Alles auf Grün von somali77 ================================================================================ Kapitel 3: Der Captain´s Club ----------------------------- ~ Let me show you (all the secrets of the torture garden) -Orda Rosarius Equilibrio ~ „Was ist es?“, inzwischen saßen sie im Zug zurück in die Stadt, und Terushimas Blick brannte, genau so wie seine Neugier. „Was macht ihr dabei?“ „Och... mal dies, mal das.“, Kuroo winkte ab. In lautlosen Schwüngen führte der Weg der Waggons zwischen Hochhausschluchten hindurch. Es war fast, als würden sie schweben. Die Strecke wurde von der Bahn in ruhigem Tempo zurückgelegt. Es gab keinen Grund zur Eile, dafür eine Menge zu sehen. Beide Jungs waren allerdings viel zu sehr auf einander konzentriert, um den Ausblick zu würdigen. „Hauptsächlich sind die Leute in dieser Messenger- Gruppe und schicken sich lustige Videos hin und her. Aber hey, du bist eingeladen! Und Suga ist sonst super streng mit der ganzen „du musst erst 18 sein“- Sache. Die meisten kommen sonst nur mit Vorgespräch und Empfehlung rein. Also glaube ich, dass du wahrscheinlich schon eine grobe Vorstellung hast.“ Terushima fiel in seinen Sitz zurück. „I... ich weiß, worum es geht“, brummte er, „Irgendwie...“ Und dann lehnte er sich vor, um so leise wie möglich zu wispern: „Um SM... richtig?“ Kuroo schauderte wohlig. „Oh, dieser verbotene Klang, wenn du das so verschämt aussprichst...!“ Terushimas Kopf glühte heftiger denn je, „Ich weiß das zumindest, okay...? Und ich weiß, dass sie sich heute im Curry- House treffen wollten, um danach zusammen zu diesem Treffpunkt zu gehen, aber“, er holte tief Luft, „Ich hab keine Verbindung gekriegt, mit der ich das noch geschafft hätte. Es gab Baustellen auf der Strecke, und insgesamt hat sich das total gezogen! Am Schluss wär´ ich dafür zu spät gekommen, dann hab ich kalte Füße gekriegt und gedacht, ich geh erst den Gundam sehen und mein Hostel finden, und wenn ich danach wirklich noch den Mut zusammen kratzen kann, könnte ich hinterher nachkommen. Theoretisch. Obwohl es natürlich blöd ist, alleine, im Dunkeln, zu irgendeiner Art Treffpunkt im Nirgendwo zu laufen, in einer Stadt in der man sich null auskennt!“ „Naja... blöd ist ein starkes Wort“, versuchte Kuroo zu relativieren, „Sagen wir... sub- optimal...“ Er prustete leise über seinen eigenen Witz. Oh Gott. Hundert Yen in die schlechte- Wortspiel- Kasse... Wo war Bokuto, wenn man ihn brauchte? Der hätte die Vorlage sicher in irgendwas noch dämlicheres verwandelt. „Ich hätte ins Curry- House mitgehen sollen!“, Terushima rieb sich stöhnend das Gesicht, „Dann hätte ich abschätzen können, ob mir das irgendwie zusagt! Jetzt hab ich Panik, weil ich keine Ahnung hab´, was mich dabei erwartet! Und ich kenne die Jungs auch nicht gut! Wir hatten einmal ein Spiel zusammen und seither ein bisschen Messenger- Kontakt. Das war´s!“ „Tja“, Kuroo wiegte bedauernd den Kopf, „Jetzt, wo du doch nicht kommst, wird der Geheimbund der Nebelkrähen wohl heute Nacht keine Jungfrau mehr opfern können...“ Terushima starrte ihn mit glühendem Blick an. „Verarsch mich nicht!“ Kuroo lachte. „Komm schon, was denkst du, was da passiert? Das sind Sportler- Jungs! In unserem Alter!“ „Genau deshalb!“, Terushima sah kein Bisschen beruhigt aus: „Ich weiß einfach nichts! Wie die drauf sind-... was die da machen? Haben da zum Beispiel welche... naja“, seine Stimme senkte sich zu einem Hauch, „S-... Sex dabei? Ich weiß echt nicht, ob ich das packe, also...«, er machte eine hilflos vage Handbewegung, »Schwulen... Hinter... tür... sex... das ist doch krass, irgendwie! Ich meine, ich mag auch Mädchen!« „Du solltest nicht hingehen, wenn du Wert drauf legst, dass das lange so bleibt.“, bemerkte Kuroo bedächtig nickend, „Alles Homos, da. Sodom und Gomorrha, jeder mit jedem, quer durch´s Gemüsebeet!“ „Gehst … du da nicht hin?“ „Machst du Witze? Ich LEBE dafür! Der Captain´s Club ist das BESTE, was Volleyball hervorgebracht hat, außer... naja- Volleyball!“ Mit roten Ohren und zweifelndem Blick schien der Andere darüber nachzugrübeln, was von den Sprüchen wohl ernst gemeint war, und was das für das zart keimende Pflänzchen ihrer Freundschaft bedeuten konnte. „Wie-... so … bist du dann jetzt nicht dort...?“, brachte er schließlich heraus. „Naja“, Kuroo hob die Schultern, „Ich war mit Kenma noch in der Mall. Das war schon viel länger ausgemacht. Er kann nicht mitkommen, und dadurch hab ich eben auch das Curry- House verpasst. Und du hast Recht. Es ist blöd, wenn man später kommt. Aber das Captain´s Club- Treffen heute war eh so ein spontaner Einfall, dass eine Menge Leute keine Zeit hatten. Oder keine Chance herzukommen. Schätze, das werden heute vielleicht eh nur Suga und Daichi sein, die dann irgendwo allein Sex im Park haben...“ „Dann-... dann-...“, Terushima schnappte nach Luft, „dann haben ja echt welche Sex dabei-...! „Hey, hey!“, winkte Kuroo gleich ab, „Das war jetzt eine ziemlich grobe Einschätzung der verschiedenen Möglichkeiten...“ „Dann-... dann ist D-... Daichi auch sch-...“, der Jüngere wagte kaum, das Wort auszusprechen: „Sch-... schwh-...?“ „Mal langsam“, Kuroo hob einen Finger: „„Schwul sein“ ist eine ziemlich grobe Einschätzung der verschiedenen-...“ „Mach doch einfach mal Klartext! Gott!“, Terushima warf verzweifelt die Hände in die Luft, „Ich bin verunsichert genug, auch ohne dass du andauernd meinen Fragen ausweichst!“ Kuroo schmunzelte. Sein Blick blieb einen Moment an der eigentümlichen Frisur hängen, durch die er überhaupt erst auf ihn aufmerksam geworden war. Dieser lange, blondierte Punkerschopf... Die langen Haare oben am Kopf waren eigentlich wie dazu gemacht, um hineinzugreifen. Kuroo ertappte sich bei dem Gedanken, dass es spannend sein musste, herauszufinden, ob die Haare überall gelverklebt waren. Ob es unter der oberen, starren Schicht einen Ort gab, an dem sie noch weich und seidig waren... unberührt von all der gewollten Coolness. „Schon gut...“, seufzte er, „Was genau willst du wissen?“ „Zum Beispiel...“, Terushima rutschte ein wenig näher, „Es ist der -Captain´s- Club, richtig? Ist da nicht jeder... uh... irgendwie -dominant-?“ „Terushima“, Kuroo beugte sich nach vorn, um vielleicht ein Bisschen mehr Diskretion zu schaffen. „Was heißt es für dich denn, Captain zu sein?“ Der Jüngere hob die Schultern. „Uhm... schätze, man passt auf, dass es jedem gut geht. Dass jeder auch Spaß hat... und so.“ „Ja... nicht schlecht. Siehst du, als Captain hast du im Blick, was deine Jungs brauchen. Du kennst ihre Stärken und Schwächen. Du findest raus, was jemanden antreibt, und was ihn hindert, sein Potenzial auszuschöpfen.“ „Uhm ...“, Terushima rieb sich den Nacken, „Ja ... Scheiße, ihr nehmt das echt alle krass ernst! Ich hab da immer ein schlechtes Gewissen ... es ist doch ein Schul- Sportklub!“ „Richtig. Dabei entscheidet sich, ob es allen Beteiligten gut geht.“, Kuroo befeuchtete seine Lippen, wagte einen Kontrollblick zur Seite. Das Abteil war still. Eine ältere Dame hielt zwei Reihen schräg vor ihnen ihre Handtasche auf dem Schoß fest, und tat so, als hörte sie nichts. Draußen glitten Hochhäuser vorbei. „Wir müssen gut aufeinander aufpassen, Terushima.“, wisperte Kuroo in neuer Ernsthaftigkeit, „Wenn wir das nicht tun, wer denn sonst? Die Lehrer im Sport sehen mehr die körperliche Verfassung. Die Spieler haben mit ihren eigenen Problemen zu tun. Deshalb braucht es uns Captains“, er deutete mit der Fingerspitze erst auf die Schläfe, dann auf sein Brustbein, „Was hier und hier passiert, ist genau so wichtig. Vielleicht sogar noch mehr. Die Leute im Team können körperlich alle noch so fit sein - unter den ganzen Muskeln, und der ganzen, coolen Attitüde, sind sie empfindlich. Wir alle stehen oft unter ziemlichem Druck. Und wir brauchen alle ab und zu jemanden, der uns zeigt, dass er das weiß. Dass er das versteht. Und dass er darauf aufpasst ... damit wir vertrauen ... und loslassen ... und das nächste Mal wieder unser Bestes geben können. Verstehst du?“ Terushima blinzelte langsam. „Äh... nein. Sorry.“ „Das heißt“, ergänzte Kuroo leise und hilfsbereit, „Dominant oder nicht ist im Captain´s Club ziemlich relativ. Wir - verlassen - uns aufeinander. Wir können voneinander lernen, was uns noch nicht so leicht fällt. Niemand tut etwas, das er nicht möchte. Niemand wird zu irgendwas gezwungen, zu dem er noch nicht bereit ist. Aber du hast die - Chance - auch mal Dinge zu tun, oder in einer Rolle zu sein, für die du sonst wenig Möglichkeiten hast.“ „O-... kay... aber... was ist dann mit dem SM?“ Kuroos Augen waren dunkel und intensiv. Er hielt sie direkt in Terushimas Blick gerichtet. „BDSM“, sagte er leise, „Lebt von Vertrauen. Und von Verantwortung. Es trainiert all die Dinge, die du auch als Captain brauchst.“ Terushima schluckte. „Aber... was macht ihr konkret dabei?“ „Was stellst du dir denn so vor?“ „Fesseln?“ „Sicher.“ „Uhm-... sch-... schlagen?“ „Nicht so wie du dir das vorstellst, vermutlich … aber ja.“ „So... mit verteilten Rollen? Einer bestimmt, und der andere...?“ „Jupp.“ Terushima hielt inne. Er setzte sich auf seinem Sitzplatz zurück, rieb sich mit der Hand über den Mund, sah aus dem Fenster. Atmete einmal tief durch. Er wagte kaum, Kuroo wieder in die Augen zu sehen. Stattdessen sah er auf Kuroos Finger. Seine Stimme war rau. „Was ist mit... s-... sich... weh tun... und so... bis jemand nicht mehr kann?“ „Direktes SM?“, Kuroo schob seine Hände ineinander, „Oh ja, klar... wenn man das mag? Kein Problem.“ „Shit... shit, echt jetzt...“, der Johzenji- Captain rutschte atemlos auf dem Sitz, rieb sich den Nacken, „Das... ist so krass irgendwie, dass ihr so was wirklich macht ... !“ „Es ist vermutlich nicht so krass, wie du dir das vielleicht denkst. Stell´s dir vor, wie einen normalen Freizeitklub ... nur mit Extras.“ Terushima nickte, sein Blick eine angespannte Mischung aus Nervosität und Neugier. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er die Hälfte von Kuroos Erklärungen weder glauben, noch irgendwie einordnen konnte, sein Blick schweifte aus dem Fenster in die Schluchten der Stadt: „Abgefahren...“, hauchte er. ~ „Willst du noch hin? Ich schick ihnen eine Nachricht. Wir können zusammen gehen? Dann ist es nicht peinlich, dass wir zu spät sind.“ „Das ... danke.“ „Weißt du, was diesmal Thema ist?“ „Nein.“ „Ich glaube, es ist wieder irgendwas mit Seil... magst du Seile? Bondage? Fesseln, gefesselt sein?“ „Ich ... ich weiß nicht ... ich hab noch nie - ...“ „Dann... Lust, das mal auszuprobieren?“ „Scheiße, Mann-... ich bin verdammte drei Stunden hergefahren und hab ein Schlafsaal- Zimmer in einer Stadt gemietet, in der ich noch nie vorher war-...! Fast mein ganzes Erspartes ist dafür draufgegangen! Was meinst du wohl, ob ich Lust habe?!“ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)