschte Form eines Bedhead zu bringen. „So grob“, jammerte Bokuto und hielt sich weiterhin die Seite. Kurz warf er Yaku einen beleidigten Blick zu, der mittlerweile atemlos kichernd am Boden saß. Kai stand mit immer noch zuckenden Mundwinkeln daneben und zu ihm hatten sich einige der Anderen gesellt, die ratlos zwischen Bokuto und Kuroo hin und her sahen. „Also“, begann Kuroo schließlich und schlug Bokuto mit der Handkante sachte auf den Kopf, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er traf genau die Stelle, die vorher schon weh getan hatte, zeigte jedoch keine Reue, als Bokuto leise wimmerte. „Bevor du irgendetwas unternimmst, solltest du dir erst einmal darüber klar werden, was du eigentlich willst.“ „Was ich will?“, echote Bokuto und legte verwirrt den Kopf schräg. Für einen Moment zuckte etwas in Kuroos sonst so cooler Miene und er atmete schwer ein und aus. „Willst du weiterhin Zeit mit Akaashi verbringen und mehr daraus werden lassen?“ Nachdenklich kratzte Bokuto sich am Hinterkopf. „Meinst du damit Sex?“ Hinter Kuroo hustete jemand beschämt und General Nekomata gluckste leise, Kuroo jedoch verdrehte die Augen gen Himmel, ehe er sich wieder Bokuto zuwandte. „Unter anderem. Bleiben wir erst einmal beim ersten Teil der Frage: Willst du Zeit mit Akaashi verbringen?“ „Natürlich! Ich will mit Akaashi Volleyball spielen und ihn kennen lernen. Er ist so cool!“, erklärte Bokuto lautstark. „Okay“, seufzte Kuroo. „Dann musst du dich mit ihm verabreden. Alles andere wirst du dann mit der Zeit heraus finden.“ „Das ist eine gute Idee!“, jubelte Bokuto und sprang wieder auf die Beine, obwohl seine Seite und sein Kopf noch immer schmerzten. Er war hochmotiviert! Ja, er würde zu Akaashi gehen und sich mit ihm verabreden und dann würden sie auf Dates gehen und Volleyball spielen und einander näher kennen lernen. Bokuto war so aufgeregt wie selten zuvor in seinem Leben. Sogar sein erster richtiger Spike konnte es damit kaum aufnehmen! „Großartig“, applaudierte General Nekomata gutmütig und klatschte sogar in die Hände. „Aber hat Bokuto überhaupt die Handynummer von seinem Akaashi?“ Oh… Mit großen Augen sah Bokuto den alten Mann an. Alle Begeisterung war wie fortgewischt und stattdessen wurde er von Sekunde zu Sekunde deprimierter. „Nein“, nuschelte er und ließ sich trübsinnig auf die Bank plumpsen. Er hatte sich so sehr gefreut, Akaashi bald wieder zu sehen und Zeit mit ihm zu verbringen. Warum bloß hatte er bei ihrem ersten Treffen nicht daran gedacht, Akaashi nach seiner Handynummer zu fragen? Er hatte zwar seinen vollen Namen und wusste, dass er Student war, aber das allein würde ihm nicht weiterhelfen. Ein aufmunterndes Klopfen auf seiner Schulter ließ ihn aufblicken. Kuroo grinste wieder gewohnt überlegen. „Keine Sorge, Bo. Ich habe bereits eine Ahnung, wo dein Akaashi stecken könnte.“ Die Fukurodani Academy of Science war ein riesiger Komplex im weiteren Stadtzentrum, das ansonsten von Wolkenkratzern beherrscht wurde. Der Campus war offensichtlich mit sehr viel Bedacht geplant worden. Die Gebäude hatten alle denselben kubischen Baustil mit sehr viel Glas und kupferfarbenen Stahlelementen, variierten aber – vermutlich ihrem jeweiligen Zweck entsprechend – in Größe und Grundriss. Verbunden wurden sie durch gradlinige Wege mit weißen Bodenplatten, umsäumt von schlichten Rasenflächen, auf welchen es sich jetzt zur Mittagszeit viele Studenten gemütlich gemacht hatten. Wegweiser standen an allen Ecken und trugen zuweilen die Namen von Fachrichtungen, von denen Bokuto vorher noch nie gehört hatte. Bokuto war noch nie hier gewesen. Schon als Jugendlicher hatte er sich dafür entschieden, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und Soldat zu werden, deshalb hatte er an den ganzen Universitätsschnuppertagen im letzten Schuljahr nicht teilgenommen und sich auch nie durch die Flut von Informationsbroschüren für die einzelnen Hochschulen gearbeitet. Deshalb wusste er auch nicht, ob diese absurde Größe normal für eine Universität war. Himmel, laut diesen Wegweisern gab es hier sogar mehrere Bibliotheken! „Kuroo, bist du dir sicher, dass wir hier Akaashi finden?“, wandte er sich schließlich an seinen besten Freund, der sich gerade durch die Haare fuhr und via Augenkontakt mit einem halben Dutzend Studentinnen gleichzeitig zu flirten schien. „Huh?“ Der Schwarzhaarige warf sich in die Brust. „Natürlich bin ich mir sicher! Auf den Lernkarten und –büchern von Akaashi ging es um Virologie, das hat die Wahl der Universitäten schon mal erheblich eingeschränkt. Und dann habe ich mich noch ein wenig schlau gemacht, welche die beste Uni für das Fach ist. Dein Akaashi ist immerhin ein Streber.“ „Ist er gar nicht!“, protestierte Bokuto vehement und ignorierte die irritierten Blicke, die ihm wegen seiner Lautstärke zugeworfen wurden. „Akaashi ist einfach nur schlauer als du und ich, das heißt nicht, dass er ein Streber ist!“ „Er hat an einem Feiertag gelernt. Das ist quasi der Inbegriff des Strebers“, erwiderte Kuroo. Er deutete auf eines der Hinweisschilder. „Wir müssen nach rechts. Und übrigens ist niemand schlauer als ich, außer vielleicht Kenma und General Nekomata.“ Bokuto blies schmollend die Wangen auf, ehe er seinem Freund die Zunge heraus streckte. „Du bist ja nur sauer, weil Akaashi, Hinata und ich dich haushoch geschlagen haben!“ „Haushoch, natürlich“, schnaubte Kuroo und sah sich suchend um. „Okay, jetzt brauchen wir etwas Glück. Da ist das Seminargebäude für die Virologie, da die Bibliothek, da die Büros und Laboratorien. Nett, dass sie hier alles so gut beschriften, man sollte nicht meinen, dass wir tatsächlich noch in einer der unübersichtlichsten Städte der Welt sind.“ Jetzt schnaubte Bokuto. „In wie vielen Städten außerhalb Japans warst du überhaupt schon?“ „Zählt Sapporo?“ „Nein, Hokkaido gehört mit zu Japan.“ „Aber es ist so weit weg und es ist kalt da und die Insel ist einfach langweilig…“ Bokuto blendete das Plappern seines besten Freundes aus und sah sich suchend nach Akaashi um. Auf dem Weg hierher hatte Kuroo ihm geraten, dass sie erst einmal versuchten, einen von Akaashis Freunden zu erwischen, um die Lage zu sondieren. Wenn Akaashi gar nicht auf Männer stand oder sich gerade in einer Beziehung fand – was Bokuto bei Akaashis Aussehen für sehr wahrscheinlich hielt, während Kuroo es wegen Akaashis Charakter eher anzweifelte –, brauchte Bokuto ihn auch gar nicht erst um ein Date bitten. Wenn das gut lief, sollte Bokuto nach Akaashis Handynummer fragen. Mehr erst einmal nicht, sonst könnte es zu viel für Akaashi werden. Da Kuroo eindeutig derjenige mit mehr Erfahrung war und Bokuto zu nichts raten würde, was ihm schaden würde – in der Hinsicht wusste Bokuto genau, dass er seinem besten Freund blind vertrauen konnte –, war er fest entschlossen, sich an die Ratschläge zu halten. Wenn Kuroo schon extra mit Yaku, der einem solche Sachen ewig nachhängen ließ, seinen freien Tag tauschte, damit er Bokuto begleiten konnte, dann sollte es sich auch gelohnt haben! Während er mit Kuroo langsam weiter ging und suchte, klopfte ihm das Herz bis zum Hals. Er wollte Akaashi endlich wieder sehen, wollte seine Stimme hören und noch viel, viel mehr über ihn lernen. Er wollte wissen, was er gerne aß, damit er ihn irgendwann man bekochen konnte – er war kein guter Koch, aber Kuroos Großmutter würde es ihm bestimmt beibringen können! Er wollte wissen, was Akaashi nach seinem Studium machen wollte. Ob er gerne reiste. Welche Filme er mochte. Wofür er sich, abgesehen von Virologie, noch interessierte. Wo und wie er wohnte – wann es wohl angemessen war, dass Bokuto mal in Akaashis Wohnung durfte? Und- „Bokuto?“ Der Soldat wirbelte überrascht herum. Vor ihm stand ein Blondschopf von durchschnittlicher Größe mit Gesichtszügen, die entfernt an einen Fuchs erinnerten. „Konoha!“, rief Bokuto überglücklich. Beinahe wäre er nach vorn gesprungen, um den Studenten zu umarmen. „Konoha, wir sind hier, um Akaashi zu suchen. Also ich bin deswegen hier, Kuroo ist meine moralische Unterstützung. Er hat es zwar Babysitter gesagt, aber er ist gemein und ich brauche auch gar keinen Babysitter!“ „Ganz bestimmt nicht“, feixte Konoha äußerst amüsiert. „Danke dir, Bokuto, ich habe gerade sehr viel Geld gewonnen.“ Verwirrt legte Bokuto den Kopf schräg, aber der Blondschopf winkte grinsend ab. „Akaashi ist gleich da hinten. Wir haben gerade eine längere Pause zwischen zwei Seminaren.“ „Eigentlich wollten wir dir zuerst ein paar Fragen stel- Bo, bleib’ hier!“ Aber Bokuto ignorierte den Ruf seines besten Freundes und stürmte in die Richtung, in die Konoha gedeutet hatte. Denn dank des Hinweises hatte er Akaashi endlich entdeckt! Er saß mit zwei jungen Frauen an einem Steintisch, zwischen ihnen ein großes Lehrbuch, jeder mit einem Onigiri in den Händen. Beim Anblick von Akaashi schaltete Bokutos Gehirn endgültig kurz. Er hielt direkt vor dem Tisch und ließ beide Hände auf die Steinplatte klatschen, womit er sofort die Aufmerksamkeit der drei Studenten auf sich zog. Akaashis Augen weiteten sich überrascht. Im Licht der Mittagssonne hatten sie eine faszinierende grünblaue Farbe. Dabei hatte Bokuto beim ersten Treffen noch geglaubt, Akaashis Augen wären Dunkelgrau. Ob ihre Farbe sich bei unterschiedlichem Licht immer wieder änderte? Wie gebannt betrachtete Bokuto das Gesicht des Studenten. Wie die leicht gelockten, nur halbherzig gebändigten Haare einen harmonischen Kontrast zur blassen Haut darstellten. Auf den Wangen deuteten sich Sommersprossen an, die Lippen waren schmal, die Nase gerade und spitz. Als Akaashi verblüfft blinzelte, fiel Bokuto auf, wie lang seine Wimpern waren. Und am rechten Mundwinkel klebte ein Reiskorn. Für einen verrückten Moment dachte Bokuto darüber nach, sich vorzubeugen und dieses Reiskorn weg zu küssen. „Bokuto-san? Was machst du hier?“, fragte Akaashi. „Was wohl“, murmelte eine der beiden Studentinnen – Yukie, wenn Bokuto sich an ihren Namen richtig erinnerte. Als Akaashi sich ihr zuwandte, wich der Ausdruck der Überraschung von seinem Gesicht und machte seiner üblichen Reserviertheit Platz. Aber das war nicht richtig! Akaashi sollte weiter Bokuto ansehen! „Akaashi!“, rief Bokuto so laut, dass Akaashi und die beiden Studentinnen – und noch ein paar weitere Leute im Umkreis – erschrocken zusammen zuckten. Aber er achtete nicht darauf. Zimmerlautstärke war etwas für Looser und ganz besonders jetzt wollte er kein Looser sein. „Akaashi, willst du mit mir auf ein Date gehen?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)