Plans for World Domination, Tentacle Retrievers and Pancakes von Writing_League ================================================================================ Oh no! Not you again! --------------------- [[BILD=8362460.png]]     Kate braucht einen Blick, um den neuen Abtreter vor der Tür kritisch zu beäugen, einen Schritt, um einen turnschuhförmigen Abdruck auf ihm zu hinterlassen und zehn Sekunden, um ihn mit ihrer Fußspitze Richtung Tür zu drehen. Den Rest der Zeit, die Loki benötigt, um ihr die Wohnungstür zu öffnen, verbringt sie damit, ihrer To-Do-Liste nachtrauern und das Laminat vollzutropfen.   Lass dir den Einkaufszettel schicken. Jogge zur Mall. Kaufe das Zeug von der Liste. Ignoriere den Punkt 1 Liter Dämonenblut. Fahr vier Stationen mit der U-Bahn. Nimm den Fahrstuhl. Keine Action, kein Drama und kein Superheldentum für den Rest des Abends. Nur die besten Pancakes der ganzen Stadt. Es war ein einfacher Plan, ein solider Plan. Sie hätte wissen müssen, dass Lokis dumme Scherze auf ihn wirken würden, wie ein Haufen Dämonenaugen auf einen Stapel Milchtüten.   Mit einem leisen Quietschen der Angeln öffnet sich die Tür und gibt den Blick frei auf Mister Asgard 2014. Dunkle Strähnen fallen ihm locker in die Stirn. Eine dunkle Lederhose schmiegt sich um seine Beine und betont alles. Den Anstand, sich ein Shirt überzuziehen, bevor er die Wohnungstür öffnet, hat er gleich ganz in seinem Schlafzimmer zurückgelassen. Was auch immer Loki vor ihrem Klingeln getan hat, es hat augenscheinlich so viel mit Dämonen-Recherche zu tun, wie der BH, den Kate nicht trägt. Für einen Moment treffen sich ihre Blicke. „Katie!“ flötet er. Ein Lächeln, für das andere Mädchen in ihrem Alter töten würden, spielt um seine Lippen. „Habe ich dir schon einmal gesagt, wie ... umwerfend du ... heute ... aus ... siehst ...“ Sie kann ihm förmlich dabei zusehen, wie die Erkenntnis in seinen göttlichen Gehirnwindungen einsickert. Sein Blick gleitet von ihrer ruinierten Frisur zu der blutverschmierten Papiertüte in ihren Armen und ihre Jeans hinunter zu den Chucks, mit denen sie zu lange in Dämoneninnereien gestanden hat. Wie in Zeitlupe zieht er die Brauen hoch. Der Schalk verschwindet aus seinen Augen. Nur das Lächeln bleibt wie festzementiert in seinen Mundwinkeln kleben. Die Fußmatte starrt er an, wie einen Geist. Seine Lippen bewegen sich, während er den Spruch liest, den er bis eben sicher lustig fand. Oh nein. Nicht du schon wieder. Der Rest seines übertriebenen Kompliments stirbt mit einem erstickten Würgen. In seinen Augen spiegelt sich die Erkenntnis eines Mieters, dessen Hausverwaltung ihm für die Flecken auf dem Parkett die Kaution streichen wird. Als er seine Stimme wiederfindet, bringt er nicht mehr zustande, als ein Krächzen. „Was-?“ Kate nimmt sich Zeit, um darauf zu antworten. Ungeniert senkt sie den Blick und bewundert die Aussicht. Über dem Bund seiner Lederhose zieht sich eine feine Spur dunkler Härchen bis hinauf zu seinem Bauchnabel. Sie betonen die Bauchmuskeln, die sich dezent unter seiner Haut abzeichnen. Kein übermäßig definiertes Sixpack. Keine Anspielungen auf seinen Bruder und dessen Hammer. Nicht einmal der göttliche Glanz, mit dem er sonst so gern angibt. Nur er. Sie kann nur ahnen, wohin das hier geführt hätte, hätten sie nicht ein gutes Dutzend Kreaturen aus einer anderen Dimension durch den New Yorker Feierabendverkehr gejagt. Wie in Trance löst Kate ihre Finger von ihren Einkäufen. Eine Hand zwischen ihnen und den Blick noch immer auf seinen Hosenbund gerichtet, hält sie inne. Loki weiß, dass sie ihn anfassen will. Kate sieht es in der Art, wie er gegen den Türrahmen lehnt, hört es in seinen tiefen Atemzügen. Demonstrativ leckt sie sich über die Lippen. Genauso demonstrativ greift sie statt nach seinem Hosenbund in die Tasche ihrer Jeans. Wortlos reicht sie ihm seinen Einkaufszettel. „Deine Einkäufe.“ Einen Moment lang starrt Loki auf die Liste, so als müsse er wirklich lesen, was er geschrieben hat. Als er schließlich aufschaut, die Augen aufgerissen und der Mund leicht geöffnet, wirkt die Verblüffung so real, dass Kate sie ihm beinahe abkauft. Beinahe. Das Zucken in seinem Mundwinkel verrät ihn, noch bevor er spricht. „Das ist mehr Dämonenblut, als ich aufgeschrieben habe.“ Sie zuckt mit den Achseln. „War im Sonderangebot. Du musst wissen - ich stand gerade vor dem Eierregal. Ich habe mich gefragt: Bodenhaltung oder ökologische, vegane Freilandhaltung für einen Preis, den dein Gehalt nicht hergibt? Ich wusste natürlich, welche du willst und dann ... dann war da dieses ... dieses Ding. Es war gerade dabei, seine Tentakel um die Kassiererin zu schlingen und dabei zu leuchten wie eine altersschwache Neonröhre und ich dachte Hey, Katie-Kate, warum eigentlich nicht?“ Loki hängt förmlich an ihren Lippen - oder zumindest tut er so. Kate kennt ihn mittlerweile lange genug, um keine Fragen mehr zu stellen. Noch bevor sie ihren letzten Satz beendet, drückt sie ihm die Einkäufe in die Arme. Ein leise Klatschen von nassem Papier auf nackter Haut, das zwischen ihren Worten beinahe untergeht, kündet davon, dass jetzt nicht nur sie eine Dusche braucht. Seine Hände schließen sich trotzdem um die Tüte. Es tut gut zu wissen, dass seine kleinen Tricks auch bei ihm selbst funktionieren. Einen Moment lang schauen sie beide auf die Einkäufe in seinen Armen. Als sie aufblickt, kann sie der Erkenntnis förmlich dabei zusehen, wie sie in die Grübchen in seinen Mundwinkeln kriecht. „Warum eigentlich nicht?“, wiederholt Loki, während sie dem violetten Schleim dabei zusieht, wie er Schlieren über seine linke Brustwarze zieht. Im künstlichen Licht des Flurdeckenstrahlers fluoresziert er in purpur und petrol. „Du fragst, warum nicht?“, wiederholt er seine Worte noch einmal, Ekel in seiner Stimme. Kurz presst er die Lippen aufeinander, als sei er nur knapp davon entfernt, zu würgen. „Du ruinierst mein Outfit!“ Kate wirft ihm einen langen Blick zu. Langsam zieht sie eine Augenbraue hoch. „Dein Outfit? Ist das alles, an das du denkst? Hast du keine Angst um dein Parkett?“ Er öffnet den Mund. Entsetzen wäscht über sein Gesicht, spiegelt sich in seinen Augen und in dem Grübchen an seinem Kinn. „Dachte ich es mir.“ Ohne das Ende seiner Kunstpause abzuwarten, schiebt Kate sich an ihm vorbei. Jeder ihrer Schritte ist ein schmieriges Quietschen auf frisch gewischtem Holz. Aus der offenen Wohnzimmertür dringt ihr irgendein Soundtrack entgegen. Wahrscheinlich ist es wieder die Wii U. Vermutlich Super Smash ‘Vengers. Ausführliche Recherche. Ganz sicher. Als sie die Tür passiert, klingt es, als habe Thor gewonnen. Kate widersteht dem Drang, einen violetten Handabdruck auf Lokis Lieblingsspiegel zu hinterlassen, und hinterlässt ihn stattdessen auf der Türklinke zum Bad. Der Geruch nach Honig, Mandeln und Axe umhüllt sie wie feiner Nebel. Sie nimmt einen tiefen Atemzug, dann tritt sie ein. „Kate?“ Sie schließt die Augen, atmet durch. Langsam lässt sie die Arme sinken und öffnet ihre Hände. Der Gestank nach Blut, Innereien und Erdnussbutter, der an ihr klebt, lässt die feinen Härchen auf ihren Armen zu Berge stehen. Die Frage, ob sie dieses Mal wirklich alle Dämonen erwischt hat, ist immer noch da. Sie weiß, dass sie ihr folgen werden, wenn sie auch nur einen von ihnen übersehen hat. Doch jetzt weiß sie auch, dass sie eine Tür aus Massivholz und einen nordischen Gott zwischen sich und der Welt hat. Die und genug freie Hände um die Notfall-Nachricht abzusenden, von der sie weiß, dass sie die besten Superhelden von ganz New York zu ihrer Rettung eilen lassen würde. (Die und Clint.) Entschlossen versetzt sie der Badezimmertür einen leichten Tritt. „Nicht auf den Vorleger! Der ist neu!“ ist das letzte, das Kate hört, bevor sie hinter ihr ins Schloss fällt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)