Your dark side von Heru ================================================================================ Kapitel 1: My strange neighbour ------------------------------- Your dark side   Kapitel 1 Es war ein düsterer Tag in Tokyo. Der Himmel war verhangen und in der Ferne hörte man bereits das Grollen des Donners, welcher ein Unwetter ankündigte. Eigentlich ein Wetter, bei dem man lieber zu Hause in eine warme Decke gekuschelt war und es sich vor dem Fernseher gemütlich machte. Doch an Fernsehen oder es sich irgendwo gemütlich machen konnte der Rothaarige nicht denken. Mit einem betrübten Blick war er in einer Reihung von Leuten, gekleidet wie jeder von ihnen: in schwarz. Eigentlich war Kirishima Eijirou ein äußerst fröhlicher Mensch, dessen lachendes Gesicht die Menschen um sich erfreut. Doch dem Sonnenschein war nicht nach Lachen zumute. Vielmehr schimmerten die sonst fröhlichen rubinroten Augen feucht, als er an den Sarg kam, in welchem einer seiner besten Freunde lag, umringt von Blumen, in seinem Shini Shōzoku (1). Eijirou tat der Anblick in der Seele weh. Er war schon immer sehr auf seine Freunde bedacht, dass einer von ihnen jetzt so plötzlich aus dieser Welt gerissen war…das wollte nicht ganz in seinen Kopf hinein.   Er riss sich von dem Anblick los und ging zum Familienaltar, wo er ein Kuvert hinterlegte. Es handelte sich hierbei um Okōden (2), Spenden für die Familie. Während die Anderen sich untereinander noch unterhielten, erblickte Eijirou eine bekannte Gestalt. Er ging auf den Blonden zu, der mit dem Rücken zu ihm stand. „Hallo, Denki“, grüßte er seinen besten Freund. Besagter drehte sich mit trauriger Mine zu Eijirou um und murmelte ein betrübtes „Hallo“ zurück. Man sah dem Blonden an, dass ihm der Tod von Satoshi (3) nahe ging. Ihm selbst ging es ja nicht anders und kurz umarmte er seinen besten Freund, ehe sie zusammen zu der jungen Frau mit den schwarzen Locken gingen, die bitterlich weinte. Es handelte sich um die Verlobte ihres besten Freundes und die jungen Männer legten ihr jeweils eine Hand auf die Schulter, um ihr Trost zu spenden. Man sprach nicht viel an diesem Abend und huldigte dem Verstorbenen schweigend die letzte Ehre. ----------------------------------------------------------- Der nächste Tag brach für Eijirou viel zu früh an. Er hatte die halbe Nacht nicht geschlafen, da ihm immer wieder dieselben Fragen durch den Kopf gegangen waren. „Warum musste Toshi sterben?“ „Wieso nahm jeder dessen Tod hin, wie er war?“ Selbst Denki schien sich einfach damit zufrieden zugeben, dass man diese Sache als „Unfalltod“ abtat. Er selbst konnte das nicht. Toshi war, neben Denki, ein Kindheitsfreund. Sie kannten sich fast ihr ganzes Leben und der Rotschopf wusste um die Vorsicht, mit der Toshi immer unterwegs war. Vor allem, nachdem er stolz verkündet hatte, dass seine Verlobte ein Kind von ihm erwarte. Warum also sollte er auf einmal unvorsichtig sein? Auf einer Straße, wo zudem gefühlt NIE Verkehr war? Warum? Das alles wollte so nicht in den Kopf des Rothaarigen. Zudem sagte ihm sein Bauchgefühl, dass da etwas nicht ganz stimmte. Während dieser Gedanken erhob sich Eijirou und machte sich fertig. Heute hatte er die frühe Schicht im Café und er wollte nicht unbedingt zu spät kommen, weswegen er sich fertig machte und eben duschte, ehe er sich die Zähne putzte und anfing sein Haar zu stylen, damit dieses in alle Richtungen Abstand und ein klein wenig an einen Stern erinnerte, wenn man ihn von vorne betrachtete. Viele würden das eine „irrwitzige Frisur“ nennen, doch Eijirou mochte sie. Noch einmal überprüfte er mit einem Blick in den Spiegel, ob alles passte, ehe er sich seine Tasche schnappte und im Flur die Schuhe anzog und seine Schlüssel packte. Mit mehr Schwung, als eigentlich gewollt, lief er aus der Wohnung, da er doch gemerkt hatte, dass er etwas spät war, und spürte im nächsten Augenblick einen harten Zusammenprall. Sein Smart Phone segelte dabei auf den Boden des Treppenhauses und er wäre wohl auch dort gelandet, wäre da nicht dieser feste Griff um seinen Oberarm gewesen. Verwirrt blinzelte der Rothaarige und sah zu der Person, die ihn offensichtlich festhielt. Er blickte in karminrote Augen, die einen so starken Ausdruck in sich hatten, dass Eijirou Herzklopfen bekam. Von den Augen lösend betrachtete er das Gesicht seines „Retters“. Es war ein Mann, so viel konnte er schon mal sagen. Er war etwa einen halben Kopf (4) größer als er selbst und hatte sehr schöne Gesichtszüge. Wie waren nicht feminin aber auch nicht zu übertrieben kantig…er wirke männlich und doch sehr elegant, wenn man das so sagen konnte. Eine feine Nase, volle Lippen und diese ausdrucksstarken Augen. Eijirou konnte nicht verhindern, dass ihm etwas Hitze in die Wangen schoss. Der Typ war unglaublich gut aussehend, so viel musste er sagen. Allerdings war die erste Verzauberung verflogen, als der blonde Schönling den Mund aufmachte und nicht ansatzweise so schöne Töne mit der tiefen Stimme aussprach. „Pass gefälligst auf, wo du lang rennst, du verdammter Trottel!“, wurde Eijirou angeblafft und zuckte leicht zusammen, als sich der Griff um seinen Arm verstärkte, ehe er losgelassen wurde. Eher reflexartig griff Eijirou sich an den Oberarm, rieb über die Stelle und blickte den Größeren an. Es dauerte nicht lange, da hatte der Rothaarige seine Fassung wieder und setzte sein typisches Grinsen auf. „Sorry, Mann. Da bin ich wohl etwas zu schnell aus der Tür gerauscht“, entschuldige er sich und rieb sich verlegen den Nacken. Nur keinen unnötigen Streit anfangen. Auch wenn Eijirou sich fragte, wer das hier war. Er kannte gefühlt alle Leute in diesem Wohnhaus, doch das Gesicht hier war ihm unbekannt. Einen so gut aussehenden, wenn auch sehr mürrisch wirkenden, Nachbarn…daran würde er sich doch erinnern. Sein Gegenüber schnalzte mit der Zunge und blickte ihn schärfer an. „Mir scheiß egal, ob du zu schnell aus der Tür rauschst, oder nicht. Wenn du mich das nächste Mal fast umrennst, wird nicht deine Scheißfrisur, sondern dein zerschlagenes Gesicht der Blickfang sein“, sprach der Blonde und bückte sich nun, um etwas aufzuheben. Offenbar war ihm eine Schachtel „Black Devil“ aus der Hand gefallen, als Eijirou ihn angerempelt hatte. //Wow, was für eine Laus ist DEM denn über die Leber gelaufen?// Eijirou war wirklich überrascht, dass jemand schon am frühen Morgen so eine Laune hatte. „Ganz ruhig, Kumpel. Ich werde drauf achten, dass das nicht wieder vorkommt“, versprach Eijirou und betrachtete, wie der Blonde sich am Flur eine Zigarette anzündete und dann zur Tür ging, um diese aufzusperren. „Was auch immer“, kommentierte er nur, nachdem er den Rauch wieder aus den Lungen geblasen hatte und verschwand hinter der Tür. Eijirou seufzte leicht und kratzte sich an der Wange. //Also das nenne ich mal einen Morgenmuffel…einen sehr gutaussehenden Morgenmuffel.//, schoss es dem jungen Mann durch den Kopf, ehe er das Namenschild betrachtete, das neben der Türe hing. „»Bakugou«, huh?“, las er vor und blinzelte. Seit wann war dieses Schild da? Seit wann wohnte da überhaupt wer? Eijirou konnte sich nicht erinnern, dass er den Lärm eines Umzuges mitbekommen hätte. Verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf, ehe er sein Handy aufhob. Das Display war zum Glück nicht zersprungen und kurz checkte er, ob es funktionierte. Dabei fiel sein Blick auf die Uhr und er stieß einen lauten Schrei aus: „SHIT! Ich bin viel zu spät!“, brüllte er und rannte los, während die Tür einen Stock tiefer aufging und ein älterer Mann rausschaute. „Kirishima, schrei nicht in aller Frühe so herum“, beschwerte sich der Mann und Eijirou winkte ihm entschuldigend lächelnd, ehe er schon die Treppen hinabsprang und zur Arbeit hetzte. ----------------------------------------------------------- Hinter der Tür lauschte der Blonde in die einkehrende Stille und blies wieder den Rauch aus, ehe er abermals mit der Zunge schnalzte und sich auf den Weg in sein Wohnzimmer machte. Er war also endlich bemerkt worden. Der Klügste schien dieser Kirishima ja nicht zu sein. Immerhin wohnte er jetzt schon seit drei Monaten hier. Er war lediglich kein Mensch, der groß um Aufmerksamkeit bettelte und lieber für sich blieb. Menschen waren ihm meist zuwider, da sie einem vorgaukelten, sie mochten einen, nur um dann hinterrücks Scheiße zu labern und so ein Mist. Damit hatte er sich schon in jungen Jahren ungern rumgeschlagen und er würde jetzt nicht damit anfangen. Während er ins Wohnzimmer ging, bemerkte, dass sein Anrufbeantworter blinkte. Den Rauch ausblasend ging er zu dem Haustelefon und betätigte den Knopf, der Nachrichten abspielte. Es war selten, dass ihn jemand anrief. Eigentlich schon ein Grund das rot im Kalender einzutragen, doch Katsuki war kein Mensch, der sich um sowas scherte. Die monotone Stimme des Anrufbeantworters zog seine Aufmerksamkeit auf sich. »Sie haben zwei neue Nachrichten.« Eine kurze Pause folgte und Katsuki zog noch einmal an seiner Zigarette, nur um den Rauch, nachdem er ihn tief inhaliert hatte, wieder in die Luft zu blasen, kleine Rauchringe formend, während der Beantwortet weiter abspielte: »Erste Nachricht gestern, um 20:24« ein kurzes Piepen folgte, ehe man eine Frauenstimme hörte, die ihn überrascht die Braue hochziehen ließ. „Hey, du undankbares Balg. Wie kommt es eigentlich, dass man ständig bei DIR anrufen muss, damit man weiß, dass du noch am Leben bist?“ Der erste Satz allein hatte gereicht. um den Blonden genervt knurren zu lassen. Seine Mutter war manchmal echt eine Pest, aber er vermutete, dass alle Eltern so waren und lauschte weiter der Nachricht. „Wie auch immer. Ich rufe eigentlich auch nur an, weil ich dich fragen wollte, ob du dich dieses Jahr zum Geburtstag deines Vaters blicken lässt. Ich weiß ja, dass du kein Fan von Familienfeiern bist, aber immerhin wird dein alter Herr 50 und das sollte doch wohl Grund genug für dich sein mal wieder auf der Matte aufzutauchen.“ Katsuki verzog die Mundwinkel. „kein Fan“ von Familienfeiern war untertrieben. Er hasste dieses heuchlerische Beisammensein seiner Verwandtschaft so dermaßen. Am liebsten würde er da seine Dessert Eagle zücken und jedem eine Kugel verpassen. Aber zwischen dem Verlangen und der Tat war dann doch eine Menge Abstand und Katsuki wollte nicht unbedingt seine kostbaren Kugeln verschwenden. Nicht für diese Missgeburten. Während er so bei sich dachte, legte er seine schwere Lederjacke ab, nur um darunter den Holster zu entblößen in welchem bedachte Waffen untergebracht waren. Er hörte noch die Verabschiedung seiner Mutter und die Anforderung sich gefälligst zu melden, was mit einem Verdrehen der Augen kommentiert wurde. Es war wohl wirklich an der Zeit sich mal wieder bei seinen Alten zu melden, sonst würde seine Mutter noch ausfindig machen, wo er lebte und hier antanzen. DARAUF konnte er noch mehr verzichten. Wieder piepte der Beantwortet und die monotone Stimme meldete sich zu Wort: »Zweite Nachricht, heute um 03:01« wieder ein Piepen, ehe die Stimme sprach und Katsukis Augen weiteten sich, als er diese Stimme hörte. Ungläubig blickte er zu dem Anrufbeantworter, aus welchem gerade dieses „Hallo, Kacchan“ gekommen war. Was für ein beschissener Witz war das nun? Woher hatte dieser kleine Arschkriecher seine Nummer? „Entschuldige, dass ich so plötzlich anrufe und so spät…Sicher fragst du dich, woher ich deine Nummer überhaupt habe. Cheshire hat sie mir gegeben…sei ihm nicht böse, ich habe ihn echt lange bombardiert, bis er nachgab.“ Ernsthaft? Wütend presste er die Zähne aufeinander und war schon an dem Telefon und wollte die Nachricht abwürgen. Doch noch war er gewillt dem Gerät zu lauschen. „Ich wollte eigentlich auch nur wissen, wie es dir so geht, seit du gegangen bist…“ Wie sollte es ihm gehen? Blendend! Bis gerade eben zumindest. „Hier hat sich eigentlich nicht viel verändert, außer dass es immer öfter Streit gibt. Ich muss immer wieder daran denken, dass du gerade jetzt fehlst…du hättest sie sicher alle aufgemischt“, ein nervöses Lachen dröhnte ihm aus dem Beantwortet entgegen. „Was ich eigentlich noch sagen wollte ist, dass sich hier einiges ändern wird und du…naja, wenn du nicht weißt wohin, dann kannst du, jeder Zeit, zurück…oder dich bei mir melden ja?“ „Tch“, war alles, was er dazu sagen konnte. Mal davon abgesehen, dass er keine verdammte Hilfe brauchte, würde er sich eher die Zunge rausreißen, als Deku um irgendwas zu bitten. Er hatte noch lange nicht vergessen, was für eine Scheiße der kleine Scheißer abgezogen hatte. Nach allem, was ER für Deku getan hatte, hatte dieser es ihm auf die unmöglichste Weise gedankt, die es gab: mit Verrat. Vergessen würde er das nicht so schnell und vergeben war sowieso ein Fremdwort für den Mann mit den aschblonden Haaren. Er konnte hören, dass Deku noch einmal ansetzte, um etwas zu sagen, da drückte er auf den Knopf an seinem Telefon. »Alle Nachrichten gelöscht. Keine weiteren Nachrichten vorhanden.« Mit einem Mal hatte er einen äußerst bitteren Beigeschmack im Mund und ging in sein Schlafzimmer, wo er den Holster abnahm und auf sein Bett warf, ehe er sich das Oberteil und die Jeans auszog, nur um sich ein Tank-Top und Sporthosen anzuziehen. Er griff nach Binden, die er um seine Hände und Handgelenke wickelte, während er bereits sein Schlafzimmer verließ. Diese Wohnung war tatsächlich ein kleiner Glücksgriff für den Blonden. Er hatte Küche, Wohnzimmer, Bad Schlafzimmer und sogar einen freien Raum, den er kurzerhand zu einem Trainingsraum umgewandelt hatte, für einen anständigen Preis erworben. Die Lage war äußerst gut, die Anwohner größtenteils irgendwelche alten Säcke, die eh keine Fragen stellten und genug Versorgungsmöglichkeiten gab es hier auch. Katsuki betrat sein Trainingszimmer und schaltete das Licht ein. Es war mit einigen Geräten für den Heimbedarf ausgestattet: Laufband, Hanteln sowie eine Kraftmaschine waren vorhanden und von der Decke hing ein großer Sandsack. An der Wand war ein Regal, an welchem eine Stereoanlage angebracht war. Diese ermöglichte den Gebrauch von CDs und verfügte über einen Anschluss für USB-Geräte und der Blonde griff zu seinem I-Pot. Das Ding war eigentlich aus der Steinzeit, aber es tat seinen Dienst und reichte hier. Er schloss das kleine Gerät an die Anlage an und schaltete seine Boxen an, ehe er die ersten Töne von Skillets „Rise and Revolution“ an seine Ohren dröhnen ließ und anfing auf den Sandsack ein zu prügeln und somit sein tägliches Trainingsprogramm einläutete, um sich zu entspannen. ----------------------------------------------------------- „Bis morgen, Momo“, hörte man den Rotschopf sagen, der mit einem freundlichen Winken seine Chefin verabschiedete und aus dem Café trat. Es war später Nachmittag und Eijirou hatte Feierabend. Eigentlich arbeitete Eijirou gerne in diesem Café. Es hatte ein angenehmes Flair und die Gäste waren meistens sehr nette Personen. Außerdem hatte er unglaublich tolle Kollegen und eine Chefin, die sehr freundlich war. Doch genau das war heute eher nachteilig gewesen. Jeder hatte ihn gefragt, wie es ihm denn nach der Trauerfeier ging und ob er reden wollte. Eijirou schätzte die Freundlichkeit sehr, doch er fühlte sich unwohl, darüber zu sprechen. Der Einzige, mit dem er Worte darüber verlor, war Denki. Bedachter rief auch in jenem Moment an und fragte, wo er denn bliebe und der Rothaarige lachte leicht. „Ich bin schon auf dem Weg, entspann dich“, sagte er und bog um eine Ecke, nur um bald vor einem Wohnblock zu stehen, in dessen Keller ein Raum war, der ihm und den Anderen ihrer Band als Übungsraum diente. Eijirou hoffte inständig, dass etwas Musik seine Laune wieder heben würde, da er doch merkte, wie bedrückend das Ganze war. So betrat er nun ihre kleinen Räumlichkeiten und wurde direkt von Kyoka begrüßt, die ihren Bass ein wenig stimmte. „Yo, Kiri“, grüßte sie ihn und hob die Hand, was der Rothaarige ihr gleich machte und seine Tasche abstellte, um seine eigene Gitarre zu zücken und aus der Schutztasche zu holen. „Alles klar bei dir Kyoka?“, fragte er und die violethaarige Frau nickte kurz, ehe die Tür abermals aufging und Denki Tetsu eintraten. „Da bist du ja endlich“, sagte der Blonde gleich und hielt ihm die Faust entgegen. Eijirou stieß mit seiner Faust gegen die des Blonden, ehe er das Gleiche bei Tetsu machte. „Du weißt, dass ich mich auf der Arbeit umziehe und dusche.“ Denki winkte ab. „Jaja, ich bin einfach nur motiviert“, erklärte der Jünger seine Ungeduld und Kyoka schnaufte nur: „Seit wann bist du motiviert? Sonst pennst du auch nur rum“, warf sie ein und wurde aus goldenen Augen angesehen. „Gar nicht wahr! Ich bin immer motiviert“, verteidigte Denki sich und die junge Frau ließ eine Kaugummiblase zerplatzen. „Natürlich“, fügte sie hinzu und erhob sich von der Couch, um ihren Bass an den Verstärker zu schließen. „Wollt ihr dort nur rumstehen, oder wollen wir produktiv werden?“, fragte sie und trieb die Jungs praktisch dazu an sich an ihre Plätze zu stellen und zu spielen. Kurze Zeit später dröhnte die rockige Musik aus dem Raum, während die Vier sich ganz im Rhythmus verloren. Es tat gut einfach mal an nichts weiter zu denken und dem Fluss der Musik zu folgen und einfach alles raus zu lassen. Sie übten eine ganze Weile, bis die erste Pause eingelegt wurde, hatten sie mindestens fünf Lieder gespielt und Eijirou nahm einen großen Schluck von seiner Flasche Wasser. „Der letzte Text ist richtig gut geworden, Kiri“, lobte Denki und hob den Daumen. Der Rothaarige grinste nur dankbar. „Aber uns fehlen noch ein Paar für den Gastauftritt in der Bar von Tetsus Onkel“, warf er ein und die andren nickten. „Ich setzte mich dran, versprochen“, sagte Eijirou motiviert, ehe die Band ihre Proben fortführte. Es war bereits Abend, als sie endlich beschlossen hatten für heute Schluss zu machen und Eijirou ging gerade mit Denki die Straße entlang. „Hach, Kyoka ist schon eine Süße“, hörte der Rothaarige seinen besten Freund schwärmen. „Rei fandest du auch süß, bis sie sich für Toshi entschieden hatte“, antwortete er und beide wurden ruhig und schritten die Straße entlang. „Ich habe das Gefühl, dass da etwas nicht richtig gelaufen ist, Denki“, fing Eijirou nun an und blieb stehen. Der blonde Mann bemerkte dies und hielt nun selbst an. „Was meinst du?“, fragte er verwirrt und Kiri kratzte sich leicht an der Wange. „Das Ganze ist mir zu untypisch, für Toshi…findest du denn nicht, dass da etwas zum Himmel stinkt?“ Der Blonde blickte ihn eindringlich an und seufzte leicht. „Kiri…denkst du nicht, dass du dir da zu viel reinredest? Es war ein Unfall. So untypisch er für Toshi war…es war ein Unfall...“ Der Rothaarige seufzte leicht und schüttelte energisch den Kopf. Seine Eingebung sagte ihm, dass da mehr dahinter steckte, als man ihnen sagte. Warum tat Denki das also einfach so ab? War ihm das echt nicht zu suspekt? Eijirou war mit Denkis Denkweise nicht zufrieden, doch er sah ihm auch an, dass es nichts brachte, mit dem Blonden darüber zu diskutieren. Er erkannte an dem Gesicht des Jüngeren, dass Denki nicht darüber reden wollte.  Es wäre wohl das Beste, wenn er sich alleine mit diesem Thema auseinander setzten. Anders würde er…würde sein Geist keine Ruhe finden. Solange könnte er sich nicht richtig von Toshi verabschieden. Er war es seinem Freund schuldig, dass er die Wahrheit herausfand…ihm, seiner Verlobten sowie seinem ungeborenen Kind und sich selbst. „Vergessen wir das Thema“, murmelte der Blonde und legte seinen Arm freundschaftlich um Eijirous Schulter. „Wollen wir noch was trinken gehen?“, fragte Denki. Normalerweise würde der Rothaarige echt gerne mit ihm gehen. „Sorry, Bro. Ich hab morgen wieder Frühschicht und möchte wenigstens etwas ausgeschlafen sein“, sagte er und erhielt ein enttäuschtes Seufzen. „Ich komm am Wochenende darauf zurück, versprochen“, versuchte er Denki etwas milde zu stimmen, denn ein schmollender Denki war anstrengender als man glaubte. Interessiert beobachtete Eijirou das Minenspiel seines Kumpels, das erst skeptisch wirkte, ehe er zufrieden grinste. „Ich nehm dich beim Wort“, sagte Denki, ehe er sich wieder in Bewegung setzte, genauso wie Eijirou. Ihre Wege trennten sich, als sie vor Eijirou Wohnhaus ankamen. Dieser betrat das Treppenhaus und stieg die Stockwerke nach oben zu seiner Wohnung und bemerkte dabei, dass sich die Tür neben ihm öffnete und der Blonde von heute Morgen aus der Wohnung trat. ----------------------------------------------------------- Katsuki hatte den größten Teil seines Tages mit dem Workout zugebracht, sich danach geduscht und etwas hingelegt. Der Auftrag, den er die Nacht zuvor erledigen musste, war nicht wirklich aufwendig gewesen, doch nach dem Vorfall bei dem Vorherigen, passte er einfach doppelt und dreifach so viel auf und das nagte an den Nerven, die bei ihm sowieso oft zum reißen gespannt waren. Dies war wohl auch ein Grund, warum er selten wirklich viel schlief. Wirklich viel schlafen konnte er allerdings nicht, da er sich noch immer ärgerte, weswegen er bald schon wieder auf den Beinen war und den lästigen Pflichtanruf bei seiner Alten erledigt hatte. Mal ehrlich. Was war so schlimm daran, dass er sich aus ihrem verdammten Leben hielt und sie sich aus seinem? Er war eben ein soziales Desaster und konnte mit Menschen kaum etwas anfangen. Hatte er damals nicht und würde er vermutlich auch nie. Nicht, dass es ihn wirklich gestört hätte, denn er sehnte sich ja nicht danach, mit Menschen in engeren Kontakt zu kommen. Er hatte weder die Zeit, noch die Nerven sich auch noch mit sowas wie zwischenmenschlichen Ebenen rum zu ärgern. Seine Mutter schien aber genau das manchmal nicht verstehen zu wollen, denn natürlich hatte sie ihm vorgeworfen, dass er sich ja wenigstens zum 50ten herbewegen könnte, da sich sein Alter nichts mehr wünsche würde und Katsuki hatte sich nach einer halben Stunde der Diskussionen ergeben. Diese Frau hatte einfach einen zu langen Atem für ihr Alter. Wie gut, dass er sein Pokerface soweit perfektioniert hatte, dass er als der „tolle Sohn von nebenan“ herüberkommen würde. Pha. Als ob. Sich immer noch leicht darüber ärgernd, dass er jetzt doch nachgegeben hatte, öffnete er seinen Kühlschrank, nur um zu sehen, dass dieser gähnende Leere vorwies. Unzufrieden schnalzte er mit der Zunge und zog sich seine Jeans über und griff nach den Wohnungsschlüsseln und seiner Geldbörse. Das hieß wohl einkaufen gehen. Zum Glück gab es hier in der Gegend einen Supermarkt, der auch zu späteren Stunden noch auf hatte, sodass er sich nicht hetzen musste. Er verließ gerade seine Wohnung, als ihm eine Menge Rot ins Auge fiel. Da war ja wieder dieser Typ mit seiner beschissenen Frisur. Es war das zweite Mal an diesem Tag, dass er dem Rotschopf über den Weg lief und irgendwie war er jetzt schon genervt von ihm. Ob es an dem breiten Grinsen oder der beschissenen Frisur lag, konnte Katsuki nicht sagen. Der Rothaarige jedenfalls öffnete den Mund und sprach einen Gruß an ihn aus: „So sieht man sich wieder, Mann.“ Warum musste er jetzt ernsthaft das Wort erheben? Katsuki war hungrig und hatte eigentlich wenig Lust jetzt hier zu reden. Trotzdem ging er auf die Worte des Rothaarigen ein und ließ sich zu einer Antwort herab. „Wenigstens bist du dieses Mal nicht in mich hinein gerannt, du wandelnder Unfall“, meinte er nicht ganz so scharf wie heute Morgen aber immer noch schnippisch genug, dass der Rothaarige eine Braue hochzog. „Woah, du bist wohl immer so mies drauf, wie heute Morgen, was?“ Der Blonde konnte spüren, wie sein rechtes Auge zu zucken anfing. War das sein verfickter ernst? Das hier war noch ein humaner Gemütszustand, den Katsuki an den Tag legte. Der Rotschopf hatte ihn noch nicht erlebt, wenn er wirklich miese Laune hatte. Allerdings war er nicht in der Lage weiter zu denken, denn sein Gegenüber meldete sich wieder zu Wort. „Ich wollte mich auf jeden Fall noch einmal entschuldigen, wegen heute Morgen, Alter. Es war nicht gerade die beste Art vor seinem neuen Nachbarn aufzutreten“, fing er an zu reden und hielt ihm die Hand auffordernd hin. „Ich bin Kirishima Eijirou. Es kommt vermutlich etwas verspätet, aber Willkommen in der Nachbarschaft, Bakugo“, fügte er hinzu und strahlte den Blonden wieder so widerlich freundlich an. Mal ehrlich? Was war falsch mit dieser Scheißfrisur? Was war falsch mit diesem dämlichen Grinsen? Auf welchem Drogentrip war der Kleinere, dass er so dermaßen gut gelaunt war? Der Blonde blickte auf die Hand, machte aber keinerlei Anstalten diese anzunehmen. Warum sollte er sich jetzt auch unnötig mit einem Nachbarn „anfreunden“? Er wollte primär seine Ruhe haben. „Was auch immer“, gab er daher auf die Vorstellung zurück und machte sich nun doch langsam auf den Weg. An den Treppen blieb er noch einmal stehen und blickte über die Schulter hinter sich. „Meine Warnung von heute Morgen ändert sich nicht, Kackfrise. Rennst du mich nochmal um, erlebst du dein blaues Wunder“, warf er noch einmal ein und verschwand aus Kirishimas Blickfeld, um sich endlich was zu Essen zu besorgen. ----------------------------------------------------------- //Wow…wäre er etwas freundlicher, hätte er sicher einen Haufen Verehrer und Verehrerinnen….//, schoss dem Rothaarigen durch den Kopf, als er seinem Nachbarn nachsah. Er konnte nicht leugnen, dass dieser in seinem Tank-Top und diesen Jeans gut aussah. Vor allem das Tribal, das sich um seinen rechten Oberarm zog und die Muskeln umschmeichelte, war ein wirklicher Blickfang. //Scheiße...// Er schüttelte kurz den Kopf, damit er nichtweiter daran dachte und betrat nun seine Wohnung. Die Schuhe wurden ausgezogen und Eijirou ging sein Wohnzimmer. Dort legte er sich erst einmal quer auf die Couch und schaltete den Fernseher ein, um die abendlichen Nachrichten zu sehen. »…wurde die Leiche des 29 jährigen Ayato Himegawa gefunden. Die Polizei kann Raubmord ausschließen und ermittelt nun im näheren Umfeld des Opfers…«, ertönte die Nachricht an seine Ohren und Eijirou seufze leicht. Schon wieder? Es waren in letzter Zeit immer öfter Gewaltverbrechen in den Nachrichten. Ob das irgendeine Yakuza-Geschichte war und die Polizei deshalb so untätig war? Wurde Toshis „Unfall“ deshalb nicht genauer untersucht? Wieder hatte er Fragen, die sich in seinem Kopf manifestierten. Fragen, die nach Antworten verlangten und seinem Kopf Schmerzen bereiteten, da er zu viel darüber nachdachte. Seufzend rieb er sich die Schläfe und machte sich daran, ein schnelles Abendessen zu kochen, da er bereits mit den Anderen viele Snacks gegessen hatte und somit recht wenig Hunger hatte. Während er sich seinem Essen widmete, fragte er sich wieder, wie lange der Blonde eigentlich nebenan wohnte. //Bei der nächsten Gelegenheit sollte ich ihn danach fragen. So als Nachbar ist das ja kein Verbrechen//, schoss es ihm durch den Kopf. Außerdem war es ja ein guter Vorwand, gezielt noch einmal eine Unterhaltung mit diesem Bakugou zu suchen. Es interessierte den Rothaarigen brennend, ob dieser auch einmal mit guter Laune erblicken würde. Er würde es darauf ankommen lassen. Vielleicht lief er ihm ja schon morgen wieder über den Weg? Ein wenig wanderten seine Mundwinkel nach oben, während er sich wieder einen Bissen in den Mund schob und kaute. Er konnte es einfach nicht lassen. Wann immer er Menschen erblickte, die etwas anders zu sein schienen, wollte er ihnen so sehr auf den Zahn fühlen, sehen, was sich hinter dem ersten Eindruck versteckte. So hatte Kirishima schon die eine oder andere Freundschaft für sich erlangt. Außerdem heiterte ihn diese Vorstellung auf und verhinderte, dass er zu sehr über die Geschichte mit Toshi nachdachte. Als er mit dem Essen fertig war, ging Eijirou in sein Zimmer und machte sich bettfertig. Kurze Zeit nachdem er in sein Bett geglitten war, schlief er auch schon ein. ----------------------------------------------------------- So vergingen einige Tage und der Rotschopf war überraschend oft mit seinem Nachbarn zusammengestoßen. Dabei hatte er es geschafft heraus zu finden, wie lange Bakugou schon in der Wohnung nebenan wohnte. Wie war es nur möglich gewesen, dass seit mehr als DREI Monaten ein neuer Nachbar in der Wohnung der alten Frau Takeda wohnte und er das nicht bemerkt hatte? War er echt so unaufmerksam gewesen oder war Bakugo einfach nur sehr unauffällig? War das bei dieser Art des Sprechens überhaupt möglich? Eijirou musste nämlich erkennen, dass Bakugo wohl von Natur aus äußerst unfreundlich und vor allem temperamentvoll war. Wie eine Bombe, die jeder Zeit explodieren könnte. Dazu kam der äußerst ungewöhnliche Wortschatz der Blonden, der in erster Linie wohl mit Beleidigungen an ihn gefüllt war. Lustiger Weise, fühlte sich Eijirou dadurch nur selten wirklich beleidigt und die Tatsache, dass er überhaupt eine Antwort bekam, wenn er Bakugo ansprach zeigte ja, dass er wohl nicht so schlecht sein konnte, wie er vielleicht gerne wäre. Leider war der Blonde weiterhin so geheimnisvoll wie hübsch, denn sonst wusste er nicht sonderlich viel. Er wusste weder etwas über dessen Beruf, noch seinen Vornamen oder Sonstiges. Einzig, dass sein Nachbar in seinem Alter war und einen ähnlichen Geschmack in Sachen Musik zu haben schien. Zufälligerweise hatte Eijirou einmal auf seinem Balkon bestanden und aus dem Nachbarfenster, welches bereits zu Bakugou gehörte, Musik gehört. Allerdings war er noch nicht dazu gekommen ihn irgendwie darauf anzusprechen. Schade eigentlich. Vielleicht hätte man so etwas mehr Kontakt knüpfen können. Auf jeden Fall war der Blonde für ihn selbst äußerst interessant. Er wollte mehr wissen und, Gott verdamme ihn für seine verdammte Neugier, er würde mehr erfahren. Gerade band er sich die Schürze um und betrat den Bereich ihres Cafés, als ihm der bekannte Blondschopf, an den er gerade gedacht hatte, ins Auge stach. //Was macht der denn hier?//, schoss es ihm überrascht durch den Kopf und, noch bevor ein anderer Angestellter reagieren konnte, war Eijirou da und begrüßte Bakugou, der sich etwas abseits in den Raucherbereich gesetzt hatte. „Guten Morgen, was darf’s sein?“, fragte er und grinste den Blonden an, der erst irritiert schien, denn er sah Eijirou ziemlich ungläubig an und schnalzte genervt mit der Zunge. „Ist das dein Ernst, Shit-Hair?“, fragte er zündete sich eine seiner Zigaretten an. Eijirous Grinsen wurde breiter und er zückte seinen Block. „Ich kann nichts dafür, dass du in das Lokal kommst, in dem ich arbeite, aber ich versichere dir: einen besseren Service wirst du im gesamten Viertel nicht finden“, sprach Eijirou gut gelaunt und erntete einen teils genervten, teils skeptischen Blick, ehe die karminroten Tiefen wieder die Karte studierten. „Dann bring mir mal einen Chai Latte. Spar aber bloß nicht mit der Würze“, meinte er und Eijirou schmunzelte kurz, ehe er die Bestellung aufnahm. „Darf es was zu essen dazu sein? Wir haben gerade einen äußerst guten Brownie mit Chilli, wenn du es würziger magst“, sagte er und wurde wieder von den roten Tiefen angesehen. „Sollte deine Empfehlung ein Fehlgriff sein, geht diese Rechnung auf deine Kappe, Hair for Brains“, sagte er nur und hielt Eijirou die Karte hin. Der Rothaarige nahm sie lächelnd entgegen und verschwand nach hinten, um die gewünschte Bestellung her zurichten. Kurze Zeit später brachte er dem Blonden diese und verschwand wieder hinter den Tresen, um seine Arbeiten zu vollrichten. Dabei konnte er trotzdem nicht verhindern, dass sein Blick immer wieder auf Bakugo ruhte und er sich beherrschen musste, dass niemand das sofort merkte. Wieso konnte er eigentlich den Blick nicht von dem Älteren lassen. Er war nicht gerade der Charmebolzen in Person…viel mehr war er äußerst ungehalten, was die Sprache anging, das konnte das Aussehen auch nicht wettmachen. Zumindest sollte man das glauben, aber aus irgendeinem Grund fand Eijirou den Blonden interessant und amüsant. Vor allem war es äußerst interessant zu sehen, wie Bakugo mit anderen Mitbewohnern sprach. Zu den Alten war er nämlich gruselig freundlich und hatte einen total anderen Wortschatz. Eijirou war bei dem ersten Anblick bewusst gewesen, dass diese „freundliche Art“ ein absoluter Fake war. Offenbar war Bakugou verdammt gut darin alte Menschen hinters Licht zu führen, denn der Rotschopf war sich sicher, dass diese aufbrausende Art viel mehr das war, was Bakugou eigentlich ausmachte und genau das machte ihn wohl auch so interessant. Der Rotschopf seufzte, als er merkte, wie er sich selbst in Wiedersprüchen verfing. Das war doch nicht normal. Er versuchte sich nicht zu viel Gedanken über den Anderen zu machen und verrichtete weiterhin seine Arbeit, da das Café sich gut füllte. Trotzdem linste er immer wieder zu Bakugou. Leider war der Besuch des Blonden nicht sonderlich lange. Während er seine Bestellung zu sich nahm, tippte er wohl immer auf dem Display seines Smartphones herum und irgendwann verlangte er nach der Rechnung. Natürlich nicht, ohne ein freundliches „Shit-Hair“ zurufen. Auf Eijirous Frage, ob ihm seine Empfehlung denn zugesagt hätte, hatte er auch nur ein „Was auch immer“, bekommen. Als er allerdings das Trinkgeld sah, das er bekommen hatte, zogen sich seine Lippen nach oben und er verabschiedete seinen Nachbarn wieder. Damit hatte er wieder etwas Neues erfahren: Bakugou mochte also würziges, vermutlich auch scharfes Essen und Trinken und war durchaus bereit sich etwas empfehlen zu lassen. Damit konnte man doch was anfangen, nicht? Kapitel 2: Encounters --------------------- Kapitel 2 Dem zufälligen Besuch in dem Café folgten weitere Besuche. Ganz zu Eijirous Freude, denn so konnte er sich immer wieder daran erfreuen etwas mit dem Blonden zu reden, da der Small Talk zwischen den Bestellungen sehr wohl vorhanden war und auch wenn der Blonde es wohl niemals zugeben würde, so fand Kirishima, dass Bakugo sich doch amüsierte. Zumindest wenn man bedachte, dass er öfter hier war und von den leichten Ausbrüchen bei frechen Bemerkungen des Rothaarigen absah.   Mittlerweile war es Herbst und der Rotschopf freute sich schon auf den Auftritt ihrer Band. Er hatte beschlossen mit seinen Freunden eine kleine Feier, nach dem Auftritt, zu veranstalten. Bakugou wollte er auch fragen, ob der denn Lust hätte zu kommen. Eijirou seufzte kurz, als seine Gedanken zu dem Blonden wanderten. Ob er zusagen würde? Wirklich Freunde konnte man das ja nicht bezeichnen, was da zwischen ihnen war. Sie hatten sich mittlerweile sehr oft unterhalten und Eijirou fand ihn sympathisch, hatte aber keinen Schimmer, ob das auf Gegenseitigkeit beruhte oder nicht. //Ich werde einfach auf ihn zugehen. Fragen kostet ja bekanntlich nichts//, schoss es ihm durch den Kopf. Er würde es darauf ankommen lassen.   Gerade saß er im Band Raum und stimmte seine Gitarre. Dabei summte er leise vor sich hin und spürte einen starken Arm, der sich um seine Schulter legte. Verwirrt blickte zu Tetsu, der ihn nur angrinste, ehe er Denki bemerkte, der ebenfalls grinsend vor ihm hockte und sich auf den Knien des Rothaarigen anlehnte. „Uuuuund?“, wollte der Blonde nun wissen und wackelte mit den Augenbrauen. „Kennen wir die Glückliche?“ Alles, was sein bester Freund bekam, war ein verwirrter Blick und ein nicht weniger verwirrtes „Häh?“. Tetsu drückte Eijirou enger an sich und wuschelte ihm durch die rote Mähne. „Tu nicht so unwissend. Ich glaub‘s ja nicht! Unser Kiri hat endlich ne‘ Freundin!“, rief der Silberhaarige und sorgte dafür, dass Eijirou nur noch verwirrter war. „Was genau wollt ihr von mir?“, fragte er nach und Denki klopfte ihm auf das Knie. „Du bist seit gut zwei Wochen oder länger permanent gut gelaunt, summst vor dich und wenn du das grad nicht machst, träumst du vor dich her“, zählte sein bester Freund auf und wackelte mit den Augenbrauen. „Also schließen wir daraus, dass du eine Freundin hast oder zumindest verliebt bist“, fügte er hinzu und bekam ein bekräftigendes Nicken von Tetsu.   Die Augen des Rothaarigen wurden größer und er schüttelte den Kopf. „Was für einen Blödsinn redet ihr da bitte?“, wollte er nun wissen und konnte die Hitze in den Wangen spüren. „Er wird ja ganz rot“, scherzte Tetsu und Denki grinste ihn auch nur an. „Also haben wir Recht!“ Denki schien Feuer und Flamme zu sein und überschüttete Eijirou immer wieder mit den gleichen Fragen, ehe er eine sachte Kopfnuss von Kyoka bekam, die genervt schien. „Jetzt lasst ihm doch mal Luft zum Atmen“, meinte sie und verdrehte ihre dunkelvioletten, fast schwarzen, Augen. „Selbst wenn es stimmt und er verliebt ist oder eine Freundin hat…das ist seine Sache und wenn er es noch nicht erzählt hat, hat er bestimmt Gründe.“   Denki blickte die Violett haarige an und seufzte leicht. Eigentlich wollte er mehr wissen, aber da Kyoka gerade den Einwurf gemacht hatte, würde er es dabei belassen. „Trotzdem ist es offensichtlich, dass unser Kiri verknallt ist“, warf er noch einmal ein und der Rothaarige kratzte sich an der Wange. War das echt so offensichtlich? Gut er dachte in letzter Zeit oft über seinen Nachbarn nach und erwischte sich immer wieder dabei, wie ihn genauer betrachtete, wenn er mal im Café auftauchte. Außerdem hatte er wohl ziemliches Herzklopfen, wenn Bakugou mit ihm sprach, und sei es nur um eine dumme Bestellung aufzugeben. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Pfeil. //Scheiße ich bin echt verknallt…?// Er konnte allein bei dem Gedanken an den Anderen spüren, wie sein Herz einen Satz machte. War das denn zu fassen? War er wirklich in Bakugo verknallt? Gut er fand ihn schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen, trotz dessen unschöner Wortwahl, attraktiv…aber verknallt? „..ri“ Huh? War da was? „Kiri!“ Der Rothaarige blickte auf und in Tetsus Gesicht. „Oi träum später von deiner holden Maid! Schwing lieber deinen Hintern auf die Fläche und üb!“ Der Rothaarige lachte leicht und kam zu seinen Freunden. „Ja, ja ich bin schon da“, rief er und die Vier fingen mit ihren Proben an. ----------------------------------------------------------- „Ach verdammt!“ Wütend stellte Eijirou fest, dass er die Schlüssel vergessen hatte. Waren diese nun im Proberaum oder in der Wohnung? Das konnte der Rothaarige nicht sagen. Als er gerade auf dem Heimweg war, hatte es einen monsunartigen Regenguss gegeben und Eijirou war wie ein Irrer heimgehetzt, nur um vor seiner Tür zu merken, dass er keine Schlüssel mithatte. Seufzend versuchte er nun zum gefühlt hundertsten Mal Denki zu erreichen, doch der Blonde hob gerade einfach nicht ab und langsam ging Eijirous Akku auch zur Neige. So viel Pech konnte man doch nicht haben oder?   Grummeln und frierend, da es doch sehr kalt wurde, setzte er sich auf die Treppen und steckte sein Handy weg, um Akku zu sparen. Vielleicht rief Denki ja noch an, wenn er sah, dass er angerufen hatte. Sein bester Freund hatte nämlich einen Ersatzschlüssel. Um sich die Wartezeit zu verkürzen und nicht an die Kälte denken zu müssen, griff er zu einem Zettel und Stift und fing an, an einem neuen Songtext zu schreiben. Er tippte immer wieder mit dem Stiftende an seine Unterlippe oder kaute darauf herum, während der sich die Melodie in den Kopf rief, die Kyoka zuletzt komponiert hatte. Er war so in seine Schreiberei vertieft, dass er gar nicht merkte, wie jemand hinter ihm stand. Erst die tiefe Stimme riss ihn aus den Gedanken. „»Drum lass mich versinken in der Leidenschaft, die diese Nacht entstand«? Ernsthaft? Was für ein Scheiß soll das denn werden? Das klingt ja, als würde eine 12 Jährige grad versuchen einem alten Sack ihre ‚Liebe‘ zu gestehen.“ Erschrocken drehte Eijirou sich um und bemerkte Bakugou, der über ihm war und auf den Zettel sah und ihm diesen sogar dreist aus der Hand nahm und weiter las.   „Was genau soll dieser Bullshit hier überhaupt werden?“, fragte er weiter und Eijirou sprang auf. „Das ist kein Bullshit, Mann. Das wir der Text für unseren neuen Song“, erklärte er und wurde wieder von dem Älteren schweigend angesehen. „Euer neuer Song? Spielst du in einer Band oder was, Shit-Hair?“ Eijirou blinzelte verwirrt, ehe er die Frage realisierte und nickte. „Ja tue ich“, antwortete er und grinste leicht. „Und wir sind gut. In etwa einer Woche haben wir einen Auftritt in der Bar vom Onkel eines Bandmitglieds“, erzählte er stolz. „Aha“, war Bakugos einzige Reaktion dazu. „Und warum hockst du hier, wie ´ne verdammte, abgegossene Katze und bibberst vor dich hin?“ „Häh?“ Eijirou blinzelte verwirrt, ehe er beschämt zur Seite schaute. Er spürte die Hitze in seine Wangen steigen und kratzte sich leicht am Hinterkopf. „Ich…habe mich ausgesperrt und hoffe, dass mein Kumpel bald mit dem Ersatzschlüssel kommt“, erklärte er und grinste Bakugo verlegen an. „Du bist wirklich ein hoffnungsloser Fall von Dummheit, Shit-Hair“, meinte er und öffnete seine Wohnungstür, die er dem Rothaarigen einladend aufhielt.   Kurz war der Rothaarige verwirrt, ehe er realisierte, dass Bakugou ihm gerade anbot aus dem kalten Treppenhaus zu flüchten. Zu gern nahm er diese Einladung an und betrat die Wohnung des Blonden. „Hätte dir gar nicht zugetraut, dass du mir mal helfen würdest“, sagte er grinsend und erntete einen angepissten Blick von Bakugou. Damit dieser sich seine Einladung nicht noch einmal überlegte, sprach er schnell weiter. „Danke, Mann. Du rettest mir damit echt den Arsch! Es war richtig kalt draußen“, sagte er und bekam ein „Was auch immer“ als Antwort. Die Lippen des Jüngeren zogen sich zu einem Lächeln nach oben, während er seine Schuhe abstellte und sich im Flur umsah. Dieser war recht neutral gehalten, hie und da hingen einige Bilder und zwei kleine Kästen waren vorhanden. Man konnte fünf weitere Türen ausmachen. Also, die Wohnung war auf jeden Fall sehr groß.   Etwas überraschend war das für Eijirou schon. Er hatte immer gedacht, dass die Wohnungen gleich groß wären. Tja, da hatte er wohl falsch gedacht. „Das Bad ist am Ende des Flurs. Ich leih dir mal von mir Kleidung, sonst bin ich noch Schuld daran, dass du verreckst.“ Mit diesen Worten deutete er Eijirou, dass er sich ins Bad begeben sollte, was der Rothaarige auch tat. Er betrat den Raum und blickte sich neugierig um. Die Mitte des Bads war mit einer Trennwand versehen. Auf der Seite, die Eijirou betrat waren Toilette, Waschbecken sowie Waschmaschine und Trockner. Die Mitte der Trennwand war durchbrochen, sodass man zum zweiten Teil des Bades konnte. Das gesamte Bad war mit weißen Fliesen verputzt, nur in der Mitte war ein breiter Streifen aus schwarzen Fliesen. Der Boden war ebenfalls mit Fließen in Schwarz ausgelegt worden und Eijirou betrat nun den zweiten Bereich des Bads.   Die Wände und der Boden waren hier ebenfalls in diesem Schwarz-Weiß gehalten. Zudem standen hier eine große Badewanne und eine geräumig wirkende Dusche sowie eine Ablage, auf der verschiedene Utensilien für die tägliche Körperpflege vorhanden waren. Eijirou entledige sich seiner nassen Kleidung und legte diese erst einmal auf der Fläche ab, ehe er sich unter die Dusche stellte und das warme Wasser auf sich prasseln spürte.   Erleichtert, dass er endlich nicht mehr fror, schloss er die Augen und genoss die Wärme eine Weile, ehe er sich dreister Weise die Sachen von Bakugo lieh und anfing sich zu reinigen. Wenn er schon mal unter der Dusche war, konnte er sich ja von dem Schweiß befreien, nicht? Er hörte ein Klopfen und die Stimme des Blonden, als er eintrat und meinte er hätte die Sachen auf dem Trockner gelegt. Kurz hielt Eijirou in der Bewegung inne, weil er gefürchtet hatte, Bakugou würde näher kommen, doch der Blonde war wieder aus dem Raum gegangen. Leise seufzend lehnte er seine Stirn an die Fließen. //Ruhig, Eijirou. Du machst noch die Pferde verrückt. Als ob der Typ sich für dich interessieren würde.// Ja, da war doch was dran.   Warum sollte sich Bakugou SO für ihn interessieren? Das hier war sicherlich nur eine Art des Danks dafür, dass er ihm letztens das Frühstück aufs Haus hat gehen lassen. Eijirou beendete seine Dusche und trocknete sich ab. Bakugou hatte ihm Kleidung sowie ein Badetuch da gelassen und kurz kuschelte sich der Rothaarige in den weichen Stoff und seufzte leicht. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, zog er sich die Kleidung an, die der Blonde ihm hergerichtet hatte. Es handelte sich dabei um eine Trainingshose und ein Shirt, beides in Schwarz sowie Socken und Unterwäsche. Irgendwie kam sich der Rothaarige schon seltsam vor, doch das wäre sicher angenehmer, als komplett nackt unter der Kleidung zu sein, nicht? Also zock er sich die Sachen an und hörte hinter der Tür die Stimme des Blonden: „Wirf die nassen Sachen ins vordere Becken und beweg deinen Arsch raus.“ Eijirou musste leicht grinsen, ehe er aus der Tür trat und den Blonden sah, der im Raum nebenan verschwand. Neugierig folgte ihm Eijirou und erblickte kurz darauf die Küche des Blonden.   Diese war von durchschnittlicher Größe, seine eigene war auch so groß, mit Arbeitsfläche, Kühlschrank, Herd und Spülbecken an der linken Wandseite. Rechts waren ein Esstisch und vier Stühle. Eijirou erblickte Bakugou, der gerade auf der Arbeitsfläche am Schneiden war. „Du machst Essen?“, fragte er überrascht und bekam einen leicht genervten Blick. „Nein ich zerhacke unseren Nachbarn in kleine Stücke, damit ich ihn später an meine tollwütige Katze verfüttern kann“, sagte er und Eijirou fing an zu lachen. ----------------------------------------------------------- „Mann hör auf. Willst du mich umbringen?“, fragte er lachend und Katsuki seufzte nur. Einen Versuch wäre es ja Wert, nicht? Warum hatte er Kirishima noch einmal zu sich gelassen? Achja. Er sah einfach nur armselig aus, wie er da bibbernd im Treppenhaus gesessen hatte mit den Haaren nach unten hängend und leicht triefend vom Regen. Tche. Wie konnte man auch so dumm sein und seinen Schlüssel verlieren? Der Blonde schnitt weiter das Gemüse klein und gab es in den Topf. „Wenn du nicht verhungern willst, dann halt endlich die Fresse und lach nicht so dämlich, Shit-Hair“, knurrte er, wobei das nicht mal halb so ernst gemeint war, wie man vielleicht glaubte. Katsuki war einfach kein Mensch, der mit anderen Menschen umgehen konnte. Eigentlich wollte er das auch gar nicht.   Lustiger Weise kam Kirishima mit dieser Art von ihm klar. Er verstand sogar, wenn etwas wirklich nicht ernst gemeint war, so wie jetzt gerade. Selbst wenn der Blonde mal lauter wurde, was nicht selten der Fall war. Vor allem, wenn er nicht genug geraucht hatte. „Aw, sorry Mann“, sagte er und schlug die Hände zusammen und hielt sie leicht über seinen Kopf. Dabei hatte er ein Auge zugekniffen und grinste ihn breit an. „Ich bin auf deine Gnade angewiesen, Bakugou“, scherzte er weiter und Katsuki seufzte entnervt. „Du hast Glück, dass ich heute sowas, wie eine soziale Phase habe, sonst würde ich dich wieder vor die Tür setzen“, sagte er und widmete sich dem Kochen, denn auch wenn es für Kirishima nicht zutraf: er selbst war hungrig und konnte dann ziemlich mies gelaunt werden. Fast so schlecht gelaunt, als wenn er keine Zigaretten im Haus hatte.   Eine Weile köchelte das Essen vor sich hin und Katsuki gab sich etwas des Currys auf einen kleineren Teller und schmeckte ab. Also seiner Meinung nach könnte da noch mehr Schärfe hinein, aber wer wusste schon, ob das Weichei dann nicht rumheulen würde. Also beließ er es dabei und sah nach dem Reis. Sein unerwarteter Gast hatte sich solange auch einmal nützlich gemacht und den Tisch gedeckt. Nun saß er dort und beobachtete wohl interessiert, wie er hier hantierte. „Ich bin nicht halb so geschickt in der Küche…“, hörte er Kirishima reden und konnte das breite Grinsen fast schon hören. „Willst du jetzt eine Runde Mitleid? Tut mir Leid aber das ist mir gestern ausgegangen, Shit-Hair“, antwortete ihm der Blonde und stellte den ersten Topf in die Mitte des Tisches und gab ihnen etwas von dem Reis auf die Teller, ehe er dies auch mit dem Curry machte.   Er stellte die Töpfe zurück auf den Herd und holte sich noch etwas Würze, um seine Portion nach zu schärfen und wünschte dem Rothaarigen einen guten Appetit, nachdem Kirishima das auch getan hatte und den ersten Löffel in den Mund schob. „Woah! Das ist ja mal geil!“, rief er aus und blickte Katsuki mit leuchtenden Augen an. „Ich hab noch nie so gutes Curry gegessen!“ Der Blonde schnalzte mit der Zunge. „Hast du gedacht, ich mache irgendeine Plöre? Wie bescheuert bist du eigentlich?“ Eine Antwort von dem Rothaarigen erwartete er sich nicht, doch der überraschte ihn wieder. „Nö habe ich nicht, aber ich habe auch nicht überwartet, dass du so gut kochen kannst!“ Shit-Hair klang ja wirklich begeistert von dem Essen.   Eine der Brauen des Blonden wanderte skeptisch nach oben, während er unbeeindruckt weiter kaute und sich noch etwas Chilipulver in sein Essen streute(1). „Kein Grund aus zu rasten, verdammter Freak“, sagte er und nahm noch einen Löffel des Currys in den Mund. „Ist das nicht zu viel Schärfe? Du hast jetzt bestimmt schon vier Mal nachgewürzt“, hörte er Kirishima fragen und blickte ihn an. „Bist du meine verfickte Mutter oder was? Ich bin keine Pussy, dass mir das zu viel wäre!“, sagte er und wurde dabei etwas lauter. Als ob ER so viel Schärfe nicht verkraften könnte. „Woah ich frag ja nur. Es war mir klar, dass du Schärfe magst, aber, dass du echt so viel ab kannst haut mich um, Mann“, sagte der Rothaarige und hob beschwichtigend die Hände. „Was auch immer“, schnaufte Katsuki und nahm noch einen Löffel in den Mund, während Kirishima grinsen musste und selbst aß. Das restliche Essen der Beiden verlief sehr schweigend und als sie fertigen waren, lehnte sich der Rothaarige zurück und rieb sich den Bauch. Er war satt gegessen und wirkte gerade wie der glücklichste Mensch der Welt. Was etwas warmes Essen und eine Dusche alles bewirken konnten. Katsuki selbst erhob sich und stellte die Teller in die Spüle, er würde sich später darum kümmern und deutete dem Rothaarigen erst einmal ins Wohnzimmer zu gehen. Kirishima folgte Bakugou in dessen Wohnzimmer. Dieses war ziemlich geräumig und groß. Die Wände waren zum Großteil weiß gehalten und nur die Wandfront, an welcher der große Flachbildschirm hing, war in Schwarz gehalten.   In der Mitte waren ein Glastisch und eine äußerst große Couch aus Leder. Hinter der Couch, gegenüber dem TV-Gerät waren Regale. In einem sah man eine Menge Bücher und in dem anderen war eine große Menge an Filmen. Der Boden war mit einem weichen Teppich unter der Couch versehen und sonst waren die Wände mit Fotos von Landschaften versehen. Die beiden Männer machten es sich auf der Couch gemütlich. Während Katsuki nach seinen Black Devil griff, sah Kirishima sich sichtbar neugierig um. Wie eine verdammte Katze, die man neu in eine Wohnung quartiert hatte. Dabei blickte er sichtbar interessiert zu den Regalen, die hinter ihm waren. „Du liest?“, fragte er überrascht und Katsuki zündete sich seine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug daraus, ehe er ausatmete und zufriedener wirkte. Es gab doch nichts Besseres, als die gute alte Zigarette danach. „Nein die Bücher dienen mir dazu unerwünschten Gästen die verdammten Schädel einzuschlagen“, antwortete er schnippisch. Wieder grinste Kirishima ihn an und schüttelte den Kopf. „Du hast echt kreative Antworten auf Lager“, meinte er und versuchte aus der Ferne zu erspähen, was für Bücher da waren. „Das Meiste sind Horrorromane“, gab ihm Katsuki daher die Information und bemerkte, wie die rubinroten Augen wieder zu ihm wanderten.   „Ich hätte dich jetzt eher für den Typ gehalten, der Videospiele spielt“, meinte er grinsend und Katsuki verdrehte die Augen. „Was soll das heißen, Shit-Hair“, fragte er genervt und fuhr den Jüngeren dreist durch das noch feuchte rote Haar, was von Kirishima mit einem „Ah nicht!“ kommentiert wurde. Er konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als Kirishima da saß und aussah wie ein nasser Spitz, der gewaschen und im Handtuch gerubbelt wurde. „Jetzt siehst du noch mehr nach Shit-Hair aus, als sonst“, kommentierte er und Kirishima blies seine Wangen leicht auf. „So anders sehen unsere Haare nun auch nicht aus. Du wirkst auch wie ein geplatztes Plüschtier“, verteidigte sich der Rothaarige und verstummte, als er Katsukis Blick sah. „Ki-ri-shi-ma“, sprach dieser mit einem Singsan, dass dem Rothaarigen einen Schauer über den Rücken jagte. „Du bist tot!“, fügte er brüllend hinzu. Mit diesen Worten war der Blonde schon dabei sich auf den anderen zu stürzen und Kirishima verdankte es seinen Reflexen, dass er lachend davon kam und sich hinter der Couch positionierte. „Habe ich da einen wunden Punkt getroffen?“, fragte er amüsiert nach, ehe er wieder auswich, weil Katsuki nach ihm schnappen wollte. „Ich werde dir sowas von deinen verdammten Arsch versohlen, wenn ich dich habe“, brüllte der Ältere und versuchte nach dem Rotschopf zu greifen.   Die kleine Verfolgungsjagt ging einige Augenblicke, bis Kirishima auf dem Boden lag und Katsuki triumphierend über ihm. „Ich sagte doch, dass ich dich kriegen werde“, meinte er nur und blickte den Rotschopf an. „Möchtest du noch einmal wiederholen, was du gesagt hast?“, fragte er und Kirishima grinste ihn dreist an. „Du siehst auch aus wie ein geplatztes Plüschtier“, wiederholte er dreist und sah sich kurze Zeit später auf dem Bauch gedreht wieder und blinzelte verwirrt. „Was zum…?“, fragte er und spürte im nächsten Moment einen Schmerz seinen Hintern durchziehen und stieß einen erschrockenen Laut aus. Dem ersten Schmerz folgte ein Zweiter und ein Dritter. Katsuki hatte seine Drohung durchaus wahr gemacht. Er war kein Typ, der halbe Sachen machte. Kirishima jammerte auf und sprang regelrecht auf, als Katsuki von ihm abließ. „Ey Mann, was war das denn?“ „Ich habe dich gewarnt, dass ich dir den Arsch versohle“, meinte Katsuki nur und erhob sich wieder. „Sei froh, dass ich dir die Hose angelassen habe“, fügte er hinzu und blickte den Rothaarigen mit einem bösen Lächeln an. „Kleine Blagen erzieht man immerhin auch so.“ Kirishima blickte ihn gespielt beleidigt an. „Ich sehe schon: Du wärst ein furchtbarer Vater“, sagte er lachend und rieb sich noch einmal den schmerzenden Po, ehe er sich zurück zu Katuski auf die Couch setzte.   „Also liest du Horrorromane?“, fragte er noch einmal nach und Katsuki nickte. „Ich bin nicht so der Leser. Ich hab einfach nicht die Vorstellungskraft dafür“, sprach er weiter und betrachtete, wie der Blonde wieder Ringe aus dem Rauch seiner Zigaretten machte. Zu seiner Aussage erwiderte der Blonde allerdings nichts(2). Wieder öffnete der Rothaarige den Mund. „Da fällt mir ein: Du hast letztens richtig nette Musik laufen gehabt. Was hast du getrieben?“ Der Blonde blickte ihn an und erhob sich, nach dem er die Zigarette ausgedrückt hatte. „Ich habe trainiert“, sagte er und wollte gerade selbst etwas anderes anziehen gehen, als das Handy des Rothaarigen klingelte. Dieser ging dran und man hörte ihn hitzig mit der Person telefonieren. Nachdem er aufgelegt hatte, seufzte er auf und blickte Katsuki an. „Mein Kumpel müsste bald antanzen und mir meine Schlüssel bringen. Das heißt du hast bald deine Ruhe, Baku-Bro“, grinste er und der Blonde verdrehte nur die Augen. „Was auch immer.“ ----------------------------------------------------------- Eijirou hatte sich zur Tür begeben, als Denki ihm getextet hatte, dass er da wäre. Er hatte sich noch einmal bei Bakugou bedankt, was von diesem mit „Keine große Sache“ abgetan wurde, und war dann aus der Wohnung gekommen und nahm den Schlüssel von Denki entgegen. „Tut mir echt Leid, dass ich erst so spät geantwortet habe“, sagte der Blonde und Eijirou winkte ab. „Ist ja nichts passiert. Bakugou war so nett und hat mir Unterschlupf gewährt“, sagte er und deutete mit dem Daumen zur verschlossenen Tür. „Ich bin froh, dass du nicht hier draußen hocken und frieren musstest“, sagte er und umarmte seinen Kumpel noch einmal, ehe er sich verabschiedete und wieder davon trollte.   Der Rothaarige blickte seinem Freund nach, ehe er noch einmal zu der Tür von Bakugou sah und lächelnd in seine eigene Wohnung ging. Dort lehnte er sich an die Tür und seufzte. //Shit ey…ich war in seiner Wohnung...//, schoss es ihm durch den Kopf und er konnte spüren, wie sein Herz schneller schlug. Wie gut, dass dies nicht geschehen war, als sie zusammen waren. Eijirou war sich sicher, dass er sich dann zum Affen gemacht hätte und das nicht zu knapp. Er schüttelte leicht den Kopf und verschwand in sein Zimmer, wo er sich auf sein Bett fallen ließ und die Augen schloss. Trotz allem war es ein äußerst amüsanter Tag gewesen und Eijirou hoffte inständig, dass noch weitere Tage dieser Art folgen würden, denn etwas mehr Zeit mit dem Blonden zu verbringen würde ihn mehr als nur zufrieden stimmen. Vielleicht konnte sich da doch so etwas wie Freundschaft entwickeln. ----------------------------------------------------------- Seit Eijirou sich ausgesperrt hatte, war eine Woche vergangen. Eijirou hatte in dieser Zeit intensiv mit seinen Freunden geübt und wenn er nicht geübt hatte, hatte er weiterhin versucht Dinge herauszufinden, die Toshis Tot betrafen. Dabei war er auf einen äußerst interessanten Punkt gestoßen: Toshi hatte wohl eine Verletzung, die an eine Schusswunde erinnerte, aber durch die Verbrennungen nur schwer erkennbar war. Es war doch gut, dass er und Tenya weiterhin den Kontakt gehalten hatten. Sein alter Freund hatte ihn nicht im Stich gelassen. Also hatte er doch Recht gehabt und Toshi war nicht einfach wegen eines Unfalls gestorben. Dennoch war ihm klar, dass er wohl niemals genau herausfinden könnte, wer seinen Freund umgebracht hatte, denn dazu fehlten ihm die Mittel und Befugnisse. Es frustrierte ihn. Zum Glück hatte er gerade viel mit den Vorbereitungen für ihren Auftritt zu tun, sodass er da nicht viel darüber nachdenken musste.   Vor allem, nachdem er Bakugou gefragt hatte, ob dieser auch vorbei kommen würde. „Als würde ich mir so eine Scheiße freiwillig antun, Shit-Hair“, hatte er gesagt und Eijirou musste lächeln. Er hatte ihm sogar gesagt, dass die Lieder in seine Richtung gingen und ihm eigentlich gefallen müssten. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, hatte er Bakugo auf die Gästeliste geschrieben und diesem die Nachricht mitgeteilt. „Ich würd mich trotzdem voll freuen, wenn du kommen würdest, Mann“, hatte er ihm gesagt und hoffte innerlich wirklich, dass der Blonde käme.   Gerade stand er im Backstagebereich und ließ sich von Kyoka den Eyeliner auftragen. Er selbst war einfach zu schlecht in diesen Dingen. „Wenn du weniger zappeln würdest, wäre das viel schneller vorbei“, meinte sie und kniff ihm in die Wange. „Haha, sorry ich bin nur so Mega nervös. Es sind doch mehr Leute da, als Tetsus Onkel gesagt hatte.“ Die Violett haarige seufzte kurz. „Ich bin nicht minder nervös als du, aber wir sollten uns nicht verrückt machen. Immerhin sind wir gut und deine letzten Songtexte waren echt gut. Wer auch immer er ist…er ist eine ziemlich gute Muse für dich“, sagte sie und Eijirou spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen schoss. Gerade waren sie alleine, da Tetsu und Denki aufgrund ihrer dummen Kommentare von Kyoka aus der Garderobe geschmissen wurden. „Wie kommst du auf so einen Unsinn?“, fragte er überrascht und Kyoka blickte ihn vielsagend an. „Ich bin nicht dumm, Kiri“, erwiderte sie und legte den Eyeliner weg.   „Du redest in letzter Zeit immer wieder von einer einzigen Person, daher denke ich, dass ER auch der Antrieb für diese Lieder ist. Ich wundere mich ja, dass da noch keine geheime Liebeserklärung vorhanden ist“, ärgerte sie ihren Frontsänger, der nun anfing, sich am Hinterkopf zu kratzen. „Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht nur eine Schwärmerei ist“, gestand er nun. „Wirklich die große Liebe hatte ich noch nie gefunden gehabt, daher habe ich in diesem Punkt echt null Ahnung…ziemlich unmännlich oder?“ Kyoka zuckte mit den Schultern. „Ich finde, sich das einzugestehen ist auch äußerst männlich, wenn du das so siehst“, sagte sie und zauberte dem Rothaarigen sein breites Grinsen zurück aufs Gesicht. „Du bist echt die Beste. Wär ich nicht schwul, würd ich dich glatt um ein Date bitten“, scherze er. Vor Kyoka hatte er daraus nie Hehl gemacht. Nur bei Denki und Tetsu war er sich nicht so sicher, wie die reagieren würden, wenn die wüssten, dass er eigentlich auf Kerle stand. Vielleicht sollte er es ihnen trotzdem bald gestehen. Immerhin waren sie Freunde.   Bedachte kamen nun auch wieder rein, wobei Tetsu in Begleitung einer orangehaarigen Frau war, seine Freundin (3), die ich bei ihm eingeharkt hatte und lächelnd in die Runde winkte. „Hallo Itsuka“, grüßte Kyoka die junge Frau, die sich von ihrem Freund löste und Kyokas Hände hielt. „Ich drücke euch die Daumen und kann es kaum erwarten zu sehen, wie ihr die Bühne rockt“, sagte sie hielt Eijirou und Denki die Fäuste hin.   Itsuka Kendo war kein festes Mitglied ihrer Band, doch war sie mindestens so oft bei den Proben wie sie selbst. Sie brachte ihnen oft genug Leckereien mit, vor allem, wenn sie Tetsu verwöhnen wollte oder ihn einfach besuchen wollte. Grinsend drückte der Rothaarige seine Faust gegen Itsukas, ebenso wie Denki. „Wir werden den Leuten da draußen eine gute Show bieten“, versprach er und Tetsu hob motiviert die Faust. „Mein Onkel meinte, dass er uns öfter bucht, wenn wir gut ankommen!“, rief er begeistert auf, was die Motivation der gesamten Band natürlich steigerte. Es dauerte auch nicht lange, da wurde das Quartett auf die Bühne gebeten und Itsuka verschwand nach vorne und verfrachtete sich weit nach vorne, um ihren Freund und die Anderen sehen zu können. Als die vier komplett auf der Bühne standen, jubelten die Gäste ihnen zu und Eijirou ging nach vorne und griff sich das Mikrofon. Er wollte die Leute begrüßen und noch einmal einen Dank an den Chef aussprechen, bevor sie wirklich anfingen. Dabei fiel sein Blick in den hinteren Bereich der Bar und kurzzeitig hörte sein Herz auf zu schlagen, ehe es in doppelter Geschwindigkeit weiterschlug.   Da hinten stand der Aschblonde, lässig an der Wand lehnend mit einer Kippe zwischen den Lippen und blickte zu ihm. Er war tatsächlich gekommen! Jetzt musste er sich doppelt ins Zeug legen und dem Älteren beweisen, was er drauf hatte. Er holte tief Luft, ehe er anfing zu sprechen: „Guten Abend. Ich hoffe, ihr habt gute Laune mitgebracht. Wir sind Raging Passion und werden euch ein wenig den Abend versüßen.“ Kurz darauf klopfte Tetsu auf seine Sticks und zählte laut von eins bis drei, ehe der erste Beat angespielt wurde.   Eijirou hatte vor sein Versprechen wahr zu machen und wie er das wahr machen würde. Die Leute in der Bar waren bald schon von der Musik total mitgerissen und sowohl die vorbereiteten Cover, als auch ihre originalen Songs kamen sehr gut an und die Band beendete gerade ihren letzten Song und Eijirou bedankte sich noch einmal bei den Gästen. Mehr als nur zufrieden setzte sich die Truppe zu Itsuka an den Tisch. Alle, bis auf Eijirou, der hatte sich von der Gruppe abgeseilt und stellte sich neben den Blonden. „Du bist gekommen“, sagte er und grinste ihn an. „Hatte nichts Besseres zu tun“, war die Antwort des Blonden, während er an seinem Glas nippte.   „Ich freue mich, dass du gekommen bist, Baku-Bro!“ „Was auch immer.“ Eijirous Grinsen wollte gar nicht mehr von seinen Lippen verschwinden. „Und? Was meinst du?“, wollte er nun wissen. Der Ältere zog von seiner Zigarette und blies ihm den Rauch ins Gesicht, was Eijirou leicht das Gesicht verziehen ließ. „Ich habe schon schlimmere Musik gehört“, meinte der Blonde nun und entlockte Eijirou wieder ein Grinsen. „Ich sagte dir doch, dass wir gut sind!“ Der Rothaarige führt den Blonden dann zu dem Tisch, wo die andren aus der Band waren und stellte ihnen Bakugo vor. ----------------------------------------------------------- Eigentlich hatte Katsuki nicht sonderlich die Motivation gehabt, heute aus dem Haus zu gehen. Es war viel zu frisch und eigentlich war er von seinem letzten Job noch ziemlich müde. Allerdings hatte der Rotschopf schon solange davon geschwärmt endlich auf einer richtigen Bühne zu stehen und, dass es ihm ja so wichtig wäre, dass Katsuki käme. Zudem würde ja sein Musikgeschmack gespielt werden und die Bar wäre sowieso eine Raucherbar. Ja, die Kackfrisur hatte echt alles versucht, um ihm die Bar schmackhaft zu machen.   Da er nun daheim doch nicht wirklich was zu tun hatte, und gemerkt hatte, dass seine Gedanken in die Vergangenheit zu wandern drohten, hatte er beschlossen doch zu diesem Auftritt zu gehen, einfach nur um nicht irgendwas kurz und klein zu schlagen. So hatte er sich eine schwarze Jeans, sowie ein passendes Shirt mit Druck und seine Lederjacke übergezogen, ehe in seine schweren Lederstiefel geschlüpft war und sich auf den Weg gemacht hatte. Die Bar, die ihm Kirishima beschrieben hatte, war nicht sonderlich schwer zu finden und Katsuki nannte dem Türsteher seinen Namen. Shit-Hair hatte ja erwähnt, dass es wohl eine Gästeliste gab. Kurz überprüfte der Mann die Liste und ließ ihn dann passieren. Die Bar selbst hatte diesen typischen Rocker Flair, wie man ihn aus diversen Filmen kannte. Dunkles Eichenholz, Tierschädel und Hirschgeweihe an der Wand und dazwischen Poster von angesagten Bands und anderem. Dartscheiben und ein Billardtisch waren ebenfalls vorhanden, sowie eine gigantische Bar, an der zwei Barkeeper arbeiteten. Das Augenmerk der Bar war die gewaltige Bühne. Offenbar war man gewohnt, hier Lifeacts zu haben. Der Blonde zündete sich eine Zigarette an, ehe er zu dem Tresen ging und sich erst einmal ein Glas Irish Whiskey bestellte und den Barkeeper das Geld hinlegte, ehe er sich wieder etwas weiter nach hinten begab. Hier hatte man seine Ruhe und einen ganz guten Blick auf die Bühne. Zudem würde er dort vorne nur die Beherrschung verlieren, wenn ihn einer von diesen Typen anrempeln würde.   Es dauerte auch nicht lange, da war Shit-Hair mit Anhang auf der Bühne. Dieser blickte ihn regelrecht überrascht an. Da hatte der Rotschopf echt nicht mit ihm gerechnet, hm? Hatte Shit-Hair da Eyeliner an den Augen? Katsuki musste sich eingestehen, dass dem Rotschopf das gar nicht so schlecht stand. Das rubinrot der Augen stach dadurch noch mehr heraus.   Auf jeden Fall grinste Kirishima gleich breiter und fing an zu reden. Der Name ihrer Band war ja mal bescheuert. „Rasende Leidenschaft“, wer nannte sich schon so? Katsuki würde seine Kippen darauf verwetten, dass die Idee von Shit-Hair gekommen war, doch lange nachdenken war ihm nicht möglich, da der Pseudo-Granny mit den Sticks den Takt einschlug und bald schon ein rockiger Beat an seine Ohren drang. So beschissen, wie vermutet, waren die gar nicht. Shit-Hair hatte sogar eine akzeptable Singstimme, selbst wenn er das niemals offen zu geben würde. Dennoch lauschte er der Musik und genoss dabei sein Getränk. Wenigstens würde seine Laune nicht direkt in den Keller sinken.   Nachdem die Truppe von Shit-Hair fertig war, kam dieser auch schon zu ihm. Die Unterhaltung bezüglich seines Kommens und der Überraschung des Rothaarigen war recht kurz und schon wurde er nach vorne geführt zu dessen „Freunden“. Katsuki betrachtete sich diese seltsame Truppe und blies seinen Rauch wieder aus und setzte sich dazu. Eigentlich hatte er wenig Bock darauf mit diesen Leuten groß zu reden, aber bevor er dort von anderen angequatscht wurde und weil Shit-Hair hier war, konnte man ja eine Ausnahme machen.   Die Unterhaltungen dauerten nicht lange, da hatten er und Tetsu sich schon in einer hitzigen Diskussion wieder. Der Silberhaarige sprang auch so schön auf seine kleinen Provokationen an, leider hatte er gerade auch einen Nerv getroffen, als er meinte, dass Katsu zu feige wäre um mit ihm, und den Anderen, Gläser zu kippen. Er bevorzugte ein oder zwei Gläser Whiskey und nicht hundert Gläser Schnaps. Er wollte immerhin klar bei Verstand bleiben, doch dieser kleine Mistkerl provozierte ihn dermaßen. „Zeig mir, was du drauf hast, du Weichei!“, brüllte er angepisst und auch Tetsu brüllte zurück. „Ich mach dich so fertig, Alter!“ Die Orangenschale, die bei ihm auf dem Schoß saß, seufzte nur und stellte sich zur Aubergine. Gut so, die sollten sich daraus halten. Kackfrisur und Pikachu setzten sich ebenfalls dazu und der Barkeeper stellte ihnen grinsend die Gläser hin. „Mach dich auf die Niederlage deines Lebens gefasst, Granny“, sagte er und auf das Kommando von Aubergine kippten die vier Männer ihr erstes Glas. Drei weitere Gläser später, waren es nur noch er und der Pseudo-Opa. Shit-Hair lag mit dem Kopf giggelnd am Tisch und Pikachu hatte sich auf dem Boden wiedergefunden und blieb einfach liegen und lachte ebenfalls wie verrückt. Katsuki selbst war noch bei Verstand. So ein wenig Alkohol machte ihn noch nicht kirre und Opachen schien auch schon leicht angeheitert zu sein. „Denkt ihr nicht, dass es reicht?“, fragte die Orange und Katsuki zeigte ihr einmal charmant den Mittelfinger, ehe er sie anschnauzte, dass sie nicht mitreden sollte. „Oi, fahr mein Mädchen nicht so dumm an“, keifte ihn der Silberhaarige an und Katsuki brüllte genervt zurück: „Ich fahr deine Alte an, sooft ich will, Opa!“ Es folgten drei weitere Gläser, bis Tetsu selbst abwinkte und sich geschlagen gab, da ihm der Schnaps auf den Magen schlug und er zu den Toiletten flüchtete. Katsuki selbst lehnte sich triumphierend zurück und grinste selbstgefällig, während er sich wieder eine Zigarette anzündete. Sein Geist war noch ziemlich klar, aber er fühlte durchaus die Wirkung des Alkohols, der durch seine Blutbahn floss.   „Ich denke, ihr habt genug gesoffen. Wir sollten diese Unfälle hier Heim bringen“, meldete sich die Aubergine zu Wort und griff sich Pikachu, der mittlerweile fast schon am Schlafen war. „Itsuka? Kommst du mit Tetsu klar?“, fragte sie und die Orangehaarige nickte nur und verschwand Richtung der Toiletten. „Und du könntest Eijirou mitnehmen“, meinte sie und erntete einen giftigen Blick. „Warum ich?“(4) „Du bist doch sein Nachbar, also habt ihr sowieso den gleichen Weg, zumal ich nicht beide schleppen kann!“ Sie verzog ihre Lippen zu einem provokanten Lächeln. „Oder ist das zu viel für dich?“   Knurrend griff er nach dem Oberarm von Kirishima und zerrte diesen mit sich und brüllte ihr ein „Von wegen zu viel“ hinterher. Von der Kackfrisur hörte man nur ein „Whaaa nisch so schnell (Wha, nicht so schnell)“, doch das hörte Katsuki nicht. Beziehungsweise ignorierte er es. „Selbst schuld, wenn du so viel säufst, Shit-Hair“, fuhr er ihn genervt an, machte aber einen Schritt langsamer, damit Kirishima nicht stürzte. Trotzdem hielt er diesen weiterhin am Oberarm fest. „Naaaw Baku-Bro du gansch misch scho loslasse (Naw, Baku-Bro du kannst mich schon loslassen)“, lallte er und bekam einen giftigen Blick. „Und du kannst die Fresse halten. Dieses Lallen erträgt man ja nicht!“, brüllte er den Rothaarigen an, der seinen Finger an die Lippen legte und „Shhhht“, machte. „Nisch so schreien du wegsch no wen uff (Nicht so schreien, sonst weckst du noch wen auf).“   Katsuki war kurz davor Kirishima eine zu knallen. Dieses wahrlich dümmliche Grinsen würde er ihm zu gerne aus dem Gesicht wischen, doch er beherrschte sich und das nicht zu knapp. Auf seiner Stirn konnte man bereits eine Ader ausmachen und sein rechtes Auge zuckte ziemlich stark. Nie wieder würde er mit Shit-Hair und dessen komischen Anhängseln was trinken. Der Weg zum Wohnhaus der Beiden wirkte für ihn wie eine Ewigkeit und Katsuki war wirklich erleichtert, als er endlich ankam. Jetzt musste er diesen lallenden Unfall nur noch in den dritten Stock transportieren…ohne Lift. Die Laune des Blonden war nicht die Beste, als er Kirishima bis vor dessen Haustür brachte. „Hol deine verdammten Schlüssel heraus, Shit-Hair“, sagte er schnaufend und betrachtete Kirishima dabei, wie dieser in seiner Tasche wühlte und die Schlüssel heraus zog. Der Rothaarige lachte dabei immer wieder leise, als fände er das ungemein lustig und suchte nach dem Schlüssel für seine Wohnung.   Dabei glitten ihm diese aus der Hand und landeten scheppernd auf dem Boden. „Nicht einmal dazu bist du fähig“, knurrte Katsuki genervt, da er nicht unbedingt das Haus nieder brüllen wollte. Es war immerhin drei Uhr morgens. Also ging er in die Hocke und wollte die Schlüssel aufheben und dieses Bündel aus Haaren und Alkohol in seine Wohnung verfrachten. Wenn er das täte, würde das schneller gehen. Leider hatte er die Rechnung ohne Kirishima gemacht, der wohl auch auf die Idee gekommen war sich nach den Schlüsseln zu bücken und nun prompt mit seinem Kopf gegen Katsukis stieß. „Ouch“, murmelte Kirishima, während Katsuki ihn genervt ansah. Er wollte ihn gerade anfahren, vergaß allerdings, als er den Rothaarigen ansah, der vor ihm hockte mit vom Alkohol geröteten Wangen und verhangenen Augen. Seine Lippen waren leicht geöffnet und der Blick, den der Kleinere gerade hatte, war gar nicht mehr so dämlich aus, wie vor einigen Momenten, als sie auf der Straße waren.   „Baku-Bro…“, fing der Rothaarige an und kam ihm etwas näher. „Habsch dir eijentlisch scho mal jesacht…daschu escht cool bisch? (Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass du echt cool bist?)“ Der Blonde zog eine Braue hoch und wusste nicht so recht, ob er das jetzt als Kompliment ansehen sollte oder einfach nur auf den Alkohol schieben sollte, dass Shit-Hair nicht mehr wusste, was er sagte. Außerdem kam ihm der Kleine ziemlich Nahe und Katsuki war zu irritiert, um gerade richtig zu reagieren. Erst als er den Atem des Kleineren auf seinen Lippen spüren konnte, erwachte er aus seiner Starre und schob Kirishima von sich. „Werd nicht übermütig, Shit-Hair, sonst prügel ich dir Benehmen ein“, knurrte er warnen und griff nach den Schlüsseln und erhob sich wieder, um die Tür, zum Apartment des Rothaarigen, zu öffnen. Er zog Kirishima am Oberarm auf die Beine und verfrachtete ihn in dessen Wohnung, die Schlüssel auf der Kommode ablegend. „Geh schlafen“, forderte er genervt und verschwand nun ebenfalls aus der Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Entnervt fuhr sich der Blonde über das Gesicht, ehe er seine eigene Wohnung betrat und die Stiefel abstriff. Ohne große Umwege machte er sich auf den Weg in sein Schlafzimmer, wo er sich die Kleidung vom Leib schälte und nur in Shorts in sein King Size Bett fiel und die Augen schloss, um kurze Zeit später einzuschlafen. Kapitel 3: A secret is revealed ------------------------------- Kapitel 3:   Als Eijirou am nächsten Morgen zu sich kam, fühlte er sich, als hätte man seinen Kopf in einem Schraubstock festgeschnallt. Er dröhnte und das nicht zu knapp. //Wow…nie wieder so viel Alkohol//, schwor er sich selbst und fuhr sich durch das Haar. Nicht einmal seine Kleidung hatte er ausgezogen und verzog daher das Gesicht, denn diese stank regelrecht nach Alkohol. Während sich aus dem Bett schälte und seine Schuhe raus verfrachtete, marschierte er ins Badezimmer und versuchte sich wieder zu erinnern, was gestern alles war. Seine Erinnerungen waren so verschwommen und lückenhaft. Die Band hatte ihren ersten offiziellen Auftritt und war sehr gut angekommen und Bakugou hatte auch in der hinteren Ecke gestanden und sich den Auftritt angesehen.   Bakugou…   Eijirou zuckte erschrocken zusammen. Er sah die Bilder des letzten Abends wieder vor sich. Diese blöde Tetsu hatte einen Saufwettkampf herauf beschworen und natürlich waren sie alle darauf eingegangen. Bakugou hatte sie alle unter den Tisch gesoffen und ihn selbst heim gebracht. Er erinnerte sich zum Bruchteil. Es waren Bildfetzten, die vor seinem inneren Auge flackerten, während er unter dem warmen Wasser stand. Vor allem die Fetzen, bevor er in seine Wohnung geschoben wurde.   //Fuck…ich hätte Bakugou fast abgeknutscht.// Diese Erkenntnis war wie ein Stein, der auf seinem Schädel landete. Da hatte ihn der Alkohol zu offen gemacht. Ob er peinliche Dinge gesagt hatte? Er hatte ihm doch nicht gesteckt, dass er in ihn verknallt war oder? Für diese Offenbarung war Eijirou noch nicht bereit gewesen. Er lehnte seinen Kopf an die kühlen Fliesen, als er spürte, wie seine Wangen glühten. Er würde dem Blonden nie wieder unter die Augen treten können, sollte er das wirklich gemacht haben. Warum erinnerte er sich nicht mehr an die Worte, die er gesprochen hatte? Es war doch zum Haare raufen…   Eijirou beendete seine Dusche und trocknete sich sein Haar, ehe er in sein Zimmer ging und sich anzog. Ein kurzer Blick auf seinen Kalender verriet Eijirou, dass er heute nicht zur Arbeit musste. So beschloss er sein Haar heute einfach nur zusammenzubinden, da er immer noch Kopfschmerzen hatte. Sich streckend ging er auf seinen Balkon und gähnte noch einmal ausgiebig und wollte sich die frische Luft um die Nase wehen lassen, als ihm der bekannte Geruch von Zigaretten in die Nase stieg. Er blickte zu seiner Rechten und sah Bakugou, der gerade an dem Geländer lehnte, die Kippe lässig im Mundwinkel und etwas auf seinem Smartphone tippend. „Morgen“, nuschelte der Rothaarige, da er nicht wusste, wie der Andere auf ihn reagieren würde. Wieso zum Teufel sah Bakugou so gar nicht von seiner Sauftour mitgenommen aus? Der Blonde blickte aus dem Augenwinkel zu Eijirou und nahm die Zigarette aus seinem Mund und blies den Rauch aus, ehe er „Morgen“ sagte und sein Handy wegsteckte. „Alter wieso siehst du aus, als hättest du nur Wasser gesoffen?“, fragte er verwirrt und Bakugou zog die Brauen zusammen. „Ich erinnere mich, dir gesagt zu haben, dass ich keine Pussy bin, Shit-Hair“, meinte er und grinste schadenfroh. „Haben wir etwa einen Kater?“   Eijirou seufzte leicht und nickte. „Ja…die Kopfschmerzen sind zwar erträglich, aber der Druck ist furchtbar…als wäre mein Kopf in einem Schraubstock“, erklärte und Bakugou nahm noch einen Zug. „Tja, das ist die Strafe dafür, dass du deinen Dickschädel gegen meinen gestoßen hast.“, meinte Bakugou und Eijirou konnte ihm ansehen, dass der Blonde deswegen ziemlich angepisst war. „Sorry, Mann! Ich war gestern echt nicht ganz da“, entschuldige er sich breit grinsend und hörte das Schnaufen. „Allerdings. Und die Scheiße, die du gelabert hast, war ja auch kaum zu ertragen.“ Bakugous Worte ließen Eijirou blinzeln. „Ach so? Was…hab ich denn so gesagt?“, wollte er nun wissen und musste leicht nervös lachen. „Geschleimt. Und zwar so, dass ich schon dachte, du rutschst auf der eigenen, scheiß Schleimspur aus“, meinte er genervt und Eijirou fühlte eine Last von seinen Schultern fallen. Wenn es nur das war. //Das ist gerade unglaublich beruhigend.// Er blickte zu Bakugou und lächelte wieder. „Tut mir ehrlich Leid, Mann. Ich hatte nicht geplant, dass der Abend so ausartet“, sagte er und Bakugou gab nur ein „Tch“ von sich. „Das nächste Mal lass ich dich einfach in der Bar liegen“, meinte er nur und kurzzeitig machte Eijirous Herz einen Sprung. ‚Das nächste Mal‘ hieß, dass es doch nicht so schlimm war, oder? Zufrieden grinsend blickte der Rothaarige zu seinem Nachbarn. „Ich werde es dir nicht übel nehmen“, versprach er grinsend und streckte sich noch einmal. „Also ich könnte was zu essen vertragen…wie sieht es mit dir aus?“ Vielleicht könnte man ja gemeinsam frühstücken? Fragen kostete ja nichts.   „Ich hab gleich was zu erledigen. Hättest du mal nicht bis in die späten Mittagsstunden gepennt, Shit-Hair“, sagte er und drückte die Zigarette aus, ehe sein Handy auch schon vibrierte und er ran ging. „Ja, ich bin fertig“, sagte er zu dem Gesprächspartner und verschwand in seine Wohnung. Eijirou seufzte leicht. Dabei hätte er nichts dagegen gehabt, sich mit Bakugou noch mehr zuunterhalten. //Was er wohl erledigen muss? Und wer war das am Telefon?// Eijirous Neugierde meldete sich wieder zu Wort und er verfluchte sich dafür. So ging er in seine eigene Wohnung zurück und in seine Küche, wo er sich ein Omelette machte. ----------------------------------------------------------- Eijirou seufzte leicht, während er in seinem Essen herumstocherte. „Also mal ehrlich, du bist seit Tagen so dauer betrübt. Magst du mir nicht endlich sagen, was los ist?“, wollte Denki nun wissen, der ihn zum Essen eingeladen hatte. Der Rotschopf seufzte schwer und blickte Denki an. „Ach, es ist nichts“, winkte er ab und erntete einen ungläubigen Blick aus den goldenen Augen. „Natürlich…und ich bin neuerdings unter die Priester gegangen“, sagte Denki genervt, ehe er wirkte, als wäre sein Groschen gefallen. „Oh! Liebeskummer?“   Eijirou blickte seinen besten Freund an, als wäre er nicht ganz dicht und schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er und nahm endlich einen Bissen seines Essens. Primär, um Denki keine Antworten geben zu müssen, denn nun ging das Feuer der Fragen los: „Ist sie mit einem anderen Kerl zusammen?“ „Hat sie dir einen Korb gegeben?“ „Hast du sie überhaupt schon angesprochen?“ Eijirou blies die Luft gut hörbar aus, nachdem er seinen Bissen geschluckt hatte. „WER sagt denn bitte, dass es eine ‚Sie‘ ist?“, rutschte es ihm heraus und er beobachtete erschrocken, wie Denki in seiner Haltung gefror und ihn verwirrt ansah. Er schien wohl einige Augenblicke zu brauchen, bis es „klick“ machte. „Oh“, sagte er und seine Augen wurden größer. „Ooooooh!“ Er schien die Bedeutung von Eijirous Worten verstanden zu haben. Eijirou spürte eine Spannung in sich aufsteigen. Wie würde sein bester Freund auf diese Offenbarung reagieren? Eijirou hoffte, dass Denki kein großes Drama draus machte. Immerhin wäre er immer noch er selbst.   „Also ein Mann? Wow…Hell WOAH! Ich hätte ja nicht gedacht, dass du auf dem eigenen Ufer fischst“, murmelte er, schien aber mehr für den Grund für Eijirous Kummer als über dessen Outing nach zu denken. Eijirou kratzte sich leicht an der Wange. „Also stört dich das gar nicht?“, fragte er und Denki legte den Kopf schief. „Was? Dass ich einen Konkurrenten weniger habe? Ne!“ Er hob den Daumen und grinste ihn breit an. „Man Eij! Du bist mein bester Freund und egal ob schwul, bi oder hetero…du bleibst mein Buddy“, sagte er und trank von seiner Cola. „Aber ich rate dir dich nicht in mich zu verknallen, sonst muss ich dich abweisen“, sagte er gespielt dramatisch und entlockte Eijirou ein Lachen. Es war unglaublich erleichternd für ihn, dass Denki so dachte. Eigentlich hätte er es wissen müssen, sie kannten sich seit dem Kindergarten. Sein Freund war eigentlich immer sehr offen, solange man ihm nichts aufzwang und ihm seine Schwärmereien für Mädchen ließ…besonders für Kyoka. Weiter darüber nachdenken konnte er aber nicht, da Denki das Wort wieder an ihn richtete.   „Aber jetzt mal ehrlich, Eijirou…was ist los?“, fing der Blonde wieder an und Eijirou seufzte ergeben. „Eigentlich nichts…und genau das ist mein Problem. Ich hatte eigentlich gehofft mich etwas mehr mit Bakugou anzufreunden, aber der ist seit Tagen immer weg. Er verlässt seine Bude und kommt, was weiß ich wann, heim. Er wirkt auch äußerst gereitzt…mehr als sonst, darum dachte ich mir, ich spreche ihn erst mal nicht an…das ist aber gar nicht so einfach, wie ich dachte. Seit ich aktiv den Kontakt mit ihm gesucht habe, ist es für mich eine Gewohnheit mit ihm zu sprechen und…ja, es fehlt mir gerade wirklich“, erzählte und bemerkte den Blick seines Kumpels. „Du bist in diesen gruseligen Typen verknallt?“, fragte Denki ungläubig und schüttelte den Kopf. „For real?“ Eijirou blickte verlegen weg und blies wieder die Luft gestresst aus. „Ist das jetzt so wichtig, Denk? Das hilft mir auch nicht…“, murmelte Eijirou und Denki seufzte ein „Sorry“  und überlegte eine kleine Weile. „Da hilft wohl nichts Anderes, als das Gespräch zu suchen“, murmelte er. „Anders wirst du wohl nicht an ihn dran kommen.“ Eijirou verdrehte leicht die Augen. „Was? Du kannst ihm ja schlecht nachschleichen und herausfinden, was er tut oder? Ich mein das wäre schon eine Möglichkeit, aber so, wie der aussieht, verprügelt der dich dann“, fügte Denki hinzu und Eijirou  seufzte abermals schwer.   „Das ist mir auch klar…aber du hast wohl Recht. Ich werde es mal versuchen. Danke, dass du dir meine Probleme angehört hast.“ Denki lächelte aufmunternd. „Dafür brauchst du mir nicht danken. Du hörst mir ja auch permanent zu, wenn ich von Kyoka schwärme…außerdem…sind Freunde doch genau für solche Dinge da, meinst du nicht?“, fügte er hinzu und die beiden jungen Männer beendeten ihr Essen, ehe sie noch ein wenig miteinander plauderten und ein wenig über Eijirous neuen Songtext sprachen. ----------------------------------------------------------- Eijirou hatte versucht den Rat seines Freundes einzuhalten und immer wieder das Gespräch mit Bakugou gesucht. Dass dieser am Balkon gerne mal eine Kippe rauchte, war eine hilfreiche Nebensache. Leider schien der Aschblonde immer wieder genervt, ja sogar richtig gereizt zu sein, wenn er ihn antraf und auf dessen „Arbeit“ ansprach. Meist gab er auch nur schnippische Antworten und Eijirou war sich sicher, dass der Ältere wenig schlief. Er hatte nämlich ziemlich gut erkennbare Augenringe und die schönen, karminroten Augen wirkten auch etwas erschöpft. Es war ein untypisches Aussehen für den, sonst so perfekt und makellos wirkenden, Blonden.   Langsam machte sich der Rothaarige doch Sorgen um Bakugou, daher beschloss er dieses Mal, dass er den Scherz von Denki befolgen würde: Er würde Bakugou nachschleichen und selbst herausfinden, was dieser trieb. Vielleicht brauchte er ja irgendwie Hilfe? Oder war in anderen Schwierigkeiten. Eijirous hatte die wildesten Fantasien, wenn es um sowas ging und dazu kam, dass er einfach verdammt neugierig war. An diesem Abend hatte er sich perfekt darauf vorbereitet, dem Blonden nach zu schleichen: sein Haar hatte er nach unten und zu einem Pferdeschwanz gebunden, welches unter einer schwarzen Haube versteckt war, dazu eine schwarze Jeans und ein dunkelblauer Rollkragenpullover, den er sich zur Not über den Mund und die Nase ziehen konnte. So würde Bakugou ihn nie erkennen! Nun war er bei seiner Tür und versuchte genau zu lauschen, ob der Blonde seine Wohnung verließ, oder nicht. Tatsächlich hörte er die Wohnungstür seines Nachbarn zugehen und wartete, bis er hörte, dass der Ältere die Treppen hinabstieg, ehe er ihm leise folgte. Ein wenig schäbig kam er sich ja schon vor, dass er seinen Freund einfach so verfolgte, doch die Sorge um diesen und seine unstillbare Neugierde trieben ihn voran. Was verbarg Bakugou? Warum schlich er sich, zu unmenschlichen Zeiten, aus dem Haus?   Eijirou achtete peinlich genau darauf, dass Bakugo ihn nicht bemerkte, während er diesem durch die Gassen folgte und sich dessen Aufzug genauer betrachtete, da er diesen so gar nicht an dem Blonden kannte: Er hatte seine Lederjacke an, schwarze Hosen und schwer wirkende Stiefel. Zudem hatte er sich gerade eben die Kapuze seines Hoodies aufgesetzt und ging, mit Händen tief in den Taschen. Eijirou bemerkte, dass Bakugou ein Viertel betrat. In seinem Magen bildete sich ein großer Kloß. Das hier, war das Rotlichtviertel. //Was verschlägt ihn in so eine Gegend?// War er etwa…Der Rothaarige konnte nicht verhindern, dass ihm die Hitze in die Wangen stieg. Arbeitete Bakugou etwa hier? Er hatte nie über seine Arbeit gesprochen, reagierte sogar sehr gereizt, wenn man ihn darauf ansprach…aber, hatte genug Geld um sich die Wohnung zu leisten und tagsüber war er fast immer zu Hause. Möglich wäre es also durchaus, doch Eijirou konnte sich nicht vorstellen, dass Bakugou als Prostituierter arbeitete…wenn eher als Zuhälter. Er schüttelte seinen Kopf und versteckte sich hinter einem großen Container, als er merkte, dass Bakugou stehen blieb und sich an eine Wand lehnte, während er sich eine Zigarette anzündete. Dabei achtete der Blonde genau darauf, dass er im Schatten der Häuser blieb und man ihn nicht sofort bemerkte. Die Freier und Prostituierten jedenfalls ignorierten ihn und gingen ihrem Treiben ach. Eijirou fühlte sich immer unwohler, je länger er hier blieb, doch einen Rückzieher machen…das kam nicht in Frage. Er wollte Antworten!   Wie lange er hier war und einfach wartete, was Bakugou weiter tat, konnte Eijirou nicht sagen, doch bald schon hörte er lautes Lachen und ein Mann verließ ein Gebäude, vermutlich ein Bordell, und ging die Straßen entlang. Kaum war der Kerl an Bakugou vorbei, zog sicher sich einen Mundschutz über, der aus schwarzem Stoff bestand und einen grinsenden Skelettmund hatte, und folgte dem Mann. Natürlich war Eijirou direkt hinter dem Blonden und bemerkte, wie der den Mann ansprach. „Hey. Du bist doch Suzuki Otoya“, sprach er den größeren Typ an, der überrascht stehen blieb und Bakugou scheinbar von oben bis unten musterte. Was Eijirou viel mehr wunderte, war der komische Akzent, den Bakugou mit einem Mal hatte. Auch die Stimme klang ein wenig anders als sonst. Warum dieses Schauspielen? „Wer will das wissen?“, fragte Gefragter ungehalten und der Blonde kam etwas näher. „Jemand, der gerne Geschäfte mit dir machen würde. Ich habe da ein paar nette Angebote, die du garantiert nicht ablehnen wirst.“ Der Mann schien kurz zu überlegen, ehe ihm ein Beutel zugeworfen wurde. Überrascht fing der Kerl diesen auf und Eijirou fragte sich, ob das da drinnen das war, was er glaubte oder nicht. „Ist das…?“, hörte er den schmierigen Typen sagen und der Blonde nickte. „Das Feinste vom Feinen. So gutes Zeug hat sonst nur Endeavor(1)“, fing er an und der Mann schluckte schwer und man konnte fast schon das gierige Schimmern in den Augen sehen.   „D…Du kennst den Lord der Flammen?“, fragte er und Bakugou zuckte die Schultern. „Sagen wir…ich habe beruflich mit ihm zu tun und hab‘ seine Kooperation“, antwortete er und der Mann atmete die Luft hörbar aus und grunzte begeistert. Wer zum Teufel war dieser Endeavor? Eijirou verstand so gut wie gar nichts mehr und würde man ihn betrachten, könnte man die Fragezeichen sehen, die über seinem Kopf schwirrten. „Ein Freund des großen Endeavor…es wäre respektlos dein Angebot einfach abzuschlagen“, sagte er grinsend und Eijirou zog die Brauen zusammen. Wer auch immer dieser Endeavor war, er schien sehr bekannt in diesem Viertel zu sein. Und offenbar nicht nur bekannt, sondern auch sehr begehrt, denn der Mann schien auf einmal ganz begeistert davon zu sein mit Bakugou „Geschäfte“ zu machen. „Dann folge mir unauffällig und ich geb dir etwas, das du dein Leben nicht mehr vergisst.“ Damit steuerte der Blonde eine dunkle Seitengasse und der Mann folgte ihm, sich die Hände reibend. Natürlich war Eijirou auch in der Nähe und versteckte sich hinter einigen Müllsäcken. Da hockte er nun und spickte über den Rand der Säcke, um zu sehen, doch was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Der Mann war Bakugou ziemlich nahe, zu nahe für Eijirous Geschmack, und wollte nun wissen, wo die Ware wäre.   Im Nächsten Augenblick ächzte der Mann nur schwer, da er die Faust des Blonden in seinem Magen hatte und Bakugou drehte sich einmal geschickt, nur um den Größeren erneut in den Magen zu treten und diesen so zu Fall zu bringen. „Du verdammter Hurensohn, ich mach dich kalt“, keifte der Mann und griff nach seinem Messer, dass er ausklappte und Bakugou attackierte. Dieser wich geschickt aus, ehe er dem Anderen den Arm verdrehte und mit dem Knie gegen dessen Ellenbogen kickte. Selbst von seiner Position aus, konnte Eijirou die Knochen knacken hören. Allerdings war der Schrei des Mannes nur dumpf zu hören, da Bakugou ihm die Faust in den Mund geschoben hatte und diesen wieder zu Boden schmiss.   Der andere Mann wimmerte vor Schmerz und bemerkte die Schusswaffe, die nun auf ihn gerichtet war, ehe er zu Bakugou sah und diese eisigen, bösartigen Augen sah, die ihn durchbohrten. Mit panischem Gesichtsausdruck presste er sich an die Wand und starrte Bakugo an. Dieser schien von der Panik seines Gegenübers wenig berührt zu sein, vielmehr schien sein Blick noch herzloser zu werden, während er genau zwischen die verheulten Augen zielte. „Noch irgendwelche letzten Worte?“, fragte er und Eijirou gefror das Blut in den Adern, als er Bakugous Stimme hörte. So kalt. Kälter als Eis und sein Blick…kein einziger Funke Emotion war darin(2). Nur Kälte.  „N…Nicht…ich…ich gebe dir Geld…a…alles was du willst“, versuchte der Typ Bakugo zu überzeugen, während dieser die Waffe entsicherte. „Sorry, aber ich bin nicht der Typ, der seine Geschäftspartner wechselt, wie eine Nutte ihre Freier“, erklärte er kühl und drückte ab. Der Schuss war dank des Schalldämpfers nicht so laut, doch Eijirou spürte, wie ihm übel wurde, als das Hirn des Mannes die Wand hinter ihm zierte und dickflüssig von der Wand zu rinnen begann, während dieser nach unten rutschte und zur Seite sackte.   Noch verarbeitete sein Hirn nicht ganz, was seine Augen da gesehen hatten. Da war dieser Blick und Blut…und Hirn… es dauerte einige Sekunden, bis Eijirou die Situation erfasst hatte. //Er hat einen Menschen erschossen…einfach so…// Eijirou war geschockt. Er zog sich die Haube vom Kopf und hiel sie vor seinen Mund. Er spürte, wie ihm die Magensäure hochkam und hielt sich die Hand vor den Mund, konnte aber nicht verhindern, dass ihm seine Magensäure, gemischt mit Flüssigkeit, zwischen den Fingern durchfloss, während er sich in seine Haube übergab. Eijirou konnte spüren, wie sein Körper unter dem Stress des Gesehenen zu zittern anfing und ehe er es selbst realisierte, stürmte er davon. Weg! Er musste hier nur weg. Was er nicht realisierte, war der Blick aus karminroten Tiefen, der ihn fest erfasste, ehe der Besitzer jener Augen sich in Bewegung setzte und Eijirou nachhetzte. ----------------------------------------------------------- Seit Tagen hatte er eine Laune, die zerstörerischen Ausmaßes war. Klar, er hätte auch ablehnen können, aber Kippen und Miete zahlten sich nicht von alleine. Außerdem brauchte er mal wieder einen Tapetenwechsel, da ihm die Decke auf den Kopf zu fallen drohte. Darum hatte Katsuki den Auftrag von Cheshire angenommen. Woher dieser die Aufträge für ihn zog, war ihm im Endeffekt egal. Wichtig war ihm nur, dass seine Auftraggeber zahlten und da sie dies taten, musste er auch nicht weiter nachfragen. Die Kämpfe, die im Untergrund herrschten, waren ihm nicht fremd und es war dort Gang und Gebe, dass man „Ärgernisse“ aus dem Weg räumte. Ärgernisse waren Konkurrenten, Verräter und wusste der Teufel, was noch alles. Sicherlich würde er auch irgendwann auf einer dieser Listen landen, wenn er nicht schon längst irgendwem ein Dorn im Auge war. Der einzige Sicherheitspunkt, denn er hatte war, dass keiner wusste, wer er wirklich war. Selbst, als er noch aktiv hier unten gewesen war. Es gab nur wenige Leute, die seine Identität kannten und mit diesen hatte er keine größeren Probleme. Einer davon war Cheshire. Dieser kam aus der gleichen Untergrundgruppe wie er und hatte damals bereits immer wieder Aufträge für ihn an Land gezogen.   Wenn auch unter anderer Motivation, denn damals hatte er für seinen verhassten Boss arbeiten müssen. Heute arbeitete er für sich selbst und, wenn ihm ein Auftrag gegen den Strich ging, nahm er ihn nicht an. Von Cheshire hatte er auch das Kokain bekommen und wunderte sich, wie er das dem alten Teufel abgeluchst hatte. Immerhin war das Zeug von ausgezeichneter Qualität und erzielte auf den Drogenmärkten einen hohen Preis. „Anders wirst du ihn nicht dazu kriegen, dass er mit dir arbeitet“, hallten die Worte des Schwarzhaarigen in seinem Kopf wieder. So hatte Bakugo seine Zeit damit verbracht den Kerl, der sein Ziel war, zu beschatten. Es war lästig, es nervte und eines war ganz klar: Bakugo hasste solche Ziele, da sie so gründliche Vorbereitung brauchten. Sie brachten ihm zwar große Geldsummen ein, doch er musste eben auch viel gründlicher arbeiten und das wiederrum, kostete ihn Zeit und Schlaf. Und es war ein Grund, warum er die Kackfrisur nicht mobben konnte. Irgendwo spürte er ein unangenehmes Ziehen im Magen, da er sich doch schon sehr an den rothaarigen Strahlemann gewöhnt hatte, der ihn immer mit diesem freundlichen, unglaublich nervigen Grinsen ansah und trotz allem konnte Katsuki nicht drum herum, dass er es irgendwo sehr niedlich fand, wie Kirishima versuchte mit ihm Gespräche zu führen.   Katsuki hatte leiser einfach keine Nerven dafür. Vor allem dann, wenn es um seine „Beschäftigung“ ging. Wenn er zu arbeiten hatte, war er eben ungemütlich, da er seine Arbeit verdammt nochmal gründlich machte und nicht einfach so schlampte. Das war noch nie seine Art gewesen und wohl auch seine Handschrift. Bislang war ihm das nur ein einziges Mal passiert und da hatte er den kleinen Fehler auch komplett ausgebügelt. So hatte er Kirishima aber nun auch nur abgewimmelt und anschnauzt. Schlafmangel war furchtbar und gerade in seinem Job eigentlich tödlich. Wie froh wäre er, wenn dieser Job vorbei wäre. Und nun war es endlich vollbracht. Den Typen dazu zu bringen ihm zu folgen war ja einfach, nachdem er herausgefunden hatte, wie gerne dieser mit Endeavor Geschäfte machen würde…Wie man das freiwillig tun konnte, war Katsuki ein Rätsel, doch er nutzte diese Tatsache für sich. Und nun war sein Auftrag erledigt. Er sendete Cheshire ein Foto, damit dieser den Beweis hatte, dass er seinen Job erledigt hatte, und wollte jetzt nur noch heim. Ein Bad nehmen, schlafen und morgen erst einmal richtig schön frühstücken gehen. Das hatte er sich verdient. Er steckte seine Waffe wieder ein und fragte sich, ob er morgen auch einen Besuch bei der Kackfrisur einplante. //Ich sollte nicht einmal in Erwägung ziehen mit dem Nervenbündel Zeit zu verbringen und endlich aus dieser stinkenden Gasse raus.// Auch, wenn er hier eigentlich alleine war, wollte er nicht allzu viel Zeit mit der Leiche hier verbringen.   Er war überrascht, als er Schritte hörte, die sich panisch entfernten, hörten. Scheiße! Hatte ihn etwa jemand beobachtet? War er doch zu unausgeschlafen gewesen und hatte nicht aufgepasst? Das war eigentlich unmöglich. Katsuki hatte die Gegen mehrfach abgecheckt und keiner war ihnen gefolgt. Hatte jemand den dumpfen Schrei des Kerls gehört? Aber wer? Er blickte in die Richtung und seine Augen weiteten sich. Das war doch Kirishima. Was machte Shit-Hair hier? Unzufrieden schnalzte er mit der Zunge, ehe er schon lossprintete, um den Rothaarigen einzuholen. Wenn dieser ihn wirklich beobachtet hatte…dann blieb ihm ja fast schon keine Wahl, als den Kerl abzuknallen. Kirishima war sportlich nicht schlecht beisammen, das musste Katsuki feststellen, doch er war dennoch schneller und hatte den Rothaarigen irgendwann eingeholt und brachte ihn geschickt zu Fall. Als dieser auf dem Boden lag und sich aufrichtete, hatte er direkt den Lauf seiner Dessert Eagle im Gesicht. Die Atmung von beiden Männern ging schneller, da sie doch ein gutes Stück gerannt waren und zu ihrem Glück war im Park gerade niemand unterwegs. „Du hättest das niemals sehen sollen“, knurrte Katsuki. Die Zeit schien still zu stehen und Katsuki wartete. Er wartete darauf, dass Kirishima, wie Alle vor ihm, um sein Leben bettelte. Darum bettelte, dass er ihn nicht erschießen sollte, doch der Rothaarige tat nichts der Gleichen. Katsuki blickte ihn weiterhin an und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn dieses Verhalten verwirrte. Er sah durchaus Angst in den Augen des Rothaarigen, aber auch etwas Anderes, das ihn verwirrte. Warum? Warum sah ihn dieser so an? Es verwirrte ihn.   Vor allem, als Kirishima den Mund aufmachte und sprach: „Sorry, Bro…ich hatte nicht vor dir nach zu schleichen…ich war nur besorgt…“ War das sein verfickter Ernst? Er stand hier mit einer Knarre, wollte ihm sein Dreckshirn raus ballern und alles, was Shit-Hair sagte war, dass es ihm leid tat? Dass er ihm nicht nachschleichen wollte? „Ist das dein verdammter Ernst, Shit-Hair oder willst du mich verarschen?“, brüllte er ihn an und entsicherte die Waffe. „Ich bin grade dabei dich eiskalt abzuknallen und du laberst so nen Bullshit!?“, brüllte er weiter und wollte abdrücken, doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Warum? Warum war es ihm nicht möglich abzudrücken? Kurzzeitig fühlte er sich Jahre zurück versetzt, die Hände wurden nass von seinem Schweiß, der sich durch den Stress bildete und kalt seine Handflächen benetzte. Kurzzeitig verschwamm Kirishimas Bild vor ihm und er sah ein trauriges Lächeln und sanftmütige Augen. >Es ist in Ordnung<, hallte es in seinem Kopf wieder und Katsuki schloss kurz entnervt die Augen und verdrängte das Bild, ehe wieder zu dem Rotschopf sah.   Kirishima saß vor ihm im Dreck, immer noch einen ängstlichen Schimmer in den rubinroten Tiefen. „Verdammte Scheiße“, brüllte er und sicherte seine Waffe wieder, ehe er diese in den Holster, unter seiner Jacke, steckte und den Rothaarigen am Kragen packte und mit sich zerrte. Auf die Proteste, die der Rothaarige von sich gab, reagierte er nicht und brachte Kirishima in seine Wohnung, wo er ihn im Wohnzimmer auf die Couch verfrachtete und ihn anfunkelte. Er wollte unter vier Augen mit ihm reden, ohne die Gefahr, dass sie entdeckt und erkannt würden. „Was soll das?“ „Warum bringst du mich hier her?“ „Machst du mit mir das Gleiche wie mit diesem Mann?“ Katsuki wurde von den Fragen des Rothaarigen regelrecht überrannt und packte diesen wieder am Kragen, nur um ihn nahe zu sich zu ziehen und zu schreien: „Verdammt, jetzt halt endlich deine verfickte Fresse oder ich verpasse dir wirklich eine Kugel!“ Er war sauer. Verdammt noch mal. Warum hatte er gezögert? In all den Jahren hatte er ein nur einmal gezögert und das war, als er sich seine Freiheit erkauft hatte. Warum? Warum musste er dieses Gesicht genau JETZT vor sich sehen, wenn er diesen rothaarigen Trottel umlegen wollte. Er verstand es nicht. Es regte ihn auf, da gerade nichts nach seinem Willen gelaufen war.   Katsuki bemerkte, dass Kirishima wohl wirklich erschrocken war über diesen direkten Ausraster des Blonden, der ihm galt, weswegen er sich zur Ruhe zwang und von dem Freak abließ, um sich erst einmal eine Zigarette an zumachen. Er brauchte das jetzt. Tief inhalierte er den Rauch und spürte gleich die beruhigende Wirkung des Nikotins und blies den Rauch aus. Wieder nahm er einen tiefen Zug und gab sich und dem Anderen die Zeit die Nerven etwas ruhiger werden zu lassen. Das Adrenalin klang langsam ab. Nachdem er der Meinung war, dass er wieder ruhig war, blickte er wieder zu dem Rotschopf, der noch immer auf der Couch saß, die Finger in die Lehne vergraben und darauf wartend, dass er ihm das Licht ausknipste. „Entspann dich, Shit-Hair…ich werde dir nichts tun“, sagte er und bemerkte, wie überrascht Kirishima ihn anstarrte. Er war ja selbst überrascht, dass er so handelte. Es passte eigentlich nicht zu ihm, doch nun hatte er es ausgesprochen und Katsuki hielt sich an seine Worte. Allerdings sollte der Rothaarige nicht merken, warum.   „Ich schlage dir einen kleinen Deal vor: du hältst schön deinen Mund bezüglich dem, was du gesehen hast und stellst mir keine weiteren Fragen…und ich werde dein Leben dafür verschonen“, schlug er vor und erntete einen noch verwirrteren Blick. „Warum?“ Warum? Verdammt, wenn er die genaue Motivation verstünde. Fakt war, dass er es selbst nicht ganz verstand. Vielleicht war er doch beeindruckt, dass Kirishima nicht um sein Leben winselte, sondern dem Tod ins Auge gesehen hätte? Vielleicht lag es aber auch an dem Bild, dass ihm wieder ins Gedächtnis gerufen war. Oder an Beidem. Vielleicht, aber nur vielleicht, lag es auch an der Tatsache, dass er den Rotschopf eigentlich ganz gut leiden konnte und ihm nichts antun wollte. Er war ein Arschloch, aber kein Monster und Kirishima war seit langer Zeit mal wieder ein Mensch, der ihn akzeptierte, der ihn leiden konnte…der ihn verdammt noch mal ablenkte. Er konnte nicht leugnen, dass dieser bescheuerte Unfall an Haaren für ihn eine nette Gesellschaft war, aber das würde er diesem nicht auf die Nase binden.   „Ich habe meinen sozialen Tag“, meinte er und zog seine Jacke aus. „Leute, die nicht auf der Liste stehen, werden verschont“, murmelte er noch und blickte Kirishima an, der sich wohl langsam wieder beruhigt hatte. „Du…willst mich echt am Leben lassen?“ Genervt wurden die Augen verdreht. „Das sagte ich. Sofern du dein verdammtes Maul hältst“, sagte er und hielt ihm die Hand hin. „Deal?“ Kirishima blickte die Hand vor sich an, als würde er nachdenken, ehe er sie griff. „Deal.“ Damit teilten sie nun dieses Geheimnis.   Scheiße.   Kapitel 4: The sweetest taste -----------------------------   Kapitel 4 Seit jenem Vorfall war einige Zeit vergangen. Zeit in der Eijirou nicht wusste, was er denken sollte und noch weniger, was er fühlten sollte. Die ersten Tage war es schwer für ihn Bakuguo normal zu betrachten, denn immer, wenn er ihn sah, sah er diese kalten Augen, dieses emotionslose Gesicht und dann sah er wieder den impulsiven Blondschopf, der sich mit ihm kleinere Wortgefechte lieferte. Er war hin und her gerissen. Er konnte nicht leugnen, dass seine Gefühle für Bakugou nach wie vor vorhanden waren, wenn nicht sogar stärker als zuvor, doch in seinem Hinterkopf war immer wieder der Gedanke, dass Bakugou jemanden getötet hatte. „Jeder, der nicht auf der Liste steht“…was hatte das zu bedeuten? //Was hatte ihn dazu gebracht, so zu werden? So dunkel und geheimnisvoll…// Eijirou seufzte. Er wollte zu gerne Antworten. Eijirou verstand es nicht, doch er traute sich nicht, zu fragen. Zum einen hatte das mit ihrer Abmachung zu tun und zum anderen…fehlte ihm einfach der Mut. Klar, er und Bakugou waren sich näher gekommen und hatten jetzt den Status der Freundschaft erreicht, doch das hieß noch lange nicht, dass er einfach so ihren kleinen Deal umgehen, und ihn einfach fragen, konnte. Eijirou war sich sicher, dass Bakugo das gar nicht gut heißen würde.   //Ach, verdammt…// Der Rothaarige schwang sich aus seinem Bett und zog sich an. Heute wollte er den Blonden besuchen gehen, da dieser ihm ein Rinderragout versprochen hatte. Grund dafür war, dass Eijirou mal verlautet hatte, dass er total darauf abfuhr, seine Mutter aber die Einzige war, die wirklich gutes Ragout machen konnte und er selbst daran scheiterte. Natürlich hatte sich Bakugou da etwas herausgefordert gefühlt und gemeint, er würde ihm zeigen, dass nicht nur seine Alte das könnte. Natürlich hatte Eijirou da nicht widersprochen. Immerhin war Bakugous Essen verdammt gut und der Rothaarige nutzte jede Chance, etwas von Bakugou gekocht zu bekommen. Der Rothaarige verließ gut gelaunt die Wohnung und klopfte bei seinem Nachbarn und die Tür wurde ihm geöffnet. „Du bist viel zu früh, Shit-Hair“, sagte er und Eijirou grinste ihn an. „Ich konnte es nicht mehr erwarten“, antwortete der Rotschopf und wurde in die Wohnung gelassen. Seine Schuhe zog er brav aus und stellte sie hin, ehe er Bakugou ins Wohnzimmer folgte, wobei aus der Küche bereits ein herrlicher Duft kam.   Der Rothaarige freute sich darauf Zeit mit dem Anderen zu verbringen und versuchte den bitteren Gedanken zu vertreiben. Er war wirklich hoffnungslos verknallt. Er war sogar bereit nicht weiter über dieses Thema zu reden, weil er die Nähe des Blonden nicht verlieren wollte. Daher versuchte er, diese Gedanken und Fragen erst einmal wieder tief in seinem Hinterkopf zu verbergen. Eijirou versuchte sich lieber auf den Blonden zu konzentrieren, der gerade den letzten Rest seiner Zigarette ausdämpfte.   Die beiden Männer unterhielten sich etwas, beziehungsweise führten sie gerade über eine Band eine äußerst hitzige Diskussion, wobei Bakugou einen Einwurf machte, der Eijirou erstaunte. „Wow. Touche, Bro. Du hast eindeutig einen guten Punkt genannt“, sagte er und Bakugo blies den Rauch seiner Zigarette aus. „Eine Diskussion ist nichts anderes als ein Boxkampf. Nur, dass man Worte benutzt statt Fäusten und, wenn man seine Worte geschickt einsetzt, geht der andere Beteiligte „K.O.“, da ihm die Argumente ausgehen“, erklärte der Blonde unbeeindruckt und Eijirou war überrascht. „Du kennst dich mit Boxen aus? Oder war das jetzt einfach nur überspielt gemeint?“ „Nein, das war nicht überspielt gemeint. Ich hab von Boxen Ahnung. Als ich ein kleiner Stöpsel war, hatten meine Eltern mich in einen Verein geschickt. Ich sollte dort meine Aggressionen ausleben.“ Während Bakugou sprach, klang er richtig genervt, ehe er seufzte. „Wie auch immer. Es beruhigt mich auf einen Sandsack einzuprügeln und manche Dinge verlernt man nicht“ Er rieb sich über den Nacken und nahm erneut einen Zug seiner Zigarette.   „Sag mal, Baku-Bro“, fing Eijirou an, eine neue Chance, auf mehr gemeinsame Zeit witternd. „Könntest du mir dann nicht zeigen, wie das funktioniert?“, fragte Eijirou direkt und grinste breiter. „Ich meine, ich bin ja selbst sehr sportlich und lerne gerne neue Dinge dazu“, fügte er hinzu, als Bakugou ihn so schwer deutbar ansah. „Und du kennst dich doch aus, also könntest du mir was beibringen.“ „Was auch immer“, meinte der Blonde und ließ Eijirou noch breiter grinsen. Das war kein Nein und somit freute sich Eijirou schon darauf mal einen der unbekannten Räume zu sehen(1). Seine Laune hob sich, vor allem, als sein Rinderragout endlich fertig war und er mit Bakugou in der Küche saß und genüsslich aß. Dieses Ragout war wirklich unglaublich gut und es übertraf das seiner Mutter sogar. Er schluckte seinen Bissen runter und blickte Bakugou an. „Du hast echt nicht übertrieben! Dein Ragout ist genial“, meinte er grinsend und Bakugou schnaufte leicht. „Natürlich, was dachtest du denn?“ Der Rotschopf verkniff sich den Kommentar und aß lieber seine Portion auf.   Nach dem Essen half der Rothaarige beim Abwasch, ehe er Bakugou betrachtete, der in eines der Zimmer ging und mit Binden rauskam. „Mitkommen“, meinte er nur und öffnete die Tür zu dem Trainingszimmer, einen grinsenden Eijirou hinter sich. Der Rotschopf staunte nicht schlecht, als er die Gerätschaften sah. Natürlich, in einem Studio wären mehr, aber für den Heimbedarf war das hier mehr als genug…außerdem waren solche Geräte schweineteuer, wie er aus eigener Recherche erfahren hatte. Der Blonde warf ihm ein paar Binden hin und wickelte sich selbst die Handgelenke und Hände ein und der Rothaarige tat es ihm gleich. Irgendwie, konnte er es kaum erwarten von Bakugou etwas gezeigt zu bekommen und lauschte dessen Erklärungen interessiert, ehe er dessen Trockenübungen nachmachte. So kompliziert, wie er dachte, war das wohl nicht und er hatte ja sowieso nicht vor professionell zu werden. Er wollte einfach einen Vorwand, um mit dem Blonden Zeit zu verbringen. ----------------------------------------------------------- Wieder war die Zeit verstrichen und Eijirous Geburtstag stand an. Der Rothaarige hatte mit seinen Freunden bereits am Wochenende gefeiert gehabt, da sein eigentlicher Geburtstag auf einen Wochentag fiel. Er hatte Bakugou zwar eingeladen, doch der Blonde hatte sich nicht blicken lassen. Eijirou hatte sich nicht anmerken lassen, wie sehr ihn das doch enttäuscht hatte. Immerhin war gerade der Blonde für ihn wichtig. Tetsu hatte nur gemeint, dass es doch nur gut wäre, wenn der Muffel nicht da wäre, was mit einem Schlag in den Magen seiner Freundin quittiert wurde. Allgemein hatten sie wirklich versucht ihm gut zu zureden und dafür zu sorgen, dass seine Stimmung nicht ganz so betrübt war. Doch auch die schönen Geschenke und die amüsanten Spiele, die sie spontan aus dem Ärmel zogen, waren nicht wirklich eine Aufheiterung, auch wenn Eijirou sich nicht zu sehr anmerken ließ, dass er doch traurig war. Das war wohl die Schattenseite dieser Geschichte: Wenn man verliebt war, sehnte man sich nun einmal nach der anderen Person und wollte Zeit mir ihr verbringen. Mittlerweile hatte Eijirou sich selbst eingestanden, dass er nicht nur „verknallt“ war, sondern, dass es ihn wirklich, sehr schwer, erwischt hatte. Er dachte sehr oft an den Blonden und textete ihn zu und es war schwer für seine Freunde ihn wirklich abzulenken.   Er hatte den Abend mit den anderen genossen, das stand außer Frage, doch wann immer Itsuka und Tetsu zusammen gesehen hatte, wurde ihm wieder bewusst, dass sein eigener Schwarm nicht anwesend war. Er seufzte schwer. Gerade lag er auf seinem Bett und tippte etwas an seinem Smartphone herum. Denki sendete ihm irgendwelche absurden Memes, über die der Rothaarige sich amüsierte. Es lenkte ihn ein wenig ab und dafür war er seinem besten Freund dankbar. Dieser hatte schon immer ein Händchen dafür gehabt, ihn aufzumuntern, wenn es notwendig war. Er seufzte leicht, als sein Kumpel sich abmeldete, weil er sich herrichten wollte, da er noch was erledigen wollte. Sicherlich hatte er ein Date mit Kyoka und wollte ihm das nicht unter die Nase binden. Grummelnd drehte der Rothaarige sich auf seinen Rücken und starrte an die Decke. Dabei versuchte er, an nichts zu denken. Vor allem nicht an einen gewissen Blondhaarigen Nachbarn, der nur wenige Meter von ihm entfernt, zum Greifen nahe und doch so fern, war…Eijirou schloss ergeben die Augen und döste ein wenig vor sich hin.   Bis zu jenem Augenblick, als es an seiner Tür klopfte. Der junge Mann war verwirrt, da er nicht damit gerechnet hatte, dass jemand bei ihm antanzte. Ob das Denki war? Nein, der hatte doch geschrieben, dass er es sich in der Wanne gemütlich machte. Eijirou öffnete die Tür, nur um Bakugou vor dieser zu sehen. Völlig überrascht, blickte er diesen an und legte den Kopf schief, ehe er heiter grinste. „Yo, Bro, was geht?“, fragte er und Bakugo schnalzte mit seiner Zunge, ehe er sich selbst hereinbat und die Schuhe auszog. Den Blonden zu sehen, das war für ihn, wie für Bakugo seine heiß geliebten Kippen. Sein Herz machte Luftsprünge. Eijirou lächelte, doch er spürte, wie nervös er wurde. Das war das erste Mal, dass der Andere in seiner Wohnung war. „Sorry, es sieht hier aus wie auf dem Schlachtfeld. Ich hab nicht damit gerechnet, dass du vorbei kommst“, sagte er und bekam nur einen gelangweilten Blick. „Was auch immer“, sagte er und ließ sich von dem Rotschopf das Wohnzimmer zeigen.   Dieses war, ganz anders als Bakugous, in einem feinen Apricot gehalten. Eine gemütliche Couch, sowie zwei einladende Stühle standen um den runden Eichentisch. An der Wand gegenüber war ein Flachbildschirm an eben jene montiert. Darunter war ein Kästchen mit vielen Konsolen und Spielen. Ansonsten waren in diesem Raum noch Teppiche am Boden und einige Regale. Eines mit ein paar Büchern, das andere mit CDs, Zeitschriften und Fotos seiner Lieblingsband. Eijirou kratzte sich leicht an der Wange. Er mochte diese warmen Farbtöne sehr gerne, aber er hatte keine Ahnung, ob Bakugou das zu „bunt“ wäre.   Der Blonde blickte sich um, ehe er sich zu Eijirou drehte. „Und ich dachte schon, du lebst in einer Bruchbude“, meinte er und konnte sich ein provokantes Lächeln nicht verkneifen, was den Rothaarigen grinsen ließ. „Nein, so schlimm ist es noch nicht“, sagte er und ließ Bakugou Platz nehmen, ehe er durch die Tür in die Küche huschte und seinem Gast etwas zu Trinken holte. „Also“, fing er an, während er auf der Couch neben dem Anderen Platz nahm. „Was führt dich in meine bescheidene Wohnung?“ Eijirou würde lügen, wenn er sagen würde, dass er nicht platzte. Er war so gespannt, dass es ihm viel zu lange dauerte, bis Bakugou endlich seine Lippen öffnete und zu sprechen anfing. „Ganz ehrlich? Ich frage mich, ob du dieses Wochenende den letzten Rest deines Hirns weggesoffen hast“, meinte der Blonde und schnalzte mit der Zunge. „Warum sonst, solltest du so eine dämliche Frage stellen, Shit-Hair?“   Eijirou sah seinen Kumpel verwirrt an, ehe er etwas gegen die Stirn geschmissen bekam. „Ouch!“, rief er aus und betrachtete sich die Schachtel, welche auf seinem Schoß gelandet war. „Was ist das?“, wollte er wissen und nahm die Schachtel in die Hand, nur um es als Geschenk zu erkennen. „Hast du heute nicht Geburtstag, Shit-Hair?“, fragte der Blonde genervt und blickte nicht in die Richtung des Jüngeren. Eijirou klappte der Mund auf. Und er hatte wirklich gedacht, dass Bakugou auf ihn vergessen hatte oder einfach nicht daran interessiert war. Kurz fühlte er sich schuldig, weil er so wenig Vertrauen in ihre Freundschaft gehabt hatte. „Woah, danke, Mann!“, rief er begeistert und Bakugou schnalzte mit der Zunge, ehe er ein „Was auch immer“ murmelte. ----------------------------------------------------------- Warum genau er sich auf den Weg gemacht und dem Rothaarigen was besorgt hatte, war Katsuki selbst nicht so ganz klar. Er tat es daher einfach als eine Laune ab, die ihn überkommen war. Zumindest wollte er das als Laune abtun. Vielleicht lag es auch daran, dass er Kirishima als Freund ansah und man Freunden bekanntlich zum Geburtstag eine Kleinigkeit schenkte. Vielleicht lag es auch daran, dass er zu gerne sehen wollte, wie sich der Rotfuchs freute, dass er etwas geschenkt bekam und diese rubinroten Augen wieder, wie die eines Welpen glitzerten. Aber nur vielleicht. Der Blonde hatte die Einladung bewusst abgelehnt. Ersten wollte er nicht unnötig mit dem beschissenen Anhang des Rothaarigen zu tun haben, die waren ihm zu anstrengend, und zweitens wollte er ihm zu seinem Geburtstag gratulieren und nicht vorher oder nachher. Das war nun einmal seine Art. Zudem kam, dass die Beschaffung des Geschenks doch einige Zeit in Anspruch genommen hatte und Katsuki sich die Blöße sicher nicht gegeben hätte, da ohne ein Geschenk aufzutauchen. Er lehnte sich etwas zurück und wartet darauf, dass Kirishima endlich sein Paket aufmachte. Es hatte immerhin gedauert das zu bekommen und wehe der Kerl freute sich nicht darüber. Dann gäb es gewaltigen Ärger. Katsuki betrachtete, wie Kirishima endlich das Paket aufmachte. Der Rothaarige musste einige Male blinzeln, ehe er sich die Augen rieb und diese immer größer wurden.   Er holte die dünne Hülle heraus und blickte sie ehrfürchtig an, ehe seine Rubine zu Katsuki wanderten. Der Mund war ihm aufgeklappt und er wirkte, als würde er jeden Moment losheulen. „Bro…das…“, fing er an, wurde von Katsuki unterbrochen. „Du bist noch nicht fertig mit auspacken, also heul später, Shit-Hair“, meinte er und Kirishima warf noch einen Blick in das Päckchen, nur um eine kleine Kartusche herauszuholen. Verwirrt blickte er Katsuki an, seine Wangen einen leichten Rotton annehmen, ehe er neckend grinste. „Also wirklich, Bro. Dass du so denkst“, scherzte Kirishima und Katsuki verdrehte nur die Augen. Volltrottel. „Nicht, was du denkst, Shit-Hair.“ Nun war der Rothaarige richtig neugierig und öffnete die Kartusche und seine Augen nahmen die Größe von Suppentellern an. „Wie, was?“ Katsuki konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Kontakte.“ Es schien Kirishima ja zu gefallen. Zumindest, wenn er diese feuchten Hundeaugen sah. „Heul nicht rum, Shit-Hai-uff“ Katsuki konnte gar nicht schnell schauen, da hatte der Rothaarige sich an ihn geschmissen und umarmte ihn. „Danke, Alter“, rief er und konnte seine Freude gar nicht richtig im Zaun halten.   „Woher weißt du, dass ich die mag?“, wollte Kirishima wissen, ehe er von Katsuki abließ und sich wieder hinsetzte. „Du hattest mir ein verdammtes Ohr abgekaut“, schnaufte der Blonde. Dieser hatte ihm eines der ersten Alben seiner absoluten Lieblingsband besorgt und das nicht genug. In der kleinen Kartusche war ein originales Plektrum (2) des Gitarristen. Der Rothaarige schien gerade vor Freude zu platzen und legte die Sachen fein säuberlich auf den Tisch. „Die kommen nachher in meinen Musikkasten“, sagte er und zeigte auf jenen. Dort waren sämtliche Alben seiner Lieblingsband untergebracht. Viele mit Unterschriften der Band. Katsuki konnte dieses extreme Sammeln nicht ganz nachvollziehen, aber solange der Rothaarige sich nicht über sein Geschenk beschwerte, war es auch egal. Innerlich fragte er sich ja immer wieder, warum er sich überhaupt so dermaßen um Shit-Hair scherte. Und warum, verdammt nochmal, freute er sich über die Reaktion des Anderen? Dieser war doch anfänglich auch nur ein nerviger Nachbar und mehr nicht. Er hatte ihn nicht einmal bemerkt gehabt und dann plötzlich war er überall aufgetaucht.   Wann hatte es eigentlich angefangen, dass sie Freunde waren? Katsuki wusste es nicht mehr, doch er konnte sich selbst nichts vormachen. Er hatte den Rotschopf bereits akzeptiert und zählte ihn als Freund. Es lag vielleicht, aber auch nur vielleicht, daran, dass er Kirishima gar nicht so anstrengend fand, wie er anfangs glaubte. Dieser konnte zwar eine Nervensäge sein, doch er akzeptierte gewisse Grenzen. Zudem musste er sich nicht permanent erklären, wenn er etwas sagte. Katsuki war sich sicher, dass dem Rotschopf einiges auf der Zunge brannte, vor allem, nach dem er ihn bei der Tat beobachtete, doch er fragte nicht. Er ließ es unangetastet, hielt sich an ihre Abmachung und das war gut so. Katsuki sprach nämlich nicht gerne darüber. Es weckte zudem nur schlechte Erinnerungen. Kurz schüttelte er seinen Kopf, um nicht zu sehr daran zu denken. Er hasste es, wenn seine Gedanken zurück zu diesem Ort, zu diesen Leuten wanderten. Also erhob er sich wieder und blickte den Rothaarigen an. „Beweg dich, Shit-Hair“, forderte er und erntete einen fragenden Blick. „Ist es nun dein verfickter Geburtstag oder meiner?“, fragte er barsch nach, was wiederrum ein Grinsen auf Kirishimas Gesicht lockte. „Auch, wenn ich nicht weiß, was du vorhast, Mann“, sagte er und erhob sich selbst von der Couch.   „Ich habe Hunger und werde mir deinen Fraß sicher nicht antun.“ War das denn nicht offensichtlich? Katsuki verdrehte die Augen etwas, ehe er sich aus dem Raum bewegte. „Whoa, gib mir wenigstens einen Augenblick, damit ich mich umziehen kann, Mann“, hörte er den Rothaarigen rufen, ehe dieser auch schon aus dem Wohnzimmer in sein eigenes Zimmer polterte und man hören konnte, wie die Schranktür aufgerissen wurde. Es dauerte nicht lange, da kam der Rothaarige umgezogen aus dem Zimmer und grinste Katsuki, gut gelaunt, an. „Wie kann man nur permanent so am Grinsen sein…“, murmelte der Blonde mehr zu sich, als er die Schuhe wieder anzog und aus der Wohnung ging, gefolgt von dem Rothaarigen. „Wohin gehen wir eigentlich?“, fragte dieser, während Katsuki sich eine Zigarette anmachte. „Wirst du schon sehen“, war alles, was der Blonde preisgab, während er Kirishima aus dem Haus führte. ----------------------------------------------------------- Eijirou betrachtete sich gerade im Spiegel, um zu sehen, ob seine Haare so passten, wie sie gerichtet waren. Seit seinem Geburtstag war wieder eine Woche vergangen und langsam wurde es kalt draußen. Eijirou hatte sich mit Bakugo heute wieder zum Training vereinbart. Immerhin war er zweimal die Woche die bei dem Blonden und ließ sich von ihm beibringen, wie man boxt. Eigentlich war es für Eijirou mehr ein Vorwand um mehr Zeit mit dem Älteren zu verbringen, ohne dabei wie ein kleiner Stalker zu wirken. Eijirou hatte sich also in seine typische Trainingsmontur geschmissen und klopfte bald schon bei seinem Nachbarn an der Tür, der ihm auch öffnete. „Du bist spät dran, Shitty-Hair“, wurde er auch gleich begrüßt und Eijirou kratzte sich am Hinterkopf. „Sorry, Mann“, lachte er und trat ein. „Ich hab etwas die Zeit vergessen, als ich die letzten Übungen im Kopf nochmal durch bin“, erklärte er grinsend und sah, wie Katsuki genervt die Augen verdrehte und in das Trainingszimmer ging.   Eijirou kam nicht darum herum festzustellen, dass der Blonde wieder äußerst attraktiv aussah. Mal ehrlich. Er sollte ein Verbot erhalten, Tank-Tops zu tragen. Der Rothaarige konnte gar nicht anders, als seine rubinroten Tiefen über die wohltrainierten Oberarme gleiten zu lassen und wieder blieb er an dem Tattoo hängen. Eijirou erinnerte sich an die erste Faszination. Wie die schwarzen Muster den Arm entlanggingen und die Muskeln umschmeichelten. „Was treibst du da hinten?“, riss ihn Bakugos genervte Frage aus seinen Beobachtungen und der Rothaarige beeilte sich, ihm zu folgen. „Bin schon da“, sagte er und betrat nun auch den Raum. „Also, Shit-Hair, fangen wir noch einmal mit den Grundübungen an…“, fing Bakugou die Trainingseinheit an.   Es dauerte nicht lange, da waren beide ziemlich verschwitzt und atmeten schwerer, da Eijirou es nicht lassen konnte: Er MUSSTE Bakugo einfach einmal herausfordern. Allerdings war das, was er hier abzog nichts, was man Boxen nennen konnte. Vielmehr war ihr kleiner Wettstreit in eine Rangelei ausgeartet und nun versuchten sie, sich gegenseitig zu Boden zu bringen. „Das ist aber kein Boxkampf, Bro“, brachte der Rothaarige zwischenzeitlich keuchend hervor und wurde von Bakugo giftig angesehen. „Ich kann dir ja auch die scheiß Zähne aus der Fresse schlagen, Shit-Hair“, knurrte er und erntete ein leises Lachen des Rothaarigen. „Lieber nicht, die brauche ich noch.“   Seine kleine Unterhaltung mit Bakugou hatte allerdings zur Folge, dass er selbst abgelenkter war und natürlich nutzte der Blonde seine Chance und warf den Jüngeren zu Boden. Eijirou ächzte leicht, als er hart mit dem Rücken aufkam und Bakugou triumphierend über ihm war. Die Brust schnell hebend und senkend durch den Mangel an Sauerstoff und feine Schweißperlen, die über sein Gesicht liefen. Eijirou hielt kurz den Atem an, um dieses Bild in sich aufzusaugen. „Du bist so dermaßen scheiße, Shit-Hair. Du wirst Jahrtausende brauchen, um an mich ran zu kommen“, meinte er provokant und Eijirou musste grinsen. „Das ist gar nicht sie viel, wie du glaubst“, sagte er und lehnte sich auf seine Unterarme, um Bakugou besser ins Gesicht sehen zu können.   Dieser blickte ihn schweigend an und verweilte noch immer in der Pose, die er eingenommen hatte. Halb über ihm, ein Bein mit dem Knie auf dem Boden, das andere Bein angewinkelt über dem Rothaarigen. Eijirou kam nicht drum herum den Anderen weiter anzusehen. „Habe ich was im Gesicht, Shit-Hair?“, hörte er die Stimme des Älteren und spürte wieder dieses Kribbeln im Bauch. Er versuchte Ruhe zu bewahren und überspielte die aufkommende Nervosität mit einem frechen Grinsen. „Ja“, antwortete er daher. „Eine Nase, Augen und einen Mund erkenne ich auch“, zählte er auf und sein Grinsen wurde breiter, als Bakugou ihn für einen Moment komplett verwirrt ansah. Selbst die seine triumphale Haltung verschwand und Bakugou ließ die Arme etwas hängen, während er diesen, äußerst verwirrten Ausdruck im Gesicht hatte.   //Heilige Scheiße…er sieht süß aus, wenn er so verwirrt ist//, schoss es dem Rothaarigen durch den Kopf und spürte die Wärme in seine Wangen steigen. „Jesus, du kannst ja sogar süß aussehen“, rutschte es ihm dann doch noch aus dem Mund und er schlug erschrocken die Hand vor seinen Mund und blickte gebannt zu Bakugou, dessen Gesichtsausdruck von verwirrt, zu irritiert und schließlich wütend wechselte. „Wie bitte?“, brüllte er und packte Eijirou am Kragen und zog ihn enger zu sich, um ihm fest in die Augen sehen zu können. „Hast du mich gerade allen Ernstes mit diesem Adjektiv versehen?“, wollte er wissen und Eijirou konnte sehen, wie sein rechtes Auge zuckte. Am liebsten hätte er noch einmal bestätigt, dass es süß war, doch der Rotschopf fürchtete um seine Gesundheit, darum schwieg er lieber. Eijirou hatte über die Zeit schnell gelernt, das Gesicht des Blonden zu lesen und zu erkennen, wenn er den Bogen überspannte. „Wha…Sorry, Bro! Das war nicht so gemeint, wie du denkst“, versuchte er sich aus der Lage zu reden und gestikulierte wild mit den Armen.   „Halt die Fresse“, hörte er den Blonden knurren, der ihn noch etwas enger zog. „Noch einmal so eine Bemerkung und ich zeige dir, wie ‚süß‘ ich bin, wenn ich Pudding aus deiner Visage mache“, drohte er und Eijirou schluckte leicht. Er hatte nicht vergessen, wie skrupellos Bakugou, den Kerl abgeknallt hatte und spürte die kalte Gänsehaut seinen Körper entlang laufen. Seine Augen waren vor Schreck geweitet und etwas Farbe war auch aus seinem Gesicht gewichen. Er wurde von einem Laut aus seiner Starre gerissen, den er noch nie gehört hatte. Verwirrt blinzelte der Rothaarige, ehe er zu Bakugo sah, der sich etwas entfernt hatte und…lachte? Tatsächlich hatte sich der Blonde zurückgelehnt und saß auf dem Boden und lachte. „Scheiße, dein Gesicht gerade…ein Gedicht, Shit-Hair“, sagte er zwischen den Lachern und schlug sich mit der Faust auf den Oberschenkel.   Eijirou war fasziniert von dem Ton, der seine Ohren erreichte und spürte, wie das Blut in seine Wangen schoss. Er hatte Bakugou zwar schon öfter grinsen gesehen und ähnliche Dinge, aber ein ehrliches Lachen…das war noch nie zu ihm vorgedrungen und er konnte spüren, wie sein Herz schneller schlug. Seine Gedanken kreisten und zu gerne würde er diesen Laut noch viel, viel öfter hören. „W…Was?“, fragte er verwirrt nach und Bakugou schnappte nach Luft, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte und Eijirou fies angrinste. „Rache ist bekanntlich zuckersüß. Vor allem, wenn sie unerwartet kommt, Shit-Hair“, wurde Eijirou aufgeklärt und starrte Bakugou an.   „Boha, wie mies!“, rief er, doch wütend konnte er nicht sein. Wenn dafür so einen seltenen, und wunderschönen, Anblick bekam, würde er das noch einmal provozieren. Der Rothaarige hatte sich wieder aufgerichtet, ebenso wie der Blonde. „Ich will eine Revange!“, rief er und zeigte auf den Blonden. „Und dieses Mal werde ich dich zu Boden zwingen“, fügte er hinzu, ehe die Beiden wieder in Kampfstellung gingen. „Dann komm her und lass dich eines Besseren belehren, Shit-Hair!“ ----------------------------------------------------------- Eine Stunde und zehn weitere Runden des Ringens später, lag Eijirou zum elften Mal auf seinem Rücken, Bakugou über ihm. Beide atmeten schwer, rangen regelrecht nach Luft und waren so verschwitzt, dass ihre Haut bereits im Licht des Raumes leicht glänzte. Zudem klebte ihre Kleidung bereits an ihren Körpern, da sie leicht durchnässt war und die Luft im Raum war stickig, doch das störte die beiden Männer im Augenblick nicht.   Katsuki war immer noch über dem Rothaarigen und grinste ihn zufrieden an. „Das wäre dann Nummer Elf, Shit-Hair. Gib endlich auf, du brauchst noch immer Jahrhunderte, um an mich heran zu kommen(3)“, sagte er und Kirishima grinste ihn breit an. „Vor einer Stunde waren es noch Jahrtausende. Ich finde, ich mache gute Fortschritte“, antwortete der Rothaarige frech und schaffte es wieder, den Blonden in stummes Erstaunen zu versetzen. Aus dieser Kackfrisur wurde er nicht schlau.   Dessen gesamtes Verhalten ihm gegenüber war Katsuki unbekannt, da man sich früher eher darum bemühte hatte, ihm die Schuhe zu lecken, in der Hoffnung, Vorteile zu erzielen. Kirishima hingegen gab einen Scheiß auf solche Dinge. Er hatte es ja sogar gewagt, ihn „süß“ zu nennen. Er hatte mittlerweile gar keine Zweifel mehr daran, dass Kirishima mit ihm abhing, weil er ihn, Katsuki, einfach mochte und nicht, weil er hoffte, dass Blonde ihm irgendwelche Vorteile verschaffte. Eine Tatsache, die ihm unbekannt, aber nicht unangenehm war. Noch immer rangen sie nach Luft, wobei Katsuki merkte, dass er langsam wieder zu Atem kam. Trotzdem war er überrascht, wie ausdauernd der Kleinere war und Katsuki betrachtete sich diesen noch einmal genauer. So gesehen, hatte er das bislang noch gar nicht wirklich oft getan. Er hatte wohl hin und wieder seine Gedanken an den Rothaarigen gehabt, aber nie wirklich so intensiv, wie jetzt, als Eijirou hier unter ihm lag und nach Luft rang. Meist dachte er ja auch von ihm, als wäre er eher ein nerviges Anhängsel, aber hier und jetzt, hatte er sich als verdammt ebenbürtiger Gegner herausgestellt und Scheiße, er sah ziemlich verführerisch aus, wie er so dalag mit den Haaren verstrubbelt, einige Strähnen des Ponys im Gesicht, während der Rest noch abstand, die Wangen von der Hitze gerötet, die Haut feucht und glänzend.   Warum, verdammt noch einmal, starrte er ihn jetzt so intensiv an? //Ich brauche eine Kippe…//, schoss es ihm durch den Kopf. Ganz klar. Das musste an dem Nikotinentzug liegen. Und obwohl er sich dies einredete, setzte er sich nicht in Bewegung, um dem angeblichen Grund zu beseitigen. Wenn er nämlich ganz ehrlich mit sich selbst war, genoss er das hier gerade zu sehr. Der Anblick, den der Rothaarige ihm bot, war äußerst verlockend und Katsuki hörte das Blut in den Ohren rauschen, während seine Augen, die rubinroten des Jüngeren suchten. Ihre Blicke trafen sich und beide Männer schwiegen in jenem Augenblick. Um sie herum baute sich eine, bislang nie dagewesene, Atmosphäre auf. Es schien, als wäre die Luft unter Strom, während sie in den Augen des jeweils anderen versanken und gar nicht wirklich realisierten, wie sie sich näherkamen. Zwischen ihren Lippen waren nur noch wenige Zentimeter Abstand, es passte nur ein Blatt dazwischen und Katsuki konnte den warmen Atem auf seinen Lippen spüren. Wie an jenem Abend, als Kirishima so angetrunken war. Doch dieses Mal machte er keine Anstalten zurückzuweichen. Vielmehr blickte er dem Rothaarigen tiefer in die Augen, während seine eigenen halb geschlossen waren.   Im nächsten Moment konnte er die weichen Lippen des Jüngeren auf sich spüren, die ihn sanft, fast schon schüchtern berührten und Katsuki war überrascht, dass Kirishima die Initiative ergriffen hatte, schloss allerdings seine karminroten Tiefen und erwiderte dessen Kuss mit deutlich mehr Druck. Die Spannung um sie herum stieg an und in ihnen entflammte eine Hitze. Als Katsuki sich von dem Rothaarigen löste, blickte dieser ihn mit einer Mischung aus Verlegenheit und Sehnsucht an. „Scheiße, sieh mich nicht so an…“, raunte er und presste seine Lippen wieder auf die des Anderen und drückte diesen zurück auf den Boden. Katsuki war leicht über Kirishima gebeugt und forderte diesen zu einem intensiven Zungenkuss auf. Zu seiner Zufriedenheit, ging der Andere drauf ein und seufzte leicht in den Kuss.   Katsuki ließ seine Hand über die Seiten des Jüngeren wandern und griff unter dessen Shirt, um die verschwitzte Haut zu streicheln, während seine Lippen sich am Hals zu schaffen machten und er den salzigen Schweiß von der Haut leckte. Die Geräusche, die der Andere von sich gab, waren äußerst anregend und Katsuki spürte, wie das Blut durch seinen Körper in die Region seiner Lenden wanderte. ----------------------------------------------------------- Eijirou selbst spürte eine Gänsehaut in sich aufsteigen und biss sich auf die Unterlippe, als Bakugou anfing, seinen Hals zu liebkosen. Dabei blendete er langsam aus, wo sie waren und drohte für den anderen Mann zu fallen. Er war so kurz davor die Beherrschung zu verlieren und schmiegte seinen Körper an den des Blonden. Dessen Hand wanderte gerade über den trainierten Bauch des Rothaarigen und strich den Hosenbund entlang und zog ein wenig daran. Eijirou keuchte wieder leise auf und spürte diese Hitze in seinem Körper hochsteigen und in seinen Lenden sammelte sich eine unglaubliche Menge davon. Er spürte die Erregung in sich aufsteigen und, wenn er da richtig spürte, war er nicht alleine damit.   Zu deutlich konnte er die aufkommende Härte des Blonden spüren, die gegen seinen Oberschenkel rieb, während Bakugou ein Bein zwischen die des Rothaarigen schob und diesen dort rieb. Eijirou keuchte wieder auf und war verführt sich an das Bein des Blonden zu schmiegen, doch, als dieser mit der Hand in seinen Hosenbund fuhr, und der Blonde ihm über den Hintern strich und diesen knetete, zuckte der Rothaarige zusammen, als hätte man ihn mit kaltem Wasser überschüttet. Er drückte Bakugou von sich weg und blickte ihn aus erregt, aber auch unsicher, schimmernden Augen an. „N…Nicht…“, keuchte er atemlos und spürte den verwirrten und ziemlich genervten Blick des Blonden auf sich ruhen und schluckte leicht. „Ich…ich will das nicht…N…Nicht so…“, brachte er schwer atmen heraus und schaffte es sich schwer atmend von auf die Beine zu stellen, ehe mit eiligen Schritten aus dem Raum und der Wohnung des Blonden stürmte, um in seine eigene Wohnung zu rennen. Den Verwirrten Blonden ignorierte er dabei absolut. In seinem eigenen Heim angekommen, lehnte er schwer atmend an der Tür und rutschte diese hinab. //Was ist hier gerade passiert?// Sein Kopf versuchte das Geschehene zu verarbeiten, während sein Herz in doppelter Geschwindigkeit gegen seine Brust hämmerte. Seine Atmung war immer noch beschleunigt, die Augen vor Lust verhangen und sein Schritt schmerze, aufgrund der Erektion, die er hatte.   Mühsam richtete sich der Rothaarige auf und ging in das Bad. Dort schälte er sich aus der Kleidung und stellte sich unter die Dusche. Kurz überlegte er, ob er sich eiskalt abduschen sollte, entschied sich dann aber dagegen und ließ das warme Wasser über seinen Körper prasseln, während ihm die Erinnerungen der letzten Momente wieder durch den Kopf gingen. Er hatte es getan…er hatte Bakugou geküsst und noch viel wichtiger: Bakugou hatte seinen Kuss erwidert…und zwar noch viel leidenschaftlicher, als Eijirou sich das je erträumt hätte. Liebes trunken fuhr er sich über die Lippen. Niemals hätte er erwartet, dass der andere so gut küssen konnte. Er spürte die Hitze wieder neu aufflammen und schloss ergeben die Augen. Warum hatte er ihn nicht von sich gestoßen? Warum wirkte der Blonde so unzufrieden, als Eijirou den Rückzieher gemacht hatte? Warum verdammt nochmal, brannte sein Körper immer noch vor Lust und wieso, wieso hatte er das gesagt? //“Nicht so“…was wird er sich nur von mir denken?// Das durfte doch nicht wahr sein! Er schauderte wieder, als ihm der Blick der karminroten Tiefen in den Sinn kam. Dieser Blick, mit dem Katsuki ihn angesehen hatte. Aber Eijirou war einfach nur ehrlich gewesen. Er wollte das nicht…nicht so. Er wollte keinen Sex, ohne Gefühle. Nicht mit ihm. //Scheiße…// Leise seufzend ließ er die Hand über seinen Bauch in tiefere Regionen wandern und ein erleichternder Laut drang von seinen Lippen, als er sich selbst berührte, um sich von dieser Lust zu erlösen.  Kapitel 5: This fire in me -------------------------- Kapitel 5 Eijirou lag auf dem Bett, die Hand über den Augen und schwer seufzend. Er war fertig mit den Nerven. Seit jenem Vorfall vor einer Woche, versuchte er Bakugou, so gut es ging, aus dem Weg zu gehen. Der Grund war nicht, weil er ihm nicht unter die Augen treten konnte, sondern die Angst, dass er sich nun endgültig seinen Gefühlen zu stellen hatte: Er war bis über beide Ohren verliebt und er wollte mit diesem Mann zusammen sein. Er wollte ihn küssen, wollte ihn berühren und einfach bei ihm sein. Und da fing das Problem nun erst richtig an. Eijirou konnte kaum mehr richtige Gedanken fassen, wenn Bakugou in seiner Nähe war, seine Gefühle, die er immer runterschluckte, ließen ihn zu einem, wortwörtlichen, Trottel werden.   Letztens hatte er sogar irgendeinen zusammenhangslosen Unsinn gelabert und ist dann natürlich davon gerauscht wie eine Katze, die mit Wasser besprüht wurde. Ihre Fummelei war da nicht einmal der Hauptgrund, sondern vielmehr die Folgen, die daraus resultierten: Seine eigenen Gedanken. Seit Eijirou einfach geflohen war, verfolgte ihn die Szene in seinen Träumen. Sie verfolgten ihn in verschiedenster Form. Manchmal waren sie äußerst anregend und erregend, manchmal allerdings auch so, dass Eijirou morgens wach war und am liebsten heulen würde, da er und Bakugou sich in seinen Träumen ihre Liebe gestanden hatten, das Bett neben ihm aber leer war. Doch da waren, neben seiner Sehnsucht, auch diese Zweifel. Er fürchtete, dass er einfach nur ein Abenteuer für Bakugou war und, dass dieser ihn fallen ließ, wenn er hatte, was er wollte.   Und das Verhalten des Blonden verstärkte seine Zweifel oftmals nur. Er hatte bislang nie Anzeichen gemacht, dass er etwas dieser Art fühlte. //Machen wir uns doch nichts vor…ich habe einfach Angst, dass er mich zurückweist…// Er seufzte ergeben und rollte sich von einer Seite auf die Andere. „Eij?“ Der Rothaarige blickte zu Denki, bei dem er die Nacht Asyl gesucht hatte, in der Hoffnung endlich einmal wieder traumfrei zu schlafen.. „Ich will mich ja nicht in deine Beziehungskiste einmischen, aber…du solltest vielleicht wenigstens mal mit ihm reden“, sagte der Blonde und reichte ihm ein Glas mit Cola. „Ich weiß…genau das ist mein Problem…ich mache mich jedes Mal zum Affen, wenn ich vor ihm stehe und reden will…“, murmelte der Rothaarige und drückte sein Gesicht in das Kissen, ehe er die Cola annahm und davon trank. „Trotzdem…du weißt doch selbst, wie das ist…es zu denken ist immer einfacher, als es wirklich zu tun“, seufzte er und bekam einen verständnisvollen Blick. „Ich weiß aber genau darum kann ich dir auch sagen, dass es nur schlimmer und vor allem schwerer, wird, wenn du es hinauszögerst.“   Der Rothaarige blickte Denki schweigend an und seufzte anschließend schwer. „Tut mir Leid, Denki….“ Der Blonde schüttelte seinen Kopf und lächelte ihn aufmunternd an. „Wenn ich dich davor bewahren kann, so zu enden wie ich: Unglücklich verliebt und andren Mädchen nachgaffend, um deinen Liebeskummer zu vergessen, dann tue ich das gerne“, sagte er und hielt ihm die Faust hin. „Also ran an den gruseligen Nachbarn. Aber vergiss den Knoblauch und das Weihwasser nicht“, forderte er und brachte Eijirou zum Lachen. „Denki, du bist echt ein Idiot“, presste er zwischen den Lachern hervor. Der Blonde schmunzelte nur und ließ sich neben Eijirou ins Bett plumpsen. „Ich hab dich auch lieb“, meinte er und drehte sich auf die Seite. „Ich drück dir alle Daumen und Zehen“, sagte er und Eijirou hielt ihm die Faust hin. „Danke, Bro.“ Sie plauderten noch eine Weile, ehe sie der Schlaf einfing. Zu Eijirous Leidwesen, verfolgte der Aschblonde ihn allerdings wieder in seiner Traumwelt. Wieder waren sie im Trainingsraum und küssten sich, Eijirou unter ihm, die Hände des Anderen an seinen Seiten spürend, leise keuchend. Eijirou gab sich in seinen Träumen nur zu gerne hin, da sie immer gleich endeten. Mit den drei Worten, die sein Herz schneller schlagen ließen: „Ich liebe dich“   Natürlich war der Rothaarige dementsprechend aufgewühlt, als er morgens aufwachte und die Beule in seiner Hose bemerkte. Schwer seufzend hatte er sich ins Bad begeben und dort kurz kalt geduscht, ehe er sich umzog und in die Küche marschierte, wo Denki bereits frühstückte und ihm auch etwas hergerichtet hatte. „Frühstück ist fertig“, sagte der Blonde, doch Eijirou winkte nur ab. „Danke, Mann, aber ich hab keinen Hunger…“ Ergeben seufzte Denki. „Wieder geträumt?“ Ein Nicken war alles, was der Blonde bekam. „Ich werd mich jetzt auch verziehen. Danke, dass ich hier pennen durfte, Bro“, sagte er und hielt Denki die Faust hin. Dieser drückte seine gegen Eijirous und verabschiedete seinen Freund, der sich auf den Weg nach Hause machte. Es half ja doch nichts…er müsste sich dem wohl oder übel stellen.   Allerdings hatte er nicht damit gerechnet sich dem Ganzen so früh stellen zu müssen, denn gerade, als er das Wohnhaus betrat, kam ihm der Blonde entgegen. Eijirou spürte sein Herz bis zum Hals schlagen, die Hitze in seinen Wangen, da er sofort wieder an die Bilder jenes Tages dachte und wirkte wie eine Säule, als Bakugou ihn ansah. Er sagte nichts weiter, blickte ihn nur intensiv an, schien lesen zu wollen, was in dem Rotschopf vorging und das machte Eijirou nervöser. „Y…Yo, Bro“, versuchte er ihn zu grüßen und war erschrocken, wie unsicher er klang. Bakugou war das auch nicht entgangen und er zog eine Braue hoch. Noch bevor Eijirou reagieren konnte, hatte der Blonde ihn am Kragen gepackt und in den Keller gezerrt, wo er ihn gegen die Wand presste, die Hände neben seinem Kopf abgestützt, sodass Eijirou keinen Fluchtweg hatte. Der Rothaarige wurde nervöser, sein Magen drohte zu explodieren und sein Herz schien aus der Brust springen zu wollen, als der Blonde seinen Mund öffnete und ihn ansprach. „Was zum Teufel ist los mit dir, Shit-Hair?“ ----------------------------------------------------------- Katsuki hatte die Tage damit zugebracht, sich Gedanken darüber zu machen, was zwischen ihm und Kirishima passiert war. Sie hatten sich geküsst und wäre es nach ihm gegangen, wäre da noch viel mehr passiert. Warum? Warum war er bereit gewesen, so weit zu gehen? Warum hatte er nicht genug von Kirishima bekommen und warum zu Teufel vermisste er diesen Spinner jetzt auch noch? Er verstand seine eigenen Gefühle nicht ganz. Er merkte nur, wie ihm alles entglitt und er die Kontrolle über seine Gedanken und Gefühle verlor. Eine Tatsache, die ihn ankotzte. Es gab für den Blonden nichts Schlimmeres, als die Kontrolle zu verlieren. Keine Kontrolle zu haben, hieß schwach zu sein…und Katsuki hatte sich geschworen, niemals wieder in seinem Leben schwach zu sein.   Er fuhr sich durch das aschblonde Haar und seufzte schwer. Neben seinen unbekannten Gefühlen war da auch noch das komische Verhalten des Rothaarigen. Dieser schien ihm explizit aus dem Weg gehen zu wollen und schien schwer Worte zu finden, wenn er mal mit ihm sprach. `Nicht so` hallten die Worte des Rothaarigen in seinem Kopf. //Warum ist diese ganze Scheiße jetzt so ausgeartet?// Genervt fuhr er sich über die Augen und fragte sich ehrlich, warum ihn diese Worte so irritieren. War der kleine Scheißer etwa in ihn verknallt? Wie sollte er? Katsuki hatte ihm niemals irgendwie einen Grund gegeben sich zu verlieben und zudem…warum juckte ihn das überhaupt? Warum zog sich sein Magen wieder zusammen, wenn er an diesen gequälten Ausdruck dachte? Katsuki hatte sich sonst auch nie um die Gefühle anderer Menschen geschert und dann tauchte diese Kackfrisur auf und alles änderte sich. Es war ja nicht einmal plötzlich passiert sondern schleichend. Mittlerweile konnte er sich den Rothaarigen gar nicht mehr aus seinem Leben denken und eigentlich wollte er das auch nicht. Zudem kam, dass diese verfickten Träume ihn auch noch verfolgten. Er bekam Kirishimas erregtes Gesicht nicht mehr aus dem Kopf. Es verfolgte ihn und, wenn er ihn nicht so sündhaft ansah, dann blickte er ihn mit seinem ehrlichsten Lächeln und an sagte ihm Dinge wie „Ich liebe dich, Mann“ oder so ne Scheiße. Wieso musste er überhaupt an sowas denken? Er schnaufte unzufrieden. Eigentlich kannte er den Grund doch ganz genau… Fakt war, dass ihm der Rothaarige wichtiger war, als er zugeben wollte und darum machte er sich auch Gedanken über dessen Verhalten, das momentan einfach nur untypisch war. Er wollte ihn zur Rede stellen und zwar sobald, wie möglich.   Das Glück schien ihm auch hold zu sein, denn als Katsuki sich neue Zigaretten kaufen wollte und das Haus verließ, lief er dem Rothaarigen über den weg. Seine Augen wanderten über das Gesicht des Rothaarigen, der erschöpft wirkte. Ob es ihm ähnlich ging? Hatte er sich auch Gedanken über dieses Zusammentreffen gemacht? Katsuki versuchte, aus dem Gesicht des Rothaarigen etwas zu lesen. Dessen aufkommende Röte war schon sehr süß, aber sie ließ Katsukis Verdacht nur fester werden. Vor allem, als dieser auch noch so daher stammelte und Anstalten machte zu gehen. //So nicht, Freundchen!// Mit diesen Gedanken packte er den Rothaarigen und zerrte ihn die Treppen zu den Kellern hinab. Er war nicht scharf darauf, dass irgendein alter Sack auftauchte und sie störte. Bestimmend drückte er Kirishima gegen die Wand und platzierte seine Hände neben dessen Kopf. Er wollte ihm keine Chance zur Flucht bieten. Er würde jetzt Antworten bekommen.   „Was zum Teufel ist los mit dir, Shit-Hair?“, fragte er und merkte, wie Kirishima ihn kurz ansah und dann den Blick abwand. Der Blonde zog auf dieses Verhalten eine Braue hoch, da er merkte, wie der Jüngere nur noch mehr zu glühen schien. Sein Gesicht machte seinen Haaren Konkurrenz. Er schnalzte leicht mit der Zunge und stieß einen genervten Laut aus. Er war einfach nicht gut im Umgang mit solchen Sachen. Zudem kam, dass er immer noch ziemlich aufgewühlt wegen seiner eigenen Gefühle war. „Sag mal, Shit-Hair…kann es sein, dass du in mich verknallt bist?“, fragte er und sah, wie sich Kirishimas Augen erschrocken weiteten. Allerdings wagte er es nicht, den Aschblonden anzusehen. „Wie kommst du auf so eine Idee?“, wollte er wissen, doch Katsuki konnte das Zittern der Stimme zu deutlich hören. //Tch…So nicht, Freundchen!// Er löste eine Hand von der Wand und legte sie an Kirishimas Kinn, zwang ihn so zu ihm zu sehen, doch der Rothaarige ließ den Blick gesenkt. „Sieh mich an“, forderte er und langsam hob der Jüngere den Blick. Dessen Augen hatten einen Ausdruck, den Katsuki so erst einmal gesehen hatte. Er spürte sein eigenes Herz schneller gegen die Brust schlagen, wie an jenem Tag.   Ehe er oder Kirishima sich versahen, hatte er seine Lippen wieder auf denen des Rothaarigen und seufzte leicht. Dieses Gefühl auf seinen Lippen hatte er vermisst. Zu genau hatte er sich daran erinnert und wollte es noch einmal spüren, den Geschmack des Anderen kosten und sich an dessen Anblick erfreuen. Er konnte sich einfach nicht zurückhalten und Kirishima? Der schien erst wie zu einer Salzsäule erstarrt, ehe Katsuki den sanften Gegendruck spürte. Er drückte sich enger an den Rothaarigen, der in den Kuss seufzte und Katsuki nutzte die Chance und ließ seine Zunge in den Mund des anderen gleiten und forderte sein Gegenstück zu einem kleinen Tanz auf. Der Jüngere schmeckte noch besser, als er ihn in Erinnerung hatte und Katsuki löste ihren Kuss nur widerwillig. Dabei behielt er den intensiven Augenkontakt mit dem Anderen bei, der ihn atemlos ansah und leicht schluckte. Verdammt! Er könnte ihn hier und jetzt auffressen, so verführerisch war Kirishima. Dessen sonst so große Klappe war mit einem Mal komplett verschwunden und sein schüchterner Blick war äußerst anregend.   „Ich…“, fing der Rothaarige an, doch das laute Rufen eines Mannes, der fragte, ob irgendwas im Keller wäre, unterbrach die Beiden. Katsuki knurrte entnervt auf, als er die Schritte hörte, die auf dem Weg nach unten waren. „Pass auf, Kirishima“, fing er an und ergriff wieder dessen Kinn. „Ich möchte das zwischen uns geklärt haben und zwar bald“, fuhr er fort, ehe er in seine Hosentasche griff und dem Anderen etwas in die Hand drückte. „Komm heut Abend zu mir und wir werden das klären“, versprach er und raubte ihm noch einmal einen Kuss, ehe er sich von Kirishima löste und die Treppen nach oben verschwand und aus dem Wohnhaus in die kalte Luft ging. Er musste dringend seine Gedanken und Gefühle ordnen, bevor er dem Rothaarigen wieder entgegen trat. ----------------------------------------------------------- Eijirou stand mit zittrigen Beinen da und lehnte sich an die Wand. //Scheiße…// Sein Herz schlug schneller gegen seine Brust, die Wangen brannten wie Feuer und sein Magen kribbelte unaufhörlich. Noch immer hatte er Bakugos Geschmack auf den Lippen und fühlte sich von diesem benebelt.   Es brauchte einige Augenblicke, bis er sich komplett gefangen hatte und erst dann kam der Rotschopf dazu, zu sehen, was Bakugou ihm da in die Hand gedrückt hatte. Es war kalt und aus Metall, soviel hatte er schon vorher mitbekommen und, als er die Faust öffnete, weiteten sich seine Augen. //Ist das…?// Tatsächlich lag in der Handfläche des jungen Mannes ein Schlüssel. Er verwettete seinen Arsch darauf, dass der zu Bakugous Wohnungstür gehörte. ‚Komm heute Abend zu mir und wir werden das klären‘, hallten Bakugous Worte in seinem Kopf und er schloss die Augen. „Das zwischen uns klären…“, murmelte er und wurde aus den Gedanken gerissen, als er ein überraschtes „Oh, Kirishima-san“ hörte.   Erschrocken ließ er den Schlüssel fallen und blickte zu dem alten Mann, der an der Treppe stand. „Entschuldige, mein Junge. Hab ich dich erschreckt?“, fragte er und lachte laut. Der Rotschopf versuchte sich nichts anmerken zu lassen und hob den Schlüssel schnell wieder auf und meinte, dass das ja nichts mache und verabschiedete sich schnell, ehe er die Treppen hoch in seine Wohnung eilte.   Dort lag er eine ganze Weile auf seinem Bett und starrte an die Decke. Was gab es da groß zu klären? Wollte Bakugo unbedingt die Wahrheit hören? Würde er sich dann über ihn lustig machen? Wollte er die Situation von neulich bereinigen? Eijirou wusste es nicht und zerbrach sich seinen Kopf bis in den frühen Abend. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn seufzten und er erhob sich, um langsam zu der Wohnung neben zu gehen. Den Schlüssel hatte er ja bekommen. Vielleicht, wenn Bakugou noch nicht daheim war, dass er auf ihn wartete? ----------------------------------------------------------- Mit weichen Knien betrat er die Wohnung des Blonden. Es war nicht das erste Mal, dass er hier war, doch nun war es aus einer ganz anderen Motivation heraus. Er wollte sich seinen Gefühlen stellen…sie gestehen. Richtig gestehen und er wollte Bakugou mitteilen, was in ihm vorging. Doch je näher er dem Wohnzimmer kam, in welchem er den Älteren vermutete, umso unruhiger wurde er. Die Nervosität drohte sein Herz zum Platzen zu bringen und als er, endlich, das Wohnzimmer betrat, es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, fühlte er sich, als wäre all sein Mut zur Tür hinausgestürmt. Katsuki schien ihn auch schon bemerkt zu haben, denn er drehte sich zu dem Rothaarigen herum und blickte ihn mit einer ungewohnten Ernsthaftigkeit an. „Du bist tatsächlich gekommen“, stellte er fest und Eijirou nickte. „Ich wollte das nicht einfach so stehen lassen“, murmelte er und blickte in die karminroten Tiefen des Blonden. Dieses intensive Rot, das ihn zu verschlingen drohte. Dieser Blick, der durch ihn durch in seine Seele zu blicken schien. Diese Augen, die ihn faszinierten, seit er sie das erste Mal sah. Eijirou merkte, wie er drohte wieder in ihnen zu versinken, wie so oft, wenn sie Augenkontakt hatten. „Was wolltest du nicht so stehen lassen?“ Die Frage des Blonden riss ihn aus seiner kleinen Schwärmerei und sorgte dafür, dass er sich auf das eigentliche Thema fokussieren konnte. „Du meintest diese Frage nicht ernst…aber…ich…“, fing er an und blickte Bakugou an.   „Ich habe Gefühle für dich…und genau das ist mein Problem…ich liebe dich, aber ich weiß so gut wie nichts über dich, weil du dich selbst zu einem Geheimnis machst…“, erzählte er und senkte den Blick. Es war nicht einfach das zu sagen und ihm dabei ins Gesicht zu blicken. Er fühlte sich nackt vor dem Blonden. „Es ist frustrierend. Ich möchte dich so viel fragen, doch ich will dich auch nicht damit bedrängen oder dich zwingen mir etwas zu sagen…ich will nicht, dass du dich abwendest und…“ Eijirou konnte hören, wie Katsuki sich in Bewegung setze und bald schon vor ihm stand. Noch immer sagte der Aschblonde nichts, weswegen Eijirou weiter sprach. „…und das frustriert mich nicht nur…es stimmt mich auch traurig und verunsichert mich…“ Sicherlich kam er wie ein absoluter Vollidiot rüber. Aber er war selbst so überfordert mit seinen Gefühlen. Es war zum ersten Mal wirklich verliebt. Nicht diese kleineren Jugendschwärmereien und dann war der Mann, den er liebte, auch noch so mysteriös und gefährlich.   Eijirou konnte spüren, wie der Blonde seine Finger an das Kinn des Rothaarigen legte und ihn mit sachter, aber bestimmter Gewalt dazu brachte, zu ihm zu sehen. „Dir liegt doch noch mehr auf der Seele. Sprich dich aus“, forderte er auf und seine Stimme hatte einen ungewohnten, ernsten und doch ruhigen Klang. Eijirou fühlte, dass der Blonde sich seine Worte ernsthaft anhörte und nicht als unnötig abtun würde. „Ich…ich habe Angst, dass ich nur ein Zeitvertreib bin und du mich fallen lässt sobald ich dir…sobald wir…“   Weiter konnte Eijirou nicht reden, da Katsuki ihre Lippen zu einem Kuss verschlossen hatte. Es war nicht das erste Mal, dass sich ihre Lippen berührten, doch für Eijirou war es trotzdem jedes einzelne Mal überwältigend, wenn ihre Lippen sich trafen. Genüsslich schloss er seine Augen und erwiderte den Kuss mit einem leisen Seufzen. Als sich ihre Lippen wieder lösten, blickte Eijirou in die Augen des Andren und fühlte die Gänsehaut, die seinen Körper einnahm. Dieser intensive Blick, der so atemraubend war und dennoch einen so unbekannten Schimmer hatte. Er hatte die Augen des Anderen noch nie so gesehen. „Was lässt dich denken, dass ich so ne abgefuckte Scheiße abziehen würde? Würde ich dich bloß flachlegen wollen, hätte ich das bereits getan“, murmelte Katsuki und blickte nun seinerseits weg. War er verlegen? „Ich verschweige dir nicht einfach Dinge, weil ich dir nicht vertraue. Es gibt Punkte in meinem Leben…meiner Vergangenheit, von denen du besser nichts weißt, weil es zu deiner eigenen Sicherheit ist.“ Zu seiner Sicherheit? Eijirou wollte fragen, was er damit meinte, doch er spürte einfach, dass dies der falsche Zeitpunkt war. Dass Bakugou das nicht tat, weil er ihm misstraute, reichte seinem Herz. Nun wollte er sich ganz auf Bakugo konzentrieren, der noch mehr sagen wollte.   „Es ist nicht meine Art offen über so ‘nen Mist wie Gefühle und so ‘nen Scheiß zu sprechen, aber du scheinst es nur auf die Art zu begreifen, kann das schein Shit-Hair?“ Eijirou spürte sein Herz schneller schlagen, da er wirklich nervös wurde. Er hing förmlich an den Lippen des Aschblonden, als dieser zu sprechen begann. „Weißt du, du bist ein furchtbar anstrengender Zeitgenosse. Du quatschst in einer Tour und mischst dich permanent in meine Angelegenheiten ein. Dein Dauergrinsen geht mir manchmal so dermaßen auf den Geist, dass ich dich am liebsten auf den Mond befördern würde“, sprach Bakugou weiter und die Worte ließen Eijirou stocken, doch er konnte gar nicht weiter denken, denn Bakugo sprach weiterhin eindringlich zu ihm.   „ABER…du schaffst es tatsächlich, dass ich mich in deiner Gegenwart entspanne. Du hast schaffst es sogar mich zu verstehen, obwohl ich dir meist nur Beleidigungen an den Kopf werfe und so unangenehm, wie ich anfangs dachte, ist deine Anwesenheit hier auch nicht…ich gebe es ungern zu, aber du bereicherst meinen Alltag und mittlerweile auch mein Leben…“ während er das sagte, strich er dem Rothaarigen eine Strähne aus dem Gesicht. „Du bist mir nicht egal, sonst hätte ich dir gar nicht erst gesagt, dass wir das klären werden…ich hätte sonst keinen verdammten Fick auf ich und deine Gefühle gegeben, wärst du mir so egal, wie du fürchtest. Du bist mir verdammt nochmal wichtig…sehr sogar“, führte er fort und Eijirous Augen wurden größer. Er war ihm wichtig? Wirklich? „Schau nicht so Eijirou“, murmelte er und hielt wieder intensiven Augenkotakt mit ihm. Dieser erwiderte den Blick und fühlte eine ungewohnte Sicherheit in sich aufsteigen, als er den Ausdruck in den Augen des blonden sah. Seine Zweifel waren wie weggefegt und zauberten ein Lächeln auf seine Lippen. „Ich liebe dich“, sagte der Rothaarige und lächelte Bakugou an. „Dummkopf“, kam die Antwort, die viel sanfter klang, als man es von ihm gewohnt war. Allerdings war das nichts im Vergleich zu dem, was Bakugou noch sagte und Eijirou so einen Schauder über den Rücken jagte. „Ich dich auch.“   Wie lange sie so dastanden und sich einfach nur ansahen, konnte keiner von ihnen sagen, doch zwischen ihnen hatte sich eine Atmosphäre gebildet, die keiner zerstören wollte. Die Luft um sie herum schien aufgeladen zu sein. Fast so, als könnte man sie greifen. Eijirou kam einfach nicht von den karminroten Augen los, die ihm direkt in die Seele zu blicken schienen. Sein Herz machte unzählige Sprünge, während er das Gesicht seines Gegenübers genau betrachtete. Diese unsagbar schönen Gesichtszüge, die ausdrucksstarken Augen, dieses Kinn und die vollen Lippen. Eijirou bekam nicht genug von dem Anblick. Katsuki war für ihn, trotz oder gerade wegen, seiner grimmigen Art der wunderschönste Mensch auf Erden. Nicht nur sein Aussehen. Eijirou mochte den Älteren aufrichtig. Er war mürrisch, harsch, manchmal vulgär und hatte oft eine grobe Aussprache, aber die kleinen, überdeutlichen Gesten, die neben diesen Worten waren, zeigten den wahren Charakter des Älteren. Er konnte anders, er zeigte es nur selten und nicht jedem. Mit einem Mal kamen ihm seine Sorgen und Zweifel so unendlich albern vor.   Sie standen gefühlt eine halbe Ewigkeit so zusammen, doch das störte Eijirou nicht. Er fühlte sich so unglaublich wohl in Bakugous Nähe. Zudem kam, dass der Aschblonde so verboten gut roch, dass Eijirou fürchtete seinen Verstand zu verlieren. Noch immer standen sie in dieser Position, die Bakugou eingenommen hatte, um ihm eindringlich zu machen, dass er, Eijirou, ihm nicht egal war und er ihn sicher nicht so nah an sich ran gelassen hätte, um mit ihm zu spielen. Katsuki hatte seither nichts mehr gesagt, sondern ihn nur schweigend angesehen, doch es brauchte für den Rothaarigen keine Worte mehr. Der Blick aus den karminroten Augen sprach für ihn Bände, so eindringlich, mit einem Hauch von Verlangen und Liebe.   Dieser Blick sorgte dafür, dass das Blut in seine Wangen schoss und er verlegen den Kopf wegdrehen wollte, was allerdings verhindert wurde, da Katsukis Hand immer noch das Kinn des Kleineren hielt und dieser nun den Griff sanft verstärkte. „Wa…?“ Weiter kam er nicht, da die andere Hand ihre Finger an seine Lippen legte. „Still“, murmelte sein Gegenüber, ehe er seine Lippen einfach auf die des Jüngeren legte. Dieses Mal mit stärkerem Druck als vorhin. So sehr er sich auch zusammenreißen wollte. Dieser hatte in jenem Augenblick einfach zu verführerisch ausgesehen mit seinen geröteten Wangen und den leicht geöffneten Lippen. Wie sollte man sich da auch zurückhalten können? Er selbst war sowieso nicht die Person, die groß Zurückhaltung zeigte, wenn er jemanden wollte und dabei hatte er sich ziemlich lange zurückgehalten, doch Eijirou provozierte ihn ja regelrecht hierzu. Er drückte bestimmt die Lippen auf die des Jüngeren und stellte zufrieden fest, dass dieser erst etwas überrumpelt schien, aber doch sehr willig den Kuss erwiderte. Aus diesem Grund vertiefte der Blonde den Kuss etwas mehr und verschaffte sich mit seiner Zunge Einlass in Eijirous Mund und forderte dessen eigene zu einem kleinen Tanz auf.   Dabei hatte er die Arme um den Rothaarigen geschlungen und presste diesen eng an sich und ließ ihn auch nicht los, als ihre Münder sich wieder lösten und ein feiner Speichelfaden sie noch verband. Verdammte Scheiße! Was musste der Rotschopf so verdammt verführerisch aussehen mit diesem verträumten Blick, den geröteten Wangen und den leicht geöffneten Lippen. Da bekam er ja gleich wieder Lust ihn zu küssen, was er auch direkt machte. Diesmal fordernder, leidenschaftlicher. „Du machst mich wahnsinnig“, raunte er an die Lippen des Jüngeren, nur um diese wieder zu verschließen und ihn zu einem Zungenkuss aufzufordern.   Eine seiner Hände vergrub er dabei in der roten Haarpracht, während die andre um dessen Oberkörper geschlungen war. Eijirou selbst schlang nun auch seine Arme um Bakugous Nacken und schien seinen Mut wieder zu haben, denn diesmal forderte er ihn heraus. Der Kleine wollte also Spielchen spielen? Fein! Katsuki ließ sich nicht lange bitten und presste den Rothaarigen an die Wand, nur um dessen Bein zu packen und es um seine Hüfte zu legen, damit er sich dazwischen schieben konnte.   Seine Aktion blieb nicht unkommentiert, denn Eijirous Lippen verließ ein Laut der Überraschung und doch konnte der Blonde genau hören, dass ihm das gefiel. Seine Stimme war tiefer als sonst und von Lust getränkt, genauso wie sein Blick. Dieses Mal würde Eijirou ihm nicht durch die Finger gleiten und es schien auch so, dass dieser gar keine Gedanken an „Flucht“ verschwendete? „B…Bakug-“, fing er an und wurde von dem Blonden mit einem bestimmten „Katsuki“ unterbrochen. Sein Herz schlug schneller, da er genau verstand, was dies bedeutete. Was es hieß, ihn beim Vorname zu nennen. „K…Katsuki…“, erhob er seine Stimme wieder und legte seine Hände an das Gesicht des Blonden. „Ich…“ Er brach wieder ab, versuchte nach Worten zu finden. In seinem Kopf war das alles viel einfacher gewesen, als es jetzt war. Zu seinem Glück musste er nicht weiter reden. Katsuki verstand ihn auch so und packte das andere Bein des Rothaarigen ebenfalls, um ihn so hoch zu heben. Seine Hand ruhte dabei auf dessen Hintern, welchen er nun auch leicht knetete. Eijirou keuchte leise auf und verbarg sein Gesicht in der Halsbeuge des Blonden, nur um kurz darauf seine Lippen dort zu platzieren, während Katsuki ihn aus dem Wohnzimmer trug, direkt in seine heilige Schlafstätte. Der Rothaarige wurde auf dem Kingsize Bett runtergelassen und kaum lag er in den schwarzen Laken, war Katsuki über ihm, um ihm wieder einen leidenschaftlichen Kuss zu rauben.   Dabei hielt er die Handgelenke des Jüngeren problemlos über dessen Kopf und grinste leicht, als er sich löste. Der Anblick des Rothaarigen ließ sein Blut kochen und sein Herz schneller schlagen. Eijirou schien sich gar nicht bewusst zu sein, was sein Anblick in ihm auslöste, wie er so in seinen Laken lag, das rote Haar im schwarzen Stoffen, die Wangen gerötet und die Augen halb geschlossen. Ein Anblick für Götter und nur ihm war er vergönnt. „Du gehörst mir…“, raunte er ihm zu und beugte sich erneut über den Rothaarigen, der, aufgrund der Worte, schauderte. „Dir allein“, raunte er und blickte ihm in die Augen.   Wieder nahm er die Lippen des Andren ein, um ihm einen leidenschaftlichen Kuss zu rauben, ehe er mit seinen Lippen die Wange runter und dessen Kiefer entlang, zum Hals glitt, welchen er mit Lippe, Zunge und Zähnen zu liebkosen anfing und dabei auch das Ohrläppchen nicht außen vor ließ. Er konnte unter seinen Lippen spüren, wie Eijirou schauderte und ein heiseres Keuchen drang an seine Ohren. Die Genugtuung zu wissen, dass er den Rothaarigen in den Wahnsinn treiben würde, noch bevor sie zum eigentlichen Höhepunkt kämen, war die süßeste Frucht, von der man kosten konnte. Und er selbst würde ausgiebig genießen, was sie hier taten und Eijirou würde das volle Programm bekommen. Er würde ihn anflehen nicht zu stoppen, flehen endlich die ersehnte Erlösung zu bekommen. Katsukis Augen waren halb geschlossen, als er sich aufrichtete und in die roten Tiefen des Andren sah.   Eijirou hätte zu gerne seine Hand ausgestreckt und das Gesicht des Blonden berührt, doch dieser hielt seine Handgelenke noch immer fest und irgendwie…erregte ihn die Tatsache, dass er Katsuki „ausgeliefert“ war. Dessen Lippen rissen ihn aus seinen Gedanken, da der Aschblonde sich wieder an seinem Hals zu schaffen machte und sich an einer Stelle festbiss und leicht daran saugte. Dem Rothaarigen wurde heißer und er keuchte leise auf. Eijirou fühlte sich wie Wachs in den Händen des Andren und dabei hatte dieser ihn bislang noch nicht einmal groß angerührt. Instinktiv spreizte er die Beine und erlaubte dem Blonden so problemlos zwischen diese zu gleiten und sein Becken etwas an dem des Jüngeren zu reiben. Wieder biss er sachte in den Hals des Anderen und entlockte Eijirou so ein leises Stöhnen. „Haben wir hier etwa eine erogene Zone?“, hörte er Katsukis  neckende Stimme, die ihm ins Ohr raunte, ehe er darüber leckte und dem Rothaarigen heiße Schauer über den Rücken jagte. „Sowas macht dich also an, ja? Wenn ich dich hier beiße?“   Eijirou entglitt wieder ein erregtes Keuchen und er konnte förmlich spüren, wie die Lippen des Blonden sich zu einem Grinsen verzogen, während er eine Hand unter das Shirt des Rothaarigen gleiten ließ und die Haut entlang strich, hinauf zu einer der Brustwarzen, die er mit dem Daumen anfing zu reiben. Eijirou wollte seine Arme freihaben und ebenfalls über den Körper des Größeren streichen. Katsukis Griff, allerdings, war immer noch bestimmend und fest, sodass ihm gar nichts anderes blieb, als seinen Kopf unruhig in den Kissen zu wälzen. Dabei gerieten seine Haare in Mitleidenschaft und ein Teil seines Ponys hing ihm ins Gesicht, was ihn nur noch viel verführerischer aussehen ließ. Katsuki löste sich von dem Hals des Jüngeren und ließ kurz dessen Hände los, um ihm das Shirt über den Kopf zu ziehen, welches er in die Ecke des Raumes pfefferte, ehe sein eigenes folgte. Der Rothaarige konnte seinen Blick nicht von der trainierten Brust des Anderen nehmen. Er selbst war ja auch nicht schlecht trainiert, aber Katsukis Anblick ließ Eijirous Blut schneller durch die Venen pumpen und langsam setzte er sich selbst etwas auf und ließ seine Finger über die Haut streicheln. Er zog die Tätowierung nach, die von Katsukis Brust zu dessen rechten Arm reichte. Das Gefühl der Haut unter seinen Fingern, ließ ihn schaudern und er konnte den Blick gar nicht von den schwarzen Zierden nehmen. Erst die Hand, die sich um sein Kinn legte und ihn zwang hochzusehen, trennte den Blickkontakt zu dem kunstvollen Gebilde, das der Blonde am Körper trug.   „Konzentrier dich lieber auf mich“, forderte der Aschblonde und ein leichtes Schmunzeln lag auf seinen Lippen, als der Jüngere seinen Augen verlegen senkte. Katsuki beugte sich wieder runter und verschloss seine Lippen mit Eijirous. Der Rothaarige erwiderte den Kuss nur zu gerne und blickte Katsuki aus lustverhangenen Augen an, ehe er dessen Wange entlang küsste und seine Lippen über den Kiefer des Blonden gleiten ließ, hinab zum Hals, den er mit Küssen übersah. Dabei nestelten seine Finger an dem Gürtel des Blonden herum und versuchten diesen zu öffnen, was mit zittrigen Fingern allerdings schwerer war. „Bist du so ungeduldig?“, fragte der Ältere neckend und half Eijirou seinen Gürtel los zu werden und ließ das Lederstück auf den Boden fallen, wo es laut klackernd zum Liegen kann. Der Blonde machte es sich auf seinen Unterarmen bequem, sodass er noch immer etwas aufrecht war, Eijirou allerdings besseren Zugang zu ihm hatte und die Hose des Blonden endlich öffnete.   Dieser seufzte leicht auf, als er etwas mehr Platz bekam, da sein Glied schmerzhaft gegen die Hose presste und Freiraum wollte. Eijirou zog ihm die Hose samt Shorts aus und betrachtete den Blonden, als er nackt, wie Gott ihn geschaffen hatte, vor ihm lag. Für ihn war Katsuki einfach perfekt. Jede einzelne Faser des Blonden…dessen Muskeln, seine Narbe, die Tätowierung…alles war perfekt. Einfach alles. Und er durfte diesen Anblick genießen, durfte ihn berühren… Eijirou wanderte mit seinen Lippen über die Brust des Blonden, runter zu dessen Bauch und dem Glied es Blonden, das nach Aufmerksamkeit schrie. Er konnte nicht leugnen, dass er ungeduldig wurde. Er wollte mehr. Mehr von diesen Gefühlen, mehr von dem Blonden. Eijirou schluckte kurz und leckte sich über die Lippen, ehe er nach dem Schaft griff und Katsuki in die Augen sah, ehe über dessen Schaft leckte und Katsuki ein erregtes Seufzen entlockte. Der Blonde schloss genüsslich die Augen, während Eijirou nochmals über die volle Länge des Blonden leckte. Er wiederholte diesen Vorgang einige Male, ehe er anfing an der Spitze zu saugen und diese mit der Zungenspitze zu umkreisen, während er den Schaft zwischen seinen Fingern pumpte und langsam immer etwas mehr des Blonden in seinen Rachen gleiten ließ. Dabei wanderten seine Augen immer wieder nach oben zu dem Gesicht des Anderen, gierig darauf jede Reaktion zu sehen.   Er konnte aus seinem Augenwinkel sehen, wie Katsuki sich genüsslich auf die Unterlippe biss und seine Hand in Eijirous Haar verkrallte. Von der Reaktion des Blonden und dessen erotischen Gesichtsausdruck beflügelt, bewegte Eijirou seinen Kopf etwas, ehe er verschmitzt lächelte und das Glied des Anderen tiefer in seinen Rachen gleiten ließ. Er schloss seine Augen, während er Katsuki so tief, wie es ihm möglich war, in den Rachen gleiten ließ, was von Katsuki mit einem „Shit“ und erregten „Fuck“ kommentiert wurde, gemischt mit lautem Keuchen. Kurz verharrte Eijirou in seiner Position. Er hatte Katsukis Glied bis zum Anschlag in seinen Rachen aufgenommen und versuchte sich an das Gefühl zu gewöhnen. Eijirou spürte, wie der Andere ihm durch das Haar, über den Hals strich und stöhnte leicht auf. Durch die Vibration seiner Stimmbänder, wurde das Glied des Älteren ebenfalls stimuliert und Eijirou hörte Katsukis Aufstöhnen: „Fuck, Eijirou…“ Der Laut beflügelte Eijirou nur noch mehr und er wiederholte seine Handlung, ehe er seinen Kopf ein wenig bewegte und mit seiner Zunge etwas Druck, auf den unteren Teil des Schaftes, ausübte und leichte Schluckbewegungen machte, um Katsuki noch mehr Wohlgefallen zu schenken, was wiederum mit einem erregten Stöhnen des Blonden belohnt wurde. Eijirou konnte die ersten Lusttropfen schmecken und wiederholte sein Tun.   Dabei konnte er spüren, wie Katsuki leicht in seinen Rachen stieß und dabei wieder erregt knurrte. Die Finger des Blonden waren in das rote Haar gekrallt und Katsuki musste ich wirklich beherrschen, sein Glied nicht hemmungslos in Eijirous Mund zu rammen, da ihn das Gefühl um den Verstand brachte. „Scheiße“, stöhnte er, als der Jüngere wieder stöhnte und sein Glied durch die Vibration stimuliert wurde. Mit einem erregten Knurren presste er Eijirou fester in seinen Schoß, drückte sich bis zum Anschlag in dessen Rachen, ehe er sich erregt seufzend entlud.   Sanft ließ er seine Finger zu dem Gesicht wandern und zwang Eijirou dazu ihn anzusehen. Dabei entließ der Rothaarige das Glied des Älteren aus seinem Mund und blickte ihn erregt an. „Was für ein Anblick“, raunte er. Ein feiner Speichelfaden verband die roten, wundgeküssten Lippen des Rothaarigen mit dessen, immer noch, pulsierendem Glied, etwas von Katsukis Erguss floss den Mundwinkel hinab, Eijirous Haare waren total durcheinander und einzelne rote Strähnen hingen dem Jüngeren ins Gesicht. Die Augen waren vor Lust verhangen und dunkler als sonst und ein starker Rotschimmer lag auf dessen Wangen. Er sah sündhaft aus und der Blonde leckte sich einmal über die Lippen. Es war Zeit dem Kleinen zurückzuzahlen, was verdiente.   Katsuki presste seine Lippen auf die des Anderen, nur um Eijirou wieder in die Laken zu pressen und sich nach unten zu küssen. Seine Zunge fuhr über den Mundwinkel, den Hals des Rothaarigen entlang und über das rechte Schlüsselbein hinüber zu dem Linken, ehe er weiter wanderte und die rosigen Brustwarzen mit Zunge, Zähnen und Fingern liebkoste. Die Laute, die dabei an seine Ohren drangen, entfachten in ihm Wellen des Verlangens und es wurde wirklich schwer sich zu beherrschen. Er wollte ihn und zwar jetzt.   Seine Hand wanderte geschickt zu dem Hosenbund des Rothaarigen, welchen er geschickt öffnete und sich weiter runter küsste. „K…Katsuki…“ Der Aschblonde ließ sich von dem Keuchen seines Namens nicht beirren und zog Eijirous Hose etwas weiter runter und küsste die Haut, welche neu auftauchte. Eine Millimeterarbeit, die den Jüngeren ungeduldig seufzen ließ. In Eijirou brodelte ein Sturm der Gefühle und sein Bauch kribbelte, als würde ein wilder Schwarm an Schmetterlingen herumfliegen, die aufgescheucht wurden und nicht mehr zu Ruhe kamen. Er bedeckte seine Augen mit den Armen und ein leises Seufzen entrang seiner Kehle, als er endlich von dieser beengenden Hose befreit wurde und sein Glied Freiraum bekam. Die ersten Lusttropfen waren an der Spitze ausgetreten und flossen den Schaft hinab. Ein wenig hob er den Arm an und blickte zu dem Blonden hinab, der damit anfing die Beckenknochen des Rothaarigen zu küssen, ehe kurz mit seinen Augen hochblickte und Eijirou einen weiteren Wall heißes Blut in die Wangen schoss. Der Anblick des Blonden, wie dieser von unten zu ihm hochsah, wie ein Raubtier, das kurz davor stand ihn zu verschlingen, erregte ihn nur noch mehr.   Katsuki musste innerlich schmunzeln. So schweigsam und verlegen kannte er den Rotfuchs gar nicht. „Wo ist denn deine vorlaute Zunge hin, Eijirou?“, neckte er den Jüngeren. Es war süß, wie Eijirou sich gebar. Der Aschblonde leckte sich selbst erneut über die Lippen. Langsam wurde er selbst ungeduldig. Das Verlangen in ihm wuchs stetig an, mit jedem Laut den Eijirou von sich gab, wurde es größer. „K…Katsuki…bitte“, fing Eijirou an und spürte den eindringlichen Blick des Älteren. „Was soll ich machen, hm?“, fragte er und ließ die Finger verspielt um die Lenden kreisen, das Glied des Rothaarigen bewusst ignorierend. „Sag es mir, Eijirou“, forderte er und lächelte verspielt.   Er sah dem Rothaarigen an, wie unruhig er war, sich auf den Laken räkelte und hoffte so, etwas Kontakt an seinem heißen Fleisch zu bekommen. „Ich…ich verbrenne…bitte, Katsuki…“, bat er und schluckte leicht. „F…fass mich an…“ Der Blonde grinste zufrieden. „Guter Junge“, raunte er und wanderte wieder nach unten. Langsam ließ er seine Zunge über den Unterbauch zu dem bereits aufgerichteten Glied wandern und schnalzte kurz mit der Zunge. Neckend ließ er seinen warmen Atem über das heiße Stück Fleisch wandern, ehe er seine Zunge über den Schaft streichen ließ. Er leckte die ersten Lusttropfen auf, was mit einem heiseren Stöhnen belohnt wurde.   Geschickt kreiste die Zunge um die empfindliche Spitze, ehe er diese zwischen seine Lippen und so in seinen Mund gleiten ließ und leicht daran saugte. Während er, von Eijirous Stöhnen begleitet, das Glied des Rothaarigen mit seiner Zunge und seinen Lippen verwöhnte ließ er seine Finger zu den Lippen des Rothaarigen wandern und führte diese in dessen Mund. Erst war Eijirou etwas überrumpelt, doch bald schon konnte der Blonde fühlen, wie der Jüngere fast schon zu leidenschaftlich an seinen Fingern saugte, als wären sie das Glied des Blonden und nicht dessen Finger. Ein erregtes Knurren entwich ihm, da die Vorstellung, das Eijirou wieder an seinem Schaft leckte und saugte äußerst erregend war. Die, durch sein Knurren entstandene, Vibration ließen Eijirou erregt aufstöhnen und er bekam einen kleinen Geschmack davon, wie sich der Blonde in diesem Augenblick gefühlt hatte. Katsuki bewegte die Finger im Mund des Jüngeren, damit diese schön feucht waren. Nach einer Weile entzog er sie dem Rothaarigen wieder und löste seine Lippen von dessen Glied.   Eijirou wusste nicht, wie ihm geschah. Er war so von seinen Gefühlen überrannt. Klare Gedanken zu fassen war unmöglich. Diese drehten sich alle um Katsuki und die Gefühle, die er in ihm auslöste, die Gedanken, was noch kommen würde. Der Wunsch mit ihm zu verschmelzen war so intensiv, dass seine Nervosität fast komplett vergessen war. Diese kam erst wieder, als er spürte, wie der Ältere um den Muskelring streichelte, ihn ein wenig ärgerte, ehe er einen Finger in Eijirou führte. Dieser zuckte leicht zusammen und keuchte schwerer auf. Es fühlte sich ungewohnt an und zog ein wenig, doch es war ein erträglicher Schmerz.   Katsuki schien zu bemerken, dass er sich etwas unwohl fühlte, denn er brachte sich auf Augenhöhe mit ihm und raubte ihm einen weiteren, leidenschaftlichen Kuss, während er einen zweiten Finger in ihn führte und anfing, mit diesen leicht in ihn zu stoßen und sie zu spreizen. Dabei ging er vorsichtig vor, um Eijirou keine zu großen Schmerzen zu bereiten und grinste innerlich, als der Rothaarige sich unter ihm aufbäumte und in den Kuss stöhnte, als er seine Prostata mit seinen Fingern traf.   Eijirou spürte dieses unglaubliche Feuerwerk der Lust in sich, das nicht auf zuhalten war. „K…Katsuki…“, stöhnte er erregt und sein Kopf wurde unruhig von einer Seite auf die andere Seite geworfen, die Finger verkrallten sich in Kissen und Laken und er sah Sterne vor seinem inneren Auge. Jedes Mal, wenn Katsuki über seine Prostata strich, wuchs der Wunsch in ihm, endlich mit dem Anderen zu verschmelzen. Erregt stöhnend bewegte er sein Becken leicht gegen die Finger, um sie so oft wie möglich, gegen seine Prostata stoßen zu lassen. Das wiederrum ließ den Blonden grausam lächeln und er drückte das Becken des Anderen in die Laken. „Na, na. Haben wir es schon so nötig?“, fragte er an dessen Ohr und bekam nur ein gequältes Keuchen als Antwort. Amüsiert spreizte er seine Finger wieder, um Eijirou noch etwas vor zu bereiten.   Nachdem Katsuki der Meinung war, dass sein kleiner Rotfuchs genug vorbereitet war, zog er seine Finger zurück, was mit einem gequälten Seufzen quittiert wurde. Eijirou war sichtlich unzufrieden, dass der Andere ihm die Finger wieder entzogen hatte. „Ganz ruhig“, schnurrte Katsuki an Eijirous Ohr. Ihm war nicht entfallen, wie sehr der Jüngere es mochte, wenn er das machte. Die Gänsehaut und der Glanz in den Augen verrieten Eijirou. Darum leckte er noch einmal über das Ohr, ehe von ihm abließ. Er rieb sein Becken an Eijirou, wobei das Glied es Blonden dessen Eingang immer wieder berührte und Eijirou ein heiseres „Bitte“, entlockte. Er konnte nicht mehr warten. Er wollte ihn in sich spüren, ganz gleich, ob es schmerzen würde oder nicht. „Bitte, was?“ Wie grausam der Aschblonde doch war. Er wusste genau, was Eijirou meinte, doch er zwang ihn, es zu sagen. „B…Bitte…nimm mich“, bat er leise und sah das zufriedene Lächeln des Blonden. Katsuki brachte sich über dem Jüngeren in Position und griff nach dessen Kinn, um ihm in die Augen zu sehen. „Versuch entspannt zu bleiben“, sprach er zu Eijirou, ehe diesen etwas besser positionierte. Er selbst hatte sich kurz aufgerichtet und nach seinem Glied gegriffen, welches er in Position brachte. Er ließ die Spitze um den Muskelring streicheln, ehe er ein wenig in Eijirou versank und innehielt, als ihn diese Hitze umschlang. Obwohl er ihn vorbereitet und gedehnt hatte, war Eijirou unglaublich eng. Er atmete schwerer und musste sich beherrschen, nicht direkt weiter in den Rothaarigen zu stoßen, doch er gab Eijirou die Zeit sich zu beruhigen und an seine Größe zu gewöhnen.   Der junge Mann stöhnte schmerzerfüllt auf und krallte sich an Katsukis Arm fest. Er zitterte und versuchte den Atem anzuhalten, in der Hoffnung, dass der Schmerz so weniger würde. Dabei sammelten sich Tränen in seinen Augen, die über seine Wange flossen und er biss sich auf die Unterlippe. Katsuki küsste über das Gesicht des Jüngeren und leckte die Tränen weg, ehe er über dessen Wange strich. „Atmen, Eijirou. Langsam atmen.“, hörte er die Stimme des Aschblonden an seinem Ohr und schauderte leicht. Bakugos Stimme war so rau und von Lust zitternd. Sie verpasste ihm eine wohlige Gänsehaut und schenkte ihm Sicherheit. Er versuchte die Anweisung zu befolgen und atmete langsam ein und aus. Das und die Schmetterlingsküsse des Älteren sorgten dafür, dass Eijirou wieder entspannte und sich an das Gefühl gewöhnte.   Die Augen, die er bis eben geschlossen hatte, öffnete er wieder. Eijirou blickte Bakugo sanft lächelnd an und berührte dessen Wange. Ihre Blicke trafen sich und dem Rothaarigen entwich ein Stöhnen, als der Ältere sich komplett in ihm versenkte und anfing in ihn zu stoßen. Der anfängliche Schmerz war bald schon verflogen und in Eijirou breitete sich eine unbekannte Lust aus. Das hier war noch viel intensiver als die Finger des Blonden. Er stöhnte auf und ließ seine Arme um Katsuki gleiten und drückte diesen etwas enger an sich, ehe er die Augen leicht aufriss und einen erregten Schrei ausstieß. Der Größere hatte seine Prostata wieder getroffen, allerdings war es dieses Mal viel stärker und intensiver, als mit den Fingern. Von der Lust mitgerissen kratzte er Katsuki über den Rücken und stieß ein erregtes „Katsuki“ aus, was mit einem, nicht weniger erregten, Knurren, sowie einem Biss in seine Schulter quittiert wurde.   Kurz, nachdem er die Zähne von der Schulter gelöst hatte, leckte Bakugo über die Bisswunde und stieß härter in den Rothaarigen. „Du fühlst dich so gut an, Eijirou“, raunte er ihm ins Ohr. Eijirou schloss sich so verdammt eng um ihn, als wäre er einzig und allein dafür geschaffen worden, sein Glied in sich aufzunehmen. Er drohte wirklich, seine Beherrschung zu verlieren und biss dem Jüngeren wieder in die Halsbeuge, was dieser stöhnend quittierte. Offenbar war sein kleiner Eijirou etwas masochistisch veranlagt. Dessen Reaktionen sprachen zumindest unzählige Bände und Katsuki würde dieses Wissen für das nächste Mal nutzen. Der Rothaarige entlockte ihm mit seinen Muskelanspannungen ein erregtes Knurren und Eijirous eigenes Stöhnen sorgte nur dafür, dass er selbst noch mehr Hitze in sich spürte und der Lust nachgab, die immer stärker in ihm aufloderte. Der Blonde griff nach dem Gesicht des Anderen und presste seine Lippen wieder auf dessen, nur um ihn in einen heißen Zungenkuss zu verwickeln, während er sein Tempo und die Intensität erhöhte.   Als er sich löste, leckte er sich über die Lippen und suchte wieder den Augenkontakt mit Eijirou. Dieser erwiderte seinen Blick und stöhnte dabei immer wieder erregt auf. Der Blick des Älteren versetzte ihn noch mehr in Wallungen. Diese Augen, die ihn so lustverhangen ansahen und nur ihn…die feine Röte, die sich durch die Hitze ihrer Bewegungen gebildet hatte, die leicht wundgeküssten Lippen, leicht geöffnet, während er erregt knurrte und stöhnte, die Schweißperlen, die über das Gesicht des Blonden rannen und seinen athletischen Körper entlang und nicht zu vergessen dieser unvergleichliche Gesichtsausdruck, der von Lust und Leidenschaft geprägt war. Das alles brannte sich in die Netzhaut des Rothaarigen ein. Niemals wieder würde er diesen Anblick vergessen. Katsuki sah aus, wie ein fleischgewordener Gott. Sein Körper bebte vor Lust und drohte zu reißen. „Katsuki“, stöhnte er wieder und biss sich auf die Unterlippe, ehe er seinen Rücken durchbog in der Hoffnung den Anderen so tiefer in sich zu spüren und schrie wieder vor Lust auf, als seine Prostata getroffen wurde. Wenn der Andere so weiter machte…würde es nicht mehr lange dauern und er würde fallen. Er war so kurz davor seine Erlösung zu finden.   Wieder stöhnte er erregt auf und suchte mit seinen Händen nach Halt. Er wusste nicht wohin mit sich und seiner Lust und schloss die Augen wieder genüsslich. Nie hätte er sich träumen lassen, dass sich das so gut anfühlen würde. Wieder streichelten seine Finger über Katsukis Rücken und hoch zu dessen Nacken, nur um den Blonden zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich zu ziehen. Eijirous Körper stand regelrecht in Flammen und mit jedem Stoß des Andren wurde das Feuer in ihm stärker. Er konnte spüren, wie er dem Höhepunkt näherkam. Katsuki schien allerdings andere Pläne mit ihm zu haben und ließ seine Stöße an Intensität abnahmen, bis der Blonde seine Bewegungen komplett einstellte. Er konnte den entsetzten Blick des Rothaarigen auf sich spüren und das Grinsen des Blonden wurde größer. „Was denn?“, fragte er provokant und saugte das Bild des Jüngeren in sich auf, der verzweifelt versuchte sein Becken etwas zu bewegen, doch Katsuki drückte den Anderen bestimmt in die Matte. „Was willst du, Eijirou?“, wollte er wissen und blickte ihn aus scheinbar glühenden Augen an.   Eijirou wimmerte frustriert auf. Katsuki war grausam. Dabei war er kurz davor gewesen zu kommen und dann, hörte er einfach auf. Er verweigerte ihm sogar sich zu bewegen und Eijirou biss sich auf den Handballen. Sein Glied pulsierte vor Lust und er spürte zu deutlich die Größe des Blonden in sich. „Was willst du?“, wiederholte Katsuki die Frage und bewegte sich minimal in Eijirou und ließ ihn erregt keuchen. „Sag schon“, forderte er erregt und leckte ihm über die Wange. Eijirou atmete schwerer und blickte ihm in die Augen. „H…Hör nicht auf“, flüsterte er zwischen seinen schweren Atemzügen. „Bitte…bitte mach weiter…lass mich kommen, Katsuki“, bat er und spürte wieder Blonde sich wieder bewegte. „Braver Junge“, raunte er und stieß härter in Eijirou, der laut aufstöhnte und seine Finger wieder im Rücken des Blonden verkrallte. Zudem spürte er nun die Hand des Älteren an seinem Glied. Katsuki ließ seinen Daumen über die Spitze des Gliedes reiben und Eijirou verdrehte die Augen vor Lust.   Mit einem heißeren „Katsuki“ auf den Lippen stürzte Eijirou letztendlich über die Klippe und erreichte seinen Höhepunkt. Auch Katsuki war kurz davor zu fallen und als Eijirou, um ihn herum, noch enger wurde und ihn so noch fester massierte, stieß er noch einmal tief in den Rothaarigen, ehe er sich entlud und diesen dabei leidenschaftlich küsste. Langsam löste er seine Lippen von Eijirou und blickte diesem in die Augen, verweilte für einen Augenblick in dieser Haltung, um ihnen zu ermöglichen, sich von den Nachwehen ihres Orgasmus zu erholen. Er küsste die Stirn des Rothaarigen und ließ sich neben diesem in die Laken fallen, ehe er den Arm einladend auf dem Kissen hinlegte und dem Rotschopf so erlaubte ran zu kommen. Eigentlich war das so gar nicht seine Art…doch bei Eijirou…solange es dieser war, war es in Ordnung, so fand Katsuki. Es war nicht seine Art Gefühle herauszubrüllen und zum Glück war das bei seinem Rotschopf auch nicht nötig.   Dieser verstand auch so, was in dem Blonden vorging und was er meinte. Wie jetzt. Kaum hatte Katsuki die anbietende Haltung eingenommen, war Eijirou auch schon heran gerobbt und hatte seinen Kopf auf dem Oberarm abgelegt, seine Hand auf der Brust des Blonden, dessen Tätowierung, mit den Fingerspitzen, wieder nachzeichnend, ehe seine Finger das Selbe mit der Narbe taten, die der Aschblonde auf seinem Bauch hatte. Eijirou blickte in das Gesicht von Katsuki, der das ganze schweigend mit sich machen ließ. Wenn dieser ehrlich mit sich war, genoss er diese zarten Berührungen sogar.   In jenem Augenblick schwiegen sie beide. Es brauchte keine unnötigen Worte, die ihre Zweisamkeit zerstören würde. Lange Zeit herrschte diese entspannte Stille zwischen ihnen, bis Eijirou sich halb auf ihn legte und ihm ins Gesicht sah. Katsuki wollte ihn fragen, was er wollte, doch der Rothaarige strich ihm einfach nur über die Wange und lächelte, ehe er seine Lippen einfach auf die des Blonden legte und die Augen genüsslich schloss, als er den Gegendruck spürte. „Danke“, murmelte er dem Älteren zu und begab sich wieder in seine alte Position und schloss die Augen lächelnd, als er dieses typische „Was auch immer“ hörte und bald schon eingeschlafen war.   Katsuki selbst war noch eine Weile wach und betrachtete sich das friedliche Gesicht des Rothaarigen, der sich im Schlaf enger an ihn schmiegte und selig lächelte. Wenn er es nicht besser wüsste, könnte er glatt glauben, dass dieser Dummkopf mit dem dämlichen Grinsen geboren wurde, sooft wie er es auf den Lippen hatte und mit der Sonne um die Wette strahlte. Mit einer Wärme, die sogar ihn erreicht hatte und ehe Katsuki es sich versah, erwischte er sich selbst dabei, wie er dem Rothaarigen sanft einige der Strähnen aus dem Gesicht strich, um dieses besser betrachten zu können. Dabei ließ er den Daumen kurz über die weiche Haut an den Wangen streicheln und merkte gar nicht, wie seine Mundwinkel nach oben wanderten. Ja, eine Wärme, die sogar ihn und sein Herz erreicht hatte. Während er Eijirou beim Schlafen beobachtete, fühlte er sich so frei von seinen Gedanken, wie schon lange nicht mehr und merkte nicht, wie er selbst in das Reich des Schlafes glitt, Eijirou fester an seinen Körper pressend. Kapitel 6: I can't believe it ----------------------------- Kapitel 6: I can’t believe it Als der neue Tag anbrach, wurde Katsuki von dem einbrechenden Licht der Sonne, des späten Herbsts, aufgeweckt. Er hatte vergessen, die Vorhänge des Balkons zuzuziehen. Scheiße auch. Er wollte noch liegen bleiben und schlafen. Er dreht sich etwas, nur um den Widerstand zu spüren und die Augen zu öffnen.   Das Erste, was ihm in den Blick fiel, war das friedliche Lächeln auf Eijirous Gesicht. Der Rothaarige war noch in die Kissen gekuschelt und atmete gleichmäßig, wobei ihm einige der roten Strähnen ins Gesicht hingen und ihn verdammt niedlich aussehen ließen. Kurz blieb der Blonde in seiner Position liegen und betrachtete dieses friedliche Bild, ehe er sachte eine Strähne hinter das Ohr des Jüngeren strich und sich seufzend erhob.   Er fischte nach seinen Shorts, die er sich überzog und machte sich erst einmal auf den Weg zu Küche, um Kaffee aufzusetzen. Dabei hatte er sich eine Kippe angemacht und wartete, dass die Maschine, die braune Lebensflüssigkeit fertigbrühte und tippte auf seinem Smartphone herum. Er nahm bald schon einen Schluck seines Kaffees, ehe ihm etwas Rotes ins Auge stach.   Er blickte zu der Tür, in der ein verschlafener Eijirou stand und über seine Augen rieb. „Morgen“, nuschelte er verschlafen und Katsuki musste grinsen. Der Rotschopf sah aus, als hätte ein Uhu in seinem Haar genistet, so durcheinander war es. Zudem entging ihm das feine Zittern der Beine nicht, als Eijirou zu dem Tisch ging und sich, leise zischend, setzte. Schien so, als hätte da jemand Probleme beim Laufen. Es war schwer sich einen Kommentar zu verkneifen, doch der Blonde schluckte hinunter, was ihm auf der Zunge lag. Stattdessen lenkte er die Aufmerksamkeit des Rothaarigen auf etwas anderes.   „Milch und Zucker?“, fragte er und bekam die Antwort: „Milch ja, bitte, Zucker nein, danke.“ Der Blonde goss ihm Kaffee ein und reichte Eijirou die Tasse, welcher sie mit einem müden „Danke entgegen nahm und einen Schluck machte, ehe er erleichtert seufzte. „Warum bist du schon wach, wenn du noch müde bist?“, wollte Katsuki wissen und wurde aus den roten Tiefen angesehen. „Weil das Bett so leer war“, murmelte er gegen das Porzellan und Katsukis Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. „Ist das so?“, wollte er wissen. Dabei ließ er seine Augen über die Haut wandern, die am Hals deutliche Spuren des Blonden hatte. Das nächste Mal müsste er noch viel mehr von diesen Markierungen auf Eijirous Haut hinterlassen. Doch nun war nicht die Zeit, sich über so etwas Gedanken zu machen. Viel mehr konzentrierte er sich auf den Rotschopf,  „Und deshalb quälst du dich aus dem Bett?“ Eijirou blickte vielsagend zu dem Blonden. „Natürlich! Ich finde, das ist sogar ein sehr guter Grund“, sagte er und nahm noch einen Schluck, während sein Magen zu knurren anfing.   „Mir scheint, dass du was zu essen vertragen könntest“, deutete der Blonde an und Eijirou kratzte sich am Hinterkopf. „Vielleicht ein wenig…“, sagte er und beobachtete, wie der Blonde sich wieder zu der Arbeitsfläche bewegte und anfing etwas herum zu hantieren und bald schon roch es in der Wohnung nach gebratenem Speck und Eiern. Katsuki stellte ihnen, jeweils, ein Omelette hin und die Beiden fingen mit dem Frühstück an.   Nach diesem verschwand der Rothaarige einmal im Bad und duschte ausgiebig, ehe er von Katsuki Kleidung bekam und es sich in dessen Wohnzimmer gemütlich machte. Während der Blonde duschte, zappte er selbst etwas durch die Kanäle, ehe er an den Morgennachrichten hängen blieb. >…wie die Polizei nun herausfand, hatten sich ähnliche Vorfälle bereits einige Monate zuvor zugetragen. Nun versucht die Polizei die Fälle zu bearbeiten, die eine Parallele aufweisen..<, hörte man die Nachrichten.   Eijirou spürte ein seltsames Ziehen in seinem Magen. Er hatte endlich geschafft gehabt, die Sache mit Toshi für sich ruhen zu lassen, doch nun wurde das wieder aufgerollt. Seine Fragen, die durch andere Fragen und jüngere Ereignisse verdrängt waren, kamen zum Teil wieder in seinen Kopf. //Ich sollte mich da nicht noch mehr hineinsteigern…// Trotzdem war ein Teil seiner Gedanken wieder düsterer.   Es war für ihn schon eine Leistung gewesen, das endlich auf sich ruhen lassen zu können, doch nun wurde ihm sowas wieder vor die Nase geworfen. Vielleicht lag das Ganze einfach noch nicht weit genug zurück. Er bemerkte gar nicht, wie Katsuki wieder in den Raum kam und ebenfalls zu dem Bildschirm schaute.   Erst die eintretende Stille, da der Blonde das Gerät abgeschaltet hatte, ließ ihn verwirrt zu diesem sehen. „Sorry, ich hab ihn einfach angemacht“, entschuldige er sich und versuchte zu grinsen. „Das ist nicht mein Problem. Mich stört mehr dein dämlicher Gesichtsausdruck, Pappnase“, sagte er und setzte sich neben den Rothaarigen. „Du siehst aus, als hätte man dir dein verdammtes Todesurteil unterzeichnet.“ Eijirou seufzte leicht, ehe er dem Blonden einfach mal erzählte, was ihn an den Nachrichten gestört hatte. Er erzählte ihm von seinem Kindheitsfreund und dessen, ungewöhnliches, Ableben, davon, dass er selbst nachgeforscht hatte, aber irgendwann einfach nicht die Möglichkeiten hatte, weitere Dinge in Erfahrung zu bringen. Auch von seinen irrwitzigen Vermutungen bezüglich der Yakuza erzählte er.   Und Katsuki lauschte seinen Worten, während er sich eine Zigarette anmachte und einen tiefen Zug nahm. Sein Gesicht war dabei so schwer zu deuten, wie eh und jäh. Eigentlich hatte Eijirou gedacht gehabt, dass er das bereits könnte, doch er wurde wieder eines Besseren belehrt. „Das mit deinem Kindheitsfreund ist sicher tragisch, aber ich denke da kann man nichts machen“, fing er an und blickte zu Eijirou. „Selbst, wenn es stimmt und die Yakuza ihre Finger im Spiel haben, gerade dann, wirst du keine Chance haben, etwas zu erfahren. Die Yakuza verwischt ihre Spuren und wäscht die Polizei, sodass sie ihre Ruhe haben, wenn es um ihre Angelegenheiten geht.“   Der Rothaarige blickte ihn verwirrt an. Woher wollte Katsuki das denn so genau wissen? Der vielsagende Blick des Blonden ließ ihn allerdings schweigen. //Stimmt ja//, schoss es ihm durch den Kopf und er seufzte schwer. „Es ist ein komischer Beigeschmack so etwas zu sehen…ich fühle mich, als hätte ich nicht genug getan.“ „Und genau das ist dein scheiß Problem“, unterbrach der Ältere ihn und drückte die Kippe aus.   „Selbst, wenn du herausfindest, was die näheren Umstände wären, selbst, wenn du den Mörder ausfindig machen würdest: Sie würden dich jagen, dich in den Tod treiben und sicher gehen, das du für immer verstummst“, erklärte er und kam Eijirous Gesicht näher. Der eindringliche Blick verpasste dem Jüngeren eine Gänsehaut, die über seinen Rücken wanderte. „Und das ist keine Gruselgeschichte, um dir Angst zu machen, glaub mir.“ Jeden anderen würde er eiskalt in das Messer rennen lassen, aber Eijirou nicht. Dafür lag ihm zu viel an dem Rothaarigen.   „Du hast bestimmt Recht, aber es ist einfach nicht meine A-“ Weiter kam er nicht, da die Lippen des Blonden seine verschlossen und ihn so zum Schweigen brachten. Der Kuss wurde von Eijirou mit einem leisen Seufzen erwidert und er lehnte sich etwas gegen den Größeren und blickte ihm in die Augen, nachdem sich ihre Lippen wieder gelöst hatten. „Ist das jetzt deine Art, mich zum Schweigen zu bringen?“, fragte er Katsuki, der nur die Braue hochzog. „Wenn es wirken würde, aber du quasselst ja trotzdem weiter“, schnaufte er. Eijirou grinste frech, als er wieder zu sprechen anfing: „Dann bemühst du dich nicht gut genug, Katsuki“ „Halt die Fresse, Eijirou“, knurrte der Blonde und presste seine Lippen wieder auf die des Rothaarigen. Dieser grinste zufrieden in den Kuss und schlang die Arme um den Nacken des Andren. //Ich liebe dich auch//, dachte er schmunzelnd. Es tat irgendwie gut es dem Anderen gesagt zu haben. Eijirou war sich sicher, dass Katsuki etwas gesagt hätte, wenn er etwas gewusst hätte. Daran zweifelte er so gut wie gar nicht… ----------------------------------------------------------- Mit den Tagen, ging auch der Herbst langsam immer weiter dem Ende zu und es war nur eine Frage der Zeit, bis der Winter in das Land käme. Die Zeit, die verstrich, war für Eijirou mit unsagbar schönen Erinnerungen gefüllt. Wenn er nicht gerade am Proben oder Arbeiten war, verbrachte er so viel Zeit wie möglich mit Katsuki und natürlich seinen Freunden. Immer wieder schaffte er es, dass der Blonde mit ihm mitkam. Meist artete das dann allerdings in kleinere Wortgefechte mit Tetsu aus und einmal wäre es sogar in eine kleine Prügelei ausgeartet, da Tetsu einen Punkt an Katsuki getroffen hatte, der dem Blonden nicht geschmeckt hatte. Was genau, wusste Eijirou nicht mehr so genau. Es war auch nur eine Kleinigkeit gewesen, aber einem Bakugou Katsuki pisste man nicht an. Das hatte Tetsu an jenem Tag auch gelernt.   Zwischenzeitlich hatten sie wieder einen kleineren Auftritt in der Bar von Tetsus Onkel und Eijirou war überrascht, wie beliebt sie dort wurden. Vor allem die eigenen Songtexte, die Eijirou verfasste, erfreuten sich großer Beliebtheit. Anfangs war Eijirou sehr unsicher gewesen, ob diese nicht etwas zu dunkel und geheimnisvoll waren, doch scheinbar war das genau das, was die meisten Gäste hören wollten.   „Dein Liebling ist wohl echt eine gute Inspiration“, hatte Kyoka gesagt und ihn vielsagend angegrinst. Dass er und Katsuki nun eine Beziehung hatten, hatte er nicht wirklich rumerzählt, doch irgendwie hatten seine Freunde da wohl ihre Ahnung und Eijirou meinte nur, dass er dazu schweigen würde. Er wusste nicht, wie der Blonde zu einer Bekanntmachung stand und wollte nichts, ohne dessen Zustimmung, offiziell machen.   Und, wenn er ehrlich mit sich war, störte ihn die Situation, wie sie momentan war, sowieso nicht. Das Einzige, das ihn wirklich störte, war, wenn Katsuki seiner „Arbeit“ nachging. Seine Arbeit, die nach wie vor ein verfluchtes Geheimnis war. Obwohl sie nun ein Paar waren und der Blonde ihm viel mehr von sich preisgegeben hatte, als zuvor, war Eijirou unsicher, ob er dieses Thema ansprechen konnte. Es war eigentlich längst überfällig, doch er fürchtete, dass er damit zerstören könnte, was sie nun hatten. Vielleicht hatte er auch einfach nur Angst vor der Wahrheit. Genau wusste er das nicht. Er wusste allerdings auch, dass er nicht ewig so weiterleben konnte. Dazu kam, dass er sich immer wieder verdammte Sorgen machte, wenn der Andere weg war.   Gerade saß er auf der Couch des Blonden und hatte eines der Bücher in der Hand, die dieser gerne las, und spürte die kalte Gänsehaut, die seinen Körper entlang kroch, wann immer er schaffte, sich komplett darauf zu konzentrieren und nicht besorgt zur Uhr zu sehen. Katsuki selbst war „arbeiten“ und Eijirou wartete auf ihn. Es war nicht das erste Mal, dass er das tat. Der Rothaarige konnte einfach nicht schlafen, wenn er nicht wusste, dass Katsuki wohlbehalten wieder bei ihm war.   So auch heute Abend. Er seufzte schwer und blickte von dem Buch auf die Uhr. Normalerweise war der Blonde zu dieser Zeit spätestens zu Hause. Wobei, wenn Eijirou das richtig mitbekommen hatte, war Katsuki etwas genervter als sonst gewesen. Es hatte auf Eijirou den Anschein gemacht, als wäre irgendetwas an der Sache dran, die Katsuki viel mehr zusetzte, als er dachte? Hatte er bei seinen Untersuchungen etwas herausgefunden? Der Rothaarige war einfach ahnungslos.   Er wusste nie mehr, als das, was er von Katsuki zu sehen bekam, wenn dieser einmal irgendwelche Dinge durchlas, die er sich aufgeschrieben hatte und dabei im Wohnzimmer saß. Zu gerne hätte Eijirou da mal mehr nachgefragt, doch nach jenem Vorfall, hatte er nur ein einziges Mal gewagt es wieder zu tun und hatte einen Anschiss bekommen, dass er schon gefürchtet hatte, Katsuki würde ihm gleich den Hals umdrehen. Eine schmerzhafte Lehre, die der Jüngere gemacht hatte. Katsuki konnte wirklich extrem ungehalten werden, wenn es um das Thema ging. Vor allem, wenn er kurz davor war, seine Arbeit zu erledigen. Das hing wohl auch mit dem Wunsch zusammen, alles so perfekt wie möglich, zu machen. Der Blonde arbeitete intensiv an seinen Aufträgen: Er bereitete gründlich vor und ging seine Überlegungen mehrfach durch. Eijirou hatte ihn schon öfter dabei beobachtet, aber er sprach ihn nicht mehr an, obwohl er die, ein oder andere, Anmerkung machen könnte. Immerhin sahen vier Augen mehr als zwei, doch Katsuki wollte sich nicht helfen lassen. Nicht von ihm, wie es schien und Eijirou?. Er wollte seinem Freund auch nicht auf den Geist gehen und er begnügte sich damit, Katsuki bei sich zu haben.   Dieser störte sich auch nicht an seiner Anwesenheit, solange er ruhig war und ihn nicht ansprach zu dieser Zeit. Etwas, womit Eijirou sich arrangiert hatte und mittlerweile klappte es eigentlich gut. Wie gesagt: Eigentlich. Eijirou erwischte sich immer wieder dabei, wie unzufrieden er mit diesem Unwissen war. Es war einfach so frustrierend, nicht alles zu wissen. Vor allem, wenn es um den Mann ging, den man liebte.   Das Einzige, was er hatte, waren Vermutungen und Ahnungen, denn auch, wenn er noch immer nicht wusste, was genau Katsuki tat, so wusste er, dass es nichts Legales war. Anfangs hatte es Eijirou wirklich auf den Magen geschlagen, da er sich fragte, ob er damit klarkäme: Mit einem Kriminellen zusammen zu sein. Es war eine schwere Frage und manchmal dachte Eijirou wirklich, dass er daran verzweifeln würde. Dass er nicht die Kraft hätte, darüber hinwegzusehen, was Katsuki tat und welche Gefahren das mit sich brachte. Es war klar, dass diese Dinge gefährlich waren. Trotzdem versuchte Eijirou in Katsuki nicht zu sehen, was er tat, sondern den zu sehen, der er war. Egal, was er tat…er war sein Katsuki und er liebte ihn, wie er war. Dieser Gedanken half ihm, drüber hinwegzusehen.   Wieder seufzte der Rothaarige und ging in die Küche, wo er sich ein Glas mit Wasser holte und einen Schluck machte. Kurz darauf hörte er ein dumpfes Poltern und das Aufschließen der Tür. Sofort spannte der Rothaarige sich an und stellte sein Glas ab, ehe er in den Flur ging. Er wusste, dass Katsuki ein geschickter Mann war, doch auch er war nur ein Mensch und so fürchtete er sich immer davor, dass dieser verletzt wurde, wenn er diese Dinge tat. Und dieses Mal, sollte sich seine Sorge bestätigen. Das wurde ihm klar, als er Katsuki erblickte.   Katsuki hatte das Gesicht verzogen und schien eindeutig Schmerzen zu haben. Seine linke Hand ruhte auf seiner rechten Seite und der Rothaarige konnte die rote Flüssigkeit durch den schwarzen Stoff erkennen. Blut. Die Gedanken des jungen Mannes überschlugen sich und er kam näher. „Katsu, was ist passiert?“, fragte er erschrocken, doch der Blonde schnauzte direkt los: „Bleib verdammt noch mal weg von mir!“ ----------------------------------------------------------- So eine verfluchte, gottverdammte Scheiße! Wie konnte das passieren? Wie verdammt nochmal? Er hatte so gründlich gearbeitet. Hatte alles getan, was er tun sollte, hatte seine Zielperson genau beobachtet und trotzdem war das passiert? Wie lange war es her, dass sein Auftrag so dermaßen beschissen für ihn endete, dass er am liebsten jeden einzelnen Penner abknallen würde, der ihm über den Weg lief, nur um sich abzuregen? Nicht genug, dass Eijirou ihm immer wieder mit seinen fragenden Blicken beglückte…jetzt auch noch das. Schon seit einiger Zeit war ihm klar, dass der Rothaarige immer öfter fragen wollte, was mit seiner Arbeit auf sich hatte. Was er tat und warum er es tat. Er wusste, dass Eijirou, ihm zuliebe, nicht viel nachfrage und versuchte sich damit zu arrangieren. Etwas, wofür der Blonde durchaus dankbar war, denn wenn er etwas ungern tat, war es über diese Arbeit zu reden.   Nicht, weil er sich dafür schämte oder so: Es war einfach sicherer, nichts zu wissen. Wer wenig wusste, wurde nicht in Scheiße hineingezogen, die er besser nie gesehen hätte. Katsuki hatte das schnell gelernt gehabt und Eijirou sollte diese Erfahrung nicht machen. Es war nach wie vor ein Risiko überhaupt mit ihm zusammen zu sein und trotzdem hatte Katsuki sich auf diese Beziehung eingelassen. Gerade, weil er unerwarteter Weise Gefühle entwickelt hatte, von denen er dachte, sie wären für immer aus seinem Herzen verbannt. Doch Eijirous Neugierde könnte ihn früher oder später dazu bringen, dass er wirklich keine Wahl hat, als zu reden. Fuck.   Und diese ganzen Drecksgedanken hatten ihn natürlich abgelenkt und jetzt hatte er den Salat. Katsuki war stinksauer. Sauer auf sich selbst und vor allem auf die gesamte Situation. Er hatte sich den Arsch aufgerissen, hatte seine Recherchen gemacht und mehr und diese kleine Ratte war immer auf der Hut, was es schwer gemacht hatte, die Aktion zu starten. In einer Lagerhalle war es dann zu einem Schusswechsel gekommen. Ihre Schüsse waren etwa zeitgleich abgegeben worden, sodass der Blonde nicht mehr schnell genug ausweichen konnte. Es war nur ein Streifschuss, doch das änderte nichts daran, dass er absolut wütend war.   Er hatte sich direkt, nachdem er ihm die Knarre aus der Hand geschossen hatte, auf den Typen gestürzt und erst einmal dessen Gesicht mit seinem Knie Bekanntschaft machen lassen. Bei dem Gefühl des knackenden Nasenknochen, hatte er zufrieden gegrinst. Der Kerl hatte geschrien, wie ein Mädchen und Katsuki hatte ihm gezielt in die Kniescheibe geschossen, als dieser zurückgetaumelt war. Der Blonde hatte sich nicht lange bitten lassen und das zweite Knie ebenfalls zerschossen, während der Kerl wimmernd auf dem Boden lag. „Erbärmlich“, meinte er und ging vor ihm in die Hocke.   „Sonst ist dein Maul immer so weit offen und jetzt wimmerst du wie eine kleine Jungfrau“, erklärte er und fuhr mit dem Lauf der Waffe den Hals seines Ziels entlang. „Zudem hast du kleiner Hurensohn ernsthaft auf mich geschossen…“, knurrte er und rammte ihm die Faust so fest in den Magen, dass der Mann anfing zu würgen. „Sowas mag ich gar nicht“, raunte er ihm zu und ignorierte das verdammte Brennen seiner Wunde und das Blut, das langsam anfing, seine Kleidung zu tränken.   „Eigentlich müsstest du dafür viel mehr bezahlen, aber ich hab keinen Bock, dass die Bullen mich finden“, sagte er und erhob sich wieder. Er zielte auf den Mann und verpasste ihm vier weitere Schüsse in den Magen und Bauch, hörte die panischen Schreie und sah, wie das Blut aus den Wunden sickerte. „Wir sehen uns in der Hölle wieder“, sagte er und zielte noch einmal auf den Mann und schoss seinem Opfer in die Aterie an seinem Hals und sah, wie das Blut in einem dicken Fluss aus ihm floss. Der kleine Hurensohn würde langsam ausbluten und das innerhalb von kurzer Zeit. Wie sonst auch machte er ein Beweisfoto für Cheshire, ehe er sich umdrehte und die Waffe in seinen Holster verfrachtete und seine Hand auf die Wunde presste, während er verschwand.   Verdammte Scheiße. Der Streifschuss brannte fürchterlich und Katsuki presste die Zähne zusammen. Es war doch unglaublich! Er hatte einen Fehler gemacht! Er war nicht vorsichtig genug gewesen und DAS kotzte ihn an(1). Sein gesamter Abend war für den Arsch und er hatte nur noch einen Wunsch: Er wollte nur noch heim, diese verfickte Wunde reinigen und dann seine Kohle abstauben. Für die nächste Zeit würde er garantiert nichts mehr für diesen Penner von Sero erledigen. Je näher er seinem Apartment kam, umso erleichterte war er. Es war anstrengend, seinen Geist zusammenzuhalten, während man stetig Blut verlor. Die Treppen waren wirklich eine Qual für ihn, aber er hatte es bald geschafft.   Als er sein Apartment betrat, tauchte, zu seinem Pech, aber der Rothaarige auf. Katsuki hatte ganz vergessen, dass Eijirou immer auf ihn wartete. Eigentlich eine Gewohnheit, die der Blonde gar nicht so schlecht fand, wenn er ehrlich war. Das Gefühl, dass jemand auf einen wartete, war eigentlich ganz nett, doch gerade war diese Tatsache mehr als nur ärgerlich, denn Eijirou sprang natürlich sofort auf die Verletzung des Blonden an und kam näher. „Bleib weg von mir!“, schnauzte er, nachdem dieser gefragt hatte, was passiert war. Er hatte keine Lust sich jetzt mit dem Rothaarigen auseinander zu setzten, doch da hatte er die Rechnung ohne Eijirou gemacht.   Leider ließ sich Eijirou davon nicht sonderlich beeindrucken und verschwand ins Bad, um von dort den Erste-Hilfe-Kasten zu holen. Anschließend war der Rotschopf wieder bei ihm und folgte Katsuki ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzten. Der Blonde knurrte unzufrieden, als Eijirou auffordernd zu ihm sah und wollte, dass er sich freimachte. „Ich kann das allein!“, knurrte er, doch Eijirou schien ihn zu ignorieren und Katsuki zog entnervt Jacke und Pullover aus, nur um den Streifschuss an seiner Seite freizugeben.   Der Jüngere zog scharf die Luft ein, als er die Wunde sah, die in einer länglichen Form das Fleisch aufgeschnitten hatte und stark blutete. Trotz allem konnte man am Rand die Verbrennungen des Fleisches sehen. Er hörte den Rothaarigen seufzen, ehe er den kleinen Koffer öffnete und ein Fläschchen Jod sowie eine Kompresse herausholte. Auf diese träufelte er, nachdem er sie aus ihrem Schutzpapier befreit hatte, etwas von dem Jod und blickte zu Katsuki, welcher nur genervt wegsah. „Ich bin keine Pussy“, erinnerte er den Rotschopf, welcher ergeben seufzte und anfing die Wunde zu reinigen. Als die Kompresse mit dem Jod auf das wunde Fleisch gelegt wurde, zischte der Blonde scharf due Luft ein, da es höllisch brannte. Seine Finger gruben sich in die Lehne seiner Couch, während Eijirou sich daran machte die Wunde zu versorgen.   Dabei war Katsuki überrascht, wie geschickt Eijirou das hinbekam und bald schon, war seine Wunde unter einem dicken Verband und der Rothaarige schloss den Koffer wieder. „Wenn du Glück hast, heilt die Wunde, ohne eine Narbe zu hinterlassen“, sagte Eijirou, ehe er Katsuki ansah. Der Blick des Rothaarigen war von Sorge geprägt, doch auch von einer stummen Frage. Es war unschwer zu erkennen, dass er wissen wollte, was passiert war oder was er nun regelmäßig trieb. Es könnte auch sein, dass er Beides wissen wollte, doch Katsuki schnaufte nur und machte keine Anstalten, etwas zu erzählen.   Er hörte den jüngeren Mann seufzen, als er den Koffer wegstellte. „Was genau treibst du eigentlich?“, fragte er und Katsuki erdolchte Eijirou praktisch mit seinem Blick. „Das ist nicht deine Angelegenheit“, meinte er genervt. Seine Aussage wurde wieder mit einem schweren Seufzen kommentiert. Er sah ihm an, dass Eijirou darum rang, die Fassung zu bewahren. „Es ist nicht meine Angelegenheit? Da hast du vielleicht recht…Trotzdem, könntest du mit mir darüber sprechen. Ich bin dein Freund, oder hast du Angst, dass ich dich dann verurteile?“, fragte Eijirou nach und Katsuki packte ihm am Kragen, um ihn näher zu sich zu ziehen. „Willst du so dringen mit mir streiten, Eijirou?“, fragte er, wobei seine Stimme direkt lauter wurde. Der Rothaarige forderte ihn doch gerade offensichtlich heraus. „Zumal ich mich erinnern kann, dass wir abgemacht hatten, dass du nicht nachfragst“, fügte er schnaufend hinzu und spürte im nächsten Moment die Hand des Jüngeren an seiner eigenen. Es war kein Gegendruck. Eine einfache, zarte Geste des Jüngeren.   „Zu dieser Zeit war unsere Beziehung auch eine Andere“, kommentierte Eijirou und hielt den Augenkontakt aufrecht. „Es ist doch wohl mein Recht nachzufragen, wenn mein Freund verletzt von seiner „Arbeit“ nach Hause kommt.“ Katsuki schnalzte mit der Zunge und wollte ansetzten, etwas zu sagen, doch der Kleinere kam ihm zuvor. „Ich mache mir nur Sorgen um dich und habe trotzdem bis jetzt nicht nachgefragt. Ich habe wirklich versucht es zu akzeptieren, aber das hier…das kann ich nicht einfach so akzeptieren. Es geht nicht mehr, Katsuki und es wird nicht so laufen, wie du das willst“, sprach er weiter und machte eine kurze Pause, ehe der Glanz in den roten Rubinen etwas trauriger wurde. „Vertraust du mir wirklich so wenig, dass du mir das nicht offenbaren kannst?“   Die Worte des Rothaarigen ließen ihn schweigen, während er Eijirou in die Augen sah. „Habe ich dir nicht erklärt, dass das keine Frage von Vertrauen ist? Es hat mit deiner Sicherheit zu tun, du Idiot“, sprach er wesentlich ruhiger, doch der Rothaarige schüttelte nur den Kopf. „Das ist so ein Blödsinn. Du willst es mir einfach nicht sagen, denke ich. Glaubst du, dass ich dich verurteile, wenn ich es weiß? Dass ich dich dann hasse? Verdammt nochmal, Katsu! Ich habe mich in dich verknallt gehabt und gesehen, wie du einen Menschen getötet hast: Und selbst das hat mich nicht davor abgeschreckt dich zu lieben.“   Katsuki war überrascht, wie eindringlich Eijirou war und vor allem, wie hartnäckig. Sonst hatte er es immer auf sich beruhen lassen und akzeptiert, dass Katsu dieses Thema nicht ansprach, doch nun...Er war wirklich eindringlich. Zwar ruhig, aber eindringlich und sein Blick hatte etwas, das Katsuki bei dieser Art von Gespräch noch nicht gesehen hatte. //Mein Anblick muss ihn mehr erschrocken haben, als erwartet//, ging es ihm durch den Kopf und er seufzte ergeben. „Du bist echt eine Qual, weißt du das?“, fragte er und rieb sich über den Nasenrücken. „Meinetwegen, aber ich werde dir nicht zu viel erzählen, damit wir uns richtig verstehen“, fügte er hinzu und wartete, dass Eijirou nickte. „Geht klar, Katsuki.“   Er setzte sich etwas gemütlicher hin und zündete sich eine Zigarette an und inhalierte den Rauch erst einmal tief, ehe er ihn freiließ und das wiederholte. „Um es kurz zu machen: Meine ‚Arbeit‘ befasst sich damit, dass ich eine Reihe von Aufträgen aller Art bekomme. Sei es jemanden umzulegen, jemanden zu Beschützen oder irgendwelche krummen Geschäfte zu tätigen oder zu überwachen: von Drogen- bis Waffenhandel ist da alles dabei, was das Herz der Unterwelt begehrt“, fing er an und bemerkte, wie erschrocken der Rothaarige ihn ansah.   „Ich bin nicht so der Geduldsmensch und mit Menschen habe ich ungern tun, deshalb übernehme ich eher Aufträge, bei denen ich wen abknallen muss. Geht schnell und da ist nicht so viel Konkurrenz, da die meisten Menschen schiss haben, dass die ‚Freunde‘ der Opfer auf Rache aus sind“, erzählte er weiter und zog genervt die Augenbrauen zusammen. Es war nervtötend über diese Scheiße zu sprechen, aber noch nervtötender wäre permanent mit dem Rothaarigen deswegen aneinanderzugeraten.   Eijirou schwieg eine Weile, schien das Ganze erst einmal etwas sacken lassen zu müssen, ehe er wieder seine Worte fand. „Wie kommst du zu solchen ‚Arbeiten‘?“, wollte der Rothaarige wissen und Katsuki war doch überrascht, wie gefasst der Eijirou war. Lag vermutlich daran, dass er ihn bereits dabei gesehen hatte. „Sagen wir es so: Es gibt eine Schattenseite in dieser Stadt, in welcher Leute, wie ich, und Andere ihre krummen Geschäfte drehen können. Ich habe meinen Kontaktmann und der beschafft mir die Aufträge. Meist befassen sie sich mit andren Mitgliedern des Untergrunds. Du weißt schon: Bandenkriege und der ganze Bullshit“, erklärte er und nahm wieder einen Zug. Katsuki spürte die Blicke intensiver auf sich und blickte Eijirou an. „Was?“, fragte er und der Rothaarige versuchte, seine Worte zu finden. „Kann ich mir das so vorstellen, wie in diesen ganzen Yakuza-Filmen?“, fragte er und erntete einen skeptischen Blick, ehe ein genervtes Schnaufen folgte. „Das ist nichts im Vergleich zur Realität“, antwortete er, während er seine Zigarette ausdrückte.   Eijirou gab sich damit aber nicht zufrieden, sondern fragte natürlich weiter und Katsuki musste sich bemühen, ruhig zu bleiben. Er fühlte sich unwohl mit all diesen Fragen und zum Glück bemerkte Eijirou das auch. „Sorry, dass ich dich so löchere, aber die Chance, dass du mal dazu was sagst, bekomme ich sicher nicht mehr so schnell“, entschuldigte er sich und lächelte ihn kurz sanft an, ehe er wieder ernst wurde. “Ich hab nur noch eine Frage, dann ist Schluss“, versprach er und Katsuki schnaufte entnervt auf, ehe er abwartend die Braue hob.   „Warum tust du das?“ Scheiße. Genau die Art von Frage, die er nicht gestellt bekommen wollte. Die Frage nach seinem Warum. „Es ist einfach so“, sagte er und sah in den Augen des Rothaarigen, dass diese Antwort nicht das war, was er sich erhofft hatte. „Ich hab keinen Bock darüber zu reden und an die Scheiße zurück zu denken. Es ist, wie es ist“, sagte er in einem Ton, der klar machte, dass er nicht weiter darüber reden wollte und würde.   Er wollte einfach nicht. Er wollte sich nicht erinnern, wollte nicht noch einmal die Dinge vor seinen Augen sehen. Katsuki war angespannt und atmete aus, als Eijirou ein leises „In Ordnung“ von sich gab und dann näher rückte. „Sorry“, nuschelte er und Katsuki seufzte wieder ergeben. „Du bist ein Quälgeist…ein verdammter, neugieriger Quälgeist“, sagte der Blonde. „Aber du bist meiner“, fügte er hinzu und spürte regelrecht, wie der Andere lächelte. ----------------------------------------------------------- Seit dem Gespräch waren einige Tage ins Land gestrichen. Das alles zu verdauen, war doch nicht so einfach gewesen, wie gedacht. Doch irgendwie hatte er die Informationen verarbeiten können und etwas mehr Verständnis, für Situation des Älteren, auch wenn er noch immer nicht ganz zufrieden war. Da waren immer noch Dinge, die ihm Katsuki nicht anvertrauen konnte/wollte und das störte ihn. Eijirou hatte versucht sich damit abzufinden, dass Katsuki darüber nicht reden wollte, wie er es gerne hätte, hatte versucht, sich damit zufrieden zu geben, was er nun wusste. Aber das war verdammt schwer für den Rothaarigen. Er hatte seinem Freund angesehen, dass diesem das gewaltig missfiel, weswegen er einfach schwieg und nicht weiter nachfragte. Er konnte und wollte nicht riskieren, dass er und Katsuki wegen sowas stritten.   Er hatte sich selbst geschworen, dass er Katsuki so akzeptieren würde, wie er war. Das hieß, dass er auch die Geheimnisse des Blonden akzeptieren musste, selbst wenn seine Neugierde ihn fast umbrachte. Hoffentlich würde er das auch weiterhin durchhalten. Mit einem leisen Seufzen stieg er die restlichen Treppen des Wohnhauses hinauf. Er kam gerade wieder von einer Probe mit seinen Leuten. Sie kamen ziemlich gut voran und würden bald wieder in der Bar von Tetsus Onkel rocken dürfen. Für den Rothaarigen war es erfrischend mit seinen Freunden hin und wieder auf eine Bühne zu stehen. Für ihn selbst war es zwar ein Hobby, aber er wusste, dass es Kyoka viel bedeutete das zu tun, was sie liebte und das auch noch auf einer Bühne. Er lächelte leicht und blieb im Flur stehen, während er die beiden Türen betrachtete. //Ob Katsu schon zu Hause ist?//, fragte sich der Rothaarige und beschloss einfach nachzusehen, da der Blonde gemeint hatte, er wäre vielleicht noch einkaufen, wenn Eijirou zurück käme.   Er schloss die Tür zur Wohnung des Blonden auf und schloss diese hinter sich, ehe er sich die Schuhe auszog. Dabei fiel sein Blick auf ein weiteres Paar neben Katsukis Schuhen. Hatte der Blonde Besuch? Neugierig ging Eijirou zum Wohnzimmer, dessen Türe er geschlossen vorfand. Gedämpft hörte er Stimmen, die miteinander redeten. Eine davon war eindeutig die seines Freundes. Die andere Stimme, die gerade zu sprechen begann, kannte er nicht.   „Dir ist doch hoffentlich klar, in welcher Lage du dich befindest? Wenn er dich verpfeift, bist du am Arsch und wenn irgendwer rausbekommt, dass der berühmte Ground Zero einen Schwachpunkt hat…“, sprach die eine Stimme und Eijirou zog eine Braue hoch. Sprach der Kerl von ihm? Aber wer war dann mit Ground Zero gemeint? Katsuki? „Das ist nicht deine Angelegenheit“, hörte er Katsuki sprechen. Dieser klang unglaublich gereizt. War etwas passiert? Eijirou spürte, wie die Sorge in ihm anstieg und er lauschte weiter. „Mal ehrlich, Katsu. Wie lange wird das mit euch gut gehen? Wie lange wird er akzeptieren was du bist und was du tust? Er ist ein gewöhnlicher Kerl, der nichts mit dieser Welt zu tun hat. Entweder geht er daran zu Grunde oder wird getötet. Zumal ich interessante Dinge herausgefunden habe: Dein kleiner Liebling war scheinbar ziemlich gut mit diesem Ubara befreundet.“   Eijirous Augen weiteten sich. Der Kerl da sprach nicht nur von ihm, sondern auch von Toshi. Was hatte das zu bedeuten? Zu gerne wäre er hineingeplatzt und hätte nach Antworten verlangt, doch noch hielt er sich zurück. Er fühlte sich schlecht, da er Katsuki und diesen komischen Typen belauschte, aber er konnte nicht anders. ----------------------------------------------------------- Katsuki hatte an diesem Tag eigentlich nicht mit Besuch gerechnet. Er hatte vorgehabt einige Besorgungen für seinen Trainingsraum zu machen, da Eijirou sowieso proben war. Außerdem brauchte er ein paar neue Teile für seine beiden Süßen. Daher wollte er sich auf den Weg machen, wissend, wie lange er im Waffenladen brauchte, wenn er sich alles ansah. Umso überraschter war er, als Sero vor seiner Tür stand. „Yo“, grüßte der Schwarzhaarige ihn grinsend und trat ein. „Was willst du hier Soja-Face?“, fragte der Jüngere genervt und bekam ein gespielt trauriges Gesicht, ehe Sero wieder grinste. „Ich war zufällig in der Gegend und dachte mir: Besuchen wir den guten Katsu doch einfach mal“, erklärte sich der Schwarzhaarige und ließ sich im Wohnzimmer auf der Couch nieder.   „Und du glaubst, dass ich dir das glaube? Wir wissen beide, dass du keine „zufälligen“ Besuche tätigst, also spucks aus, Cheshire“, forderte der Blonde und zündete sich eine Zigarette an. „Direkt, wie eh und je“, fing Sero an und lehnte sich etwas zurück. „Tatsächlich zeige ich dir mein bezauberndes Gesicht, weil ich einige Dinge mit dir besprechen möchte. Das Betrifft vor allem einen deiner letzten Aufträge. Du erinnerst dich an den kleinen Drogenkurier, den du ausgeschaltet hast? Scheinbar rollt die Polizei seinen Fall doch wieder auf und versucht nun in unseren Kreisen etwas heraus zu finden. Es wird vermutet, dass sie Undercover-Agenten angesetzt haben, um die Kreise zu infiltrieren.“   Der Blonde blies den Rauch aus und blickte Sero scheinbar desinteressiert an. „Und was kümmert mich dieser Bullshit? Ich habe nichts mit irgendeiner Yakuza zu tun und verbinden kann man mich mit keinem meiner Opfer“, fing er an und sein Blick wurde schärfer. „Oder willst du mir unterstellen, dass ich unsauber arbeite, Sero?“ Beschwichtigend hob der Schwarzhaarige die Hände, das Grinsen immer noch im Gesicht. „Nicht doch. Sowas würde ich mir nicht einmal in Traum erlauben zu denken“, fing er an und etwas im Blick des Älteren änderte sich. Sero war listig wie ein Fuchs oder eine Schlange. Geschickt im Ausspielen seiner Karten und seines Wissens. „Trotzdem ist es sehr interessant, dass du Zeugen leben lässt“, erwähnte er fast schon beiläufig und griff dreist nach Katsukis Zigarettenschachtel und nahm sich eine davon.   Zufrieden bemerkte er das kurze Blitzen in den Augen des Blonden. „Und noch viel interessanter ist, dass du scheinbar sehr engen Kontakt mit diesem Zeugen hast, der neben dir wohnt“, beendete er seine Worte und blies den Rauch zu dem blonden Mann. Sero war mindestens genauso ein Arschloch, wie er selbst es sein konnte, wenn es um solche Dinge ging. Trotzdem fragte sich Katsuki, woher dieser Arsch so schnell von Eijirou erfahren hatte. Diese miese Ratte von Sero hatte seine Augen und Ohren wirklich überall…verdammte Scheiße. Er durfte sich nichts anmerken lassen. „Was ist dein Problem? Ich habe alle unter Kontrolle“, erwiderte er und schnalzte mit der Zunge. Seros Gesicht passte ihm nicht. „Dir ist doch hoffentlich klar, in welcher Lage du dich befindest? Wenn er dich verpfeift, bist du am Arsch und wenn irgendwer rausbekommt, dass der berühmte Ground Zero einen Schwachpunkt hat…“, fing er an und Katsuki knirschte mit den Zähnen. „Das ist nicht deine Angelegenheit“, schnauzte er den Schwarzhaarigen an und schnalzte wieder mit der Zunge. Als ob er das nicht wüsste. Doch er war sich absolut sicher, dass Eijirou ihn nicht verpfeifen würde. Sonst hätte er es schon längst getan und Katsuki würde dafür sorgen, dass niemand erfuhr, dass er eine Schwachstelle hatte. Er würde Eijirou beschützen. So einfach war das. Das wäre ja gelacht, wenn er sich von irgendwem einschüchtern lassen würde. Sero erwähnte nur dazu, dass Eijirou mit diesem Ubara, den er umgelegt hatte, befreundet war. Das war ihm bereits bekannt. „Ich bin mir dieses Punktes bewusst“, sagte er und drückte die Zigarette aus.   „Meinetwegen können die Bullen da rumstochern, soviel sie wollen. Ich bin kein Yakuzamitglied und somit werden ihre Spuren im Sand verlaufen und der Typ ist nichts weiter, als ein weiterer ungeklärter Todesfall“, sagte er und in diesem Moment wurde die Türe aufgestoßen. Katsuki und Sero blickten zu dieser und die Augen des Blonden verengten sich zu Schlitzen, als er Eijirou erkannte, der in der Türe stand und sie anstarrte. //Fuck!// Der Blonde schnalzte wieder mit der Zunge und gab ein genervtes „Tch“ von sich, während Sero sich erhob und den Rotschopf betrachtete, der da in der Tür stand und sie mit einer Mischung aus Zorn und Unglauben anstarrte.   „Hast du nicht gelernt, dass es sich nicht gehört zu lauschen, Junge?“, fragte der Schwarzhaarige und versuchte in Eijirou zu sehen. Katsuki presste die Kiefer genervt aufeinander und funkelte Sero an. „Halt die Fresse“, forderte er wütend und bekam nur ein amüsiertes Lächeln als Antwort. ‚Dann zeig mir mal, wie du das ausbügelst‘, forderte der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen und Katsuki hätte ihm in diesem Moment am liebsten die Fresse poliert, um ihm das behinderte Grinsen dem Gesicht zu wischen. Doch das konnte warten.   Die karminroten Augen wanderten zurück zu dem Jüngeren, der immer noch in der Tür stand, die Hände zu Fäusten geballt, auf den Boden starrend und zitternd. Es sah aus, als würde Eijirou um Worte ringen oder um Fassung. Vielleicht auch um Beides. Der Anblick war etwas, das dem Blonden gar nicht gefiel. Schon gar nicht, wenn er der Grund für Eijirous negative Verfassung war. Sein Kopf ratterte auf Hochtouren Es war ganz klar, dass Eijirou ihr Gespräch mitbekommen hatte. Dessen Haltung sprach Bände. Verdammte Scheiße. Der Blonde konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr ihn das gerade ankotzte. Eijirou hatte ihm ja von seinem komischen Freund erzählt gehabt und er hatte dessen Worte nicht ohne Grund abgewürgt. Wieder! Schon wieder gerieten die Dinge aus seiner Kontrolle. Gott, wie ihn das ankotzte. Noch immer standen die drei Männer im Raum und keiner wagte es, sich zu rühren. Eine unangenehme Spannung hatte sich gebildet und Katsuki fühlte sich, als würde er schwer Luft bekommen. Die Stille, die zwischen ihnen herrschte, war einfach nur erdrückend, doch sie wäre um einiges erträglicher gewesen, als Eijirous Worte, die nun an sein Ohr drangen. „Das ist jetzt nicht wahr, oder?“ Seine Stimme zitterte leicht. Ob vor Wut oder von unterdrückter Trauer, das wusste er nicht.   „Du warst es? Du hast ihn umgebracht?“ Die Worte waren leise gesprochen, doch waren sie für den Blonden lauter, als jede Explosion. Scheiße. „Und dann tust du noch so, als würdest du von nichts wissen, während ich dir von ihm erzähle? Davon erzähle, dass mich sein Tod mitgenommen hatte?“ Endlich blickte der Rothaarige auf und Katsuki konnte die, vor Wut schimmernden, Augen des Jüngeren sehen. „Hast du das von Anfang an gewusst? Hast du mich zum Narren gehalten?“ Der Rothaarige kam näher auf den Blonden zu und blickte ihn an. Sero ignorierten Beide gekonnt. Katsuki hatte sich vorgenommen, seine eigene Wut zu schlucken, und Eijirou meckern zu lassen, doch dieser musste ja den Fehler machen und weiter sprechen. „Waren die anderen Worte von dir auch nur eine Lüge?“   Katsuki konnte die heiße Wut spüren, die in seinem Inneren aufstieg. War das sein scheiß Ernst? Sah er etwa aus, als würde er über so etwas, wie seine Emotionen, lügen? War der Rothaarige wirklich so beschissen im Hirn, dass er das glaubte? Der Blonde schnaufte wütend auf und packte Eijirou am Kragen und blickte ihn äußerst wütend an. „Willst du das wiederholen, Shit-Hair?“, fragte er sauer nach und seine Stimme hatte einen warnenden Unterton. Eijirou übertrieb gerade maßlos und provozierte den Blonden unnötigerweise.   „Ach? Sind wir jetzt wieder auf dieser Ebene, Bakugou?“, fragte er nach und hielt dessen Blick stand, ehe er sich losriss. „Ich kann es einfach nicht glauben. Warum hast du mir sowas Wichtiges verschwiegen? Du wusstest Bescheid, verdammt! Das kann nicht dein Ernst sein, Katsuki!“ Es war das erste Mal, dass Eijirou lauter wurde. Natürlich löste das in dem Blonden genau die gleiche Reaktion aus. Der Blonde würde sich sicher nicht einfach anschreien lassen. „Was hätte ich deiner Meinung nach denn sagen sollen? Hätte ich es dir auf deine verfickte Nase reiben sollen, dass ich den Scheißer umgelegt habe? Ist es das, was du gewollt hättest?“, fuhr er ihn an und ballte nun selbst seine Faust. „Du hast einfach so getan, als wäre das alles gar nicht deine Angelegenheit. Kein Wunder, dass du mir ausreden wolltest, dass ich da weiter nachforsche. Du hattest verdammt nochmal Schiss, dass ich rausfinde, dass du es warst“, sagte er und biss sich kurz auf die Lippe, ehe ihm ein „Du verdammter, verlogener Mörder“, herausrutschte.   Katsuki presste seine Zähne so fest aufeinander, das man das Knirschen hören konnte. „Du hast es erfasst“, brüllte der Blonde nun und hatte wirklich Probleme seine Wut zu zügeln. Er wollte seine Faust irgendwo hineinschlagen. „DAS ist es, was ich bin. Ein verfickter Mörder. Tu bloß nicht so, als würdest du das gerade erst erfahren haben. Die ganze Zeit hat es dich einen Scheiß gejuckt und plötzlich, wo es um einen Wichser geht, den du kennst, willst du mir damit kommen? Verarsch mich nicht!“ Katsuki dachte nicht einmal daran, seine Stimme zurückzuhalten. Er brüllte den Rothaarigen an, der aufgrund der Lautstärke doch etwas zusammenzuckte, sich allerdings keinen Millimeter bewegte.   „Was erwartest du? Dass ich dir jetzt um den Hals falle und es gut finde, dass du einen FREUND umgebracht hast und es nicht einmal für nötig gehalten hast, es mir ansatzweise zu erklären?“, fuhr er ihn an und schnaufte. „Du bist ein verdammter Lügner, Katsuki! Ich kann einfach nicht glauben, dass ich in ein verlogenes Arschloch, wie dich verliebt ha-“ Den Satz konnte der Rothaarige nicht beenden, denn etwas flog an ihm vorbei und landete laut knallend in der Wand. Erschrocken drehte er sich zu der Stelle und sah, dass das Zippo des Blonden zerbrochen auf dem Boden lag. An der Stelle, wo es mit der Wand kollidiert war, war eine kleine Einkerbung. Ungläubig starrte er zu dem Blonden, der ihn mit einem Blick anstarrte, der ihm das Herz zum stoppen brachte. Neben der überdeutlichen Wut, die in den Augen des Blonden zu sehen war, war da noch ein anderer Ausdruck in den sonst so schönen Seelenspiegeln. Ein Ausdruck, den Eijirou noch nie gesehen hatte und der ihm unzählige Nadelstiche ins Herz versetzte. Doch gerade war er zu wütend, um wirklich darauf einzugehen und machte auf dem Absatz kehrt und verschwand, ohne ein weiteres Wort aus der Wohnung, deren Tür er laut ins Schloss knallen ließ. Die Stille, die sich nun wieder im Raum bildete, lag schwer auf dem Blonden und er fühlte sich, als würde die Decke über ihm zusammenbrechen. Langsam sickerte in sein Hirn, was er, eher reflexartig, getan hatte. In diesem Augenblick war er unglaublich dankbar, dass er, gegen seine Gewohnheit, seine Desert Eagles NICHT bei sich getragen hatte (2). //Scheiße.//   Er blickte auf, als er das leise Lachen von Sero hörte, der ihn amüsiert ansah. „Sieht aus, als wäre dein kleines Schätzchen auf und davon. Wirst du ihn dir wieder einfangen, oder suchst du dir was Neues?“, fragte er scherzend nach und spürte im nächsten Moment einen stechenden Schmerz in der Wange und merkte, wie er von den Füßen gerissen wurde. Überrascht griff sich der Größere an die schmerzende Wange und schmeckte das Blut in seinem Mund. „Halt deine verfickte Fresse, sonst werde ich deinem Gesicht einen komplett neuen Schliff verpassen, Sero!“, brüllte er den Schwarzhaarigen an, der beschwichtigend die Hände hob. „Beruhig dich mal. Ich hatte ja nicht geahnt, dass es dir echt ernst mit dem Kerl ist“, versuchte er den Blonden zu beruhigen, der allerdings nicht so wirkte, als wolle er zuhören. „Interessiert es mich, was du denkst? Nein! Es interessiert mich einen gottverdammten Scheißdreck! Und du solltest einfach die Fresse halten!“ Katsuki war kurz davor den Anderen noch einmal zu schlagen. Dieser schien die Situation auch komplett zu verstehen und erhob sich vom Boden. Dabei klopfte er sich die Kleidung ab und wischte das Blut von seinen Lippen und ging zur Tür. „Du solltest auf jeden Fall verhindern, dass er irgendwem etwas sagt“, murmelte der Schwarzhaarige, ehe er Katsuki wieder angrinste. „Ich würde dir ja Glück wünschen, aber das braucht der große Ground Zero sicherlich nicht.“ Mit diesen Worten verschwand er, noch bevor Katsuki irgendetwas greifen und nach ihm werfen konnte.   Mit dem Zufallen der Türe, kehre auch wieder Stille in die Wohnung und Katsuki fühlte sich zum ersten Mal, seit langer Zeit unwohl in dieser Stille. Das letzte Mal, als er sich so dermaßen scheiße in seiner Haut gefühlt hatte war, als… //Verdammter Mist!// Er riss sich selbst aus diesen Gedanken, in dem er die Faust gegen die Wand schlug und der Schmerz sich durch seine Knöchel, zum Ellenbogen hochzog. Er konnte den Schmerz in seiner Hand ignorieren, aber das Stechen in seiner Brust nicht. Es war penetrant und übertünchte alles Andere. Zum ersten Mal, seit langer Zeit empfand er Schuldgefühle. Etwas, worauf er gerne verzichten konnte. Warum? Warum verdammt nochmal, war Liebe so eine scheiß komplizierte Sache? Und wie sollte er das wieder in Ordnung bringen? Kapitel 7: Some things are hard to say --------------------------------------   Kapitel 7: Some things are hard to say   Nach diesem Vorfall mit Katsuki waren zwei Wochen vergangen. Eijirou hatte versucht die Dinge zu verarbeiten, hatte versucht zu verstehen, doch es half nichts. Seine Laune war auf dem Tiefpunkt, auf er Arbeit hatte er nur noch schwer freundlich mit den Kunden sein können, sodass Momo ihn einmal zur Seite genommen hatte und ihn darauf angesprochen hatte, was los sei und er hatte ihr erklärt, dass er privat etwas Stress hätte. Die Schwarzhaarige hatte es so hingenommen und gemeint, dass er sich doch ein paar Tage freinehmen sollte, wenn es ihm so schlecht ginge, aber er nicht die Kunden so ansehen sollte, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.   Eijirou war bestürzt. Er hatte nicht vorgehabt seiner Chefin Sorgen zu bereiten, oder negativ auf die Kundschaft zu wirken und hatte sich zusammengerissen. Seine Freunde und die Proben hatte er zu dieser Zeit eher weniger besucht mit der Begründung, dass er gerade etwas Stress auf der Arbeit hätte, weil ja die Wintersaison angefangen habe und so. Wirklich abgekauft hatten sie ihm das nicht, doch scheinbar akzeptierten sie, dass er gerade etwas Zeit für sich brauchte. Vermutlich ahnte Kyoka sogar schon etwas. Die junge Frau war ja immer sehr gut darin zu erkennen, wenn bei ihm etwas nicht stimmte. Selbst Denki hatte nicht so viel Feingefühl. Doch die Zeit allein, hatte nicht das gebracht, was er gehofft hatte, denn kaum war er allein, wanderten seine Gedanken zurück zu jenem Tag, als er die bittere Wahrheit erfahren hatte.   Er konnte es nicht glauben. Nachwievor, war er total mit seinen Gefühlen überfordert. Er hatte überreagiert, dessen war er sich bewusst. Er war in dieser Situation nur so wütend gewesen. Wütend und enttäuscht. Er hatte gedacht, dass Katsuki ihm mehr vertraute…andererseits…wie hätte er denn reagiert, wenn er es von ihm gehört hätte und nicht belauscht? Hätte es irgendwas geändert? Vermutlich wäre er nicht so stark ausgerastet. Es hatte ihn aufgeregt, dass dieser Kerl, mit dem Katsuki gesprochen hatte, so viel wusste und er? Nach wie vor wusste er gar nichts. Die Sache mit Toshi war das Tröpfchen, das das Fass überlaufen ließ. Vor allem, da Katsuki einfach gewusst hatte, dass er sich da lange gequält hatte. Auch, wenn sie damals nicht bekannt waren…Irgendwie hätte sich Eijirou gewünscht, dass der Blonde da etwas gesagt hätte. //Was denke ich mir eigentlich? Katsuki hat sowas doch noch nie gesagt…Warum sollte er mir das also auf die Nase binden?// Vermutlich hatte er sogar geahnt, dass es so enden würde und deshalb nichts gesagt.   Eijirou seufzte schwer. //Und wie sollen wir das jetzt regeln?// Eijirou wollte es regeln, soviel war ihm klar. Er liebte Katsuki nach wie vor. Das war keine Frage und er vermisste den Blonden fürchterlich und das nach nur zwei Wochen, ohne Kontakt. Scheiße, er war echt hoffnungslos verknallt. Doch er wusste nicht, wie er ihm gegenübertreten sollte, was er fühlen sollte. Er war nach wie vor wegen der Sache durch den Wind, zeitgleich zerriss ihn die Sehnsucht regelrecht, nachdem sie sich endlich nahe waren. Hinzu kam, dass er sich schlecht fühlte, weil er Katsuki so furchtbare Dinge an den Kopf geworfen hatte.   Dieser Ausdruck, den der Andere neben seiner Wut in den Augen hatte. Eijirou hatte ihn noch nie zuvor bei ihm gesehen, doch er war da und er sorgte auch jetzt dafür, dass Eijirous Herz sich zusammenzog und schmerzte. Zu gerne würde er alles rückgängig machen, damit nichts von all dem passiert wäre. Lieber wäre er weiter unwissend…//Nein so stimmt das nicht…//, unterbrach er seine eigenen düsteren Gedanken. //Es ist besser, dass es endlich raus ist…aber warum musste Toshi sterben? Katsu, warum?// Eijirou wollte den Grund wissen. Er wollte es verstehen, wollte den Blonden verstehen. Aber erst, musste das zwischen ihnen wieder gerichtet werden.   Er hatte die völlig falschen Dinge gesagt, weil er sich einfach von seinen Emotionen hatte leiten lassen. //Verdammte Scheiße…// Es war doch zum Heulen. Das Klingeln seines Smartphones riss ihn aus seinen Gedanken und er griff nach seinem Smartphone und sah Denkis Bild. Er seufzte noch einmal schwer, ehe abhob und ein leises „Yo, Bro“, von sich gab.“Alta, Eiji du klingst ja schrecklich“, hörte er Denki auf der anderen Seite. „Danke, Mann“, meinte er schwer seufzend und schloss die Augen kurz.   „Was ist los, Mann? Du klingst wirklich nicht gut.“ Eijirou überlegte. Sollte er mit Denki darüber sprechen? Zumindest ein wenig könnte er sein Herz ausschütten oder? „Ach…es ist nur…“, fing er an und spürte, wie ihm wieder flau im Magen wurde. „Katsuki und ich hatten einen ziemlich miesen Streit…seit zwei Wochen ist Funkstille und ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll“, erzählte er und verdeckte seine Augen mit einem Arm, nachdem er sich auf den Rücken gedreht hatte.   „Ach scheiße. Aber es war ja irgendwo klar, dass sowas auch mal passiert Eiji. So impulsiv, wie der Typ ist und so“, hörte er Denki sprechen und grummelte leicht. „Ich brauche keine ‚das ist doch logisch gewesen‘ Aussagen, Denki. Ich habe mich falsch verhalten, das weiß ich selbst. Ich weiß nur nicht, wie ich mich entschuldigen soll…“ „Warum, musst du dich überhaupt entschul-HEH!“   Der Rothaarige blinzelte verwirrt, als er hörte, wie sein Freund schrie und dann eine Frauenstimme hörte. Überrascht blinzelte er. „Kyoka? Was machst du denn bei Denki?“, wollte er wissen und die junge Frau antwortete: „Er hat eine Wette verloren und muss mir jetzt was zu essen machen“, erzählte sie und Eijirou konnte ihr triumphierendes Grinsen hören. „Aber zurück zum Thema: Was genau ist denn passiert?“   Eijirou seufzte schwer. Wie sollte er das denn erklären? „Naja…es ist so, dass ich etwas erfahren, womit ich nicht zufrieden bin und Katsuki hat es mir einfach verschwiegen. Es war auch eher ein Zufall, dass ich es erfahren habe…“, fing er an und erzählte ihr von grausamen Wörtern, die er ihm an den Kopf geschmissen hatte, von diesem Ausdruck in den Augen des Blonden, der ihm nach wie vor das Herz zu brechen schien. Kyoka wusste ja, dass er für Katsuki etwas empfand. Sie wusste nur nicht, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte.   „Uff. Das klingt ja wieder bezaubernd. Ihr Zwei seid echt die nächsten Hauptdarsteller in irgendeinem Drama“, sagte sie und Eijirou konnte den Blonden hinter ihr fluchen hören, dass sie ihm das Smartphone wieder geben sollte. Kyoka ignorierte das allerdings gekonnt und widmete sich lieber Eijirou. „Hör mal, Eiji. Streit ist doch unter Freunden auch nicht unüblich. Wir hatten uns auch schon in den Haaren und das nicht zu knapp und so ist es nun auch. Er hat dir etwas verschwiegen, das dich sehr aufregt und du hast etwas Dummes gesagt, ja. ABER: ihr seid doch Freunde und versteht euch sonst, nicht? So, wie ich Katsuki bislang kennengelernt habe, ist er kein Mann, der von sich aus einfach ankommt…also wirst du wohl die Initiative ergreifen müssen“, fing sie an zu sprechen.   „Das ist mir bewusst. Darum möchte ich ja auf ihn zukommen aber…ich fürchte, dass er mich einfach wegjagen wird“, erklärte er seine Sorge und Kyoka seufzte am anderen Ende abermals. „Das könnte passieren. Dann solltest du ihm Zeit geben und abwarten…aber das glaube ich nicht. Du meintest ja, dass er zu dir sonst ziemlich nett ist, nicht? Also wird er dir sicher zuhören, wenn du ihn ansprichst.“ „Und wenn er mir nicht zuhören will?“ „Eijirou? Mal ganz ehrlich du hast es geschafft diesen Typen in deinen Freundeskreis zu integrieren! Ich weiß nicht genau, wie ihr zueinander steht, aber er mag dich! Er wird dich sicher anhören, also hör auf so eine Pussy zu sein“, sagte sie und der Rothaarige fühlte sich schon besser.   Es war wirklich schön Freunde zu haben, die einen Aufbauten. „Danke, Kyoka“, sagte er und wollte sie bitten, dass sie ihm Denki wieder an den Hörer gab, doch da klingelte es an seiner Tür. „Erm…ich rufe zurück ja?“, fragte er und legte auf, ehe er zu der Tür ging und durch den Spion sah. Erschrocken weiteten sich seine Augen und Eijirou atmete schwerer. Was machte DER hier? //Ganz ruhig…der wird dir nichts tun…sonst…schreist du einfach//, versuchte er sich selbst zu beruhigen und öffnete die Tür langsam, nur um das grinsende Gesicht des schwarzhaarigen Mannes zu sehen, der vor zwei Wochen in Katsukis Wohnung war. „Hi“, sagte er freundlich und trat einfach in die Wohnung des Rothaarigen ein und zog sich die Schuhe aus.   „Dein Wohnzimmer ist wo?“, fragte er und der völlig perplexe Eijirou deutete auf die Tür und Sero schritt in den Raum, der ihm gezeigt wurde. Dort machte es sich der Schwarzhaarige auf der Couch gemütlich und zündete sich seine Zigarette an. „Es stört dich doch nicht, dass ich rauche, oder?“(1), fragte er und hörte nur ein verwirrtes „Nein“ des Rothaarigen. „Sweet“, summte er und nahm direkt einen Zug und blies diesen in Eijirous Richtung. Dieser schluckte seine negativen Gefühle hinunter. Er würde herausfinden, was dieser Kerl hier wollte und vielleicht konnte er etwas über diese Sache herausfinden? Doch erst einmal…   „Ich möchte ja nicht unhöflich sein…aber…was genau machst du hier?“, wollte er nun wissen und setzte sich auch auf seine Couch, in angemessenem Sicherheitsabstand. „Wow, entspann dich mal, Kurzer. Würde ich dich umbringen wollen, wärst du schon tot. Nur dann würde mich Zero vermutlich abknallen“, sagte der Schwarzhaarige und grinste breiter. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass unser Katsu tatsächlich in jemanden verschossen ist. Und dann auch noch in einen kleinen, anständigen Bürger“, fügte er hinzu.   Eijirou blickte ihn immer noch, voller Misstrauen, an. „Was genau hast du eigentlich mit ihm zu schaffen?“, wollte der Rothaarige wissen und spürte ein ungutes Gefühl in sich aufsteigen. Der Mann dort vor ihm war gefährlich. Das spürte er. „Ich? Oh, ich kenne Katsu schon eine ganze Weile, wenn du das meinst“, fing er an und nahm wieder einen tiefen Zug, den er genüsslich ausblies und Eijirou angrinste. „Zudem bin ich der Mann, der dafür sorgt, dass dein süßer Katsuki sich seine Brötchen verdienen kann“, fügte er hinzu und Eijirous Augen wurden größer. „Bist du sein Boss oder so?“   Ein lautes Lachen ertönte. „Boss? BOSS? Wirklich??“, fragte er nach und schlug sich auf den Schenkel, während er weiter lachte: „Als ob DER sich etwas sagen lässt. Gott bist du niedlich!“ Irgendwie fühlte der Rotschopf sich von dem Mann verarscht. „Katsuki bekommt von mir lediglich Angebote. Ob er sie annimmt und welche er annimmt, entscheidet er selbst. Er gehört keiner Yakuza an, die ihm das vorschreiben würde.“ Es folgte eine kleine Pause, in der wieder ein Zug genommen wurde. „Zumindest nicht mehr“, fügte Sero dann dazu und schien sich einen heiden Spaß draus zu machen, Eijirou zu verwirren.   „Du musst wissen, der gute Katsuki ist nicht gerade das unbekannteste Kerlchen in unseren Kreisen. Natürlich nicht unter seinem richtigen Namen, sondern viel mehr unter dem Namen „Ground Zero(2)“, mit dem er sich in der Yakuza von Endeavor einen Namen gemacht hat.“, erzählte der Schwarzhaarige amüsiert und Eijirou blinzelte. Den Namen hatte er doch damals schon gehört, als er Katsuki bei seinem Mord beobachtet hatte. „Dementsprechend gibt es genug andere Yakuza, die ihm nach dem Leben trachten, weil er einigen das Leben zur Hölle gemacht hat“, wurde fröhlich weiter erzählt und Sero betrachtete genau, wie das Gesicht des Rothaarigen sich veränderte.   Eijirous Augen wurden größer. Was sollte das heißen? Und warum erzählte ihm der Kerl das überhaupt? Eijirou gingen so viele Fragen durch den Kopf, dass er ganz vergaß, was er eigentlich vorgehabt hatte. „Warum genau bist du jetzt hier?“ Das war doch eine berechtigte Frage. Die dunklen Augen blickten ihn an und das Grinsen wurde, wenn möglich, noch eine Spur breiter. „Ich dachte mir: Ich gebe dir ein paar Infos zu deinem Schatz und einen kleinen Stoß, damit du und dein Herzblatt das ausdiskutiert. Einfach wegzurennen ist keine feine Art, Kirishima“, erzählte er und seine Augen hatten einen amüsierten Glanz. Natürlich tat Sero das nicht ganz uneigennützig. Würde er Katsukis Süßen in die richtige Richtung stoßen und somit mitwirken, dass die zwei Hübschen sich wieder versöhnten, stünde der Blonde in seiner Schuld. Gerade kam ihm die soziale Unfähigkeit Katsukis sehr zugute. Doch das würde er dem Rothaarigen so nicht auf die Nase binden.   „Ich kenne ihn schon sehr lange und sein Wohl ist mir, natürlich, wichtig. Er war ja ziemlich unglücklich, als du einfach weg bist.“, erzählte und schmunzelte leicht, als er sah, wie der Rothaarige auf den Boden starrte. „Zudem wollte ich sichergehen, dass du ihn nicht verpfeifst. Damit würde nämlich auch meine Wenigkeit in Probleme geraten, das verstehst du sicher?“, fügte er hinzu und sein Blick bekam etwas Gefährliches. Er könnte den Bengel hier sofort umlegen, sollte er mitbekommen, dass er reden will.   Eijirous blickte seinen „Gast“ an, als wäre er ein Alien oder Ähnliches. „Warum zum Teufel, sollte ich Katsuki ans Messer liefern? Nur weil wir uns gestritten haben, würde ich ihn nicht gefährden. So ein Arschloch bin ich nicht!“ Er war etwas lauter geworden, da ihm die Anschuldigung des Schwarzhaarigen doch sehr traf. Als ob er sowas tun würde! „Das beruhigt mich sehr, Kiri, ich darf dich doch so nennen, nicht?“ Der Rothaarige konnte ihm gar nicht antworten, da hatte Sero die Kippe, auf dem Tisch seines Gastgebers, ausgedrückt. „Hach, das war sehr nett mit dir zu plaudern.“   Seufzend erhob sich der groß gewachsene Mann und kam auf den Rothaarigen zu, der immer noch auf der Couch hockte, und lehnte sich selbst an der Lehne der Couch an, kam Eijirou so näher und blickte ihm in die Augen. „Behalte dir diese Denkweise lieber bei“, fing er an und ließ den Knöchel seines Zeigefingers über die Wange des Jüngeren streicheln. „Wäre schade um dein hübsches Gesicht, wenn ich dich umlegen müsste?“ Er amüsierte sich an dem Gesichtsausdruck des Anderen, behielt sich aber im Hinterkopf, dass er besser aufpasste, wie weit er ging. Katsuki würde ihn sonst umlegen, weil er seinen Rotfuchs antatschte.   Eijirou verzog das Gesicht und schlug Seros Hand weg. „Uh, ich kann verstehen, was er an dir findet. Du bist ja wirklich putzig“, kicherte er und erhob sich komplett. „War nett mit dir zu plaudern, Kiri“, sagte er und machte Anstalten zu gehen und ließ Eijirou deshalb verwirrt blinzeln. Wie? „Warte mal!“, rief er ihm nach und sprang auf. „Du kannst nicht gehen, ich habe noch so viele Fragen an dich!“   Sero blieb in der Tür stehen und drehte sich zu dem Kleineren. Sein Blick hatte etwas von einem Raubtier und das Grinsen nahm unheimliche Ausmaße an. „Und was kriege ich für meine Informationen?“, fragte er nach und bemerkte das verwirrte Gesicht Eijirous. „Süßer, du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dir irgendwas aus reiner Herzensgüte erzähle? Ich habe dir etwas über ihn erzählt, dass du offensichtlich noch nicht wusstest und dir verraten, dass dein heißgeliebter Katsu sich nicht gut fühlt wegen, der Sache von neulich. Das ist mehr als genug Information für nichts!“ Er winkte Eijirou noch einmal, ehe er aus der Tür verschwand und ihm noch ein „Streng dich an“, zurief, ehe er komplett aus der Wohnung verschwunden war. //Das war mehr, als genug//, dachte sich der Schwarzhaarige und summte leicht.   Zurück blieb ein verwirrter Eijirou, der mehr als nur unzufrieden war. Dieser Typ…warum genau war der jetzt hier gewesen? Nur, um ihn noch mehr zu verwirren, indem er ihm Andeutungen auf Dinge machte? Nur, um ihm durch die Blume zu sagen, dass er zu Katsuki gehen sollte? Eijirou blies frustriert die Luft aus seinen Wangen und griff sich den Stummel, der in den Mülleimer geworfen wurde. „Manieren sind etwas Anderes“, murmelte er und schmiss sich auf seine Couch, wo er eines der Zierkissen an sich drückte und kurzzeitig an die Wand starrte. Kyokas Worte hallten in seinem Kopf wieder und der Rothaarige seufzte schwer.   „Die richtigen Worte zu finden ist trotzdem so schwer“, murmelte er. Vielleicht war genau das auch sein Problem. Dass er die richtigen Worte SUCHTE und nicht einfach aussprach, was ihm auf dem Herzen lag. Damals hatte es doch auch geklappt, als er ihm seine Ängste mitgeteilt hatte und, als er ihn ansprach, als er verletzt war. Vielleicht sollte er wirklich endlich aufhören, sich wegen dieser Dinge den Kopf zu sehr zu zerbrechen. Grummelnd setzte sich der Rothaarige auf und blickte sich eher wahllos in seinem Wohnzimmer um, bis sein Blick an einem Möbelstück hängen blieb und er langsam aufstand.   Eijirou blickte zu dem Schrank, in welchem seine CDs standen und erhob sich. Langsam ging er zu diesem und betrachtete das Geschenk, das er von Katsuki bekommen hatte und lächelte traurig. Er hatte wirklich scheiß Dinge gesagt. Eijirou drückte das Kissen etwas enger an sich und blickte auf den Boden und seufzte schwer. //Es ist gut jetzt, Eijirou! Du wirst das Kind schon schaukeln!//, ermutigte er sich selbst. Er würde da jetzt rübergehen und das Gespräch mit Katsuki suchen! Wie ein richtiger Mann! Eijirou war fest entschlossen und warf das Kissen auf die Couch. Schnell verschwand in sein Zimmer, wo er sich erst einmal aus seinen schmuddeligen Klamotten wälzte und ins Bad verschwand.   Er machte sich frisch, richtete sich sein Haar, welches er zu einem Dutt zusammenband, und zog sich etwas ordentlichere Klamotten an, ehe er seine Wohnung verließ. Die Schlüssel in seine Hosentasche packend, schloss er die Wohnungstür und blickte zu der seines Freundes. Sein Herz schlug schneller und Eijirou stand bald schon vor der Wohnung. Erst war er am Überlegen, ob er einfach den Schlüssel nutzen sollte, doch er empfand es als unverschämt, nachdem, was passiert war, weswegen er anklopfen wollte, als ihn eine Stimme zusammenzucken ließ: „Wozu klopfst du an, wenn du einen Schlüssel hast?“   Erschrocken drehte er sich um, nur um das Gesicht zu sehen, das er solange sehen wollte und sofort spürte er, wie sein Herz verrückt spielte und schneller gegen seine Brust schlug. „I…Ich“, fing er an und verlor den Faden, ehe er auf den Boden starrte. Verdammt, wo war seine Entschlossenheit von eben hin? Warum war er nun so nervös, wo Katsuki vor ihm stand und greifbar war? Er hörte den Anderen mit der Zunge schnalzen und ehe er es sich versah, war Katsuki bei ihm und öffnete die Tür hinter ihn, nur um ihn in die Wohnung zu drängen. ----------------------------------------------------------- Die letzten zwei Wochen waren für den Blonden äußerst nervenaufreibend gewesen. Schlaf war so gut wie nicht möglich gewesen, da ihm ständig die Auseinandersetzung mit Eijirou vor den Augen aufblitze und die damit aufkommenden Probleme. Er hatte versucht eine Lösung zu finden, wie er die Kontrolle über diese Situation zurück bekäme. Doch auf eine Antwort war er nicht gestoßen. Doch für Katsuki war klar, dass er nicht angekrochen käme. Das würde sein Stolz zudem niemals zulassen. Er war kein Mensch, der auf Andere zuging und um Verzeihung bitten…das hatte er bislang auch nur ein einziges Mal bei seinen Eltern geschafft, als er sie gebraucht hatte.   Zumal es Eijirou war, der völlig überreagiert hatte, ausgerastet war und ihm diese Dinge an den Kopf geschmissen hatte. Die Wut, die er anfänglich empfunden hatte, war überraschend schnell verschwunden gewesen und hatte einem ganz anderen Gefühl Platz gemacht, das er nicht kannte und das an ihm nagte. Er gab es nur ungern zu, aber Eijirous Worte hatten wehgetan. ‚Ich kann einfach nicht glauben, dass ich in ein verlogenes Arschloch, wie dich verliebt habe‘. Er hatte Eijirou nicht angelogen, verdammte Scheiße. Er hatte ihm nur nichts gesagt und das war ein verdammter Unterschied. Dieser hatte ihn ja nicht darauf angesprochen, selbst als er wusste, in welchen Kreisen der Blonde zugange war.   War es nicht logisch, dass er nichts davon freiwillig preisgab? Dass er Eijirou nicht zu tief in diese Welt ziehen wollte? Katsuki wusste aus eigener Erfahrung, dass man da nicht mehr so schnell rauskam, wenn man zu tief drinnen steckte…wenn man zu viel wusste. Genau darum verschwieg er ihm das Ganze doch. Und der Dummkopf musste immer weiter bohren, musste lauschen und Dinge erfahren, von denen er besser nichts wüsste! Scheiße! Diese Situation stresste ihn. Sie war nicht in seiner Gewalt und diesen Stress, dieses Unbehagen, versuchte er abzuwürgen.   Der Blonde hatte die meiste Zeit damit zugebracht, zu trainieren und sich irgendwie abzulenken. Da dies früher bereits erfolgreich war, hatte er gehofft, dass es dieses Mal genauso werden würde. Aber das war in diesem Fall gar nicht so einfach, da er einfach überall, den verdammten Rotschopf sah. Die Erinnerungen an diesen. Kein einziger Ort seiner verfickten Wohnung war nicht mit Erinnerungen an diesen kleinen Scheißer gefüllt. Und das machte es schwer für ihn komplett abzuschalten. Wenn nicht sogar unmöglich.   Egal wo er war: Überall war irgendwas von Eijirou. Ganz gleich, ob es dessen Kleidung war, Haarprodukte oder anderer Scheiß, den er einfach rüber gebracht hatte, wenn er auf ihn wartete oder da war. Egal, in welchen Raum er trat, war ihm, als würde er den Anderen dort vor sich sehen, wie er ihn mit diesem beschissenen, fröhlichen Lächeln beglückte und seinen Namen aussprach. Jedes, verfickte Mal! Und, Katsuki gab es nur ungern zu, er vermisste Eijirou. Dessen permanente Anwesenheit, an die er sich so gewöhnt hatte, fehlte ihm. Die herzliche Wärme, die er ausstrahlte, der Klang seines Lachens und seiner Stimme. Mit einem Mal war diese Wohnung einfach nur kalt und leer.   //Scheiße// Unzufrieden schnalzte er mit der Zunge. Es war einfach nichts, womit er sich rumärgern wollte. Gefühle waren unnötig und scheiße. Sie behinderten einen nur und doch hatte er sie. Er war eben auch nur ein Mensch und somit nicht davor gefeit zu lieben, auch wenn das wohl bei ihm sehr unwahrscheinlich war, war es nun doch passiert…und jetzt musste er damit umgehen und das war gar nicht seine Stärke. Dinge zerstören, DAS war seine Spezialität, aber Dinge bewahren? Er hatte das fast nie gemacht und wenn, dann wurde er dafür angeschissen.   So hatte Katsuki seine Tage verbracht und versucht nicht verrückt zu werden. Die meiste Zeit hatte er in die Leere gelauscht, gehofft irgendwas von dem Rothaarigen zu hören, was leider nicht passierte. Katsuki spürte jedes Mal einen harten Stich in der Brust, der ihn nicht selten dazu brachte, hart gegen den Boxsack zu schlagen und seiner Wut und seinem Frust freien Lauf zu lassen. Frust und Wut über die wenige Kontrolle(3), die er über sich selbst gehabt hatte. Es reichte ja nicht, dass er den Jüngeren angeschrien hatte, dass er lauter wurde, war ja, relativ, normal bei ihm…Er hatte sogar etwas nach ihn geworfen. Hätte er an diesem Tag seine Desert Eagles dabei gehabt…//Scheiße ich hätte ihn umbringen können…// Das nagte wohl am Meisten an ihm. Eijirou war einer der wenigen Menschen, die ihm was bedeuteten. Er wollte ihn beschützen und nicht verletzen! Und genau das hatte er ja richtig gut hinbekommen.   Irgendwie musste er mit ihm reden und, wenn er solch eine Situation nicht noch einmal erleben wollte, war es wohl wirklich Zeit reinen Tisch zu machen. Fuck. Hätte er das vorher gewusst, hätte er sich niemals auf diese Scheiße eingelassen, doch er hatte es getan und nun musste er damit klar kommen. Er war noch nie der Mensch gewesen, der halbe Sachen gemacht hatte und wenn dieser >‚Ich erzähle dir alles‘ Scheiß< dazu gehörte, musste er da wohl durch. Gefallen tat ihm das nicht und allein der Gedanke daran, machte ihn krank.   Genervt machte sich Katsuki auf den Weg ins Wohnzimmer, wo er sich erst einmal eine Zigarette anmachte. Mittlerweile war der Winter ins Land eingekehrt und Katsuki konnte, nach einem Blick aus dem Fenster, sehen, wie einzelne Schneeflocken anfingen, vom Himmel zu fallen. Er hasste den Winter und die Kälte. Er blickte auf die Schachtel, in welcher seine kleinen Suchtmittel waren und seufzte. Er müsste wohl trotzdem nach draußen und sich Nachschub holen. Genervt zog er sich eine Hose an, ehe er sich einen dickeren Pullover überzog und in seine Stiefel und den Mantel schlüpfte und aus dem Haus ging.   Wenn er schon dabei war, konnte er auch gleich noch einige Kleinigkeiten kaufen, dann müsste er diese Woche nicht mehr unnötig aus dem Haus. Während seines Einkaufs musste er trotzdem permanent an Eijirou denken. Er war besorgt. Nicht, dass der Kleine ihn verpfiff. Das hätte er schon längst getan, wenn er es gewollt hätte. Er war besorgt, dass Eijirou nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, nachdem sie beide so überreagiert hatten, nachdem er erfahren hatte, dass er der Mörder seines komischen Freundes da war. Er hatte auch nur seinen Auftrag ausgeführt und mehr nicht.   Während er seinen Weg nach Hause antrat, war er tief in seine Gedanken versunken und griff, während er die Treppen hochstieg, seine Schlüssel, um gleich in die Wohnung zu verschwinden, raus aus der verfickten Kälte. Doch zu seiner Überraschung, stand vor seiner Tür der Rothaarige und machte Anstalten an die Tür zu klopfen. Eijirou zu sehen löste in ihm starkes Herzklopfen aus und er spürte die Sehnsucht nach dem Kleineren in sich aufsteigen, die er bis gerade eben gut unterdrückt hatte. Am liebsten würde er Eijirou an sich pressen und ihn küssen, doch das verbot er sich. Er würde sich (noch) nichts anmerken lassen und sprach stattdessen zu ihm: „Wozu klopfst du an, wenn du einen Schlüssel hast?“ Sein kleiner Rotfuchs hatte damit nicht gerechnet, denn Eijirou zuckte sichtbar zusammen und blickte erschrocken zu ihm.   Der Rothaarige fing an irgendwas zu stammeln und Katsuki zog die Brauen zusammen. Wie oft hatte er ihm schon gesagt, dass er nicht so stottern brauchte, egal was wäre? Der Idiot lernte es auch nie oder? Er schnalzte mit der Zunge, ehe er einfach die Tür aufschloss und den Jüngeren in seine Wohnung drängte. Eijirous Laut der Überraschung ignorierend, ließ er seine Tüte mit den Einkäufen auf der Kommode stehen und drückte den Rothaarigen gegen die Wand, wie damals im Keller, und stützte sich, mit einer Hand, neben ihm ab. „Was willst du von mir?“, fragte er den Rothaarigen, der ihn ansah, als würde er gerade nichts lieber tun, als ihm um den Hals fallen, doch er schien sich sichtbar nicht zu trauen. Er sah regelrecht, in welchem Konflikt der Jüngere zu sein schien. Weswegen? Was ging in dessen Kopf vor? Er wollte zu gerne in dessen Augen lesen, doch Eijirou brach den Blickkontakt ab.   Stattdessen starrte er lieber auf den Boden, um Katuski nicht in die Augen zu sehen. „Hör mir mal zu, Eijirou“, fing er an und schnalzte mit der Zunge. „Ich bin nicht der Typ, der sich verarschen lässt und an sich, renne ich auch niemandem nach, wie ein verfickter Köter, also mach den Mund auf! Du wolltest gerade zu mir kommen“ Er versuchte so unbeteiligt wie möglich zu sein, auch wenn sein Herz etwas zu schnell für seinen Geschmack schlug. Eijirou war von sich aus zu ihm gekommen, also wollte ER etwas von ihm, nicht? Er war tatsächlich aus eigenem Antrieb gekommen. Nach zwei verfickten Wochen.   Die Stille, die herrschte, war unangenehm und er wartete ungeduldig, dass Eijirou, endlich, anfing zu sprechen und hing förmlich an dessen Lippen, als der Rothaarige seinen Mund aufmachte und anfing zu reden: „Ich…eigentlich wollte ich nur“, fing er an und brach wieder ab, schien nach den Worten zu suchen, die er bis eben noch gewusst zu haben schien, Doch der Aschblonde konnte sich denken, was er sagen wollte. Dafür kannte er den Anderen bereits zu gut. Katsuki musste seinen Drang unterdrücken, den Rothaarigen einfach an sich zu pressen und zu küssen. So einfach wollte er es Eijirou nicht machen.   Der Rothaarige schwieg wieder und Katsuki spürte die Ungeduld in sich aufsteigen „Du, was? Verdammt nochmal, rede, Eijirou!“, forderte er und der Angesprochene holte noch einmal tief Luft, ehe er Katsuki ansah und einen unglaublich Traurigen Ausdruck in den Augen hatte. Dem Blonden wurde es schwer ums Herz bei diesem Anblick und sämtliche Wut, die noch übrig war, war komplett verpufft. „Katsu“, murmelte er und ehe dieser noch reagieren konnte, hatte Eijirou ihn umarmt und drückte sich fest an ihn. Das Gefühl, das Katsuki in sich aufsteigen fühlte, war unbeschreiblich und sein Herz flatterte, als: „Es tut mir Leid“, hörte er an seinem Ohr die Stimme des Rothaarigen, der sie Arme enger um seinen Nacken schlang.   „Es tut mir Leid, dass ich so überreagiert habe und all die Dinge, die ich dir an den Kopf geschmissen habe. Ich war einfach so erschrocken und verwirrt und wütend, weil du einfach nichts gesagt hattest…Es…es hat mich nur so fürchterlich aufgeregt, dass du mir immer noch so viel verheimlichst. Ich weiß ja, dass du das alles nur ungern erzählst, aber das ist doch auch ein Teil von dir und ich will diesen Teil auch verstehen. Ich will einfach alles, von dir, wissen.“ Er brach kurz ab und holte Luft, versuchte sich selbst auch zu beruhigen, ehe er weitersprach. „Ich will alles verstehen, was mit dir zu tun hat und…dass dieser Typ viel mehr von dir weiß, als ich…das hat mich zusätzlich noch fertig gemacht“, erklärte er  und der Blonde schlang die Arme um den Körper des Anderen. „Du bist echt ein hoffnungsloser Fall von Blödheit“, murmelte er und küsste die Schläfe des Anderen.   Er konnte Eijirous Punkte verstehen. Es war sicherlich nicht einfach, dass er ihm so viel vorenthielt. Katsuki wusste es zu schätzen, dass Eijirou bislang wirklich sparsam mit seiner Neugierde war, doch es war wohl ein Punkt angelangt, an dem es nicht mehr ging. Es war der Punkt, an dem er Eijirou wohl die Wahrheit sagen sollte, wenn er ihn nicht verlieren wollte, denn so würde das nicht gut gehen und er war, wie gesagt, kein Mann, der halbe Sachen machte. Doch vorher war etwas anderes zu tun. Er schloss seine Augen, während er Eijirou weiterhin an sich gedrückt hatte. „Schätze mal, dass du nicht der Einzige warst, der sich falsch verhalten hat…ich hätte dich nicht mit dem Zippo bewerfen sollen“, murmelte er und spürte, wie Eijirous Griff stärker um seinen Nacken wurde.   „Eventuell hätte ich auch vorher etwas sagen sollen, wenn du schon davon anfängst, aber du weißt ja, ich bin nicht sonderlich gut damit und…“, fügte er murmelnd hinzu und spürte, wie Eijirou sich löste und ihn überrascht und fragend ansah. „Was ich eigentlich meine ist, dass…“, er brach grummelnd ab und rieb sich den Nacken. Verdammt, das war gar nicht so einfach, wie es schien. Jetzt verstand er, warum Eijirou seine Zeit gebraucht hatte ihm diese Worte zu sagen. Sein Stolz war da wirklich ein großes Hindernis. „Ich meine, dass es mir auch…Leid tut und so“, murmelte er und blickte aus dem Augenwinkel zu Eijirou, der ihn einfach nur ansah und eines, der wärmsten Lächeln, auf den Lippen hatte, das er je gesehen hatte. „Und ich hatte schon befürchtet, dass du mich nicht mehr sehen willst“, sagte er und lachte leise. Man konnte ihm die Erleichterung regelrecht ansehen und anhören.   Katsuki blickte ihn, aufgrund dieser Aussage, genervt an und drückte Eijirou wieder an die Wand, was diesen erschrocken die Luft einatmen ließ. „Hätte ich dich nicht mehr gewollt, hätte ich dich einfach abgeknallt“, knurrte er, ehe er seine Lippen auf Eijirous presste und diesen in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte. Er hatte das viel zu lange nicht mehr gemacht und knurrte zufrieden in den Kuss, als er spürte, dass der Rothaarige ihn erwiderte und sich enger an Katsuki schmiegte. Ihre Lippen lösten sich kurzzeitig, damit sie Luft einatmen konnte, ehe sie wieder aufeinander gepresst wurden, als würde es ihren Tod bedeuten, wenn ihre Lippen nicht zusammen waren.   „Du hast mir gefehlt“, raunte der Rothaarige zwischen ihren Küssen und lächelte ihn an. „Du mir auch, Nervensäge“, murmelte Katsuki und lehnte seine Stirn an die des Rothaarigen. „Ich glaube, es wird Zeit, dass ich dir das erkläre und dir erzähle, was du wissen willst“, murmelte er und fixierte die rubinroten Augen Eijirous, die sich überrascht weiteten. „Ist das dein Ernst?“, hörte er Eijirous Frage und schnalzte abermals leicht mit der Zunge. „Habe ich jemals, bei der Scheiße, Spaß gemacht?“, kam die Gegenfrage des Blonden und sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Ich halte mein Wort, vergiss das nicht.“ ----------------------------------------------------------- Eijirou hatte so große Angst gehabt. Er hatte wirklich Angst gehabt, dass Katsuki ihn rauswarf, umbrachte oder sonst etwas tat. Aber seine Ängste wurden allesamt nicht bestätigt. Erleichterung machte sich in ihm breit, nachdem er all das gesagt hatte, was ihm die letzten Tage durch den Kopf gegangen war, was ihn um den Schlaf gebracht hatte und ihm die Tränen der Frustration in die Augen trieb. Endlich war es raus und es war wie ein Stein, der von seinem Herzen fiel. Vor allem, als Katsuki sprach. Dessen Entschuldigung war mehr, als sich Eijirou je erwartet hätte. Es hätte ihm selbst gereicht, wenn Katsuki es einfach hingenommen hätte, aber der Blonde gestand sich seinen eigenen Fehler ein und entschuldigte sich.   Eijirou wusste, wie schwer es für den Blonden war sowas zu tun. Gerade deshalb wusste er auch, dass Katsuki das vollkommen ernst meinte und nicht einfach so sagte. Das gab dem Ganzen eine gewaltige Gewichtung. Den Kuss seines Liebsten erwiderte er nur zu gerne. Viel zu lange hatte er auf diese verzichten müssen und wollte sich gar nicht von ihm lösen. Eijirou war unsagbar erleichtert. Auch, dass Katsuki ihm sagen wollte, was er bislang verschwiegen hatte, bedeutete so immens viel. Endlich würde es keine Geheimnisse zwischen ihnen geben.   Nach einem weiteren, zärtlicheren Kuss, hatten sie sich ins Wohnzimmer begeben, wo Katsuki und Eijirou gemütlich auf der Couch saßen. Die Atmosphäre war sehr entspannt. „Bist du dir sicher, dass du jetzt darüber reden willst?“, fragte Eijirou noch einmal nach und Katsuki blickte ihn an. „Ja, sonst überlege ich es mir wieder anders“, antwortete er und Eijirou nickte nur. Er wartete geduldig, bis Katsuki den Mund aufmachte und anfing zu reden. Eijirou hing förmlich an den Lippen seines Freundes und wollte nichts verpassen. „Bevor ich anfange von mir zu erzählen, erkläre ich dir, warum dein komischer Freund abgeknallt wurde“, fing er an und Eijirou nickte, blickte gebannt auf die Lippen des Blonden, der an die Wand starrte.   „Ich glaube, diese Dinge werden dir wenig gefallen und eventuell wirst du sie mir auch nicht glauben wollen: Aber dein kleiner Freund war nicht ganz so sauber, wie du vielleicht denkst.“ Katsuki zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch aus. „Er war in den Yakuzakreisen als kleiner Drogenkurier bekannt und hat wohl schon für den, ein oder anderen, Baron einige Lieferungen gemacht“, fing er an und Eijirous Augen weiteten sich. Er konnte dessen Unglauben regelrecht in dessen Gesicht lesen und als Eijirou den Mund aufmachen wollte, unterbrach Katsuki das, noch bevor ein Ton aus Eijirous Mund kam.   „Tu mir den Gefallen und hör erst zu, bevor du redest“, forderte er schärfer, als gewollt, aber das Ganze war einfach nicht so einfach, wie Eijirou vielleicht dachte. Nur, weil es einfach klang, war es das nicht. Diese ganze Welt, in der er seit seinem 15ten Lebensjahr war, war kompliziert, düster und gefährlich. Eijirou katte keinerlei Vorstellungen von dem, was unter dem naiven Mantel der Sicherheit dieser Stadt abging und ginge es nach Katsuki, würde er auch nichts erfahren, doch der Rothaarige ließ einfach nicht locker.   „Ich bekomme keine simplen Aufträge, die sagen: Töte Mister XY, weil mir seine Hackfresse nicht gefällt. Die Leute, die ich umbringe, kommen aus meiner Welt“, sagte er und blickte Eijirou eindringlich an. „Einer Welt, die nicht einmal in deinen kühnsten Träumen so düster wäre. Du denkst, du weißt etwas über die Unterwelt dieser Stadt?“ Er strich Eijirou über die Wange und seufzte leicht. „Du weißt nichts, Eijirou. Und diese Unwissenheit ist deine Sicherheit, denn solange du nichts weißt, trachtet dir keiner nach dem Leben“, erklärte er und lehnte sich wieder zurück.   „Dein kleiner Freund, wie auch immer, hatte wohl einem, der größeren, Drogenbaronen ans Bein gespisst, woraufhin dieser natürlich wollte, dass dieses Ärgernis aus der Welt geschafft wird. Ich kenne die genaueren Umstände nicht und sie interessieren mich auch nicht. Würde ich mich permanent um diese Dinge scheren, könnte ich meinen Drecksjob nicht regeln. Fakt ist, dass er Scheiße gebaut hat, die dazu führte, dass man ihn tot sehen wollte und es möglichst nach ‚Unfall‘ aussehen lassen wollte. Ich habe getan, was ich sollte und damit war das auch für mich erledigt.“ Eijirou schwieg und ließ die Worte von Katsuki auf sich wirken. Es war schwer zu glauben, aber die Erklärungen des Blonden waren schon logisch. Zumindest hatte Katsuki ihm von diesen Dingen kurz erzählt. Außerdem konnte sich Eijirou nicht vorstellen, dass der Blonde jetzt lügen würde. Dessen Gesicht war viel zu ernst dafür, genauso wie der Ausdruck.   „Es fällt mir schwer, das einfach so zu glauben…ich glaube dir, dass du dich nicht darum kümmerst, warum du jemanden…tötest…aber Toshi…Toshi war immer ein aufrichtiger Mensch. Ich kenne ihn seit meiner Kindheit. Denki, er und ich waren immer zusammen und haben uns alles erzählt“, murmelte er und Katsuki schnalzte mit der Zunge. „Offenbar nicht alles“, fügte der Blonde hinzu und Eijirou fühlte, wie schwer ihm ums Herz wurde. „Ich kann das nicht glauben…“, murmelte und Katsuki fuhr sich durchs Haar. „Du musst es nicht glauben. Du hast nach einer Antwort verlangt, die habe ich dir gegeben. Es ist deine Sache, ob du mir den Scheiß glaubst oder nicht“, fügte er hinzu und Eijirou fühlte sich schlecht.   Vielleicht hätte er doch nicht nach Antworten verlangen sollen. Gerade bereute er das zutiefst. Er kannte seine Freunde doch! Es waren so viele Jahre, die sie zusammen gewesen waren. So viele Dinge, die sie sich gesagt hatten. „Vielleicht…vielleicht war das auch nur eine Verwechslung. Sicher wurde Toshi mit jemandem verwechselt“, murmelte er mehr zu sich und Katsuki schwieg. ----------------------------------------------------------- Es war einfach logisch gewesen, dass der Rothaarige das alles nicht so einfach akzeptieren könnte. Wie sollte er auch? Nach allem, was Eijirou ihm erzählt hatte, waren dieser Typ und sein Kleiner ja sehr lange befreundet. So viel hatte Katsuki sich gemerkt. Er hörte ja zu, wenn dieser mit ihm sprach, was vor allem daran lag, dass ihm Eijirou nun einmal wichtig war. Genau darum hatte er ja den Rand gehalten, doch der Kleine hatte es herausfordern müssen.   Nun saßen sie hier, und die Stimmung war nicht mehr so entspannt, wie noch vor wenigen Augenblicken. Dabei hatten sie sich gerade erst wieder vertragen und dann so ein Scheiß. Katsuki rieb sich über den Nasenrücken, da er langsam Kopfschmerzen bekam. Es war so logisch gewesen, dass das in diese Richtung ging. Eijirou versuchte nun nach möglichen Erklärungen zu finden, die es einfach nicht gab. Er war gerade wirklich am Überlegen, ob er noch etwas dazu sagen sollte, oder es einfach für sich behalten sollte.   Katsuki entschied sich dafür, nichts zu sagen. Auf einen Streit dieser Art hatte er keine Lust und, da er keine logischen Beweise hatte, war das ein Thema, dass unnötig wäre weiter zu diskutieren. Er hatte Eijirou versprochen, dass er ihm seine Gründe nannte und die Umstände, warum er das tat. Das hatte er getan. Es war nicht seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass dieser ihm auch glaubte. Ob Eijirou das machte oder nicht, lag an dem Rothaarigen. Sicher war nur, dass dieser vermutlich seinen hübschen Kopf deswegen zerbrechen würde.   Er sah Eijirou ja geradezu an, wie dieser sein Gesicht verzog und nachdachte. Der Blonde seufzte entnervt und zog Eijirou einfach mal näher zu sich. „Du solltest nicht zu viel darüber nachdenken“, fing er an. „Es wird keine Antworten auf diese Fragen geben, da die Person nicht existent ist.“ Seine Worte waren hart, doch Eijirou nickte nur. „Du hast Recht…auch wenn ich es nicht ganz glauben kann…vielleicht will ich es auch einfach nicht glauben… Ich sollte es langsam auf sich beruhen lassen“, murmelte er und Katsuki nickte. „Sonst wird es dich zerreißen und von innen heraus zerstören. Glaub mir.“ Er spürte den Blick des Rothaarigen auf sich und seufzte wieder leicht. Diese ganze Scheiße war Seros Schuld!   Wäre dieser nicht hier aufgetaucht und hätte diese Scheiße gelabert, hätte Eijirou das alles niemals erfahren und sie wäre nicht in dieser Situation gelandet. Es war nun aber passiert und ihnen blieb nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen. Katsuki zumindest wollte nicht unnötig seine Gedanken und Nerven an dieses Thema verschwenden, vor allem, wenn das Schlimmste noch nicht ausgesprochen war.   Ihm war unwohl, wenn er daran dachte, dass er an die Vergangenheit zurückdenken musste. Er mochte das gar nicht, denn es erinnerte ihn daran, was für Scheiße er getrieben hatte. In was für einer Scheiße er gesteckt hatte und wie bitter der Geschmack des Verrats auf der Zunge lag. Katsukis Blick wurde düsterer.   Eijirous Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Allerdings gingen diese Worte genau in die Richtung, die seine Gedanken eingeschlagen waren. „Dein komischer Freund war heute bei mir und meinte, das du einmal in einer Yakuza warst…“, fing er nun an und hörte Katsuki entnervt aufschnaufen, ehe er ein, genervtes, ‚Sero‘ knurrte. ----------------------------------------------------------- Eijirou konnte sehen, wie sein Freund die Augen schloss und kurz in sich ging. Offenbar wog er ab, wie weit er das jetzt noch draufsetzen sollte oder nicht. Er öffnete seine Augen wieder, griff nach Eijirous Hand und blickte ihn ernst an. „Das, was ich dir erzähle, ist nicht sonderlich schön“, fing er an und blickte an die Decke, während Eijirou sich an seine Seite schmiegte, um ihm irgendwie zu zeigen, dass er da war. Er wollte ihm zeigen, dass er für ihn da war, so albern das auch klang.   „Erzähl mir einfach nur ein Wenig. Und, wenn du wieder denkst, dass es geht, erzählst du weiter“, schlug er vor und lächelte leicht. „Ich will zwar so viel wie möglich erfahren, aber ich möchte auch, dass du dich nicht zu sehr zwingst, Katsuki. Allein, dass du mir etwas erzählen willst, bedeutet mir unheimlich viel.“ Er küsste Katsukis Wange und blickte ihn zuversichtlich an. Er war sich sicher, dass er das, was Katsuki ihm erzählen würde, verkraften würde. Zumindest glaubte er das. Er hoffte es.   Wie naiv seine Vorstellung war, musste er jedoch schon nach den ersten Sätzen seines Freundes. Katsukis Blick hatte etwas an sich, dass Eijirous Herz schwer machte und er hielt den Atem an, während er den Erzählungen aus Katsukis Jugend lauschte (4).   Anfänglich klang Katsukis Jugend, wie die eines typischen, rebellischen Teenagers, doch je weiter er erzählte, je mehr Details er ans Licht brachte, desto schwerer wurde Eijirou ums Herz. Zumal er dem Blonden anhörte, wie sehr ihn diese Erinnerungen quälten. Dazwischen machte dieser immer wieder eine Pause. Eijirou sah vor seinen Augen die Bilder dieser Erzählungen. Ihm war, als könnte er das Blut schmecken, die Schmerzen selbst spüren, so intensiv waren die Erzählungen des Blonden. Er hatte eine Hand vor Schreck auf seinen Mund gepresst und atmete angestrengt.   Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Andere so viel durchgemacht hatte. Warum hatte er das herauf gezwungen? Er bereute es zutiefst, dass er Katsuki das noch einmal durchleben ließ. Seine Neugierde und der Wunsch, alles zu wissen, waren furchtbar. Gerade jetzt merkte er das zu gut. Er versuchte sich selbst zu beruhigen und griff nach Katsukis Hand, drückte diese leicht, als dieser geendet hatte.   Der Blick des Blonden war düster. Kein Wunder, warum dieser nicht gerne darüber sprach oder daran dachte. Das war Material für einen Horrorfilm. Einen grausamen Psychohorrorfilm. „Ich…“, fing er an, doch Katsuki unterbrach ihn. „Nicht. Sag nicht, dass es dir Leid tut, und so ne Scheiße. Es ist Vergangenheit.“ Katsukis Stimme wirkte bitter und Eijirou konnte es nachvollziehen. Trotzdem fühlte er Mitgefühl. Es tat ihm leid, dass er Katsuki dazu genötigt hatte zu reden, denn auch, wenn Katsuki von alleine gesagt hatte, dass er erzählen würde, so waren es die Aktionen von Eijirou, die ihn dazu gebracht hatten.   Er musste diese bittere Stimmung irgendwie auflockern. Auch, wenn es ihm nicht einfach fiel. Er war so mitgenommen, doch gerade brauchte Katsuki Ablenkung mehr als jemand sonst. Eijirou rutschte näher zu dem Blonden und umrahmte dessen Gesicht mit seinen Händen, brachte ihn so dazu, ihn anzusehen. „Katsu, ich will dir nicht mein Beileid aussprechen…ich…ich will dir sagen, dass…es ist unglaublich, dass du…nach all dem noch immer bei Verstand bist…wie hast du das all die Jahre überstanden?“ Er betrachtete, wie Katsuki die Augen schloss. „Meine Eltern waren nicht ansatzweise so scheiße, wie ich zu dieser Zeit dachte. Sie haben mich aus der Scheiße geholt“, fügte er hinzu.   „Sie waren eine gute Stütze“, sagte er und Eijirou gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich möchte dir in Zukunft eine Stütze sein. Jemand, der dir hilft zu entspannen, wenn du einen anstrengenden Tag hattest“, murmelte er und Katsuki blickte ihn überrascht an. „Ich weiß, dass ich furchtbar neugierig bin und ein Quälgeist für dich, aber ich denke, dass ich verdammt gut darin bin, dich abzulenken, wie du selbst gesagt hast“, sage er lächelnd und spürte die Hand Katsukis an seiner Wange. „Heilige Scheiße, was laberst du da eigentlich?“   Eijirou grinste leicht bei diesen Worten. „Etwas, das keine Entschuldigung ist, aber genauso ernst gemeint“, murmelte er und ihre Lippen berührten sich federleicht. „Du, als mein persönlicher Seelsorger oder was? Das kann ja nur schief gehen“, murmelte Katsuki und der Rothaarige grinste leicht. „Vielleicht aber auch nicht“, antwortete er und schloss seine Augen, als sich ihre Lippen wieder trafen. Dieses Mal intensiver als zuvor. „Ich liebe dich“, flüsterte Eijirou, als sich ihre Lippen wieder trennten. „Und ich will an deiner Seite bleiben, mit all diesem Wissen, das wir nun teilen.“ Er hörte Katsukis gemurmeltes „Idiot“, ehe er Eijirou enger an sich drückte in eine feste Umarmung. ----------------------------------------------------------- Sie beide wussten nicht, dass auf der Straße eine Gestalt stand, und zu dem verdunkelten Balkon hochsah, das fahle Licht aus dem Wohnzimmer wohl wahrnehmend. Die türkisen Augen blitzten amüsiert auf und die (scheinbar) vernarbten Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, eine glühende Zigarette zwischen ihnen. Aus der schwarzen Manteltasche wurde ein Foto geholt, auf dem das strahlende, lächelnde Gesicht von Eijirou zu sehen war. „Welch unerwartete Schicksalsfügung“, murmelte er amüsiert und blies seinen Rauch in den Himmel, ehe er sein Feuerzeug herausholte.   Mit einem leisen, schnippenden Geräusch, wurde es entzündet und die Flamme an das Foto gehalten, welches anfing zu brennen. „Dass du wirklich so DUMM bist und noch einmal jemandem Vertraust…du lernst es nicht, was?“, murmelte Dabi mit einem breiten Grinsen und ließ das brennende Bild aus seinen Fingern gleiten, welches verbrannte, noch bevor es den Schnee erreichte. „Damit machst du dich verwundbar und bescherst mir ein leichtes Spiel“, sagte er und schritt aus der Gasse auf die Straße.   „Lass das Spiel beginnen, Katsu“, schnurrte er und verschwand in die Nacht, die mittlerweile eingetroffen war. ---To be continued-- Kapitel 8: Bonus: My dark past ------------------------------ „Ich wusste immer, dass mein Leben absolut scheiße ist. Doch ich wusste nicht, dass ich dem Teufel bereits in frühester Jugend begegnen würde, und mein Leben lang dazu verdammt war, in dieser Hölle zu verweilen. Ich will nur noch raus. Raus aus diesem Loch, zurück in die Freiheit, die mir auf gestohlen wurde. Doch ich ahnte nicht, was für einen Preis ich dafür zu zahlen hatte.“ -----   „Wie wäre es, wenn du dich einfach verpisst und mich in Ruhe lässt, dämliche Alte?“, ertönte die laut schreiende Stimme und die Tür wurde ins Schloss geschlagen, gemeinsam mit einem aufgebrachten „KATSUKI“. Schnaufend lief der 15 jährige Katsuki die Straße entlang, trat dabei vor Zorn eine leere Dose vor sich her, bis diese gegen ein Auto donnerte und liegen blieb, während er wütend die Straße weiterging. Mal ganz ehrlich: Was war ihr Scheißproblem? Die Alte regte sich doch echt wegen allem auf. Nur, weil er vorhin mit der Polizei nach Hause gebracht wurde, weil er eine Prügelei angefangen hatte, brauchte sie nicht rummeckern.   Katsuki hatte diese Abführung der Bullen eher als kostenloses Taxi gesehen und rieb sich mit dem Dauben über die Wange, an welcher ein dickes Pflaster haftete. Die Wange selbst war angeschwollen und pochte etwas, doch er wollte unbedingt zum Training. Sein Trainer hatte ihm gesagt, dass er gute Fortschritte machte und Katsuki wollte auf keinen Fall zurückfallen. Das Einzige, was ihm irgendwas bedeutete, war das Training im Verein. Sein Trainer war der einzige Mensch, der in ihm keinen missratenen Bengel sah, sondern einen jungen Mann, der soziale Probleme hatte, mehr nicht.   Der Blonde war kein unbeschriebenes Blatt. Er war schon oft polizeilich aufgefallen, was vor allem an den zahllosen Prügeleien lag, die er sich mit Älteren lieferte. Er ließ sich von diesen Arschgeigen doch nicht auf den Kopf spucken, nur weil sie dachten, dass sie sich alles leisten konnten. Seine Eltern, jedoch, sahen das anders. Seine Mutter und er stritten so gut wie jeden Tag, wegen des Verhaltens, das der Blonde an den Tag legte. Sein Vater wusste nicht mehr weiter und versuchte zumindest seine Frau zu beruhigen. An Katsuki kam er schon lange nicht mehr heran. Wann genau sie sich so entfernt hatten, wusste der Blonde nicht und…es war ihm scheiß egal.   Wieder kickte er etwas vor seinem Fuß weg, während er zum Verein ging. Um seine Schulter trug er die Sporttasche, welche er immer bei sich trug, wenn er zu dem Boxtraining ging. In seinen Gedanken ging er die letzten Übungen aus dem Training noch einmal durch und achtete nicht sonderlich auf den Weg. Erst als er mit jemandem kollidierte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen.   „Kannst du nicht aufpassen, du halbe Portion?“, blaffte ihn der Typ an, den er angerempelt hatte. Er hatte braunes Haar, das an den Seiten ausrasiert war, seine Nase war mit einem Ring versehen und auch die Ohren waren mit Piercings versehen. In seiner Hand hatte er eine Zigarette, in der anderen Hand, eine Glasflasche mit Bier. Seine beiden Kumpane sahen ähnlich aus, alle in schweren Lederjacken. Mit grimmigen Blicken starrten sie Katsuki an, der die Braue hob. „Selbst schuld, wenn du mir im Weg stehst?“, kam die Antwort prompt und der Brünette grinste breit. „Nein, wie putzig“, sagte er und ging auf Katsuki zu.   „Hast du nicht gelernt, dass man vor Älteren Respekt haben soll, Kurzer?“, fragte er und wollte nach dem Blonden greifen, der die Hand direkt wegschlug. „Pack mich nicht an“, blaffte er und schon war er von den Dreien umringt. „Der Kleine ist ja wirklich niedlich. Wie ein ungezogener Welpe. Vielleicht sollten wir ihm die andere Backe auch noch verunstalten“, sagte der Typ mit Glatze und grinste breit, enthüllte so zwei Zahnlücken.   Der Dritte von ihnen, er hatte eine krumme Nase und Dreadlocks, hatte ein Messer gezückt und wollte damit auf Katsuki los, als dessen Handgelenk gepackt und nach hinten gedreht wurde. „Wie überaus schwach ihr Penner doch seid. Zu dritt gegen einen. Mehr habt ihr Schwanzlutscher echt nicht drauf oder?“   Katsuki blickte verwirrt zu dem Typen, der ebenfalls aufgetaucht war. Er hatte schwarzes Haar, das ähnlich wie seines, ziemlich wuschelig von seinem Kopf stand und türkise Augen, die einen zu durchbohren schienen. Sein rechter Nasenflügel war mit Piercings versehen, ebenso wie seine Ohren, vier an jedem. Zudem trug er auch im Gesicht an, für Katsuki sehr fragwürdigen Stellen, Piercings und der größte Teil seiner Haut sah sehr seltsam aus. Er hatte einen dunklen, lila Ton sah aus, wäre sie verrottet und erinnerte an diese Ghoule aus Horrorspielen. Mit den Piercings sah es aus, als wäre die Haut an den Stellen, wo die komische Färbung endete, zusammengeheftet. Fuck das sah richtig cool aus.   Gekleidet war der Mann fast gänzlich in Schwarz und drehte den Arm des Typen noch fester, sodass dieser wimmerte, ehe er auf seinen Kumpel gestoßen wurde. Sofort machte sich der Glatzkopf daran den Schwarzhaarigen anzugreifen, der geschickt auswich und ihm das Knie ins Gesicht rammte und der Blonde hörte die Knochen knacken und war sich sicher, dass da noch mehr Zähne fehlten. Mit blutigem Gesicht landete er auf dem Boden und rappelte sich erschrocken auf und rannte im nächsten Moment weg. Schwache Leistung…   Die anderen Beiden starrten noch kurz zu dem Mann, ehe sie ebenfalls wegrannten. „Was denn?“, rief dieser amüsiert nach. „Auf einmal rennt ihr, wie die Hasen?“ Amüsiert lachte er und seine stechenden Augen wanderten zu Katsuki, der sich sofort versteifte, falls der Kerl auf die Idee käme ihn anzugreifen, würde er ihm die Tracht Prügel seines Lebens verpassen. Dessen Kick in das Gesicht dieses Esels war zwar sehr imposant, doch Katsuki würde sich davon nicht einschüchtern lassen. Auch wenn in ihm etwas sagte, dass er vorsichtig sein sollte, ja sogar dazu drängte, dass er rennen sollte.   „Fahr die Krallen ein, Kätzchen“, sagte dieser und grinste ihn amüsiert an. Katsuki verspannte sich noch mehr. „Nenn mich gefälligst nicht so“, knurrte er und die türkisen Augen blitzen auf. „Ist dir Köter lieber?“, fragte er amüsiert und steckte die Hände in seine Hosentasche. „Ganz schön taff von dir: Dich diesen Kerlen alleine zu stellen. Wie alt bist du, Zwerg?“, fragte er und holte aus seiner Tasche eine Schachtel mit Zigaretten und zündete sich eine an, ehe er sie wieder in jener Tasche verstaute.   „Geht dich nen Scheiß an“, gab er die Antwort und wieder ein amüsiertes Lachen. „Du hast echt ne freche Zunge“, sagte er und ging einmal um den Blonden herum. Katsuki wollte es sich nicht anmerken lassen, doch er war wirklich nervös und angespannt. Dieser Typ war gefährlich. Das sagte ihm sein Unterbewusstsein und er atmete etwas flacher. Dennoch starrte er verbissen zu dem Mann. „Damit wir uns verstehen“, fing der Blonde an. „Du hast mir nicht geholfen! Ich wäre mit diesen Arschpfeifen auch allein klargekommen“, sagte er genervt und der Fremde grinste nur. „Ich habe dir nicht geholfen“, bestätigte er. „Ich habe lediglich ein paar Idioten, deren Gesichter mir nicht passten, einer Schönheitskorrektur unterzogen. Dass du da warst, war reiner Zufall“, bestätigte er und blies Katsuki den Rauch ins Gesicht, welches er verzog. „Ich bin Dabi und du, Kampfknirps?“, fragte dieser amüsiert und erntete ein genervtes Schnaufen.   „Hör auf mir so beschissene Namen zu geben!“, forderte er sauer und bekam wieder ein provokantes Grinsen. „Dann sag mir deinen Namen und es endet“, bot er an und Katsuki wurde ruhig. Er wusste eigentlich, dass man mit Fremden nicht sprach aber Scheiße ey! Der Kerl hatte ihn ziemlich beeindruckt und sah verdammt nochmal richtig cool aus mit diesen ganzen Piercings und dieser komischen Haut. Ob das Tätowierungen waren? „Katsuki“, antwortete, um sich selbst aus den Gedanken zu holen. „Bakugou Katsuki.“   Dabi grinste ihn an. „Siehste, war doch gar nicht so schwer. Und jetzt schau nicht so bissig, sonst bekomme ich noch Angst, dass du mich beißt“, sagte er und langsam entspannte sich der Blonde etwas. „Das war gar nicht so übel“, murmelte Katsuki und erntete einen überraschten Blick. „Der Kick ins Gesicht war ziemlich cool“, fügte er hinzu und Dabi grinste leicht. „Ich kann dir ja zweigen, wie das funktioniert“, bot er an und hatte nun die volle Aufmerksamkeit des Blonden. Doch er sagte dazu nichts weiter und blickte auf seine Uhr. „Sorry aber: Ich muss weiter.“ Mit diesen Worten verschwand Katsuki die Straße entlang und bemerkte den teuflischen Blick und das bösartige Lächeln nicht mehr.   „Oft spricht man von ‚schicksalhaften Begegnungen‘. Ich glaubte nie an diesen Scheiß, bis ich Dabi traf…“ ----------------------------------------------------------- „…und dann hat er mir ernsthaft gesagt, dass ich zu dem Juniorturnier könnte, aber meine Drecksmutter ist total dagegen, weil ich mich nicht auf die Schule konzentriere, wenn ich so lange weg bin“, schnaufte der Blonde und nahm einen Schluck von seiner Flasche Wasser. „Yo, deine Alte ist echt ziemlich angespannt, hm? Bist du echt so ein Problemkind?“, bekam er die Antwort des Schwarzhaarigen. Sie hatten sich auf einem Spielplatz am Kletterturm niedergelassen, um der warmen Sonne zu entgehen.   Mittlerweile war ein Monat vergangen, seit dem er und Dabi sich das erste Mal getroffen hatten. Es kam immer wieder zu kurzen Unterhaltungen und der Blonde kam nicht drum herum: Er fand, dass Dabi extrem cool war. Dieser lebte so frei. Ohne beschissene Regeln. Ohne beschissene Eltern, die ihm alles vorschrieben. Er war frei, wie ein Vogel und Katsuki wollte das auch.   „Angespannt? Das ist noch sehr milde ausgedrückt. Die Frau geht mir permanent auf den Keks. ‚Mach dies‘, ‚Mach das‘, ‚Benimm dich endlich anständig‘ und so ne verfickte Scheiße“, schnaufte er und lehnte sich an das Holz und blickte zu Dabi, der sich auf dem Boden breit gemacht hatte. „Eltern sind auch ein Scheiß. Ich bin froh, dass ich meine los bin“, sagte er und biss von der Gummistange ab, die er aus einem Laden hatte mitgehen lassen. „Bin mit 13 von zu Hause weg und genieße meine Freiheit nun“, sagte er grinsend und Katsuki machte eine Blase mit seinem Kaugummi.   „Und du bist alleine klargekommen?“, fragte er und Dabi lachte arrogant. „Seh ich aus, als hätte ich Probleme? Mir geht’s super und ich kann tun und lassen, was ich will.“ Für Katsuki, der sich von seinen Eltern total missverstanden und unterdrückt fühlte, klang das wie ein Segen. Er wollte es auch. Diese Freiheit, ohne Regeln zu leben. Dabis Leben klang so schön, so einfach.   „Du bist echt cool drauf“, meinte Katsuki und erntete einen amüsierten Blick „Ich weiß“, antwortete der Schwarzhaarige. Dabi war etwa drei Jahre älter als er selbst und wohnte in einem dünkleren Viertel der Stadt. Zudem hatte er erfahren, dass dieser schon seit langer Zeit auf Dämonen, Ghoule und sonstigen Kram dieser Abteilung, stand. Sogar die Haut hatte er sich an diesen Stellen tätowieren(1) lassen, dass sie wie verrottete Haut aussah. Katsuki selbst würde ja niemals so weit gehen, doch das war jedem selbst überlassen. Katsuki blickte an die Decke des kleinen Holzdaches und fragte sich, was man so anstellen könnte, da wurden sie schon unterbrochen.   Ein paar Typen, etwa in Dabis Alter tauchten auf und meinten, dass sie nach ihm gesucht hätten, weil er ja ihren Kumpel verprügelt hätte. Der Schwarzhaarige ließ sich das nicht zweimal sagen und war direkt dabei sich mit den Kerlen anzulegen, Katsuki direkt hinter sich her, nachdem einer der Typen ihn blöd angemacht hatte. Die Prügelei lief noch nicht lange, da hörte man bereits die Sirenen der Polizei und Dabi trat dem Typen noch einmal ins Gesicht, ehe er sich das Blut von der Lippe wischte und Katsuki angrinste, ehe er mit dem Jüngeren abdampfte und sich durch die Straßen bewegte.   Als sie, in einer dunkleren Seitengasse zum Stehen kamen, grinste Dabi ihn an. „Woah dein Training macht sich ja echt bezahlt. Das waren ein paar sehr nette Schläge“, sagte er und spuckte das Blut aus seinem Mund, während Katsuki sich das Blut von der Nase wischte. „Deine Kicks sind auch nicht schlecht gewesen“, gab er das Kompliment zurück und seine Atmung beruhige sich langsam wieder. „Wir sind ein nettes Team, Katsu“, merkte Dabi an und bekam ein bestätigendes „Hm“ als Antwort.   Dabi zündete sich eine Zigarette an und seufzte zufrieden auf. „Geht doch nichts über die gute alte Zigarette danach“, sagte er und hielt dem Blonden den glühenden Stängel fragend hin. Dieser hatte noch nie in seinem Leben geraucht und war sich nicht sicher, ob er das jetzt tun sollte oder nicht, doch irgendwie wollte er nicht wie eine Pussy wirken und griff nach der Zigarette und nahm den ersten Zug seines Lebens und hustete qualvoll, als der Rauch in seinem Hals kratzte. Begleitet wurde das von Dabis lautem Lachen und einer folgenden Einführung, wie man denn zu rauchen hatte.   „Je länger wir zusammen waren, desto mehr beneidete ich ihn für seine verdammte Freiheit. Ich wollte auch ohne beschissene Regeln leben müssen. Ich wollte gerne wie er leben und einfach nur…frei sein“ ----------------------------------------------------------- „Was ist das?“ Wütend wurde die Packung Zigaretten auf den Wohnzimmertisch geschmissen und Katsuki verdrehte seine Augen. „Zigaretten“, antwortete er genervt und seine Mutter stemmte ihre Hände in die Hüften. „Wirklich? Schlaumeier darauf wäre ich nie gekommen. Vielen Dank für deine scheiß Aufklärung“, antwortete Mitsuki und tippte mit ihrem Zeigefinger auf ihre Hüfte. „Wie kommt es, dass du sowas bei dir hast? Verdammt nochmal Katsuki! Du bist 15!“ Der Angesprochene presste seine Kiefer zusammen, ehe er zurück schnauzte: „Und weiter? Ist doch meine Scheißsache, was ich mit dem verfickten Taschengeld mache!“ Mitsuki starrte ihren Sohn wütend an, ehe sie weiter schimpfte: „Wie kommst du zu sowas! Mit 15 bist du nicht befugt, dir Suchtmittel zu kaufen oder gar zu konsumieren!(2)“   Genervt verdrehte Katsuki seine Augen zum wiederholten Male. Seine Mutter kotzte ihn ja so dermaßen an, mit ihren Moralpredigten. „Geht dich nichts an“, antwortete er sauer. Konnte sie es nicht einfach sein lassen? Konnte sie ihn nicht ein einziges Mal in Ruhe lassen? Es nervte ihn so dermaßen. Er hatte es so satt, dass sie permanent auf ihn einreden wollte. Dass sie ihm permanent vorschreiben wollte, was er zu tun hatte. Es kotzte ihn an. Er wollte weg. Er wollte einfach weg von hier.   Er hatte genug. Sowas von genug. Er hatte bereits auf Durchzug geschaltet, während seine Mutter auf ihn einredete. Irgendwann erhaschte sie seine Aufmerksamkeit wieder. „Hörst du mir überhaupt zu, wenn ich mir dir rede?“ Katsuki schnalzte mit der Zunge und blickte weg. „Jaja“, meinte er genervt und erhob sich einfach. „Katsuki, bleib gefälligst stehen!“ „Lass mich endlich in Ruhe, verdammt“, brüllte er sie an und verschwand nach oben in sein Zimmer, die Tür laut knallend und den Schlüssel rumdrehend. Mit einem lauten Wutschrei, schmiss er sich auf sein Bett, ehe er nach seinem Smartphone griff und schnaufend eine Nachricht tippte.   >Der ganze Mist kotzt mich so an. Die Alte meckert in einer Tour!<, tippte er und sendete die Nachricht an Dabi und schloss seufzend die Augen, ehe er die Vibration spürte und auf sein Display sah. »Dann solltest du einfach weg von dort? Mal ganz ehrlich, was hält dich noch in dieser Familie?« Eine gute Frage…was hielt ihn noch? In den 6 Monaten, die er jetzt mit Dabi befreundet war, kam es ihm vor, als würde der Schwarzhaarige ihn besser verstehen, als seine Eltern je könnten. Selbst sein Trainer verstand ihn nicht mehr, meinte er habe sich verändert und zwar zum Schlechten. Pha! Als ob. Die hatten alle keine Ahnung, wie es in ihm aussah! Er blickte wieder auf die Nachricht von Dabi und seufzte.   Ja! Weg! Er wollte weg. Entschlossen erhob sich der Blonde und zog unter seinem Bett einen Rucksack hervor und kramte in seinen Schränken herum. Er suchte nach einigen Dingen, die er brauchen konnte: Geldbörse, kleinere Dinge, die er verkaufen könnte und eine seiner Lieblingsjacken, falls es kühler wurde sowie ein Taschenmesser und sein Ladegerät. Sicherlich würde Dabi ihn immer wieder mal aufladen lassen. Katsuki hockte in seinem Zimmer und ließ die Zeit zerrinnen. Es war später Abend und sein Vater klopfte an die Tür. „Katsuki? Es ist Essenszeit“, sagte er, in der Hoffnung, dass ihr Sohn wenigstens zum Essen käme. „Keinen Hunger“, sagte der Blonde und hörte seinen Vater seufzen, ehe er verschwand.   Katsuki schloss die Augen wieder und wartete, bis die Nacht einbrach. Er zog sich frische Kleidung an, packte seinen Rucksack und schlich langsam aus seinem Zimmer. Die Treppen nach unten, wo er den Fernseher im Wohnzimmer hörte und steif stehen blieb. War noch jemand wach? Fuck! Kurz spähte er hinein und sah, wie sein Vater vor dem Fernseher eingeschlafen war, während er wohl irgendeine Dokumentation über Fotografie schaute.   Mit gerümpfter Nase verschwand der Teenager aus dem Haus und schritt durch die Nacht, ehe er zu dem Ort kam, wo er und Dabi immer abhingen. „Du bist tatsächlich weg?“, fragte der Schwarzhaarige, der aus den Schatten auftauchte. „Ja, ich ertrage diese verfickte Scheiße zu Hause nicht mehr“, sagte er. Dabi fuhr ihm durch das blonde Haar und nickte leicht. „Das kann ich verstehen, Kleiner. Ging mir damals genauso.“ Das diebische Grinsen, des Schwarzhaarigen, entging dem Blonden dabei, als er Dabi folgte, der ihn durch die Gassen führte.   Bald schon erreichten sie ein heruntergekommenes Wohnhaus, welches Dabi betrat, dicht gefolgt von Katsuki. Im inneren des Wohnhauses stank es nach Urin, erbrochenem und noch viel mehr, widerlichem Zeug. Was genau, das wollte er allerdings gar nicht wissen. Er hielt sich den Armel seiner Collegejacke vor den Mund und hustete einmal angewidert. „Daran gewöhnt man sich, Kleiner“, sagte er und öffnete die Tür zu einer Wohnung.   Diese war in einem recht gewöhnlichen Stil eingerichtet und nicht sonderlich berauschend. Wohnzimmer, Küche, Bad und ein Schlafzimmer waren wohl vorhanden und alles sehr minimalistisch eingerichtet. Hier roch es nicht so, wie im Treppenhaus, dafür war die Luft etwas stickig und roch nach Zigaretten. Der Blonde ging ein wenig herum und sah sich genauer um. „Ist nicht die Welt, aber für meine Zwecke mehr als dienlich“, erklärte der Schwarzhaarige und zündete sich direkt eine Zigarette an, während Katsuki ein Fenster im Wohnzimmer öffnete und auf den Innenhof sah.   „Ich find’s geil“, antwortete er und blickte Dabi an. „Du hast immerhin ein eigenes Heim. Find ich voll gut.“ Katsuki warf sich auf die weiche Couch und streckte Dabi seine Hand hin. „Gib mir auch eine ab. Meine Alte hat meine Schachtel entdeckt“, murrte er und fing die Packung auf, ehe er sich eine anrauchte. „Ich bin ja richtig stolz, dass du aus Mamas Schoß gekrochen bist und nun dein eigenes Ding machst“, sagte Dabi und ging in die Küche, nur um mit zwei Gläsern, gefüllt mit Whiskey, zurückzukommen.   Er reichte Katsuki eines und dieser blickte den Alkohol an. Er hatte schon getrunken, so war es nicht, aber bislang hatte er das immer mit Vorsicht genossen. Aber Dabi würde ihm garantiert nichts geben, das ihm schadete, nicht? Sie waren immerhin Kumpel. „Lass uns deinen Schritt ins Erwachsenenleben feiern, Katsu“, sagte Dabi und stieß mit ihm an. Der Blonde grinste leicht und nahm einen Schluck. Aus einem Schluck wurden zwei, drei und bald war das Glas leer und der Blonde spürte den Alkohol durch seine Adern fließen. Ihm wurde wärmer.   „Weißt du, Katsu. Ich könnte dich wem vorstellen. Er beschafft mir immer wieder Jobs. Ist ein ganz anständiger Typ und er sucht immer, nach neuen Leuten“, sagte er und grinste, als er den vernebelten Blick des Blonden merkte. „Katsu?“, fragte er diebisch nach und betrachtete ihn mit einem seltsamen Blick. „Uhn…“ Katsuki griff sich an die Stirn, als ihm schwindelig wurde und die Umgebung vor ihm verblasste.   Dabis Lippen verzogen sich zu einem grausamen Grinsen, als der Blonde aufstehen wollte und heftig schwankte. „Was ist los?“, fragte er mit lauernder Stimme und erhob sich ebenfalls. „Bekommt dir der Whiskey nicht, Kurzer?“ Das Grinsen nahm übermenschliche Züge an, als Katsuki zur Seite kippte und Dabi ihn auffing. „Hmm, mir scheint, das Mittel hat besser rein gehauen, als erwartet“, summte er und griff nach seinem Handy. „Boss? Ich habe vielversprechendes Frischfleisch“, sagte er grinsend und hob den Bewusstlosen auf seine Arme. „Wir zwei werden viel Spaß haben“, schnurrte er und trug Katsuki aus der Wohnung.   „Ich war dumm zu glauben, dass wir verfickte Freunde wären. Wie sehr ich mich geirrt hatte und was er eigentlich für ein verdammtes Arschloch war, würde ich bald erfahren.“ ----------------------------------------------------------- Als Katsuki wieder aufwache, lag auf einer harten Pritsche. Stöhnend griff er sich an den Kopf und setzte sich langsam auf, bis er das klirren der Kette vernahm. Verwirrt blickte er an sich hinunter und sah, dass man um seinen Hals ein ledernes Band geschlungen hatte, das an die Wand der Pritsche gekettet war. //Was für ein kranker SM-Scheiß ist das?//, fragte er sich selbst, als er Schritte hörte. Erst jetzt realisierte Katsuki, dass er in einer Zelle eingeschlossen war und blickte zu der Zellentür. Seine Augen weiteten sich, als er Dabi erkannte, der dort stand und breit grinste. „Ah. Dornröschen ist aufgewacht, Boss“, sagte er grinsend und ging zur Seite, um einem Mann Platz zu machen. Dieser war mehr, als einen Kopf, größer als Dabi und von breiter Statur. Er hatte dunkelrotes Haar, einen Kinnbart und stechende türkise Augen. Fast so stechend wie Dabis.   Er war von trainierter Statur und hatte harte, kantige Gesichtszüge und einen strengen, fast schon bohrenden Blick. „Das ist also der vielversprechende Knirps, von dem du erzählt hast? Und du denkst, dass dieser hier was bringen wird?“, wollte er wissen und Dabi grinste leicht. „Ich hab gesehen, wie skrupellos er sich mit Gegnern anlegt. Natürlich ist er ein ungeschliffener Diamant und noch nicht richtig erzogen, aber was erwartet man auch von einem, 15 jährigen, Balg?“   Katsuki knurrte wütend und wollte zu der Tür stürmen, doch die Kette hielt ihn zurück, als er etwa die Hälfte des Raums hinter sich gebracht hatte. Von der Wucht der Spannung, wurde er von den Füßen gerissen und machte ein würgendes Geräusch, da das Band ans seine Kehle gedrückt hatte. „Siehst du? Er ist wild und von mörderischer Natur. Genau sowas brauchen wir.“, sagte er und der Mann blickte ihn wieder so stechend an. „Dieses Feuer in seinen Augen ist wahrlich interessant. Mal sehen, ob er überlebt, oder wie die anderen verreckt“, sagte er und Dabi rieb sich die Hände. Nachdem der Mann wieder ging, lehnte Dabi sich an die Gitter. „Ich hoffe, du bietest uns eine schöne Show. Vielleicht nimmt der Boss dich dann auf“, schnurrte er und Katsuki wollte ihm an die Gurgel. „Du, verdammter Hurensohn, hast mich verarscht!“ „Du hast es erfasst, Kätzchen“, grinste Dabi. „Und du warst blöd genug dich von mir einlullen zu lassen“, fügte er hinzu und verschwand lachend.   Katsuki blieb in der Leere zurück, ehe er das leise Schluchzen und Wimmern wahrnahm. Er blickte zur Seite und bemerkte eine andere Pritsche, auf der ein weiterer Knabe saß. Der Kleine war wesentlich jünger, als er selbst. Katsuki vermutete, dass er nicht älter als zehn war. Er konnte in der Dunkelheit nicht viel ausmachen, doch er konnte das grüne Haar erkennen, das auf den Knien ruhte. Scheinbar hatte der Kleine den Kopf auf diesen und heulte.   „Boah kannst du die Fresse halten?“, wollte er wissen und sofort schreckte der Junge auf und blickte aus feuchten, grünen Augen zu ihm. „E…Ent…Entschuldige…ich…“, stotterte er und Katsuki schnaufte entnervt. „Halt die Fresse und heul nicht rum!“, schnaufte er und richtete sich wieder auf. Dieses verfickte Halsband nervte jetzt schon! Er war doch kein Köter! Was sollte der Scheiß hier? Und was meinte dieser Arsch mit seinem „Vielleicht überlebst du?“-Scheiß? Was hatten diese kranken Perversen mit ihm vor?   „D…Du bist auch…hierher verschleppt worden?“, hörte er diesen Bengel wieder reden und schnaufte leicht. „Halt endlich deine verfickte Fresse!“ Mit wenigen Schritten war er bei dem kleinen Bündel, das vor Angst regelrecht zu sterben schien und zitternd die Arme vor seinen Kopf hielt. Schien so, als erwarte der Knirps geradezu eine Tracht voll Prügel.   Verwirrt darüber ließ Katsuki seinen Arm wieder sinken, den er erhoben hatte, um ihm tatsächlich eine zu knallen. Der Grünhaarige schluchze und zitterte immer noch und aus der Nähe konnte Katsuki die Hämatome an den Unterarmen erkennen. „Bist du schon länger hier?“, wollte er etwas ruhiger wissen und der Junge schüttelte seinen Kopf. „M…Meine Tante hat mich…immer geschlagen“, antwortete er. „Ich weiß nicht… warum…warum ich hier bin…ich will nach Hause“, schluchzte er und zitterte wieder wie Espenlaub.   „Hör auf zu heulen…eh…“ „Izuku“, stellte sich der Junge schluchzend vor. „Midoriya Izuku ist mein Name.“ Er wischte sich über die geschwollenen Augen. Katsukis Blick blieb auf dem Kleineren liegen, der wieder leicht schluchzte und zitterte. Die Angst war ihm deutlich anzusehen. Ihm ging es doch nicht anders. Auch er verspürte, neben der unbändigen Wut, Furcht. Furcht vor dem, was nun kommen würde. Er hatte wohl in den Nachrichten mitbekommen, dass immer wieder Kinder und Jugendliche verschwanden…nie hätte er gedacht, dass ihm auch so etwas passierte, denn er zweifelte nicht wirklich daran, dass dies hier, mit diesen Fällen, zu tun hatte…„Was passiert denn jetzt mit uns? Ich habe Angst…“   //Wenn ich das wüsste…//, dachte er und hob die Hand wieder und streckte sie nach dem Grünhaarigen aus, der zusammenzuckte. Doch Katsuki legte die Hand auf dessen Kopf und strich kurz darüber. „Hör auf zu heulen. Das ist nervig“, murmelte er und tatsächlich hörte der Kleine endlich auf, zu flennen. „Wenn du mir nicht auf den Nerv gehst, werden wir zwei keine Probleme haben. Du tust, was ich dir sage und ich werde dich dafür nicht verprügeln, klar?“ Ein Nicken folgte als Antwort. „Gut.“ Damit verschwand der zurück auf seine Pritsche und starrte in die Leere. „S…Sagst du mir…wie dein Name ist?“, fragte er leise und der Blonde seufzte. „Katsuki“, antwortete er, ehe die Stille wieder einkehrte.   „Gemeinsame Notlagen können zusammenschweißen, oder wie man diese Scheiße betiteln wollte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in dieser verdammten Heulsuse einen Freund finden würde, dem ich Sicherheit gab und er meinen langsam leidendenden Verstand zusammen hielt.“ ----------------------------------------------------------- „Verdammt, Deku! Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich mehr anstrengen sollst?“, keifte Katsuki den Grünhaarigen an, der auf dem Boden lag und sich den Kopf rieb. „E…Entschuldige Kacchan“, bat dieser und rappelte sich schnell wieder auf und klopfte den Staub von der Kleidung. „Du bist echt ein hoffnungsloser Vollidiot“, seufzte er genervt und erntete ein verlegenes Lächeln. „Ich werde das nie so gut können, wie du…ich bin einfach nicht als Kämpfer geschaffen.“ Der Blonde schnaufte. „Auch Informanten müssen in der Lage sein sich zu wehren. Wenn du gar nichts kannst, wird dich der Alte umlegen.“ Deku blickte auf den Boden. „Ich weiß doch…aber…“ „Dann widersprich mir nicht und steh auf“, befahl er und Deku tat, wie ihm geheißen. „Nochmal von Vorne“, knurrte er.   Es war ein Jahr vergangen, seit sie ihre neue „Unterkunft“ bezogen hatten. Keine zwei Tage, nachdem man sie dort eingesperrt hatte, wurden sie, und etwa zwanzig weitere Kinder, einen Raum gebracht. Überall waren alte Mistgabeln gewesen, Felsbrocken und was sonst noch an Müll übrig war. Man hatte ihnen gesagt, dass sie bloß überleben sollten, bis die Zeit abgelaufen war. Zur Erschwerung dieser Aufgabe, wurde man mit seinem Zellengenossen zusammengekettet. Und noch bevor irgendein Kind verstanden hatte, was hier vor sich ging, hatten sie diese Hunde auf sie losgelassen.   Es waren blutrünstige, ausgehungerte Hunde. Hunde, die man monatelang nur minimalst gefüttert hatte. Hungrige Hunde, die mit gefletschten Zähnen und laut knurrend auf die Kinder losgingen. Keine Minute, nachdem die Tiere freigelassen wurden, hörte man die ersten Todesschreie, als zwei Hunde einen Jungen lebendig anfingen zu fressen. Das Geräusch von Zähnen, die die Haut zerrissen und das Blut, welches sich ungemein schnell ausbreitete, war bis heute noch im Kopf des Blonden festgebrannt. Noch nie hatte er einen Anblick wie diesen gesehen: Das Fleisch wurde von den Knochen genagt, die Hunde zerrten knurrend an Fleischstücken, während sich die Sehnen auseinanderzogen, ehe sie die Brocken verschlangen. Innereien wurden zerrissen und die Hunde fraßen mit Genuss die Haut von den Knochen des Kindes, man sah die blank gefressenen Knochen, die zerstückelten Fleischreste und bald schon war der Geruch von Blut in dem Raum und man konnte das Würgen einiger Kinder hören.   Auch Katsuki hatte sich beherrschen müssen, um sich nicht zu übergeben. Stattdessen hatte er reflexartig Izukus Augen zugehalten. „Nicht hinsehen“, hatte er ihm zugemurmelt und die Tränen an der Handfläche gespürt, ebenso wie das heftige Zittern des Jungen. Bemüht hatte er versucht ihn zu beruhigen, ehe einer der Hunde auf sie zukam und Katsuki sich panisch vor den Kleineren gestellt hatte. Wieso er das in jenem Augenblick getan hatte, hatte er bis heute nicht verstanden. Vielleicht war es das Bedauern, weil Izuku noch so jung war. Weil er nicht einmal wirklich begriff, was hier los war und sterben sollte. Was auch immer der Grund war, Katsuki war dankbar, dass er es getan hatte und nach einem großen Felsbrocken griff, der nahe seiner Füße lag.   Wie er das überlebt hatte, wusste Katsuki bis heute nicht, doch er hatte es geschafft. Er hatte das meiste, sofern es ihm möglich war, verdrängt. Er wusste nur noch, dass er mit einem Mal einen blutigen Felsbrocken in der Hand gehalten hatte und vor sich der zerschlagene Schädel eines Dobermannes. Das Blut hatte sich auf dem Boden verteilt und Katsuki hatte Teile des Hirns auf dem Felsen und den Fingern gehabt. Die Übelkeit, die in ihm hochstieg, war kaum zu bändigen.   Katsuki war klar, dass sie nur überleben würden, wenn er sich wehrte und fucking Shit! Er wollte nicht sterben! Also fing er an sich zu wehren, einen weinenden Izuku in seiner Nähe, der sich hinter ihm versteckt hatte, um ihm nicht zur Last zu fallen. Von den etwa zwanzig Kindern, hatten genau zehn überlebt. Und diese Zehn hatte der Mann mit dem grimmigen Blick, er wurde ihnen als Endeavor vorgestellt, zu sich geholt und vor die Wahl gestellt. Entweder würden sie sich dazu entscheiden ihm zu folgen, als seine neuen Angehörigen der Yakuza, die er leitete…oder er würde sie hier und jetzt von ihrem Leben befreien.   Katsuki hatte sich natürlich für das Leben entschieden. Er hatte nicht vorgehabt zu sterben. Er wollte es nicht. Sonst hätte er sich von den Hunden zerfleischen lassen. Obwohl sein Hirn von der Angst und dem Schock noch nicht ganz klar war, war dies so klar vor seinem Auge, wie nichts anderes.   Zu seinem Pech, oder eher Glück, war Izuku auch da gewesen. Der Zwerg hatte angefangen, ihm wie ein Schatten zu folgen. Irgendwann hatte Katsuki sich dazu entschieden ihm den Namen „Deku“ zu geben, weil ihn dessen Verhalten so krass an die Viecher aus einem Videospiel erinnerte. Erst war der Kleine sehr irritiert gewesen, doch er hatte den Namen akzeptiert und strahlend gemeint, es wäre das erste Mal gewesen, dass jemand ihm einen Spitznamen gab.   Katsuki hatte es so hingenommen, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm Deku ans Herz wachsen würde. Es dauerte nicht lange, da hatte er sich an den kleinen Feigling gewöhnt, er war wohl wirklich ein natürlicher Schisser. Zudem hatte er gemerkt, dass Dekus ehrliche, aufrichtige Art für ihn ein wenig Balsam war. Er half ihm, nicht gänzlich verrückt zu werden und mittlerweile waren er und Deku sich so nahe, wie es von Brüdern bekannt war. Er konnte nicht einmal leugnen, dass er einen brüderlichen Beschützerinstinkt entwickelt hatte und Deku? Der schien ihn auch zu bewundern, wie es ein kleiner Bruder tat. Irgendwie war das Gefühl, dass man zu ihm aufsah, sehr angenehm und er wollte ihn nicht enttäuschen.   Darum nahm er ihn bei diesem Training auch so hart ran. Endeavor ließ Deku nur leben, weil Katsuki sich dafür stark machte. Weil er doppelt so hart arbeitete, wie andere und sich bereits nach diesem einem Jahr einen gewissen Namen hier unten gemacht hatte. Er lernte schnell, effektiv und nur sein Temperament war ein Problem. Oftmals vergaß er den Ton, den er eigentlich anschlagen sollte, und wurde dann mit einer Tracht voll Prügel versehen. „Würde der Boss dich nicht als wertvoll ansehen, wärst du tot“, hatte einer von Endeavors Leuten ihm einmal gesagt.   War es nicht absonderlich, dass ein Knabe in nicht nur einem Jahr, als ‚wertvoll‘ angesehen wurde? Katsuki hatte sich oft gefragt, ob es nicht einfach wäre zu sterben, doch sein Lebenswille war einfach zu groß. Und dieser färbte sich, zu seiner Überraschung, immer mehr auf Deku ab. Der Kleine übte verbissen, nutzte seinen vorhandenen Intellekt, um Endeavor auf diese Art, als Informant, dienlich zu sein. Etwas, das dieser zwar nutzte, aber nicht so sehr brauchte, wie Katsukis Fähigkeit im Kampf. Vor Kurzem wurde er auch dem Gebrauch von Schusswaffen unterwiesen.   Katsuki lernte gerade den Aufbau jener. Wie man sie zusammenbaute, auseinander nahm und wartete. Es war interessant und er mochte das. Katsuki lernte gerne neue Dinge und das hier war eindeutig neu. //So schlimm ist es hier doch nicht//, hatte er sich gedacht und langsam fing er an, sich an das hier zu gewöhnen. Die Anerkennung, die er bekam, war nicht schlecht, wenn er ehrlich war. Es fühlte sich gut an…   „Unwissenheit schützt vor Schaden nicht. Eine Lektion, die ich auch noch lernen würde, nach diesen bescheuerten, naiven Gedanken. Scheiße…“ ----------------------------------------------------------- „Warum muss ich diese Scheiße hier lernen?“ Katsuki saß genervt über den Chemiebüchern, die mit den verschiedensten Stoffen zu tun hatten, welche für die Sprengstofferstellung von Vorteil waren. Er spürte eine große, warme Hand, die seinen Kopf entlangfuhr und blickte auf, als er den alten Mann sah, der vor ihm saß und ihn aus sanften, blauen Augen ansah. „Je mehr du kannst, desto mehr Nutzen hast du für den Anführer und desto weniger Gefahr läufst du zu sterben“, erklärte er ruhig und Katsuki schnaufte genervt. „Außerdem passt das Zusammensetzen von Sprengstoff zu deinem Temperament, Katsuki“, fügte der alte Mann hinzu.   „Ist ja fast so schlimm, wie Schule“, meckerte er und hörte dieses herzliche Lachen. „Ron“ war der wohl älteste Mann, der in diesem Irrenhaus lebte und auch der herzlichste. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die jungen Neuankömmlinge, zu versorgen und ihnen zu helfen, wo er konnte. Schnell hatte der alte Mann erkannt, wie geschickt und intelligent Katsuki eigentlich war und was für eine Schande es wäre, wenn Endeavor ihn wegen seines Temperamentes umbringen würde.   „Ach komm, reg dich nicht auf und schau dir das hier noch einmal an“, forderte Ron und lächelte ihn sanft an und der Blonde warf wieder einen Blick in die Aufzeichnungen des alten Mannes, der ihm das noch einmal alles genau erklärte. Grummelnd betrachtete er sich das noch einmal und schrieb sich selbst etwas auf. Dabei beobachtete der Mann ihn lächelnd, ehe er aus seiner Dose etwas herausholte und Katsuki hinstellte. Es handelte sich um Zimtbonbons. Katsuki griff sich das Bonbon und schob es sich in den Mund und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. Es wäre doch gelacht, wenn er so etwas nicht schaffte.   Aber, Katsuki war froh, dass dieser Mann sich mit ihm befasste. Er war eine Art Bezugsperson, die keine Probleme mit seiner Art hatte. Er erinnerte ihn sogar ein wenig an seinen eigenen Vater mit diesem dummen, sanftmütigen Lächeln und dem liebevollen Ausdruck in seinen Augen. Katsuki fühlte sich in dessen Gegenwart wohl und angenommen. Dennoch fühlte er auch oft, dass eine Beklommenheit in ihm hochkam, die ihm nicht gefiel, denn in jenem Moment fragte er sich, was seine Eltern wohl taten. Wie ging es ihnen? Suchten sie nach ihm? Oder hatten sie ihn einfach aufgegeben? Würde er sie je wieder sehen?   Katsuki blinzelte, als er spürte, wie der alte Mann ihn in den Arm nahm und über den Rücken strich. Der Blonde seufzte ergeben und schloss die Augen. Etwas, das er in dem letzten Jahr vermisst hatte. Deku war zwar so etwas wie ein kleiner Bruder geworden, aber Katsuki war mehr Halt für den kleinen Kerl, als umgekehrt. Hier hatte er seinen Rückzugsort und das wusste der 16 Jährige zu schätzen. Er ahnte nicht, dass diese Bindung ihn so dermaßen verwundbar machte.   „Ich dachte nicht, dass ich in dieser verfickten Hölle einen Ort habe, an dem ich mich wohl fühle. Ich wusste nicht, dass meine Bindung zu einer beschissenen Katastrophe führen würde.“ ----------------------------------------------------------- „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich so gut machen würdest, Katsuki“, tönte Endeavors Stimme durch den Raum. Er saß auf seinem gemütlichen Stuhl hinter einem Eichentisch und betrachtete den Blonden, der vor ihm stand. „In den letzten drei Jahren hast du dir hier wirklich einen vorbildlichen Namen gemacht und viele Dinge für mich erledigt. Permanent werde ich nach dir gefragt, was mich sehr freut“, sagte er und das Grinsen auf seinen Lippen war unmenschlich. „Du hast gute Arbeit geleistet, was die letzten Erledigungen anging. Ich erwarte mir auch bei deinem nächsten Auftrag, dass du diesen so zufriedenstellend erledigst“, sagte er und schnippte, worauf man Katsuki einen Koffer hinstellte.   „Drei Kilo bestes Kokain. Ein guter Geschäftspartner von mir wird den Handel mit dir abschließen. Sollte er sich verdächtig verhalten, darfst du ihn erschießen“, sagte der groß gewachsene Mann und winkte Katsuki ab, der seine Fäuste in der Hosentasche ballte, ehe den Kopf leicht senkte. Er nahm den Koffer entgegen, versicherte seinem Chef, dass er das sofort erledigte und wurde entlassen. Kaum hatte er die Räumlichkeiten verlassen, knirschte er mit den Zähnen und schnalzte unzufrieden mit der Zunge. Wie er diesen Arsch und seine Sippe hasste!   Seine naiven Gedanken, welche vor drei Jahren in seinem Kopf spukten, waren bald schon verschwunden. Mit jedem Tag, an dem Katsuki geschickter wurde in Kampf und Waffenumgang, umso schlimmer wurde es. Erst hatte er sich gesträubt die Aufgaben zu erledigen, die von Bedrohung, über Eintreibung von Schulden und Drogenhandel, bis zum Mord führten. Jedoch hatte er noch schneller gelernt, dass Widerspruch nur Unheil mit sich brachte: Wenn man sich zu sehr sträubte und widersetzte, wurde man in Dabis Kammern geführt und diese waren, so hatte Katsuki bislang gehört, schlimmer, als der Tod selbst, denn der schwarzhaarige Mann, den Katsuki eins für unglaublich cool empfand, war, nicht nur die rechte Hand, sondern auch der persönliche Foltermeister des Yakuzaanführers.   Endeavor nutzte all seine Macht, um die Leute, die nicht hundertprozentig zu ihm standen, zu unterjochen, ihnen Angst zu machen und sie unter Druck zu setzen. So auch Katsuki. Endeavor hatte ihm schon oft angedroht, dass er seinem Schützling was antäte, würde er nicht sputen und Katsuki hatte sich dafür gehasst, selbst zuzulassen, dass er eine Schwachstelle hatte. Ihm blieb nichts andere übrig, als zu gehorchen, wenn auch nie zu Endeavors kompletter Zufriedenheit.   Bislang waren Katsukis Vergehen noch nie so schlimm gewesen, dass er dort hin musste. Es hatte bislang immer nur dazu geführt, dass dessen Bluthunde ihn zusammengeschlagen hatten. Es waren Schmerzen, die sein Körper erduldete und nur sein Stolz litt darunter. Aber, es war das schlimmste, was ihm bislang geschehen war, denn Endeavor hatte sein Spiel noch nicht durchschaut. Katsuki war nicht dumm und spielte seine Trümpfe geschickt aus. Einzig Deku wusste etwas über seine Pläne und dieser, so war sich der Blonde sicher, würde dicht halten. Sollte es raus kommen, wäre der Blonde vermutlich tot.   Er betrat das Zimmer, welches man mit den Internatszimmern aus Filmen vergleichen konnte, und erblickte den Grünhaarigen, der auf seinem Bett lag und etwas las. Vermutlich wieder irgendein Comic über Superhelden. Wer dachte, dass sie hier ein gemütliches Leben führten, der hatte sich geirrt. Sie wurden zu zweit in Räume gepfercht und wenn sie nicht in diesen Verweilten, dann hatten sie zu trainieren oder Arbeiten für Endeavor zu erledigen. Katsuki hasste diesen Ort und die Leute, die hier lebten. Einzig Deku war erträglich, auch wenn die kleine Heulsuse manchmal seine Nerven strapazierte.   Als der Kleinere ihn bemerkte, drehte er sich um und lächelte. „Kacchan!“, rief er freudig aus und sprang auf die Beine. „Willkommen zu Hause!“ „Mhn“, war alles, was er zu dieser herzlichen Begrüßung sagen konnte und legte den Koffer auf dem Tisch zwischen ihren Betten ab, ehe er sich auf dem Boden hockte und einige Holzplanken entfernte. In dem Zwischenraum war ein Stoffbär verstaut, den Katsuki herausholte und vorsichtig den Zipper aufzog. Im Inneren des Bären waren mehrere Tüten mit feinem, weißen Pulver.   Katsuki hielt Deku den Bären hin, welcher ihn vorsichtig entgegen nahm und zusah, wie sein ‚Bruder‘ aus dem Koffer zwei kleine Tüten holte. „Wieder ein Kurierdienst?“, fragte er und erntete ein genervtes Nicken, ehe er die Tütchen in den Bären steckte. „Kacchan“, flüsterte Deku, aus Angst, dass sie jemand hören würde und blickte in die roten Seelenspiegel. „Denkst du nicht, dass das viel zu gefährlich ist? Wenn sie dich erwischen…“ „Solange du die Fresse hältst, werden sie mich nicht erwischen“, fuhr Katsuki den Grünhaarigen an und sein Blick hatte etwas Warnendes, während er den Zipper wieder zuzog und den Bären verstaute.   „Endeavor hat nicht den Hauch einer Ahnung, was ich hier für ein Spiel treibe, also versau es mir bloß nicht, Deku“, forderte er nun. Katsuki hatte vor, aus dieser Hölle zu entkommen. Deshalb zweigte Katsuki immer wieder ein wenig von Endeavors Drogen ab, die er unter der Hand und heimlich selbst verkaufte. Das Geld sparte er zusammen, um sich selbst und Deku irgendwann aus Endeavors Klauen freizukaufen. Katsuki hatte einmal miterlebt, wie jemand das geschafft hatte. Man musste geschickt vorgehen und Endeavor durfte nichts merken. „Du willst hier doch raus?“, fragte er noch einmal und der Kleinere nickte. „Dann hör auf, meine verfickten Taten in Frage zu stellen!“ Katsukis Plan war so sicher. Niemand würde seinen kleinen Bunker finden. Dafür war Katsuki zu vorsichtig…zumindest dachte er das.   „Vertrauen ist zerbrechlich, und doch wagte ich, zu vertrauen. Ein beschissener Fehler, wie ich bald schon feststellen musste.“ ----------------------------------------------------------- „Ich hätte nicht gedacht, dass du so dumm bist und dich mir widersetzen wirst“, sagte Endeavor und blickte auf den Blonden, der vor ihm stand, mit den Händen auf den Rücken gefesselt, blickte er hasserfüllt zu dem Mann, der sich sein ‚Boss‘ schimpfte. In der Hand hielt er jenen Plüschbären, den Katsuki in ihrem Zimmer versteckt hatte. „Wirklich clever: Minimale Mengen abzuspeisen, um diese zu verkaufen.“ Der Rothaarige ging um Katsuki herum, der noch immer nicht ganz verstand, wieso sein Geheimnis aufgeflogen war. Bis ihm die Antwort präsentiert wurde, als Dabi den Raum betrat. Die Hände hatte er dabei auf Dekus Schultern, der ihn panisch ansah. „Deku?“ Unglauben lag in der Stimme des Blonden, während der Kleine heftig zitterte. Was hatte das zu bedeuten? Warum war er bei denen? Warum sah er ihn so panisch und reuevoll an…//Er hat nicht…// Das Blut gefror ihm in den Adern, als er diesen Verdacht in seinem Kopf durchging und Dabi den Mund aufmachte und redete. „Wirklich gute Arbeit, Izuku“, schnurrte Dabi und strich ihm über den Kopf. „Uns von Katsukis bösen Plänchen zu erzählen und dabei noch so perfekt zu spielen, dass du auf seiner Seite bist…“ Der Schwarzhaarige grinste Katsuki auf die abartigste Weise an, die es nur gab. Katsuki erdolchte ihn regelrecht mit Blicken, ehe er zu Deku sah. „Das ist nicht dein Ernst…“, murmelte er und spürte eine unglaubliche Welle von Wut in sich aufsteigen, gemischt mit etwas anderem: Enttäuschung. Nach allem, was er für Deku getan hatte…nach all den Jahren, die er für diesen kleinen Bastard da war…das war der Dank? „K…Kacchan…es tut mir Leid ich…“ „Halt deine verdammte Fresse!“, fauchte er den Grünhaarigen an. Dieser blickte ihn erschrocken an und presst seine Lippen zittern zusammen. „Mir tut es leid“, fing er an und seine Stimme lief vor Wut und Hass über. „Es tut mir leid, dass ich dich damals nicht den Hunden zum Fraß vorgeworfen habe, der verdammter Verräter“, schnaufte er und sah, wie sich die grünen Augen mit Tränen füllten, die bald schon die Wangen runter kullteren. „Kacchan…“, versuchte Deku noch einmal, doch der Blonde spukte angewidert auf den Boden. „Fahr zur Hölle, verfickter Verräter!“, brüllte er und wurde weggezerrt. „Bring ihn in Dabis Kammer“, befahl Endeavor und Katsuki erdolchte ihn und die Anderen mit Blicken, während man ihn gewaltsam aus dem Zimmer zerren wollte. Doch der Blonde wehrte sich nach Leibeskräften, bis er einen dumpfen Schlag auf den Hinterkopf bekam und die Umgebung schwarz wurde. Das letzte, was er hörte, war das verzweifelte „Kacchan!“ von Deku, ehe er sein Bewusstsein verlor. „Das Schlimme am Verrat ist, dass er niemals von deinen verdammten Feinden begangen wird.“ ----------------------------------------------------------- Katsuki kam bald schon wieder zu sich und stöhnte schmerzhaft auf. Sein Hinterkopf schmerzte durch den Schlag, den er bekommen hatte. Er wollte sich an den Kopf greifen, musste aber verstellen, dass seine Hände noch immer auf seinen Rücke gefesselt waren. Außerdem stellte er fest, dass sein Oberkörper nackt war…Verdammte Scheiße. Er kam langsam wieder komplett zur Besinnung und blickte sich um. Das hier war eindeutig Dabis Folterkammer. Er ließ seinen Blick durch die halbdunkle Kammer gleiten. Kammer war eigentlich der falsche Begriff. Es war ein gewaltiger Kellerkomplex, der neben den Zellen anschloss. An manchen Ketten, die an der Wand angebracht waren, hingen noch die Skelette, welche seine letzten Opfer waren.   Katsuki stieg ein absolut widerlicher Gestank in die Nase und er erblickte den Grund dafür. An einer Wand hing eine halb verweste Leiche, aus deren Haut Milben und Würmer schauten, die sich durch das verrottete Fleisch fraßen. Es war so still, dass Katsuki die Beißzangen hören konnte, die durch das Fleisch fuhren. Die Backsteinwand, sowie das Kopfsteinpflaster, waren mit getrocknetem Blut versehen und irgendwo tropfte etwas. Ihm drehte sich der Magen rum, doch er beherrschte sich und schaffte es, seinen Würgerefelx zu ignorieren.   Die Stille des Raumes, wurde von Schritten unterbrochen und bald schon konnte er Dabis abartiges Summen hören. Der Schwarzhaarige trat in das Licht und hatte ein Lächeln auf den Lippen, das dem, sonst so taffen, Blonden einen Schauer über den Rücken jagte. „Wer hätte gedacht, dass du mir jemals wirklich den Gefallen tust.“ Dabis Stimme war amüsiert, als dieser, mit einem Messer spielend, vor ihm in die Hocke ging und sein Kinn anhob. „Wirklich rührend, wie der kleine Izuku nach dir geschrien hat: Kacchan ~, Kacchan ~, Ka ~ aaccha ~aaan“, trällerte er und Katsuki riss seinen Kopf los und blickte Dabi giftig an.   „Oh nein, das Kätzchen fährt die Krallen aus“, meinte er amüsiert und fuhr mit der Klinge die Wange des Blonden entlang. „Ich frage mich ja, wie lange es die Krallen noch zeigt…“ Der Blonde spürte einen brennenden Schmerz in der Wange und fühlte das Blut seine Wange entlang rinnen, als Dabi einen dünnen Schnitt in seiner Wange hinterließ. „Mhh, rot steht dir unglaublich gut“, sagte der Ältere und ließ die Spitze der Klinge seinen Hals entlang streicheln.   „Zu schade…der Boss meinte, dass ich dich nicht töten darf, weil du ein wertvolles Spielzeug bist“, sagte Dabi nun und kam näher. „Aber“, fügte er hinzu, als er bei Katsukis Ohr war. „Ich darf trotzdem mit dir spielen, solange du es überlebst“, raunte er und packte Katsuki am Kiefer. Mit einem bösen Lächeln leckte er über den feinen Blutstreifen an seiner Wange und entließ den Jüngeren wieder.   Könnten Blicke töten, wäre Dabi nun wohl von dieser Welt geschieden. So aber, bot Katsuki ihm nur noch mehr Fläche für seine dummen Sprüche. „Weißt du was? Ich habe deine Augen schon immer geliebt. So voller Stolz“, erzählte er weiter, während er hinter Katsuki ging und dessen Armfesseln in einem Haken verband. „Wollen wir sehen, wie lange es dauert, bis ich diesen Stolz gebrochen habe“, sagte er und Katsuki spürte, wie Dabi eines seiner Fußgelenkte an dem Boden ankettete.   „Wir haben alle Zeit der Welt“, sagte er und marschierte zu einem Hebel, über den er sachte strich. Was Katsuki nicht sehen konnte war, dass seine Fesseln mit einem Haken verbunden waren, der an einer Kette angebracht war. Diese ging zur Decke hoch, wo eine Kurbel und Metalllatten angebracht waren, bis hin zu seinem Hebel. „Ich würde mich trotzdem sehr freuen, wenn deine süße Stimme nicht zu lange stumm bleibt, Katsulein“, flötete er gut gelaunt, ehe er auch schon den Hebel betätigte und die Apparatur anfing, sich zu bewegen.   Die Zahnräder kurbelten langsam und zogen an der Kette, zwangen Katsukis Arme so langsam nach oben und der Blonde spürte bald schon einen unangenehmen Zug in Rücken und Schultern. Seine Arme waren stark angehoben und angespannt, als Dabi das erste Mal stoppte und ihn in dieser, langsam schmerzenden, Pose, verharren ließ. Seine Muskeln spannten sich noch mehr an und Katsuki versuchte nicht, an das unangenehme Ziehen zu denken. Gerade, als er dachte, er könnte das Gefühl handeln, spürte er etwas Nasses, eisig Kaltes in seinem Gesicht.   Dabi grinste ihn zufrieden an. Neben sich hatte neben sich einen Blecheimer stehen, in welchem Wasser und Eiswürfel. Wieder griff Dabi mit der Hand in das Wasser und spritze Katsuki das Gesicht voll. Die kühlen Tropfen brannten auf der Haut und, da es hier auch noch ziemlich kühl war, spürte er die Kälte nur stärker. „Wir haben doch erst angefangen, mein Lieber“, sagte er und spritzte ihm einige Male noch Eiswasser ins Gesicht und auf den Hals, ehe er den Eimer nahm und die Hälfte des Inhalts über seinem Kopf ausgoss, was von Katsuki mit einem scharfen Einziehen der Luft kommentiert wurde.   „Ein ganz taffer Junge, was? Aber du hast schon früher immer den Harten markiert. Das ist es ja, was ich so an dir mag“, sagte er und das Grinsen wurde wieder etwas gemeiner, während Dabi zurück zu seinem Hebel ging. „Mal sehen, wie lange du stur bleibst“, sagte er und betätigte den Hebel, welcher, wie eine Kupplung beim Auto, drei Gänge hatte. Er hatte den langsamsten Gang eingestellt und Katsuki spürte, wie die Kette langsam und unnachgiebig nach oben wanderte.   Er wollte aufstehen, um den Druck etwas zu mindern, doch die Fußfessel hinderte ihn daran, dass sie so eng am Boden angebracht war, dass Katsuki keine Bewegungsfreiheit bekam. Er presste die Kiefer zusammen und seine Zähne knirschten, die Fäuste hatte er so fest angespannt, dass die Knöchel weiß hervortraten, als Dabi die Apparatur weiterlaufen ließ. Er konnte hören, wie seine Knochen ächzten unter dem Druck, der auf ihnen lastet und mit einem Mal konnte er die Stimme nicht mehr unterdrücken.   Katsuki stieß einen gepeinigten Schrei aus, als die Apparatur seine Arme über seinen Kopf zerrte und dabei mit lautem ‚Plopp‘ seine Schultergelenke ausgekugelt wurden. Er spürte das Zerren der Handschellen an seinen Handgelenken und an seinem Fuß und das Brennen seines Rückens, der durchgehend angespannt war. Dabis begeistertes Lachen drang an seine Ohren. „Ja! Genau das will ich hören“, raunte er begeistert und schmiegte sich etwas an den schmerzenden Rücken, drückte gegen die gepeinigten Gelenke. „Deine Stimme ist süß, wenn sie so voller Schmerz ist“, sagte Dabi und erhielt ein wütendes „Fick Dich“ als Antwort.   Katsuki spürte, wie der Schwarzhaarige die Fußfessel löste und Katsuki in eine stehende Position zwang. Sein Körper protestierte regelrecht dagegen, doch Dabi sorgte mit den Ketten dafür, dass er stehen blieb, die ausgekugelten Arme über dem Kopf. „Mhhh, ich glaube, das muss unser Doc dann richten“, meinte er amüsiert und griff nach einem hölzernen Baseballschläger.   Summend, und ohne weitere Vorwarnung schlug Dabi mit dem Schläger in den Magen des Blonden, der ein leises Ächzen von sich gab, ehe er wieder verstummte und stur auf den Boden starrte. Dabi grinste breiter, ehe er sich über die Lippen leckte und wieder ausholte. Dieses Mal schlug er hart gegen den Brustkorb des Blonden und Katsuki keuchte vor Schmerz auf. „Ah, das Kätzchen fängt an zu schnurren“, sagte er amüsiert und schlug auf den Oberschenkel, auf den Oberarm und Katsuki hörte regelrecht, wie seine Knochen ächzten und schmerzten. Dabi schlug gezielt Stellen an und grinste zufrieden, als er Katsuki betrachtete. Die flauen Flecke bildeten sich schon sehr bald auf der Haut und Dabi grinste zufrieden. „Mhhh die Farben stehen dir sehr gut“, sagte er und warf den Schläger erst einmal in eine Ecke. Er griff zu seinem Gürtel und holte sein Messer hervor. Mit diesem spielte Dabi wieder, die Augen auf sein Opfer fixiert. „Weißt du Katsu…ich habe mich oft gefragt, wie es wäre, wenn du hier wärst, was ich alles mit dir anstellen werde“, sagte er und ging um ihn herum. „Und ich denke, dass ich dir noch ein kleines Andenken hinterlassen werde“, flüsterte er und ging wieder um ihn herum. „Weißt du, was das Tolle an meinem Job ist?“, fragte er nun grinsend und kam näher. Noch bevor Katsuki antworten konnte, spürte er den stechenden Schmerz in seiner Brust, als Dabi leicht darüber schnitt. Nicht zu tief, doch tief genug, dass er blutete.   „Ich kann Menschen bluten lassen, ohne, dass die mir verrecken.“ Grinsend leckte er über die Klinge und betrachtete Katsuki. „Mh so ein hübscher Körper. Wo hinterlasse ich nur mein Geschenk“, überlegte er und ging um Katsuki herum, hinterließ immer wieder kleiner Schnitte, die mehr brannten, als angenommen. „Fick dich, Dabi!“, knurrte er und bekam einen Faustschlag ins Gesicht.   „Pass auf, dass ich mich nicht mit dir amüsiere“, sagte er und packte Katsukis Kinn. „Ich bin eigentlich nicht so der Fan vom eigenen Geschlecht, aber bei dir würde ich eine Ausnahme machen“, meinte er grinsend, als er sah, dass der Jüngere bleich wurde. Dabi lachte laut und dreckig auf, ehe er den Blonden losließ und sich umdrehte. „Hmmm“, summte Dabi, ehe er sich ruckartig umdrehte und Katsuki schmerzhaft auf keuchte. Er blickte an sich herunter, als er spürte, wie Blut seinen Bauch entlang floss. Dabi hatte ihm das Messer in den Bauch gerammt und Katsuki spürte den metallenen Geschmack von Blut in seinem Mund, welches seine Mundwinkel entlang rann.   „Ich denke, ich habe die Stelle gefunden“, raunte er lächelnd und zog die Klinge etwas durch, sodass ein tiefer Schnitt entstand, ehe er die Klinge aus dem Körper zog und begeistert das Blut ansah, das auf dem Metall entlang floss. „Hmmm genau das mag ich“, schnurrte Dabi und leckte das Blut von der Klinge, ehe er Katsuki ansah. „Das ist besser als jeder Fick“, sagte er grinsend.   Katsukis Bauch schmerze, das Blut sammelte sich abermals in seinem Mund und er spürte, wie ihm schwindelig wurde. „Nanana, Babe. Du wirst doch nicht zusammenbrechen?“, fragte Dabi grinsend und griff wieder nach dem Kinn des Blonden und leckte das Blut von dessen Mundwinkel und fuhr die Klinge an Katsukis Wange entlang. „Ich will noch mehr sehen“, raunte Dabi ihm amüsiert zu, ehe er wieder mit der Klinge in die Haut schnitt. Arme, Beine, Brust. Katsuki hatte aufgehört zu erörtern, wo seine Schmerzen herkamen. Er spürte so gut wie gar nichts mehr und sackte auf den Boden, als Dabi ihn endlich von den Ketten löste.   Er hatte mittlerweile so viel Blut aus seiner Schnittwunde am Bauch verloren, dass er Probleme hatte, die Augen offen zu halten. Ihm wurde schwarz vor Augen und er stöhnte gequält auf, als Dabi noch einmal in seine Schnittwunde trat. „Wer hat dir erlaubt weg zu treten, hah?“, fragte er unzufrieden und drehte Katsuki auf den Rücken und ging vor ihm in die Hocke. „Hey, ich rede mit dir, Babe“, sagte er grinsend und, ehe Katsuki irgendwas tun konnte, wurde er durch den stechenden Schmerz aus der Schwärze gerissen und brüllte gequält auf.   Dabi hatte Zeige- und Mittelfinger in die Wunde geschoben und grinste Katsuki fast schon psychopathisch an. „Ja genau das will ich hören“, raunte er und leckte sich über die Lippen, während er auch den Ringfinger in die Wunde schob. Er schob seine Finger tiefer und spürte die Gedärme, die sich im Bauch des Blonden befanden, spürte die Muskeln, die sich unter dem Stress zusammenzogen und das Zittern des Körpers.   Es war der beste Kick, den man ihm bescheren konnte. Es war genau DAS, was Dabi liebte. Was ihm Spaß machte. Foltern, Quälen, Töten. Das war seine Passion. „Mhh fühlt sich gut an, nicht?“, fragte er summend, als er sich über Katsuki beugte. „Am liebsten würde ich dir jetzt die Kehle aufschneiden und dein Gurgeln hören“, raunte er und zog die Finger wieder raus und packte ihn an der Kehle und drückte zu, genoss das unterdrückte Röcheln des Blonden. „Leider will der Boss dich leben“, raunte er und leckte über die halb geöffneten Lippen, die Katsuki sich während der Tortur wundgebissen hatte.   „Mhh, deine Augen sind immer noch so voller Stolz“, raunte er und sein Grinsen nahm an Bösartigkeit zu. „Zu gerne würde ich dich noch etwas mehr unterhalten, aber das würdest du nicht überleben“, sagte er und klang unzufrieden. Grinsend löste sich der Schwarzhaarige und trat noch einmal nach dem Jüngeren, ehe er sein Smartphone zückte. „Ihr könnt ihn holen“, nahm Katsuki wahr, ehe er in die Finsternis glitt und das Bewusstsein verlor.   „Ich sah das Leben vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen und bald schon, fühlte ich nur noch die kalte Leere, die mich umhüllte, ehe alles taub war…“ ----------------------------------------------------------- Katsuki kam schwer atmend zu sich und blickte sich fragend um. Wo war er? Was war passiert? Er brauchte einige Momente, um seine Orientierung zu finden. „Katsu, du bist wach!“ Er blickte zur Seite und bemerkte das Mondgesicht. Was machte die denn hier? Warum starrte die ihn so besorgt mit ihren großen Kulleraugen an? „Wie fühlst du dich? Hast du irgendwo ein Gefühl von Taubheit?“, wollte sie wissen und der Blonde schüttelte den Kopf. Sein Hals war ausgetrocknet und sein Bauch schmerze höllisch.   Langsam kamen die Erinnerungen wieder und Katsuki schnellte regelrecht hoch, ehe er heiser vor Schmerz aufstöhnte. Keinen Augenblick Später war Ochako anwesend und hatte ihn wieder in die Kissen gedrückt. „Bist du lebensmüde?“, fuhr sie ihn an und zog die Decke weg, ehe sie besorgt auf die Wunde an seinem Bauch starrte. Gott sei Dank war diese nicht wieder aufgebrochen. „Das war eine ganz schön knappe Sache, Katsu“, sagte sie und stellte an den Infusionen etwas ein.   Ochako war so ziemlich eine der wenigen Menschen, die irgendwo Ahnung von Medizin hatten. Die alte Chiyo hatte Ochako einiges beigebracht. „Chiyo-san meinte, dass du echt Glück gehabt hast, dass Dabi sich zurückgehalten hat. Er hätte dich sonst umgebracht“, erklärte sie und tastete vorsichtig seine Schultern ab. Er zischte schmerzhaft auf und blickte sie giftig an. „Sieh mich nicht so an. Ich habe dir das nicht angetan…“, meinte sie und zog ihre Lippen zu einer schmollenden Schnute zusammen.   Katsuki lehnte sich zurück und blickte an die Decke. Er erinnerte sich wieder, was passiert war. „Ich bring sie alle um“, raunte er und Ochako erschrak fürchterlich. „W…Was redest du da?“, fragte sie ungläubig und Katsuki blickte kühl zu ihr. „Ich werde jeden Einzelnen von diesen Wichsern umbringen.“ Ochako erbleichte noch mehr. „Das darfst du nicht sagen! Endeavor wird dich umbringen!“ Sie klang äußerst besorgt, doch Katsuki drehte seinen Kopf weg. „Nicht, wenn ich ihn zuerst umbringe.“ Ochako schlug mit der Hand auf das Bett. „Hör auf so einen Blödsinn zu reden, Katsuki. Das ist wirklich nicht lustig…“ Ochako klang besorgt. Natürlich, sie hatte ihn hier schon oft seine kleineren Verletzungen verarztet und die von Deku natürlich auch.   Deku…Katsukis Blick wurde düsterer und er starrte an die Decke. Dieser dreckige, missratene Verräter. Er hatte ihm vertraut, hatte sich darum gekümmert, dass sie BEIDE da rauskämen. Er hätte dem kleinen Arschloch geholfen, hätte sich darum gekümmert, dass sie durchgekommen wären und dann verriet ihn dieser kleine Hosenscheißer an Endeavor. Der Geschmack des Verrats lag bitter auf seiner Zunge. „Katsu…ich weiß nicht, warum du in Dabis Kammer geladet bist, aber deswegen so einen Unsinn machen zu wollen…“ Ihr Blick wurde düsterer.   „Ich interessiere mich nicht für deine verfickten Worte“, sagte er genervter. „Oh, das hat dich schon immer in Probleme gebracht“, ertönte Endeavors Stimme und sowohl Ochako, als auch Katsuki versteiften sich. „Du wirst uns also alle umbringen?“, fragte er und hatte eine von Katsukis Schusswaffen in seiner Hand. „Ich habe dir ein gutes Leben gegeben, Katsuki. Habe dich gut behandelt und dir viel beigebracht“, sagte er und richtete die Waffe auf Katsuki.   „Dass du mich so hintergehst, ist wirklich schade. Gerade DU“, sagte er und lächelte ihn bösartig an, weswegen die Worte nicht glaubwürdig waren. Katsuki biss sich auf die Lippen. „Willst du deine Freiheit so sehr wieder?“, fragte er grinsend. „Ohne ein zu Hause? Ohne Zukunft?“, fragte er und blickte Katsuki in die Augen. Deutlich sah man, dass der Yakuzaanführer etwas in seinen Augen suchte. Tatsächlich schien er es gefunden zu haben. „Fein“ Er nahm die Waffe runter. „Sobald du wieder gesund bist, bekommst du die Chance dir deine Freiheit zu verdienen“, sagte er und Katsuki blickte ihn ungläubig an, ehe Endeavor wieder ging.   War das sein Ernst? //Ich werde frei sein…//, schoss es ihm durch den Kopf. „Katsu…lass dich nicht da drauf ein…Endeavor würde niemals jemanden ohne Grund freilassen“, sagte Ochako, doch Katsuki hörte sie nicht. //Ich bekomme meine verschissene Freiheit zurück//, dachte er und wirkte zufriedener. „Ein Funke Hoffnung, kann ein Feuer entzünden. So wie bei mir…und ich ließ die Flammen auflodern, in absurder, unreifer Hoffnung, die im Keim erstickt wurde.“ ----------------------------------------------------------- „Und du denkst, dass es eine gute Idee ist, dem Bengel so ein Angebot zu machen?“ Dabi blickte Enji an und spielte wieder mit dem Messer zwischen seinen Fingern. Er drückte die Spitze gegen seinen Daumen, sodass das Blut aus der kleinen Stichwunde herauskam und ließ es auf die Klinge tropfen, um es fasziniert zu betrachten, wie es das Metall entlang floss. Dabei wartete er auf die Antwort seines Chefs.   „Zweifelst du an meiner Entscheidung, Dabi?“, fragte dieser scharf nach und d er Schwarzhaarige hob eine Augenbraue. „Das würde ich mir nie erlauben, Boss. Ich zweifle an dem Jungen“, sagte er und sein Chef grinste. „Es ist ein interessantes Experiment“, sagte er nun. „Wie wird der Bengel sein Leben auf die Reihe kriegen? Wird er es überhaupt auf die Reihe kriegen?“ Er erhob sich von seinem Bürostuhl und sah aus dem Fenster. Dabei spürte er den skeptischen Blick von Dabi in seinem Rücken und beschloss seine Pläne genauer zu erläutern.   „Ich will sehen, wie seine Hoffnungen zerbrechen, Dabi. Ich will sehen, was er tut, wenn er realisiert, dass er nichts hat. Freunde? Familie? Ich bezweifle, dass irgendjemand zu ihm halten wird, nach allem, was du mir erzählt hast“, sagte er und Dabi grinste leicht. „Du bist ja so durchtrieben, Boss“, sagte er amüsiert und Enji verzog seine Lippen zu einem Grinsen. „Ich möchte ihn demütigen. Er wird auf Knien zurück gekrochen kommen und uns anflehen ihn zurück zu nehmen und dann werde ich seinen Wert abwiegen. Ich gebe ihm ein Jahr in ‚Freiheit‘, dann wird er daran zugrunde gehen. Er ist 19 Jahre, hat keinen richtigen Abschluss und keine Perspektive. Was möchte er denn machen? Auf den Strich gehen? Jemand wie Katsuki sicher nicht“, sagte er und ging zu seiner Vitrine, wo er sich ein Glas mit Scotch füllte und davon nippte. „Was gibt es Neues von Shoto?“, fragte er und der Schwarzhaarige schmunzelte. „Er ist aufmüpfig wie immer, erfüllt seine Pflichten dann aber doch. Dafür ist ihm seine werte Frau Mama zu wichtig“, sagte er und Enji nickte. „Mach weiter, wie bisher“, sagte er und der Schwarzhaarige verneigte sich kurz, ehe er verschwand.   Enji nippte von seinem Glas und lächelte kühl. Es war natürlich riskant, was er hier anfing, doch er war sich ziemlich sicher, dass Katsuki seine Prüfung niemals bewerkstelligen könnte. Und selbst wenn, würde er sicherlich daran zerbrechen. //Sobald du gebrochen bist, wirst du nie wieder einen Gedanken an so etwas wie Freiheit verschwenden. Ich habe dich nicht umsonst zu einer perfekten Waffe erzogen, damit du mir jetzt die Krallen zeigst//, dachte er und seine Lippen verzogen sich wieder. Das würde ein interessantes Spiel werden. ----------------------------------------------------------- Seine Genesung hatte drei Wochen gebraucht. Chiyo wollte ihn nicht vorher gehen lassen und so hatte Katsuki sich ergeben und sich ausgeruht. Was blieb ihm auch anderes übrig? Die alte Dame hätte ihn ans Bett gekettet, wäre er wieder aufmüpfig geworden. So hatte Katsuki sich in den drei Wochen gut erholt und war nun auf dem Weg zu Endeavor, der ihn bereits in seinem Büro erwartete.   „Oh, Katsulein, du bist ja wieder auf dem Damm“, hörte er Dabis Stimme, der in dem Flur stand und amüsiert zu ihm sah. Der Blonde schenkte ihm einen hasserfüllten Blick, ehe er in das Büro von Enji Todoroki schritt und diesen direkt vor seinem Fenster stehen sah. „Da bist du ja“, sagte er amüsiert und blickte zu dem Blonden, der die Fäuste fester ballte. „Natürlich bist du hier“, sprach der groß gewachsene Mann weiter und ging und Katsuki herum. „Schließlich wünschst du dir so sehr die ‚Freiheit‘, dass du mich sogar hintergangen hast und nach deiner Bestrafung davon sprichst, dass du mich töten willst.“ Er konnte das bösartige Lächeln regelrecht hören.   „Ich sollte dich eigentlich direkt umbringen lassen, Katsuki.“ Eine Tatsache, die dem Blonden bewusst war. Er brauchte sie nicht aussprechen. Dreckiger Mistkerl. „Aber ich habe die Anwandlung, von Zeit zu Zeit, kleine Wetten mit meinen Männern zu machen“, sagte er und blieb nun direkt vor ihm stehen. „Wetten?“ Katsuki konnte sich den skeptischen Ton nicht verkneifen. „Wetten“, bestätigte Enji ihm.   „Du bekommst von mir eine kleine Aufgabe gestellt und, wenn du sie, in meinem Beisein, erfolgreich erledigst, bekommst du deine Freiheit“, fing er die Erklärung an und ging zurück zu seinem Bürotisch und setzte sich in seinen Stuhl. „Und, wenn ich es nicht mache?“ Enji blickte ihn an. „Tja, dann wirst du für den Rest deines Lebens hier bleiben und…meinen einsamen Männern Freude bringen“, gab er kalt von sich und Katsuki schauderte innerlich. „Ich könnte dich nie wieder frei herumlaufen lassen. Du verstehst das sicher.“   Katsuki biss die Zähne zusammen und blickte ihn mit einem eindeutigen Blick an. „Und was hast du von dieser ‚Freundlichkeit‘?“, wollte er misstrauisch wissen und Enji lächelte. „Die Freude am Spiel. Wenn du gewinnst, bekommst du deine Freiheit und wenn nicht, bekommen meine Männer ein neues Spielzeug.“ Endeavor lächelte ihn kühl an. „Der Alltag hier kann ziemlich trostlos sein und das hier ist eine gelungene Abwechslung“, sagte er und erhob sich. „Also, haben wir einen Deal?“, fragte er und Katsuki blickte ihn skeptisch an. „Was, wenn ich nicht zustimme?“ Endeavors Augen blitzten auf. „Dann wird mit dir das Selbe geschehen, wie bei deinem Versagen“, erklärte und Katsuki knirschte mit den Zähnen. Er ließ ihm also keine wirkliche Wahl? „Abgemacht“, meinte er und Endeavor grinste ihn zufrieden an. „Sehr gut.“ „Hätte ich geahnt, was diese Prüfung mit mir macht…“ ----------------------------------------------------------- Katsuki stand in der Mitte eines Raumes, den er am liebsten nie wieder betreten hätte. Es stank nach verwestem Fleisch, Kot und Urin. Auf dem Boden lagen die Knochen der letzten Menschen verteilt, die einst hier gewesen waren. Katsuki kannte diesen Ort. Er hasste ihn. Es war jener Ort, an dem er und Deku überleben mussten.   Doch dieses Mal waren hier keine zwanzig Kinder und er war nicht an jemanden gefesselt. Er war ganz alleine hier drinnen und hatte seine Waffen bei sich. In der Lounge über ihm stand Endeavor hinter dem Panzerglas und sprach zu ihm. „Der erste Teil dieses Spieles ist dir bekannt. Überlebe zehn Minuten“, forderte Endeavor, ehe er auf den Knopf drückte und Katsuki das wilde Knurren hörte, ehe die Hunde aus den Käfigen kamen und sabbernd und zähnefletschend zu ihm starrten. „Um dir eine Herausforderung zu bieten, haben wir sie zwei Wochen nicht gefüttert“, fügte der Mann hinzu und sah, wie der erste Hund auf Katsuki stürzte.   Geschickt rollte er sich über den Boden, sodass der Hund über ihn hinwegsprang und blieb in einer halbhockenden/ halbknienden Position und zielte bereits auf den ersten Hund, der mit einem gezielten Kopfschuss zu Boden ging. Er schnalzte mit der Zunge, als er merkte, dass er, von den Viechern, umringt war und wich wieder einem der Hunde aus und schoss auf zwei weitere und versuchte sich auf den Beinen zu halten, bis er einen stechenden Schmerz in seiner rechten Schulter spürte, wo sich ein Hund verbissen hatte, als Katsuki am Aufstehen war. //Scheiße// Er hielt mit der anderen Hand die Kugel an dessen Kopf und schoss ihm in den Schädel.   Dem einen Biss folgte ein weiterer in seinen linken Unterarm, ehe er alle Tiere erlegt hatte und schwer atmend in dem Raum stand. Die Bisswunden brannten höllisch und seine Kleidung sog sich mit Blut voll. „Ich gratuliere dir. Du hast es mit wesentlich weniger Bissen geschafft, als gedacht“, sagte Enji und Katsuki hörte das typische Warnsignal, ehe wieder eine Gittertür aufgemacht wurde und Gorillas in das fahle Licht traten. In ihren Armen hatten sie einen schwer misshandelten Mann, die Hände und Beine, wie ein Schwerverbrecher in Ketten gelegt.   Katsukis Augen weiteten sich vor Schock, als er die Person erkannte, die da vor ihm auf den Boden, zwischen all die erschossenen Hunde, geschmissen wurde. „R…RON!“ Katsuki stürmte auf den alten Mann zu. Vorsichtig nahm er den alten Mann in den Arm, der schwer hustend aufsah, direkt in Katsukis Augen. „Katsu, mein Junge“, murmelte er, und wirkte besorgt, als er das Blut bemerkte, das dem Blonden ins Gesicht gespritzt war. Er hob die angeketteten Hände und wollte die Wange seines Schützlings berühren, doch die Schmerzen ließen diese wieder zu Boden sinken.   „Welch herzerweichender Anblick“, ertönte Endeavors Stimme und Katsuki blickte hasserfüllt zu diesem hoch. „Was hast du ihm angetan du verdammter Arsch?“ Der Rothaarige zündete sich eine Zigarre an und blickte auf die zwei Gestalten unter sich. „Ich habe ihm die notwendige Strafe zugeteilt, die er verdient. Er hat heimlich versucht mit der Polizei in Kontakt zu treten“, erzählte er und lächelte. „Verräter müssen sterben, wenn sie nichts wert sind. Das solltest du wissen, Katsuki“, sagte er und deutete auf den alten Mann. „Der zweite Teil deiner Aufgabe: Richte diesen Verräter.“   Ungläubig blickte Katsuki zu dem Yakuzaanführer, ehe er Ron ansah, der schwer hustete. Endeavor griff in seine Tasche und holte eine Uhr heraus. „Wenn du ihn in fünf Minuten nicht getötet hast, hast du verloren“, informierte er ihn. Katsuki saß da und wusste nicht wohin mit sich. Ron war einer der wenigen Menschen hier, die er mochte. Die ihm wirklich etwas bedeuteten. Er hatte in diesem Mann eine Bezugsperson gefunden. Er war seinem eigenen Vater so ähnlich. Er konnte doch nicht…   „Katsu“, sprach der alte Mann und hustete schwer, ehe er seine Augen sanft auf die roten des Jüngeren richtete. Ein trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen. „Tu es“, flüsterte er und Katsukis Augen wurden größer, während sich zum ersten Mal seit Jahren Tränen in ihnen sammelten. Dieser Mann erinnerte ihn so sehr an seinen Vater. Das gleiche, bescheuerte, sanfte Lächeln! „Ich kann doch nicht…“, flüsterte er, während ihm die Tränen aus den Augen flossen und er nichts dagegen tun konnte(3).   „Du wünscht sie dir doch so sehr oder?“, fragte Ron und stöhnte unter Schmerzen. „Dann tu es. Ich habe meine Leben gelebt und bereue nichts“, sagte er und seufzte auf, als Katsuki ihm half, sich zu setzten und schluchzend nach einer Waffe griff. „Ich…Ron…“ Katsuki hasste sich so dafür, dass er keine Kraft zu sprechen hatte. Er schämte sich dafür, doch der alte Mann blickte sanftmütig zu ihm und das Lächeln verschwand nicht aus seinem Gesicht. „Es ist Ordnung“, sagte er und schloss seine Augen.   Katsuki stand da, die Waffe auf den Mann gerichtet, mit tränenüberflutetem Gesicht und zitterte am ganzen Körper, ehe er die Augen schloss und abdrückte. Der Knall kam ihm unmenschlich laut vor und seine Hand sank kraftlos nach unten und die Waffe glitt ihm aus der Hand, ehe er die Augen öffnete und sah, wie der Mann nach hinten stürzte. Vor den Augen des Blonden geschah dies im Zeitlupentempo und kurzzeitig dachte Katsuki, dass ihm sein Hirn einen Streich spielte, denn er sah seinen eigenen Vater nach hinten kippen.   „Hah…“ Katsuki versuchte nach Luft zu ringen, doch diese war ihm wie abgeschnürt und ergriff sich an den Hals. „Ich bin wirklich überrascht. Du erfüllst alle Erwartungen“, sagte Endeavor und grinste bösartig, als er den Hasserfüllten Blick von Katsuki sah. „Ich bin ein Ehrenmann, Katsuki. Deal ist Deal und du bist frei“, sagte er und drehte sich weg. Katuski hörte noch, wie er seinen Gorillas anwies, ihn weg zubringen.   „Es heißt, dass Zeit alle Wunden heile, doch in jenem Augenblick war mir klar, dass es Dinge gibt, die selbst die größte Zeitspanne nicht ausradieren würde…“ ----------------------------------------------------------- „Was für ein Trauerspiel.“ Sero lehnte an der Wand, eine Zigarette in der Hand und blickte Izuku an, der sich an ihn gewandt hatte. „Des wird verdammt leise hier sein, wenn er weg ist“, fügte er hinzu und hatte sein typisches Lächeln auf den Lippen, doch Izuku schien sich davon nicht beirren zu lassen. „Sero, bitte…“, fing er wieder an und der Schwarzhaarige seufzte angestrengt. „Und was habe ich davon, wenn ich das tue?“, wollte er wissen und der Grünhaarige biss sich auf die Unterlippe. „Du kennst das Geschäft hier: Nichts ist umsonst. Selbst, wenn ich dich gut leiden kann, muss ich auch sehen, wo ich bleibe. Ich riskiere immerhin meinen Kopf“, sagte Sero und blies den Rauch in Izukus Gesicht.   „Du weißt selbst genau, dass du keine Probleme kriegst, wenn du das geschickt anstellst. Immerhin bist du gut darin, andere zum Narren zu halten“, sagte der Kleinere nun ernster und Sero gab ein leises „Tchechehehe“ von sich. „Das mag stimmen, trotzdem gehe ich Risiken ein, wenn ich ihm unter die Arme greife und Arbeit beschaffe“, sagte er und bemerkte den störrischen Blick von Izuku. „Warum ist es dir überhaupt so wichtig? Ich dachte, er hat dir die Freundschaft gekündigt?“   Sero hatte wohl einen wunden Punkt erwischt, denn Izuku blickte nun betrübt auf den Boden. „Ich weiß, dass Kacchan das nur getan hat, weil er sich tief verraten fühlt…ich hasse mich selbst für meine Angst. Dafür, dass ich zu feige war und lieber meinen besten Freund…meinen großen Bruder verraten habe, als ein paar Schmerzen in Kauf zu nehmen.“ Izukus Stimme zitterte leicht. Er schien den Tränen nahe. „Ich weiß auch, dass es nichts ändert, wenn ich dich darum bitte ein Auge auf ihn zu haben aber…Ich kann nicht einfach hier stehen und zusehen, wenn er meinetwegen vielleicht ganz alleine da draußen ist…ich…Sero bitte…Ich habe nicht viel, dass ich dir bieten kann…eigentlich so gut wie gar nichts…aber ich will nicht, dass er meinetwegen vor die Hunde geht“, sagte er und Tränen flossen nun über die Wangen des Grünhaarigen.   Sero seufzte schwer. Er hasste es, wenn Leute vor ihm weinten. Etwas, das er noch nie gemocht hatte. „So einfach ist das trotzdem nicht…“, sagte Sero nun und kratzte sich am Hinterkopf. Er hatte die Augen geschlossen und öffnete eines davon und blickte Izuku an, ehe er schwer seufzte. Dieses Häufchen Elend war ja nicht mit anzusehen. Kurz wog er die Risiken ab und die Vorteile, die er davon hatte, wenn er dieses, für Shoto kostbare, Kerlchen glücklich machte. Er wusste, dass der junge Todoroki an Izuku hing, der als einziger Mensch wirklich mit ihm zu tun hatte. Es würde sich also lohnen mit diesem weiterhin, gute, Kontakte zu knüpfen. Eine Gegenleistung konnte er sich noch überlegen. Trotzdem gab es da ein Problem: Bakugou Katsuki selbst. Der Typ ließ sich nicht helfen und war furchtbar stolz. Das konnte eine schwere Geburt werden.   „Ich kann dir nicht einmal versprechen, dass er meine Hilfe annimmt…ich kann’s versuchen, wenn er aber ablehnt, habe ich damit nichts mehr am Hut“, fing er nun an und Izuku blickte ihn aus großen Augen an. „Sero…“ Der Schwarzhaarige hob die Hand. „Das mache ich nur, weil du und Shoto gut befreundet seid und ich weiß, dass dieser eigentlich nicht auf Katsuki verzichten wollte bei seinem kleinen Vorhaben“, sagte er direkt und ächzte im nächsten Augenblick, denn Izuku hatte sich schluchzend an ihn geworfen.   „Ist in Ordnung. Allein, dass du es versuchen wirst…danke, Sero. Danke!“ Wieder entrann dem Älteren ein schweres Seufzen, als er das Küken ansah. Izuku war echt eine Sache für sich, doch Sero konnte einfach nicht ‚nein‘ sagen, wenn dieser ihn so traurig ansah. Zudem war er selbst mit Shoto in gutem Kontakt, besser als mit Enji selbst, und wollte diesem weiterhin seine Unterstützung bei dessen Vorhaben bieten. Also war es nur logisch, dass auch dessen guten Freunden helfen sollte. Er verdrehte leicht die Augen, als Izuku sich gar nicht mehr beruhigte und ihm immer wieder dankte.   „Bedank dich bei mir, wenn er überlebt hat“, murmelte der Schwarzhaarige und strich weiterhin über Izukus Kopf. //Ich bin doch kein Babysitter(4)…//, dachte er und lächelte leicht. Er hatte diese zwei Chaoten echt zu gern. //Hoffentlich verreckst du nicht, Katsu//, dachte er noch und löste sich von Izuku, ehe er in den Schatten der Gassen verschwand. „Auf, auf zu neuen Taten“, summte er dabei. ----------------------------------------------------------- Katsuki stand in einer Telefonzelle und wusste nicht, wohin mit sich. Es hatte angefangen zu schütten. Die Gorillas von Enji hatten ihn in sein Zimmer gezerrt, wo er seine wenigen Habseligkeiten mitnehmen durfte und ihm einen Sack über den Kopf gestülpt, ehe sie ihn irgendwo in einer Stadt ausgesetzt hatten. Notdürftig hatte er sich seine Bisswunden abgebunden und überlegte, was er tun sollte, ehe er der Regen eingesetzt hatte und Katsuki sich in die Telefonzelle gerettet hatte.   Er stand nun vor dem Kommunikationsgerät und überlegte, was er tun sollte. Es dauerte unglaublich lange, bis Katsuki einen Entschluss fasste, der ihm schwer fiel. Fast schon in Zeitlupe griff er nach dem Hörer und warf etwas Kleingeld in das Gerät, ehe er das Nummernrad drehte und dem monotonen Tuten lauschte. Katsukis Herz schlug unaufhaltsam und er spürte eine unglaubliche Nervosität(5).   Es war eine schier endlose Zeit, als die andere Seite abnahm und Katsukis Herz stillstand. Wie lange, hatte er sie nicht gehört? Die Stimme der Person, mit der er sich sonst immer nur in den Haaren gehabt hatte? Doch gerade war dies alles, was hören musste und seine Unterlippe fing an zu beben. »Bakugou, Hallo?«, meldete es sich am anderen Ende und Katsuki brauchte einen Augenblick, um sich zu fangen. Sein Atem ging zittrig und die Frau wurde ungeduldig. »Ist das irgendein dummer Scherz?«, fragte sie genervt. Sie klang, als würde sie jeden Augenblick wieder auflegen. Dieser Ton war es auch, der Katsuki dazu brachte ein, ungewohnt stockendes, „Hallo…Ma…“ von sich zu geben.   Am anderen Ende der Leitung hörte er es stocken, und scheinbar brauchte die Frau einige Augenblicke, um zu verstehen, wer da war. „K…Katsuki?“, fragte sie ungläubig und der Blonde lehnte seinen Kopf an das Telefongerät. Die Wunden brannten fürchterlich und er war müde. Seine Augen brannten von dem Heulen und seine Sicht verschwamm schon wieder, weil sich Tränen in diesen sammelten. Er hätte nicht gedacht, dass es ihn so bewegen würde, seine verdammte Mutter nach so langer Zeit zu hören. Katsuki atmete tief ein und aus, um sich zu fassen.. „Nein, der Nikolaus“, meinte er und klang nicht halb so sarkastisch, wie geplant.   „Oh Gott, Katsuki? Du klingst furchtbar. Was ist passiert? Wo warst du überhaupt? Hast du verdammtes Balg überhaupt eine Ahnung, was wir uns für Sorgen gemacht haben?“, fragte sie nun aufgebracht und Katsuki schloss ergeben die Augen. „Ich weiß…“, murmelte er und merkte, wie die Frau ruhiger wurde. „Ich bin gerade echt nicht in der Stimmung dafür…ich…“ Er brach ab und suchte nach den Worten. „Ich hab Scheiße gebaut…ich brauch euch gerade echt“, murmelte er und spürte, wie das Wasser in seinen Augen mehr wurde. Es war erniedrigend wie ein getretener Hund zu seinen Eltern zu kommen. Sicherlich wollten die nichts mehr mit ihm zu tun haben, nach allem, was er getan hatte. Er selbst würde zumindest so handeln und, da er das Kind seiner Eltern war, dachte er, dass diese genauso nachtragend wären.   Er wurde eines Besseren belehrt und seine Augen weiteten sich, als er seine Mutter hörte, die nachfragte, wo er war. Der Blonde gab diese Information durch, da ein Straßenschild in der Nähe war, und wartete vor diesem im Regen. Er war nervös. Was sollte er sagen, wenn er ihnen gegenüber stand. Ihr letztes Treffen war vier ganze Jahre her. Nach einem Streitgespräch. Das war das letzte Mal, dass er seine Eltern gesehen hatte. Er hatte keine Anrufe mit ihnen getätigt, nichts.  Ob sie gedacht hatten, dass er tot in einem Graben lag?   Die Zeit, die er wartete, zog sich wie Kaugummi dahin und Katsuki spürte, wie sein Herz wilder schlug, als er das Auto seiner Alten erkannte. Immer noch die gleiche, alte Dreckskarre. Wie sehr hatte er diesen Anblick vermisst. Als die Türen aufgingen und eine Frau ausstieg, die sein Abbild war, stockte ihm für einen Moment der Atem. Sie zu hören, war eine Sache, aber sie zu sehen, eine völlig Andere. Und dann auch noch sein Alter. Unweigerlich kamen ihm die Bilder der vergangenen Stunden in den Kopf und seine Augen schimmerten verdächtig, während er seine Eltern ansah.   Diese starrten ihn ungläubig an. Er sah wohl aus wie ein begossener Pudel, so nass, wie er da stand, die Wunden so notdürftig versorgt, wie nur möglich und rot geschwollene Augen von dem verfickten Geheule. „Katsuki…“, sagte sie und, ehe auch nur ein Wort sagen konnte, hatte sie die Meter überbrückt und ihren Sohn einfach in die Arme genommen. „Wo bist du nur gewesen?“, hörte er ihre zittrige Stimme an seinem Ohr und fühlte sich, als würden tausend Nadeln durch seine Brust gejagt. „Ich…“, fing er an und brach ab. Er hatte mit allem gerechnet. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn schlug, ihn anschrie und sonst was. Aber nicht, dass sie ihn in den Arm nahm und glücklich wäre ihn zu sehen und Tränen der Erleichterung weinen würde, dass er wieder da war.   Er blickte seinen Vater an, der ebenfalls ankam und mit den Tränen kämpfte. „Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht, Junge“, sagte er und strich ihm über die Wange und Katsuki spürte diese Beklommenheit in sich aufsteigen. „Ich weiß…“, sagte er und konnte nicht verhindern, dass die Tränen wieder über seine Wangen liefen, als auch Masaru seinen Sohn, mitsamt seiner Frau, fest in die Arme schloss.   Katsuki schloss seine Augen und versuchte die Schmerzen zu ignorieren, die beim Druck der Umarmungen entstanden. Es war alles egal. Gerade zählte für ihn nur, dass er hier bei seinen Eltern war und zum ersten Mal seit langer Zeit, wieder Sicherheit verspürte. Ein Gefühl von ‚zu Hause‘ machte sich in ihm breit und er musste sich abermals eingestehen, dass er seine Eltern vermisst hatte. Er war so ein Narr gewesen.   „Statt Abweisung zu erfahren, wurde ich mit offenen, liebenden Armen empfangen…ich verstand es lange Zeit nicht, warum meine Eltern mich überhaupt noch aufnahmen und für mich da waren, wo ich nur ein verdammtes Ärgernis war…(6)“ ----------------------------------------------------------- „Möchtest du mit Papa und mir heute ins Kino mit, Katsuki?“ Der Blonde blickte von seinem Smartphone auf, als seine Mutter ihn ansprach. Es war vier Monate her, dass er seine Eltern angerufen hatte und diese ihn wieder bei sich aufgenommen hatten. Seither lebte er in seinem alten Zimmer und durchsuchte immer wieder Zeitungen und Internet nach Arbeit, da er seinen alten nicht permanent auf der Tasche liegen wollte.   „Ne, lass mal. Keinen Bock euch beim Knutschen zu betrachten“, sagte er und die Blonde zuckte mit den Schultern, ehe sie sich in ihr Zimmer begab, um sich herzurichten. Der Blonde gab ein „Mhn“ von sich, als seine Eltern das Haus verließen und lehnte sich zurück, ehe er an die Decke starrte und sich eine Zigarette anzündete. Ein Laster, dass er nicht mehr losgeworden ist und nach einigen Diskussionen mit seinen Eltern hatten sie es aufgegeben. Katsuki war nach wie vor stur.   Die letzten Monate hatten ihn ausgelaugt. Er hatte seinen Eltern erzählt, dass er in einer Art von Jugendgang war und die Dinge einfach schief gelaufen waren und er abgehauen sei. Sie in die Geschichte mit Endeavor einzuweihen wäre das Todesurteil seiner Eltern gewesen.   Alleine, dass er hier war, war genug Risiko, darum musste er sich dringend einen Job suchen und hier raus. Aber so einfach war das gar nicht, wenn man, wie er gerade mal die Mittelschule gemacht hatte und keinen weiteren Abschluss hatte. Er schnaufte genervt, ehe er auf sein Smartphone starrte, das zu vibrieren anfing und ihm so mitteilte, dass er eine Message hatte.   Völlig verwirrt griff er nach diesem und las die Nachricht. »Komm nach draußen, Katsu«, stand da und sofort verspannte sich der Blonde und erhob sich, nur um in sein Zimmer zu gehen und eine seiner Dessert Eagle mitzunehmen. Diese entsicherte er direkt und steckte sie nicht einmal in seinen Gürtel, sondern behielt sie in der Hand, ehe er aus dem Zimmer ging und zur Kommode der Haustüre, wo er die Schlüssel griff und rausging.   Vor der Tür traute er seinen Augen nicht. Am Eingang des Zaunes, der das Grundstück abtrennte, stand ein Mensch, mit dem er nicht gerechnet hätte. „Was willst du hier, Cheshire?“, fragte er direkt ungehalten und ging schnell auf den Größeren zu, um ihm die Knarre an das Kinn zu halten. „Und warum sollte ich dich nicht sofort abknallen?“, wollte er wissen und Sero kicherte sein altbekanntes „Tchecheche“, ehe er beschwichtigend die Hände hob.   „Es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht, Katsu“, sagte er und kniff die Augen ‚heiter‘ zusammen, ehe er sie wieder öffnete und dunkler Schatten über seinen Augen lag. „Nimm die Knarre weg, ich bin nicht dein Feind“, sagte er und der Blonde schnaufte, ehe er allerdings tatsächlich tat, was Sero ihn bat und die Waffe von dessen Kinn nahm. Er behielt diese allerdings in seiner Hand und blickte warnend zu dem Schwarzhaarigen. „Eine falsche Bewegung und ich knall dich ab“, warnte er und Sero lachte wieder leise.   „Das brächte dir mehr Probleme, als du willst“, sagte er und zündete sich eine Zigarette an. Genüsslich sog er den Rauch ein, ehe er diesen in den Rauch blieb und dieser in der Luft verschwand. „Ich bin hier, weil ich gehört habe, dass du weg bist“, fing er an und Katsuki schnaufte. „Blitzmerker“, antwortete er ungehalten und Sero schmunzelte. „Ich bin nicht hier, weil ich groß über Endeavor reden will, vielmehr will ich dir ein Angebot machen, das in dein Fachgebiet fällt“, sagte er und der Blonde hob eine Braue.   „Na? Habe ich deine Aufmerksamkeit?“, fragte er und deutete auf das Haus. „Dann lass uns drinnen reden“, schlug er vor und Katsuki blickte ihn giftig an, ehe er ihm den Weg freimachte und Sero in das Haus ließ. Dieser zog sich, wie es sich gehörte, die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch warf und genüsslich weiter rauchte. „Ich weiß ganz zufällig, dass du Arbeit brauchst“, sagte er und Katsuki schnaufte verächtlich. „Vergiss es. Ich werde nicht für Endeavors Yakuza einen Finger krumm machen“, ging er gleich dazwischen und Sero blickte ihn mit einem tödlichen Blick an.   Er war eine entspannte Person, doch wenn man ihn zu sehr anpisste, konnte Sero durchaus gefährlich werden. „Lass mich endlich ausreden, Katsu“, sagte er und nahm wieder einen Zug, als der Blonde zischend die Arme verschränkte. „Wie du weißt, gehen die gesamten Aufträge von Endeavor über mich. Ich sammle alles ein, was für eine Yakuza von Vorteil ist und vermittle dann an die werten Herren: Potentielle Dealer, Mordaufträge und so weiter“, sagte er und beugt sich zu dem Blonden. „Und da kommst du ins Spiel“, sagte er und hob seinen Zeigefinger hoch. „Ich biete dir einen Deal an, nachdem du dir die Finger leckst: Du bekommst von mir die Aufträge vorgelegt, noch bevor ich diese an Endeavor gebe. Der Name „Ground Zero“ ist im Untergrund noch immer eine große Nummer, weißt du. Da gibt es viele Leute, die nette Sümmchen zahlen, dass du die Arbeit für sie machst und es würde denen nicht einmal auffallen, dass du nicht mehr für Endeavor arbeitest, solange du weiterhin gründlich bist.“   „Du bietest mir so eine Scheiße nicht aus Nächstenliebe an. Was hast du davon?“, fragte er und Sero lachte wieder. „Wie jeder Andere auch, zieht Endeavor natürlich alle Einnahmen für sich selbst ab. Ich bekomme von dem Geld einen Hungerlohn, der gerade reicht mir das Notwendigste zu besorgen“, sagte er und setzt eine gespielte Trauermine auf. „Als Gegenleistung bekomme ich die Hälfte der Einnahmen als ‚Verwaltungs- und Schweigegeld‘. Na, was sagst du dazu?“ Katsuki schwieg eine Weile, ehe er antwortete. „Ich hatte nicht vor noch einmal in diesen verfickten Kreisen zu arbeiten.“   Der Raum wurde von Seros lautem Lachen erfüllt. Der schwarzhaarige Mann kringelte sich auf der Couch und wischte sich die Lachtränen weg. „Nicht in diesen Kreisen…meine Fresse, was glaubst du eigentlich? Dass du jetzt einfach so irgendwo arbeiten kannst? Gott wie niedlich. Du bist halt noch grün hinter den Ohren“ Es folgte ein weiteres Lachen, das von Katsukis genervtem Schnaufen begleitet wurde, ehe es plötzlich still war. Sero wurde ungewohnt ernst und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. „Sei  realistisch: Du bist seit deinem 15ten Lebensjahr in diesen Kreisen. Du hast keinen richtigen Abschluss und keine Ausbildung. Bis vor kurzem galtest du als vermisst und die Leute werden sich sonst etwas denken. Das, was ich dir biete, ist einfach verdientes Geld in einem Gebiet, mit dem du bereits gut vertraut bist, nicht?“   Wieder kehrte das listige Grinsen auf seine Lippen. „Das Töten liegt dir im Blut, Katsuki. Dabi hatte das gespürt und dich zu den Todorokis gebracht. Endeavor hat dich immer als unvollendeten Diamanten bezeichnet und dich zu einem geschliffen.“ Er streckte die Hand aus und öffnete diese. „Denk doch nach: Du bist dein eigener Boss. Nie wieder wirst du nach der Pfeife von jemandem tanzen und hast die Kontrolle über dein eigenes Leben“, erzählte er und Katsuki presste die Zähne aufeinander. Sero spielte mit fiesen Karten und sprach Dinge an, die den Blonden schon damals genervt hatten, als er unter Endeavors Hand war.   „Alles, was ich dafür verlange, sind fünfzig Prozent der Zahlungen. Das ist doch mehr, als nur fair, findest du nicht?“ Katsuki sah nicht aus, als würde er einfach zustimmen und Sero seufzte schwer. „Komm schon, Katsu. Ich habe dir nie einen Grund gegeben, mich zu hassen und ich kann dich gut leiden.“, sagte er und der Blonde schloss genervt die Augen. „Aber auch keinen, dich zu mögen“, antwortete er und Sero griff sich ans Herz und seufzte theatralisch. „Aww du hast mir gerade das Herz gebrochen.“   Sero erhob sich wieder und blickte Katsuki in die Augen. „Du solltest dir das überlegen, Katsu. Ich würde dich weiterhin als Ground Zero vermitteln und keiner würde wissen, dass noch in diesem Geschäft bist. Endeavor denkt, dass du bereits an irgendwelchen Infektionen verreckt oder verhungert bist und man könnte einfach sagen, dass irgendjemand sich mit deinem Namen Kundschaft holt. Wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert“, sagte er und grinste leicht. „Das ist die Chance für dich, dein Leben in Kontrolle zu bekommen“ mit diesen Worten ging er zur Tür. „Du hast meine Nummer. Wenn du es dir also überlegt hast: Ruf mich an, Baby“, rief er ihm zu, schickte ihm einen völlig übertrieben gespielten Luftkuss und zog sich die Schuhe an, ehe er ging. //Ich habe getan, worum du mich gebeten hast, Izuku. Nun liegt es bei diesem Sturkopf//, dachte er und grinste leicht. Eigentlich war er guter Dinge. Er wusste, dass er Punkte genannt hatte, die den Blonden reizten. Außerdem liebte dieser es mit seinen Knarren zu ballern, oft genug war er in den Übungshallen dafür. Leise lachend verschwand er in den Schatten der Nacht.   „Ron hatte mir einmal erzählt, dass bestimmte Dinge im Leben vorherbestimmt sind. Ich war ratlos, was ich tun sollte, doch ich wusste, dass ich mich entscheiden sollte…“ ----------------------------------------------------------- Seit Seros Besuch waren zwei Wochen vergangen, in denen Katsuki immer wieder nachgedacht hatte, ob er dieses Angebot annehmen sollte. Nun hatte er sich dafür entschieden und hatte mit Sero die Einzelheiten geklärt: Er sollte aus der Shizuoka Präfektur ausziehen. Sero hatte ihm gleich klar gemacht, dass Katsuki wohl einige Umzüge machen müsste, bis er wirklich seinen Platz finden würde, wo er sich niederlassen könnte. Dies sollte auch dazu dienen, seine Spuren im Untergrund zu verwischen.   Der Blonde saß gerade in der Küche und aß mit seinen Eltern. „Ich muss euch etwas sagen“, fing er nun an blickte die Zwei an. Seine Eltern, die gerade über etwas geredet hatten, unterbrachen ihr Gespräch und blickten Katsuki fragend an. „Worum geht es denn, mein Junge?“, wollte Masaru wissen und wurde ernster, als er das Gesicht des Blonden sah. „Ihr wisst ja, dass ich seit einer verschissenen Weile einen Job suche“, fing er an und erntete ruhiges Nicken. „Und darum geht es hier: Ich möchte umziehen.“ Mitsuki fiel der Mund auf und Masaru ließ seinen Löffel sinken. „Wieso?“, wollte seine Mutter gleich wissen und der Blonde seufzte angestrengt. War ja klar gewesen, dass sie das hinterfragen würde. Verübeln konnte er es ihr nicht. Immerhin hatten sie ihn nach vier Jahren erst wieder gefunden und er wollte direkt wieder weg, wo die ganzen Befragungen mit der Polizei abgeschlossen waren.   „Weil ich einen verdammten Job bekommen habe“, sagte er und knirschte mit den Zähnen. „Ein ‚Freund’, der mir geholfen hat aus der Scheiße zu kommen, hat etwas klar gemacht“, erklärte er und lehnte sich zurück. „Und das ist keiner von diesen Typen aus dieser Gang?“, fragte Masaru besorgt nach und Katsuki schüttelte den Kopf. „Wie gesagt: Er hatte mir geholfen da raus zu kommen und ich habe ihn mal gefragt, ob er was für mich klar macht, immerhin kennt er eine Menge Leute“, erklärte er und versuchte das ganze so glaubhaft wie möglich zu sagen. Scheiße genau das hatte befürchtet. Er konnte ja schlecht sagen, dass er vier Jahre in einer Yakuza war, die ihn zu einem Mörder erzogen hatte und solche Dinge. Die würden ihn doch sofort in die Klappse stecken. Es war schwer genug denen klar zu machen, dass er keine Therapie wollte und brauchte. Masaru bemerkte, dass sein Sohn sich unwohl fühlte und wollte ihr Gespräch weiterführen.   „Du hast eine Arbeit gefunden? Als was denn?“, wollte sein Vater daher neugierig wissen und Katsuki schloss seine Augen. „In der Sicherheitsfirma. Ein Bekannter von ihm sucht wohl jemanden und ich bin ja im Umgang mit Fäusten geschult und so‘n Scheiß und ich lasse mich nicht einschüchtern“, log er und sein Vater nickte leicht, er schien ihm das auch zu glauben. Es tat ihm schon leid, dass er seine Eltern hier anlog, wo sie doch erst wieder halbwegs zusammengefunden hatten, doch Katsuki konnte ihnen nicht erzählen, was er vorhatte. Er wollte nie wieder jemanden sterben sehen, der ihm etwas bedeutete…nie wieder.   „Und wo wird das sein?“, klinkte Mitsuki nun in die Befragung ein und Katsuki blickte auf. „Die Chiba Präfektur“, sagte er. „Ich weiß, das ist etwas weiter weg, aber in der Not friss der Teufel jede Scheißfliege“, knurrte er und Mitsuki nickte. „Du meldest dich regelmäßig bei uns?“, fragte sie nun strenger nach und Katsuki schnaufte entnervt. Warum wunderte ihn das nicht? „Ja, mache ich“, sagte er und Mitsuki lächelte zufrieden. „Sehr gut. Das heißt wir müssen einiges vorbereiten für deinen Umzug! Wann geht es los?“, fragte sie. Katsuki blickte sie überrascht an. Sie gaben sich damit zufrieden? Einfach so? Oder fürchteten sie, dass sich das Unglück von vor vier Jahren wiederholen würde, wenn sie ihn zu sehr bedrängten? Warum auch immer, er würde es nicht hinterfragen und die drei fingen an, den Umzug zu planen.   „Unnötig zu erwähnen, dass ich verdammt gute Eltern habe, die mich immer unterstützen? Ich habe es ihnen viel zu selten gedankt…“ ----------------------------------------------------------- Katsuki zündete sich eine Zigarette an und starrte auf das Wohnhaus, das vor ihm war. Seit vier Jahren war er nun wieder in dem Business und arbeitete mit Sero zusammen. In dieser Zeit war er nun fünfmal umgezogen und das hier sollte nun seine endgültige Wohnung werden. Zumindest fürs Erste. Katsuki blies den Rauch aus und holte die Wohnungsschlüssel aus seiner Tasche raus. Die alte Schachtel, die vor ihm hier wohnte, war wohl ausgezogen, weil sie krank wurde und ihr Sohn wollte die Wohnung schnell weiter vermieten. So hatte Katsuki natürlich zugegriffen, da er schon länger nach Tokio ziehen wollte und da stand er nun.   Er betrat das Wohnhaus, welches hauptsächlich von alten Menschen bewohnt wurde und stieg die Treppen hoch. Der letzte Stock, in dem seine Wohnung war, war großräumig und hatte zwei Wohnungen. Eine davon war seine. Er ging zu der Tür, welche sein Namensschild hatte und blickte beim Vorbeigehen auf das Namensschild der Nachbarwohnung. »Kirishima«, stand dort. Bakugou blieb kurz stehen und holte aus seiner Sporttasche einige Zettel heraus und verdrehte die Augen, als er den Namen fand. „Kirishima Eijirou, 22“, stand auf der Liste.   Großartig. Von allen Nachbarn musste er den Jüngsten erhalten. Na hoffentlich würde der schön ruhig sein und nicht rumnerven. Katsuki hatte dieses Haus immerhin gewählt, weil hier viele alte Säcke lebten, die wenig hinterfragen würden. Den Rauch ausblasend sperrte er die Wohnung auf und betrachtete sie. Die Umzugsleute hatten ganze Arbeit geleistet. Was man mit ein wenig mehr Kleingeld alles bewegen konnte, war unglaublich.   Der Blonde ging in sein neues Wohnzimmer und schloss die Augen. Es würde sicher wieder dauern, bis er sich hier eingelebt hatte, aber alles war besser, als die verschissene Präfektur Fukuoka. Wie gut, dass er von dort weg war. Seine Ex-Freundin war so dermaßen nervig gewesen, dass Katsuki nicht länger dort bleiben wollte. Er hoffte inständig, dass er hier etwas Ruhe finden würde und seine Arbeit machen könnte.   „Ich ahnte ja nicht, dass genau dieser neue Nachbar, der mich noch nicht bemerkt hatte, jener Mensch sein würde, der mein gesamtes Leben auf den Kopf stellen würde…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)