Der der die Sonne stahl von DarkRapsody ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Seit Hiyori nach einem Autounfall feststellen durfte, dass sie als Geist aus ihrem Körper schlüpfen kann, hätte sich einiges zum positiven verändert. Der etwas schlabberige und ekelhafte Gott Yato und seine pubertierend muffelige Shinki Yukine sind seitdem ihre Freunde. Sie hatte Yato bezahlt dass er ihr den Körper wiederbeschaffen wird. Immer wieder kommt sie der anderen Welt, die der Geister und Götter sehr nahe. Und wenn sie stirbt als Geist, wird Hiyori nie wieder erwachen. Schauderhafter Gedanke, das ist wahr. Aber trotzdem sucht die junge Schülerin immer noch das Risiko und läuft gerne durch die Stadt als freier Geist mit einem Schwarz, ihre verletzliche Stelle. Yato hat sein Versprechen nicht vergessen. Immer wieder versucht er sie davon abzuhalten, aus ihrem Körper zu schlüpfen bevor etwas ernstes passieren kann. Aber bisher gibt es kaum Fortschritte, wie sie jemals aus dem Zustand gerettet werden kann. Entspannt sinkt Hiyori tiefer in die Badewanne und genießt den angenehmen Duft der Badebombe. Ganz langsam entgleitet ihr der Geist, bis sie sich selbst in der Wanne sitzen sieht. Verdammt, so war das nicht gedacht! Schnell kehrt sie zurück und dreht das Wasser ab. Ein wenig sollte sie mehr auf sich acht geben. Als Geidt trägt man nämlich auch nur das was der Körper hat. In ihrem Falle nichts. Entspannt beendet sie ihr Bad und föhnt sich die Haare. Im Handtuch tapst sie zurück in ihr Zimmer und niemand anderes als Yato liegt in ihrem Bett und schnarcht vor sich hin. Er braucht ja eigentlich keinen Schlaf oder? “Raus aus meinem Bett!” ruft die erzürnt und stemmt ihre Arme in die Hüften. Sobald sie nicht mehr ein Geist sein kann, wird sie leider auch nicht mehr Yato und Yukine sehen können und sich an diese erinnern können. Der Preis für ihr Leben und ihre Sicherheit. “Du stinkst mit deinem Schmuddelanzug mein Bett voll!” wütend reißt sie die Decke weg und wirft sich einen flauschigen Pullover über das feuchte Handtuch. “Ach du weißt doch dass ich nur kurz bleiben wollte!” Yato streckt sich mit Absicht extra langsam und verlässt ihr Bett. “Geh auf deine Bank, ich kann dir erst ein Klappbett schenken wenn du deinen eigenen Schrein hast.” Verwundet zuckt Yato zusammen. Es ist immer noch einer seiner Schwachpunkte. Zu unbekannt sei heißt auch keinen Schrein zu haben. Ihm fehlt eine Unterkunft und Gaben. Hiyori rubbelt ihre braunen Haare trocken und beobachtet Yato, wie er aus dem Fenster steigt. “Wir bleiben bei Kofuku, Yukine und ich holen dich morgen wieder ab!” mit einem breiten Grinsen verschwindet er aus dem Fenster. Und er nennt sich Gott… sein schmuddeliger Trainingsanzug und die zerzausten Haare machen kaum diesen Eindruck. Doch sie hatte ihn schon kämpfen gesehen. Seine Kraft ist größer als man erwartet, er ist schließlich ein Kriegsgott. In Gedanken legt sie sich ins Bett und knipst das Licht aus. Manchmal wünscht sie sich doch, dass Yato keine Lösung findet und sie für immer mit ihnen leben kann. Die zwei sind ihre Freunde, ihre Motivation und auch bei regnerischen Tagen ihre persönliche Sonne. Müde dreht Hiyori sich zur Seite und sperrt die Gedanken aus. Morgen ist ein weiterer Tag Schule mit den zweien, so wie immer. “Ich geh dann mal, bis heute Abend!” zum Abschied winkt Hiyori in den leeren Flur in Richtung Küche, dann öffnet sie ihren Schirm und geht nach draußen. Es regnet leicht, und obwohl es Ende November ist und recht kalt, schneit es nicht. Vielleicht liegt es einfach an der Wärme in der Stadt oder hat vielleicht ein Gott kein Bock, es schneien zu lassen? Das ist ein echt verrückter Gedanke, aber vielleicht kann man ja für Schnee beten. “Ohh, guten Morgen Hiyorin!” mit seinem seltsam breiten Grinsen hüpft Yato neben ihr auf dem Gehweg entlang. Sie hält ihm den Schirm hin und lässt ihn vor dem Regen Schutz finden. “Ist Yukine heute wieder nicht bei dir?” fragt Hiyori und stellt sich an die Ampel. “Nein, er trifft sich mit einem seiner Freunde.” erklärt der Gott neben ihr. Seit er und Bishamon wenigstens akzeptieren können, dass die Shinki untereinander befreundet sein können, hat Yukine mehr Zeit für sich und andere. Wenn er etwas schlechtes tut, wird es Yato sofort merken durch ihre Verbindung zueinander. Auf der anderen Straßenseite angekommen, wandern sie gemeinsam den Weg weiter zu ihrer Schule. “Gibt es wieder was für dich zu tun?” “Naah, ich besuche Kofuku und sonst kann ich mich nur deinem Auftrag widmen.” Ihr Auftrag, richtig. Mit einem weiten Schritt tritt sie in eine Pfütze und lässt das Wasser zur Seite spritzen. “Mittlerweile weiß ich nicht mal, ob ich das so noch möchte. Schließlich werde ich doch mein Talent verlieren, euch zu sehen oder?” Hiyori dreht gedankenverloren den Schirm in der Hand. “Höchstwahrscheinlich. Du wirst auf der Menschenseite sein und wir für immer dazwischen. Das heißt du wirst uns immer wieder vergessen.” Genau das ist es nicht, was sie sich vorstellen kann. Ihre Freunde, sie kennt sie nun schon seit mehr als einem Jahr. Gemeinsam haben sie einiges durchgemacht, sie hat auf den “kleinen” Gott Ebisu aufgepasst...Klein da seine Wiedergeburt als kleiner Junge erfolgt, logischer Weise. “Keine Sorge Hiyori, wir drei werden immer Spaß haben!” fröhlich springt Yato in den Pfützen umher wie ein kleines Kind. Vor ihr liegt bereits die Schule. Für die nächste Arbeit muss sie auf jeden Fall aktiv im Unterricht bleiben ohne wieder aus ihrem Körper zu schlüpfen. Vor dem Schultor verabschiedet sie sich von ihm. “Ich komme dann heute Nachmittag einfach zu euch, zu Kofuku und Daikoku, Yukine meinte er möchte auch mal was für uns kochen.” Yato hört auf in den Pfützen herum zu springen. “Na, dann bis heute Nachmittag! Ich muss weitere Anhänger finden und mir meinen Traum vom Schrein erfüllen!” Hiyori lacht und winkt ihm nach, als er springend die Straße entlangläuft. Er ist so alt und manchmal noch ein Kind geblieben. Ihre Freundinnen sollten schon oben im Klassenzimmer sein. Unter dem Schuldach schüttelt sie den nassen Schirm aus, dann klappt sie ihn ein und betritt das große Gebäude. Innerlich freut sie sich bereits auf einen weiteren Tag zusammen mit ihren Freunden, mit einer leicht verrückt wirkenden Göttin und leckeren Eintopf von Yukine. Nachmittags scheint die Sonne leicht durch die Wolken über der Stadt. Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen geht sie gemeinsam mit ihren Freundinnen ein Stück heim. An einer Kreuzung verabschiedet sie sich höflich und flitzt den Weg zum Schrein Kofukus. Auf der Veranda sitzt bereits Kofuku fröhlich rührt sie in einer Schüssel. “Hallo Hiyori!” als sie die junge Schülerin erblickt, springt sie sofort auf und winkt ihr zu. “Was machst du da?” fragt Hiyori und blickt auf die Pampe die Kofuku dort in der Hand hält. “Ich helfe Yukine! Komm mit, es gibt Essen!” Kofuku zieht sie ins Innere ihrer kleinen Unterkunft ihres Schreins. Am kleinen Tisch, gefüllt mit Essen sitzen Yato und Daikoku am Tisch, einen kleinen Becher Sake in der Hand und leicht angerötete Wangen. “Hoo, Hiyoriii!” Yatos Stimme schwankt leicht. Er säuft manchmal viel zu viel mit Daikoku, der Shinki Kofukus. Zwei erwachsene Männer haben ihren Spaß. Yukine kommt aus der Hintertür und stellt eine dampfende Schüssel Reis auf den voll gepackten Tisch. “Wer hat Yato wieder den Alkohol gegeben?” schimpft Hiyori und stellt ihre Schultasche ab. Kaum setzt sie sich, hat sie ihren Körper schon verlassen und sitzt neben ihrem schlafenden selbst. “Ahh, schon wieder!” schimpft sie. “Haha, das ist irgendwie lustig!” Daikoku sieht nicht so aus, als ob er ganz dabei ist. Schon am Nachmittag besoffen! Kofuku kommt mit ihrer Pampe zu dem Geistermädchen. “Komm setz dich, wir haben auch Ebisu eingeladen!” Das erklärt warum es so viel Essen am Tisch gibt. “Bist du dir sicher, dass er gerne die beiden so sehen will?” fragt sie Yukine der seine Schürze abnimmt. Dieser zuckt mit den Schultern. “Er meinte er habe wirklich viel nachzudenken weshalb er schon seit heute Mittag mit ihm säuft.” Yukine setzt sich neben sie und reicht ihr eine Porzellanschüssel. Punkto steht der kleine Ebisu im Eingang. Er trägt einen blauen Pullunder und seine Haare sind ordentlich zurecht gekämmt. Als er noch ein erwachsener Mann war, hatte er sich genauso gekleidet. Formell und immer ordentlich. Gleiches kann man wohl kaum von Yato sagen, der in seinem schmuddeligen Jogginganzug Sake säuft. “Willkommen!” fröhlich winkt Kofuku dem kleinen Ebisu. Hiyori steht auf und holt den Kleinen am Eingang ab. “Es tut mir leid, die beiden haben sich ein wenig gehen lassen…” erklärt sie ihm und bemerkt den skeptischen Blick. Yukine hat das Essen angerichtet und nimmt gerade den beiden Männern die Sakegläser aus den Händen. Ebisu setzt sich neben Hiyori und lässt sich Reis in die Schüssel füllen. “Lasst es euch schmecken!” Yukine sieht sehr froh über sein Werk aus. “Wirst du auch zu Weihnachten uns etwas feines kochen?” fragt Hiyori und probiert ein wenig von dem köstlichen Curry das auf dem Tisch steht. “Weihnachten! Hurra!” Yato lacht sehr laut und nimmt ein Stäbchen Reis. Yukine sieht ihn wütend an, dann wendet er sich wieder Hiyori zu. “Ich würde wirklich gern etwas klassisches für Weihnachten machen, auch wenn ich dieses Fest nicht feier.” Schon verständlich, aber seit er wiedergeboren ist, ist er neugieriger auf Kultur und das neue Leben geworden. “Wie steht es mit deinen Lernfortschritten?” fragt sie Ebisu neben sich. “Ich habe einiges herausgefunden. Darüber auch, wie man dir vielleicht helfen kann deinen Körper wiederzubekommen.” beinahe verschluckt sie sich am Reis. “Meinst du, ernsthaft? Das wäre ja wirklich was neues! Woher weißt du das?” Ebisu sieht weg von ihr und scheint über eine Antwort nachzudenken. “Ich habe ein wenig Unterstützung von einer Gottheit bekommen. Aber das ist doch egal, ich habe die Antwort.” Er nimmt einen Bissen bevor er weiter redet. Ausnahmsweise sind die anderen am Tisch mal leise und wollen hören was der Gott des Glücks zu sagen hat. “Wenn du wieder in der Situation bist, durch die du in diesen Zustand gekommen bist, dann dürfte es einfach sich rückwärts drehen.” Dürfte? Das würde heißen… “Hiyori muss wieder in den Autounfall verwickelt werden?” Yato klingt auf einmal nicht mehr betrunken. Ebisu zuckt mit seinen schmalen Schultern. “Ich weiß nicht, wie die Umstände dazu waren. Aber dass sie hier neben uns sitzt während dein Körper dort liegt und schläft...das ist schon seltsam.” Ein Autounfall? Es geschah doch...als sie Yato vor dem Auto retten wollte! “Du bist hier an allem Schuld! Wegen dir bin ich eine halbe Ayakashi!” Als ob es sie stören würde, einerseits hat es doch seine guten Dinge. Yato sieht ein wenig unglücklich aus .”Warum konntest du mich auch sehen? Ich habe in der Sekunde nichts mit dir zu tun gehabt.” “Hiyorin, lass uns bitte einfach das hier genießen, jaaa?” Kofuku lehnt sich zu ihr herüber mit großen Augen. Gut sie sollte es wirklich dabei lassen. In wenigen Wochen ist Weihnachten und sie sollte sich kleine Geschenke für die anderen ausdenken. Der Nachmittag vergeht langsam aber sie haben Spaß gemeinsam. Auf dem Heimweg überlegt sie noch lange über die Sache mit dem “Ihren Körper wieder zurückbekommen”. Vielleicht sollte sie doch beten für Schnee, nur an welchem Schrein? Der auf dem Weg nach Hause dürfte einen der höheren Gottheiten gehören und vielleicht erhört jemand ihr Wunsch. Sie wirft ihre Yen als Opfergabe ein und wünscht sich feste, dass es an Weihnachten schneien wird. Ein wenig erleichterter als vorher geht sie nach Hause, immer über die Frage grübelnd ob sie das wirklich tun sollte, den Unfall wieder passieren lassen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)