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Vergebung

Im Inneren zerschmettert
von

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Zersplittert

Der Regen stürzte wild nieder, der Wind peitschte ihn gegen die Fenster des Fuchsbaues und brauste durch die Wiesen und Felder um das Haus. Es gab kaum ein widerwertigeres Wetter und alle Fensterläden waren fest verschlossen. Die dunklen Wolken ballten sich über den Himmel und türmten sich zu immer gewaltigeren Skulpturen auf. Obwohl die Nacht noch Stunden auf sich warten ließ, schien es kaum einen Unterschied zwischen dieser Finsternis und der Dunkelheit der mitternächtlichen Stunde zu geben. Keiner würde sich freiwillig bei diesem Wetter aus dem Haus wagen, sich durch die Felder schlagen, da ein großflächiger Schutzzauber das Grundstück abschirmte. Apparieren war in diesem Zauber nicht möglich und zwang Besucher den lange Weg durch die schlammigen Felder zu suchen. Wenn es nicht um Leben und Tod ginge, würde niemand diese Reise auf sich nehmen.

Aber was bedeutete diese Aussage schon? Was bedeutete es sich um Leben und Tod Gedanken zu machen und solche Strapazen zu meistern? War es eine Option wenigsten einen Teil seiner Schuld begleichen zu können? War es eine Chance auf Vergebung, die ihn am Ende dieser Tortur erwarten könnte? Eisig hatte sich das Wasser auch in die letzten Schichten Stoff gesogen und der Wind ließ ihn grausam frieren. Seine Beine zitterten, er musste sich nicht nur gegen den Sturm stellen, auch rutschten seine Füße auf dem felsigen, nassen Untergrund stets ab.
 

Als sich das mächtige Gebäude endlich im schemenhaften Licht erhob, nur verschwommen konnte er das Licht hinter den geschlossenen Fensterläden erkennen, spürte er zumindest ein leichtes Erwachen zerbrechlicher Hoffnung. Er hatte den größten Fehler seines Lebens begangen und dafür büßte er. Nein, um ehrlich zu sein war dieser Weg allein ein demütiger Anfang, eine winzige Huldigung seiner eigenen Ohnmacht. Er hatte versagt, er hatte sich einen Moment nicht kontrolliert, einen Moment fallen lassen und ganz gleich, was auch immer seine Familienehre davon hielt, er hatte sein Versprechen gebrochen! Einem Mann wie ihm gegenüber! Einem Mann, der gerade einen solchen Fehler nicht verzeihen konnte. Mühsam griffen seine schlanken Finger nach dem Gartentor und keuchend, nach Luft ringend stemmte er sich ein letztes Mal gegen den gewaltigen Wind, der ihn von den Füßen reißen wollte.

Nur noch ein Stück, scheppernd krachte das metallene Tor hinter ihm zu und er kämpfte sich mit dem einzigen Mut in seinem Herzen weiter bis zur Tür. Er musste sie einfach erreichen! Er konnte jetzt nicht noch länger warten. Ganz gleich, was auch immer kommen würde! Angstvoll starrte er auf die Klingel und konnte gegen den tosenden Sturm doch das Geräusch im Hause selbst nicht hören. Er musste da sein!
 

Mit unerwartetem Schwung wurde die Tür geöffnet und die braunen Augen starrten ihn an. Es waren zwei Paar, die in je einem sommersprossigen Gesicht zu finden waren und von wilden, roten Haaren umgeben wurden. Schweigend wurde er abschätzig gemustert, nur nebenher begriff der Blonde, dass er sich keuchend an der Wand abstützte. „Alles ok, Ron!“ Rief plötzlich der linke, der beiden Männer, nur damit der andere hinterher setzte. „Es ist nur ein Vertreter.“

Knallend schlug die Tür vor seiner Nase wieder zu, ein Zucken fuhr durch seinen gesamten Körper. Klar, was hatte er erwartet? Dass seine Brüder nichts von der Sache wussten? Ignoriert zu werden war sicher noch das angenehmste, zu dem die beiden fähig waren. Mit einem neuen Schnaufen betätigte er ein weiteres Mal die Klingel, nicht ahnend, wie oft er dieses heute noch tun würde.

Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, bis die Tür erneut geöffnet wurde. Fred und Georg standen noch immer da, und mit einem höhnischen Grinsen meinten beide wie im Chor. „Wir kaufen nichts!“ Nur damit Draco ein weiteres Mal die Tür zugeschlagen bekam. Kraftlos warf der ehemalige Slytherin einen Blick über die Schulter. Er kam hier eh nicht wieder weg. Also, es blieb nur die Option einen weiteren Versuch zu starten.
 

Mit verschränkten Armen hatten sich die beiden großgewachsenen Zwillinge im Türrahmen aufgebaut und drängten den Ankömmling ein Stück hinaus. Erschrocken machte Draco diesen Schritt rückwärts und landete im stürmischen Regen. Wieder riss der Wind an seinem Mantel, der gänzlich durchweicht war. „Bitte, ich… ich will doch nur mit ihm sprechen!“ Versuchte er gegen den tosenden Sturm zu formulieren, doch seine Stimme schien ihm den Dienst zu verweigern.

„Hast du etwas gehört?“ Fragte der eine der Zwillinge und der andere schüttelte nur den Kopf. „Keine Ahnung, der Wind ist so laut. Aber was sollte schon kommen? Ein billiges „Es tut mir leid?“ Also wirklich!“ Stichelte nun der andere zurück und der Sturm brachte ihre roten Locken in Bewegung. „Besser noch, diese ewigen, nutzlosen Versprechen, dass es nie wieder passieren würde! Ich kotze gleich!“ Kommentierte nun Fred wieder und in den braunen Augen der beiden jungen Männer funkelte es gewaltig. Sie schienen hinter ihren dreisten Grimassen eine Idee zu verfolgen, die einfach nicht gut sein konnte. Langsam begriff der Blonde, dass diese Aufgabe eine unglaublich schwere war. Wie sollte er diese beiden uneinsichtigen Männer von seiner guten Absicht überzeugen?

Panik setzte seinen Verstand kurzeitig aus und als er sich wieder fasste, bekam er schon die nächste Abreibung. „Wir können ihn zu den Schweinen in den Stall werfen. Ron wird es uns sicher übel nehmen, wenn wir ihn wieder nach Hause schicken.“ Der andere Zwilling, Draco konnte sie einfach nicht auseinander halten, griff diesen Faden auf. „Klar, da ist es warm, er ist nicht allein, klingt nach einer perfekten Idee!“
 

Das grausame Lachen erschien ihm wie ein weiterer Schlag ins Gesicht und mit einem erneuten Keuchen versuchte er sich gegen den Wind zu stemmen. „Nein,… ich kann nicht im Schweinestall…“ Doch weiter kam er nicht, seine Stimme verklang, sein Rachen schmerzte einfach zu stark, die Kälte hatte seinen gesamten Köper durchdrungen.

„Oh, der feine Herr will den Stall nicht!“ Kam nun von der linken Seite, während der andere Zwilling, die Arme vor der Brust lockernd, ergänzte. „Dann haben wir unsere Pflicht getan!“ Im Gleichschritt setzten sie die Füße zurück und die Tür fiel zum ungezählten Male zu. Ein Teil in ihm wollte sich ergeben, wollte diesen Kampf aufgeben und hier direkt vor der Türschwelle einfach ein Teil des Wassers werden, welchem er sich näher fühlte als jeder menschlichen Existenz. Sein Körper war erschöpft, die Kälte hatte ihren grausamen Tribut gefordert und nun wirkte jede Hoffnung zerschlagen.

Ein winziger Teil war noch nicht bereit aufzugeben, zu sterben, denn irgendwie wäre das die Alternative. Er kam nicht fort, konnte nicht apperrieren und sonst gab es keinen Platz, den er aufsuchen konnte. Er wäre vielleicht nicht einmal in der Lage über diese Türschwelle zu gehen, vor der er nun in die Knie sank. Wahrscheinlich würde er über sie kriechen.
 

„Dass hat er nicht wirklich gewagt!“ Herrschte eine beinahe schrille Stimme durch die tosende Nacht, als ein neuer Lichtschein sein nasses Gesicht bedeckte. Jemand hatte die Tür geöffnet und nun stand neben den Zwillingen ein Mann, den er wirklich hasste. In seiner Schulzeit hatte er diesen Mann schon mit all seinen Regeln und den Genauigkeiten als ein Übel empfunden, doch erst in den letzten Jahren war der rothaarige Musterschüler zu einem ausgewachsenen Problem mutiert. Er galt als die Stimme der Vernunft und seine Worte waren es oft genug, die Zweifel säten. Wie konnte ein einzelner Mann nur von allen so gehasst werden und dennoch eine solche Macht besitzen? Selbst die Zwillinge, die ihren älteren Bruder lieber von einer Klippe baumeln ließen, stellten sich mit überheblichem Blick hinter ihm auf, als wären sie die Leibgarde, die sich nach seinem Befehl zur haltlosen Bestie verwandelte.

„Oh doch, dass hat er!“ Brummte die jetzt wieder gefasstere Stimme und die kalten, blauen Augen ruhten auf dem blassen, von Regen aufgequollenen Gesicht. „Ich hätte nicht gedacht, dich hier einmal im Dreck kriechen zu sehen, Malfoy!“ So viel Hohn lag in diesen Worten, sie flossen über vor Widerwertigkeit und mit diesem niederschmetternden Ansatz fuhr er fort. „Ich werde nicht zulassen…“ Nur kurz schien er inne zu halten, hob den Kopf etwas, als würde er sich an die beiden hinter sich wenden. „… niemand wird hier zulassen, dass du dich noch einmal an Ron vergreifst! Du hast dein wahres Gesicht gezeigt und nun verende genau dort, wo du dich befindest! Im DRECK!“
 

Erschrocken zuckte er zusammen, die Tür wurde mit solch einer Wucht zugeschlagen, dass der Nachhall sogar das Tosen des Regens übertönte. Eine besonders kalte Windböe ergriff ihn, riss erbarmungslos an seinem Mantel und Draco begann sich regelrecht zusammen zu kauern. Tränen liefen über seine kalten Wangen, doch niemand würde sie erkennen. Dazu verlor er sich selbst zu sehr im Wasser, welches vom Himmel zur Erde stürzte. Als spülte es ihn aus und ließe seine gesamte Persönlichkeit in den Grund sickern, umschloss die Wand an wilden Tropfen den jungen Mann, der kraftlos am Boden Halt zu finden hoffte.

Was erwartete ihn schon noch? Hohn und Spott würden so oder so seine Begleiter werden! Es gab keinen Weg mehr, nirgendwohin. Nicht in dieses Haus, nicht von ihm weg und die Splitter seines gebrochenen Herzens schnitten tief in das aufgewühlte Fleisch. Er spürte seinen Körper nicht mehr, nur noch dieses dumpfe, stechende Gefühl der gebrochenen Splitter. Sein Herz war zerschlagen und er hatte es selbst getan. Er war dafür verantwortlich, niemand sonst! Er hatte diesen Fehler begangen und nun würde es hier enden! Was bliebe nach dieser Nacht noch von ihm übrig? Mit Glück wäre in seinem unterkühlten Leib noch etwas Leben, doch sein Verstand, seine Seele waren längst so weit verloren, dass sie den nächsten Morgen nicht erreichten.
 

„Bitte, ich will nur sehen, ob es wirklich stimmt! Ist er ernsthaft hier?“ Das war die Stimme dieser kleinen, widerwärtigen Hexe. Er konnte sie einfach nicht ausstehen, aber wehren würde er sich nicht. Wie denn auch? Als der Lichtschein ein weiteres Mal sein Elend erhellte, blickte er nicht mehr auf. Er hatte den Kopf gesenkt, die Arme dicht an die Brust gezogen, die Knie tief im Schlamm versunken. „Lass diese Tür zu!“ Raunte Percy seiner Schwester zu, die ihre feuerroten Haare offen trug. „Ich mache sie auch gleich wieder zu.“ Antwortete sie mit leiser Stimme, doch in ihr klang der pure Spott mit. Sie hatte den einst so stolzen Slytherin längst bemerkt und mit ihrem Lachen wurde ihm dieses endgültig bewusst. Es erhielt all die Bosheit, die er ihr immer unterstellte. All die grausame Freude am Leid eines anderen, die sonst nur den Slytherin zugeschrieben wurde. „Da sitzt er ja wirklich! Wie erbärmlich! Wir dürfen ihn nur nicht vor unserer Haustür verrecken lassen, sonst heißt es nachher noch, dass wir für seinen Tod verantwortlich sind.“ Kein Gefühl der Menschlichkeit klang mit, als sie ihn so musterte. Mit einem zufriedenen Grinsen meinte der älteste in der Runde. „Das kriegen wir schon hin. Er ist auf dem Weg im Schutzkreis einfach in einem der Felder zusammengebrochen.“
 

Zum ersten Mal regte sich ein seltsames Gefühl in den Gesichtern der Zwillinge. Sie sprachen es nicht aus, aber ein bleiernes Empfinden machte sich in ihren Mägen breit und ließ sie lautlos schlucken. Sie hatten ihn ja ärgern, ihn demütigen wollen, aber das hier ging entschieden zu weit! Ganz gleich, was Draco Malfoy auch getan hatte, er war ein Mensch! Sahen das Ginny und Percy nicht mehr so? Heimlich warfen sie sich stumme Blicke zu und schienen abzuschätzen, wie weit die beiden anderen dies nur zum Scherz sagten oder ob dahinter eine handlungsfähige Absicht verborgen war. Welche Möglichkeiten blieben ihnen jedoch? Was konnten sie tun, um die Demütigung straffähig aufrecht zu erhalten, den blonden Mistkerl aber nicht umzubringen?

Diese Frage wurde zu ihrem Glück von einer uneingeschränkt herrschenden Dame geklärt, die in ihrer aufgebrachten Art in die Küche stürmte. Ihre braunen Augen hatten den Aufmarsch an der Tür längst beim Eintreten in den großen Raum bemerkt und mit zusammengezogenen Augenbrauen zog sie das große, wollene Tuch über ihren Schultern enger. „Was geht hier vor? Wer hat da eben geklingelt?“ Ihre aufgebrachte Stimme enthielt schon diesen leicht hysterischen Ton, mit dem sie stets die Tonleiter in die Höhe stieg. Fred und George drehten sich augenblicklich um und antworteten so reflexartig, dass ihnen die Bedeutung des Auftauchens ihrer Mutter gar nicht erst bewusst wurde. „Niemand! Er ist schon weg!“

Erschrocken schlug Ginny die Tür vor sich zu und mit einem möglichst unschuldigen Lächeln nickte sie zustimmend. Ihr ältester, anwesender Bruder gab wie immer diplomatisch von sich. „Diese Angelegenheit ist schon zur Genüge geklärt. Nichts, mit dem du dich befassen müsstest.“ Da jedoch allen Weasley Kindern bewusst war, dass dieses eher eine Einladung zu neuen Fragen bei Molly bedeutete, stieß Ginny den schlaksigen Mann neben sich in die Seite. „Nur ein niemand, der sich nach Ron erkundigen wollte. Offenbar schreckt einige nicht einmal dieses Wetter ab!“ Percy erreichte sein Ziel, da er nicht gut im Lügen war, formulierte er die Wahrheit stets so um, dass sie falsch gedeutet werden musste.
 

„Oh, diese widerwertigen Reporter!“ Begann die wuchtige Frau zu fluchen und ihr rundliches Gesicht wurde schlagartig rot. Zorn funkelt in den braunen Augen der 53 jährigen Hexe auf und sie eilte in ihrer Unruhe hinüber zum Herd. Mit einem Schwung ihres Zauberstabes ließ sie einen großen Topf auf den Herd schweben und füllte ihn mit Milch, während eine Unzahl an Bechern aus den Schränken auf dem langen Tisch Platz fanden. „Es war doch nicht wieder diese schreckliche Frau vom Tagespropheten oder?“ Erkundigte sich Molly nun und warf einen Blick über die Schulter.

Bevor jedoch einer von ihnen antworten konnte, drang ein dumpfes Geräusch durch die Tür und die Mutter so vieler Kinder schien gänzlich in Brass zu geraten. Mit noch immer gezücktem Zauberstab fuhr sie herum und stürmte regelrecht am langen Tisch der Küche entlang, als hätte sie das Haus und das Leben ihrer Kinder zu verteidigen. Gedanklich die gleiche Entscheidung treffend sprangen Fred und Georg zur Seite, während Ginny vor der Tür stehen blieb. „Das ist keine gute Idee, Mum!“ Versuchte sie ihre Mutter noch aufzuhalten, wurde von ihr jedoch mit unerwarteter Kraft vom Eingang gedrängt. „Oh doch! Ich will wissen, wer so dreist ist und…“ Ihre aufgebrachte Stimme erstarb mit dem Herzschlag, in dem sie den jungen Mann auf der Türschwelle erblickte. Der Sturm schrie seine Wut heraus, während der Wind brutal an den Fensterläden und den Baumkronen rüttelte. Der Regen peitschte gegen die steinernen Wälle des Hauses, nur der kleine Bereich des Eingangs war dezent geschützt. Dort, auf diesem nur gelegentlich vom Regen eingenommenen Fleckchen Stein lag eine völlig durchnässte Gestalt, zusammengekauert und totenbleich. Auf den ersten Blick hatte Molly Weasley den blonden Haarschopf erkannt, den jungen, herangewachsenen Mann, der unerwarteter Weise seit einem Jahr eine Beziehung mit ihrem jüngsten Sohn eingegangen war.
 

Sie rang mit sich. Schweigen herrschte im Raum und ihre Kinder warteten nur auf ihre Entscheidung. Da lag er, ohnmächtig, durchnässt und wirkte dabei halb tot; der Mann, der vor wenigen Tagen das Herz, welches ihm mit großem Bedenken geschenkt wurde, in tausende kleiner Splitter zerschlagen hatte. Ein Schlucken ihrerseits ging im Tosen des Sturmes unter und schließlich drehte sie sich um. Eine Mischung unterschiedlicher Gefühle spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder und noch immer unschlüssig gab sie mit belegter Stimme von sich. „Fred, George, holt ihn rein und legt ihn vor den Kamin.“

Ihr gesamtes Auftreten machte deutlich, dass sie sich dieser Entscheidung nicht sicher war. Doch die Zwillinge stürmten regelrecht hinaus und nach einem kurzen, sehr prüfenden Blick griff jeder von Ihnen nach einem Arm. Da der junge Mann kauernd zusammengesackt war, stellte sich diese Aktion als nicht so einfach heraus. Mit etwas Geschick lag der ehemalige Slytherin in ihren Armen und das leise Brummen, welches er von sich gab, zeugte von einem noch immer vorhandenen Bewusstsein. Unerwartet behutsam setzen die beiden den Blonden auf dem Boden vor dem prasselnden Kamin ab und während der eine denn langsam wieder zu sich kommenden Mann hielt, versuchte der andere Rotschopf ihn langsam aus dem durchweichten Mantel zu schälen. Die Besorgnis in Freds Augen sah nur sein Bruder. Fragend gab dieser ein stilles Zeichen und als der nasse Stoff gänzlich vom unterkühlten Körper abgezogen war, raunte George. „Er ist absolut kalt.“
 

Bedächtig öffneten sich die grauen Augen des ehemaligen Slytherin, der nun langsam seine Sinne zu ordnen begann. Zwar hatte er den Satz des Rothaarigen gehört, fühlte sich aber nicht zu einer Erwiderung im Stande. Sein trüber Blick lag allein auf den Flammen des Feuers und die Wärme, welche aus dem Kamin zu ihm drang, machte sich zuerst auf seinen Händen und den weißen Wangen bemerkbar. Die gänzlich durchnässten Kleider umgaben ihn mit einer kalten Hülle, für die dieser Hauch noch nicht reichte.

Plötzlich schob sich etwas in sein benommenes Sichtfeld, welches er nicht gleich erkannte. Der herrliche Duft umschmeichelte seine Nase, doch der gefolterte Verstand begriff nur, dass es sich um etwas wirklich Gutes handelte. „Du hast es eigentlich nicht verdient…“ Dröhnte die Stimme von Molly Weasley in seinen kalten Ohren und einer der Zwillinge griff nach dem Becher, der für ihn gedacht war. Der andere, der beiden Tunichtgute, kniete so hinter ihm, dass er sich an ihn anlehnen konnte. „Sie hat Recht, du hast ihn nicht verdient. Aber wir sind ja schließlich die Weasleys und nicht die Malfoys!“ Kommentierte Fred und reichte nun den Becher mit einem dampfenden Kakao zu ihm hinüber. Vorsichtig umgriffen die zitternden Finger das warme Getränk und mit einem langen Blick dankte er dem Zwilling, der nur das Gesicht verzog.
 

Im ersten Moment konnte er die Wärme noch nicht spüren, jedoch verwandelte sich dieses seltsame Prickeln in seinen Fingern bald in eine unerträgliche Hitze. Kurz hätte er den Becher am liebsten wieder abgestellt, doch eine leise Stimme in seinem Hinterkopf riet ihm einfach zu warten. Leise atmete er den heißen Dampf ein, der aus dem Becher aufstieg. Seine Lungen füllten sich mit diesem ersten Hauch und die starren Muskeln begannen mit einem Gefühl des Zwiebelns, des Prickelns und Stichelns.

Nachdenklich ruhte sein Blick auf den völlig durchweichten Schuhen, bis zu den Knien war seine Hose mit Schlamm beschmiert und sein Mantel sah sicher nicht besser aus. Auch auf seinen weißen Fingern waren Schmutzreste und Schlieren zu sehen. Das Wasser siffte aus den Stoffen seiner Kleidung und wurde gierig vom trockenen Teppich aufgesogen. Um ehrlich zu sein war nichts an seiner Situation einfach und selbst das unerwartete Überleben seiner Ankunft und der noch viel unerwartetere, mit nichts zu rechtfertigende heiße Kakao verbesserten diesen Moment nicht. Sein gesamter Körper befand sich in diesem Übergang zwischen kalter Starre und auftauendem Schmerz, sein Verstand wollte die Arbeit nur gähnend langsam wieder aufnehmen, wobei jeder Gedanke nur zäh unter enormen Anstrengungen zu Stande kam.

Allein diese Erkenntnis zu erhalten, aus dem trüben Dunkel seines betäubten Gehirns ein Licht zu schaffen, hatte Draco so viel Zeit gekostet, dass die Zwillinge ihn beinahe für ohnmächtig erklären wollten. Verlorenes Bewusstsein bei offenen Augen. Da er aber noch mit beiden Händen den Becher hielt, entschieden sie sich für die Auswirkungen von „Gehirnfrost“. Mit dieser Aussage brachten sie zumindest ihre Schwester zum Grinsen, ihre Mutter scheuchte nur wütend Percy mit einer großen Ladung Becher die Treppe hinauf.
 

In dieser verweilenden Stille, in der sich eine unheimliche Atmosphäre in der sonst so heimeligen Wohnküche der Weasleys ausbreitete, schien der großgewachsene, schlaksige Besserwisser im Treppenhaus jemandem zu begegnen. Leise Stimmen drangen von den oberen Stufen hinunter und dann schien sich jemand erschrocken und vielleicht auch vom Zorn getrieben mit energischen Schritten auf den Weg hinab zu machen. Polternd und laut dröhnten die stampfenden Fußtritte auf dem Holz abwärts, erhöhten ihre Intensität, je näher sie dem Ende entgegen strebten und erstarben dann auf den letzten Stufen in dem großen Raum, der sich zum Kamin hin öffnete.

Für einen winzigen Augenblick, für diesen Wimpernschlag bildete sich Draco ein, dass er es sein könnte. Wild entschlossen, eilig und voller Sehnsucht, vielleicht voller Wut und Entrüstung über sein Handeln… doch die Stimme, die nun erklang, barst sein Herz und seine Hoffnung ein weiteres Mal an diesem Abend. „Du wagst es wirklich, Malfoy?“ Innerlich zu erschöpft, um den Namen wenigstens gedanklich auszusprechen, schlossen sich die grauen Augen und er sah das Bild des schwarzgelockten Brillenträgers vor sich.

„Ich denke nicht, dass du von dem noch heute eine Antwort erhalten kannst. Der sitzt schon ne Weile hier so, trinkt nicht einmal seinen Kakao.“ Bemerkte Fred über die Schulter und wurde mit der klagenden Stimme seines Bruders unterstützt. „Welch traurige Verschwendung. Mum, er hat ihn wirklich nicht verdient.“ Eine erneute Welle grausamer Kälte packte das zerschlagene Herz und erschöpft öffneten sich die einst so selbstgefällig funkelnden Augen, deren grauer Glanz nun matt erschien.

Aufgegeben

„Ich lebe noch immer und ich höre euch.“ War das wirklich seine Stimme? Dieses krächzende Stöhnen, dieses von Schmerz gepeinigte Jaulen, welches an seine Ohren drang? War das wirklich aus seinem Munde gekommen? Anscheinend schon, denn die beiden neben ihm bewegten sich so, als würden sie sich ihm wieder zuwenden. „Oh, klasse, du lebst! Ja und? Was kümmert es mich, ob du uns hörst? Ich sage dir auch ins Gesicht, dass du hier nichts verloren hast, Malfoy! Schade, dass du nicht drauf gegangen bist, bedauerlich wäre es nicht gewesen!“ In all diesen nur so von Verachtung strotzenden Worten klang noch ein einziger Ton mit, der wie ein brennendes Schwert in Dracos Eingeweide fuhr: Enttäuschung!

Die zitternden Finger krallten sich beinahe um den Becher, den er noch immer hielt. Verzweifelt biss sich der blonde Mann auf die Unterlippe, spürte den aufbrausenden Druck in seiner Brust und etwas in ihm wollte schreien. Ohne weitere Beachtung zu schenken, verdeutlichten die Schritte des ehemaligen Gryffindors, dass er sich wieder auf den Weg hinauf gemacht hatte. Alles, was er zurück ließ, war das brechende Gefühl enttäuscht zu haben. Nach all diesen Jahren, nach all ihrer Feindschaft hatte Harry Potter ihm so weit getraut, dass er ihn hatte enttäuschen können?

Den schweigenden Blick, den die Zwillinge untereinander tauschten, bemerkte keiner. Für sie machte das noch immer keinen Sinn. Sie hassten Malfoy, konnten ihn nicht ausstehen und hatten wie alle anderen auch vermutet, dass es eines Tages dazu kommen würde, aber bisher hatten sie diesem Kerl immer eine gewisse Intelligenz zugeschrieben.
 

oooOOOooo
 

Der Schmerz saß noch immer in seiner Brust und alles in ihm fühlte sich schrecklich zerschlagen. Es kam ihm beinahe so vor, als bestünde er nur noch aus scharfkantigen Splittern, die ihn von innen tief verletzten. Dennoch musste er weiter. Er konnte nicht hier sitzen bleiben, so schön das Feuer auch immer funkelte, flackerte und seine Lichtspiele auf den Steinplatten verteilte. Der Becher war geleert und seine Muskeln schienen wieder Kraft zu verspüren. „Danke.“

Dieses Wort kam so direkt in die Stille, die sich wie eine seltsam dicke Nebelwand in der Wohnküche verteilt hatte. Die beiden Zwillinge saßen noch immer bei Darco auf dem Boden, Molly Weasley hatte nun die gesamte, schon saubere Küche erneut geputzt und ihre einzige Tochter saß am großen Tisch, trank nun die zweite Tasse Kakao. „Wofür?“ Fragte George ebenso heraus und beugte sich vor, um einen Blick in das noch immer weißfleckige Gesicht zu werfen. Wenigstens waren die Lippen nicht mehr blau und die erste Farbe schlich sich ein. Die blonden Haare klebten wirr auf dem Schädel, ragten in die Stirn und ließen ihren Träger noch erbärmlicher wirken.

„Dafür, dass ich noch lebe, obwohl mich anscheinend jeder hier gerne tot sähe.“ Kommentierte der ehemalige Slytherin, der nun wieder von einem Hauch Leben erfasst wurde. Seine matten Augen gewannen wenigstens einen Glanz an Lebendigkeit und das Zucken seiner Mundwinkel ließ ein Lächeln erahnen. „Und natürlich für diesen sehr leckeren Kakao.“
 

Fred verdrehte nur die Augen, mit einem herabwürdigenden Ausstoßen seiner Luft streckte er sich und war mit einer Bewegung auf seinen Beinen. Die wilden Haare ließen ihn trotz der kantigen Gesichtszüge recht jung aussehen. Sonst trug er die übliche Kleidung, die helle Hose wurde von einem weichen, braunen Pullover ergänzt, der offensichtlich von seiner Mutter gestrickt worden war.

„Ich meine es wirklich ernst. Danke!“ In Gedanken fügte er noch die Bemerkung an, dass er sehr dankbar dafür war, dass sie nicht wie die Malfoys wären. Seine Mutter hätte Ron andersherum in ihr familiäres Folterzimmer im Verließ eingeführt und dort bis zu seinem qualvollen Ende versteckt. Hier vergaß Molly nicht einmal den Honig, den er so gerne in diesen Kakao nahm.

„Bilde dir nichts drauf ein.“ Brummte George, der nun ebenfalls aufstand, den gleichen Pullover wie sein Bruder tragend. Erst jetzt bemerkte Draco, dass der typisch weiße Buchstabe auf beiden Kleidungsstücken gleich war und wie auf ein stilles Kommando von F zu G wurde. Anscheinend eine neue Taktik, um die gesamte Welt um sie herum zu verwirren. Demut ergriff den jungen Zauberer, der sich seiner kläglichen Situation deutlich bewusst wurde. Er sollte sich nichts darauf einbilden? Er bildete sich zumindest ein, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte: Die Weasleys waren eine eigene Liga für sich, mit der niemand zu vergleichen war. Es gab eben nur eine solche Familie!
 

„Fred, George, bitte tut mir einen Gefallen!“ Erklang nun die aufgekratzte Stimme ihrer Mutter und die beiden sahen gleichzeitig zu ihr auf, schon ahnend, um was es ging. „Sorgt dafür, dass dieser Straßenkater aus den nassen Klamotten kommt und unter die Dusche.“ Als sie die Blicke ihrer Söhne saß, fügte sie mit einem Seufzen hinzu. „Hängt ihn meinetwegen in den Rauchfang, Hauptsache er wird trocken!“ Das äußerst zufriedene Prusten der beiden ließ den ehemaligen Slytherin nichts Gutes ahnen, doch was blieb ihm übrig? Vorsichtig stellte er den Becher ab und zog die Beine an.

Wenn er eine Chance wollte, um noch einmal mit Ron zu sprechen, dann musste er durch alles durch, was sich ihm in den Weg stellte. Er war bis vor diesen Kamin gekommen, vielleicht kam er noch weiter. Außerdem war der Gedanke, diese herrliche Vorstellung von trockenem Stoff auf seiner geschundenen Haut eine absolute Verlockung. Noch immer klebten die nassen Kleider an ihm und das helle Hemd spannte. Schlimmer waren jedoch seine Zehen, die sich kalt und starr anfühlten. Als er sich behäbig und äußerst umständlich auf seine eigenen Füße stellte, quatschte eine Welle Wasser aus seinen Schuhen und spülte Schlamm und Dreck mit sich auf den Teppich. Es war nicht nur ein widerwertiges Geräusch, es fühlte sich auch glitschig und eklig in seinen Schuhen an. Langsam richtete er sich auf, nur schüchtern warf er einen Blick in die Gesichter der beiden Zwillinge, die mit verschränkten Armen hinter ihm standen und die Augenbrauen vielsagend in die Höhe gezogen hatten.
 

oooOOOooo
 

Niemand hatte gesagt, dass es einfach sein würde. „Ihr werdet nicht gehen oder?“ Gab er vorsichtig von sich und fragte dabei gedanklich, ob es bisher etwas Peinlicheres erlebt hatte. Die beiden schlanken Zwillinge lehnten im Türrahmen und trugen so einen diabolischen Zug in den kantigen Gesichtszügen. „Oh nein, wir müssen doch darauf achten, dass du nicht wieder etwas kaputt machst. Immerhin gibt es zerbrechliche Dinge in diesem Haushalt!“ Kurz regte sich in der zertrümmerten Seele des jungen Mannes ein Aufstand, ein Schrei pöbelnder Dreistigkeit, der voller Zorneswut entgegnen wollte: ‚Genauso zerbrechlich wie mein Stolz?‘

Doch Demut erstickte diesen Aufschrei und der schmerzvolle Gedanke an das, was er getan hatte. Seine Schuld war nicht aufzuwiegen und der Weg hier her, all die Demütigungen die er schon ertragen hatte und all jene, die nun noch vor ihm standen, waren nicht einmal ein Tropfen in der glühenden Sonne der Wüste seiner Schuld. Resigniert und der Tatsache bewusst, dass er dieser Situation eh nicht entkommen konnte, begann er die Knöpfe an seinem durchweichten, weißen Hemd zu öffnen und zog den Stoff so gut es ging von seiner Haut. Störrisch stellte sich dieses als Herausforderung dar und innerlich zerknirscht wurde aus der peinlichen, auch noch eine lächerliche Situation. Er konnte die belustigten Blicke regelrecht auf seiner Haut spüren.
 

Mit diesem Gedanken knöpfte er seine Hose auf und vernahm die unerwartete Unterhaltung der beiden Brüder, bei der nicht klar war, ob er sie mit hören sollte oder nicht. „Da kommt jetzt kein Gezeter mehr oder?“ Eher brummend antwortete der andere Zwilling. „Anscheinend nicht. Ich hatte wirklich mehr von ihm erwartet.“ Nur kurz überlegte er, ob diese Aussage noch einen Kommentar seinerseits verdient hatte. Doch die Kraftlosigkeit, die ihn schon zur Genüge im Kampf mit seiner Kleidung forderte, ließ ihn diese Frechheit schweigend ertragen. Wie sollte er den beiden auch erklären, dass es keinen Unterschied mehr bedeutete? Wie sollte er ihnen verdeutlichen, dass er sich resignierend der Tatsache ergab, dass er in dieser Situation nur ein Ziel hatte, dem er alles opferte? Sein Stolz war längst zu einem nur sporadisch aufschreienden Impuls geworden, der die meiste Zeit betäubt vor sich hin vegetierte. Sein Selbstbewusstsein war wie sein Herz ein Trümmerhaufen aus zerschlagenen Splittern, die nicht einmal ihre einstige Form erahnen ließen.

Ohne den beiden noch einen Blick zu widmen griffen seine klammen Finger nach dem Vorhang der Dusche und gefangen in dem Gefühl des Schmerzes in Herz und Fleisch drangen die nächsten Worte nicht mehr in sein Bewusstsein vor. Er wollte sie nicht hören, er konnte sie nicht hören. Alles, was nun noch Bedeutung hatte, war seine Wahrheit. Nun war diese kaum von Belang. Sie war unendlich schlicht und so mager, dass er sich damit keinerlei Chancen erhoffte. Diese grausam einfache Wahrheit: Er hatte Ron betrogen; mit seinem besten Freund!
 

Als das kühle Wasser über seinen hellen Körper floss, spürte er es kaum. In seinen Gedanken war er dem Abgrund zu nahe gekommen. Warum hatte er das getan? Warum hatte er all den Versuchungen nicht noch ein weiteres Mal widerstehen können? Er kannte Blaise so lange, sie hatten ihre ersten Erfahrungen miteinander gesammelt und ihre Liebe hatte dieses kindlich besitzergreifende, welches nie erwachsen würde. Doch es musste enden. Sie beide hatten keine Zukunft darin. Sie konnten sich nicht in diesem Gefühl verlieren! Außerdem war sein Herz weiter gewandert. Es hatte einen anderen gewählt und so begann er sich zu lösen.

Dieses wilde blau, so verführerisch und tief wie der Ozean selbst. Diese unendlichen Sommersprossen, die er stets zu zählen versuchte, doch jedes Mal scheiterte. Wie gerne hielt er diesen Mann in seinen Armen, genoss den Moment der Zweisamkeit und bertachtete den Ausdruck völliger Entspannung in dem rundlichen Gesicht. Dieser Moment, wenn er beinahe alle Sommersprossen gezählt hatte und nur so zum Spaß der Rotschopf plötzlich die Augen öffnete und sich einmal umdrehte, den Kopf so bewegte, dass sein Geliebter wieder von Beginn anfangen musste. Als hätte Ron es im Gespür, diesen einen Moment, in dem er alle Arbeit zunichtemachen konnte.

Langsam drehte er das Wasser wärmer, sein ausgekühlter Körper hatte zu beben begonnen und zwang ihn zu einem winzigen Moment aus der gedanklichen Gefangenschaft. Was hatte er nur getan! Tränen liefen über die geröteten Wangen, die blonden Strähnen bemerkte er nicht, die vom Wasser durchspült wurden. So lange hatte er darum gekämpft, alles hatte er getan! Hunderte Male hatte er die verrücktesten Dinge angestellt, um minimalistisch mit einem Tropfen Vertrauen belohnt zu werden. Der Schmerz in seiner Brust, der von vergeblicher Liebe sprach, hatte ihn immer wieder in die Arme seines besten Freundes getrieben. Auch er war nur ein Mann mit Bedürfnissen und sein Herz war bei weitem nicht so stark, wie es alle glaubten.
 

Nicht einmal Blaise kannte die vielen Tränen, die in stillen Nächten dem in Leid gestürztem Herzen entkamen. Über ein Jahr hatte es gedauert, bis sich der Rotschopf wenigstens auf ein Date einließ! Er konnte sich noch immer an diesen Tag erinnern. ER war wie bescheuert durch die Villa gerannt und hätte diesen Tag beinahe nicht überlebt. Seine Mutter hatte extra seinen großen Bruder hergebeten, denn Lucius war kurz davor, seinen zweitgeborenen Sohn grausam und langsam umzubringen.

Wie viele Argumente hatte es Aris gekostet, um den blonden, ehemaligen Slytherin zu beruhigen? Wie lange hatte der 26 Jahre alte Mann auf dem Bettende gesessen und beim Zerlegen des Wandbreiten Kleiderschrankes zugesehen? Alles, wirklich alles hatte Draco aus ihm hervorgekramt, sich hundert Mal umgezogen und selbst Aris, von dem alle Menschen behaupten, dass er die Ruhe und Disziplin in menschlicher Gestalt war, wäre beinahe hoffungslos aus dem Zimmer gerannt.

Wann und wie sie es geschafft hatten, dennoch eine diesem Anlass angemessene Kombination zu finden und dabei auch Dracos Einverständnis zu erreichen, wusste er nicht mehr. Dieser Moment, er konnte ihn nicht vergessen, niemals! Aris hatte ihn bis in die Stadt begleitet, denn sein kleiner Bruder war ein reines Nervenbündel. Wie konnte ein 21 Jahre alter, ausgebildeter Magier, der im Ministerium sonst allen anderen die Hölle auf Erden bereitete, so durch den Wind sein?
 

Noch heute war Draco seinem Bruder dankbar, der wohl von seiner eigenen Ehefrau rüde zur Rede gestellt wurde. Er war den ganzen Tag verschwunden und kam erst mitten in der Nacht wieder zurück! Ein winziges Zucken fuhr durch die Mundwinkel des Blonden, der das Wasser vergaß, welches über seine Schultern lief. Dieser unglaubliche Anblick, diese himmlische Röte auf den sommersprossigen Wangen… ihr aller erstes Date war grauenhaft, sie bekamen kaum ein vernünftiges Gespräch hin und verfielen immer wieder in die alten Rhythmen von Streit und Provokation. Trotzdem gab ihm Ron eine zweite Chance!

Wie lange hatte der junge Malfoy darum gekämpft? Wie lange hatte er gewartet, bis der rothaarige Zauberer ihm so weit vertraute, dass er sich auf ihn einließ? Wie lange hatte er auf jede Zärtlichkeit verzichtet, nur um nachts von anrüchigen Träumen gequält zu werden und nur durch die eigenen Bemühungen Erleichterung zu finden?
 

Wie von einem Schwert durchstoßen zuckte er zusammen, Tränen stürzten im Wasser der Dusche zu Boden und verloren sich in der unendlichen Dunkelheit des Abflusses. »Ich… ich liebe dich… auch wenn das wahrscheinlich das Dümmste ist, was ich jemals sagen werde, aber… aber bitte sei damit vorsichtig! Ich schenke dir immerhin ein zusammengeklebtes Herz.« Mit diesen Worten hatte Ronald Weasley damals zugelassen, dass all die heimlichen Träume endeten, dass nun jeder fremde Kuss, jede ungebührliche Berührung ein Vergehen war! Vor einem Jahr betrat Draco Malfoy das Paradies, das er vor wenigen Tagen zerschmettert hatte.

Seine Beine trugen die Last nicht mehr. Doch der Schmerz kam nicht in seinem Verstand an, der Aufschlag verklang im Rauschen des Wassers und zitternd schlang er die Arme um seinen Oberkörper. Er hatte es wieder getan! Wie hatte Ron damals darunter gelitten, als zum Ende des letzten Schuljahres die Beziehung mit Hermine zu Bruch ging. Wie sehr hatte sein Herz gelitten, auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit? Der Rotschopf war nur noch flüchtige Beziehungen eingegangen, hatte sich allein auf das Instinktive gestützt und dabei das eigene Herz immer weiter gemartert. Ronald Weasley war niemand, der eine flüchtige Nacht intensiver Freude wirklich zu schätzen wusste. Für ihn war es eher die Klarheit, die Bestätigung, dass Liebe keinen Platz in dieser Welt fand. Es hatte gedauert, bis seine Freunde den schmerzenden Splitterhaufen wieder so weit zusammen gesetzt hatten, dass er sich neu auf die Suche nach der Liebe wagte. Ausgerechnet in diesem Moment gab er Draco nach. Ausgerechnet in diesem Moment schenkte er ihm sein Herz!
 

Ein ganzes Jahr lang waren sie glücklich! Ein ganzes Jahr lang hatte Draco einen Weg gefunden Ron zu lieben und dennoch ehrlich und sich selbst treu zu sein. Ein ganzes Jahr lang hatte er sich mit Blaise getroffen, ohne der Versuchung je zu unterliegen. Er kannte ihn, er war sein bester Freund und trotz Rons anfänglichem Zweifel, seinem Misstrauen, war Draco niemals an den Punkt gekommen, an dem er sich wirklich bemühen musste. Zwar war die Versuchung da, aber niemals interessant. Er konnte mit Blaise umgehen, zog eine klare Grenze, selbst wenn sie getrunken hatten.

Doch dann… vor wenigen Tagen kam alles ganz anders… Alles kam so anders und trotz der kleinen Anspielungen, den Slytherin würdigen Spielchen hatte Blaise niemals das Verlangen seinem Freund beim Betrügen zu unterstützen. Sie waren Freunde, beste Freunde und trotz der spielerischen Versuche dem Blonden einen Kuss zu entlocken, war niemals der Ernst dahinter zu finden. Es war nur ein Spiel.

Bis zu diesem Moment! Noch immer konnte er sie spüren, diese warmen, schlanken Hände auf seiner Haut, dieser faszinierende Anblick schokoladenbrauner Haut auf weißem Grund. In seinen Ohren klang das heißere Stöhnen wieder, er konnte den Duft ihres Schweißes riechen. Hemmungslos und wild hatte die Lust sie getrieben und jeden Gedanken davon gerissen. Sie waren einfach so von ihren Impulsen besiegt worden, als käme der Angriff ohne Ankündigung.
 

Nicht einmal die Tür hatten sie gänzlich geschlossen und als Ron ihn abholen wollte, als er voller Vorfreude auf ein gemeinsames Essen gegen das Holz der kleinen Wohnungstür schlagen wollte, gab diese der Kraft nach. Ihre Stimmen mussten zu hören gewesen sein und doch folgte der Rotschopf diesem Seelenzerstörenden Geräusch. Keine Farbe befand sich in dem sonst so rosigen, von der Sonne gebräunten Gesicht. Die kleinen, lustigen Punkte auf seinen Wangen stachen schmerzhaft aus dem Weiß hervor.

Der Zauber war vorbei. Die Lust war vertrieben und nichts blieb mehr außer dem kalten Gefühl des Versagens. Das Grauen holte sie beide ein und selbst Blaise schien wie von einem Schwall eisigem Wasser geweckt zu begreifen, was sie getan hatten. Aber alles war verloren! Das Ende dieses Dramas hatte ihm alles genommen! In der gemeinsamen Wohnung mit Harry war er nicht, keine Eule erreichte ihn und selbst sein Vater schien ihn zu hassen. »Ganz gleich, mit wem auch immer du eine Bindung eingehst, ein Malfoy würde niemals so schamlos seine Ehre und seinen Stolz opfern! Geh mir aus den Augen!«

Aus der Toleranz, die Lucius seinem jüngsten Sohn gegenüber entwickelt hatte und da dieser dem gleichen Geschlecht zugetan war, bedeutete dieses einen gewaltigen Zuspruch, war nun nichts weiter als Verachtung geblieben. Tage lang hatte er versucht zu verstehen, Tagelang hatte er die Scherben seines eigenen Seins zusammen zu flicken versucht. Selbst der Besuch seines großen Bruders und dessen kleinem Sohn hatte nicht geholfen. So sehr er seinen Neffen auch liebte, abgöttisch liebte, doch nicht einmal der kleine Winzling konnte seinen Schmerz überwinden und zu ihm hindurch dringen.
 


 

Der wässrige Nebel hatte den Raum mittlerweile eingenommen und mit einem seltsamen Blick beobachtete Fred den Spiegel im Zimmer. „Es ist verdammt heiß hier drin geworden.“ Raunte er und als er in das Gesicht seines Bruders sah, musste er seine Antwort nicht abwarten. „MALFOY“ Kam wie aus einem Munde von ihnen und mit wenigen Schritten hatten sie die Dusche erreicht. Ohne zu zögern riss Fred den Vorhang zu Seite und Georg drehte das Wasser aus. Sein Pullover sog sich sofort mit den stürzenden Tropfen voll und er spürte den Schmerz, als die Hitze seine Haut erreichte.

Fred packte währenddessen den zusammengekauerten Körper die Haut war glühend rot, empfindsam und verbrannt. Doch der blonde Zauberer schien nichts zu spüren, nichts zu hören und reagierte nicht. Als wäre sein Geist weit fort und getrennt vom dem Leid seines Körpers. Der Schmerz schien nicht existent und in dieser seelenlosen Starre gefangen, kauerte das Bündel Mensch auf dem Duschvorleger.

„Was ist das?“ Fragte George, der sich ein Handtuch geschnappt hatte, um es behutsam über den verbrühten Rücken zu legen. „Da an der Seite.“ Noch immer hielt der andere Zwilling den zitternden Körper in den Armen, der jedoch nichts davon zu realisieren schien. Sanft griff die raue Hand nach der Umklammerung der eigenen Arme und mit leichter Gewalt zog er schließlich den linken Arm Mafloys von diesem.
 

Das Schweigen war erstickend. Der Raum war noch immer vom Nebel des Wasserdampfes geschwängert und das Atmen fiel schwer. Die Haut des gesamten Körpers war gerötet, die Schultern und der Rücken verbrannt. Doch das Grauen zeigte sich erst auf der Innenseite des linken Unterarmes. Drei tiefe Wunden zogen sich in der Nähe des Ellenbogens über die Breite des Armes. Das Wasser hatte die Kruste auf ihnen gelöst und nun schwemmte das Blut mit den vielen Tropfen verwässert aus der Haut und ließ einen hell rosa Film entstehen. „Hast du sie eben gesehen?“ Fragte George leise, er hatte seinen Pullover ausgezogen, jetzt wurde ihm deutlich zu heiß.

„Nein, aber er hat sich auch so ausgezogen, dass er den Arm immer schön aus unserem Blickfeld hielt.“ Knurrte der zweite der beiden Brüder und strich dem noch immer abwesenden die blonden Strähnen aus dem Gesicht. „Malfoy.“ Rief er ihn, doch wieder kam keine Reaktion. Vorsichtig ging George in die Knie und warf einen Blick in das Gesicht, die grauen Augen schienen leer und standen halb offen. „Der ist nicht nur fertig mit der Welt, der ist seelisch beinahe tot.“ Kommentierte er diesen Anblick, der andere Zwilling zog die Stirn in Falten. „Es war seine Entscheidung mit Zabini fremd zu gehen, da ist diese Reaktion wirklich übertrieben!“ Verachtung lag in diesen Worten, doch auch eine Spur Irritation. „Ja, da gebe ich dir Recht. Irgendetwas stimmt hier nicht. Irgendetwas ist faul an dieser ganzen Sache.“

Betrogen

Kapitel 3

Betrogen

 

 

Nachdenklich hatte er seinen kleinen Bruder betrachtet, der in die dicke Decke gewickelt auf seinem Bett saß. Dieser hielt den neu aufgefüllten Becher Kakao in Händen, vor ihm saß Harry. Sie spielten ein Spiel, das dem rothaarigen Zwilling nicht bekannt war. Ein Brettspiel, dass Hermine ihnen beigebracht hatte. Sie wollte auch vorbei kommen, wenn der Sturm sich gelegt hatte. Da sie sich momentan nicht in England befand und einer wichtigen Arbeit nachging, musste sie sich erst Zeit schaffen, um ihren nun wieder besten Freund besuchen zu können.

„Harry hat es dir schon gesagt oder?“ Begann George langsam und trat endlich ein. Er schloss die Tür hinter sich und wurde nun auch endlich von seinem jüngeren Bruder bemerkt. Ron sah, um es kurz zu fassen, scheiße aus! Die sonst so sonnengebräunte Haut war fahl, die Augen hatten ihren Glanz verloren und selbst die sonst so störrischen Haare wirkten kraftlos. Alles an dem jungen Mann hatte den Kampfeswillen verloren, sein gebrochenes Herz hatte ihm jegliche Freunde geraubt.

„Ja…“ Kam blechern und leise von ihm, die matten Augen auf das bunte Spielfeld gerichtet. Doch mehr kam nicht von ihm, als wäre jede weitere Nachfrage sinnlos. „Wenn es ihm besser geht, will er sicher mit dir sprechen, Ron.“ Setzte der älteste im Raum wieder an und wartete auf irgendeine Reaktion. Nichts. Die blauen Augen musterten nur starr das Spielfeld. Da, er biss sich auf die Unterlippe und nach einer unglaublichen Ewigkeit kam sehr leise, beinahe schmerzhaft. „Ich will ihn aber nicht sehen.“

 

Was genau versuchte er hier eigentlich? Die Wahrheit finden? Weil er ja so ein Verfechter der Wahrheit und Klärung war. Aber diese Logik verstand er einfach nicht, wollte er nicht verstehen. „Du siehst echt scheiße aus, Ron.“ Kam nun unverblümt von dem Ladenbesitzer und er trat mit verschränkten Armen neben das Bett seines jüngsten Bruders. „Aber gegen Malfoy sieht ein halb verhungerter, verprügelter Straßenköter gut aus!“

Dieser Satz musste einen Moment im Raum stehen bleiben, bis sich die fragenden Falten auf der Stirn seines jüngeren Bruders zeigten. Es war Harry, der hier einschritt. „Was interessiert es dich? Er war es, der die Scheiße verzapft hat, da ist ein schlechtes Gewissen das wenigste!“ Die grünen Augen trafen die braunen und lange schwiegen die zwei einander an, nur ihre Blicke kämpfen gegeneinander. Wofür George eigentlich kämpfte, wusste er immer noch nicht. „Der Kerl hat kein schlechtes Gewissen, von ihm ist nichts übrig, das ein schlechtes Gewissen haben könnte.“ Kommentierte er nun diese Auseinandersetzung und zum ersten Mal schien Ron den Kopf zu heben, interessiert an dem, was da gesagt wurde. „Du hast Recht, Harry, Malfoy hat Scheiße gebaut, wirklich miese Scheiße. Wer von beiden sollte also schlimmer dran sein, Ron oder er?“

 

„Du meinst, nachdem er mir das Herz aus der Brust gerissen hat und es danach auch noch zertrampelte?“ Schnaubte nun Ron, der immer wieder von wütenden Tiraden gepackt wurde, nur um danach wieder schmerzlich in einer Depression zu versinken. Er hatte anscheinend noch keinen Weg gefunden, seinen Schmerz wirklich zu katalysieren.

„Wie lange ist der Kerl dir nachgelaufen, bis ihr euer erstes Date hattet?“ Fragte George direkt, noch immer den Grund für sein Handeln suchend. „Über ein Jahr!“ Kam von beiden, auf dem Bett sitzenden jungen Männern. Nur kurz warf der rothaarige Zwilling dem bebrillten Zauberer einen strengen Blick zu. „Wie lange hat es gedauert, bis du ihn endlich in dein Bett gelassen hast?“ Augenblicklich färbten sich die weißen Wangen rot und die Verlegenheit stieg in das rundliche Gesicht. „Das geht dich gar nichts an!“ Leben war deutlich in den jungen Mann zurückgekehrt und aufgebracht fuhr er seinen Bruder an, der davon wenig beeindruckt schien.

„Gut, dann anders; wie lange ist Mafloy dir nachgelaufen, bis ihr endlich ein Paar wurdet?“ Schweigen herrschte mit einem Mal im Raum, denn nun verstand auch Harry, worauf der Ladenbesitzer hinaus wollte. „Nach so einer langen Zeit geht der Kerl einfach mit Blaise fremd, obwohl es keine Anzeichen gab, dass sie vorher schon etwas miteinander hatten und jetzt sieht der Kerl aus, als wäre er am Ende?“

 

 

oooOOOooo

 

 

„Die Wunden sind von dir oder?“ Fragte Fred vorsichtig, als er den Verband gänzlich um den Unterarm gewickelt und dann befestigt hatte. Molly war noch immer zu unsicher, zu unentschlossen und hatte ihrem Sohn nur alles gebracht, was dieser benötigte. Nun saß der Blonde mit trockenen Haaren auf dem Bett des Zwillings, trug warme Socken und eine weiche, kuschlige Hose in Schwarz. Nur der Oberkörper war so etwas ähnliches wie nackt. Nachdem die verbrannte Haut mit einer heilenden und schmerzlindernden Salbe behandelt wurde, hatte sich der Rothaarige noch dazu herabgelassen und einen weichen, schützenden Verband darüber gelegt. Nun war der gesamte Oberkörper inklusive der Schultern mit weißen Verbänden geziert und als letztes waren die blutigen Wunden an seinem linken Unterarm an der Reihe.

„Ja…“ Kam leise von dem Blonden, der den Weg wieder in diese Welt gefunden hatte. „Ron sieht nicht einmal ansatzhalber so scheiße aus, wie du!“ Kommentierte der Ladenbesitzer und zog die Hände wieder zu sich. Er hockte vor seinem eigenen Bett und musterte das Häuflein Elend, um welches er sich kümmerte. „Erklär mir das Ganze. Wenn du es Ron erklären musst, kannst du bei mir ja schon einmal anfangen.“ Kurz sahen die grauen Augen in das fordernde Braun, doch er schwieg.

 

„Ich halte dich für einen intelligenten Kerl, Malfoy. Ich kann dich nicht ausstehen, aber ich halte dich für intelligent. Ich weiß, wie lange du Ron hinterher gelaufen bist und was du alles durchgemacht hast, wenn du hier warst. Wir haben versucht dich zu demütigen, dich lächerlich zu machen und haben Ron Lügen aufgetischt, um euch nicht zusammen zu bringen. Und dann, nach all diesen Anstrengungen treibst du es ausgerechnet mit Zabini an dem Tag, an dem Ron dich dort abholt? Selbst mit der Überlegung, dass es nicht das erste Mal gewesen war, so dumm bist du einfach nicht!“

Der Spott triefte nur so aus diesen Worten heraus und kurz zuckte der Blonde zusammen. Er war noch immer zerschlagen und innerlich stachen die Scherben aus Herz und Seele tief in sein Fleisch. „Ich erinnere mich noch gut.“ Flüsterte er beinahe, monoton und krächzend. Seine Stimme klang schrecklich und war heißer. „An Rons Geburtstag wollte ich ihn zum Essen einladen und ihr habt mich in den Schweinestall gesperrt. Ich war von oben bis unten mit Dreck voll und stank nach Schwein!“

 

Anscheinend ließ diese Erinnerung ein wohliges Gefühl bei Fred entstehen, der breit zu grinsen begann. „Oh ja, ich erinnere mich noch. Die Schweine haben dich wirklich gern gehabt.“ Frohlockte er und schüttelte dann wieder den Kopf. Malfoy hatte keine Miene verzogen. Nun wollte sich der Rotschopf wieder auf das Wichtige konzentrieren. Zwar wusste er noch immer nicht, warum er diesem verhassten Feind helfen wollte, aber irgendetwas stimmte hier nicht, dass hatte er in seinem Tunichtgut-Blut. „Hast du vorher schon mit Zabini geschlafen?“

„Ja.“ Kam leise die Antwort und er musste sich räuspern, um weiter zu sprechen. Dass er sich beeilen sollte, war klar, denn der erstaunte Blick der braunen Augen verwandelte sich langsam in einen tödlichen. „Nicht… nicht so, wie du denkst. Zabini…“ Er brach ab, spürte ein unerwartetes Gefühl der peinlichen Verlegenheit. Warum er überhaupt noch etwas außer Schmerzen spüren konnte, war ihm unerklärlich. „Zabini war mein erster.“ Stammelte er verlegen und senkte den Blick. „In der Zeit, in der Ron all meine Avancen abwehrte und Zabini in keiner Beziehung war, lief hin und wieder etwas zwischen uns. Das letzte Mal war kurz bevor Ron zu unserem ersten Date einwilligte.“ So unangenehm ihm das auch war, den Schmerz konnte dieses Gefühl nicht übertünchen und so fiel es ihm schlussendlich doch leichter als zuvor erwartet. Diese Offenbarung war im Vergleich zu den jetzig toten Gefühlen kaum nennenswert.

 

„Wir haben stets die Beziehungen des anderen respektiert und nur spaßhaft den anderen geärgert.“ Noch immer krächzte seine Stimme, doch die Möglichkeit mit jemandem zu sprechen weckte langsam seinen Geist wieder auf. „Blaise hat immer damit Scherze getrieben, dass er mich küssen wollte. Was soll ich sagen, klar war es verlockend.“ Die blonde Augenbraue zog sich leicht in die Höhe, herablassend war da ein spitzer Ton in seinen Worten, als er das Gesicht des Weasleys musterte. „Ich weiß immerhin wie gut er darin ist.“ Provozierte der Slytherin noch einmal frech, doch zu kraftlos. Das Aufbegehren verlor seinen Reiz, der Körper war zu geschwächt dafür.

„Uns war immer klar, dass es nur ein Spiel sein konnte. Niemand von uns würde diese Grenze überschreiten. Es gab nie eine Situation, in der ich hätte besonders aufmerksam sein müssen, einen Moment, in dem ich die Verführung deutlich gespürt hätte, mich dagegen zur Wehr setzen müsste. Es war immer klar, dass niemand dem anderen zu nahe kam.“ Da war er, der Ton, der das Brechen ankündigte. Die böse Vorahnung, die nun Fred erwischte, ließ ihn selbst an seinem Vorhaben zweifeln. Die Gedanken des ehemaligen Slytherin waren weiter gewandert und wagten sich auf das Territorium des Verrates.

„Ich habe mich so auf diesen Abend gefreut. Nur wir beide… niemand sonst… es war die Feier unseres ersten Jubiläums… ein ganzes Jahr… es war wirklich schon ein ganzes Jahr….“ Da war es, der Blick driftete ab, die eben wieder erschienenen Funken in den grauen Augen erstickten und der Körper sank in sich zusammen; nur leicht, aber sichtbar. Der Schmerz brach wieder in der Brust des blonden jungen Mannes auf und überspülte seinen eben erwachten Geist wieder mit einer grausamen Taubheit.

 

„Dieser Duft… ich kann ihn nicht aus meinem Kopf bekommen. Ich kenne ihn schon so lange, dieser sanfte, herrliche Geruch. Ich konnte einfach nicht anders, als ich ihn sah…“ Flüsterte Draco leise und seine rechte Hand legte sich auf den Verband seines linken Armes. „Ich fühle sie noch immer, seine Hände auf meiner Haut, als wäre es noch immer nicht vorbei. Ich kann seinen Atem hören, spüre ihn in meinem Nacken. Jeden einzelnen Kuss… an jeder einzelnen Stelle… als würde mein Verstand diese Situation immer und immer wieder nachspielen, als könnte mein Körper diesen Moment nicht vergessen.“

Fred schluckte leise, so genau wollte er das gar nicht wissen. Jetzt hatte er diese verdammten Bilder im Kopf. Doch da war mehr. Stille Tränen rannen über die weißen Wangen seines Gegenübers und dann bemerkte er die Finger, die sich fest in den Verband krallten. Ja, Malfoy war für diese Wunden verantwortlich!

„Ich kann es einfach nicht vergessen und ich kann nicht verstehen, warum ich es überhaupt getan habe! Ich liebe Ron, ich liebe ihn mehr, als alles andere in meinem Leben! Und doch war da kein Gedanke, kein Zögern, als ich Blaise sah, wollte ich einfach nur noch ihn! Als hätte jemand Ron aus meinem Gehirn gelöscht! Ich schäme mich so unendlich dafür! Ich wollte, dass dieser Abend für Ron unvergesslich wird und dass habe ich erreicht!“

 

„Hör sofort auf damit!“ Schrie Fred ihn beinahe an, als die Stimme ins Hysterische kippte und brutal packte er nach dem rechten Handgelenk. Der Verband war beinahe zerrissen. Blut quoll durch die Schichten des Stoffes nach oben. Der junge Mann hatte seine Fingernägel so fest in die Bandagen gekrallt, dass er die Wunden wieder aufriss, absichtlich!

Die Gegenwehr war überschaubar, der ausgezehrte Körper hatte nicht die Kraft, die er einst hätte einsetzen können. Zitternd rutsche Draco vom Bett herunter, schlug mit den Knien erneut auf dem Boden auf und presste den blutenden Arm gegen seinen Bauch. Fred war aufgesprungen, um den rechten Arm zu greifen und den Blonden davon abzuhalten sich weiter zu verletzen. Nun saß dieser vor ihm auf dem Boden, während der Rothaarige noch stand und sein Handgelenk umklammert hielt.

„Ich hasse mich! Ich hasse mich für das, was ich getan habe und ich verstehe es nicht! Ich kann es nicht vergessen, nichts davon und schon gar nicht Rons Gesicht!“ Schrie der Blonde seinen Schmerz heraus, zu kraftlos um seinen Arm mit einem Ruck zu befreien. „Es gab nichts, was ich in diesem Moment so sehr wollte wie Blaise! Die Welt hätte untergehen können und mich hätte es nicht gestört! Darum hasse ich mich so! Es ist alles meine Schuld! Meine!“

 

Vorsichtig lösten sich die Finger Freds wieder und er betrachtete die am Boden kauernde Gestalt. Da war nichts mehr übrig. Warum schmerzte seine eigene Brust so sehr? Er war sauer auf dem Mann gewesen, der seinen Bruder so verletzt hatte. Die ersten beiden Tage hatte Ron nur geweint, wollte nichts essen und selbst Harry war kaum an ihn heran gekommen. Doch seit gestern ging es ihm wieder gut. Er aß wieder, sprach wieder und verlor sich hin und wieder in Hasstieraden über den Idioten, der so dumm gewesen war. Manchmal saß er aber auch nur still vor sich hinstarrend am Fenster und schien depressiv in seinen Gedanken verloren. Über den Berg war er noch lange nicht.

Doch Malfoy war am Ende. Als hätte ihn jemand genommen und wie einen Klatscher auf den Boden geschmettert, dass nur noch Trümmer in ihm zurück blieben. Er hasste diesen Kerl und ihn zu ärgern und zu quälen war stets eine Freude gewesen. Wenn er an Rons Geburtstag dachte, daran, wie der Blonde aus dem Schweinestall stapfte, nachdem Ron ihm die Tür geöffnet hatte. Stur, wild und wütend mit einem Eimer voll Schweinemist in der Hand. Bevor die beiden noch reagieren konnten, hatte er mit wütendem Rachegebrüll diesen über sie geschüttet. George bekam das meiste ab, doch auch Fred hatte den Geruch von Mist in der Nase und auf den Klamotten.

 

Nichts war von diesem Mann noch übrig.

 

Das hier war nicht einmal mehr ein kläglicher Abriss dessen, was er einst einmal kennengelernt hatte. Fred litt unerklärlich und leise. Warum tat Malfoy ihm plötzlich so leid? Warum schrie ihn etwas beinahe an, das er nicht fassen konnte? Als käme ihm all das hier bekannt vor.

Langsam wanderte sein entgeisterter Blick zur Tür, die mittlerweile weit offen stand. Ron starrte auf diese Szenerie, ebenso wie Harry, dem der Mund vor Erstaunen offen stand. „Das kann nicht sein.“ Flüsterte der Ladenbesitzer im Raum und vorsichtig schob George seinen jüngeren Bruder zur Seite. „Wenn du an das denkst, an das ich denke, dann musst du falsch liegen, Fred.“ Entgegnete er und ging vor Draco in die Knie. Offenbar hatten sie den gleichen Gedanken, denn auch Fred ließ sich wieder nieder sinken.

„Malfoy, sieh mich an.“ Forderte der eine Zwilling, der mit Ron im Schlepptau zurückgekehrt war. Doch als keine Reaktion kam, wurde er gröber. Er packte nach den Schultern und zwang den Blonden dazu ihn anzusehen. „Du musst dich jetzt noch einmal konzentrieren, hörst du!“ Doch der Blick in das verheulte, dennoch weiße Gesicht war erschreckend. Die grauen Augen zeigten nur Schmerz, ein innerer, von Pein getriebener Schmerz. Da war wirklich nichts mehr von dem Mann übrig, der noch vor wenigen Tagen panisch vor ihnen durch das heimische Treppenhaus geflüchtet war, weil er seinen Plan für ihr Jubiläum nicht preis geben wollte. Wie ein Besessener hatte er sich geweht, obwohl die beiden ihn in den Schwitzkasten genommen hatten. In der Küche war er nicht mehr aus dem Haus gekommen und erst Ron hatte die beiden Zwillinge zur Räson gebracht. Er schrie sie regelrecht vor Zorn an, doch der Sturheit des Blonden hatten sie kein Geheimnis entlocken können.

 

Das war einen Tag vor Dracos Betrug gewesen! 

 

„Hör mir gut zu. Du wolltest nicht mit Zabini schlafen, richtig?“ Forderte nun die Stimme des Ladenbesitzers und drang seltsam dumpf in den Verstand des ehemaligen Slytherin vor. Dieser nickte langsam, bedächtig, als hätte er ihn kaum verstanden. „Und Zabini wollte auch keinen Sex mit dir?“ Fragte nun Fred eindringlich, während Harry kurz würgte. Das wollte er sich gar nicht vorstellen, Zabini und Malfoy! Auch Ginny, die nun zu ihnen gestoßen war, gab ein angewidertes Geräusch von sich. Nur Ron stand dort, aufmerksam, aber erschüttert. Es ging ihm scheiße, ja, er war fertig mit der Welt, wandelte zwischen Schmerz und Wut, aber das da! Draco wirkte, als hätte man ihn vollständig zerschlagen! Weder der erste noch der hundertste Korb von ihm hatte so bei ihm gesessen, den er von Ron kassierte.

„Erinnere dich genau. Du stehst vor Zabinis Tür, hast das Buch in der Hand, das du ihm zurückgeben wolltest und hast geklingelt. Was kam dann?“ Drang wieder einer der Brüder vor, wollte seinen Verstand aufrütteln. Kurz funkelten die grauen Augen auf. „Nein… er… er hat keine Klingel. An der Tür befindet sich ein… ein silberner Türklopfer. … Er hat die Form einer Schlange…“ Stotterte der völlig Verwirrte und schluckte dann laut. „Ich… ich habe geklopft und hörte die… die Turmuhr draußen schlagen. Ich dachte daran, dass Ron in einer Stunde hier sein würde… und… und wir sicher nicht viel Zeit hätten. Blaise… Blaise hatte mir geschrieben, dass er jemanden kennengelernt hatte. Eigentlich wollte ich schon eine Stunde früher bei ihm sein, aber ich musste noch einmal in die Stadt.“

Gerade hatten die beiden Zwillinge geglaubt, dass nun der Redefluss einsetze, als der Blonde wieder verstummte. Ein Gedanke schien ihm zu kommen, der ihn wieder verschreckte.

 

„Du standest also eine Stunde zu spät vor Blaise Tür, mit dem Buch unter dem Arm, hast an Ron gedacht und daran, dass sich Blaise verliebt hat und klopftest mit dem Türklopfer an. Dann hat Blaise geöffnet?“ Versuchte es Fred noch einmal, der heute den Blonden schon mehrfach zum Reden gebracht hatte. Schweigend schüttelte dieser nur den Kopf, schwieg aber weiter, die Augen beschämt geschlossen und den Kopf abgewendet.

So schnell, wie Ron plötzlich der Blitz durchfuhr, konnte Harry gar nicht reagieren. Der Rotschopf stürmte los und quetschte sich einfach zwischen seine Brüder. Wild griff er nach den Schultern des anderen und zog ihn in seine Richtung. Erschrocken folgte der ehemalige Slytherin einem Reflex aus uralten Zeiten und starrte in das aufgebrachte Gesicht des Mannes, den er sehen wollte und eigentlich auch nicht. „Ich will genau wissen, was an diesem Abend los was! Keine Lügen, keine Ausreden und kein dummes Gelaber! Du hast mich betrogen, mich verarscht und verdammt verletzt. Warum bei allen Todesflüchen dieser beschissenen Welt kriechst du hier rum, als hätte ich DICH betrogen?“

Da war sie wieder, diese impulsive Wut, die den Rothaarigen immer wieder packte. Nun sorgte sie für diesen direkten Angriff auf Draco und wütend funkelten diesen die blauen Augen an. Dass der Gepeinigte noch elender hätte aussehen können, hätte keiner von ihnen erwartet, aber Draco schaffte es. Bei Rons wütendem Anblick zog er die Schultern zusammen, den Kopf dazwischen und wich so weit wie möglich zurück. Er presste den geschundenen Rücken gegen das Bett und starrte seinen Freund beinahe panisch an.

 

„Raus mit der Sprache oder ich fessel dich und sperr dich bei den Schweinen ein, damit Hermine morgen den kläglichen Rest von dir auseinander nehmen kann!“ Die Augenbrauen der Zwillinge hoben sich, ja, seit die Beziehungslage zwischen Hermine und Ron wieder geklärt war, sah die Hexe eine Art Bruder in Ron, den sie mit allen Mitteln verteidigte. Vielleicht sogar noch brutaler als zuvor Ron als ihren Freund. „Ich warte!“

Angst, blanke, panische Angst stand in den grauen Augen und das Blut hatte den weißen Verband an seinem linken Unterarm rot durchtränkt. Doch da schien etwas in ihm zu sein, ein winziger Rest seines einstigen Stolzes, welcher wie ein winziges Teelicht im Sturm zu flackern begann. Die winzige Flamme kämpfte, sie kämpfte um ihr nacktes Überleben!

„Ich hatte nicht nur das Buch für Blaise in der Hand. Eigentlich traf ich mich nur als Ausrede mit ihm. Dein… dein Geschenk war… war noch nicht fertig und ich sollte es an diesem Spät… Spätnachmittag abholen. Also sagte ich dir, dass ich Blaise das Buch zurückbringe, damit du keinen Verdacht schöpfen kannst. Ich… ich hatte dein Geschenk bei mir, es lag auf dem Buch und dann… dann öf… öffnete er… die… die Tür…“ Jedes einzelne Wort wurde nur unter größtem, eigenem Zwang ausgesprochen.

 

„Ob… obwohl ich noch einen Moment vorher an dich gedacht hatte, war… warst du weg. Ich… ich habe ihn gesehen, er stand da… so… so wie immer. Es war absolut nichts Besonderes an dieser Situation, aber… aber plötzlich… ich… ich wollte diesen Mann! Ich habe Blaise gesehen und alles in mir schrie nach ihm. Jede einzelne Faser meines Körpers wollte nur noch ihn.“ Verzweiflung und Schmerz lagen in seiner Stimme und gequält schloss er die Augen. „Ich habe es ihm angesehen, ihm ging es genauso. Es… es kam mir vor als… als hätte ich ihn seit Jahren nicht gespürt, nicht berührt. Ich wollte seine Lippen küssen, jeden Zentimeter seiner Haust berühren und bevor ich noch etwas sagen konnte, zerrte mich Blaise in die Wohnung.“

Es war unendlich still geworden, nur das erneute Brechen eines schmerzenden Herzens war lautlos zu hören. Ron spürte die Tränen aus Hass und Schmerz, die seine Wangen herunter liefen. Er hatte seinen Freund losgelassen, schon in dem Moment, als sich dieser so panisch von ihm entfernte. Die Finger krallten sich in den Stoff seiner eigenen Hose und innerlich fragte der Rotschopf, warum er das hatte hören wollen.

„Ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir tut, Ron. Ich hasse mich, ich hasse mich so unglaublich dafür. Bevor du kamst, war kein einziger Gedanke an dich vorhanden. Deine Brüder und deine Freunde haben mir immer vorgeworfen, dass ich dich betrügen würde. So manches Mal haben Blaise und ich scherzhaft bei einem Butterbier darüber diskutiert, wie es wohl wäre, wenn ich dich mit ihm betrügen würde…“ Die grauen Augen hatten nur flüchtig zu dem geneigten Kopf gesehen, doch nun starrte er nur auf das Blut an seinem Arm. „Ich kann es einfach nicht verstehen. Ich dachte immer, wenn so etwas passiert, dann entscheide ich mich dafür. Weil wir uns gestritten haben, weil… weil was auch immer. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich dazu entschieden habe. Ich habe es einfach getan. Ohne Erklärung, ohne Grund. Als ich Blaise an diesem Abend sah und so ging es ihm anscheinend auch, wollten wir nur das eine.“

 

Wie lange die Stille nun wieder herrschte, konnte keiner sagen. Draco hatte seine letzte Kraft in diese Erklärung gelegt oder eher diese Beschreibung. Ron schien zurückgeworfen an den Abend, an dem er heulend, schreiend, wütend zurück ins Haus gerannt kam. Er hatte sich in die Arme seiner Mutter geworfen, nicht verstehend, wie etwas in seinem Körper so schmerzen konnte. Nichts hatte bisher so viel Leid verursacht, wie dieses Gefühl. Nun schien es wiedergekehrt zu sein. „Es war kein Zauber oder?“ Fragte er mit erstickter Stimme.

„Vielleicht.“ Kam von Fred zögerlich und der Rotschopf zwischen ihnen schien kräftiger zu atmen, als wäre da ein Funken Hoffnung. „Das kann nicht sein. Ich habe jedes einzelne Buch in der Bibliothek meines Vaters durchgesehen. Es gibt keinen Zauber der das kann!“ Protestierte plötzlich der Blonde, denn seine Lebensgeister schienen einen neuen, von Verzweiflung getriebenen Schwung Kraft bekommen zu haben.

„Na ja, vielleicht doch. Fred und ich sammeln alle möglichen Bücher mit Zaubersprüchen und Tränken, ob man sie für unsere Scherzartikel nutzen kann. Vor einigen Wochen ist uns ein altes, russisches Buch in die Hände gefallen, nicht sehr groß und mit einer unglaublichen Sauklaue geschrieben. Wir haben einen Freund gebeten, es uns zu übersetzen und so war er einige Tage bei uns im Laden. Es sind alles Liebeszauber der übelsten Sorte. Sie zwingen einen gegen die eigenen Gefühle zu handeln und gehen teils so weit, dass sie einen für den Rest seines Lebens an den eigenen Gefühlen zerbrechen lassen.“

 

Fred nickte und erschauerte dabei. „Diese Zauber sind wirklich übel. Der letzte heißt so ungefähr „die Rache der verschmähten Frauen“ und trifft im Grunde gleich mehrere. Es wäre der einzige, der eventuell auf euch beide passen würde. Er ist ziemlich kompliziert und man muss zwei Tränke ansetzen. Einen für den Betrüger und einen für den Mitbetrogenen. Sprich, einen für Malfoy und einen für Zabini. Allerdings bräuchte man den Zauber und je ein Haar von Ron, Malfoy und Zabini! Daher kenne ich keinen, der alle Zutaten zusammen bekommen könnte. Das wäre aber der Zauber, unter dem du stehen könntest.“

Sein Bruder setze hinzu. „In dem Augenblick, in dem sich die Parteien das erste Mal sehen, nachdem sie den Trank eingenommen haben, vergessen sie die Welt um sich herum und wollen nur noch das eine. Dabei ist es egal, welche Geschlechter das Paar hat. Es muss nur eine irgendwie bestehende oder bestandene sexuelle Anziehung vorhanden sein.“ Erklärte er, damit Fred wieder übernehmen konnte. „Zwischen uns beiden würde es nicht klappen, aber zwischen Ron und Hermine oder Harry und Hermine. Wahrscheinlich sogar zwischen Harry und Ginny.“

Nach einer erneuten Welle des Schweigens gab Malfoy sehr zynisch von sich. „Also müssten wir jemanden finden, der den Zauberspruch kennt, mich, Ron und Blaise verletzen will, je an ein Haar von uns kommt und uns dann den Zaubertrank einflössen kann.“ Kommentierte er, nur um dann in die Hoffungslosigkeit zurückzusinken. Alles war nur noch ein Scherbenhaufen, selbst wenn es ein Zauber gewesen war.

 

„Es heißt doch aber „Die Rache der verschmähten FRAUEN“. Es handelt sich um mehrere. Es müsste sich also nur jemand finden, der Ron hasst und dich, Malfoy, oder Blaise. Oder euch beide und Ron nur als Mittel zum Zweck nutzt.“ Kam plötzlich von Harry, der nicht wusste, was er von all dem halten sollte. So kam er nun auch näher, setzte sich ans Bettende, da er vom Stehen genug hatte. Es war ein anstrengender Tag gewesen, der sich langsam dem Abend zuneigte.

Der Blick, der nun zwischen den beiden Brüdern gewechselt wurde, war vielsagend. Ron wischte sich mit dem Ärmel die Tränen von den Wangen und warum auch immer, etwas zog ihn zu dem Blonden hin. Noch saß er hier, die Brust so schmerzend, dass er kaum atmen konnte. Doch nur wenige Zentimeter von ihm entfernt schien die Erlösung zu locken, die Angst hielt ihn jedoch zurück. Dieser Mann, weswegen auch immer, hatte ihm diesen Schmerz zugefügt. Dennoch ging es diesem auch nicht besser, noch immer wirkte Draco so elend, dass Ron sogar Mitleid für ihn empfand. Noch zu Anfang des Sommers hatte der Blonde gescherzt, dass er Ron für deutlich stärker und emotional reifer hielt. Der Rotschopf hatte natürlich gelacht, aber hier war offenkundig zu erkennen, dass Draco Recht hatte. Nur waren der Schmerz und die Angst noch zu groß, um über eine Annäherung wirklich nachzudenken.

 

„Sag mal, Malfoy, hat Zabini noch Kontakt zu Parkinson?“ Kam nun wieder von George und nach einem kurzen Überlegen nickte der Blonde. Er schien noch immer unsicher und nicht überzeugt von dieser Theorie. „Ich glaube, dass sie…“ Stark schluckte er, nur unwesentlich entfernt von dem zerschlagenen Abbild seiner selbst. „Wenn ich mich nicht irre, wollte sie an diesem Morgen vorbei kommen. Wir…“ Er räusperte sich, noch immer klang seine Stimme eher wie ein Krächzen. „Zabbini und ich haben kaum miteinander gesprochen. Daher kann ich nicht sagen, ob sie dort war.“ Schloss er verlegen, denn jeder hier kannte den Grund des ausgebliebenen Gespräches.

Fred griff noch einmal das Wort auf und fragte direkt. „Ist sie immer noch so sauer auf dich, weil du sie für Ron hast sitzen lassen?“ Erstaunt blickten den rothaarigen Ladenbesitzer nun zwei Paar Augen an. Anscheinend waren sowohl Ron wie auch sein betrügerischer Freund von dieser Aussage überrascht worden. „Ach kommt, die Furie hat doch schon in der Schule einen Aufstand gemacht, als ihr klar wurde, dass du nichts von ihr willst.“ Protestierte nun der schwarzhaarige Schulheld und blickte erst zu dem blonden Betrüger, um dann seinen besten Freund wissend anzusehen. „Jeder hat es mitbekommen.“ Fügte er noch hinzu und Ron brummte etwas vor sich hin.

 

Nach einem Moment des nachdenklichen Schweigens antwortete Draco schließlich. „Ich glaube nicht. Allerdings haben wir auch keinen Kontakt mehr zu einander. Ich habe sie nie sonderlich gemocht und daher war ich recht froh, dass ich den Kontakt zu ihr nicht aufrecht erhalten musste.“ Anscheinend fasste sich der Blonde langsam wieder, zumindest bei den nicht so prekären Themen.

„Jungs, lasst den Wahnsinn. Die Tatsache bleibt, Malfoy ist fremdgegangen und selbst wenn Parkinson noch sauer auf ihn wäre, auch auf Ron, dann käme sie noch immer nicht an ein Haar von Ron! Ihr sucht nach einem nicht existenten Strohhalm!“ Kam nun der strikte Kommentar von Ginny, die langsam sehr genervt wirkte. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ihre Gesichtszüge waren zu einem wütenden Ausdruck verzogen. „Und selbst wenn sie auch noch das geschafft hätte, ist sie vielleicht durch das Fenster eures Büros geflogen und hat das Buch still und leise kopiert, während euer Freund es übersetzt hat?“

Wenn Ron auch nur einen Hauch von Hoffnung verspürt hatte, schaffte es seine kleine Schwester mit einer unglaublichen Treffsicherheit eben diesen kleinen Anflug im Keim zu ersticken. Mit ihrer Art nutzte sie die Mittel zur Löschung eines Waldbrandes, um ein kleines Grillfeuer zu vernichten. Beinahe mitleidig sahen die Zwillinge ihren jüngeren Bruder an, der in sich zusammengesunken war. Ginny hatte ja Recht. Keiner von ihrer Familie würde so etwas tun, also gab es keine vernünftige Erklärung. Mit einem Seufzen wollten sie gerade aufgeben, als jemand die Treppe hinauf kam.

 

„Das Essen ist fertig.“ Kündigte nun Percy an und trat in die Tür des Zimmers. Er blickte sich erstaunt um, die Schwingungen waren deutlich anders, als von ihm erwartet. Harry wirkte müde, die Zwillinge frustriert, Ron erneut den Tränen nahe und Draco am Boden zerstört. Bei einem Blick auf seine kleine Schwester stellte er fest, dass sie diesen typisch erbosten Ausdruck aufgesetzt hatte. Nun etwas vorsichtiger fragte er. „Grundsätzlich ist für alle gedeckt, essen denn auch alle mit?“

Nun schien Ginny kurz vor der Explosion zu stehen. „Warte, was genau bedeutet „alle“?“ Fuhr sie Percy an. „Du willst doch wohl nicht sagen, dass Mum den Kerl da wirklich mit eingeplant hat?“ Knurrte sie in einer neuen Welle unglaublicher Wut. Sie hatte sich zu ihrem älteren Bruder umgedreht und ihre Augen funkelten, als wollte sie ihn mit ihren Blicken töten. Doch so leicht ließ sich ein emotional unterentwickelter Percy nicht aus der Ruhe bringen. „Das Wort ist eine allumfassende, Kategorien übergreifende Zusammenfassung, die alle Ausschlusskriterien aufhebt. Wenn ich also von „allen“ spreche, dann beziehe ich mich auch auf emotional instabile, eindeutig aufgekratzte Schwestern, die wie in der Geschichte üblich den Boten und nicht den Absender für die schlechte Nachricht umbringen wollen.“ Dieses sagte er mit einer so trockenen Gleichgültigkeit, dass den Zwillingen ein kurzes Lachen entkam. Harry konnte sich gerade noch halten, bevor die rothaarige Amazone vor Wut platzte. Mit einem gewaltigen Ausdruck riss sie ihre Arme nach vorne und schubste ihren Bruder aus dem Weg, sodass er mit der Schulter gegen den Türrahmen stieß. „AH!!! Männer! Einer von ihnen ist dümmer als der nächste!“ Schrie sie voller Wut und stampfte die Treppe herunter, als wäre eine Herde Zentauren auf dem Weg abwärts.

 

Ungerührt rieb sich der eben so unwirsch beschimpfte die gestoßene Schulter und hob die Augenbrauen, während er ihr nach blickte. „Das ist die beste Definition, die ich von emotional instabil je gesehen habe.“ Murmelte er vor sich hin, hielt kurz inne und ergänzte. „Und das bei Rons erst kürzlich eingetretenen Nervenzusammenbruch.“ Er schüttelte unverständlich den Kopf und wandte sich wieder den Personen im Raum zu. „Hat nun jemand die Güte, mir diese Situation zu erklären?“ Kam kühl von dem schlaksigen Mann, der aus den vielen Augenpaaren verwirrt angestarrt wurde.

„Ähm, wirklich?“ Begann Harry und die Zwillinge setzten ein. „Du hast gerade…“ Sprach der erste. „..deine kleine Schwester mit voller Absicht…“ Führte der zweite weiter fort. „ …bis aufs Blut beleidigt.“ Bevor wieder ein Wechsel eintreten konnte, übernahm Harry kurz. „Darum hat sie dich so behandelt.“

Für einen kurzen Moment entspannte sich Draco, ein nur minimalistisch flüchtiger Hauch Belustigung zog die Mundwinkel auseinander, ließ sie jedoch ebenso schnell wieder sinken. War der Kerl wirklich so schwer von Begriff? Immerhin war es doch absichtlich gewesen oder hatte er keine Ahnung, was seine Worte bedeuteten?

 

„Ich meine doch nicht dieses kindische Verhalten einer nachpupertierenden Frau. Ich kann zwar nicht verstehen, warum sie sich in diesen Phasen immer so verhalten, aber dass sie es tun, ist mir wohl bewusst.“ Empörte sich nun der schlaksige Außenseiter der Familie und verschränkte die Arme vor der Brust, um den einzigen Blonden in der Runde mit seinem Blick zu fixieren. „Was ist mit dem da geschehen? Das will ich wissen! Er sitzt hier wie ein zerrupftes Huhn, einbandagiert und ihr scheint ihn auch noch wie Glucken zu bemuttern! Verräter, Betrüger wie diese kleine Made gehören weder in dieses Haus, noch in die Reichweite dieser Familie! Warum also sitzt dieser Kerl auf deinem Bett Fred und wird von dir versorgt und befindet sich nicht draußen im Stall bei dem Schweinen, wo er hingehört?“

Kurz wollte Ron aufgebehren, öffnete den Mund, richtete seine vor Schmerz gepeinigte Gestalt auf, um dann doch wieder schweigend in sich zusammen zu sinken. Auch Harry wusste nicht mit dieser offenen Anklage umzugehen. Irgendwie hatte Percy ja Recht, da würde und da konnte er nichts dagegen sagen. Auf der anderen Seite war es einfach nur mies!

Ein Blick zu Draco reichte und es wurde deutlich, wie grausam diese Worte waren. Jede Vermutung einer Aufhellung seines Gemütes, einer Fassung und der Andeutung einer Besserung war verschwunden. Dass ein Mensch so elend aussehen konnte, hatte der junge Mann bisher nicht geglaubt.

 

„Erstens, sitzt er nicht auf meinem Bett, zumindest nicht mehr, sondern vor meinem Bett.“ Korrigierte ihn Fred, dem gar nicht auffiel, dass Percy immer weniger Schwierigkeiten zu haben schien, um sie auseinender zu halten. „Zweitens, glauben wir… oder eher, ziehen wir in Betracht, dass er es nur getan hat, weil er unter einem Zauber stand.“ Antwortete nun George und beide schienen irgendwie aufgebracht. Was sie so sehr in Rage brachte, konnte Harry nicht bestimmen. Er war nur froh, dass er die beiden hatte.

„Wie bitte?“ Kam nun von Percy und er hob die Augenbrauen erstaunt. „Und was für ein Zauber sollte das bitte sein?“ Fragte er in einer Weise, die deutlich machte, dass ihm diese Idee nicht lag. Noch immer stand er im Türrahmen, schien nun zwischen aufgebrachter Wut und perplexer Verwirrung zu wanken. Er konnte sehen, dass die beiden sich nicht sicher waren, doch bisher hatten die Zwillinge immer den richtigen Riecher gehabt. Er konnte viel Schlechtes über die zwei sagen, aber nicht, dass sie stets die richtige Spur verfolgten.

In wenigen Worten erklärten die beiden, welchen Verdacht sie hatten und mit jedem weiteren Wort veränderte sich die Haltung des Mannes in der Tür. Er spannte sich sichtlich an, verzog das Gesicht unter den feuerroten Haaren und plötzlich meinte er ernst. „Wie wahrscheinlich ist eure Idee?“ Offenbar war ihm ein Gedanke gekommen, der ihm nicht gefiel. Er schien sich gänzlich zu verspannen, als die Zwillinge nicht gleich antworteten. Die Erklärung ihrer Schwachstellen sorgte dafür, dass sich Percy auf die Unterlippe biss. Nun wurde er ganz unruhig.

 

„Habt ihr das Buch noch hier?“ Wollte er strickt wissen und wirkte plötzlich, als hätte ihn jemand auf einen Hügel Feuerarmeisen gesetzt, gänzlich ohne einen Fetzen Stoff am Leibe. Die innere Unruhe war ihm so deutlich anzusehen, dass die Zwillinge einander schweigend anblickten. Sollten sie ihm die Wahrheit sagen? Was würde das für sie an Konsequenzen mit sich bringen? Wenn der Kerl so aufgeregt war, und keiner der beiden konnte sagen, wann sie ihn je so erlebt hatten, dann musste es um viel gehen, mehr, als sie sich jetzt vorstellen konnten.

„Habt ihr es; ja oder nein?“ Fuhr sie der schlaksige Mann aufgebracht an und erschrocken zuckten alle Anwesenden zusammen. Ron starrte aus Tränenfeuchten Augen zu seinem älteren Bruder auf und konnte nicht verstehen, was mit dem Mann geschehen war. „Ja… ja, doch… wir haben es noch!“ Stieß George hervor und erhob sich langsam vom Boden, nicht ohne Percy im Blick zu behalten. Irgendetwas stimmte hier nicht und doch keimte eine gewisse Hoffnung in ihm auf. Vielleicht konnte sein Bruder etwas mit dem Buch anfangen, sich einen Reim auf all die Lücken ihrer Idee schmieden. Er wusste nichts von der zufälligen Beobachtung, die Percy vor Wochen erlebt hatte und bisher als ein Versehen in seinen verdrängten Erinnerungen gelandet war.

Verkauft

Kapitel 4

Verkauft
 

Mit wachsamen Augen beobachtete der schlaksige Mann seinen Bruder, der nun auf der anderen Seite seines Bettes kniete und anscheinend von unten aus der Matratze etwas angelte. Die Ungeduld stand in den sonst so kühlen Augen und die Gesichtszüge waren angespannt. Kurz öffneten sich die schmalen Lippen, als wollte Percy seinen Bruder treiben, ließ es dann aber wieder. Langsam erhob sich George und in seiner rechten Hand hielt er ein kleines, dreckig wirkendes Buch mit ehemals schwarzem Einband. Dieser war verblasst und an vielen Stellen schäbig abgewetzt. Darunter kam ein zweites Buch zum Vorschein. Es war ebenso klein, jedoch gut als neues, modernes Notizbuch zu erkennen. Mit diesen beiden Werken kam der Zwilling wieder um sein Bett herum geschlichen und schien seinen großen Bruder aus einer seltsam angreifenden Haltung zu mustern.

„Stell dich nicht so an, George!“ Blaffte nun der Zauberer, der sich einen eigenartigen Ruf im Ministerium erarbeitet hatte. Mit einer schnellen Bewegung zog er die beiden gereichten Exemplare an sich und interessierte sich doch nur für das eine. Er schlug es auf, blätterte durch die alten, vergilbten Seiten mit der blassen Tinte. Der Geruch alter Zeiten entstieg diesem Werk, doch Percy bewunderte die Schönheit dieser Zeit nicht. Seine kalten Augen hefteten sich unruhig an die Zeilen, welche mit einem Lesezeichen als bedeutsam gekennzeichnet waren. Seine schmalen Lippen bewegten sich, als könnte er die Schrift mühelos entziffern.
 

Verwirrt und fragend warfen sich die Zwillinge einen schweigenden Blick zu. Mussten sie verstehen, was hier geschah? „Du kannst das jetzt nicht wirklich lesen oder?“ Fragte Harry als erstes, der seine Neugierde wie immer nicht zügeln konnte. Seine grünen Augen lagen abschätzig auf dem ungeliebten Mann und doch schien er eine neue Hoffnung aufkeimen zu lassen. Wenn er wirklich wüsste, was da stand, konnte er dann helfen? Konnte er eine Erklärung für das finden, was hier geschehen war? Eine Erklärung für das Unerklärliche?

„Halt die Klappe, Potter!“ Kam so unverblümt von Percy, dass dem angesprochenen der Mund offen stand. Selbst Draco kam aus seiner zurückgezogenen Haltung heraus und seine grauen Augen, matt und schwach schienen eine Frage in sich zu bergen. Ron blickte in das blasse Gesicht und dann wieder zu seinem momentan ältesten Bruder im Raum. Das passte so gar nicht zu dem Verhalten, mit dem sich der sonst so emotional verkrüppelte, aber äußerst intelligente Mann einen Ruf eingebracht hatte. Nun begann ein weiteres Schauspiel die Anwesenden zu verwirren. Der schlaksige Mann setzte einen Fuß vor den anderen und zog einen bald eingespielten Kreis vor den Betten der beiden Zwillinge. Er murmelte leise vor sich hin, sprach mit sich selbst, um hin und wieder mit der linken Hand Andeutungen und Zeichen in die Luft zu tragen, nur um dabei niemanden sonst zu beachten. Sicher war sich Ron nicht, aber es klang beinahe so, als würde sein Bruder nicht nur in seiner Muttersprache sprechen, sondern auch hin und wieder die kantige, raue Sprache des russischen Landes nutzen.
 

Zögerlich, beinahe unbemerkt bei dem seltsamen Anblick eines auf und ab laufenden Percys berührte eine Hand die andere. Nur kurz hatte sich Ron dazu entschieden, war einem seltsamen Gefühl gefolgt, welches er selbst nicht verstand. Seine Hand berührte ganz sacht die fremde, eine Berührung, die sonst ein beruhigendes Gefühl warmer Liebe in ihm auslöste. Nun war es eher ein kaltes Brummen, welches jede Faser seines Körpers erfasste. So zog er die Finger schnell wieder zurück, nicht ahnend, was er damit anrichtete.

So kurz und zögerlich sie auch war, Draco hatte es gespürt. In all dem Trübsinn, all der Stumpfheit, in der er gefangen war, brach doch dieses winzige, kaum wahrzunehmende Gefühl all die Grenzen und Mauern auf, die ihn in dieser Einsamkeit hielten. Seine grauen Augen blitzten kurz, auf der Suche nach dem Grund. Doch die Hoffnung, jene wunderbare, süße Hoffnung, die sich kurz in das zerbrochene Gerüst seines Herzens gestohlen hatte, erstarrte. Sofort erkannte er den Schmerz im Gesicht des Rothaarigen. Jenes, sofortige Zurückziehen hatte nur einen einzigen Grund: Diese Berührung war nicht mehr die gleiche, wie sie es noch vor wenigen Tagen war!

Diese Erkenntnis ließ die neu aufgeflammte Hoffnung zu einem grausamen Gift werden. Es durchzog jede Faser des längst tauben Körpers und ungesehen zog der Blonde den Kopf wieder zwischen die Schultern. Übelkeit stieg in ihm auf, eine Übelkeit, die aus purem Selbsthass erzeugt wurde. Er hatte an all dem hier schuld! Er war es nicht wert! Er war es nicht einmal wert hier auf dem Boden zu sitzen! All die Zuwendungen, die er in diesen Stunden schon erhalten hatte,… nichts von all dem war er wert!
 

Plötzlich schlug Percy das Buch wieder zu und fixierte aus seinen kühlen Augen die Anwesenden. „Ich denke, wir sollten endlich zu Mutter nach unten gehen, sonst wird sie noch ganz unruhig!“ Kommentierte er sein eigenes Verhalten und drehte sich auf dem Absatz um.

Fred wollte etwas entgegen, öffnete den Mund und starrte dann zu seinem Bruder, der ebenso verwirrt wirkte. Harry hob die rechte Hand, zeigte wortlos auf den rothaarigen Mann, der in diesem Moment den Raum verließ und sein Mund stand tonlos offen. Er konnte nicht verstehen, was hier eben geschehen war. Er hatte das Gefühl, dass er etwas Wichtiges übersehen hatte, aber da war nichts!

Sein suchender Blick wanderte zu Ron, der ebenso entgeistert war. Selbst die Zwillinge konnten nur die Schultern in die Höhe ziehen und Fred meinte hilfesuchend. „Gehen wir ihm nach. Vielleicht spricht er ja mit uns.“ Harry nickte und selbst Ron kam mit zitternden Knien wieder auf die Beine. Er war ausgelaugt und müde. Das Wechselspiel zwischen Wut und Depression kostete ihn unendlich viel Kraft.

Nur einer schien nichts von alle dem zu begreifen. Draco saß dort vor dem Bett, rührte sich nicht und schien weder zu hören noch zu sehen. Seine Augen waren halb geschlossen, die Arme fest um seinen eigenen Leib geschlungen und den Kopf hatte er zwischen die Schultern gezogen. „Draco?“ Versuchte es unerwartet Ron, doch keine Antwort folgte. Niemand wusste, dass diese kleine, winzige Geste des Zurückziehens einen weiteren Teil seiner Persönlichkeit in den Fluten der Schuld und des Selbsthasses ertrinken ließ, um für immer zu verenden.
 

oooOOOooo
 

So ganz konnte Ron diese Situation noch nicht verstehen. Nun war er es, der sich um Draco kümmerte. Ausgerechnet er musste sich um den Kerl kümmern, der an dieser ganzen Situation schuld war. Da er jedoch auf niemanden zu reagieren schien, hatte Ron die Initiative ergriffen und nach etlichen Minuten wenigstens ein Blinzeln erhalten. Wie schwer war es doch, den Kerl wenigstens in einen Pullover zu stecken und die Treppe hinunter zu bekommen. Percy war nicht dort.

Als sie in der Küche ankamen, saß ihr Vater schon am Ende des Tisches, auch Ginny schaute sie mit einem herabwürdigenden Blick an und griff nach ihrem Glas. Der Duft herrlichen Eintopfes lag in der Luft und Ron konnte erkennen, dass extra dicke Stücke Speck liebevoll von seiner Mutter geschnitten worden waren. Molly blickte das Bündel Elend einen Moment an, schweigend, unentschlossen. Dann jedoch fasste sie sich und da es Ron war, der den blonden Mann in den Raum geschoben hatte, nickte sie nun. „Setzt euch, Jungs. Das Essen wird sonst kalt.“ Kam in diesem mütterlich warmen Ton und erstaunt suchte Darco den Blick seines Freundes.

„Meine Mutter ist eben die Beste! Mein absoluter Lieblingseintopf!“ Gab Ron von sich und zum ersten Mal stand ein Lächeln auf seinen Wangen. Ja, Ron wagte es zu grinsen, sich zu freuen, denn der Duft hatte die gesamte Luft gesättigt. „Na komm, hier kannst du ja nichts Dummes anstellen und so wie du aussiehst, kannst du sicher etwas zu essen vertragen.“ Raunte Ron und spürte doch, wie aus dem Lächeln wieder ein ernster, resignierter Ausdruck wurde. Wo auch immer die kurze Freude her kam, sie war wieder verschwunden.
 

„Danke!“ Kam mit beinahe erstickter Stimme von Draco und er schien noch immer nicht zu begreifen, dass dieser Mensch so freundlich zu ihm war. Als er endlich das harte Holz der langen Sitzbank unter sich spürte und das kalte Metall des Löffels in seiner Hand, schienen diese Empfindungen zum ersten Mal wieder klar und ehrlich. Seit Tagen schien die Welt immer weiter von ihm abzudriften und alle Empfindungen verloren sich im Strudel des Schmerzes. Eine kleine, leise Stimme sagte ihm plötzlich, dass ganz gleich, was auch immer geschehen würde, er niemals wieder der alte war. Sein altes Ich, sein bisheriges Sein war verloren und von dieser Situation in so viele, schmerzende Splitter zerschlagen worden, das niemals wieder ein ganzes Bild aus ihnen werden würde. Löchrig und fehlerhaft, hässlich und vernarbt wäre das Bild seiner Seele und seines Herzens, wenn sie jemals wieder heilen würden.

Tränen liefen über seine Wangen. Tränen über diese bittere Erkenntnis und die unendliche Güte, die ihm Molly Weasley entgegen brachte. Sie hatte seinen Teller reichlich gefüllt und wärmend rann der köstliche Eintopf über seine Kehle. Es schien ihm beinahe so, als hätte er in seinem Leben nichts Vergleichbares gekostet. Keine Speise schien ihm bisher so köstlich, so verlockend und so wohlschmeckend wie dieser Eintopf.

Das Aufschlagen eines Löffels auf den Tellerrand ließ ihn zusammenzucken und sein verängstigter Blick jagte zu Ginny, die auf der anderen Seite saß. „Ich glaube, mir vergeht der Appetit.“ Kam garstig von ihr und sie starrte hasserfüllt über den Tisch. Sie schob den Teller von sich, verzog das Gesicht und schien den Gedanken zu verdrängen, der ihr auf der Zunge lag.
 

Harry schwieg, jedoch machte sein Gesichtsausdruck klar, dass er diese Situation auch äußerst unangenehm fand. Jedoch lohte sich dieser Eintopf. Wenn er nicht neben dem Kerl sitzen musste, kam er zumindest nicht auf die Idee ihn in seinem Teller zu ertränken. Ron schien es unerwartet besser zu gehen, damit hatte Draco es von der Todesliste herunter geschafft, aber ausstehen konnte er den Kerl noch immer nicht. Wenn es hier eine Hoffnung gab, dann ganz alleine um Rons Willen. Sollte es wirklich ein Zauber sein, dann konnte Ron mit dieser ganzen Sache vielleicht abschließen. Im besten Fall waren sie Draco endlich los…

Schweigend starrte er auf den Löffel, auf dem sich zwei wunderbare Speckstücke befanden. Wenn er ehrlich war, ging es Ron noch nie so gut, wie in diesem letzten Jahr. Er hatte sich stark entwickelt, viele kindliche Angewohnheiten abgelegt und er war deutlich ausgeglichener. Vielleicht war er deswegen so enttäuscht von dem ehemaligen Slytherin. Sauer stecke er den Löffel endlich in seinen Mund und hörte die Zwillinge frohlockend rufen. „Mehr für uns!“ Sie füllten ihren Teller erneut und eine gewisse Gelassenheit hatte sich bei ihnen eingestellt.

„Sieh ihn dir doch an, Ginny.“ Begann der eine der Brüder, während er sich setzte. Der andere legte die Schöpfkelle wieder in die große Schüssel, die in ihrer Nähe auf dem Tisch stand. Es gab zwei von ihnen, so dass jeder an den Eintopf kommen konnte. „Jeder geprügelte Hund sieht nicht so mitleidig aus. Lass einfach deine Schadenfreude siegen.“ Bekam sie nun den Rat des anderen Bruders und beide grinsten sie bis über beide Ohren an.
 

Kurz öffnete Ron wieder den Mund, doch er schloss die Lippen ohne ein Wort gesagt zu haben. Es kam ihm falsch vor, den Mann neben sich zu verteidigen, auch wenn dieser selbst nicht dazu in der Lage war. So blieb diese Aussage unangefochten im Raum stehen und ein weiteres Schweigen erfüllte die Luft. Allein das Kratzen der Löffel in den Tellern erklang und das abfällige Schnauben der rothaarigen Tochter.

George Blick wanderte zum Ende des Raumes, suchend fragte er sich, wo ihr Bruder blieb. Er hatte sie nach hier unten geschickt und war nun doch nicht anwesend. Innerlich trieb ihn und Fred die Unruhe. Es war ein ungelöstes Rätsel, welches genau vor ihren Füßen lag oder eher auf der anderen Tischseite saß. Was hatte das alles zu bedeuten? Als die braunen Augen des einen Bruders, die des anderen trafen, flammte eine Frage deutlich in ihnen auf. Warum trat Dracos Bewusstsein immer wieder so zur Seite, driftete so weit ab, dass er nicht einmal die Verbrennungen auf seinem Rücken spürte? Das war nicht normal! Das war keine Trauer, kein Schmerz! Jeder normale Mensch spürte instinktiv, dass er verletzt wurde. Warum also Draco nicht?

Ihr Sinn für seltsame, unerklärliche Vorkommnisse schlug noch immer an und doch erschien die Worte ihrer kleinen Schwester zu stimmen. Sie griffen hier nach einem nicht existenten Strohhalm! So konzentrierten sie sich wieder auf ihr Essen und schwiegen. Warten war die Devise, nach der sie nun nur arbeiten konnten. Was auch immer Percy so aufgeschreckt hatte, solange sie das nicht wussten, kamen sie nicht weiter.
 

Erschrocken zuckten alle Anwesenden zusammen. Das Feuer im Kamin stob auf und jemand trat aus dem Portal heraus. Ungläubig starrte die gesamte Familie auf den zu ihnen gehörigen Mann, der sich hustend den Staub von den Kleidern klopfte. „Verdammt.“ Brummte er und richtete sich dann wieder zu seiner vollen, schlaksigen Gestalt auf. In der rechten Hand hielt er eine große Falsche, deren Inhalt die Farbe roten Blutes besaß.

„Wo kommst du jetzt bitte her, Percy Weasley?“ Fragte seine Mutter mit aufgebrachter Stimme, noch immer innerlich aufgescheucht von dem Schrecken. Sie hatte nicht mitbekommen, dass einer ihrer Söhne den Kamin genutzt hatte. Ihre familiär typischen braunen Augen blickten den jungen Mann fordernd an, doch dieser schien in keiner Weise davon beeindruckt zu sein. Etwas anders trieb ihn um und mit schnellen Schritten eilte er aus dem großen Wohnzimmer vom Kamin in die offene Küche hinüber. Nicht einmal seinen eleganten Mantel, der nun von grauen Ascheflecken verziert war, legte er ab. „Ich war kurz in meinem Büro.“ Gab er von sich, denn seine Mutter war aufgestanden, starrte ihn mit diesem unerschütterlichen Blick an, der nie etwas Gutes bedeutete. So wollte er ihr zumindest eine flüchtig dahingeworfene Erklärung geben, die sie jedoch nicht zufrieden stellte. Als sie wieder die Stimme erheben wollte, blickte sie ihr momentan ältester Sohn an und gab schlicht von sich. „Später.“

Wann und ob überhaupt Molly Weasley von einem ihrer Kinder so zum Schweigen gebracht wurde, konnte Arthur nicht sagen. Er saß noch immer verwirrt am Tisch, hatte kaum etwas mitbekommen. Wenigstens hatte seine eigene Frau ihn darüber aufgeklärt, dass plötzlich der jüngste der Malfoy-Söhne vor ihrer Tür zusammengebrochen war. So hielt sich der Schock in Maßen, als dieser plötzlich in ihrer Küche erschien. Doch nun pflanzte sich Molly mit einem so unzufriedenen Ausdruck wieder auf ihren Platz, dass er das herannahende Donnerwetter wie das Grollen eines Gewitters hören konnte.
 

„Malfoy, du musst mir einige Fragen beantworten!“ Mit diesen Worten stellte er die elegante Flasche auf den Tisch. Der untere, runde Teil war zur Hälfte mit einer silbernen, fein geprägten Fassung versehen und auch um den langen, schlanken Hals befand sich eine ebengleiche Verzierung. Seltsam ragte Percy über die Anwesenden hinweg und erinnerte dabei fast an einen über seine Beute kreisenden Greifvogel, der sich gleich auf ein kleines Kaninchen stürzen würde.

„Hast du seit diesem Abend auffallend oft Aussetzer oder Erinnerungslücken?“ Brach sich seine barsche, herrische Stimme im Raum und die grauen Augen starrten ihn nur verwirrt an. Ein Hase vor einer Schlange konnte nicht hilfloser wirken. „Hat er!“ Gaben die Zwillinge in einem Chor von sich und selbst Harry konnte nicht leugnen, dass der Kerl, von dem er nur durch Ron getrennt wurde, teilweise nicht ansprechbar war. Die blauen Augen Percys blickten kurz zu seinen Brüdern, die nur vielsagend die Schultern und die Arme hoben, sonst aber schwiegen. „Selbstverletzendes Verhalten?“ Dieses Mal machte sich er junge Mann nicht einmal mehr die Mühe den betroffenen selbst zu fragen. Noch kurz starrten sich Fred und George an, bevor sie wieder in einem Chor antworteten. „Auf jeden Fall!“

Erstaunt blickte Ron über den Tisch zu seinen Brüdern und dann wieder zu dem blonden Häuflein Elend, welches direkt neben ihm saß. „Zählst du den verbrannten Rücken eher zum Selbstverletzenden Verhalten oder zu den Aussetzern?“ Wollte sich nun Georg erkundigen und Fred blies zögernd die Wangen auf. „Na ja, eigentlich Aussetzer, aber ich würde es auch irgendwie… hm,… ich weiß nicht.“ Kommentierte er nun unschlüssig, doch Percy wischte ihre Unterhaltung mit einer strengen Handbewegung davon.
 

„Auffallend starke Selbstzweifel und unerwartet starke Selbstvorwürfe?“ Sein Gesicht wirkte zwar recht regungslos, doch seiner Stimme war die aufgeregte Unruhe anzuhören. Er versuchte sich mit aller Macht zusammenzureißen, doch etwas in ihm schien keine Ruhe geben zu wollen. Kurz verzog Fred das Gesicht, er war sich nicht ganz sicher. Ab wann waren es „unerwartet starke“ Selbstvorwürfe, wenn man den Mann mit seinem besten Freund betrog, dem man Jahrelang nachgelaufen war? „Ich sage mal unter Vorbehalt ja.“ Sein Blick suchte die grauen Augen, doch Draco biss sich nur auf die Unterlippe und starrte in seinen Teller. Ob er noch zuhörte oder wieder in diese seltsame Trance verschwunden war, konnte man nur vermuten.

„Um was geht es hier, Percy? Warum stellst du all diese Fragen?“ Wollte nun Ron wissen, der sich zum ersten Mal an diesem Gespräch beteiligte. Ob er wirklich eine Antwort hören wollte, wusste er selbst noch nicht, aber keine zu hören war auch nicht besser. Unruhig rutschte er auf seinem Platz hin und her, offenbar war doch wieder mehr Leben in den jungen Mann gekehrt, als er zuerst erahnen ließ.

„Dieses Buch, von dem ich hoffe, dass niemals jemand erfährt, dass es in eurem Besitz war,…“ Sein strenger Blick wanderte kurz zu den Zwillingen, bevor er sich wieder seinem jüngsten Bruder widmete. „… gehört zu einer dreiteiligen Abhandlung und stellten den ersten dieser Reihe dar. Eher durch Zufall wurde ich vor einigen Wochen in meiner Arbeit in die Übersetzung der Bücher mit eingebunden, da Thomson krank ist und anscheinend sonst niemand im gesamten Ministerium ein ausreichendes Verständnis für die alte, russische Sprache hat. Dieser Vorfall hat mich Tage mit meiner eigenen Arbeit zurückgeworfen!“ Ein Fakt, der ihn offenbar sehr aufbrachte, denn er musste ihn mit Nachdruck erwähnen.
 

„Ich habe Stunden mit dieser Sauklaue verbracht und daher fiel es mir heute nicht sonderlich schwer das Original zu übersetzen. Anscheinend wurde es vor ca. 350 bis 400 Jahren im russischsprachigen Raum von einer Hexe geschrieben, die kein gutes Verhältnis zu jeglichen positiven Emotionen besaß. Sie hat in drei Büchern über grausamste Zauber, tödliche Tränke und in ihrem letzten Werk über schlimmste Foltermethoden geschrieben. Ihre Bücher wurden zu den verbotenen gezählt und da niemand von der Existenz eures Exemplars weiß, habe ich der Welt einen Gefallen getan und es vernichtet!“

„WAS?“ Kam nun erstaunt von den Zwillingen, die noch nicht wussten, ob sie eher über die Zerstörung ihres Eigentums oder dieser Erklärung geschockt waren. Mit großen Augen starrten sie ihren Bruder an, der nur kurz das Gesicht verzog. „Ist euch eigentlich klar, was ihr für Strafen zu erwarten habt, wenn jemand dieses Buch bei euch gefunden hätte?“ Fuhr er nun die beiden Männer an, die unerwartet mehrere Zentimeter in sich zusammensanken und schweigend ihre Lippen aufeinander pressten, um jetzt nichts Dummes zu sagen. „Seid mir einfach dankbar, dass ich wegen euch ein weiteres Mal Regeln verletzt habe. Ich hätte den Besitz direkt melden müssen und das Buch dann in die Obhut des Ministeriums übergeben sollen. Dort würde es so oder so vernichtet werden, ich habe den Vorgang also nur verkürzt.“ Brummte er nun ungehalten und versuchte sich wieder zusammenzureißen. Seine Konzentration schien nun flüchtig, als fiele es ihm immer schwerer seine Gedanken geordnet zu behalten.

„Worauf wollte ich hinaus?“ Kam unerwartet die Frage Percys und er blinzelte verwirrt. Er hatte den Faden verloren und so war es der stets vorlaute Junge mit den grünen Augen und der runden Brille, der das Wort ergriff. „Was ist in der Flasche?“
 

„Drachenblut.“ Die brüchige Stimme erhob sich in der Luft zu einem schummrigen Ton. Erstaunt blickten alle Augen den blonden Zauberer an, dessen waren derweil auf die Flasche geheftet. Die blassen Wangen schienen nun totenbleich, nicht einmal die Ahnung eines farblichen Hauches ließen sie zu. Kurz schien Percy etwas sagen zu wollen, doch seine Lippen schlossen sich ohne einen Ton verloren zu haben. „Ich bin ein Slytherin und ich entstamme der Familie der Malfoys. Daher kenne ich mich mit einigen Zaubern aus, von denen ihr wahrscheinlich niemals erfahren werdet. Dieser Zauber hier ist… er ist ein…“ Doch seine Stimme versagt. Die trägen Gedanken in seinem Kopf formten nur ein einziges Wort: Tod!

„Soll ich es ihnen sagen?“ Seltsam sanft klang die sonst kalte, heute herrische Stimme. Kurz trafen sich die so unterschiedlichen Augenpaare der noch unterschiedlicheren Männer und dann schüttelte Draco den Kopf. Er schluckte noch einmal hörbar und richtete seine geschundene Gestalt auf. „Ich stieß erneut in den letzten Tagen auf diese Art von Zauber oder eher Fluch. Wir nennen sie Splitterzauber, jedoch haben sie viele Namen. Der Ausdruck stammt daher, da sie die Seele, die Persönlichkeit des Verfluchten in einzelne Splitter zerschlagen, zerreißen, welche sich dann nach und nach auflösen. Diese Aussetzer, nach denen Percy eben fragte, sind Anzeichen dafür. In diesen Momenten werden ganze Stücke meiner Persönlichkeit für immer gelöscht. Wesenszüge, Eigenarten, Verhaltensweisen, die mich auszeichnen. Schlussendlich bleibt nichts von dem Verfluchten übrig, sein Geist ist so leer, dass auch das Verlangen nach Nahrung und Wasser verschwunden ist. Er verhungert oder verdurstet, obwohl er vor einem gedeckten Tisch sitzt.“
 

Draco besaß nicht den Mut aufzublicken und sich dem Entsetzen der anderen schmerzlich bewusst zu werden. Für einen Moment glaubte er sich selbst die Lüge, dass die Worte, die er eben ausgesprochen hatte, nur dann so grauenhaft waren, wenn er die Sprachlosigkeit der anderen vor Augen sehen musste. In seiner eigenen Stimme lag diese Ungläubigkeit, mit der er noch immer die gesamte Situation nicht erfassen konnte. Sie war so klar, so ungeschminkt, dass niemand sie überhören könnte. Er sprach von seinem eigenen Tod, seinem bevorstehenden Ende. Aus dem eben noch unerklärlichen Betrug wurde plötzlich ein Verrat, dessen Ausmaß er kaum zu begreifen im Stande war. Er sollte sterben. Jemand hasste ihn so sehr, dass er sterben sollte. Diese Erkenntnis traf ihn hart und ließ die nur noch bruchstückhaften Persönlichkeitsfetzen in ihm schmerzhaft beben. Jemand hasste ihn so sehr, dass er sterben sollte!

„Die Hoffnung ist die grausamste aller Foltermethoden. Nur gerade so viel von ihr, dass der Mensch nicht sterben will, aber nicht in solchem Maße, dass er aufbegehrt.“ Seine eigene Stimme war ihm fremd und fern. Sie klang in seinen Ohren grässlich wieder, als wäre es ein andersartiger Ton, ein Windspiel, das Rauschen der Blätter, vielleicht sogar das Brüllen des Sturmes, welcher noch immer um das Haus brauste. Alles konnte dieser Ton sein, nur nicht seine eigene Stimme! Doch außer ihm sagte niemand etwas, die Stille war so lautlos, dass ein Grab in den Tiefen der Erde von mehr Geräuschen erfüllt wurde.

„Als diese Flüche vor Jahrhunderten geschmiedet wurden, war der Kampf gegen einen Drachen noch gefährlicher, noch tödlicher und doch gab es jene, die gegen sie gewonnen hatten. So wurde frisches, reines Drachenblut zu dem Mittel, zu dem einzigen Gegenmittel, dass einen vor dem Tod bewahren konnte. Ein Leben für ein Leben….“ Seine Worte erstarben, für jedes weitere fehlte ihm die Kraft. Noch immer drehte sich in seinem Kopf alles nur um ein einziges, entscheidendes Detail in seiner Aussage: Tod!
 

Plötzlich spürte er eine unerwartete Wärme. Jemand hatte seine Hand ergriffen und hielt sie fest. Blaue Augen starrten ihn mit einem unergründlichen Blick an und bevor der junge Mann noch realisierte, was er wirklich sagte, waren diese Worte seinen vollen Lippen entsprungen. „Ich würde mich mit hundert Drachen anlegen, wenn ich dich damit retten könnte.“ Rons Augen blieben auf ihn gerichtet und in diesem unglaubwürdigen Moment konnte er die Hand nicht loslassen, die er umklammerte. Etwas tief in seinem Herzen wehrte sich, schrie auf, wollte die Schwermut zerbersten lassen, die sich auf ihn gelegt hatte. Doch da war kein Vertrauen und eine leise Stimme schrie, dass es nie wieder zwischen ihnen bestehen konnte, aber er liebte diesen Mann! Das war die unumstößliche Wahrheit! Er liebte diesen Mann mit Haut und Haaren, mit allem, was dazu gehörte!

Die schmalen Lippen öffneten sich, er wollte eine Erwiderung von sich geben, endlich sagen, was die ganze Zeit schon auf seiner Seele lastete, dennoch blieb er stumm. Es war nur ein Lächeln, welches bis zu seine Lippen vor drang und in diesem unerwarteten Moment schien dieses mehr zu bedeuten, als alles, was Draco hätte sagen können. Die Hand, die auf seiner lag, drückte ihn sanft und bekräftigend. „Ich weiß nicht genau, was von mir übrig geblieben ist. Ich werde nie mehr derjenige sein, in den du dich verliebt hast.“ Die Schwere dieser Worte, die Wahrheit, die Ron doch längst verstanden hatte, lastete grausam auf dem jungen Mann. Ein kurzes Schweigen, in dem die Anspannung greifbar schien. „Denkst du, dass ich noch der gleiche bin?“ Es war beinahe zynisch. Ron sah direkt in die grauen Augen und doch war da ein breites Grinsen auf seinen Lippen, welches niemand übersehen konnte.
 

„Gut, wer muss jetzt alles von dem Drachenblut trinken?“ Es war eine Mischung aus Neugierde und fehlendem Feingefühl, die Harry immer wieder in die Situation brachte, die Fragen zu stellen, die ihm durch den Kopf gingen. Nicht immer war es die richtige Situation und hin und wieder brachte es ihn beinahe um Kopf und Kragen. Doch jetzt war es genau jenes Ungeschick, welches den bestmöglichen Augenblick fand. Kein weiteres Gerede, kein Verzögern und Verschleiern mehr.

Unerwartet dankbar blickten ihn die beiden jungen Männer an, bevor ihr Augenmerk zu Percy wanderte. Dieser hatte nur schweigend die starre Miene aufgesetzt, die er hin und wieder zur Schau trug, wenn ihm etwas ganz und gar nicht gefiel, er aber kein Wort dazu von sich geben wollte. „Beide, nun, alle drei. Aber bei Zabini ist es nicht ganz so wichtig, er kann auch warten, bis sich der Sturm gelegt hat.“ Kommentierte der älteste der anwesenden Weasley Söhne und zog dabei seinen Zauberstarb hervor. Nur einen Moment später schwebten zwei Gläser aus einem der Schränke und Draco schluckte hörbar. Nichts von dem, was er über diese Zauber gehört hatte, was in irgendeiner Weise gut! Sie waren grausam, zerstörerisch und tödlich. Nichts an ihnen gab Hoffnung, dass ein Gegenmittel nicht auch ebenso grausam wäre. Nun, was schmerzlich zerschlagen wurde, würde sicher nicht liebevoll wieder zusammengesetzt. Wahrscheinlich war das Heilen ebenso grauenhaft, wie das Zerschlagen vorher!

Mit großen, von Angst geweiteten Augen beobachtete er wie das Blut aus der Flasche in die Gläser floss, blubbernd und gurgelnd in einem dickflüssigen Strahl aus der Öffnung stürzte und sich an der Wand des Glases brach, überschlug und zur anderen Seite schwappte. Wahrscheinlich war es sogar noch warm. Nur einen Herzschlag später erkannte er den feuchten Beschlag des kühlen Glases und ihm wurde klar, dass er Recht behielt.
 

Der Zauber der Flasche hielt die Zeit an. Alles, was sich in ihr befand, war in dem Augenblick gefangen, in dem es die Flasche füllte. Ein alter, komplizierter Zauber, der heute kaum noch von jemandem beherrscht wurde. Aber wer musste denn heute noch so frisches Drachenblut aufbewahren, dass es warm war? Da diese Zauber kaum noch gesprochen wurden, im Grunde gar nicht mehr, blieben Ron, Zabini und er eine Ausnahme. So konnte er froh sein, dass der ungeliebte Rotschopf in den Tiefen der Ministeriums Keller noch eine solche Flasche gefunden hatte. Wie alt mochte das Blut sein? Jahrzehnte? Jahrhunderte?

Mit großem Ekel griff Draco nach dem Glas und nur widerwillig schlossen sich seine Finger darum. Er spürte die Wärme, die Hitze, die einst im Körper des Drachen gebrodelt hatte und nun noch immer sein Blut prägte. Er ahnte, dass der Geschmack wirklich widerlich wäre, doch seine Vorstellung reichte nicht aus, um das Kommende in einer ausreichenden Art zu beschreiben. Es erschien ihm beinahe, als wäre all der Schmerz und der Hass in diesem Blut gefangen, die der Drache in seinen letzten Augenblicken gespürt hatte. Bitter berührte der warme Saft seine Lippen, warm floss er in seinen Mundraum und Draco musste sich dazu zwingen nicht zu würgen. Noch nie in seinem Leben hatte er etwas so Ekelerregendes getrunken! Sein Verstand musste mit aller Gewalt gegen den tiefsten Instinkt seines Körpers ankämpfen. Nicht ausspucken!

Alles in ihm sträubte sich dagegen diesen unendlichen Ekel zu ertragen. Die Augen hatte er zusammengekniffen, seine Hand zitterte und während ihm Tränen über die Wangen liefen, schluckte er ein weiteres Mal. Es konnte nicht mehr viel sein! Nur ein Glas! Er hatte schon drei Mal geschluckt... es konnte nicht mehr viel sein! Bitte, es konnte einfach nicht mehr viel sein!
 

Der Schmerz kam so unerwartet, dass er das Glas fallen ließ. Es schlug auf der Tischkannte auf und rutschte herunter. Als das leichte Gefäß die harte Bank berührte, zersplitterte es krachend in duzende Teile. Draco bemerkte nicht, ob Ron auch schon getrunken hatte. Er bemerkte nicht, ob ihn jemanden beobachtete. Er bemerkte nur noch den Schmerz. Seine Hände verkrampften sich über der Brust. Er konnte nicht atmen, er konnte sein Herz nicht mehr spüren. Es hatte aufgehört zu schlagen! Sein gesamter Verstand setzte aus, Panik überschwemmte alles. Sein Herz schmerzte so brutal, dass nichts weiter zu ihm durchdrang. Er bemerkte nicht einmal, dass er schrie!



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  YouLi
2018-09-12T13:04:46+00:00 12.09.2018 15:04
Liebe Traumfänger,
endlich bin ich in meinem stressigen Alltag dazu gekommen, dieses Kapitel zu genießen.
Ich hatte es letzte Woche völlig übersehen!
Du hast recht, Draco ist hier ganz, ganz anders. Aber es wurde auch endlich mehr oder weniger erklärt wieso.
Aber es stellen sich natürlich noch viel mehr Fragen.
Zuallererst: Wer in Merlins Namen ist dafür verantwortlich? Wer will Draco tot sehen?
Ich dachte zuerst an Pansy, aber jetzt frage ich mich: Wo bleibt Hermine in der Geschichte?
Aber ich glaube natürlich nicht, dass sie dafür verantwortlich ist. Aber dennoch, wo ist sie? Hat sie sich mit Ron zerstritten?
Die zweite Sache, die mich beschäftigt: Der verbotene Zauber mag eine Erklärung für Dracos Zerstörung sein, aber ist es ein Grund für seinen Seitensprung? Denn dieser wurde noch nicht wirklich erklärt. Ich denke mal, das werden wir im nächsten Kapitel erfahren.
Übrigens finde ich in dieser Geschichte auch Percys Rolle äußerst interessant und die Zwillinge sind so toll wie immer <3
Also ich bin wirklich sehr gespannt auf die Antworten und darauf, wer oder was wohl dahinter stecken mag.
Und, oh Gott, Ron so süß: „Ich würde mich mit hundert Drachen anlegen, wenn ich dich damit retten könnte.“
Wenn man bedenkt, in welcher Situation er das sagt, und wie beschissen es ihm geht, dann verliebt man sich doch gleich nochmal in ihn. Ich bin dahin geschmolzen <3
Ich kann es nicht erwarten und auf "Im Whiskey-Rausch" bin ich auch schon sehr gespannt ;)

Deine YouLi

Antwort von:  Traumfaengero_-
12.09.2018 18:49
Liebe YouLi,

den stressigen Alltag kenne ich, der hat ganz viele Brüder und einer sitzt hier bei mir! XD

Da nicht mehr ganz so viel Geschichte übrig bleibt, muss sich ja auch langsam alles aufklären. ;) Allerdings ist die lange Zeit, in der diese Geschichte bearbeitet wird, doch so lang, dass kleine Details verloren gehen. Ich versuche ein paar deiner Fragen zu beantworten, also die, die ich schon kann!

1. Wer das war, wird erst im nächsten Kapitel geklärt!
2. Es wurde kurz erwähnt, dass sie im Ausland ist und bisher nicht zu ihnen kommen konnte. Sie hat per Eule zugesichert, nach dem Sturm direkt zu ihnen zu stoßen. Nach der Trennung von Ron hat sie eine sehr innige Beziehung zu ihm aufgebaut, sieht ihn wie einen Bruder, den sie verteidigt bis aufs Blut!
3. Ja, der Zauber ist auch eine Erklärung für den Seitensprung! Er funktioniert wie folgt:
a. Du benötigst von allen dreien je ein Haar.
b. Du braust zwei unterschiedliche Zaubertränke.
c. Der erste für Blaise, der zweite für Draco. Dabei ist es egal, wer welchen zuerst trinkt.
d. Wenn der Zaubertrank getrunken wurde, verfallen die beiden Personen bei ihrer ersten Begegnung in einen sehr starken Rausch, sie haben das überwältigende Bedürfnis miteinander zu schlafen.
e. Wenn zumindest teilweise oder ganz der Beischlaf vollzogen wurde, verfliegt dieses Verlangen.
f. Folgen:
i. Blaise wird für immer Schuldgefühle haben, da er der „Auslöser“ war. Kann nie wieder eine Beziehung führen.
ii. Ron wird nie wieder vertrauen können, weil er so betrogen wurde. Kann nie wieder eine Beziehung führen.
iii. Draco wird seine gesamte Persönlichkeit verlieren, bis er stirbt.

Das ist der Werdegang des verbotenen Zaubers. Die Zwillinge haben versucht das zu erklären. Dabei sind allerdings die Folgen ausgelassen worden. Pansy ist deswegen die Verdächtige, weil sie „wahrscheinlich“ am Morgen bei Blaise war und ihm so den Trank hätte geben können. Er muss ihn getrunken haben, nachdem Draco das letzte Mal bei ihm war und bevor er an diesem Abend zu ihm kam.

In dieser Geschichte gefallen mir alle Brüder besonders gut. Ich bin begeistert von den Zwillingen, die so forschend und suchend sind. Die kleinen Kriminalisten. ;)
Auch Percy mit seiner direkten, wenn auch kalten Art gefällt mir sehr gut.
Klar, Ron… was soll man da sagen? Er ist einfach ein Schnuckelchen!


Der „Whisky Rausch“ wird langsam und stetig, aber da der Bruder des „stressigen Lebens“- stressiges Leben Nummer 1.793.589- bei mir rum hockt, wird es wohl noch dauern. Je wie mich die Muse küsst, wird einer der drei Geschichten beendet. Entweder „Vergebung“, „Whisky-Rausch“ oder endlich einmal „Ich lasse dich darum flehen!“, die beinahe fertig ist und mit einem hei… ähm… kalten, sehr winterlichen Epilog endet!

Ich habe mir heute wieder sehr über deinen Kommentar gefreut. Sie spornen mich immer wieder an und geben mir so manche schöne Eingebung!!!

Liebe Grüße
Deine Traumfänger
Antwort von:  YouLi
13.09.2018 03:50
Stimmt, jetzt kann ich mich wieder an Hermine erinnern, tut mir leid, mein Fehler :'D
Und wie der Zauber funktioniert, war mir zwar klar, aber welcher Zusammenhang zwischen dem Seitensprung und Dracos Zersplitterung bestehen sollte, nicht ganz. Durch die genannten Folgen wird das jetzt auf jeden Fall schlüssiger.

Dann muss das aber eine Person sein, die alle drei Beteiligten abgrundtief hassen muss...ob das wirklich Pansy sein kann? Jetzt bin ich auf die Begründung noch mehr gespannt, weil mit dem Zauber hat sie ja auch Blaise für immer geschadet...

Sehr spannend auf jeden Fall :D
Von:  YouLi
2018-02-02T13:07:26+00:00 02.02.2018 14:07
Hallo Traumfänger,
was ein schönes Gefühl, aufzuwachen und zu wissen, dass da noch etwas Wundervolles auf einen wartet *_*
Das war das erste, was ich heute im Bett gelesen habe und es war so schööön!
Diesmal so lang, und es gab endlich mal etwas mehr Informationen und Eindrücke.
Besonders die kurzen Rückblenden fand ich interessant, wie Draco so lang um Rons Gunst gebuhlt hat <3
Und das Beste war natürlich mit dem Schweinestall, hahaha. Ich konnte nicht mehr xD
So genial, ich liebe die Zwillinge, klasse!
Dramatisch war es natürlich auch, aber zum Glück hat sich mein Verdacht bestätigt,
so ist der Seitensprung noch zu verkraften, zumindest für mich.
Ein gelungenes Kapitel! Schade, dass das nächste Kapitel das letzte sein soll.
Ich weiß, du hast noch viele andere Geschichten am Laufen, aber die Vorgeschichte, oder eine kleine Sammlung ihrer Vorgeschichte würde mich auf jeden Fall sehr reizen zu lesen <3 <3


Von:  YouLi
2018-02-01T12:38:15+00:00 01.02.2018 13:38
Liebe Traumfänger,
Endlich komm ich mal dazu mal einen Kommentar zu hinterlassen.
Es ist so schlimm! So herzzerreißend!
Man fühlt mit den beiden sehr intensiv mit. Und obwohl Draco der Fremdgeher ist, stellst du ihn als so kleines Häufchen Elend dar, dass einem das Herz blutet ;(
Sehr dramatisch und wie immer so schön detailreich beschrieben.
Aber als die Szene damals mit Blaise kam, musste ich die Luft anhalten. Das war so hart für mich.
Ich habe Draco echt kurz gehasst. Aber irgendwie glaube (hoffe) ich, dass da mehr dahinter steckt. Ich kann nicht glauben, dass Draco sich einer kurzen Sünde so hingeben würde nur um damit alles zu zerstören. Dafür war Ron ihm scheinbar zu wichtig.
Und obwohl die Zwillinge echt mies sind, find ich's toll wie du sie in der Geschichte einsetzt.
Ich bin gespannt wie es weitergeht <3
Antwort von:  Traumfaengero_-
01.02.2018 21:24
Liebe YouLi,

du musst jetzt sehr stark bleiben. Im nächsten Kapitel bekommst du leider viel von der ungewollten Thematik mit. Da geht es leider doch darum, wie es denn nun zu dieser Szene mit Blaise und Draco kam. Und es wird auch noch ein Bisschen grausamer für die beiden.

Ich will dich ja nun nicht verprellen, aber die Geschichte entstand, weil ich einfach eine grauenhaft traurige Szene schreiben wollte. So beinahe aussichtslos ohne Happy End! Ich weise mal ganz vorsichtig auf die Bezeichnung Drama hin. *sich verkriech*

Dann bin ich jetzt gespannt, was du im Verlauf der Geschichte von den Zwillingen hälst. Und ganz besonders, was du später zum Ende sagst. O.O

Herzlichen Dank für deinen lieben Kommentar!

Deine Traumfänger

Antwort von:  YouLi
01.02.2018 21:51
Oh Nein, du machst mir Angst :o
Aber Drama muss hin und wieder auch mal sein, ich bin auf jeden Fall sehr sehr gespannt!
Antwort von:  Traumfaengero_-
01.02.2018 22:12
Ich bin ja ganz lieb zu dir,... wenn auch nicht zu Ron und Draco... o.o

*räusper*

Hier, ein kleiner, winziger Mutmachender Teil aus dem letzten Kapitel:


„Meine Mutter ist eben die Beste! Mein absoluter Lieblingseintopf!“ Gab Ron von sich und zum ersten Mal stand ein Lächeln auf seinen Wangen. Ja, Ron wagte es zu grinsen, sich zu freuen, denn der Duft hatte die gesamte Luft gesättigt.
Von:  Florentina
2017-09-13T10:39:55+00:00 13.09.2017 12:39
ist das UNFAIR das es noch keine Kommentar gibt!
Das muss ich unbedingt ändern.... !

DU WEISS ICH LIEBE <3 DEINEN STIL! *-*
wieder ein sehr gelungene Kapitel, bin gespannt wie es weitre geht :D

Mehr muss man nicht sagen, außer:
*hust* wann kommt mal wieder HarryXDraco? *lieb frag*

bg. Flora
:P
Antwort von:  Traumfaengero_-
01.02.2018 21:17
Liebe Florentina,

es tut mir im Gegenzug sehr leid, dass ich bisher nicht auf deinen Kommentar geantwortet habe, über den ich mich immer wieder freue.

Danke, dass ich wieder so wohltuend mit deinen Worten beschenkt wurde und ich versichere dir, deinen Wunsch habe ich wahr genommen. Es gibt auch zwei sehr schöne Geschichten mit Harry und Draco, die darauf warten fertig gestellt zu werden. :D

Ich sage dir auf jeden Fall Bescheid, wenn es wieder zu diesem Pairing kommt.

Liebe Grüße
Deine Traumfänger


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