Orphan Black - Stay alive for me von Kabuto (A Cophine Story) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- So viel zum Thema Lernen. Cosima warf all ihre Pläne über den Haufen. Normalerweise mied sie die Mensa. Oft war es ihr einfach zu voll und zu laut. Studenten tummelten sich im weitläufigen Raum. Einige saßen an den Tischen und aßen und tranken etwas. Andere unterhielten sich, und ein kleiner Teil las, hörte Musik oder spielte auf ihren Laptops. Cosima saß mit Delphine an einem Tisch. Sie trank ihren Kaffee und aß einen Salat, den sie sich kurz vorher geholt hatte. Es war so ziemlich das einzig wirklich gut Essbare gewesen. Die warmen Speisen waren okay. Aber man musste mit seiner Auswahl Glück haben. Mit dem Salat konnte man in der Regel nicht viel falsch machen. „Ich war überrascht, dich in dem Kurs zu sehen.“, gab Cosima von sich, als sie den Becher abstellte. Delphine saß ihr gegenüber und lächelte sie an. Sie wärmte ihre Hände an einer Tasse Tee. Der Duft frischer Minze hing leicht wie eine Feder in der Luft. „Woher hättest du das wissen sollen.“, zuckte Delphine mit den Schultern. „Wir haben uns darüber ja nie unterhalten.“ Das stimmte allerdings. Dieses kurze, flüchtige Kennenlernen am vorherigen Abend enthielt nicht ausreichend Informationen. Sie wusste lediglich, woher sie kam. Und was sie hier machte. Cosima hatte aber nicht darüber nachgedacht, dass die beiden tatsächlich auch den einen oder anderen gemeinsamen Kurs hätten belegen können. Umso glücklicher aber war sie gewesen, Delphine dort zu sehen. „Ich wollte mich noch mal bei dir bedanken.“ Schüchtern lächelte Cosima die Französin an. „Wie schon gesagt. Kein Problem. Das nächste Mal geht auf dich. Ganz einfach.“ Cosima lächelte verlegen. Sie hätte nicht damit gerechnet, Delphine so früh wieder zu sehen. Es freute sie dennoch. Nur wie und wo könnte sie sich erkenntlich zeigen? Essen? Cocktail? Das klang irgendwie alles so banal. Sie trank ihren Kaffee und überlegte weiterhin. „Ich bin am Überlegen, zu diesem Vortrag heute zu gehen.“, meinte Delphine dann. Sie holte einen Flyer hervor und legte ihn neben Cosima. „Der Lektor ist ein ausgesprochen kluger Mann.“ Cosima nahm den Flyer in die Hand. Skeptisch las sie die Überschrift. „Neolution?“ Sie zog eine Augenbraue hoch. „Ernsthaft? Neolution ist nirgends wissenschaftlich fundiert. Es ist Humbug. Pseudowissenschaftlich.“ Delphine sah sie schweigend an und schüttelte den Kopf. „Du solltest dir das dennoch anhören und danach dein Urteil fällen.“, lächelte die Französin. Delphine trank ihren Tee weiter und setzte sich gemütlicher hin. „Warum interessierst du dich so dafür?“, wollte Cosima wissen. „Als Wissenschaftlerin bin ich immer in neue und andere Dinge interessiert. Vor allem in Dingen, die mein Gebiet betreffen oder tangieren.“ „Seit wann hat Neolution etwas mit Immunbiologie zu tun?“ „Guter Einwand.“, zwinkerte ihr Delphine zu. „Tatsächlich recht wenig. Aber es ist dennoch sehr interessant. Die Neolution gibt uns Einblicke in die Möglichkeiten, die wir haben. Genmodellierung. Körpermodifikationen. Es ist mehr eine Art Philosophie und weniger eugenisch.“ „Also utopisch?“ „Eher neotopisch?“, kicherte Delphine. „Ich habe Dr. Leekie schon öfter zuhören dürfen. Du solltest dir das wirklich nicht entgehen lassen. Wer weiß, wann du dazu wieder die Gelegenheit hättest? Er ist immerhin einer der schlauesten Köpfe unserer Zeit!“ Delphine schien wirklich überzeugt von ihm und seiner „Philosophie“, wie sie es nannte. Und Cosima war interessiert. Mehr an der Französin und weniger an dem Vortrag. Aber sie pflichtete Delphine bei. Sie hatte schon öfter Theorien von Leekie gelesen, stieß in Recherchen immer mal wieder auf seinen Namen. Er war tatsächlich ein sehr kluger Mann. Cosima schätzte diese Eigenschaft an einem Menschen sehr. „Du hast mich überzeugt.“, meinte Cosima leise und griff nach ihrem Kaffeebecher. „Ich werde dich begleiten.“ Sie nahm einen Schluck ihres Kaffees. Delphine begann breit zu lächeln. Sah Cosima in ihren Augen etwa ein kleines Funkeln des Sieges? Es schien so, als würde sich die Blonde über ihren Triumph freuen. „Hast du mal über einen Jobwechsel nachgedacht?“, fragte Cosima sie. Delphine sah sie fragend an. „Wie meinst du das?“ „Nun ja. Du kannst echt Dinge verkaufen. Ist dieses Talent als Wissenschaftlerin nicht vergeudet?“ Delphine lachte. „Non. Ich fühle mich in der Wissenschaft doch ziemlich wohl. Hier kann ich meinen Charme auch spielen lassen, wenn ich etwas benötige.“ „Das ist mir nicht entgangen.“ Die beiden lachten etwas. Es war erstaunlich, wie gut die Chemie zwischen den beiden funktionierte. Cosima fühlte sich in Delphines Gegenwart so wohl und aufgehoben. Fast schon unheimlich. Aber umso glücklicher war sie, dass Delphine sie fragte, ob sie sie nicht begleiten würde. Auch, wenn Cosima mit einer großen Skepsis an die Thematik ging. Doch Delphine respektierte es. Hieß es sogar gut, wie sie ihr erklärte. Ein Wissenschaftler, der nicht hinterfragt und prüft, leistet keine zufriedenstellende Arbeit. Nichts ist so, wie es scheint. Oder? „Wann soll denn dieser obskure Vortrag sein?“, fragte Cosima schließlich. Es ist ja schön und gut, dass sie Delphine begleiten wollte. Aber ein Zeitpunkt wäre dennoch gut zu wissen. „Heute Abend.“ „Heute?“ Und somit war ihre Planung für den Tag nun wirklich hin. Sie hatte ihr ursprüngliches Vorhaben zu Lernen schon nach hinten verschoben, da sie ihre freie Stunden mit Delphine verbrachte. Ungeplanter Weise wohl gemerkt. Cosima wollte ihre Lernsession auf den Abend verlegen, um wenigstens irgendwie auf ihr tägliches Pensum zu kommen. Doch das hatte sich jetzt erledigt. „Passt es dir nicht?“, hakte Delphine nach. Sie sah, dass Cosima überlegte und leicht schockiert wirkte. „Was? Oh. Doch, doch. Es ist nur … Irgendwie komme ich nie zu dem, was ich eigentlich machen will, wenn ich dich sehe. Du hast einen schlechten Einfluss auf mich, Delphine.“ Cosima zwinkerte ihr zu und lächelte dabei. Delphine merkte, dass sie es im Scherz sagte und begann zu grinsen. „Ich bin also deine mauvaise fille.“ „Ich habe eine Schwäche für böse Mädchen.“, zwinkerte Cosima. Delphine kicherte. Ihr gefiel Cosimas lockere und entspannte Art. Hoffentlich behielt sie diese Seite an ihr bei. Sollte sie rausbekommen, was Delphines wirkliche Aufgabe war. Für Delphine war es keine Frage der Möglichkeit, sondern eine Frage der Zeit. Sie merkte, dass Cosima intelligent war. Sie würde definitiv dahinter kommen. Nur wie schnell? Aber darüber wollte sich Delphine nun nicht den Kopf zerbrechen. Sie war froh gewesen, dass sie Cosima dazu überreden konnte, sie zu begleiten. „Ich würde dich abholen. Wenn das in Ordnung wäre. So gegen 20.00 Uhr?“ Cosima nickte leicht. Die Uhrzeit war gut. So hatte sie doch noch die Möglichkeit gehabt, etwas zu tun. Ihre letzte Vorlesung endete um vier. In der Zwischenzeit sollte sich doch einiges erledigen lassen. Cosima nahm Stift und Zettel zur Hand und schrieb Delphine ihre Adresse auf. Sie schob den Zettel zu ihr herüber und packte dann ihre Sachen. „Es war wirklich nett, mit dir zusammen zu sitzen. Aber meine nächste Vorlesung wartet. Bis heute Abend, Delphine.“ „Au revoir“ Cosima verließ die Mensa mit einem breiten Lächeln und doch auch voller Vorfreude auf den heutigen Abend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)