All Hellows Eve von Laito-Sakamaki (Ein zu perfektes Opfer) ================================================================================ Kapitel 15: ...doch es macht keinen Unterschied ----------------------------------------------- Hikari saß im Garten auf einer Bank und genoss die ruhige Vollmondnacht. Vorletzte Nacht war sie freiwillig mit den Mukami Vampiren gegangen und bisher hatte sie das noch nicht eine Sekunde lang bereut. Nach ihrer Ankunft hatten sie ihr die Zeit gegeben, welche sie benötigt hatte, sich von aller Aufregung zu erholen und selbst nachdem sie heute beim Abendessen gewesen war, war sie noch immer verschont. Keiner der vier Brüder hatte sie bisher gebissen oder war ihr anderswie zu nahe getreten. Das Abendessen mit ihnen war sogar richtig erfrischend gewesen. Diese Brüder ignorierten sich nicht, wie die Sakamaki Jungs, sie unterhielten sich und hatten sogar richtig Spaß miteinander. Sie standen füreinander ein und passten auf sich auf. Yuma hatte dafür gesorgt, dass der stille Azusa genug aß und Kou ihm nicht alles weg futterte. Aus der Situation konnte Hikari sogar entnehmen, dass dies wohl eine häufigere Szene am Esstisch war, doch alle blieben entspannt und freundlich, beinahe schon menschlich... Nach dem Essen hatte Hikari ein ausgiebiges Bad genommen und selbst das war so ganz anders verlaufen, als es das zu Hause immer der Fall war. Warum sie die Sakamaki Villa zu Hause nannte seit sie hier war, wusste sie nicht und hielt sich auch davon ab, darüber nachzudenken. Hier war es bisher einfach um so vieles Besser als dort. Niemand war einfach ins Bad herein geplatzt oder hatte sie erwartet, als sie es verließ. Auch hier auf dieser Bank saß sie nun schon sicherlich eine halbe Stunde lang und niemand hatte sie gestört. Langsam begann sie zu frieren. Auch wenn es erstaunlich mild für diese Jahreszeit war, es war dennoch Winter und Hikari saß schon viel zu lange still da. Also erhob sie sich von der Bank und schlenderte langsam Richtung Haus. Sie war kaum ein paar Schritte gegangen, da merkte sie, dass etwas anders war. Noch bevor sie sich darauf konzentrieren und heraus finden konnte, was sich verändert hatte, wurde ihr der Mund zu gehalten und sie wurde rückwärts gezerrt. Panik stieg in ihr auf und sie wehrte sich verzweifelt, obwohl sie wusste, dass sie chancenlos war. Auch wenn sie nicht wusste um welchen von ihnen es sich handelte, aber ihr 'Entführer' war ganz sicher ein Vampir. Dies verrieten allein schon die kühlen Finger, welche jeden ihrer Angstlaute erstickten. Nur wenig später erwartete sie die, bereits Gewohnheit gewordene, Behandlung. Sie wurde herum geschleudert, knallte mit dem Rücken unsanft an ein Hindernis, an welches auch ihre Handgelenke, beinahe zeitgleich, mit unbändiger Kraft festgenagelt wurden. Nun konnte sie ihrem Gegenüber endlich ins Gesicht sehen und war, wie auch schon beinahe Gewohnheit, völlig überrumpelt. "Subaru...-kun...?" murmelte sie und erntete ein genervtes 'Tch' als Reaktion. "Was...tust du hier?" brachte sie fassungslos und etwas eingeschüchtert hervor, "Wie hast du...?" "Dich gefunden?" brummte er ihr entgegen, "Ich sagte dir doch, ich weiss immer wo du bist und was du tust. Der Geruch deines Blutes ist so unglaublich stark und allgegenwärtig." Hikari schluckte. Hieß das nun, alle Vampire rochen ihr Blut so stark oder nur Subaru? Das ihr Blut wirklich jeder Vampir so überdeutlich wahrnahm, daran wollte sie lieber gar nicht erst denken. "Und...warum bist du hier?" fragte sie daher vorsichtig, "Willst du mich zurück bringen?" "Tch, als ob es mich interessiert, welchen Vampir du dein Blut trinken lässt", murrte er gefährlich, "Du bist einfach weg gelaufen und das auch noch zu solchen Hunden. Du hast uns verraten, du wertloser, dummer Mensch!" Langsam kroch eine Angst in Hikari hoch, die sie in Subaru´s Nähe so noch nie gehabt hatte. Sie übertraf sogar bei weitem jene Angst, welche sie am ersten Tag vor ihm gehabt hatte oder als er sie zum ersten Mal gebissen hatte. Es fühlte sich fast an, als wäre er die letzten Wochen eigentlich immer recht ruhig und beherrscht gewesen und erst jetzt in diesem Augenblick, erlebte sie ihn zum ersten Mal wirklich wütend. Ganz plötzlich war sie sich sicher, er würde ihr gleich schrecklich weh tun, wenn nicht sogar, sie töten, solch eisiger Zorn loderte in seinen Augen. "Subaru-kun ich...du verstehst das nicht...", fing sie darum verzweifelt an zu reden, doch er fiel ihr harsch ins Wort. "Ich verstehe sehr gut", zischte er, "Du bist eine Dirne, die von Einem zum Anderen geht und der es egal ist, wessen Reißzähne sie spürt und wer ihr Blut saugt!" "Nein, Subaru-kun", wehrte sie verzweifelt ab, "Das ist nicht wahr! Ich hasse es, gebissen zu werden! Egal von wem!" Kurz trafen sich ihre Blicke und noch viel kürzer hatte Hikari den Eindruck, er hätte sie verstanden, doch da verfinsterte sein Gesicht sich bereits schon wieder bedrohlich. "Das schert mich nicht!" knurrte er, "Opfer haben sich zu fügen!" Er biss so schnell und fest zu, das sie glaubte, direkt ohnmächtig zu werden, so weh tat es. Da war kein Wohlgefühl, keine Hitze im Inneren, kein Kribbeln und keine elektrische Spannung, nur Schmerz. Ein entsetzlicher, glühend - reissender Schmerz und er hielt an. "Subaru...-kun bitte...", presste sie gequält hervor, doch dieser reagierte nicht im geringsten auf sie. Als sie zu schluchzen anfing, biss er ein weiteres Mal zu, bohrte seine Zähne auf schrecklich schmerzhafte Weise in ihren Hals, drückte sie mit seinem Körper fest gegen den Baum in ihrem Rücken und erstickte ihren qualvollen Schrei mit seiner Hand. Selbst wenn Hikari es gekonnt hätte, wenn Subaru sie nicht komplett bewegungsunfähig gemacht hätte, dieser Schmerz war so enorm, dass ihr keinerlei Kraft mehr zur Gegenwehr blieb. Schluchzend ertrug sie ihr Schicksal, bis Subaru von ihr abließ, sie wimmernd auf den Boden sank und sich die Hand auf die frischen Wunden legte. "Warum?" schluchzte sie leise, den Blick gesenkt, "Ich dachte..." "Sei froh, dass ich dich nicht umbringe", fiel er ihr ins Wort, "Aber selbst diese Mühe bist du nicht wert! Bleib bei deinen Hunden. Hier gehörst du her!" Und schon war er weg. Vollkommen verstört hockte Hikari da, hielt sich die schmerzende Wunde und weinte. Sie weinte so bitterlich, wie sie es in all den Wochen bei den Vampiren kein einziges Mal getan hatte. Als wäre ein Knoten in ihr geplatzt der alles frei ließ, was sie verdrängt oder tief ins sich eingeschlossen hatte, in diesen Wochen. All die Schmerzen, die Angst, die Grausamkeiten, welche einfach nur noch ihr Leben bestimmten. Welche ihr Leben waren. Egal wie sehr sie es auch versuchte, sie konnte nicht mehr aufhören zu Weinen. Das Alles war einfach nur noch absoluter Wahnsinn. Allein die Tatsache, dass es echte Vampire gab, war schon haarsträubend genug, aber all das hier? Wie konnte ein Mensch in so eine Welt hinein geraten? Und wie konnte man sich an all das auch noch so sehr gewöhnen, dass man sich zu Hause fühlte? Das man verletzt war, weil ein aggressiver Vampir einen als Verräter bezeichnete und nicht verstand, dass es Flucht war und kein Verrat? Und genau das war es, was diesen Schmerz jetzt so unerträglich machte. Sie mochte Subaru. Auch wenn er ihr wirklich Angst machte, mochte sie ihn. Ebenso wie sie Ayato und Laito mochte. Auf irgendeine verquere Art waren sie ihr, zumindest so weit, ans Herz gewachsen, dass sie nicht wollte, dass sie sich von ihr verraten fühlten. Obwohl von den Vampiren keinerlei echtes Gefühl oder Verständnis für sie da war, sie selbst hatte Gefühle für sie. Auch wenn sie es die ganze Zeit über vor sich selbst standhaft geleugnet hatte, die Enttäuschung Subaru´s und seine offensichtliche Wut auf sie, zeigten es nur zu klar. Diese sechs sadistischen Vampirbrüder waren in den letzten Wochen wirklich soetwas wie eine Familie für sie geworden. Auch wenn sie sich untereinander alle nicht wirklich einig waren, so lebten sie doch alle miteinander unter diesem Dach, gingen zusammen zur Schule und 'lebten' ein 'gemeinsames' Leben, von dem auch Hikari ein fester Bestandteil geworden war. Sie fühlte sich zumindest als Teil dieser sonderbaren 'Familie' und das war mehr, als sie je zuvor im Bezug auf Familie gefühlt hatte. Und genau darum schmerzten Subaru´s Worte und seine Wut so sehr, denn sie hatten ihr wieder einmal deutlich gemacht, sie war eben doch kein Teil von ihnen, gehörte nicht dazu, war und blieb nur ein Opfer, welches man töten oder eben an andere Vampire verlieren konnte. Für sie machte es keinen Unterschied, ob Hikari nun bei ihnen war oder nicht. Als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter legte erschrak sie zwar leicht, weinte aber einfach weiter. Es war ihr gleich, wer sie nun wieder gefunden hatte. Sie konnte einfach nicht mehr stark sein. Jeder körperliche Schmerz, welchen die Vampire ihr angetan hatten verblasste gerade im Schatten des seelischen Schmerzes. "Na komm schon", vernahm sie Ruki´s Stimme und wurde gleich darauf von ihm hoch und in seine Arme gezogen, "Diese Adeligen sind das Letzte!. Er hat nicht einmal eine Heilung angeregt." Erst jetzt, als Ruki ihr Haar über ihre Schulter zurück strich, hob sie den Kopf und sah ihn, noch immer schluchzend, an. "Das ist es gar nicht", murmelte sie erstickt, "Es war...was er gesagt hat und...wie..." "Und was hat er gesagt?" wollte Ruki wissen, wobei sein Finger leicht über eine der Bissstellen strich und Hikari, kaum merklich, zusammen zucken ließ, "Wieso ist es überhaupt von Wert für dich, was er gesagt hat? Du bist jetzt hier...bei uns..." Eine Antwort kam Hikari nicht mehr in den Sinn. Ab dem Augenblick, als sein Finger über die Wunde am Hals gestrichen war, sah sie immer deutlicher diesen gefährlichen Glanz in seine Augen steigen und seine, immer zögerlicheren Worte, bestätigten ihre Befürchtung nur noch weiter. Hatte er sich, wie auch seine Brüder, bisher zurück gehalten, so hatte der direkte Kontakt zu ihrem Blut ihn nun eindeutig korrumpiert. Ihr Herz fing an schneller zu schlagen und vergessen war ihre Begegnung mit Subaru. Wie würde Ruki nun reagieren? Würde er sich zusammen reissen? Oder sie um ihr Blut bitten? Oder würde er der Verlockung des Blutes ebenso erliegen, wie auch die sechs Sakamaki Brüder? "Ruki-san, ich..." Der jedoch reagierte gar nicht auf ihre Worte. Seine Hand legte sich kurz auf ihre Wange und er strich sanft über ihre Haut. Dabei sog er ihren Duft ein und sah ihr schließlich fasziniert in die Augen. "Ich könnte schwören, dich schon einmal irgendwo gesehen zu haben...", murmelte er versonnen, "Wüsste ich nur wann und wo..." Er lehnte sich etwas zu ihr und sog noch deutlicher ihren Duft ein, was ihr einen kurzen, ängstlichen Laut entlockte. "Das ist...kaum möglich...", brachte sie unsicher hervor, als er seine Wange an ihre schmiegte. Ohne es verhindern zu können spannte ihr ganzer Körper sich an und sie hielt die Luft an. Gerade rechtzeitig, denn so unterdrückte sie den nächsten, ängstlichen Laut, als Ruki´s Zunge über ihre Haut glitt. "Ich kann nicht mehr warten", hörte sie sein aufgeregtes Wispern gleich danach. Die Worte dienten nicht dazu, sie auf den folgenden Biss vorzubereiten. Wie unter Trance hatten sie seine Lippen verlassen und waren eigentlich nur eines: Seine Rechtfertigung vor sich selbst dafür, sich gehen zu lassen und dem Ruf des Blutes folgen zu können. Dies tat er dann auch augenblicklich. Schmerzhaft gruben seine Zähne sich in ihr Fleisch und sie kniff gequält die Augen zu. Weniger schmerzhaft als es bisher immer der Fall war, war auch Ruki´s Biss nicht. Ebenso wenig hatte er auch nur die geringste Rücksicht darauf genommen, ob Hikari dies nun wollte oder nicht. Jetzt blieb nur noch die Frage, wie sie selbst auf den Biss reagieren würde. Zitternd wartete sie darauf, dass dieses elektrisierende Kribbeln eintrat, doch alles was sie befiel war unglaubliche Schwäche. Scheinbar hatte bereits Subaru sie an die Grenze des verträglichen gebracht und bereits Ruki´s erste, gierige Schlucke ließen leichten Schwindel aufkommen. »Sei froh das ich dich nicht umbringe«, hallten plötzlich Subaru´s Worte in ihrem Kopf. War das möglich? Hatte er sie mit Absicht so nah an eine kritische Grenze gebracht, um sie dann den Mukami zu überlassen? Damit sie Hikari töteten, wenn sie ihr Blut rochen und sich nicht zurück halten konnten? "Ru...ki...-kun...", versuchte sie sich von ihm weg zu drücken, doch er drückte sie nur fester an sich, hob kurz schweratmend den Kopf und biss dann direkt ein weiteres Mal zu.. Ein kurzer Schmerzlaut entwich ihr und ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie versuchte nicht mehr, von ihm weg zu kommen. Zitternd ertrug sie, wie er weiterhin gierig ihr Blut trank und sie immer schwächer wurde. Als er endlich von ihr abließ, versagten beinahe augenblicklich ihre Knie und selbst die Augen offen zu halten, fiel ihr unendlich schwer. "Ruki-kun...", flüsterte sie, als der sie auf seine Arme hob und mit sich nahm. Ruhigen Schrittes trug er sie zurück ins Haus und sie lehnte sich einfach nur noch erschöpft an ihn. »Hat Subaru Recht?« fragte sie sich, »Ich habe das eine gegen das andere Übel getauscht. Ich wusste, auch hier muss ich mein Blut geben und bin dennoch mit ihnen gegangen...« Ihre Finger krampften sich leicht in Ruki´s Hemd und sie musste hart kämpfen, nicht wieder los zu schluchzen. Auch wenn Ruki´s Biss nicht schmerzhafter war, als der aller anderen Vampire, so war er auch nicht weniger schmerzhaft. Einzig dieses brennende Verlangen war ausgeblieben und obwohl genau das es war, was Hikari im Grunde am meisten fürchtete, konnte sie darüber weder Freude, noch Erleichterung empfinden. Wer sagte ihr, dass es so blieb? Oder das es bei den anderen Mukami Brüdern genau so war? Ja, auch bei Kou in der Schule damals hatte sie nichts davon verspürt, aber da waren immernoch Yuma und Azusa und vor den beiden hatte sie sogar besonders Angst. Vor Yuma, weil er einem, schon allein durch seine Größe, das Gefühl gab winzig klein zu sein und vor Azusa, weil er eben einfach total schräg war. Ein Vampir, der sich selbst verletzte - wer hatte denn soetwas schon mal gehört? Sie fühlte, wie Ruki sie ins Bett legte und öffnete langsam ihre Augen. Schweigend sah sie ihn an und er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ruh dich etwas aus", sagte er, "Ich werde später nochmals zu dir kommen." Irgendetwas an seinem Ton wollte ihr nicht gefallen. War Ruki wirklich so freundlich, wie er tat? Seine Reaktion auf Subaru´s Tat, zeugte zumindest nicht wirklich von Verständnis oder Mitleid. Er hatte sich ihr Blut ebenso genommen, wie Subaru es getan hatte und keine Rücksicht darauf genommen, wie schlecht es ihr ging. Im Gegenteil, er hatte sich zwar erkundigt, aber im Grunde gar keine Antwort hören wollen. "Kannst du nicht noch ein paar Minuten bleiben, Ruki-kun?" fragte sie zaghaft, "Ich mag jetzt nicht allein sein. Wir könnten uns etwas unterhalten und besser kennen lernen." Der Vampir lächelte und einen Moment lang glaubte Hikari, er würde einwilligen, dann jedoch veränderte sein Lächeln sich und gefiel ihr plötzlich genau so wenig, wie sein Ton zuvor schon. "Warum sollte ich soetwas tun, Kachiku?" bestätigte gleich sein nächster Satz ihre Befürchtung, "Oder freundest du dich mit deinem Essen an?" Er blickte kurz fast erhaben auf sie nieder, dann drehte er sich um und ging. Mit aufgerissenen Augen starrte Hikari ihm nach. Das durfte nicht wahr sein. "Kachiku...", wiederholte sie leise. Dagegen war Chichinashi ja schon fast harmlos und selbst Bitch-chan empfand sie als weniger verletzend. Waren die Mukami Brüder also am Ende doch kein bißchen anders als die Sakamaki´s ? Ruki erschien so edel und ruhig. Beinahe ähnlich wie Reiji machte er den Eindruck, dass Anstand - und Benimmregeln für ihn ganz sicher kein Fremdwort waren. Aber anständige Menschen nannten einen nicht Vieh. »Sie sind ja auch keine Menschen!« schimpfte sie sich selbst, »Warum erwartetst du immer wieder eine menschliche Reaktion? Sie sind Vampire und wie die sind, hast du doch in den letzten Wochen mehr als reichlich zu spüren bekommen!« Wie hatte sie nur glauben können, das bei diesen Vampirbrüdern für sie irgenetwas besser wurde, als bei den anderen Brüdern? Vampire wollten nur eines und das war Blut. Für nichts anderes waren Menschen für sie gut. Als Nahrung. Vielleicht noch als Spielzeug für ihre kranken Perversionen, aber niemals sahen sie ein Lebewesen in ihr, welches irgendeiner Art positiver Aufmerksamkeit bedurfte oder auch nur eine Daseinsberechtigung besaß. Jetzt bereute sie ihre Entscheidung. Auch wenn, außer nun Ruki, sie noch keiner gebissen hatte, seit sie hier war, so konnte sie sich nach der Konfrontation mit ihm absolut nicht mehr vorstellen, dass irgendetwas sich wirklich bessern würde für sie. Wieder lag sie geschwächt in einem Bett und wieder würde sie kaum die Zeit haben, sich richtig zu erholen, bevor sich jemand erneut ihr Blut nahm. »Wäre ich doch nur geblieben, wo ich war«, stiegen ihr wieder Tränen in die Augen, »Hätte ich mir mehr Mühe gegeben, Ayato nicht zu verärgern, wäre er vielleicht so zu mir gewesen wie an Hellows Eve...« Sie umklammerte ihr Kissen, als hinge ihr Leben davon ab und verbarg ihr Gesicht darin. Subaru war zwischenzeitlich sogar richtig nett zu ihr gewesen. Die einzige, kleine Geborgenheit, welche sie bekommen hatte, war von ihm gewesen. Und auch Laito war eigentlich kein Übler. Er konnte zwar genau so grob, kalt und gefährlich sein, wie alle anderen auch, aber im Grunde war er es nie. Keiner der drei hatte ihr je solche Angst gemacht oder sie so sehr gequält, wie Reiji oder Kanato. Auch wenn es natürlich nicht so war, so gab es Augenblicke, in denen Hikari zumindest hätte glauben können, dass sie diesen Dreien wenigstens nicht vollkommen gleichgültig war. Und jetzt hassten sie sie. Fühlten sich von ihr verraten und waren vermutlich froh, sie los zu sein. Wenn schon Subaru so böse auf sie war, wie würde dann erst Ayato reagieren, wenn er erfuhr, dass sie freiwillig mit den Mukami gegangen war? Er ertrug ja schon nicht, dass seine eigenen Brüder ihr Blut tranken und wie übel er ihr Kou´s Biss in der Schule genommen hatte, wusste sie nur zu gut. Jetzt würde er sicher denken, dass er doch Recht hatte und sie Kou damals verführt hatte ihr Blut zu trinken. Je länger sie darüber nach dachte, desto schlechter fühlte sie sich. Ayato war so extrem impulsiv, besonders, wenn er sich in seiner Ehre angekratzt fühlte. Am Ende würde er Kou in der Schule auflauern und ihn töten. Oder schlimmer noch - Kou würde ihn töten... Beinahe aufgeschreckt fuhr sie hoch, so deutlich stieg das Szenario eines Kampfes in ihr auf. Ein Kampf zwischen Vampiren, die sich gegenseitig hassten und bei dem sie sterben konnten. Und das Alles nur, weil sie fortgelaufen war. Ihre Finger krampften sich in die Bettdecke. Warum nur, war ihr das nicht egal? Sollten sie sich doch gegenseitig töten. Am besten gleich alle, denn dann wäre sie frei. Keiner mehr, der sie quälte, sich über sie lustig machte, ihr Blut trank oder sie auf Nutzvieh reduzierte. Keiner mehr, der sie umher schubste, mit ihr spielte oder ihre Gefühle verletzte. Aus irgendeinem Grund jedoch wollte Hikari nicht, dass sie sterben. Keiner von ihnen. Nicht ihretwegen. Nicht schon wieder! Und da wusste sie es plötzlich. Ihre Finger krampfen sich noch fester in die Decke, bis ihre Knöchel sich weiss hervor hoben und ihre Hände zu zittern begannen. Ob nun Hölle oder Fegefeuer, Strafe oder Chance - es hing ganz allein von ihr ab. Sie war der Schlüssel zu allem.. Vier Menschen waren im Schlaf verbrannt, weil sie Nachts heimlich davon gelaufen war. Vier Menschen waren gestorben, weil sie nur an sich gedacht hatte und nicht dort war, wo sie hatte sein sollen. Und auch wenn das hier etwas völlig anderes war, wenn es um Dämonen und nicht um Menschen ging, wenn sie sich wirklich in der Hölle oder im Fegefeuer befand - es würde nicht wieder jemand sterben, weil sie davon gelaufen war. Vollkommen gleich, wie schlecht Ayato und die anderen Sakamaki sie behandelten - sie waren ihre Familie und keiner von ihnen würde sterben. Nicht dieses Mal! Beinahe eilig erhob sie sich aus dem Bett und zu ihrer Freude, trugen ihre Beine sie. Zwar war sie etwas wackelig, doch ihr wurde weder schwarz vor Augen, noch schwindelig. Noch etwas vorsichtig ging sie zur Tür und blieb direkt davor stehen. Ihre Hand ruhte auf der Klinke, drückte sie jedoch noch nicht herunter. »Es tut mir leid, Ruki«, waren ihre Gedanken, »Ich kann nicht hier bleiben.« Sie drückte die Klinke hinunter und verließ ihr Zimmer, um sich wieder hinaus in den Garten zu schleichen. Von dort aus würde sie dieses Anwesen verlassen und die vier Mukami Vampire hinter sich lassen. Die letzten 48 Stunden hatte sie sich frei in diesem Haus bewegen können und so war sie sich sicher, dass niemand sie aufhalten würde. Tatsächlich erreichte sie den Garten und auch die Bank, auf welcher sie vorhin gesessen hatte, ohne jeden Zwischenfall. Auch das Ende des Grundstückes erreichte sie problemlos. Als sie es gerade verlassen wollte jedoch, schloss sich ein Schraubstock aus kühlen Fingern um ihr Handgelenk und mit einem Aufschrei fuhr sie herum. "Willst du uns etwa schon wieder verlassen, Kachiku?" blitzte Ruki sie fast schon lauernd an, "Ich glaube, wohl eher nicht..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)