Plans for World Domination, Tentacle Retrievers and Pancakes von Writing_League ================================================================================ Just add Swords --------------- Einen Moment lang liegt Kate dort und ist froh darüber, dass man sie vor den Pancakes unterbrochen hat. Ihre Wange, ihre Hände, ihre Knie, alles, mit dem sie auf den Boden geknallt ist, brennt. Ein dumpfes Pochen zieht sich zusammen mit dem Geschmack von Eisen über ihre Lippen. An ihre Hüfte, dort, wo der Hieb sie erwischt hat, will sie nicht denken. Nur langsam wird ihr klar, dass nicht sie es ist, die sich dreht. Blut rauscht in ihren Ohren, vermischt sich mit einem heiseren Bellen und dem Geräusch von Saugnäpfen auf ihrer Haut. Unterbrochen wird die Kakophonie nur durch ein Jaulen, das ihr vage bekannt vorkommt. Sie dreht den Kopf, sieht erst Laevateinn, ein paar Meter zu ihrer Linken, dann den rotbraunen Fleck in einem der Hinterhoffenster. Die Ohren angelegt und mit einem unheilverkündenden Grollen streckt er erst eine Pfote über das zerborstene Glas, dann die zweite. Die Geste ist nicht sehr füchsisch. Einen Sprung später steht er auf dem Beton und schwankt nur ein bisschen. Kurz wirft er ihr einen Blick zu. Demonstrativ schüttelt er sich, dann jagt er kläffend aus ihrem Blickfeld. Kate stöhnt. Sie weiß, liegen bleiben kann sie nicht. Es ist nur so verflucht schwer. Probeweise ballt sie die Hände zu Fäusten. Kein Bogen, aber nichts gebrochen. Entschlossen stemmt sie sich auf die Knie. Das vage Bewusstsein von Schmerz wird zu einem stechenden Ziehen, das sich von ihrer Hüfte bis hinauf in ihr Kreuz zieht. Unterbrochen wird er nur - sie stöhnt bei der Erkenntnis noch einmal - von Saugnäpfen. Vielleicht sollte sie es nicht tun. Vielleicht sollte sie sich schonen. Sie hebt ein Bein, holt aus und tritt so hart nach hinten, dass der Tentakelretriever und sie es beide spüren. Er jault, sie beißt die Zähne aufeinander. Saugnäpfe lösen sich mit einem leisen Plopp. „Sorry, ich bin vergeben.“ Sie atmet einmal tief durch. Entschieden setzt Kate sich auf und dreht sich um. Der Tentakelretriever, der sich nur widerwillig von ihr gelöst hat, kauert viel zu nah auf dem Beton und knurrt. Ein paar Meter hinter ihm zieht ein zweiter seine Runde durch den Hof, die Nase dicht über dem Boden, die Augen möglicherweise auf sie gerichtet - das ist bei der Menge an Augen und den Richtungen, in die sie starren, schwer zu sagen. In ihrem Augenwinkel sieht Kate Saugnäpfe. Sie ist sich ziemlich sicher, dass sie nicht der Mutter aller Hentai gehören. Knapp lässt sie ihren Blick weiter über den Hof schweifen, zählt. Vage erinnert sie sich an die abgetrennten Tentakel, die an ihr vorbeigeflogen sind. Das Durchatmen vergeht ihr. Sie schaut weiter, auf der Suche nach ihrem Bogen, doch der muss hinter ihr liegen. Unwillkürlich landet ihr Blick auf dem silbernen Reif über ihrem Handgelenk. Natürlich. Sie weiß, was sie tun kann. Da ist dieses leise Summen in ihrem Hinterkopf, schon seit sie den Reif in El Paso angelegt hat. In diesem Moment sieht sie die Bewegungen, hört sie die Worte, beinahe so klar, als würde sie sie bereits sprechen. Das Knurren um sie herum wird lauter, das Summen in ihrem Hinterkopf auch. Kate nimmt einen Atemzug, schaut auf den Reif, schaut dann auf, sieht Laevateinn in ihrem Augenwinkel. Sie weiß, was sie tun muss - aber sie weiß auch, was dabei herauskommt, wenn man mit Massenvernichtungswaffen von jenseits des Multiversums spielt. Und doch. Und doch- Kate schließt die Augen. Hinter ihr verstummt das Grollen, macht Platz für die Existenz von Krallen auf dem Beton und Stille. Sie weiß, was sie tun muss. Es ist eine fließende Bewegung. Einatmen. Den Schmerz ignorieren. Zur Seite rollen. Zähne zusammenbeißen. Hochdrücken. Ein Schritt. Ausatmen. Noch ein Schritt. Einatmen. Schritt. Atmen. Schritt. Ihre Finger schließen sich um Laevateinn. Das Schwert liegt perfekt in ihrer Hand. Es wurde für eine Person gemacht, die kleiner ist als Loki, kleiner zumindest, als der Loki, den sie kennt, doch das begreift ihr Unterbewusstsein nur am Rande. Einatmen. Die Bewegung sieht sie im Augenwinkel. Kate schnellt nach vorn, das Schwert in der Hand. Es ist mehr ein Reflex, als eine bewusste Bewegung. Der Hieb erwischt nicht einmal einen Saugnapf, doch der Retriever jault empört. Er springt zur Seite, sie folgt der Bewegung, Laevateinn fest in ihrem Griff. Hinter ihr wird der Fuchs zu Loki, und wirft mit grün leuchtender Magie nach einem zwei Meter umfassenden Tentakelknäuel. Kate fragt nicht nach. Keine Zeit. Der Retriever springt, sie tritt, keiner trifft. Einen Moment lang straucheln sie beide, dann hat sie ihre Balance wieder, wirft sich nach links, sticht zu- Es ist einer der anderen Tentakelretriever, den sie erwischt. Quer durch das aufgerissene Maul und in den Rumpf. Blut spritzt über ihre Hände. Sie spürt schleimige Zähne auf ihren Fingern. Einen Moment starren sie einander an. Der Retriever gurgelt noch ein bisschen. Kates Bewusstsein ist bereits beim nächsten. Bei dem und bei der Frage, wie sie das Schwert da wieder herausbekommen soll. Sie zählt, wieder. Einer links, dann noch einer, auf der anderen Seite zwei- BOOM. Es ist das Geräusch eines Düsenjets, der durch den Hinterhof bricht. Kate blinzelt, starrt zu dem Monster auf ihrem Schwert, doch das gibt keine Antworten mehr. Es knallt wieder und dieses Mal sieht sie es. Der Tentakelretriever zu ihrer Linken explodiert, ein zweiter ein paar Meter weiter folgt ihm den Bruchteil einer Sekunde später. Innereien und Saugnäpfe stäuben über den Hinterhof. Dann ist da Speed, einen Moment lang, wie in Zeitlupe, im Sprung, einen Arm hoch erhoben, etwas Weißes in den Fingern- „NichtnachBuenosAires! NichtnachBuenosAires! NichtnachARGH!“ Das Ei sitzt. Speed landet so elegant wie ein Volleyballspieler, der den ganzen Tag nichts anderes macht, als Bälle über irgendwelche Netze zu schmettern. Mit Überschallgeschwindigkeit. Er schaut zu ihr, zu den Tentakelretrievern - oder zu dem, was von ihnen übrig ist - zu Loki, der Eierschalenreste von seiner Nase pult, und schließlich zu dem zuckenden Tentakelberg dahinter. Er schüttelt den Kopf. „Dass dein Wochenende nicht PG-13 bleibt, war ja klar, Kate. Aber ernsthaft? Ich habe mir das ein bisschen anders vorgestellt. Selbst mit dem da.“ Extra langsam gestikuliert Speed in Richtung Loki. Den beleidigten Protest ignorieren sie beide. „Diese Dinger-“, in einer fließenden Bewegung zeigt er mit seinem Arm zur Mutter aller Hentai, die hinter Loki ihre Tentakel windet, „kenne ich nur aus Billys geheimer Sammlung.“ Er malt Gänsefüßchen in die Luft. Das zumindest Kate es so genau nie hat wissen wollen, ignoriert er geflissentlich. „Übrigens, ich habe David mitgebracht. Das heißt, ich habe ihn bei der Fleischtheke verloren. Er kommt gleich nach. Und ich habe eure Eier.“ „Du hast unsere Eier? Du hast mir beinahe die Nase gebrochen!“, wirft Loki ein. Er wischt sich immer noch Eidotter aus dem Gesicht, doch Kate sieht das unheilverkündende Zucken in seinen Mundwinkeln. „Hat dir niemand beigebracht, dass selbst so etwas profanes wie ein Ei beim Aufschlag Kräfte von mehreren Tonnen entwickeln kann, wenn du es mit Mach 4 wirfst?“ „Du wolltest Eier.“ „Ja, in meiner Pfanne!“ „Jungs?“ „Wäre dir Buenos Aires lieber gewesen? Das kann ich nachholen.“ „Nein! Nein. Über Kyoto könnten wir reden. Guter Reis ist immer schwer zu finden. Aber Buenos Aires? Nope. Nada. Нет. N-“ „Jungs?“ Die Sticheleien wären beinahe witzig, wäre da nicht immer noch der zweieinhalb Meter hohe Klumpen aus Tentakel, Schnauzen und Restmüll. Kate seufzt, dann schiebt sie sich zwischen die Beiden. „Ich unterbreche euch wirklich ungern, aber-“ Loki verzieht das Gesicht, noch bevor sie ihren Satz beenden kann. In der Stille hören sie Saugnäpfe, wie sie auf Leder schmatzen. Wie in Zeitlupe senkt Loki den Blick und Kate tut es ihm gleich. Sie sieht den Tentakel, den ihr ungebetener Gast aus Lokis asgardischen Knoten befreit hat. Lang, länger als Kate es erwartet hätte, streckt er sich über den Beton. Seine Spitze liegt längst in zwei festen Lagen um seinen Knöchel. Von Lokis göttlichen Natur scheint er vollkommen unbeeindruckt. Nur die vordersten Saugnäpfe lösen sich noch, so als suchten sie den perfekten Griff, beinahe spielerisch. Loki schaut auf, die Augen weit aufgerissen, der Mund offen. Sie sieht, wie sein Adamsapfel sich bewegt. Da ist kein Spott. Kein Hohn. Nicht einmal gespieltes Gestichel. Da ist nur eines- „Oh, Shit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)