Your dark side von Heru ================================================================================ Kapitel 8: Bonus: My dark past ------------------------------ „Ich wusste immer, dass mein Leben absolut scheiße ist. Doch ich wusste nicht, dass ich dem Teufel bereits in frühester Jugend begegnen würde, und mein Leben lang dazu verdammt war, in dieser Hölle zu verweilen. Ich will nur noch raus. Raus aus diesem Loch, zurück in die Freiheit, die mir auf gestohlen wurde. Doch ich ahnte nicht, was für einen Preis ich dafür zu zahlen hatte.“ -----   „Wie wäre es, wenn du dich einfach verpisst und mich in Ruhe lässt, dämliche Alte?“, ertönte die laut schreiende Stimme und die Tür wurde ins Schloss geschlagen, gemeinsam mit einem aufgebrachten „KATSUKI“. Schnaufend lief der 15 jährige Katsuki die Straße entlang, trat dabei vor Zorn eine leere Dose vor sich her, bis diese gegen ein Auto donnerte und liegen blieb, während er wütend die Straße weiterging. Mal ganz ehrlich: Was war ihr Scheißproblem? Die Alte regte sich doch echt wegen allem auf. Nur, weil er vorhin mit der Polizei nach Hause gebracht wurde, weil er eine Prügelei angefangen hatte, brauchte sie nicht rummeckern.   Katsuki hatte diese Abführung der Bullen eher als kostenloses Taxi gesehen und rieb sich mit dem Dauben über die Wange, an welcher ein dickes Pflaster haftete. Die Wange selbst war angeschwollen und pochte etwas, doch er wollte unbedingt zum Training. Sein Trainer hatte ihm gesagt, dass er gute Fortschritte machte und Katsuki wollte auf keinen Fall zurückfallen. Das Einzige, was ihm irgendwas bedeutete, war das Training im Verein. Sein Trainer war der einzige Mensch, der in ihm keinen missratenen Bengel sah, sondern einen jungen Mann, der soziale Probleme hatte, mehr nicht.   Der Blonde war kein unbeschriebenes Blatt. Er war schon oft polizeilich aufgefallen, was vor allem an den zahllosen Prügeleien lag, die er sich mit Älteren lieferte. Er ließ sich von diesen Arschgeigen doch nicht auf den Kopf spucken, nur weil sie dachten, dass sie sich alles leisten konnten. Seine Eltern, jedoch, sahen das anders. Seine Mutter und er stritten so gut wie jeden Tag, wegen des Verhaltens, das der Blonde an den Tag legte. Sein Vater wusste nicht mehr weiter und versuchte zumindest seine Frau zu beruhigen. An Katsuki kam er schon lange nicht mehr heran. Wann genau sie sich so entfernt hatten, wusste der Blonde nicht und…es war ihm scheiß egal.   Wieder kickte er etwas vor seinem Fuß weg, während er zum Verein ging. Um seine Schulter trug er die Sporttasche, welche er immer bei sich trug, wenn er zu dem Boxtraining ging. In seinen Gedanken ging er die letzten Übungen aus dem Training noch einmal durch und achtete nicht sonderlich auf den Weg. Erst als er mit jemandem kollidierte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen.   „Kannst du nicht aufpassen, du halbe Portion?“, blaffte ihn der Typ an, den er angerempelt hatte. Er hatte braunes Haar, das an den Seiten ausrasiert war, seine Nase war mit einem Ring versehen und auch die Ohren waren mit Piercings versehen. In seiner Hand hatte er eine Zigarette, in der anderen Hand, eine Glasflasche mit Bier. Seine beiden Kumpane sahen ähnlich aus, alle in schweren Lederjacken. Mit grimmigen Blicken starrten sie Katsuki an, der die Braue hob. „Selbst schuld, wenn du mir im Weg stehst?“, kam die Antwort prompt und der Brünette grinste breit. „Nein, wie putzig“, sagte er und ging auf Katsuki zu.   „Hast du nicht gelernt, dass man vor Älteren Respekt haben soll, Kurzer?“, fragte er und wollte nach dem Blonden greifen, der die Hand direkt wegschlug. „Pack mich nicht an“, blaffte er und schon war er von den Dreien umringt. „Der Kleine ist ja wirklich niedlich. Wie ein ungezogener Welpe. Vielleicht sollten wir ihm die andere Backe auch noch verunstalten“, sagte der Typ mit Glatze und grinste breit, enthüllte so zwei Zahnlücken.   Der Dritte von ihnen, er hatte eine krumme Nase und Dreadlocks, hatte ein Messer gezückt und wollte damit auf Katsuki los, als dessen Handgelenk gepackt und nach hinten gedreht wurde. „Wie überaus schwach ihr Penner doch seid. Zu dritt gegen einen. Mehr habt ihr Schwanzlutscher echt nicht drauf oder?“   Katsuki blickte verwirrt zu dem Typen, der ebenfalls aufgetaucht war. Er hatte schwarzes Haar, das ähnlich wie seines, ziemlich wuschelig von seinem Kopf stand und türkise Augen, die einen zu durchbohren schienen. Sein rechter Nasenflügel war mit Piercings versehen, ebenso wie seine Ohren, vier an jedem. Zudem trug er auch im Gesicht an, für Katsuki sehr fragwürdigen Stellen, Piercings und der größte Teil seiner Haut sah sehr seltsam aus. Er hatte einen dunklen, lila Ton sah aus, wäre sie verrottet und erinnerte an diese Ghoule aus Horrorspielen. Mit den Piercings sah es aus, als wäre die Haut an den Stellen, wo die komische Färbung endete, zusammengeheftet. Fuck das sah richtig cool aus.   Gekleidet war der Mann fast gänzlich in Schwarz und drehte den Arm des Typen noch fester, sodass dieser wimmerte, ehe er auf seinen Kumpel gestoßen wurde. Sofort machte sich der Glatzkopf daran den Schwarzhaarigen anzugreifen, der geschickt auswich und ihm das Knie ins Gesicht rammte und der Blonde hörte die Knochen knacken und war sich sicher, dass da noch mehr Zähne fehlten. Mit blutigem Gesicht landete er auf dem Boden und rappelte sich erschrocken auf und rannte im nächsten Moment weg. Schwache Leistung…   Die anderen Beiden starrten noch kurz zu dem Mann, ehe sie ebenfalls wegrannten. „Was denn?“, rief dieser amüsiert nach. „Auf einmal rennt ihr, wie die Hasen?“ Amüsiert lachte er und seine stechenden Augen wanderten zu Katsuki, der sich sofort versteifte, falls der Kerl auf die Idee käme ihn anzugreifen, würde er ihm die Tracht Prügel seines Lebens verpassen. Dessen Kick in das Gesicht dieses Esels war zwar sehr imposant, doch Katsuki würde sich davon nicht einschüchtern lassen. Auch wenn in ihm etwas sagte, dass er vorsichtig sein sollte, ja sogar dazu drängte, dass er rennen sollte.   „Fahr die Krallen ein, Kätzchen“, sagte dieser und grinste ihn amüsiert an. Katsuki verspannte sich noch mehr. „Nenn mich gefälligst nicht so“, knurrte er und die türkisen Augen blitzen auf. „Ist dir Köter lieber?“, fragte er amüsiert und steckte die Hände in seine Hosentasche. „Ganz schön taff von dir: Dich diesen Kerlen alleine zu stellen. Wie alt bist du, Zwerg?“, fragte er und holte aus seiner Tasche eine Schachtel mit Zigaretten und zündete sich eine an, ehe er sie wieder in jener Tasche verstaute.   „Geht dich nen Scheiß an“, gab er die Antwort und wieder ein amüsiertes Lachen. „Du hast echt ne freche Zunge“, sagte er und ging einmal um den Blonden herum. Katsuki wollte es sich nicht anmerken lassen, doch er war wirklich nervös und angespannt. Dieser Typ war gefährlich. Das sagte ihm sein Unterbewusstsein und er atmete etwas flacher. Dennoch starrte er verbissen zu dem Mann. „Damit wir uns verstehen“, fing der Blonde an. „Du hast mir nicht geholfen! Ich wäre mit diesen Arschpfeifen auch allein klargekommen“, sagte er genervt und der Fremde grinste nur. „Ich habe dir nicht geholfen“, bestätigte er. „Ich habe lediglich ein paar Idioten, deren Gesichter mir nicht passten, einer Schönheitskorrektur unterzogen. Dass du da warst, war reiner Zufall“, bestätigte er und blies Katsuki den Rauch ins Gesicht, welches er verzog. „Ich bin Dabi und du, Kampfknirps?“, fragte dieser amüsiert und erntete ein genervtes Schnaufen.   „Hör auf mir so beschissene Namen zu geben!“, forderte er sauer und bekam wieder ein provokantes Grinsen. „Dann sag mir deinen Namen und es endet“, bot er an und Katsuki wurde ruhig. Er wusste eigentlich, dass man mit Fremden nicht sprach aber Scheiße ey! Der Kerl hatte ihn ziemlich beeindruckt und sah verdammt nochmal richtig cool aus mit diesen ganzen Piercings und dieser komischen Haut. Ob das Tätowierungen waren? „Katsuki“, antwortete, um sich selbst aus den Gedanken zu holen. „Bakugou Katsuki.“   Dabi grinste ihn an. „Siehste, war doch gar nicht so schwer. Und jetzt schau nicht so bissig, sonst bekomme ich noch Angst, dass du mich beißt“, sagte er und langsam entspannte sich der Blonde etwas. „Das war gar nicht so übel“, murmelte Katsuki und erntete einen überraschten Blick. „Der Kick ins Gesicht war ziemlich cool“, fügte er hinzu und Dabi grinste leicht. „Ich kann dir ja zweigen, wie das funktioniert“, bot er an und hatte nun die volle Aufmerksamkeit des Blonden. Doch er sagte dazu nichts weiter und blickte auf seine Uhr. „Sorry aber: Ich muss weiter.“ Mit diesen Worten verschwand Katsuki die Straße entlang und bemerkte den teuflischen Blick und das bösartige Lächeln nicht mehr.   „Oft spricht man von ‚schicksalhaften Begegnungen‘. Ich glaubte nie an diesen Scheiß, bis ich Dabi traf…“ ----------------------------------------------------------- „…und dann hat er mir ernsthaft gesagt, dass ich zu dem Juniorturnier könnte, aber meine Drecksmutter ist total dagegen, weil ich mich nicht auf die Schule konzentriere, wenn ich so lange weg bin“, schnaufte der Blonde und nahm einen Schluck von seiner Flasche Wasser. „Yo, deine Alte ist echt ziemlich angespannt, hm? Bist du echt so ein Problemkind?“, bekam er die Antwort des Schwarzhaarigen. Sie hatten sich auf einem Spielplatz am Kletterturm niedergelassen, um der warmen Sonne zu entgehen.   Mittlerweile war ein Monat vergangen, seit dem er und Dabi sich das erste Mal getroffen hatten. Es kam immer wieder zu kurzen Unterhaltungen und der Blonde kam nicht drum herum: Er fand, dass Dabi extrem cool war. Dieser lebte so frei. Ohne beschissene Regeln. Ohne beschissene Eltern, die ihm alles vorschrieben. Er war frei, wie ein Vogel und Katsuki wollte das auch.   „Angespannt? Das ist noch sehr milde ausgedrückt. Die Frau geht mir permanent auf den Keks. ‚Mach dies‘, ‚Mach das‘, ‚Benimm dich endlich anständig‘ und so ne verfickte Scheiße“, schnaufte er und lehnte sich an das Holz und blickte zu Dabi, der sich auf dem Boden breit gemacht hatte. „Eltern sind auch ein Scheiß. Ich bin froh, dass ich meine los bin“, sagte er und biss von der Gummistange ab, die er aus einem Laden hatte mitgehen lassen. „Bin mit 13 von zu Hause weg und genieße meine Freiheit nun“, sagte er grinsend und Katsuki machte eine Blase mit seinem Kaugummi.   „Und du bist alleine klargekommen?“, fragte er und Dabi lachte arrogant. „Seh ich aus, als hätte ich Probleme? Mir geht’s super und ich kann tun und lassen, was ich will.“ Für Katsuki, der sich von seinen Eltern total missverstanden und unterdrückt fühlte, klang das wie ein Segen. Er wollte es auch. Diese Freiheit, ohne Regeln zu leben. Dabis Leben klang so schön, so einfach.   „Du bist echt cool drauf“, meinte Katsuki und erntete einen amüsierten Blick „Ich weiß“, antwortete der Schwarzhaarige. Dabi war etwa drei Jahre älter als er selbst und wohnte in einem dünkleren Viertel der Stadt. Zudem hatte er erfahren, dass dieser schon seit langer Zeit auf Dämonen, Ghoule und sonstigen Kram dieser Abteilung, stand. Sogar die Haut hatte er sich an diesen Stellen tätowieren(1) lassen, dass sie wie verrottete Haut aussah. Katsuki selbst würde ja niemals so weit gehen, doch das war jedem selbst überlassen. Katsuki blickte an die Decke des kleinen Holzdaches und fragte sich, was man so anstellen könnte, da wurden sie schon unterbrochen.   Ein paar Typen, etwa in Dabis Alter tauchten auf und meinten, dass sie nach ihm gesucht hätten, weil er ja ihren Kumpel verprügelt hätte. Der Schwarzhaarige ließ sich das nicht zweimal sagen und war direkt dabei sich mit den Kerlen anzulegen, Katsuki direkt hinter sich her, nachdem einer der Typen ihn blöd angemacht hatte. Die Prügelei lief noch nicht lange, da hörte man bereits die Sirenen der Polizei und Dabi trat dem Typen noch einmal ins Gesicht, ehe er sich das Blut von der Lippe wischte und Katsuki angrinste, ehe er mit dem Jüngeren abdampfte und sich durch die Straßen bewegte.   Als sie, in einer dunkleren Seitengasse zum Stehen kamen, grinste Dabi ihn an. „Woah dein Training macht sich ja echt bezahlt. Das waren ein paar sehr nette Schläge“, sagte er und spuckte das Blut aus seinem Mund, während Katsuki sich das Blut von der Nase wischte. „Deine Kicks sind auch nicht schlecht gewesen“, gab er das Kompliment zurück und seine Atmung beruhige sich langsam wieder. „Wir sind ein nettes Team, Katsu“, merkte Dabi an und bekam ein bestätigendes „Hm“ als Antwort.   Dabi zündete sich eine Zigarette an und seufzte zufrieden auf. „Geht doch nichts über die gute alte Zigarette danach“, sagte er und hielt dem Blonden den glühenden Stängel fragend hin. Dieser hatte noch nie in seinem Leben geraucht und war sich nicht sicher, ob er das jetzt tun sollte oder nicht, doch irgendwie wollte er nicht wie eine Pussy wirken und griff nach der Zigarette und nahm den ersten Zug seines Lebens und hustete qualvoll, als der Rauch in seinem Hals kratzte. Begleitet wurde das von Dabis lautem Lachen und einer folgenden Einführung, wie man denn zu rauchen hatte.   „Je länger wir zusammen waren, desto mehr beneidete ich ihn für seine verdammte Freiheit. Ich wollte auch ohne beschissene Regeln leben müssen. Ich wollte gerne wie er leben und einfach nur…frei sein“ ----------------------------------------------------------- „Was ist das?“ Wütend wurde die Packung Zigaretten auf den Wohnzimmertisch geschmissen und Katsuki verdrehte seine Augen. „Zigaretten“, antwortete er genervt und seine Mutter stemmte ihre Hände in die Hüften. „Wirklich? Schlaumeier darauf wäre ich nie gekommen. Vielen Dank für deine scheiß Aufklärung“, antwortete Mitsuki und tippte mit ihrem Zeigefinger auf ihre Hüfte. „Wie kommt es, dass du sowas bei dir hast? Verdammt nochmal Katsuki! Du bist 15!“ Der Angesprochene presste seine Kiefer zusammen, ehe er zurück schnauzte: „Und weiter? Ist doch meine Scheißsache, was ich mit dem verfickten Taschengeld mache!“ Mitsuki starrte ihren Sohn wütend an, ehe sie weiter schimpfte: „Wie kommst du zu sowas! Mit 15 bist du nicht befugt, dir Suchtmittel zu kaufen oder gar zu konsumieren!(2)“   Genervt verdrehte Katsuki seine Augen zum wiederholten Male. Seine Mutter kotzte ihn ja so dermaßen an, mit ihren Moralpredigten. „Geht dich nichts an“, antwortete er sauer. Konnte sie es nicht einfach sein lassen? Konnte sie ihn nicht ein einziges Mal in Ruhe lassen? Es nervte ihn so dermaßen. Er hatte es so satt, dass sie permanent auf ihn einreden wollte. Dass sie ihm permanent vorschreiben wollte, was er zu tun hatte. Es kotzte ihn an. Er wollte weg. Er wollte einfach weg von hier.   Er hatte genug. Sowas von genug. Er hatte bereits auf Durchzug geschaltet, während seine Mutter auf ihn einredete. Irgendwann erhaschte sie seine Aufmerksamkeit wieder. „Hörst du mir überhaupt zu, wenn ich mir dir rede?“ Katsuki schnalzte mit der Zunge und blickte weg. „Jaja“, meinte er genervt und erhob sich einfach. „Katsuki, bleib gefälligst stehen!“ „Lass mich endlich in Ruhe, verdammt“, brüllte er sie an und verschwand nach oben in sein Zimmer, die Tür laut knallend und den Schlüssel rumdrehend. Mit einem lauten Wutschrei, schmiss er sich auf sein Bett, ehe er nach seinem Smartphone griff und schnaufend eine Nachricht tippte.   >Der ganze Mist kotzt mich so an. Die Alte meckert in einer Tour!<, tippte er und sendete die Nachricht an Dabi und schloss seufzend die Augen, ehe er die Vibration spürte und auf sein Display sah. »Dann solltest du einfach weg von dort? Mal ganz ehrlich, was hält dich noch in dieser Familie?« Eine gute Frage…was hielt ihn noch? In den 6 Monaten, die er jetzt mit Dabi befreundet war, kam es ihm vor, als würde der Schwarzhaarige ihn besser verstehen, als seine Eltern je könnten. Selbst sein Trainer verstand ihn nicht mehr, meinte er habe sich verändert und zwar zum Schlechten. Pha! Als ob. Die hatten alle keine Ahnung, wie es in ihm aussah! Er blickte wieder auf die Nachricht von Dabi und seufzte.   Ja! Weg! Er wollte weg. Entschlossen erhob sich der Blonde und zog unter seinem Bett einen Rucksack hervor und kramte in seinen Schränken herum. Er suchte nach einigen Dingen, die er brauchen konnte: Geldbörse, kleinere Dinge, die er verkaufen könnte und eine seiner Lieblingsjacken, falls es kühler wurde sowie ein Taschenmesser und sein Ladegerät. Sicherlich würde Dabi ihn immer wieder mal aufladen lassen. Katsuki hockte in seinem Zimmer und ließ die Zeit zerrinnen. Es war später Abend und sein Vater klopfte an die Tür. „Katsuki? Es ist Essenszeit“, sagte er, in der Hoffnung, dass ihr Sohn wenigstens zum Essen käme. „Keinen Hunger“, sagte der Blonde und hörte seinen Vater seufzen, ehe er verschwand.   Katsuki schloss die Augen wieder und wartete, bis die Nacht einbrach. Er zog sich frische Kleidung an, packte seinen Rucksack und schlich langsam aus seinem Zimmer. Die Treppen nach unten, wo er den Fernseher im Wohnzimmer hörte und steif stehen blieb. War noch jemand wach? Fuck! Kurz spähte er hinein und sah, wie sein Vater vor dem Fernseher eingeschlafen war, während er wohl irgendeine Dokumentation über Fotografie schaute.   Mit gerümpfter Nase verschwand der Teenager aus dem Haus und schritt durch die Nacht, ehe er zu dem Ort kam, wo er und Dabi immer abhingen. „Du bist tatsächlich weg?“, fragte der Schwarzhaarige, der aus den Schatten auftauchte. „Ja, ich ertrage diese verfickte Scheiße zu Hause nicht mehr“, sagte er. Dabi fuhr ihm durch das blonde Haar und nickte leicht. „Das kann ich verstehen, Kleiner. Ging mir damals genauso.“ Das diebische Grinsen, des Schwarzhaarigen, entging dem Blonden dabei, als er Dabi folgte, der ihn durch die Gassen führte.   Bald schon erreichten sie ein heruntergekommenes Wohnhaus, welches Dabi betrat, dicht gefolgt von Katsuki. Im inneren des Wohnhauses stank es nach Urin, erbrochenem und noch viel mehr, widerlichem Zeug. Was genau, das wollte er allerdings gar nicht wissen. Er hielt sich den Armel seiner Collegejacke vor den Mund und hustete einmal angewidert. „Daran gewöhnt man sich, Kleiner“, sagte er und öffnete die Tür zu einer Wohnung.   Diese war in einem recht gewöhnlichen Stil eingerichtet und nicht sonderlich berauschend. Wohnzimmer, Küche, Bad und ein Schlafzimmer waren wohl vorhanden und alles sehr minimalistisch eingerichtet. Hier roch es nicht so, wie im Treppenhaus, dafür war die Luft etwas stickig und roch nach Zigaretten. Der Blonde ging ein wenig herum und sah sich genauer um. „Ist nicht die Welt, aber für meine Zwecke mehr als dienlich“, erklärte der Schwarzhaarige und zündete sich direkt eine Zigarette an, während Katsuki ein Fenster im Wohnzimmer öffnete und auf den Innenhof sah.   „Ich find’s geil“, antwortete er und blickte Dabi an. „Du hast immerhin ein eigenes Heim. Find ich voll gut.“ Katsuki warf sich auf die weiche Couch und streckte Dabi seine Hand hin. „Gib mir auch eine ab. Meine Alte hat meine Schachtel entdeckt“, murrte er und fing die Packung auf, ehe er sich eine anrauchte. „Ich bin ja richtig stolz, dass du aus Mamas Schoß gekrochen bist und nun dein eigenes Ding machst“, sagte Dabi und ging in die Küche, nur um mit zwei Gläsern, gefüllt mit Whiskey, zurückzukommen.   Er reichte Katsuki eines und dieser blickte den Alkohol an. Er hatte schon getrunken, so war es nicht, aber bislang hatte er das immer mit Vorsicht genossen. Aber Dabi würde ihm garantiert nichts geben, das ihm schadete, nicht? Sie waren immerhin Kumpel. „Lass uns deinen Schritt ins Erwachsenenleben feiern, Katsu“, sagte Dabi und stieß mit ihm an. Der Blonde grinste leicht und nahm einen Schluck. Aus einem Schluck wurden zwei, drei und bald war das Glas leer und der Blonde spürte den Alkohol durch seine Adern fließen. Ihm wurde wärmer.   „Weißt du, Katsu. Ich könnte dich wem vorstellen. Er beschafft mir immer wieder Jobs. Ist ein ganz anständiger Typ und er sucht immer, nach neuen Leuten“, sagte er und grinste, als er den vernebelten Blick des Blonden merkte. „Katsu?“, fragte er diebisch nach und betrachtete ihn mit einem seltsamen Blick. „Uhn…“ Katsuki griff sich an die Stirn, als ihm schwindelig wurde und die Umgebung vor ihm verblasste.   Dabis Lippen verzogen sich zu einem grausamen Grinsen, als der Blonde aufstehen wollte und heftig schwankte. „Was ist los?“, fragte er mit lauernder Stimme und erhob sich ebenfalls. „Bekommt dir der Whiskey nicht, Kurzer?“ Das Grinsen nahm übermenschliche Züge an, als Katsuki zur Seite kippte und Dabi ihn auffing. „Hmm, mir scheint, das Mittel hat besser rein gehauen, als erwartet“, summte er und griff nach seinem Handy. „Boss? Ich habe vielversprechendes Frischfleisch“, sagte er grinsend und hob den Bewusstlosen auf seine Arme. „Wir zwei werden viel Spaß haben“, schnurrte er und trug Katsuki aus der Wohnung.   „Ich war dumm zu glauben, dass wir verfickte Freunde wären. Wie sehr ich mich geirrt hatte und was er eigentlich für ein verdammtes Arschloch war, würde ich bald erfahren.“ ----------------------------------------------------------- Als Katsuki wieder aufwache, lag auf einer harten Pritsche. Stöhnend griff er sich an den Kopf und setzte sich langsam auf, bis er das klirren der Kette vernahm. Verwirrt blickte er an sich hinunter und sah, dass man um seinen Hals ein ledernes Band geschlungen hatte, das an die Wand der Pritsche gekettet war. //Was für ein kranker SM-Scheiß ist das?//, fragte er sich selbst, als er Schritte hörte. Erst jetzt realisierte Katsuki, dass er in einer Zelle eingeschlossen war und blickte zu der Zellentür. Seine Augen weiteten sich, als er Dabi erkannte, der dort stand und breit grinste. „Ah. Dornröschen ist aufgewacht, Boss“, sagte er grinsend und ging zur Seite, um einem Mann Platz zu machen. Dieser war mehr, als einen Kopf, größer als Dabi und von breiter Statur. Er hatte dunkelrotes Haar, einen Kinnbart und stechende türkise Augen. Fast so stechend wie Dabis.   Er war von trainierter Statur und hatte harte, kantige Gesichtszüge und einen strengen, fast schon bohrenden Blick. „Das ist also der vielversprechende Knirps, von dem du erzählt hast? Und du denkst, dass dieser hier was bringen wird?“, wollte er wissen und Dabi grinste leicht. „Ich hab gesehen, wie skrupellos er sich mit Gegnern anlegt. Natürlich ist er ein ungeschliffener Diamant und noch nicht richtig erzogen, aber was erwartet man auch von einem, 15 jährigen, Balg?“   Katsuki knurrte wütend und wollte zu der Tür stürmen, doch die Kette hielt ihn zurück, als er etwa die Hälfte des Raums hinter sich gebracht hatte. Von der Wucht der Spannung, wurde er von den Füßen gerissen und machte ein würgendes Geräusch, da das Band ans seine Kehle gedrückt hatte. „Siehst du? Er ist wild und von mörderischer Natur. Genau sowas brauchen wir.“, sagte er und der Mann blickte ihn wieder so stechend an. „Dieses Feuer in seinen Augen ist wahrlich interessant. Mal sehen, ob er überlebt, oder wie die anderen verreckt“, sagte er und Dabi rieb sich die Hände. Nachdem der Mann wieder ging, lehnte Dabi sich an die Gitter. „Ich hoffe, du bietest uns eine schöne Show. Vielleicht nimmt der Boss dich dann auf“, schnurrte er und Katsuki wollte ihm an die Gurgel. „Du, verdammter Hurensohn, hast mich verarscht!“ „Du hast es erfasst, Kätzchen“, grinste Dabi. „Und du warst blöd genug dich von mir einlullen zu lassen“, fügte er hinzu und verschwand lachend.   Katsuki blieb in der Leere zurück, ehe er das leise Schluchzen und Wimmern wahrnahm. Er blickte zur Seite und bemerkte eine andere Pritsche, auf der ein weiterer Knabe saß. Der Kleine war wesentlich jünger, als er selbst. Katsuki vermutete, dass er nicht älter als zehn war. Er konnte in der Dunkelheit nicht viel ausmachen, doch er konnte das grüne Haar erkennen, das auf den Knien ruhte. Scheinbar hatte der Kleine den Kopf auf diesen und heulte.   „Boah kannst du die Fresse halten?“, wollte er wissen und sofort schreckte der Junge auf und blickte aus feuchten, grünen Augen zu ihm. „E…Ent…Entschuldige…ich…“, stotterte er und Katsuki schnaufte entnervt. „Halt die Fresse und heul nicht rum!“, schnaufte er und richtete sich wieder auf. Dieses verfickte Halsband nervte jetzt schon! Er war doch kein Köter! Was sollte der Scheiß hier? Und was meinte dieser Arsch mit seinem „Vielleicht überlebst du?“-Scheiß? Was hatten diese kranken Perversen mit ihm vor?   „D…Du bist auch…hierher verschleppt worden?“, hörte er diesen Bengel wieder reden und schnaufte leicht. „Halt endlich deine verfickte Fresse!“ Mit wenigen Schritten war er bei dem kleinen Bündel, das vor Angst regelrecht zu sterben schien und zitternd die Arme vor seinen Kopf hielt. Schien so, als erwarte der Knirps geradezu eine Tracht voll Prügel.   Verwirrt darüber ließ Katsuki seinen Arm wieder sinken, den er erhoben hatte, um ihm tatsächlich eine zu knallen. Der Grünhaarige schluchze und zitterte immer noch und aus der Nähe konnte Katsuki die Hämatome an den Unterarmen erkennen. „Bist du schon länger hier?“, wollte er etwas ruhiger wissen und der Junge schüttelte seinen Kopf. „M…Meine Tante hat mich…immer geschlagen“, antwortete er. „Ich weiß nicht… warum…warum ich hier bin…ich will nach Hause“, schluchzte er und zitterte wieder wie Espenlaub.   „Hör auf zu heulen…eh…“ „Izuku“, stellte sich der Junge schluchzend vor. „Midoriya Izuku ist mein Name.“ Er wischte sich über die geschwollenen Augen. Katsukis Blick blieb auf dem Kleineren liegen, der wieder leicht schluchzte und zitterte. Die Angst war ihm deutlich anzusehen. Ihm ging es doch nicht anders. Auch er verspürte, neben der unbändigen Wut, Furcht. Furcht vor dem, was nun kommen würde. Er hatte wohl in den Nachrichten mitbekommen, dass immer wieder Kinder und Jugendliche verschwanden…nie hätte er gedacht, dass ihm auch so etwas passierte, denn er zweifelte nicht wirklich daran, dass dies hier, mit diesen Fällen, zu tun hatte…„Was passiert denn jetzt mit uns? Ich habe Angst…“   //Wenn ich das wüsste…//, dachte er und hob die Hand wieder und streckte sie nach dem Grünhaarigen aus, der zusammenzuckte. Doch Katsuki legte die Hand auf dessen Kopf und strich kurz darüber. „Hör auf zu heulen. Das ist nervig“, murmelte er und tatsächlich hörte der Kleine endlich auf, zu flennen. „Wenn du mir nicht auf den Nerv gehst, werden wir zwei keine Probleme haben. Du tust, was ich dir sage und ich werde dich dafür nicht verprügeln, klar?“ Ein Nicken folgte als Antwort. „Gut.“ Damit verschwand der zurück auf seine Pritsche und starrte in die Leere. „S…Sagst du mir…wie dein Name ist?“, fragte er leise und der Blonde seufzte. „Katsuki“, antwortete er, ehe die Stille wieder einkehrte.   „Gemeinsame Notlagen können zusammenschweißen, oder wie man diese Scheiße betiteln wollte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in dieser verdammten Heulsuse einen Freund finden würde, dem ich Sicherheit gab und er meinen langsam leidendenden Verstand zusammen hielt.“ ----------------------------------------------------------- „Verdammt, Deku! Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich mehr anstrengen sollst?“, keifte Katsuki den Grünhaarigen an, der auf dem Boden lag und sich den Kopf rieb. „E…Entschuldige Kacchan“, bat dieser und rappelte sich schnell wieder auf und klopfte den Staub von der Kleidung. „Du bist echt ein hoffnungsloser Vollidiot“, seufzte er genervt und erntete ein verlegenes Lächeln. „Ich werde das nie so gut können, wie du…ich bin einfach nicht als Kämpfer geschaffen.“ Der Blonde schnaufte. „Auch Informanten müssen in der Lage sein sich zu wehren. Wenn du gar nichts kannst, wird dich der Alte umlegen.“ Deku blickte auf den Boden. „Ich weiß doch…aber…“ „Dann widersprich mir nicht und steh auf“, befahl er und Deku tat, wie ihm geheißen. „Nochmal von Vorne“, knurrte er.   Es war ein Jahr vergangen, seit sie ihre neue „Unterkunft“ bezogen hatten. Keine zwei Tage, nachdem man sie dort eingesperrt hatte, wurden sie, und etwa zwanzig weitere Kinder, einen Raum gebracht. Überall waren alte Mistgabeln gewesen, Felsbrocken und was sonst noch an Müll übrig war. Man hatte ihnen gesagt, dass sie bloß überleben sollten, bis die Zeit abgelaufen war. Zur Erschwerung dieser Aufgabe, wurde man mit seinem Zellengenossen zusammengekettet. Und noch bevor irgendein Kind verstanden hatte, was hier vor sich ging, hatten sie diese Hunde auf sie losgelassen.   Es waren blutrünstige, ausgehungerte Hunde. Hunde, die man monatelang nur minimalst gefüttert hatte. Hungrige Hunde, die mit gefletschten Zähnen und laut knurrend auf die Kinder losgingen. Keine Minute, nachdem die Tiere freigelassen wurden, hörte man die ersten Todesschreie, als zwei Hunde einen Jungen lebendig anfingen zu fressen. Das Geräusch von Zähnen, die die Haut zerrissen und das Blut, welches sich ungemein schnell ausbreitete, war bis heute noch im Kopf des Blonden festgebrannt. Noch nie hatte er einen Anblick wie diesen gesehen: Das Fleisch wurde von den Knochen genagt, die Hunde zerrten knurrend an Fleischstücken, während sich die Sehnen auseinanderzogen, ehe sie die Brocken verschlangen. Innereien wurden zerrissen und die Hunde fraßen mit Genuss die Haut von den Knochen des Kindes, man sah die blank gefressenen Knochen, die zerstückelten Fleischreste und bald schon war der Geruch von Blut in dem Raum und man konnte das Würgen einiger Kinder hören.   Auch Katsuki hatte sich beherrschen müssen, um sich nicht zu übergeben. Stattdessen hatte er reflexartig Izukus Augen zugehalten. „Nicht hinsehen“, hatte er ihm zugemurmelt und die Tränen an der Handfläche gespürt, ebenso wie das heftige Zittern des Jungen. Bemüht hatte er versucht ihn zu beruhigen, ehe einer der Hunde auf sie zukam und Katsuki sich panisch vor den Kleineren gestellt hatte. Wieso er das in jenem Augenblick getan hatte, hatte er bis heute nicht verstanden. Vielleicht war es das Bedauern, weil Izuku noch so jung war. Weil er nicht einmal wirklich begriff, was hier los war und sterben sollte. Was auch immer der Grund war, Katsuki war dankbar, dass er es getan hatte und nach einem großen Felsbrocken griff, der nahe seiner Füße lag.   Wie er das überlebt hatte, wusste Katsuki bis heute nicht, doch er hatte es geschafft. Er hatte das meiste, sofern es ihm möglich war, verdrängt. Er wusste nur noch, dass er mit einem Mal einen blutigen Felsbrocken in der Hand gehalten hatte und vor sich der zerschlagene Schädel eines Dobermannes. Das Blut hatte sich auf dem Boden verteilt und Katsuki hatte Teile des Hirns auf dem Felsen und den Fingern gehabt. Die Übelkeit, die in ihm hochstieg, war kaum zu bändigen.   Katsuki war klar, dass sie nur überleben würden, wenn er sich wehrte und fucking Shit! Er wollte nicht sterben! Also fing er an sich zu wehren, einen weinenden Izuku in seiner Nähe, der sich hinter ihm versteckt hatte, um ihm nicht zur Last zu fallen. Von den etwa zwanzig Kindern, hatten genau zehn überlebt. Und diese Zehn hatte der Mann mit dem grimmigen Blick, er wurde ihnen als Endeavor vorgestellt, zu sich geholt und vor die Wahl gestellt. Entweder würden sie sich dazu entscheiden ihm zu folgen, als seine neuen Angehörigen der Yakuza, die er leitete…oder er würde sie hier und jetzt von ihrem Leben befreien.   Katsuki hatte sich natürlich für das Leben entschieden. Er hatte nicht vorgehabt zu sterben. Er wollte es nicht. Sonst hätte er sich von den Hunden zerfleischen lassen. Obwohl sein Hirn von der Angst und dem Schock noch nicht ganz klar war, war dies so klar vor seinem Auge, wie nichts anderes.   Zu seinem Pech, oder eher Glück, war Izuku auch da gewesen. Der Zwerg hatte angefangen, ihm wie ein Schatten zu folgen. Irgendwann hatte Katsuki sich dazu entschieden ihm den Namen „Deku“ zu geben, weil ihn dessen Verhalten so krass an die Viecher aus einem Videospiel erinnerte. Erst war der Kleine sehr irritiert gewesen, doch er hatte den Namen akzeptiert und strahlend gemeint, es wäre das erste Mal gewesen, dass jemand ihm einen Spitznamen gab.   Katsuki hatte es so hingenommen, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm Deku ans Herz wachsen würde. Es dauerte nicht lange, da hatte er sich an den kleinen Feigling gewöhnt, er war wohl wirklich ein natürlicher Schisser. Zudem hatte er gemerkt, dass Dekus ehrliche, aufrichtige Art für ihn ein wenig Balsam war. Er half ihm, nicht gänzlich verrückt zu werden und mittlerweile waren er und Deku sich so nahe, wie es von Brüdern bekannt war. Er konnte nicht einmal leugnen, dass er einen brüderlichen Beschützerinstinkt entwickelt hatte und Deku? Der schien ihn auch zu bewundern, wie es ein kleiner Bruder tat. Irgendwie war das Gefühl, dass man zu ihm aufsah, sehr angenehm und er wollte ihn nicht enttäuschen.   Darum nahm er ihn bei diesem Training auch so hart ran. Endeavor ließ Deku nur leben, weil Katsuki sich dafür stark machte. Weil er doppelt so hart arbeitete, wie andere und sich bereits nach diesem einem Jahr einen gewissen Namen hier unten gemacht hatte. Er lernte schnell, effektiv und nur sein Temperament war ein Problem. Oftmals vergaß er den Ton, den er eigentlich anschlagen sollte, und wurde dann mit einer Tracht voll Prügel versehen. „Würde der Boss dich nicht als wertvoll ansehen, wärst du tot“, hatte einer von Endeavors Leuten ihm einmal gesagt.   War es nicht absonderlich, dass ein Knabe in nicht nur einem Jahr, als ‚wertvoll‘ angesehen wurde? Katsuki hatte sich oft gefragt, ob es nicht einfach wäre zu sterben, doch sein Lebenswille war einfach zu groß. Und dieser färbte sich, zu seiner Überraschung, immer mehr auf Deku ab. Der Kleine übte verbissen, nutzte seinen vorhandenen Intellekt, um Endeavor auf diese Art, als Informant, dienlich zu sein. Etwas, das dieser zwar nutzte, aber nicht so sehr brauchte, wie Katsukis Fähigkeit im Kampf. Vor Kurzem wurde er auch dem Gebrauch von Schusswaffen unterwiesen.   Katsuki lernte gerade den Aufbau jener. Wie man sie zusammenbaute, auseinander nahm und wartete. Es war interessant und er mochte das. Katsuki lernte gerne neue Dinge und das hier war eindeutig neu. //So schlimm ist es hier doch nicht//, hatte er sich gedacht und langsam fing er an, sich an das hier zu gewöhnen. Die Anerkennung, die er bekam, war nicht schlecht, wenn er ehrlich war. Es fühlte sich gut an…   „Unwissenheit schützt vor Schaden nicht. Eine Lektion, die ich auch noch lernen würde, nach diesen bescheuerten, naiven Gedanken. Scheiße…“ ----------------------------------------------------------- „Warum muss ich diese Scheiße hier lernen?“ Katsuki saß genervt über den Chemiebüchern, die mit den verschiedensten Stoffen zu tun hatten, welche für die Sprengstofferstellung von Vorteil waren. Er spürte eine große, warme Hand, die seinen Kopf entlangfuhr und blickte auf, als er den alten Mann sah, der vor ihm saß und ihn aus sanften, blauen Augen ansah. „Je mehr du kannst, desto mehr Nutzen hast du für den Anführer und desto weniger Gefahr läufst du zu sterben“, erklärte er ruhig und Katsuki schnaufte genervt. „Außerdem passt das Zusammensetzen von Sprengstoff zu deinem Temperament, Katsuki“, fügte der alte Mann hinzu.   „Ist ja fast so schlimm, wie Schule“, meckerte er und hörte dieses herzliche Lachen. „Ron“ war der wohl älteste Mann, der in diesem Irrenhaus lebte und auch der herzlichste. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die jungen Neuankömmlinge, zu versorgen und ihnen zu helfen, wo er konnte. Schnell hatte der alte Mann erkannt, wie geschickt und intelligent Katsuki eigentlich war und was für eine Schande es wäre, wenn Endeavor ihn wegen seines Temperamentes umbringen würde.   „Ach komm, reg dich nicht auf und schau dir das hier noch einmal an“, forderte Ron und lächelte ihn sanft an und der Blonde warf wieder einen Blick in die Aufzeichnungen des alten Mannes, der ihm das noch einmal alles genau erklärte. Grummelnd betrachtete er sich das noch einmal und schrieb sich selbst etwas auf. Dabei beobachtete der Mann ihn lächelnd, ehe er aus seiner Dose etwas herausholte und Katsuki hinstellte. Es handelte sich um Zimtbonbons. Katsuki griff sich das Bonbon und schob es sich in den Mund und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. Es wäre doch gelacht, wenn er so etwas nicht schaffte.   Aber, Katsuki war froh, dass dieser Mann sich mit ihm befasste. Er war eine Art Bezugsperson, die keine Probleme mit seiner Art hatte. Er erinnerte ihn sogar ein wenig an seinen eigenen Vater mit diesem dummen, sanftmütigen Lächeln und dem liebevollen Ausdruck in seinen Augen. Katsuki fühlte sich in dessen Gegenwart wohl und angenommen. Dennoch fühlte er auch oft, dass eine Beklommenheit in ihm hochkam, die ihm nicht gefiel, denn in jenem Moment fragte er sich, was seine Eltern wohl taten. Wie ging es ihnen? Suchten sie nach ihm? Oder hatten sie ihn einfach aufgegeben? Würde er sie je wieder sehen?   Katsuki blinzelte, als er spürte, wie der alte Mann ihn in den Arm nahm und über den Rücken strich. Der Blonde seufzte ergeben und schloss die Augen. Etwas, das er in dem letzten Jahr vermisst hatte. Deku war zwar so etwas wie ein kleiner Bruder geworden, aber Katsuki war mehr Halt für den kleinen Kerl, als umgekehrt. Hier hatte er seinen Rückzugsort und das wusste der 16 Jährige zu schätzen. Er ahnte nicht, dass diese Bindung ihn so dermaßen verwundbar machte.   „Ich dachte nicht, dass ich in dieser verfickten Hölle einen Ort habe, an dem ich mich wohl fühle. Ich wusste nicht, dass meine Bindung zu einer beschissenen Katastrophe führen würde.“ ----------------------------------------------------------- „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich so gut machen würdest, Katsuki“, tönte Endeavors Stimme durch den Raum. Er saß auf seinem gemütlichen Stuhl hinter einem Eichentisch und betrachtete den Blonden, der vor ihm stand. „In den letzten drei Jahren hast du dir hier wirklich einen vorbildlichen Namen gemacht und viele Dinge für mich erledigt. Permanent werde ich nach dir gefragt, was mich sehr freut“, sagte er und das Grinsen auf seinen Lippen war unmenschlich. „Du hast gute Arbeit geleistet, was die letzten Erledigungen anging. Ich erwarte mir auch bei deinem nächsten Auftrag, dass du diesen so zufriedenstellend erledigst“, sagte er und schnippte, worauf man Katsuki einen Koffer hinstellte.   „Drei Kilo bestes Kokain. Ein guter Geschäftspartner von mir wird den Handel mit dir abschließen. Sollte er sich verdächtig verhalten, darfst du ihn erschießen“, sagte der groß gewachsene Mann und winkte Katsuki ab, der seine Fäuste in der Hosentasche ballte, ehe den Kopf leicht senkte. Er nahm den Koffer entgegen, versicherte seinem Chef, dass er das sofort erledigte und wurde entlassen. Kaum hatte er die Räumlichkeiten verlassen, knirschte er mit den Zähnen und schnalzte unzufrieden mit der Zunge. Wie er diesen Arsch und seine Sippe hasste!   Seine naiven Gedanken, welche vor drei Jahren in seinem Kopf spukten, waren bald schon verschwunden. Mit jedem Tag, an dem Katsuki geschickter wurde in Kampf und Waffenumgang, umso schlimmer wurde es. Erst hatte er sich gesträubt die Aufgaben zu erledigen, die von Bedrohung, über Eintreibung von Schulden und Drogenhandel, bis zum Mord führten. Jedoch hatte er noch schneller gelernt, dass Widerspruch nur Unheil mit sich brachte: Wenn man sich zu sehr sträubte und widersetzte, wurde man in Dabis Kammern geführt und diese waren, so hatte Katsuki bislang gehört, schlimmer, als der Tod selbst, denn der schwarzhaarige Mann, den Katsuki eins für unglaublich cool empfand, war, nicht nur die rechte Hand, sondern auch der persönliche Foltermeister des Yakuzaanführers.   Endeavor nutzte all seine Macht, um die Leute, die nicht hundertprozentig zu ihm standen, zu unterjochen, ihnen Angst zu machen und sie unter Druck zu setzen. So auch Katsuki. Endeavor hatte ihm schon oft angedroht, dass er seinem Schützling was antäte, würde er nicht sputen und Katsuki hatte sich dafür gehasst, selbst zuzulassen, dass er eine Schwachstelle hatte. Ihm blieb nichts andere übrig, als zu gehorchen, wenn auch nie zu Endeavors kompletter Zufriedenheit.   Bislang waren Katsukis Vergehen noch nie so schlimm gewesen, dass er dort hin musste. Es hatte bislang immer nur dazu geführt, dass dessen Bluthunde ihn zusammengeschlagen hatten. Es waren Schmerzen, die sein Körper erduldete und nur sein Stolz litt darunter. Aber, es war das schlimmste, was ihm bislang geschehen war, denn Endeavor hatte sein Spiel noch nicht durchschaut. Katsuki war nicht dumm und spielte seine Trümpfe geschickt aus. Einzig Deku wusste etwas über seine Pläne und dieser, so war sich der Blonde sicher, würde dicht halten. Sollte es raus kommen, wäre der Blonde vermutlich tot.   Er betrat das Zimmer, welches man mit den Internatszimmern aus Filmen vergleichen konnte, und erblickte den Grünhaarigen, der auf seinem Bett lag und etwas las. Vermutlich wieder irgendein Comic über Superhelden. Wer dachte, dass sie hier ein gemütliches Leben führten, der hatte sich geirrt. Sie wurden zu zweit in Räume gepfercht und wenn sie nicht in diesen Verweilten, dann hatten sie zu trainieren oder Arbeiten für Endeavor zu erledigen. Katsuki hasste diesen Ort und die Leute, die hier lebten. Einzig Deku war erträglich, auch wenn die kleine Heulsuse manchmal seine Nerven strapazierte.   Als der Kleinere ihn bemerkte, drehte er sich um und lächelte. „Kacchan!“, rief er freudig aus und sprang auf die Beine. „Willkommen zu Hause!“ „Mhn“, war alles, was er zu dieser herzlichen Begrüßung sagen konnte und legte den Koffer auf dem Tisch zwischen ihren Betten ab, ehe er sich auf dem Boden hockte und einige Holzplanken entfernte. In dem Zwischenraum war ein Stoffbär verstaut, den Katsuki herausholte und vorsichtig den Zipper aufzog. Im Inneren des Bären waren mehrere Tüten mit feinem, weißen Pulver.   Katsuki hielt Deku den Bären hin, welcher ihn vorsichtig entgegen nahm und zusah, wie sein ‚Bruder‘ aus dem Koffer zwei kleine Tüten holte. „Wieder ein Kurierdienst?“, fragte er und erntete ein genervtes Nicken, ehe er die Tütchen in den Bären steckte. „Kacchan“, flüsterte Deku, aus Angst, dass sie jemand hören würde und blickte in die roten Seelenspiegel. „Denkst du nicht, dass das viel zu gefährlich ist? Wenn sie dich erwischen…“ „Solange du die Fresse hältst, werden sie mich nicht erwischen“, fuhr Katsuki den Grünhaarigen an und sein Blick hatte etwas Warnendes, während er den Zipper wieder zuzog und den Bären verstaute.   „Endeavor hat nicht den Hauch einer Ahnung, was ich hier für ein Spiel treibe, also versau es mir bloß nicht, Deku“, forderte er nun. Katsuki hatte vor, aus dieser Hölle zu entkommen. Deshalb zweigte Katsuki immer wieder ein wenig von Endeavors Drogen ab, die er unter der Hand und heimlich selbst verkaufte. Das Geld sparte er zusammen, um sich selbst und Deku irgendwann aus Endeavors Klauen freizukaufen. Katsuki hatte einmal miterlebt, wie jemand das geschafft hatte. Man musste geschickt vorgehen und Endeavor durfte nichts merken. „Du willst hier doch raus?“, fragte er noch einmal und der Kleinere nickte. „Dann hör auf, meine verfickten Taten in Frage zu stellen!“ Katsukis Plan war so sicher. Niemand würde seinen kleinen Bunker finden. Dafür war Katsuki zu vorsichtig…zumindest dachte er das.   „Vertrauen ist zerbrechlich, und doch wagte ich, zu vertrauen. Ein beschissener Fehler, wie ich bald schon feststellen musste.“ ----------------------------------------------------------- „Ich hätte nicht gedacht, dass du so dumm bist und dich mir widersetzen wirst“, sagte Endeavor und blickte auf den Blonden, der vor ihm stand, mit den Händen auf den Rücken gefesselt, blickte er hasserfüllt zu dem Mann, der sich sein ‚Boss‘ schimpfte. In der Hand hielt er jenen Plüschbären, den Katsuki in ihrem Zimmer versteckt hatte. „Wirklich clever: Minimale Mengen abzuspeisen, um diese zu verkaufen.“ Der Rothaarige ging um Katsuki herum, der noch immer nicht ganz verstand, wieso sein Geheimnis aufgeflogen war. Bis ihm die Antwort präsentiert wurde, als Dabi den Raum betrat. Die Hände hatte er dabei auf Dekus Schultern, der ihn panisch ansah. „Deku?“ Unglauben lag in der Stimme des Blonden, während der Kleine heftig zitterte. Was hatte das zu bedeuten? Warum war er bei denen? Warum sah er ihn so panisch und reuevoll an…//Er hat nicht…// Das Blut gefror ihm in den Adern, als er diesen Verdacht in seinem Kopf durchging und Dabi den Mund aufmachte und redete. „Wirklich gute Arbeit, Izuku“, schnurrte Dabi und strich ihm über den Kopf. „Uns von Katsukis bösen Plänchen zu erzählen und dabei noch so perfekt zu spielen, dass du auf seiner Seite bist…“ Der Schwarzhaarige grinste Katsuki auf die abartigste Weise an, die es nur gab. Katsuki erdolchte ihn regelrecht mit Blicken, ehe er zu Deku sah. „Das ist nicht dein Ernst…“, murmelte er und spürte eine unglaubliche Welle von Wut in sich aufsteigen, gemischt mit etwas anderem: Enttäuschung. Nach allem, was er für Deku getan hatte…nach all den Jahren, die er für diesen kleinen Bastard da war…das war der Dank? „K…Kacchan…es tut mir Leid ich…“ „Halt deine verdammte Fresse!“, fauchte er den Grünhaarigen an. Dieser blickte ihn erschrocken an und presst seine Lippen zittern zusammen. „Mir tut es leid“, fing er an und seine Stimme lief vor Wut und Hass über. „Es tut mir leid, dass ich dich damals nicht den Hunden zum Fraß vorgeworfen habe, der verdammter Verräter“, schnaufte er und sah, wie sich die grünen Augen mit Tränen füllten, die bald schon die Wangen runter kullteren. „Kacchan…“, versuchte Deku noch einmal, doch der Blonde spukte angewidert auf den Boden. „Fahr zur Hölle, verfickter Verräter!“, brüllte er und wurde weggezerrt. „Bring ihn in Dabis Kammer“, befahl Endeavor und Katsuki erdolchte ihn und die Anderen mit Blicken, während man ihn gewaltsam aus dem Zimmer zerren wollte. Doch der Blonde wehrte sich nach Leibeskräften, bis er einen dumpfen Schlag auf den Hinterkopf bekam und die Umgebung schwarz wurde. Das letzte, was er hörte, war das verzweifelte „Kacchan!“ von Deku, ehe er sein Bewusstsein verlor. „Das Schlimme am Verrat ist, dass er niemals von deinen verdammten Feinden begangen wird.“ ----------------------------------------------------------- Katsuki kam bald schon wieder zu sich und stöhnte schmerzhaft auf. Sein Hinterkopf schmerzte durch den Schlag, den er bekommen hatte. Er wollte sich an den Kopf greifen, musste aber verstellen, dass seine Hände noch immer auf seinen Rücke gefesselt waren. Außerdem stellte er fest, dass sein Oberkörper nackt war…Verdammte Scheiße. Er kam langsam wieder komplett zur Besinnung und blickte sich um. Das hier war eindeutig Dabis Folterkammer. Er ließ seinen Blick durch die halbdunkle Kammer gleiten. Kammer war eigentlich der falsche Begriff. Es war ein gewaltiger Kellerkomplex, der neben den Zellen anschloss. An manchen Ketten, die an der Wand angebracht waren, hingen noch die Skelette, welche seine letzten Opfer waren.   Katsuki stieg ein absolut widerlicher Gestank in die Nase und er erblickte den Grund dafür. An einer Wand hing eine halb verweste Leiche, aus deren Haut Milben und Würmer schauten, die sich durch das verrottete Fleisch fraßen. Es war so still, dass Katsuki die Beißzangen hören konnte, die durch das Fleisch fuhren. Die Backsteinwand, sowie das Kopfsteinpflaster, waren mit getrocknetem Blut versehen und irgendwo tropfte etwas. Ihm drehte sich der Magen rum, doch er beherrschte sich und schaffte es, seinen Würgerefelx zu ignorieren.   Die Stille des Raumes, wurde von Schritten unterbrochen und bald schon konnte er Dabis abartiges Summen hören. Der Schwarzhaarige trat in das Licht und hatte ein Lächeln auf den Lippen, das dem, sonst so taffen, Blonden einen Schauer über den Rücken jagte. „Wer hätte gedacht, dass du mir jemals wirklich den Gefallen tust.“ Dabis Stimme war amüsiert, als dieser, mit einem Messer spielend, vor ihm in die Hocke ging und sein Kinn anhob. „Wirklich rührend, wie der kleine Izuku nach dir geschrien hat: Kacchan ~, Kacchan ~, Ka ~ aaccha ~aaan“, trällerte er und Katsuki riss seinen Kopf los und blickte Dabi giftig an.   „Oh nein, das Kätzchen fährt die Krallen aus“, meinte er amüsiert und fuhr mit der Klinge die Wange des Blonden entlang. „Ich frage mich ja, wie lange es die Krallen noch zeigt…“ Der Blonde spürte einen brennenden Schmerz in der Wange und fühlte das Blut seine Wange entlang rinnen, als Dabi einen dünnen Schnitt in seiner Wange hinterließ. „Mhh, rot steht dir unglaublich gut“, sagte der Ältere und ließ die Spitze der Klinge seinen Hals entlang streicheln.   „Zu schade…der Boss meinte, dass ich dich nicht töten darf, weil du ein wertvolles Spielzeug bist“, sagte Dabi nun und kam näher. „Aber“, fügte er hinzu, als er bei Katsukis Ohr war. „Ich darf trotzdem mit dir spielen, solange du es überlebst“, raunte er und packte Katsuki am Kiefer. Mit einem bösen Lächeln leckte er über den feinen Blutstreifen an seiner Wange und entließ den Jüngeren wieder.   Könnten Blicke töten, wäre Dabi nun wohl von dieser Welt geschieden. So aber, bot Katsuki ihm nur noch mehr Fläche für seine dummen Sprüche. „Weißt du was? Ich habe deine Augen schon immer geliebt. So voller Stolz“, erzählte er weiter, während er hinter Katsuki ging und dessen Armfesseln in einem Haken verband. „Wollen wir sehen, wie lange es dauert, bis ich diesen Stolz gebrochen habe“, sagte er und Katsuki spürte, wie Dabi eines seiner Fußgelenkte an dem Boden ankettete.   „Wir haben alle Zeit der Welt“, sagte er und marschierte zu einem Hebel, über den er sachte strich. Was Katsuki nicht sehen konnte war, dass seine Fesseln mit einem Haken verbunden waren, der an einer Kette angebracht war. Diese ging zur Decke hoch, wo eine Kurbel und Metalllatten angebracht waren, bis hin zu seinem Hebel. „Ich würde mich trotzdem sehr freuen, wenn deine süße Stimme nicht zu lange stumm bleibt, Katsulein“, flötete er gut gelaunt, ehe er auch schon den Hebel betätigte und die Apparatur anfing, sich zu bewegen.   Die Zahnräder kurbelten langsam und zogen an der Kette, zwangen Katsukis Arme so langsam nach oben und der Blonde spürte bald schon einen unangenehmen Zug in Rücken und Schultern. Seine Arme waren stark angehoben und angespannt, als Dabi das erste Mal stoppte und ihn in dieser, langsam schmerzenden, Pose, verharren ließ. Seine Muskeln spannten sich noch mehr an und Katsuki versuchte nicht, an das unangenehme Ziehen zu denken. Gerade, als er dachte, er könnte das Gefühl handeln, spürte er etwas Nasses, eisig Kaltes in seinem Gesicht.   Dabi grinste ihn zufrieden an. Neben sich hatte neben sich einen Blecheimer stehen, in welchem Wasser und Eiswürfel. Wieder griff Dabi mit der Hand in das Wasser und spritze Katsuki das Gesicht voll. Die kühlen Tropfen brannten auf der Haut und, da es hier auch noch ziemlich kühl war, spürte er die Kälte nur stärker. „Wir haben doch erst angefangen, mein Lieber“, sagte er und spritzte ihm einige Male noch Eiswasser ins Gesicht und auf den Hals, ehe er den Eimer nahm und die Hälfte des Inhalts über seinem Kopf ausgoss, was von Katsuki mit einem scharfen Einziehen der Luft kommentiert wurde.   „Ein ganz taffer Junge, was? Aber du hast schon früher immer den Harten markiert. Das ist es ja, was ich so an dir mag“, sagte er und das Grinsen wurde wieder etwas gemeiner, während Dabi zurück zu seinem Hebel ging. „Mal sehen, wie lange du stur bleibst“, sagte er und betätigte den Hebel, welcher, wie eine Kupplung beim Auto, drei Gänge hatte. Er hatte den langsamsten Gang eingestellt und Katsuki spürte, wie die Kette langsam und unnachgiebig nach oben wanderte.   Er wollte aufstehen, um den Druck etwas zu mindern, doch die Fußfessel hinderte ihn daran, dass sie so eng am Boden angebracht war, dass Katsuki keine Bewegungsfreiheit bekam. Er presste die Kiefer zusammen und seine Zähne knirschten, die Fäuste hatte er so fest angespannt, dass die Knöchel weiß hervortraten, als Dabi die Apparatur weiterlaufen ließ. Er konnte hören, wie seine Knochen ächzten unter dem Druck, der auf ihnen lastet und mit einem Mal konnte er die Stimme nicht mehr unterdrücken.   Katsuki stieß einen gepeinigten Schrei aus, als die Apparatur seine Arme über seinen Kopf zerrte und dabei mit lautem ‚Plopp‘ seine Schultergelenke ausgekugelt wurden. Er spürte das Zerren der Handschellen an seinen Handgelenken und an seinem Fuß und das Brennen seines Rückens, der durchgehend angespannt war. Dabis begeistertes Lachen drang an seine Ohren. „Ja! Genau das will ich hören“, raunte er begeistert und schmiegte sich etwas an den schmerzenden Rücken, drückte gegen die gepeinigten Gelenke. „Deine Stimme ist süß, wenn sie so voller Schmerz ist“, sagte Dabi und erhielt ein wütendes „Fick Dich“ als Antwort.   Katsuki spürte, wie der Schwarzhaarige die Fußfessel löste und Katsuki in eine stehende Position zwang. Sein Körper protestierte regelrecht dagegen, doch Dabi sorgte mit den Ketten dafür, dass er stehen blieb, die ausgekugelten Arme über dem Kopf. „Mhhh, ich glaube, das muss unser Doc dann richten“, meinte er amüsiert und griff nach einem hölzernen Baseballschläger.   Summend, und ohne weitere Vorwarnung schlug Dabi mit dem Schläger in den Magen des Blonden, der ein leises Ächzen von sich gab, ehe er wieder verstummte und stur auf den Boden starrte. Dabi grinste breiter, ehe er sich über die Lippen leckte und wieder ausholte. Dieses Mal schlug er hart gegen den Brustkorb des Blonden und Katsuki keuchte vor Schmerz auf. „Ah, das Kätzchen fängt an zu schnurren“, sagte er amüsiert und schlug auf den Oberschenkel, auf den Oberarm und Katsuki hörte regelrecht, wie seine Knochen ächzten und schmerzten. Dabi schlug gezielt Stellen an und grinste zufrieden, als er Katsuki betrachtete. Die flauen Flecke bildeten sich schon sehr bald auf der Haut und Dabi grinste zufrieden. „Mhhh die Farben stehen dir sehr gut“, sagte er und warf den Schläger erst einmal in eine Ecke. Er griff zu seinem Gürtel und holte sein Messer hervor. Mit diesem spielte Dabi wieder, die Augen auf sein Opfer fixiert. „Weißt du Katsu…ich habe mich oft gefragt, wie es wäre, wenn du hier wärst, was ich alles mit dir anstellen werde“, sagte er und ging um ihn herum. „Und ich denke, dass ich dir noch ein kleines Andenken hinterlassen werde“, flüsterte er und ging wieder um ihn herum. „Weißt du, was das Tolle an meinem Job ist?“, fragte er nun grinsend und kam näher. Noch bevor Katsuki antworten konnte, spürte er den stechenden Schmerz in seiner Brust, als Dabi leicht darüber schnitt. Nicht zu tief, doch tief genug, dass er blutete.   „Ich kann Menschen bluten lassen, ohne, dass die mir verrecken.“ Grinsend leckte er über die Klinge und betrachtete Katsuki. „Mh so ein hübscher Körper. Wo hinterlasse ich nur mein Geschenk“, überlegte er und ging um Katsuki herum, hinterließ immer wieder kleiner Schnitte, die mehr brannten, als angenommen. „Fick dich, Dabi!“, knurrte er und bekam einen Faustschlag ins Gesicht.   „Pass auf, dass ich mich nicht mit dir amüsiere“, sagte er und packte Katsukis Kinn. „Ich bin eigentlich nicht so der Fan vom eigenen Geschlecht, aber bei dir würde ich eine Ausnahme machen“, meinte er grinsend, als er sah, dass der Jüngere bleich wurde. Dabi lachte laut und dreckig auf, ehe er den Blonden losließ und sich umdrehte. „Hmmm“, summte Dabi, ehe er sich ruckartig umdrehte und Katsuki schmerzhaft auf keuchte. Er blickte an sich herunter, als er spürte, wie Blut seinen Bauch entlang floss. Dabi hatte ihm das Messer in den Bauch gerammt und Katsuki spürte den metallenen Geschmack von Blut in seinem Mund, welches seine Mundwinkel entlang rann.   „Ich denke, ich habe die Stelle gefunden“, raunte er lächelnd und zog die Klinge etwas durch, sodass ein tiefer Schnitt entstand, ehe er die Klinge aus dem Körper zog und begeistert das Blut ansah, das auf dem Metall entlang floss. „Hmmm genau das mag ich“, schnurrte Dabi und leckte das Blut von der Klinge, ehe er Katsuki ansah. „Das ist besser als jeder Fick“, sagte er grinsend.   Katsukis Bauch schmerze, das Blut sammelte sich abermals in seinem Mund und er spürte, wie ihm schwindelig wurde. „Nanana, Babe. Du wirst doch nicht zusammenbrechen?“, fragte Dabi grinsend und griff wieder nach dem Kinn des Blonden und leckte das Blut von dessen Mundwinkel und fuhr die Klinge an Katsukis Wange entlang. „Ich will noch mehr sehen“, raunte Dabi ihm amüsiert zu, ehe er wieder mit der Klinge in die Haut schnitt. Arme, Beine, Brust. Katsuki hatte aufgehört zu erörtern, wo seine Schmerzen herkamen. Er spürte so gut wie gar nichts mehr und sackte auf den Boden, als Dabi ihn endlich von den Ketten löste.   Er hatte mittlerweile so viel Blut aus seiner Schnittwunde am Bauch verloren, dass er Probleme hatte, die Augen offen zu halten. Ihm wurde schwarz vor Augen und er stöhnte gequält auf, als Dabi noch einmal in seine Schnittwunde trat. „Wer hat dir erlaubt weg zu treten, hah?“, fragte er unzufrieden und drehte Katsuki auf den Rücken und ging vor ihm in die Hocke. „Hey, ich rede mit dir, Babe“, sagte er grinsend und, ehe Katsuki irgendwas tun konnte, wurde er durch den stechenden Schmerz aus der Schwärze gerissen und brüllte gequält auf.   Dabi hatte Zeige- und Mittelfinger in die Wunde geschoben und grinste Katsuki fast schon psychopathisch an. „Ja genau das will ich hören“, raunte er und leckte sich über die Lippen, während er auch den Ringfinger in die Wunde schob. Er schob seine Finger tiefer und spürte die Gedärme, die sich im Bauch des Blonden befanden, spürte die Muskeln, die sich unter dem Stress zusammenzogen und das Zittern des Körpers.   Es war der beste Kick, den man ihm bescheren konnte. Es war genau DAS, was Dabi liebte. Was ihm Spaß machte. Foltern, Quälen, Töten. Das war seine Passion. „Mhh fühlt sich gut an, nicht?“, fragte er summend, als er sich über Katsuki beugte. „Am liebsten würde ich dir jetzt die Kehle aufschneiden und dein Gurgeln hören“, raunte er und zog die Finger wieder raus und packte ihn an der Kehle und drückte zu, genoss das unterdrückte Röcheln des Blonden. „Leider will der Boss dich leben“, raunte er und leckte über die halb geöffneten Lippen, die Katsuki sich während der Tortur wundgebissen hatte.   „Mhh, deine Augen sind immer noch so voller Stolz“, raunte er und sein Grinsen nahm an Bösartigkeit zu. „Zu gerne würde ich dich noch etwas mehr unterhalten, aber das würdest du nicht überleben“, sagte er und klang unzufrieden. Grinsend löste sich der Schwarzhaarige und trat noch einmal nach dem Jüngeren, ehe er sein Smartphone zückte. „Ihr könnt ihn holen“, nahm Katsuki wahr, ehe er in die Finsternis glitt und das Bewusstsein verlor.   „Ich sah das Leben vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen und bald schon, fühlte ich nur noch die kalte Leere, die mich umhüllte, ehe alles taub war…“ ----------------------------------------------------------- Katsuki kam schwer atmend zu sich und blickte sich fragend um. Wo war er? Was war passiert? Er brauchte einige Momente, um seine Orientierung zu finden. „Katsu, du bist wach!“ Er blickte zur Seite und bemerkte das Mondgesicht. Was machte die denn hier? Warum starrte die ihn so besorgt mit ihren großen Kulleraugen an? „Wie fühlst du dich? Hast du irgendwo ein Gefühl von Taubheit?“, wollte sie wissen und der Blonde schüttelte den Kopf. Sein Hals war ausgetrocknet und sein Bauch schmerze höllisch.   Langsam kamen die Erinnerungen wieder und Katsuki schnellte regelrecht hoch, ehe er heiser vor Schmerz aufstöhnte. Keinen Augenblick Später war Ochako anwesend und hatte ihn wieder in die Kissen gedrückt. „Bist du lebensmüde?“, fuhr sie ihn an und zog die Decke weg, ehe sie besorgt auf die Wunde an seinem Bauch starrte. Gott sei Dank war diese nicht wieder aufgebrochen. „Das war eine ganz schön knappe Sache, Katsu“, sagte sie und stellte an den Infusionen etwas ein.   Ochako war so ziemlich eine der wenigen Menschen, die irgendwo Ahnung von Medizin hatten. Die alte Chiyo hatte Ochako einiges beigebracht. „Chiyo-san meinte, dass du echt Glück gehabt hast, dass Dabi sich zurückgehalten hat. Er hätte dich sonst umgebracht“, erklärte sie und tastete vorsichtig seine Schultern ab. Er zischte schmerzhaft auf und blickte sie giftig an. „Sieh mich nicht so an. Ich habe dir das nicht angetan…“, meinte sie und zog ihre Lippen zu einer schmollenden Schnute zusammen.   Katsuki lehnte sich zurück und blickte an die Decke. Er erinnerte sich wieder, was passiert war. „Ich bring sie alle um“, raunte er und Ochako erschrak fürchterlich. „W…Was redest du da?“, fragte sie ungläubig und Katsuki blickte kühl zu ihr. „Ich werde jeden Einzelnen von diesen Wichsern umbringen.“ Ochako erbleichte noch mehr. „Das darfst du nicht sagen! Endeavor wird dich umbringen!“ Sie klang äußerst besorgt, doch Katsuki drehte seinen Kopf weg. „Nicht, wenn ich ihn zuerst umbringe.“ Ochako schlug mit der Hand auf das Bett. „Hör auf so einen Blödsinn zu reden, Katsuki. Das ist wirklich nicht lustig…“ Ochako klang besorgt. Natürlich, sie hatte ihn hier schon oft seine kleineren Verletzungen verarztet und die von Deku natürlich auch.   Deku…Katsukis Blick wurde düsterer und er starrte an die Decke. Dieser dreckige, missratene Verräter. Er hatte ihm vertraut, hatte sich darum gekümmert, dass sie BEIDE da rauskämen. Er hätte dem kleinen Arschloch geholfen, hätte sich darum gekümmert, dass sie durchgekommen wären und dann verriet ihn dieser kleine Hosenscheißer an Endeavor. Der Geschmack des Verrats lag bitter auf seiner Zunge. „Katsu…ich weiß nicht, warum du in Dabis Kammer geladet bist, aber deswegen so einen Unsinn machen zu wollen…“ Ihr Blick wurde düsterer.   „Ich interessiere mich nicht für deine verfickten Worte“, sagte er genervter. „Oh, das hat dich schon immer in Probleme gebracht“, ertönte Endeavors Stimme und sowohl Ochako, als auch Katsuki versteiften sich. „Du wirst uns also alle umbringen?“, fragte er und hatte eine von Katsukis Schusswaffen in seiner Hand. „Ich habe dir ein gutes Leben gegeben, Katsuki. Habe dich gut behandelt und dir viel beigebracht“, sagte er und richtete die Waffe auf Katsuki.   „Dass du mich so hintergehst, ist wirklich schade. Gerade DU“, sagte er und lächelte ihn bösartig an, weswegen die Worte nicht glaubwürdig waren. Katsuki biss sich auf die Lippen. „Willst du deine Freiheit so sehr wieder?“, fragte er grinsend. „Ohne ein zu Hause? Ohne Zukunft?“, fragte er und blickte Katsuki in die Augen. Deutlich sah man, dass der Yakuzaanführer etwas in seinen Augen suchte. Tatsächlich schien er es gefunden zu haben. „Fein“ Er nahm die Waffe runter. „Sobald du wieder gesund bist, bekommst du die Chance dir deine Freiheit zu verdienen“, sagte er und Katsuki blickte ihn ungläubig an, ehe Endeavor wieder ging.   War das sein Ernst? //Ich werde frei sein…//, schoss es ihm durch den Kopf. „Katsu…lass dich nicht da drauf ein…Endeavor würde niemals jemanden ohne Grund freilassen“, sagte Ochako, doch Katsuki hörte sie nicht. //Ich bekomme meine verschissene Freiheit zurück//, dachte er und wirkte zufriedener. „Ein Funke Hoffnung, kann ein Feuer entzünden. So wie bei mir…und ich ließ die Flammen auflodern, in absurder, unreifer Hoffnung, die im Keim erstickt wurde.“ ----------------------------------------------------------- „Und du denkst, dass es eine gute Idee ist, dem Bengel so ein Angebot zu machen?“ Dabi blickte Enji an und spielte wieder mit dem Messer zwischen seinen Fingern. Er drückte die Spitze gegen seinen Daumen, sodass das Blut aus der kleinen Stichwunde herauskam und ließ es auf die Klinge tropfen, um es fasziniert zu betrachten, wie es das Metall entlang floss. Dabei wartete er auf die Antwort seines Chefs.   „Zweifelst du an meiner Entscheidung, Dabi?“, fragte dieser scharf nach und d er Schwarzhaarige hob eine Augenbraue. „Das würde ich mir nie erlauben, Boss. Ich zweifle an dem Jungen“, sagte er und sein Chef grinste. „Es ist ein interessantes Experiment“, sagte er nun. „Wie wird der Bengel sein Leben auf die Reihe kriegen? Wird er es überhaupt auf die Reihe kriegen?“ Er erhob sich von seinem Bürostuhl und sah aus dem Fenster. Dabei spürte er den skeptischen Blick von Dabi in seinem Rücken und beschloss seine Pläne genauer zu erläutern.   „Ich will sehen, wie seine Hoffnungen zerbrechen, Dabi. Ich will sehen, was er tut, wenn er realisiert, dass er nichts hat. Freunde? Familie? Ich bezweifle, dass irgendjemand zu ihm halten wird, nach allem, was du mir erzählt hast“, sagte er und Dabi grinste leicht. „Du bist ja so durchtrieben, Boss“, sagte er amüsiert und Enji verzog seine Lippen zu einem Grinsen. „Ich möchte ihn demütigen. Er wird auf Knien zurück gekrochen kommen und uns anflehen ihn zurück zu nehmen und dann werde ich seinen Wert abwiegen. Ich gebe ihm ein Jahr in ‚Freiheit‘, dann wird er daran zugrunde gehen. Er ist 19 Jahre, hat keinen richtigen Abschluss und keine Perspektive. Was möchte er denn machen? Auf den Strich gehen? Jemand wie Katsuki sicher nicht“, sagte er und ging zu seiner Vitrine, wo er sich ein Glas mit Scotch füllte und davon nippte. „Was gibt es Neues von Shoto?“, fragte er und der Schwarzhaarige schmunzelte. „Er ist aufmüpfig wie immer, erfüllt seine Pflichten dann aber doch. Dafür ist ihm seine werte Frau Mama zu wichtig“, sagte er und Enji nickte. „Mach weiter, wie bisher“, sagte er und der Schwarzhaarige verneigte sich kurz, ehe er verschwand.   Enji nippte von seinem Glas und lächelte kühl. Es war natürlich riskant, was er hier anfing, doch er war sich ziemlich sicher, dass Katsuki seine Prüfung niemals bewerkstelligen könnte. Und selbst wenn, würde er sicherlich daran zerbrechen. //Sobald du gebrochen bist, wirst du nie wieder einen Gedanken an so etwas wie Freiheit verschwenden. Ich habe dich nicht umsonst zu einer perfekten Waffe erzogen, damit du mir jetzt die Krallen zeigst//, dachte er und seine Lippen verzogen sich wieder. Das würde ein interessantes Spiel werden. ----------------------------------------------------------- Seine Genesung hatte drei Wochen gebraucht. Chiyo wollte ihn nicht vorher gehen lassen und so hatte Katsuki sich ergeben und sich ausgeruht. Was blieb ihm auch anderes übrig? Die alte Dame hätte ihn ans Bett gekettet, wäre er wieder aufmüpfig geworden. So hatte Katsuki sich in den drei Wochen gut erholt und war nun auf dem Weg zu Endeavor, der ihn bereits in seinem Büro erwartete.   „Oh, Katsulein, du bist ja wieder auf dem Damm“, hörte er Dabis Stimme, der in dem Flur stand und amüsiert zu ihm sah. Der Blonde schenkte ihm einen hasserfüllten Blick, ehe er in das Büro von Enji Todoroki schritt und diesen direkt vor seinem Fenster stehen sah. „Da bist du ja“, sagte er amüsiert und blickte zu dem Blonden, der die Fäuste fester ballte. „Natürlich bist du hier“, sprach der groß gewachsene Mann weiter und ging und Katsuki herum. „Schließlich wünschst du dir so sehr die ‚Freiheit‘, dass du mich sogar hintergangen hast und nach deiner Bestrafung davon sprichst, dass du mich töten willst.“ Er konnte das bösartige Lächeln regelrecht hören.   „Ich sollte dich eigentlich direkt umbringen lassen, Katsuki.“ Eine Tatsache, die dem Blonden bewusst war. Er brauchte sie nicht aussprechen. Dreckiger Mistkerl. „Aber ich habe die Anwandlung, von Zeit zu Zeit, kleine Wetten mit meinen Männern zu machen“, sagte er und blieb nun direkt vor ihm stehen. „Wetten?“ Katsuki konnte sich den skeptischen Ton nicht verkneifen. „Wetten“, bestätigte Enji ihm.   „Du bekommst von mir eine kleine Aufgabe gestellt und, wenn du sie, in meinem Beisein, erfolgreich erledigst, bekommst du deine Freiheit“, fing er die Erklärung an und ging zurück zu seinem Bürotisch und setzte sich in seinen Stuhl. „Und, wenn ich es nicht mache?“ Enji blickte ihn an. „Tja, dann wirst du für den Rest deines Lebens hier bleiben und…meinen einsamen Männern Freude bringen“, gab er kalt von sich und Katsuki schauderte innerlich. „Ich könnte dich nie wieder frei herumlaufen lassen. Du verstehst das sicher.“   Katsuki biss die Zähne zusammen und blickte ihn mit einem eindeutigen Blick an. „Und was hast du von dieser ‚Freundlichkeit‘?“, wollte er misstrauisch wissen und Enji lächelte. „Die Freude am Spiel. Wenn du gewinnst, bekommst du deine Freiheit und wenn nicht, bekommen meine Männer ein neues Spielzeug.“ Endeavor lächelte ihn kühl an. „Der Alltag hier kann ziemlich trostlos sein und das hier ist eine gelungene Abwechslung“, sagte er und erhob sich. „Also, haben wir einen Deal?“, fragte er und Katsuki blickte ihn skeptisch an. „Was, wenn ich nicht zustimme?“ Endeavors Augen blitzten auf. „Dann wird mit dir das Selbe geschehen, wie bei deinem Versagen“, erklärte und Katsuki knirschte mit den Zähnen. Er ließ ihm also keine wirkliche Wahl? „Abgemacht“, meinte er und Endeavor grinste ihn zufrieden an. „Sehr gut.“ „Hätte ich geahnt, was diese Prüfung mit mir macht…“ ----------------------------------------------------------- Katsuki stand in der Mitte eines Raumes, den er am liebsten nie wieder betreten hätte. Es stank nach verwestem Fleisch, Kot und Urin. Auf dem Boden lagen die Knochen der letzten Menschen verteilt, die einst hier gewesen waren. Katsuki kannte diesen Ort. Er hasste ihn. Es war jener Ort, an dem er und Deku überleben mussten.   Doch dieses Mal waren hier keine zwanzig Kinder und er war nicht an jemanden gefesselt. Er war ganz alleine hier drinnen und hatte seine Waffen bei sich. In der Lounge über ihm stand Endeavor hinter dem Panzerglas und sprach zu ihm. „Der erste Teil dieses Spieles ist dir bekannt. Überlebe zehn Minuten“, forderte Endeavor, ehe er auf den Knopf drückte und Katsuki das wilde Knurren hörte, ehe die Hunde aus den Käfigen kamen und sabbernd und zähnefletschend zu ihm starrten. „Um dir eine Herausforderung zu bieten, haben wir sie zwei Wochen nicht gefüttert“, fügte der Mann hinzu und sah, wie der erste Hund auf Katsuki stürzte.   Geschickt rollte er sich über den Boden, sodass der Hund über ihn hinwegsprang und blieb in einer halbhockenden/ halbknienden Position und zielte bereits auf den ersten Hund, der mit einem gezielten Kopfschuss zu Boden ging. Er schnalzte mit der Zunge, als er merkte, dass er, von den Viechern, umringt war und wich wieder einem der Hunde aus und schoss auf zwei weitere und versuchte sich auf den Beinen zu halten, bis er einen stechenden Schmerz in seiner rechten Schulter spürte, wo sich ein Hund verbissen hatte, als Katsuki am Aufstehen war. //Scheiße// Er hielt mit der anderen Hand die Kugel an dessen Kopf und schoss ihm in den Schädel.   Dem einen Biss folgte ein weiterer in seinen linken Unterarm, ehe er alle Tiere erlegt hatte und schwer atmend in dem Raum stand. Die Bisswunden brannten höllisch und seine Kleidung sog sich mit Blut voll. „Ich gratuliere dir. Du hast es mit wesentlich weniger Bissen geschafft, als gedacht“, sagte Enji und Katsuki hörte das typische Warnsignal, ehe wieder eine Gittertür aufgemacht wurde und Gorillas in das fahle Licht traten. In ihren Armen hatten sie einen schwer misshandelten Mann, die Hände und Beine, wie ein Schwerverbrecher in Ketten gelegt.   Katsukis Augen weiteten sich vor Schock, als er die Person erkannte, die da vor ihm auf den Boden, zwischen all die erschossenen Hunde, geschmissen wurde. „R…RON!“ Katsuki stürmte auf den alten Mann zu. Vorsichtig nahm er den alten Mann in den Arm, der schwer hustend aufsah, direkt in Katsukis Augen. „Katsu, mein Junge“, murmelte er, und wirkte besorgt, als er das Blut bemerkte, das dem Blonden ins Gesicht gespritzt war. Er hob die angeketteten Hände und wollte die Wange seines Schützlings berühren, doch die Schmerzen ließen diese wieder zu Boden sinken.   „Welch herzerweichender Anblick“, ertönte Endeavors Stimme und Katsuki blickte hasserfüllt zu diesem hoch. „Was hast du ihm angetan du verdammter Arsch?“ Der Rothaarige zündete sich eine Zigarre an und blickte auf die zwei Gestalten unter sich. „Ich habe ihm die notwendige Strafe zugeteilt, die er verdient. Er hat heimlich versucht mit der Polizei in Kontakt zu treten“, erzählte er und lächelte. „Verräter müssen sterben, wenn sie nichts wert sind. Das solltest du wissen, Katsuki“, sagte er und deutete auf den alten Mann. „Der zweite Teil deiner Aufgabe: Richte diesen Verräter.“   Ungläubig blickte Katsuki zu dem Yakuzaanführer, ehe er Ron ansah, der schwer hustete. Endeavor griff in seine Tasche und holte eine Uhr heraus. „Wenn du ihn in fünf Minuten nicht getötet hast, hast du verloren“, informierte er ihn. Katsuki saß da und wusste nicht wohin mit sich. Ron war einer der wenigen Menschen hier, die er mochte. Die ihm wirklich etwas bedeuteten. Er hatte in diesem Mann eine Bezugsperson gefunden. Er war seinem eigenen Vater so ähnlich. Er konnte doch nicht…   „Katsu“, sprach der alte Mann und hustete schwer, ehe er seine Augen sanft auf die roten des Jüngeren richtete. Ein trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen. „Tu es“, flüsterte er und Katsukis Augen wurden größer, während sich zum ersten Mal seit Jahren Tränen in ihnen sammelten. Dieser Mann erinnerte ihn so sehr an seinen Vater. Das gleiche, bescheuerte, sanfte Lächeln! „Ich kann doch nicht…“, flüsterte er, während ihm die Tränen aus den Augen flossen und er nichts dagegen tun konnte(3).   „Du wünscht sie dir doch so sehr oder?“, fragte Ron und stöhnte unter Schmerzen. „Dann tu es. Ich habe meine Leben gelebt und bereue nichts“, sagte er und seufzte auf, als Katsuki ihm half, sich zu setzten und schluchzend nach einer Waffe griff. „Ich…Ron…“ Katsuki hasste sich so dafür, dass er keine Kraft zu sprechen hatte. Er schämte sich dafür, doch der alte Mann blickte sanftmütig zu ihm und das Lächeln verschwand nicht aus seinem Gesicht. „Es ist Ordnung“, sagte er und schloss seine Augen.   Katsuki stand da, die Waffe auf den Mann gerichtet, mit tränenüberflutetem Gesicht und zitterte am ganzen Körper, ehe er die Augen schloss und abdrückte. Der Knall kam ihm unmenschlich laut vor und seine Hand sank kraftlos nach unten und die Waffe glitt ihm aus der Hand, ehe er die Augen öffnete und sah, wie der Mann nach hinten stürzte. Vor den Augen des Blonden geschah dies im Zeitlupentempo und kurzzeitig dachte Katsuki, dass ihm sein Hirn einen Streich spielte, denn er sah seinen eigenen Vater nach hinten kippen.   „Hah…“ Katsuki versuchte nach Luft zu ringen, doch diese war ihm wie abgeschnürt und ergriff sich an den Hals. „Ich bin wirklich überrascht. Du erfüllst alle Erwartungen“, sagte Endeavor und grinste bösartig, als er den Hasserfüllten Blick von Katsuki sah. „Ich bin ein Ehrenmann, Katsuki. Deal ist Deal und du bist frei“, sagte er und drehte sich weg. Katuski hörte noch, wie er seinen Gorillas anwies, ihn weg zubringen.   „Es heißt, dass Zeit alle Wunden heile, doch in jenem Augenblick war mir klar, dass es Dinge gibt, die selbst die größte Zeitspanne nicht ausradieren würde…“ ----------------------------------------------------------- „Was für ein Trauerspiel.“ Sero lehnte an der Wand, eine Zigarette in der Hand und blickte Izuku an, der sich an ihn gewandt hatte. „Des wird verdammt leise hier sein, wenn er weg ist“, fügte er hinzu und hatte sein typisches Lächeln auf den Lippen, doch Izuku schien sich davon nicht beirren zu lassen. „Sero, bitte…“, fing er wieder an und der Schwarzhaarige seufzte angestrengt. „Und was habe ich davon, wenn ich das tue?“, wollte er wissen und der Grünhaarige biss sich auf die Unterlippe. „Du kennst das Geschäft hier: Nichts ist umsonst. Selbst, wenn ich dich gut leiden kann, muss ich auch sehen, wo ich bleibe. Ich riskiere immerhin meinen Kopf“, sagte Sero und blies den Rauch in Izukus Gesicht.   „Du weißt selbst genau, dass du keine Probleme kriegst, wenn du das geschickt anstellst. Immerhin bist du gut darin, andere zum Narren zu halten“, sagte der Kleinere nun ernster und Sero gab ein leises „Tchechehehe“ von sich. „Das mag stimmen, trotzdem gehe ich Risiken ein, wenn ich ihm unter die Arme greife und Arbeit beschaffe“, sagte er und bemerkte den störrischen Blick von Izuku. „Warum ist es dir überhaupt so wichtig? Ich dachte, er hat dir die Freundschaft gekündigt?“   Sero hatte wohl einen wunden Punkt erwischt, denn Izuku blickte nun betrübt auf den Boden. „Ich weiß, dass Kacchan das nur getan hat, weil er sich tief verraten fühlt…ich hasse mich selbst für meine Angst. Dafür, dass ich zu feige war und lieber meinen besten Freund…meinen großen Bruder verraten habe, als ein paar Schmerzen in Kauf zu nehmen.“ Izukus Stimme zitterte leicht. Er schien den Tränen nahe. „Ich weiß auch, dass es nichts ändert, wenn ich dich darum bitte ein Auge auf ihn zu haben aber…Ich kann nicht einfach hier stehen und zusehen, wenn er meinetwegen vielleicht ganz alleine da draußen ist…ich…Sero bitte…Ich habe nicht viel, dass ich dir bieten kann…eigentlich so gut wie gar nichts…aber ich will nicht, dass er meinetwegen vor die Hunde geht“, sagte er und Tränen flossen nun über die Wangen des Grünhaarigen.   Sero seufzte schwer. Er hasste es, wenn Leute vor ihm weinten. Etwas, das er noch nie gemocht hatte. „So einfach ist das trotzdem nicht…“, sagte Sero nun und kratzte sich am Hinterkopf. Er hatte die Augen geschlossen und öffnete eines davon und blickte Izuku an, ehe er schwer seufzte. Dieses Häufchen Elend war ja nicht mit anzusehen. Kurz wog er die Risiken ab und die Vorteile, die er davon hatte, wenn er dieses, für Shoto kostbare, Kerlchen glücklich machte. Er wusste, dass der junge Todoroki an Izuku hing, der als einziger Mensch wirklich mit ihm zu tun hatte. Es würde sich also lohnen mit diesem weiterhin, gute, Kontakte zu knüpfen. Eine Gegenleistung konnte er sich noch überlegen. Trotzdem gab es da ein Problem: Bakugou Katsuki selbst. Der Typ ließ sich nicht helfen und war furchtbar stolz. Das konnte eine schwere Geburt werden.   „Ich kann dir nicht einmal versprechen, dass er meine Hilfe annimmt…ich kann’s versuchen, wenn er aber ablehnt, habe ich damit nichts mehr am Hut“, fing er nun an und Izuku blickte ihn aus großen Augen an. „Sero…“ Der Schwarzhaarige hob die Hand. „Das mache ich nur, weil du und Shoto gut befreundet seid und ich weiß, dass dieser eigentlich nicht auf Katsuki verzichten wollte bei seinem kleinen Vorhaben“, sagte er direkt und ächzte im nächsten Augenblick, denn Izuku hatte sich schluchzend an ihn geworfen.   „Ist in Ordnung. Allein, dass du es versuchen wirst…danke, Sero. Danke!“ Wieder entrann dem Älteren ein schweres Seufzen, als er das Küken ansah. Izuku war echt eine Sache für sich, doch Sero konnte einfach nicht ‚nein‘ sagen, wenn dieser ihn so traurig ansah. Zudem war er selbst mit Shoto in gutem Kontakt, besser als mit Enji selbst, und wollte diesem weiterhin seine Unterstützung bei dessen Vorhaben bieten. Also war es nur logisch, dass auch dessen guten Freunden helfen sollte. Er verdrehte leicht die Augen, als Izuku sich gar nicht mehr beruhigte und ihm immer wieder dankte.   „Bedank dich bei mir, wenn er überlebt hat“, murmelte der Schwarzhaarige und strich weiterhin über Izukus Kopf. //Ich bin doch kein Babysitter(4)…//, dachte er und lächelte leicht. Er hatte diese zwei Chaoten echt zu gern. //Hoffentlich verreckst du nicht, Katsu//, dachte er noch und löste sich von Izuku, ehe er in den Schatten der Gassen verschwand. „Auf, auf zu neuen Taten“, summte er dabei. ----------------------------------------------------------- Katsuki stand in einer Telefonzelle und wusste nicht, wohin mit sich. Es hatte angefangen zu schütten. Die Gorillas von Enji hatten ihn in sein Zimmer gezerrt, wo er seine wenigen Habseligkeiten mitnehmen durfte und ihm einen Sack über den Kopf gestülpt, ehe sie ihn irgendwo in einer Stadt ausgesetzt hatten. Notdürftig hatte er sich seine Bisswunden abgebunden und überlegte, was er tun sollte, ehe er der Regen eingesetzt hatte und Katsuki sich in die Telefonzelle gerettet hatte.   Er stand nun vor dem Kommunikationsgerät und überlegte, was er tun sollte. Es dauerte unglaublich lange, bis Katsuki einen Entschluss fasste, der ihm schwer fiel. Fast schon in Zeitlupe griff er nach dem Hörer und warf etwas Kleingeld in das Gerät, ehe er das Nummernrad drehte und dem monotonen Tuten lauschte. Katsukis Herz schlug unaufhaltsam und er spürte eine unglaubliche Nervosität(5).   Es war eine schier endlose Zeit, als die andere Seite abnahm und Katsukis Herz stillstand. Wie lange, hatte er sie nicht gehört? Die Stimme der Person, mit der er sich sonst immer nur in den Haaren gehabt hatte? Doch gerade war dies alles, was hören musste und seine Unterlippe fing an zu beben. »Bakugou, Hallo?«, meldete es sich am anderen Ende und Katsuki brauchte einen Augenblick, um sich zu fangen. Sein Atem ging zittrig und die Frau wurde ungeduldig. »Ist das irgendein dummer Scherz?«, fragte sie genervt. Sie klang, als würde sie jeden Augenblick wieder auflegen. Dieser Ton war es auch, der Katsuki dazu brachte ein, ungewohnt stockendes, „Hallo…Ma…“ von sich zu geben.   Am anderen Ende der Leitung hörte er es stocken, und scheinbar brauchte die Frau einige Augenblicke, um zu verstehen, wer da war. „K…Katsuki?“, fragte sie ungläubig und der Blonde lehnte seinen Kopf an das Telefongerät. Die Wunden brannten fürchterlich und er war müde. Seine Augen brannten von dem Heulen und seine Sicht verschwamm schon wieder, weil sich Tränen in diesen sammelten. Er hätte nicht gedacht, dass es ihn so bewegen würde, seine verdammte Mutter nach so langer Zeit zu hören. Katsuki atmete tief ein und aus, um sich zu fassen.. „Nein, der Nikolaus“, meinte er und klang nicht halb so sarkastisch, wie geplant.   „Oh Gott, Katsuki? Du klingst furchtbar. Was ist passiert? Wo warst du überhaupt? Hast du verdammtes Balg überhaupt eine Ahnung, was wir uns für Sorgen gemacht haben?“, fragte sie nun aufgebracht und Katsuki schloss ergeben die Augen. „Ich weiß…“, murmelte er und merkte, wie die Frau ruhiger wurde. „Ich bin gerade echt nicht in der Stimmung dafür…ich…“ Er brach ab und suchte nach den Worten. „Ich hab Scheiße gebaut…ich brauch euch gerade echt“, murmelte er und spürte, wie das Wasser in seinen Augen mehr wurde. Es war erniedrigend wie ein getretener Hund zu seinen Eltern zu kommen. Sicherlich wollten die nichts mehr mit ihm zu tun haben, nach allem, was er getan hatte. Er selbst würde zumindest so handeln und, da er das Kind seiner Eltern war, dachte er, dass diese genauso nachtragend wären.   Er wurde eines Besseren belehrt und seine Augen weiteten sich, als er seine Mutter hörte, die nachfragte, wo er war. Der Blonde gab diese Information durch, da ein Straßenschild in der Nähe war, und wartete vor diesem im Regen. Er war nervös. Was sollte er sagen, wenn er ihnen gegenüber stand. Ihr letztes Treffen war vier ganze Jahre her. Nach einem Streitgespräch. Das war das letzte Mal, dass er seine Eltern gesehen hatte. Er hatte keine Anrufe mit ihnen getätigt, nichts.  Ob sie gedacht hatten, dass er tot in einem Graben lag?   Die Zeit, die er wartete, zog sich wie Kaugummi dahin und Katsuki spürte, wie sein Herz wilder schlug, als er das Auto seiner Alten erkannte. Immer noch die gleiche, alte Dreckskarre. Wie sehr hatte er diesen Anblick vermisst. Als die Türen aufgingen und eine Frau ausstieg, die sein Abbild war, stockte ihm für einen Moment der Atem. Sie zu hören, war eine Sache, aber sie zu sehen, eine völlig Andere. Und dann auch noch sein Alter. Unweigerlich kamen ihm die Bilder der vergangenen Stunden in den Kopf und seine Augen schimmerten verdächtig, während er seine Eltern ansah.   Diese starrten ihn ungläubig an. Er sah wohl aus wie ein begossener Pudel, so nass, wie er da stand, die Wunden so notdürftig versorgt, wie nur möglich und rot geschwollene Augen von dem verfickten Geheule. „Katsuki…“, sagte sie und, ehe auch nur ein Wort sagen konnte, hatte sie die Meter überbrückt und ihren Sohn einfach in die Arme genommen. „Wo bist du nur gewesen?“, hörte er ihre zittrige Stimme an seinem Ohr und fühlte sich, als würden tausend Nadeln durch seine Brust gejagt. „Ich…“, fing er an und brach ab. Er hatte mit allem gerechnet. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn schlug, ihn anschrie und sonst was. Aber nicht, dass sie ihn in den Arm nahm und glücklich wäre ihn zu sehen und Tränen der Erleichterung weinen würde, dass er wieder da war.   Er blickte seinen Vater an, der ebenfalls ankam und mit den Tränen kämpfte. „Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht, Junge“, sagte er und strich ihm über die Wange und Katsuki spürte diese Beklommenheit in sich aufsteigen. „Ich weiß…“, sagte er und konnte nicht verhindern, dass die Tränen wieder über seine Wangen liefen, als auch Masaru seinen Sohn, mitsamt seiner Frau, fest in die Arme schloss.   Katsuki schloss seine Augen und versuchte die Schmerzen zu ignorieren, die beim Druck der Umarmungen entstanden. Es war alles egal. Gerade zählte für ihn nur, dass er hier bei seinen Eltern war und zum ersten Mal seit langer Zeit, wieder Sicherheit verspürte. Ein Gefühl von ‚zu Hause‘ machte sich in ihm breit und er musste sich abermals eingestehen, dass er seine Eltern vermisst hatte. Er war so ein Narr gewesen.   „Statt Abweisung zu erfahren, wurde ich mit offenen, liebenden Armen empfangen…ich verstand es lange Zeit nicht, warum meine Eltern mich überhaupt noch aufnahmen und für mich da waren, wo ich nur ein verdammtes Ärgernis war…(6)“ ----------------------------------------------------------- „Möchtest du mit Papa und mir heute ins Kino mit, Katsuki?“ Der Blonde blickte von seinem Smartphone auf, als seine Mutter ihn ansprach. Es war vier Monate her, dass er seine Eltern angerufen hatte und diese ihn wieder bei sich aufgenommen hatten. Seither lebte er in seinem alten Zimmer und durchsuchte immer wieder Zeitungen und Internet nach Arbeit, da er seinen alten nicht permanent auf der Tasche liegen wollte.   „Ne, lass mal. Keinen Bock euch beim Knutschen zu betrachten“, sagte er und die Blonde zuckte mit den Schultern, ehe sie sich in ihr Zimmer begab, um sich herzurichten. Der Blonde gab ein „Mhn“ von sich, als seine Eltern das Haus verließen und lehnte sich zurück, ehe er an die Decke starrte und sich eine Zigarette anzündete. Ein Laster, dass er nicht mehr losgeworden ist und nach einigen Diskussionen mit seinen Eltern hatten sie es aufgegeben. Katsuki war nach wie vor stur.   Die letzten Monate hatten ihn ausgelaugt. Er hatte seinen Eltern erzählt, dass er in einer Art von Jugendgang war und die Dinge einfach schief gelaufen waren und er abgehauen sei. Sie in die Geschichte mit Endeavor einzuweihen wäre das Todesurteil seiner Eltern gewesen.   Alleine, dass er hier war, war genug Risiko, darum musste er sich dringend einen Job suchen und hier raus. Aber so einfach war das gar nicht, wenn man, wie er gerade mal die Mittelschule gemacht hatte und keinen weiteren Abschluss hatte. Er schnaufte genervt, ehe er auf sein Smartphone starrte, das zu vibrieren anfing und ihm so mitteilte, dass er eine Message hatte.   Völlig verwirrt griff er nach diesem und las die Nachricht. »Komm nach draußen, Katsu«, stand da und sofort verspannte sich der Blonde und erhob sich, nur um in sein Zimmer zu gehen und eine seiner Dessert Eagle mitzunehmen. Diese entsicherte er direkt und steckte sie nicht einmal in seinen Gürtel, sondern behielt sie in der Hand, ehe er aus dem Zimmer ging und zur Kommode der Haustüre, wo er die Schlüssel griff und rausging.   Vor der Tür traute er seinen Augen nicht. Am Eingang des Zaunes, der das Grundstück abtrennte, stand ein Mensch, mit dem er nicht gerechnet hätte. „Was willst du hier, Cheshire?“, fragte er direkt ungehalten und ging schnell auf den Größeren zu, um ihm die Knarre an das Kinn zu halten. „Und warum sollte ich dich nicht sofort abknallen?“, wollte er wissen und Sero kicherte sein altbekanntes „Tchecheche“, ehe er beschwichtigend die Hände hob.   „Es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht, Katsu“, sagte er und kniff die Augen ‚heiter‘ zusammen, ehe er sie wieder öffnete und dunkler Schatten über seinen Augen lag. „Nimm die Knarre weg, ich bin nicht dein Feind“, sagte er und der Blonde schnaufte, ehe er allerdings tatsächlich tat, was Sero ihn bat und die Waffe von dessen Kinn nahm. Er behielt diese allerdings in seiner Hand und blickte warnend zu dem Schwarzhaarigen. „Eine falsche Bewegung und ich knall dich ab“, warnte er und Sero lachte wieder leise.   „Das brächte dir mehr Probleme, als du willst“, sagte er und zündete sich eine Zigarette an. Genüsslich sog er den Rauch ein, ehe er diesen in den Rauch blieb und dieser in der Luft verschwand. „Ich bin hier, weil ich gehört habe, dass du weg bist“, fing er an und Katsuki schnaufte. „Blitzmerker“, antwortete er ungehalten und Sero schmunzelte. „Ich bin nicht hier, weil ich groß über Endeavor reden will, vielmehr will ich dir ein Angebot machen, das in dein Fachgebiet fällt“, sagte er und der Blonde hob eine Braue.   „Na? Habe ich deine Aufmerksamkeit?“, fragte er und deutete auf das Haus. „Dann lass uns drinnen reden“, schlug er vor und Katsuki blickte ihn giftig an, ehe er ihm den Weg freimachte und Sero in das Haus ließ. Dieser zog sich, wie es sich gehörte, die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch warf und genüsslich weiter rauchte. „Ich weiß ganz zufällig, dass du Arbeit brauchst“, sagte er und Katsuki schnaufte verächtlich. „Vergiss es. Ich werde nicht für Endeavors Yakuza einen Finger krumm machen“, ging er gleich dazwischen und Sero blickte ihn mit einem tödlichen Blick an.   Er war eine entspannte Person, doch wenn man ihn zu sehr anpisste, konnte Sero durchaus gefährlich werden. „Lass mich endlich ausreden, Katsu“, sagte er und nahm wieder einen Zug, als der Blonde zischend die Arme verschränkte. „Wie du weißt, gehen die gesamten Aufträge von Endeavor über mich. Ich sammle alles ein, was für eine Yakuza von Vorteil ist und vermittle dann an die werten Herren: Potentielle Dealer, Mordaufträge und so weiter“, sagte er und beugt sich zu dem Blonden. „Und da kommst du ins Spiel“, sagte er und hob seinen Zeigefinger hoch. „Ich biete dir einen Deal an, nachdem du dir die Finger leckst: Du bekommst von mir die Aufträge vorgelegt, noch bevor ich diese an Endeavor gebe. Der Name „Ground Zero“ ist im Untergrund noch immer eine große Nummer, weißt du. Da gibt es viele Leute, die nette Sümmchen zahlen, dass du die Arbeit für sie machst und es würde denen nicht einmal auffallen, dass du nicht mehr für Endeavor arbeitest, solange du weiterhin gründlich bist.“   „Du bietest mir so eine Scheiße nicht aus Nächstenliebe an. Was hast du davon?“, fragte er und Sero lachte wieder. „Wie jeder Andere auch, zieht Endeavor natürlich alle Einnahmen für sich selbst ab. Ich bekomme von dem Geld einen Hungerlohn, der gerade reicht mir das Notwendigste zu besorgen“, sagte er und setzt eine gespielte Trauermine auf. „Als Gegenleistung bekomme ich die Hälfte der Einnahmen als ‚Verwaltungs- und Schweigegeld‘. Na, was sagst du dazu?“ Katsuki schwieg eine Weile, ehe er antwortete. „Ich hatte nicht vor noch einmal in diesen verfickten Kreisen zu arbeiten.“   Der Raum wurde von Seros lautem Lachen erfüllt. Der schwarzhaarige Mann kringelte sich auf der Couch und wischte sich die Lachtränen weg. „Nicht in diesen Kreisen…meine Fresse, was glaubst du eigentlich? Dass du jetzt einfach so irgendwo arbeiten kannst? Gott wie niedlich. Du bist halt noch grün hinter den Ohren“ Es folgte ein weiteres Lachen, das von Katsukis genervtem Schnaufen begleitet wurde, ehe es plötzlich still war. Sero wurde ungewohnt ernst und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. „Sei  realistisch: Du bist seit deinem 15ten Lebensjahr in diesen Kreisen. Du hast keinen richtigen Abschluss und keine Ausbildung. Bis vor kurzem galtest du als vermisst und die Leute werden sich sonst etwas denken. Das, was ich dir biete, ist einfach verdientes Geld in einem Gebiet, mit dem du bereits gut vertraut bist, nicht?“   Wieder kehrte das listige Grinsen auf seine Lippen. „Das Töten liegt dir im Blut, Katsuki. Dabi hatte das gespürt und dich zu den Todorokis gebracht. Endeavor hat dich immer als unvollendeten Diamanten bezeichnet und dich zu einem geschliffen.“ Er streckte die Hand aus und öffnete diese. „Denk doch nach: Du bist dein eigener Boss. Nie wieder wirst du nach der Pfeife von jemandem tanzen und hast die Kontrolle über dein eigenes Leben“, erzählte er und Katsuki presste die Zähne aufeinander. Sero spielte mit fiesen Karten und sprach Dinge an, die den Blonden schon damals genervt hatten, als er unter Endeavors Hand war.   „Alles, was ich dafür verlange, sind fünfzig Prozent der Zahlungen. Das ist doch mehr, als nur fair, findest du nicht?“ Katsuki sah nicht aus, als würde er einfach zustimmen und Sero seufzte schwer. „Komm schon, Katsu. Ich habe dir nie einen Grund gegeben, mich zu hassen und ich kann dich gut leiden.“, sagte er und der Blonde schloss genervt die Augen. „Aber auch keinen, dich zu mögen“, antwortete er und Sero griff sich ans Herz und seufzte theatralisch. „Aww du hast mir gerade das Herz gebrochen.“   Sero erhob sich wieder und blickte Katsuki in die Augen. „Du solltest dir das überlegen, Katsu. Ich würde dich weiterhin als Ground Zero vermitteln und keiner würde wissen, dass noch in diesem Geschäft bist. Endeavor denkt, dass du bereits an irgendwelchen Infektionen verreckt oder verhungert bist und man könnte einfach sagen, dass irgendjemand sich mit deinem Namen Kundschaft holt. Wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert“, sagte er und grinste leicht. „Das ist die Chance für dich, dein Leben in Kontrolle zu bekommen“ mit diesen Worten ging er zur Tür. „Du hast meine Nummer. Wenn du es dir also überlegt hast: Ruf mich an, Baby“, rief er ihm zu, schickte ihm einen völlig übertrieben gespielten Luftkuss und zog sich die Schuhe an, ehe er ging. //Ich habe getan, worum du mich gebeten hast, Izuku. Nun liegt es bei diesem Sturkopf//, dachte er und grinste leicht. Eigentlich war er guter Dinge. Er wusste, dass er Punkte genannt hatte, die den Blonden reizten. Außerdem liebte dieser es mit seinen Knarren zu ballern, oft genug war er in den Übungshallen dafür. Leise lachend verschwand er in den Schatten der Nacht.   „Ron hatte mir einmal erzählt, dass bestimmte Dinge im Leben vorherbestimmt sind. Ich war ratlos, was ich tun sollte, doch ich wusste, dass ich mich entscheiden sollte…“ ----------------------------------------------------------- Seit Seros Besuch waren zwei Wochen vergangen, in denen Katsuki immer wieder nachgedacht hatte, ob er dieses Angebot annehmen sollte. Nun hatte er sich dafür entschieden und hatte mit Sero die Einzelheiten geklärt: Er sollte aus der Shizuoka Präfektur ausziehen. Sero hatte ihm gleich klar gemacht, dass Katsuki wohl einige Umzüge machen müsste, bis er wirklich seinen Platz finden würde, wo er sich niederlassen könnte. Dies sollte auch dazu dienen, seine Spuren im Untergrund zu verwischen.   Der Blonde saß gerade in der Küche und aß mit seinen Eltern. „Ich muss euch etwas sagen“, fing er nun an blickte die Zwei an. Seine Eltern, die gerade über etwas geredet hatten, unterbrachen ihr Gespräch und blickten Katsuki fragend an. „Worum geht es denn, mein Junge?“, wollte Masaru wissen und wurde ernster, als er das Gesicht des Blonden sah. „Ihr wisst ja, dass ich seit einer verschissenen Weile einen Job suche“, fing er an und erntete ruhiges Nicken. „Und darum geht es hier: Ich möchte umziehen.“ Mitsuki fiel der Mund auf und Masaru ließ seinen Löffel sinken. „Wieso?“, wollte seine Mutter gleich wissen und der Blonde seufzte angestrengt. War ja klar gewesen, dass sie das hinterfragen würde. Verübeln konnte er es ihr nicht. Immerhin hatten sie ihn nach vier Jahren erst wieder gefunden und er wollte direkt wieder weg, wo die ganzen Befragungen mit der Polizei abgeschlossen waren.   „Weil ich einen verdammten Job bekommen habe“, sagte er und knirschte mit den Zähnen. „Ein ‚Freund’, der mir geholfen hat aus der Scheiße zu kommen, hat etwas klar gemacht“, erklärte er und lehnte sich zurück. „Und das ist keiner von diesen Typen aus dieser Gang?“, fragte Masaru besorgt nach und Katsuki schüttelte den Kopf. „Wie gesagt: Er hatte mir geholfen da raus zu kommen und ich habe ihn mal gefragt, ob er was für mich klar macht, immerhin kennt er eine Menge Leute“, erklärte er und versuchte das ganze so glaubhaft wie möglich zu sagen. Scheiße genau das hatte befürchtet. Er konnte ja schlecht sagen, dass er vier Jahre in einer Yakuza war, die ihn zu einem Mörder erzogen hatte und solche Dinge. Die würden ihn doch sofort in die Klappse stecken. Es war schwer genug denen klar zu machen, dass er keine Therapie wollte und brauchte. Masaru bemerkte, dass sein Sohn sich unwohl fühlte und wollte ihr Gespräch weiterführen.   „Du hast eine Arbeit gefunden? Als was denn?“, wollte sein Vater daher neugierig wissen und Katsuki schloss seine Augen. „In der Sicherheitsfirma. Ein Bekannter von ihm sucht wohl jemanden und ich bin ja im Umgang mit Fäusten geschult und so‘n Scheiß und ich lasse mich nicht einschüchtern“, log er und sein Vater nickte leicht, er schien ihm das auch zu glauben. Es tat ihm schon leid, dass er seine Eltern hier anlog, wo sie doch erst wieder halbwegs zusammengefunden hatten, doch Katsuki konnte ihnen nicht erzählen, was er vorhatte. Er wollte nie wieder jemanden sterben sehen, der ihm etwas bedeutete…nie wieder.   „Und wo wird das sein?“, klinkte Mitsuki nun in die Befragung ein und Katsuki blickte auf. „Die Chiba Präfektur“, sagte er. „Ich weiß, das ist etwas weiter weg, aber in der Not friss der Teufel jede Scheißfliege“, knurrte er und Mitsuki nickte. „Du meldest dich regelmäßig bei uns?“, fragte sie nun strenger nach und Katsuki schnaufte entnervt. Warum wunderte ihn das nicht? „Ja, mache ich“, sagte er und Mitsuki lächelte zufrieden. „Sehr gut. Das heißt wir müssen einiges vorbereiten für deinen Umzug! Wann geht es los?“, fragte sie. Katsuki blickte sie überrascht an. Sie gaben sich damit zufrieden? Einfach so? Oder fürchteten sie, dass sich das Unglück von vor vier Jahren wiederholen würde, wenn sie ihn zu sehr bedrängten? Warum auch immer, er würde es nicht hinterfragen und die drei fingen an, den Umzug zu planen.   „Unnötig zu erwähnen, dass ich verdammt gute Eltern habe, die mich immer unterstützen? Ich habe es ihnen viel zu selten gedankt…“ ----------------------------------------------------------- Katsuki zündete sich eine Zigarette an und starrte auf das Wohnhaus, das vor ihm war. Seit vier Jahren war er nun wieder in dem Business und arbeitete mit Sero zusammen. In dieser Zeit war er nun fünfmal umgezogen und das hier sollte nun seine endgültige Wohnung werden. Zumindest fürs Erste. Katsuki blies den Rauch aus und holte die Wohnungsschlüssel aus seiner Tasche raus. Die alte Schachtel, die vor ihm hier wohnte, war wohl ausgezogen, weil sie krank wurde und ihr Sohn wollte die Wohnung schnell weiter vermieten. So hatte Katsuki natürlich zugegriffen, da er schon länger nach Tokio ziehen wollte und da stand er nun.   Er betrat das Wohnhaus, welches hauptsächlich von alten Menschen bewohnt wurde und stieg die Treppen hoch. Der letzte Stock, in dem seine Wohnung war, war großräumig und hatte zwei Wohnungen. Eine davon war seine. Er ging zu der Tür, welche sein Namensschild hatte und blickte beim Vorbeigehen auf das Namensschild der Nachbarwohnung. »Kirishima«, stand dort. Bakugou blieb kurz stehen und holte aus seiner Sporttasche einige Zettel heraus und verdrehte die Augen, als er den Namen fand. „Kirishima Eijirou, 22“, stand auf der Liste.   Großartig. Von allen Nachbarn musste er den Jüngsten erhalten. Na hoffentlich würde der schön ruhig sein und nicht rumnerven. Katsuki hatte dieses Haus immerhin gewählt, weil hier viele alte Säcke lebten, die wenig hinterfragen würden. Den Rauch ausblasend sperrte er die Wohnung auf und betrachtete sie. Die Umzugsleute hatten ganze Arbeit geleistet. Was man mit ein wenig mehr Kleingeld alles bewegen konnte, war unglaublich.   Der Blonde ging in sein neues Wohnzimmer und schloss die Augen. Es würde sicher wieder dauern, bis er sich hier eingelebt hatte, aber alles war besser, als die verschissene Präfektur Fukuoka. Wie gut, dass er von dort weg war. Seine Ex-Freundin war so dermaßen nervig gewesen, dass Katsuki nicht länger dort bleiben wollte. Er hoffte inständig, dass er hier etwas Ruhe finden würde und seine Arbeit machen könnte.   „Ich ahnte ja nicht, dass genau dieser neue Nachbar, der mich noch nicht bemerkt hatte, jener Mensch sein würde, der mein gesamtes Leben auf den Kopf stellen würde…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)