Zum Inhalt der Seite

Nadia

Ein Weihnachtsmärchen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

                                                         Nadia – Ein Weihnachtsmärchen
 

                                                            Kurz vor Weihnachten 2087
 

Herrlich süßer Duft warmer Plätzchen, dekoriert von lachenden Kindern des wohl bekanntesten Waisenhauses von Portland. Im Hintergrund die fröhlich, kitschige Musik und freiwillige Sozial- Engagierte schmückten den Weihnachtsbaum in der Eingangshalle. Ein sonst trauriger Ort erhellte in diesem Monat wieder in den schönsten Farben, wobei das Lächeln eines Kindes jeden leuchtenden Stern in den Schatten stellte. In dieser Runde aufgeregter kleiner Racker die Reporterin Jillian McCormick, die jedes Jahr das Kinderheim besuchte und mit ihnen backte, wie etwa an diesem Tag, oder aber mit ihnen kleine Geschenke bastelte für die alljährliche Wichtelaktion.

Dazu gehörte auch stets eine kleine Weihnachtsgeschichte. Märchen aus Jillians eigenen Abenteuerreisen. Dieses Mal war es für den Rotschopf eine ganz besondere Geschichte.
 

Umgeben von verschüttetem Mehl und am Boden verteilten Nüssen wie auch bunte essbare Steinchen, wodurch die Küche durch die schmutzigen Schürzen und von Keks teig klebrigen Händen nicht unbedingt sauberer wurde,- hörten die aufmerksamen Ohren der Zwerge zu.

„Und wer ist Nadia?!“
 

Nadia von Snowflake, lebte einst in einem Haus mit vielen anderen Kindern und langweiligen Erwachsenen. Streng waren sie und pingelig, trieben die Kinder zu schwerer Arbeit an und sie bekamen nur warme Kleidung wenn die Hausdame wichtige Gäste erwartete. Der Winter war eine besonders harte Zeit. Wenn nicht genug Holz gehackt wurde um den Ofen und das Bad zu heizen, musste besonders Nadia darunter leiden. 
 

„Warum?“
 

Nadia war eine fleißige Biene. Jeden Morgen steht sie als erstes auf um das Frühstück anzurichten, legte die Kleidung der Hausdame für sie parat und sorgte stets für ein warmes Heim. Jeden Abend geht sie als letztes ins Bett wenn die Herrin endlich mit einem Verwöhnprogramm eingeschlafen war. Manchmal dauerte dies bis spät in die Nacht.
 

„Und dann bekommt sie Ärger? Hääääh?!“
 

Wisst ihr, die liebe Nadia trägt leider ein schweres Laster mit sich herum. Denn sie ist von einem Fluch befallen, der ihr das Leben sehr schwer macht.
 

„Oh nein!“, riefen die Kinder entsetzt aus.
 

Denn auch wenn sie nur selten Baden darf und die schmutzigste Kleidung trägt, ist sie das hübscheste Mädchen, was Snowflake jemals gesehen hat. Honigblondes Haar, blaue Augen und eine schöne, helle Haut. Die Hausherrin, Lady Madeleine Rose Lewitt von Hexenhausen gefällt dies natürlich gar nicht. Denn einst war sie eine echte Schönheit, bis das Schicksal sich scheinbar gegen sie entschieden hat. 
 

„Hexenhausen!!?“
 

Richtig, die Herrin ist in Wahrheit eine Hexe, die aber von ihrem Dorf verbannt wurde, weil sie böse Magie gegen Unschuldige gerichtet hat. Und sie hat sich an verbotenen Künsten zu schaffen gemacht. Statt der ewigen Jugend und Schönheit war sie auf einmal um viele Jahre gealtert. Schrumpelige, alte Haut. Ihre Stimme klingt die wie einer Krähe und ihre Glubschaugen starren einen direkt in die Seele, was jedes arme Kind es kalt den Rücken runterlaufen lässt! 
 

„AAAAH!“ Kinder hatten eine herrliche Fantasie und gruselten sich bei dieser Erzählung, während ein junge beim Teig ausstechen sich daran machte das besagte Gesicht zu formen.

„Bestimmt hat  sie Kinder gegessen!

„Ieh! Joseph!“
 

Jillian lachte.

Das hätte sie wohl gern, aber sie konnte es sich nicht erlauben den Kindern etwas anzutun. Noch nicht….  
 

„Oh oh….?“
 

Nadia sah sich gezwungen mit diesem Fluch zu leben, aber es wurde mit jedem Tag schwieriger. Bald fing es an, dass ihr die einfachsten Dinge des Lebens nicht mehr gelingen wollten. Sie war eine tolle Köchin, aber jede Prise Salz machte die Suppe ungenießbar. Das Holz, welches sie zu hacken versuchte splitterte einfach auseinander. Das Kaminfeuer brach auf einmal bei einem Stück Zeitungspapier aus und egal wie glänzend sauber der Fußboden auch war, Nadia trat entweder auf Essensreste oder gar auf einen alten Nagel. Die regelmäßigen Näharbeiten waren ruiniert, weil sie sich in die Hände stach und es zu bluten anfing… 
 

„Das ist aber gemein von der Hexe!“

„Jaaaaaa!“
 

„Jillian! Wie sieht es denn hier aus?!“, hallte es plötzlich hinter der Reporterin. Die entsetzte Heimleiterin. „Du meine Güte, wie schaffen Sie es immer wieder, das die Kinder so aussehen?!“ Schief grinsend drehte sich Jill zu ihr um. „Wir räumen das….sofort….auf?“  Leises Gekicher der Kids auf ihrer Seite.
 

-
 

„Wo war ich? Ach ja.“

Die letzten Bleche im Ofen, die Schürzen ausgezogen ging es an die Putzlappen.
 

Für Nadia war es die schlimmste Zeit ihres Lebens. Doch der 20. Dezember sollte eine Überraschung für sie parat haben. Während die Kinder draußen spielten, saß sie eingesperrt in ihrem engen, kleinen Zimmer,- was hauptsächlich als Hauswirtschaftsraum diente-, am Fenster und betrachtete die flauschigen Schneeflocken, während die Jugendlichen Lichterketten am Eingangsbereich anbrachten. Unter der Tür vernahm sie den Duft von Zimt und Marzipan. Nebenan wurde in der Küche gebacken für die Gäste, die bald kommen würden. Gäste, auf die Nadia sich auch so gern freuen würde, denn sie galten als helfende Engel, die oft eines der Kinder mit sich nahm. Besonders zu Weihnachtszeit waren diese Engel sehr spendabel, wie auch an diesem Abend. Aber nicht jeder von ihnen war reinen Herzens. Und weil die Hausherrin dies wusste und es für sich nutzen musste um an das Geld dieser Engel zu kommen, musste sie die Kinder von ihrer besten Seite zeigen. So rief sie alle Jungen und Mädchen  in ihre Zimmer zurück um sie zu baden und neu einzukleiden.
 

Nadia jedoch… konnte wieder einmal nur durch die Tür lauschen als die Engel am späten Nachmittag das geschmückte Haus betraten und sich an den Köstlichkeiten und bestechlichen Präsenten erfreuen konnten. Unter ihnen eine Frau mit einer beruhigenden Stimme, wie die kleine Nadia fand. Doch sie wusste nur ein Ton von sich und die Herrin würde sie bestrafen. Wie gern würde sie die Engel einmal sehen und sich vorstellen. Vielleicht könnte einer von ihnen ihr den Fluch endlich abnehmen, verschwinden lassen. Würde doch nur jemand ihr gutes Herz sehen können. Sie gab sich jeden Tag die größte Mühe die ein junges Mädchen nur aufbringen konnte. Nadia wusste wie sie jemanden wirklich ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte. Jemand musste ihr nur die Chance geben….
 

Die Kinder stellten sich vor, erzählten von sich. Während einige entzückt zu sein schien, unterhielten sich die Engel lieber mit der Hausherrin die nicht aufhören konnte die Gäste mit schmalzigen Floskeln zu belästigen. Denn ausgerechnet diese Engel waren es welche Reichtum und Einfluss in Snowflake besaßen. Ein adoptiertes Kind aus ihrem Hause würde ihr weiterhin das unverdiente Ansehen in dem Königreich verschaffen. Allerdings war es nur das viele Geld, worauf sie aus war, was interessierten sie da die Kinder.
 

Kurz darauf hörte Nadia eine andere Stimme. Die eines Mannes, ein wenig rau. Neugierig klang sein Ton, nicht spezifisch auf eines der Kinder ausgelegt, sondern schien sich für die allgemeine Lage des Hauses zu interessieren.

„Kommt, meine Damen und Herren, gehen wir doch in den Speisesaal.“, war vorerst das letzte was Nadia hören konnte.
 

Lange Zeit herrschte in den Fluren Stille. Die Kinder wurden entweder in ihre Zimmer geschickt oder durften sich zu den Engeln an den Tisch setzen. Nadia wieder blieb allein in ihrem Zimmer zurück. Der Duft der Plätzchen verstärkte in ihr nur den Hunger. Zu Trinken gab es eine Flasche kaltes Wasser in dem unbeheizten Raum. Ihre einzige Wärmequelle war eine provisorisch selbstgestrickte Decke in diese sich umhüllte oder die zusammengelegte Kleidung der anderen Bewohner.
 

Dann wieder hallten Schritte im Flur. Langsame Schritte. Jemand verließ den Speisesaal. Neugierig, wie Nadia stets war erhob sie sich sofort aus der kleinen Ecke und begab sich zur Tür um zu lauschen, allerdings trat sie ungünstig in den längst kaputten Wäschekorb, rutschte damit weg und knallte mit dem Kopf gegen die alte Holztür. „Autsch!“, zischte sie dabei vor Schmerz.

Die Schritte kamen plötzlich zum Stehen und während Nadia sich den Kopf rieb und sich durch das schnellere Herzklopfen fragte ob sie gehört wurde, glaubte sie zu spüren das sich jemand zu dieser Tür drehte. Kurze Stille.
 

„Hallo?“ Die neugierige Stimme des Mannes von vorhin! Nadias Augen weiteten sich. Oh, wie war ihr das unangenehm. Es hätte die Herrin sein können! Was wäre es ein Ärger gewesen!? Die Angst stieg ihr in den Knochen, ihre Stimme zittrig, sah dann aber weiter zur Tür nachdem die männliche Stimme erneut rief.
 

„J-ja….“, stotterte sie, zögerlich, jeden Augenblick damit rechnend von der Hausherrin erwischt zu werden. Der Mann draußen schien geschockt zu sein, denn Nadia hörte wie er die Tür vor ihr genau untersuchte. Er klopfte. „Da ist doch nicht jemand drin?!“ Es schien als wäre er misstrauisch, doch etwas in Nadia wollte nicht das der Mann geht, deshalb antwortete sie; „Ja, ich bin Nadia! Das ist mein Zimmer. Darf aber nicht raus, weil ich ein unnützes und böses Kind bin.“

Über den kleinlauten Ton des Mädchens war der Mann schockiert. Zögernd sah er sich einmal kurz um, ehe er näher an die Tür herantrat. „Machst du etwa…so viel Blödsinn?“, fragte er zwar, aber für ihn klang es selbst viel zu absurd. Kinder waren niemals Unnütz und vor allem nicht böse.

„I-ich…ehm….“, so recht wollte Nadia noch nicht mit der Sprache aus, wobei sie nur wütend auf sich selbst war. Dort draußen stand schließlich jemand der ihr gerade zuhörte! Sie konnte es noch nicht so richtig glauben. „S-sie….interessieren sich für mich….?“

Der Mann lächelte auf der anderen Seite. „Nun ja. Eine unbekannte Stimme hinter einer verschlossenen Tür ist nicht gerade alltäglich… Und ich bin von Natur aus neugierig, weißt du.“, gab er zurück, schluckte aber schwer. Die Vorstellung von einem eingesperrten Mädchen ließ ihm für einen kurzen Augenblick den Atem stocken.  Von diesem Waisenhaus hatte er einiges erwartet, aber das? „
 

Erneut kurze Stille. Obwohl die Angst in Nadia noch immer stieg. Noch immer hallte es in ihren Ohren wie wertlos sie doch war, aber sie weigerte sich diesen Mann gehen zu lassen. „Ist die Hausherrin da irgendwo?“, wollte sie wissen. Zum Glück konnte der Fremde es Verneinen. „Mein Name ist übrigens Klaus. Also erzähle mal, Nadia. Was hast du angestellt?“
 

„Ich koche gern, aber die Töpfe brennen mir jedes Mal an! Ich falte gerne schöne Kleider zusammen, aber die Knitter kommen wieder! Ich pflege auch gerne die schönen Blumen, aber sie verwelken in meiner Hand! Nähen macht mir Spaß, aber die Nadeln stechen fies!“ Die Stimme des verzweifelten Mädchens schmerzte Klaus‘ Herz sehr. Seine Miene veränderte sich. „Mein armes Kind. Mir scheint aber, du hast nur viel Pech.“, klang er ruhig und sanft, doch Nadia fühlte sich unverstanden.

„Ja, so viel Pech, dass ich hier drin eingesperrt bin und mich niemand lieb haben kann!“ Der Mann lachte. „Nun…das kann doch nicht alles sein. Du klingst wie ein Engel. Kinder werden doch wegen so etwas nicht eingesperrt….“ Klaus wollte sich das nicht vorstellen, es fiel ihm schwer. Doch Nadia blieb hartnäckig. „Und doch bin ich hier drin und die anderen draußen! Ich komme hier nicht raus! Dabei…..“ PLÖTZLICH!

 
 

Spannungspause am großen runden Gruppentisch im kleinen Speisesaal des Hauses. In der Mitte ein riesiger Teller mit vielen bunten Keksen. Mit vollgestopften Mündern und großen Augen sahen die Kids zu Jillian auf, die eine finstere Miene zog und sich rasch vom Stuhl erhob.
 

“Was machen Sie denn da?!“, schrie die Hausherrin mit gehobenen Armen und eiligen Schrittes auf Klaus zugestürmt. Ihre Stimme wütend, was auch Nadias Herz höher schlagen und sich von der Tür zurück taumeln ließ! Klaus zuckte zusammen. Eine Schweißperle rann von seiner Stirn hinab. Man, was hatte die nur für ein Organ? Sie sah nicht nur gruselig aus, wie war es auch noch. Wie neugierig er auch auf Nadia war, so hatte er nicht das Recht hier herumzuschnüffeln. Eigentlich!

„Entschuldigen Sie, Miss, ich hörte nur etwas und war….“, wollte er ansetzen, doch Lady Madeleine Rose,- Ja, sie wollte immer mit vollem Namen angesprochen werden!- unterbrach ihn. „Das hat Sie nicht zu interessieren! Dieses Balg dort ist nichts für Sie. Sie wollten sich die Geschichte des Hauses anhören, nicht die eines Teufels!“, zeterte sie und trat mit dem Fuß gegen die Tür. Ein deutliches Zeichen für Nadia ruhig zu bleiben.

„Nun, also wenn ich ehrlich bin….-„, versuchte er es erneut. Doch Fehlanzeige! Die Hexe war so wütend, das der Boden begann zu wackeln und die Möbelstücke im Flur sich bewegten. „HINFORT!“, schrie sie. Bilder fielen von der Wand, Gläser polterten aus den Schränken und augenblicklich erlosch das Licht im ganzen Haus!
 

Klaus war kurz darauf einfach gegangen.
 

„WAAAAS?!“

„Oh nein! Das ist eine blöde Geschichte!“

„Warum hat Klaus ihr nicht geholfen?!“

„Ich muss mal aufs Klo!“
 

Fortsetzung in Türchen 22 – Kapitel 2

Eine viertel Stunde später, als der kleine Marcus von seinem eiligen Toilettengang zurückkam….
 

Mehrmals hämmerte Nadia gegen die Tür. Trotz der plötzlichen Erschütterung im Haus ballte das Mädchen die Hand zu einer Faust und schlug gegen diese Tür die sie von Klaus trennte. Auch als er schon längst hinausgeworfen wurde, verlangte ihr bisher so tapferes Herz nach diesem Mann. Es war seltsam, doch zum ersten Mal wurde ihr einmal zugehört. Jemand hatte sich nach ihr erkundigt, obwohl er sie noch nicht einmal gesehen hatte. Die ganze schlaflose Nacht verfluchte sie ihre Herrin dafür ihn fortgeschickt zu haben.

Am nächsten Tag bekam Nadia für ihren Unfug eine ordentliche Schelle von der bösen Hexe…
 

„BUUUUUUUUUUUH!“

„Der werde ich in den Popo treten!“
 

„Was fällt dir kleines Gör überhaupt ein unsere Gäste so einen Schrecken einzujagen?! Du bist Schuld daran wenn die Erwachsenen nicht mehr kommen um sich ein Kind zu adoptieren. Was denken sie denn jetzt von uns?!“, wütete die Herrin, scheuchte das Mädchen indem sie Nadia kniend den Boden schrubben ließ und trat immer wieder nach. Mit nur einer kleinen Bürste!
 

„Uwääääääh! Das ist gemein!“
 

Oh ja, das sage ich euch. Aber wisst ihr was? Nadia hat sich, obwohl ihr die Knochen schmerzten und sie sehr in ihrem Zimmer fror, hat sie sich davon nicht unterkriegen lassen! Ob die Hexe sie auch getreten oder beschimpft hat, selbst als die anderen Kinder ebenfalls anfingen sie zu meiden, waren ihre Gedanken nur bei diesem Klaus. Sie wusste einfach er könnte ihre Rettung sein. So begann sie einen Plan zu schmieden. Nun gut, es bestand darin das Schloss ihrer Tür zu knacken. Leider ging bei ihr jede Haarnadel kaputt. Dieser dämliche Fluch.
 

„Klaus anrufen?“

„Oaa, wie denn? In Märchen gibt es doch keine Handys, du blödi!“
 

Das stimmt! Aber es gab schon sehr früh die Zeitung. Und genau so ein bedrucktes Papier war es, das ihr ein Zeichen gab. Zumindest glaubte sie es in diesem Moment.
 

Es kam dann der 22. Dezember. Alle Menschen freuten sich auf Heiligabend. Nach und nach wurde der gewaltige Tannenbaum im Gemeinschaftsraum geschmückt und die Weihnachtsmusik konnte man im ganzen Haus hören.

Nadia war an diesem Vormittag dabei sich ihre schmutzige Schürze umzubinden und nahm das Tablett in die Hand um das Frühstücksbuffet abzuräumen, als der wütende Klang in Miss Madeleines Stimme aus dem Nebenraum zu vernehmen war.

„Wer wagt es so etwas Schreckliches über uns zu schreiben!? Das ist eine Schande! Sowas ist doch Rufmord! Wie können die nur?! Ich will wissen, wer dafür verantwortlich ist!“, hörte Nadia sie schreien. Ihre arme Assistentin wusste schon nicht mehr was sie sagen sollte. Die Hexe wedelte wild mit der Zeitung herum, ehe die diese schließlich auf den Tisch warf. „Lass uns sofort losfahren! Diesen Reporter schnappe ich mir!“

„A-aber da steht doch kein Name….“, stotterte die Ars….- Hinternstreichlerin, versuchte die Herrin zu beruhigen, doch es würde die Sache nur schlimmer machen. „Es ist mir egal! Sie müssen mir den Verfasser dieses Artikels zum Fraße vorwerfen! Das dürfen wir uns nicht bieten lassen!“

Nadias Neugier wurde wieder geweckt, weshalb sie sich hinter der Tür versteckte und das Gespräch mit ihren Lauscherchen verfolgte. Die Herrin war zwar sehr oft wütend, aber in diesem Ausmaß kam es nur dann vor wenn es sie persönlich betraf.

Ihr Körper versteifte sich und sie hielt den Atem an, sobald sie die Frauen aus dem Zimmer stürmen sah. Kurz darauf wurde die Haustür geöffnet und mit voller Wucht wieder geschlossen. Nadia atmete wieder tief ein und aus. Was war sie doch froh allein zu sein. Die anderen Kinder waren in der naheliegenden Schule und die anderen Mitarbeiterinnen ohnehin zu sehr mit sich selbst beschäftigt, weshalb sich die kleine Kämpferin in den Nebenraum schlich und einen Blick auf den Zeitungsartikel warf;
 

„….Ich und einige andere elternlose Ehepaare wurden in freundlicher Atmosphäre in oben bereits genannten Waisenhaus empfangen. Doch der Anblick dieser Kinder ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Die Heimleiterin machte eine makellose Erscheinung, scheinbar für sie von großer Wichtigkeit. Die Kinder traten ebenfalls souverän auf. In meinen Augen etwas, was nicht zu einem Kind passte. Wenn ich nicht gerade ein freches

Lachen erwartete oder schmutzige Kleidung, dann an so einem Ort vielleicht eine gewisse Unsicherheit,- denn schließlich wünschen sie sich alle ein geborgenes Zuhause,- aber ich hatte das Gefühl sie sahen sich gezwungen ihre Emotionen zu verstecken, um dem Bild der Heimleiterin gerecht zu werden.
 

….
 

…Wenige Basteleien, Bilder, doch von einem Heim dieser Art erwarte ich viele fröhliche Farben. Diese Einrichtung sollte niemals ein Ersatz- Zuhause für Kinder sein, aber sollten sie nicht von mehr Schönem umgeben sein?
 

….
 

…Dies war wohl die ungewöhnlichste Begegnung während meiner gesamten Karriere. Es war unmöglich dieses Mädchen namens Nadia aus dem Zimmer zu bekommen. Das, was ich in diesem Artikel verfasse wird mir wahrscheinlich kaum jemand glauben, aber ich bitte Euch liebe Leser diesen Bericht ernst zu nehmen. Vor allem richten sich meine Worte an die Behörden von Snowflake. Kinder sind unsere Zukunft. Es darf nicht zugelassen werden, dass ausgerechnet die schönste Zeit im Leben zerstört und von uns einfach hingenommen wird.

Jetzt wo auch Weihnachten vor der Tür steht, wünsche ich mir für die kleinen Seelen und besonders für das Mädchen, das Lächeln zurück und ein Engagement von unseren Mitbürgern, damit die Zukunft für die nächste Generation gesichert ist.
 

….
 

Mit diesen letzten Zeilen hoffe ich hier mit nun Nadia erreichen zu können, die hoffentlich noch nicht den Glauben an den Weihnachtszauber verloren hat. Ich freue mich schon darauf bald deine Geschichte hören zu dürfen.
 

….
 


 

Nadia konnte nicht glauben, was sie da las. Eine Nachricht aus der Zeitung direkt an sie?! Sie blinzelte, rieb sich mehrmals die Augen. Was meinte er damit er würde bald ihre Geschichte hören? Viele Fragen stellte sie sich nun und sie verzog die Miene. Und wer hatte überhaupt diesen Artikel….
 

…..KLAUS!?
 

Die Augen der Kinder weiteten sich.
 

Das musste es doch sein, oder? Er war doch so neugierig und unglaublich friedlich. Ja, Nadia war sich sicher; Klaus war der Verfasser dieses Artikels, der hoffentlich alle Leser in Snowflake bewegen und zum Nachdenken anregen würde!
 

Es war noch kein Heiligabend, doch für Nadia war dieser Zeitungsausschnitt, der noch am selben Abend unter ihrer Matratze versteckt wurde wie auch die einfache Tatsache sich endlich jemandem mitteilen zu dürfen, das schönste Weihnachtsgeschenk was sie jemals bekommen hatte. Mit einem Lächeln auf ihren Lippen war sie seit langem endlich wieder friedlich eingeschlafen….
 

„Und wann kommt Klaus wieder?“

„Bekommt Nadia eine neue Mami und einen neuen Papi?“

Jill lachte. „Tja, also….“
 

„Miss McCormick, ist es nicht langsam an der Zeit…..- HABEN SIE MIT DEN KINDERN ETWA ALLE KEKSE AUFGEGESSEN?!“
 

Wann Nadia Klaus endlich kennen lernte? Das wird vielleicht einmal eine nächste Geschichte sein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Inspiriert von dem Kennenlernen von Nadia und Jill, was Chrissi und ich mal zusammengesponnen haben. Ich hoffe, ihr habt etwas Spaß beim Lesen. <3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Obwohl ich selbst keine offenen Enden mag, finde ich den Gedanken schön wenn sich jeder Klaus selbst ausmalen kann und Nadias Geschichte liegt letztendlich in den Händen der Person, die sie geschaffen hat.
Zudem konnte ich mich zwischen meinen eigenen verschiedenen Kreationen von Klaus entscheiden. In einer Version war er der Weihnachtsmann persönlich, also Santa 'Klaus', deshalb der gewählte Name. In einer anderen war er ein bescheidener Arbeiter oder Unternehmer der sich im Leben viele Gedanken macht.
Das bleibt aber eurer Fantasie überlassen. Vielleicht erzählt es jemand in den Kommentaren?

Ich hoffe aber weiterhin es hat euch gefallen und konnte ein wenig Weihnachtszauber herbeirufen. <3 Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2017-12-27T08:44:26+00:00 27.12.2017 09:44
Jill als Geschichtenerzählerin kann ich mir super vorstellen und die Idee, sie dafür in ein Weisenhaus zu schicken, passt sehr zu ihrer sozialen Ader. Die Szene kann ich mir super vorstellen bzw. kann ich mir richtig gut vorstellen, dass sich das auch wirklich so zugetragen hat.
Einen Charakter von uns in eine Märchenfigur zu verwandeln, finde ich auch eine super Idee :')
Nadia mit ihrem 'Fluch' ist da wohl echt die beste Besetzung, für die man sich entscheiden kann!
Die Botschaft, von der Sarah gesprochen hat, fand ich auch schön.

Eine supersüße Idee, die du da hattest! Hat mir gefallen 💖
Antwort von:  Nyrmiel
27.12.2017 18:19
Vor allem war das die spontanste Idee, die ich hatte. 🙈

Danke für das positive Feedback! 💕
Von:  Mondtaenzerin
2017-12-24T14:12:25+00:00 24.12.2017 15:12
Ich finde es übrigens super, dass Klaus sozusagen der "Santa Claus" ist, der Nadia einen Herzenswunsch erfüllt: Beachtung zu erfahren. :')
Antwort von:  Nyrmiel
24.12.2017 20:43
Ich dachte auch erst daran aus ihm einen echten Santa zu machen, was Nadia dann später durch Zufall herausfindet. Habe es dann aber doch für zu kitschig gehalten. DX
Von:  XxChrissixX
2017-12-22T18:00:30+00:00 22.12.2017 19:00
Es ist sowas von fucking anders - und genial die Idee :'))) -
Ich habe Nadia dabei beobachtet wie sie mit den anderen Kindern im Schneidersitz auf dem Boden sitzt und Jill' beim Märchen erzählen ebenfalls neugierig und aufmerksam zuhört. Und sie war gerührt, dass sie die Heldin des Märchens sein durfte :')
Nein ganz im ernst: Die Idee finde ich wirklich super, Claudi! Und ich finds toll wie du es umgesetzt hast :) Hat mir sehr den Abend versüßt. Beide Kapitel!
Antwort von:  Nyrmiel
23.12.2017 02:20
Oh ja. Nadia mittendrin. 💕
Das freut mich wirklich. :D
Von:  Mondtaenzerin
2017-12-20T08:03:10+00:00 20.12.2017 09:03
Es ist so herzzerreißend, die kleine Nadia tut mir total Leid. :') Und toll, das Jill die Story wie ein Märchen erzählt, richtig schön. Bin sehr auf Kapitel 2 gespannt. :D
Antwort von:  Nyrmiel
20.12.2017 09:44
Das freut mich.
Dachte es ist mal was anderes. :D


Zurück