Time has changed von Yozorea ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2: Ein Anfang wird geschaffen ------------------------------------------------ Kapitel 2: Ein Anfang wird geschaffen Es ist nun etwas über einen Monat her, seit ich meine geliebte Heimat, Magnolia, mit neu erworbener Entschlossenheit, in Richtung Westen, mit dem aufrichtigen Ziel stärker zu werden, hinter mir ließ. Seit diesem Zeitpunkt durchstreifte ich, zu Fuß, die lebhaften und farbenfrohen Wälder Fiores, auf der hoffnungsvollen Suche nach einem perfekt geeigneten Trainingsplatz. Wie dieser allerdings aussehen sollte, wusste noch nicht einmal ich selbst. Das Einzige, was ich mit vollkommener Sicherheit sagen konnte, war, dass mein körperlicher und auch mein geistiger Zustand im Moment zu jämmerlich, zu schwach waren, um damit jemals erfolgreich mein Ziel umsetzen zu können. Mit so einer instabilen Verfassung, wäre ich niemals in der Lage Aquarius´Schlüssel zu finden, geschweige denn, diesen und auch meine geliebte Familie in ferner Zukunft überhaupt beschützen zu können. Daher hatte ich, für mich selbst beschlossen, die anstehende Suche, gezwungener Maßen, nach hinten zu verschieben und mich zunächst, voll und ganz auf mein anstrengendes Training zu konzentrieren. Ich musste stärker werden, physisch sowie auch psychisch. Ich war, wie schon seit Beginn meiner selbstauferlegten Reise, vollkommen allein unterwegs, meine treuen Stellargeister, hätte ich zwar zu jeder Zeit beschwören können, um wenigstens ein bisschen Gesellschaft zu haben, oder um mich überhaupt mit jemanden unterhalten zu können, allerdings war mir das, aus meinem tiefsten Inneren heraus, zuwider, denn ich wollte diese neue Aufgabe aus eigener Kraft bewältigen und das bedeutete, dass ich auch ohne sie klarkommen musste. Zumindest außerhalb einer gefährlichen Situation, denn in dieser wäre ich, bei meinem jetzigen Trainingsstand, auf ihre tatenkräftige Unterstützung angewiesen. Ich musste mir, jedoch zu meinen eigenen Missmut, eingestehen, dass das nicht der einzige Grund meines bisherigen Handelns war. Ich hatte eine so tiefsitzende Angst davor ihnen allen in die vorwurfsvollen Augen zu sehen und mich ihnen und ihrer Reaktion zu stellen, dass ich jedes Mal aufs Neue, wenn ich sie beschwören wollte, wie erstarrt, eingefroren einfach nur dastand. Ich konnte mich nicht rühren, ich war noch nicht bereit mich ihrer grenzenlosen Enttäuschung und Wut gegenüber zu verantworten. Erbärmlich und feige, ich weiß, aber ich nahm es mir jeden Tag vor und versuchte es angestrengt immer wieder, irgendwann, würde ich es auch schaffen und dann stolz auf mich herabblicken können, denn egal wie klein und winzig die Schritte waren, die ich machte, sie brachten mich weiter voran, meinem neuen Ziel Stück für Stück näher. Deshalb blickte ich auch der gesamten, im Moment nicht allzu rosigen, Zukunft mit grenzenloser Entschlossenheit entgegen. Als ich meine noch müden Augen aufschlug, bemerkte ich, die ersten warmen Sonnenstrahlen, die durch einen winzigen Schlitz meines doch sehr kleinen Zeltes, hineinschienen, es war an der Zeit aufzustehen. Wie jeden Morgen zog ich mir meine Trainingssachen, in Form einer gemütlichen Hose und eines einfachen Tops an und frisierte meine relativ langen, blonden Haare zu einem Pferdeschwanz, ich achtete nicht mehr penibel darauf, dass ich in jeder Situation gut aussah. Nein diese lächerliche Einstellung hatte ich nun endgültig abgelegt, meine neue Kleidung musste funktionell sein, auch im Alltag, sie sollte mich auch in einem ausgiebigen Kampf nicht einschränken. Nun gut, meine gesamte Eitelkeit konnte ich nicht vollkommen abstreifen, einen kleinen modischen Aspekt ließ ich dennoch bei meiner Kleiderwahl mit einfließen, denn man sollte mich ja trotzdem als Frau identifizieren können, aber im Vordergrund stand eindeutig nicht mehr irgendwelche Leute zu beeindrucken, niedlich zu wirken, oder sogar mit meinen Reizen zu überzeugen. Bevor ich allerdings mein kleines Zelt verließ, umklammerte ich mit meinen zierlichen Fingern, meinen neuen Kettenanhänger, Aquarius´s Schlüssel, schloss meine Augen und hielt einen langen Moment inne. Es war eine Art Ritual geworden, das ich jeden Morgen abhielt, es gab mir die Kraft und Entschlossenheit, die ich so dringend jeden Tag brauchte, um weiter zu machen und mich nicht einen erbärmlichen Rückfall in alte Verhaltensmuster hinzugeben. Mit dieser erneuten Kraft, trat ich aus meinem Zelt und startete enthusiastisch in den neuen Tag und damit in mein morgendliches Training. Ich hatte mir mittlerweile einen vernünftigen Trainings- bzw. Tagesablauf erarbeitet, dieser beinhaltete mein Ausdauertraining am Morgen, mein Magietraining am Mittag und am Abend mein ausgiebiges Krafttraining. Ich weiß das hört sich nach verdammt viel an, aber mir war auch deutlich bewusst, dass ich ohne ein ausgewogenes und hartes Training nichts erreichen konnte. Da ich allerdings den perfekten Trainingsplatz noch nicht gefunden hatte, bedeutete das, dass ich meine Trainingseinheiten im Moment, zu meinem Leidwesen nicht voll ausschöpfen konnte, denn ich musste jeden Tag zumindest eine kleine Strecke an Weg hinter mir lassen, um ihn zu finden. Da mein jetziger Rastplatz mitten im Wald gelegen war, bot sich für mein Ausdauertraining ein guter, ausgiebiger Lauf an, es macht mir Spaß mich in diesen Wäldern zu bewegen, jeden Tag entdecke ich neue, aufregende Sachen, Tiere in ihrer freien Umgebung, seltsame, wunderschöne Pflanzen, ich hatte mich zuvor nie mit solchen Dingen beschäftigt. Sie haben mich schlichtweg einfach nicht interessiert, allerdings sah ich das Ganze jetzt ein bisschen anders. Ich konnte von ihnen lernen und diese Erkenntnis stachelte mich noch mehr an. Also nahm ich meine trägen Beine in die Hand und joggte los. Der wunderschöne Wald eignete sich perfekt als Parcour, ich sprang über, aus dem Boden wachsende Wurzeln, kletterte über Felsen und hechtete über Büsche. Gerade jetzt kam ich, schon leicht aus der Puste, an einer steilen Felswand an und entschloss mich kurzweilig, diese zu erklimmen, es war eine Herausforderung, die ich auf jeden Fall bewältigen wollte. Ich zog mich an kleinen, spitzen Vorsprüngen und winzigen Spalten, die im Felsen waren, Stück für Stück hinauf, nach einem mühsamen und kräftezehrenden Aufstieg hatte ich es schlussendlich geschafft. Mit letzter Kraft hievte ich mich das restliche Stücken nach oben. Voller Stolz stand ich da und sah auf den großen, vielfältigen Wald vor mir hinab, dieser wunderschöne Anblick raubte mir den Atem. Die Sonne war mittlerweile vollständig aufgegangen und verlieh den hohen Bäumen, vor mir, einen leichten Goldschimmer, es sah einfach fantastisch aus, in solch einer Situation fühlte ich mich abermals einsam, ich wollte diesen herrlichen Moment mit jemanden teilen. Es war jedoch niemand hier, außer mir, mit gesenkten Kopf stand ich vollkommen ruhig auf dem Felsvorsprung, welchen ich Minuten zufuhr noch voller Stolz erklommen hab, da. Ich spürte hinter mir plötzlich eine starke Präsenz, wie erstarrt konnte ich mich nicht rühren, ich wusste wer dort stand, ich hatte die Magie in mir wahrgenommen, sie aber dieses Mal nicht unterdrückt. In meinem Unterbewusstsein musste ich gespürt haben, dass das der richtige Zeitpunkt war, hatte ich mir doch gerade noch gewünscht diesen Moment mit jemanden teilen zu können. Mit einer langsamen, stockenden Bewegung, fast schon in Zeitlupe, drehte ich mich um und dort stand er, beschienen von warmen Sonnenlicht, wie mein Retter in der Not, mit einem breiten Lächeln. „Hallo Prinzessin.“ Mir stockte der Atem bei der Art, wie er meinen Spitznamen aussprach, meine Augen waren weit aufgerissen. Ich war nicht in der Lage auch nur einen Ton von mir zu geben, also starrte ich ihn, meinen Löwen, einfach nur an. Ich hatte mit unbändiger Wut, sogar mit grenzenloser Enttäuschung in seinen Augen gerechnet. Er jedoch stand geduldig, mit einem so glücklichen Lächeln, einem erleichterten, liebevollen Blick und mit ausgebreiteten Armen, vor mir, sodass ich einen Moment brauchte um seine Reaktion zu realisieren, sie vollkommen wahrzunehmen und dann überkam mich das Gefühl einer so unfassbaren Erleichterung, dass ich mich ihm, mit einer schnellen Bewegung, in die offenen Arme warf und mich erbarmungslos an ihn krallte und dabei aus tiefster Seele hemmungslos weinte. „Hallo Leo“, brachte ich nur mit gebrochener Stimme und einem lauten Schluchzer hervor. Er hielt mich fest umschlossen und streichelte beruhigend meinen, unter Tränen bebenden, Rücken. „ Na, na alles wird gut Prinzessin, ich bin ja jetzt bei dir und werde nicht mehr so schnell gehen, das verspreche ich dir!“ Er sagte das mit so viel Ernst und Liebe in seiner Stimme, dass ich nur noch mehr weinte, dabei allerdings anerkennend nickte, ob er diese Bewegung wahrgenommen hatte, wusste ich nicht, aber zu mehr war ich im Moment nicht in der Lage. Ich brauchte gerade Halt und diesen gab er mir und das wollte ich jetzt noch nicht aufgeben, indem ich mich von ihm löste. Ich habe keine Ahnung wie lange wir so dastanden, eng umschlungen, als ich jedoch meinen Kopf hob und ich mich zumindest einigermaßen beruhigt hatte, stand die Sonne schon im Zenit, was bedeutete, dass es Mittag war. Leo allerdings wartete immer noch mit so viel Geduld darauf, dass ich mich beruhigte und ihn ansah, dass es mir schier die Sprache verschlug, ich war ihm so aufrichtig dankbar. Endlich waren meine heißen Tränen verebbt, ich sah ihn mit einem schüchternen Lächeln an. „Dankeschön, ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich hab mit einer vollkommen anderen Reaktion gerechnet und dass du jetzt hier bist bedeutet mir so viel, das kannst du dir gar nicht vorstellen, ich hatte solch eine unbändige Angst euch zu beschwören. Ich wusste nicht wie ich euch nach all dem was passiert war, noch in die Augen sehen konnte. Ich kann voll und ganz verstehen, wenn ihr alle zu tiefst enttäuscht von mir seid und auch unsagbar wütend, weil ich zu schwach war, um Aquarius zu beschützen, ich kann es wirklich nachvollziehen. Ich hasse mich ja selbst dafür. Es tut mir wahnsinnig leid, ich hätte es verhindern müssen.“ Als ich ihm dann ins freundliche Gesicht blickte, riss ich erschrocken meine großen, braunen Augen auf. Mein treuer Löwe hatte Tränen in den Augen und sah mich schuldbewusst an. „ Nicht du musst dich entschuldigen, sondern wir, wir waren nicht da, als du uns gebrauchst hast. Wie kommst du darauf, dass wir wütend oder enttäuscht von dir wären, nach all dem was du für uns getan hast. Nein ganz im Gegenteil, wir alle, Aquarius eingeschlossen, sind so unsagbar stolz auf dich, was du geleistet hast, ist unglaublich, also hör auf dir grundlose Vorwürfe zu machen. Also los, schauen wir positiv in die Zukunft, denn dafür bin ich jetzt hier, um dich bei deinem Ziel tatenkräftig zu unterstützen, um für dich da zu sein. Du musst das alles nicht allein durchstehen, auch wenn du das vielleicht glaubst, ab jetzt sind wir da.“ Er tätschelte mir noch einmal behutsam den Kopf, bevor er sich von mir löste. Er ging mit einer eleganten Bewegung an mir vorbei, drehte sich zu mir um und streckte mir seine große Hand entgegen. "Komm Prinzessin, wir haben einiges zu tun.“ Mit einem großen Grinsen auf den Lippen ergriff ich seine Hand. „ Ja wir haben einiges vor uns!“. Als wir die steile Felswand wieder hinuntergeklettert waren, verfielen wir schnell in einen leichten Trab und liefen nebeneinander her. Leo grinste die ganze Zeit vor sich hin und trieb mich jedes Mal wenn ich langsamer wurde aufs Neue wieder an. Ich war seit langer Zeit mal wieder glücklich und das genoss ich in vollen Zügen. „ Was hältst du von einem Abschlusssprint zu deinem Zelt?“ Noch bevor er die Frage beenden konnte, war ich schon mit einem lauten, aufrichtigen Lachen losgerannt, er holte mich allerdings relativ schnell wieder ein, zu meinem Ärgernis. Leo war ganz knapp vor mir, als wir meinen Rastplatz erreichen, völlig außer Atem, stützte ich meine müden Arme auf meine zitternden Knie und versuchte krampfhaft wieder zu Atem zu kommen. „ Du bist schon besser geworden meine Liebe, das muss ich neidlos zugeben, ich bin stolz auf dich,“, dass er das, ohne auch nur aus der Puste zu sein, sagen konnte, zeigte mir dass ich noch einen langen Weg vor mir hatte, aber ich würde es schaffen, das wusste ich. „Dankeschön, wie wär’s mit einem verspäteten Frühstück? Ich hätte Lust auf Rühreier, du auch?" Ich schaffte es gerade so einen vollständigen Satz ohne Unterbrechung von mir zu geben, so sehr mangelte es mir gerade an Luft. „ Da fragst du noch? Ich mach schon mal das Feuer.“ Ich wollte dagegen prostieren, ihm zeigen, dass ich das auch mittlerweile alleine schaffte, da wurde mir allerdings klar, dass er das wusste, denn sie, meine Geister, hatten mich die ganze, lange Zeit über genauestens beobachtet. Von daher, genoss ich die Abwechslung und nahm die aufrichtige Hilfe gern an. Mit einem breiten Lächeln, machte ich mich an die Arbeit und bereitete alles für unser Essen vor. Ich war nicht mehr allein, meine Geister liebten mich immer noch bedingungslos, die Erleichterung darüber steckte mir immer noch brutal in den Knochen. Ich war so unsagbar dankbar, dass mir vor Freude wieder heiße Tränen in die Augen stiegen, da wurde ich aus meiner Gedankenwelt gerissen. „Das Feuer brennt, bist du fertig?, ich hab Bärenhunger!“ Mit einem lauten Lachen machte ich mich mit dem vorbereiteten Essen auf den Weg zu ihm, „ Bin ja schon auf dem Weg“. Und das stimmte, nicht nur in diesen Fall, ich war auf dem richtigen Weg, er würde noch lang werden, aber ich war meinem Ziel ein Stückchen näher gerückt und das Beste daran war, ich war nicht mehr allein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)