Das Monster unter meinem Bett von bakuramaus ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Jede Nacht ist es unheimlich Still in meinem Zimmer. Ich habe Angst. Angst vor der Dunkelheit unter meinem Bett. Dort sollen Monster wohnen und unartige Kinder auffressen. Jeden Abend schaut Papa unter mein Bett und ruft freudig: „Heute warst du artig, ich sehe kein Monster!“ Stolz streichelt Papa meinen Kopf und löscht das Licht. Jetzt ist die Dunkelheit ganz in meinem Zimmer. Es raschelt und knistert. Ich schau lieber noch einmal nach. Mit wackligen Beinen rutsche ich aus meinem Bett und werfe einen Blick darunter. Nichts außer Finsternis. Ich reibe mir die Augen und vergewissere mich noch mal. Langsam gleiten meine Hände unter mein Bett. Sie ertasten etwas Flauschiges. Habe ich etwa vergessen, meinen Teddy wegzuräumen? Nochmal umfasse ich das Flauschige etwas und zieh es hervor. Plötzlich starren mich zwei große gelbe Augen an. Erschrocken schreie ich auf, lasse es los und es rennt wieder unter mein Bett. Papa kommt ins Zimmer gestürmt und wird zornig. „Ich habe dir doch gesagt, da ist kein Monster!“ Er ordert mich zurück ins Bett. Jetzt habe ich noch mehr Angst. Unter meinem Bett ist etwas. Ich habe es schon immer gewusst. Und es lebt! Ich kuschle mich in meine Decke und warte. Warte auf das Monster, was mich gleich fressen will. Stunden vergehen und es lässt sich einfach nicht blicken. Ich schau der Gefahr mutig entgegen und flüstere: „Komm heraus! Ich weiß, dass du dort unten bist!“ Es bleibt still. Ich wiederhole nochmal meinen Satz und warte gespant. Wieder ein Knistern und Rascheln. Die gelben Augen blitzen auf. Ich grabe mich tiefer in die Decke. Zögerlich kriecht das Monster an meinem Bett hoch. Mit weit aufgerissenen Augen starrt es mich an. Auge um Auge sehen wir uns an. „Na los, komm iss mich!“ Sage ich und mein Herz rast. Langsam kommt es auf mich zu und krabbelt unter meine Decke. Ich will zurückweichen, aber es geht nicht weiter. Sein Fell ist so warm. Es zittert genauso wie ich. Während ich gewartet habe, dass es mich auffrisst, bin ich dann doch irgendwann eingeschlafen. Am Morgen ist das Monster wieder verschwunden. Habe ich gehofft, denn schon beim Frühstücken streift es durch meine Beine. Ich schrecke hoch, aber Mama und Papa nehmen keine Notiz von ihm. Kopfschüttelnd belächeln sie mich. Auch auf dem Weg zur Schule läuft es treu an meiner Seite. Immer wieder werfe ich ein Auge auf ihn. Keiner sieht ihn. Die Lehrer nicht und meine Mitschüler auch nicht. Ich locke es zu mir und tätschelt ihm vorsichtig den Kopf. Ich habe ein Monster bezwungen! Ein Monster! Mit hervorgedrückter Brust laufe ich nach Hause. Auf dem Weg treffe ich einige gemeine Kinder, aber ich habe keine Angst mehr. Das Monster sträubt das Fell und faucht und gemeinsam schlagen wir sie in die Flucht. Von nun an schreite ich ohne Angst voran. Nichts kann mich mehr aufhalten. Die Schule, die Arbeit und auch nicht die Liebe. Immer noch ist das Monster an meiner Seite. Ich habe aufgegeben nach dem Grund zu fragen. Warum ist es an meiner Seite? Wann wird es mich verlassen? Warum beschützt es mich? Warum sagt es kein Wort? Schon seit einigen Jahren bin ich froh, das Monster an meiner Seite zu wissen. Nichts ist mehr unmöglich, denn ich bin nie alleine. Und so ziehen die Jahre ins Land. Irgendwann ist es dann so weit. Ich warte darauf, mit den Engeln zum Himmel hinauf zu fliegen. Und während ich warte, sitzt das Monster auf meinem Bett. Wird es mich jetzt in die Dunkelheit bringen? Aber ich habe keine Angst. Ich habe mein Leben gelebt. Habe Kinder großgezogen, die weinend am Bettrand stehen. Ich lächle und freue mich auf das, was kommen mag. „Ich danke dir.“ Flüstere ich zu dem Monster, was seine Pfote auf meine Hand legt. Auf einmal spricht es zu mir. „Ich danke dir! Ich hatte so fürchterliche Angst und versteckte mich in der Dunkelheit. Doch du konntest mich sehen. Du warst mein Licht in der Dunkelheit. Dank dir konnte ich ohne Angst und Sorgen deine Welt kennenlernen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)