Rette mich! von Hadara ================================================================================ Kapitel 1: POV Er ----------------- ch blicke in die Dunkelheit. Nur das kleine auf dem Ozean treibende Boot in dem ich sitze und die vereinzelten Sterne am Nachthimmel kann mein Auge bei dem nur sehr schwachen Mondlicht erkennen. Doch das ist egal, denn ich würde nichts anderes sehen als die vielen Stunden zu vor. Endlose Weiten, kein Schiff am Horizont, keine Menschenseele weit und breit. Wie lange trieb ich nun schon durch diese Gewässer? Wie lange hatte ich mein Schicksal bereits der Laune der Wellen überlassen? Wie lange schon war der letzte Funken Hoffnung in mir erloschen? Obwohl es höchstens zwei Tage her sein konnte, dass man mich auf diesem Boot ohne Segel, ohne Essen und ohne Ruder ins Wasser hinabgelassen hatte, kam es mir vor wie eine Ewigkeit, in der sich jede einzelne Sekunde unendlich lang zog. Doch das schlimmste an allem, schlimmer als der plagende Hunger und die Kälte, war der Durst. Überall um mich herum Wasser und ich konnte spüren wie ich langsam aber sicher vertrocknete. Meinem Mund fehlte bereits jegliche Feuchtigkeit und mein Hals fühlte sich kratzig und staubig an. An Schlafen war in dieser Situation sowie so nicht zu denken. Ich würde wohl nie wieder aufwachen. Und desto verrückt es auch schien, ich hatte noch immer den Willen dazu meine Augen auf und diesen Körper am Leben zu halten. Wieso ich mich nicht einfach fügte? Das wusste ich selbst nicht so recht. Vielleicht wollte ich die restlichen Stunden einfach so gut es geht auskosten? Mein Leben durchgehen, das Gute, das Schlechte. Ich blicke in die Dunkelheit, ich höre die Wellen hin und her schwappen. Mir geht meine Mutter durch den Kopf, die sich bestimmt die Augen ausweinen wird, wenn sie von mir erfährt. Genau so wie mein Vater auf hoher See gestorben. Sie war immer für mich da und es schmerzt mich so von ihr zu gehen und ihr noch einen weiteren Verlust anzutun. Anderseits erinnere ich mich zurück an meinen unmenschlichen Kommandeur, der mit den armen Schiffsjungen so grausam umgegangen ist, dass sie am Ende des Tages kaum noch stehen konnten und einen 14 jährigen Knaben wegen eines simplen Fehlers aussetzten wollte. Kein Stück bereue ich es seinen Platz eingenommen zu haben. Doch jetzt hier in dieser voran trottenden Nussschale scheint das alles wie von einer anderen Welt. Zum zigsten Mal streiche ich mir mit der wenigen Kraft, die mir übrig bleibt über meine Arme, nur hauchdünn von Stoff bedeckt. Für die Wärme die es tatsächlich spendet hätte ich es mir eigentlich sparen können, aber ich bilde mir ein die Kälte nicht mehr so stark wie vorher zu fühlen. Ich blicke in die Dunkelheit, ich höre die Wellen hin und her schwappen. Worauf warte ich? Und dann von jetzt auf gleich wurde mir klar worauf ich gewartet hatte, als ich eine Stimme durch meinen Körper vibrieren spüren konnte. Ein Ton, der mich von jetzt auf gleich gefangen nahm. Vergessen war die Welt jenseits dieses Bootes, vergessen war die Vergangenheit, die nie kommende Zukunft. Nur ein wohlig warmes Gefühl machte sich breit. Erst wärmte es das träge gewordene schlappe Herz in meiner Brust wieder auf, erquickte es und ließ es sogar schneller schlagen als nie zuvor. Von dort aus bahnte sich das Gefühl dann einen Weg durch meinen ganzen Körper. Bis in meine steifen Fingerspitzen hinein, wo es sie zum Auftauen brachte. In meine schlaffen Glieder, wo es zu neuer Energie verhalf. Und auch in meine tauben Wangen kam wieder Gefühl. Die Stimme wurde zu einer Melodie. Das Gefühl änderte sich. Auf einmal hatte es mehr etwas von mich zerfressender Hitze und Verlangen als von wohliger Wärme. Wie ein Tier packte mich der Instinkt dieser Stimme folgen zu müssen, wo auch immer sie mich hinbringen würde. Ganz ohne Erklärung verzehrte sich mit einem Schlag jede Faser meines Körpers einzig und allein nach dieser einen Stimme, wem sie auch gehören mochte. Jede einzelne Sekunde, die ich weiter nur lauschte und sie nicht für mich beanspruchen konnte, fraß mich von Innen aus auf und nagte an mir. Verzweifelt sah ich mich um und brachte vor lauter Hektik das Boot gefährlich ins Schwanken. Wo war es, das wundervolle Geschöpf, dem diese Stimme gehörte? Weit und breit nur Wasser zu sehen. Panik packte mich. Ich könnte es schier nicht ertragen ohne sie zu sein! Da sah ich etwas kleines aus dem Wasser ragen. Mein Gesicht hellte sich auf und ich fiel fast ins Wasser, als ich mich mit klopfendem Herzen zu ihr hinüber lehnte. Sie kam näher und ich konnte die ersten Umrisse ihres Gesichtes erkennen. Und es passierte. Die Melodie wurde zu Gesang, unglaublich fesselndem Gesang, der mich ergriff und aus der Hitze wurde ein prickelndes Gefühl, dass sich überall auf meiner Haut ausbreitete. The sun is drowning diving into the sea even tomorrow for all eternity Wie ein süßer Schauer lief es mir den Rücken hinunter und nicht vor Kälte, sondern vor Aufregung stellten sich auch meine kleinsten Härchen langsam auf. With its last glow the blood-red sky even more beautiful than a butterfly Immer Meer konnte ich die wunderschöne junge Frau erkennen, dass all diese Gefühle in mir weckte. Ihr schwarzen nassen langen Haar fielen in einzelnen kleinen Strähnen an der Seite ihres wohlgeformten Gesichtes hinunter. Ihr Haut so pur und makellos wie nichts was ich zuvor je erblicken durfte. Ihre Lippen sanft geschwungen und in einem lieblichen Rosé. Be not afraid of giving in towards the water your every sin Endlich konnte ich sie in ihrer gänzlichen Schönheit bewundern. Wie aus Marmor geschlagen war sie nun vor mir. Das bezauberndste Geschöpf dieses Planets, wahrlich gesegnet von Mutter Natur. Als wäre sie einem Gemälde entsprungen, das in Monate langer Arbeit perfektioniert worden war. Ich würde wahrlich mein Leben geben für diese Frau. The depth of sea sink into it let it devour your every part every bit Und ihre Augen! Wie zwei Saphire in Form geschliffen von den besten Handwerksmännern glühten sie mir förmlich entgegen, heller als das Licht des nächtlichen Mondes. Ihnen zu widerstehen war unmöglich und ich wollte tief in ihnen versinken. So merke ich nicht, wie ich mich langsam nach vorne lehne. Zärtlich greift sie nach meinem Gesicht streicht über meine trockene schmutzige Haut, lässt ihre zierlichen Finger durch meine ungepflegten Haare gleiten und immer weiter lehne ich mich zu ihr hin. Es knistert in der Luft und unsere Lippen treffen sich. Meine aufgerissenen, geschundenen und leicht bläulichen Lippen treffen auf ihre feuchten und watteweichen Lippen. Nie hätte ich zu träumen gewagt einmal in meinem Leben solch eine Ekstase zu verspüren. Viel zu schnell lösen wir uns wieder und sie öffnet ihren Mund, um die letzte Zeile ihres Liedes zu singen. Es klingt wie Honig für meine Ohren. Your soul will be mine Mit dem letzten Ton wird ihr Griff stärker und auf einmal tauche ich ein in das kühle nass. Erst am Hinterkopf hinunter gezogen, dann gleitet ihr Griff an mein Handgelenk und ich werde an meinem Arm hinab gezerrt. Von ihr geleitet sinke ich immer tiefer und tiefer. Ich wehre mich nicht und lasse mich einfach von ihr führen. Ich höre nur noch Rauschen, ich sehe nur noch schwarz, ich schmecke nur noch Salz, ich kann nichts mehr riechen, ich spüre nur noch nass und kalt und unvorstellbar aber ich bin so glücklich wie noch nie zuvor. Die Stelle an der ihre Hand mich fest umklammert gibt mir die einzige Sicherheit die ich brauche. Es ist die einzige Empfindung, die jetzt für mich noch zu zählen scheint. Auch als unser Tauchgang auf einmal ein Ende findet und ich wie durch Zauberei hier unter den Wellen trotz tiefster Dunkelheit etwas sehen kann, bleibt der Griff um mein Gelenk weiter stark und lässt mein Herz um vieles höher Schlagen. Doch umso mehr noch die Möglichkeit ihr Gesicht noch einmal zu erblicken. Noch einmal bevor ich…bevor ich ster- So langsam verblasst das Prickeln und ,die Trance in die ich gefallen war, löst sich auf. Mir wird klar, wo ich mich befinde. Mir wird klar, dass ich nicht mehr atmen kann. Mir wird klar, dass ich wohl kaum noch lange leben würde. Kurz gesagt das Gefühl der Aussichtslosigkeit war zurück gekehrt. Nur dass es diesmal anders war. Diesmal war ich nicht alleine. Ich würde nicht in Einsamkeit sterben, ohne dass es überhaupt irgendjemand bemerken würde, wie Schrödingers Katze habe ich mich gefühlt. Jetzt aber… Es war anders. Warum auch immer, dieses wunderschöne Wesen meinen Tod ein wenig schneller herbei führen wollte, zumindest war sie bei mir. Und das ist immerhin mehr, als ich mir je hätte erträumen können. Innerlich abgeschlossen sehe ich ihr ein letztes Mal in die kristallklaren Augen und ein Lächeln zieht sich unbewusst über meine Lippen. Auch als ihre Augen sich auf einmal in ein dunkles sattes rot verfärben, sehe ich sie weiterhin an. Anscheinend waren einige der Gute-Nacht-Geschichten nicht ganz unwahr. Es gab sie also wirklich... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)