The great talent of always making things more complicated von Sopha ================================================================================ Kapitel 4: I've got a Hangover (whoaah) --------------------------------------- ~03. Februar~ Als Mimi aufwachte, starrte sie eine blaue Wand an. Das hier war nicht ihr Zimmer. Ihre Wände waren rosa. Erschrocken drehte sie sich um, und sah einen Jungen neben ihr liegen, dessen scharlachrotes Haar sich auf seinem Kissen ausgebreitet hatte, und der die komplette Decke offensichtlich an sich gerissen hatte. Schlagartig schossen ihr Bruchstücke der vergangenen Nacht durch den Kopf, die sie am liebsten aus ihrem Gedächtnis gelöscht hätte. Matts Konzert. Riku. Die Cocktails. Das Hotelzimmer. Alarmiert sah sie auf ihren Körper, doch sie trug noch dieselben Klamotten wie am Vortag, was wohl bedeutete, dass sie nicht mit Riku geschlafen haben konnte. Aber auch, dass sie zu betrunken gewesen war, um sich zumindest Schlafsachen anzuziehen. Sie erhob sich vorsichtig, um Riku nicht zu wecken, schnappte sich ihre Handtasche und verließ schleunigst das Hotelzimmer. Ihre Hoffnung war, dass Riku sich nicht einmal mehr an sie erinnerte, aber so betrunken war sicherlich nicht einmal er gestern gewesen. Am Liebsten wollte sie einfach so tun, als wäre nie irgendetwas passiert, und Riku für den Rest ihres Lebens aus dem Weg gehen. Dafür durfte sie nur nicht mehr Matts Konzerte besuchen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass man in Tokio einige Leute öfter traf, war ziemlich gering. - „Guten Morgen.“ Kari fuhr wild herum, und sah auf einmal Matt mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen. Moment... Matt? „Was machst du denn hier?“, fragte sie verwirrt, und als sie versuchte, sich aufzurichten, wurde sie dabei von stechenden Kopfschmerzen begleitet. Das Zimmer hier kam ihr völlig unbekannt vor, und die Tatsache, dass Matt hier war, sorgte nicht gerade dafür, ihre Panik zu lindern. Sie hatte bereits einige Dinge vom besten Freund ihres Bruders und großen Bruder ihres besten Freundes gehört, und die waren alles andere als beruhigend. Von Drogenskandalen über One-Night-Stands bis hin zur Alkoholabhängigkeit gab es kaum ein Problem, das Yamato Ishida nicht zugesprochen wurde. Jedoch war es immer noch an jedem Einzelnen, diese Dinge auch zu glauben, und Kari war da nach wie vor überaus skeptisch. Immerhin kannte sie Matt gut, und jedes Mal, wenn sie sich mit ihm unterhielt, war er sehr freundlich zu ihr. Matt lächelte belustigt. „Ich wohne hier. Das hier ist meine Wohnung, in der du ausgenüchtert bist.“ Ausgenüchtert. Für Kari klang dieses Wort so fremd, dass sie erst einmal eine Weile brauchte, um darüber nachzudenken. Sie hatte noch nie Alkohol getrunken, und deswegen machte es im Zusammenhang mit ihr irgendwie wenig Sinn. „Was?“, fragte sie deswegen reichlich spät. „Die Gedächtnislücken scheinen genetisch bedingt bei eurer Familie zu sein.“ Matt verließ seinen Posten an der Tür und schlenderte auf sie zu, die Hände tief in den Hosentaschen seiner schwarzen Jeans vergraben. „Du hattest gestern nen ziemlichen Absturz im Black Silver, und wenn Tai und ich T.K. und dich da nicht rausgeholt hätten... na ja, dann wäre das Ganze vermutlich nicht ganz so gut ausgegangen.“ Mit seinen Worten kehrten langsam Fetzen ihrer Erinnerung zurück. Shin, der einzige Junge in ihrem Tanzklub, hatte ihnen Alkohol ausgegeben und sie waren durch das Klofenster geklettert, um überhaupt reinzukommen... Karis Magen zog sich zusammen vor Übelkeit, Hunger und Scham gleichzeitig. „Oh mein Gott“, brachte sie schließlich atemlos heraus. Es kam ihr nicht einmal so vor, als hätte sie das alles gestern selber erlebt, sondern als wäre sie gefangen in einem anderen Körper gewesen. Oder wie ein Albtraum. „Alles halb so wild, ich bin einiges von deinem Bruder gewohnt.“ Matt grinste, während Kari ihn einfach nur anstarrte. Matt schien das um einiges lockerer zu nehmen als sie selbst, obwohl er gestern vermutlich ihre Betrunkenheit im vollsten Ausmaß erlebt hatte. Sie hingegen konnte sich nur an Bruchstücke erinnern, und die schockierten sie schon. „Was ist denn mit deinem Vater? Ich meine, hat er... was davon mitbekommen?“ Die Wahrscheinlichkeit, dass Hiroaki Ishida sich in näherer Zukunft überhaupt mit ihren Eltern unterhielt, war zwar eher gering, denn bekanntlich interessierte er sich für kaum etwas anderes als seine Arbeit. Aber andererseits war es immer noch der Vater ihres besten Freundes, und wer würde ihre Eltern nach so einer Nacht nicht direkt darüber informieren, was sie gestern getan hatte? Matt schüttelte langsam den Kopf. „Nein, der hat bei seiner Freundin in Osaka übernachtet. Das hier ist der beste Ort, um unbemerkt auszunüchtern, davon kann Tai mittlerweile ein Lied singen.“ „Das hab ich gehört, Ishida!“ In genau diesem Moment kam Tai hereinspaziert mit einer Brötchentüte in der Hand. Alleine bei dem Gedanken an Brötchen oder Essen im Allgemeinen hätte Kari sich fast wieder übergeben. Tai sah seine kleine Schwester an, und seine Gesichtszüge wurden wieder schlagartig ernst. „Geht es dir denn gut?“ „Na ja, 'gut' ist was anderes. Ich hab Kopfschmerzen und mir ist schlecht... Übrigens danke für alles“, sagte sie schließlich, und sah erst Matt, und dann Tai an. Sie fühlte sich, als wäre das das Einzige, womit sie sich erkenntlich zeigen konnte und schwor sich gleichzeitig, sich nie wieder über Tai lustig zu machen, wenn dieser wieder einmal etwas zu viel getruken hatte. Wohlwissend, dass er sie jederzeit wieder mit dieser Geschichte hier aufziehen konnte. „Kein Ding“, erwiderten beide gleichzeitig. „Jetzt weißt du zumindest, dass Alkohol schlecht für einen ist“, fügte Tai noch hinzu, und sah Kari streng an. „Ich glaube, wir beide sind selber nicht die besten Vorbilder, um so etwas sagen zu können“, sagte Matt schließlich nur belustigt. Plötzlich erschien auch T.K. im Zimmer. Sein Haar war ungekämmt, er hatte tiefe Schatten unter den Augen und er war kreidebleich im Gesicht. „Hast du wieder geraucht?“, fragte er direkt, anstatt so etwas wie 'Guten Morgen' zu sagen. Dass Kari im Bett lag, ignorierte er vollkommen. „Ja, und? Ist doch meine Wohnung“, erwiderte Matt ziemlich gefasst. „Nein, es ist Papas Wohnung.“ „Der ebenfalls raucht, also was bitte ist das Problem?“ Matts ebenmäßige Stirn hatte sich in Falten gezogen, während Kari und Tai sich nur anzusehen brauchten, um sicherzugehen, dass sie beide dasselbe dachten. Sie konnten von Glück reden, dass ihr Verhältnis zueinander nicht so ansgespannt war wie das von Matt und T.K., obwohl niemand so genau zu wissen schien, warum sie sich neuerdings ständig stritten. „Rauchen ist ungesund, stinkt und ist total uncool, das ist das Problem“, erklärte T.K. etwas gereizt. Matt schnaubte belustigt. „Also ich glaube, ich muss mir keine Verhaltensregeln von meinem 15-jährigen Bruder anhören, der sich gestern fast ins Koma gesoffen hätte.“ Wissend, dass Matt mit diesem Argument gewonnen hatte, zog T.K. ab, nachdem er seinen Bruder noch einmal missbilligend gemustert hatte. Nachdem T.K. außer Hörweite war, stellte Tai schließlich sarkastisch fest: „Wow... das ist echte Geschwisterliebe.“ Matt seufzte schwer. „Nicht wahr? Ich hab nicht einmal eine Ahnung, was er auf einmal gegen mich hat, denn eigentlich hab ich nichts gemacht...“ „Vielleicht sind es die Drogengerüchte?“, schlug Tai vor. Sein bester Freund schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht... er weiß, dass ich keine Drogen nehme.“ Stille breitete sich zwischen ihnen aus, bis Kari schließlich zu bemerken gab: „Also, äh... ich bedanke mich noch einmal herzlich, dass hier schlafen durfte, aber ich glaube, Mama macht sich langsam Sorgen...“ Sie hatte ihrer Mutter nämlich erzählt, dass sie bei T.K. übernachten würde, aber spätestens um elf Uhr am nächsten Tag wieder Zuhause sein würde. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie spät es war, aber sie konnte sich vorstellen, dass es bereits Mittag war. „Das kann sehr gut sein... ich hab ihr gar nicht gesagt, dass ich überhaupt weg bin“, fiel Tai plötzlich auf, und sah schon dagegen an, die ganzen unbeantworteten Anrufe und Nachrichten von seiner Mutter auf seinem Handy durchzugehen. Kari kämpfte sich aus dem Bett und ignorierte dabei gekonnt die Kopfschmerzen und die Übelkeit, mit der sie dafür quittiert wurde. Schließlich torkelte sie langsam auf Matt und Tai zu, da sie immer noch nicht wirklich viel Gefühl in den Beinen besaß. „Dankeschön nochmal für alles“, sagte sie schließlich. „Falls du irgendwann mal einen Absturz hast, kannst du auch gerne bei uns schlafen.“ Tai sah Kari kopfschüttelnd an, doch Matt grinste nur. „Nein danke, ich schlafe lieber zu Hause. Aber wie gesagt, es ist schon in Ordnung.“ Mit diesen Worten verließen Tai und Kari die Wohnung, und machten sich auf dem Weg nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)