Der Brabbelfluch von TigerNagato ================================================================================ Kapitel 1: -----------   》The world is dark and selfish and cruel. If it find even the slightest ray of sunshine, it destroys it. 《   Mother Gothel in Tangeld       Heute war einfach nicht ihr Tag. Bitterlich schluchzend saß Prinzessin Audrey allein in dem dunklen Wald. Bisher war ihr nicht einmal bewusst gewesen, dass so ein schauerlicher Ort in ganz Auradon existierte. Dennoch war es nicht die Tatsache, dass sie sich verkaufen hatte, was Audrey so traurig stimmte. Viel mehr war es das Gespräch mit Ben gewesen. Dabei war alles so perfekt gewesen.   Nachdem Mal beschlossen hatte, dass sie auf der Insel der Verdammten die Bösewichte nach dem Fall der Blockade festhalten musste, konnte Audrey ihren Prinzen trösten. Es war beinahe wie früher gewesen, bevor die Kinder der schlimmsten Bösewichte die Insel verließen. Gerade deshalb hatte Audrey begriffen, dass sie Ben noch immer liebte und sie hatte wirklich gehofft, er täte es auch. Gehofft, ihm wäre aufgefallen, dass sie zusammengehörten. Und dennoch hatte er ihr eröffnet, dass er auf die Insel fahren würde, weil er Mal zu sehr vermisste und weil er sie um ihre Hand bitten wollte. Es war so demütigend. Als hätte Ben ihr in den letzten Wochen und Monaten nicht richtig zugehört oder auch nur ein Wort wirklich verstanden. Und auch wenn es falsch war, wünschte sich Audrey verletztes Herz, dass es Mal auch so ergehen sollte. Sie wollte, dass sie kein Wort von Ben Verstand, ganz gleich wie boshaft es schien.   „Dein Wunsch ist kein Fehler, mein Kind. Es ist eine Chance. Wie sonst sollte sie dich verstehen? Wissen wie du dich fühlst? Lass mich dir helfen.“ Die Stimme der alten, zerzausten Frau ließ Audrey hochschrecken. Sie sah so zerlumpt aus, dass Audrey am liebsten zurückgewichen wäre, dennoch dürfte sie sich nicht von Äußerlichkeiten ablenken lassen. Immerhin bot diese Frau ihre Hilfe an.   „Das würden Sie tun? Vielen Dank", brachte Audrey mühevoll heraus und rang sich ein Lächeln ab. Vergnügt grinsend entblößte die Alte ein paar Zahnlücken und bot Audrey an für’s erste mit zu ihr zu kommen.       Traurig ließ Mal ihren Blick über die Insel schweifen und blieb an den fernen Türmen des Schlosses in Auradon. Wie gern wäre sie jetzt dort, bei ihren Freunden und Ben. Viel zu oft fragte sie sich, ob Ben noch an sie dachte und dennoch vermied sie das Thema wann immer Evie, Jay und Carlos sie besuchten. Es war eine schwierige Entscheidung gewesen wieder auf die Insel zu gehen, aber nur so konnte Mal Auradon für all dem Bösen auf der Insel geschützt werden. Vor allem nachdem die Barriere nicht mehr bestand. Zwar hatten sich die Umstände auf der Insel gebessert und die Bewohner konnten mit dem richtigen Grunde sogar nach Auradon reisen. Diese Genehmigungen bekamen hauptsächlich die Kinder, alles andere wäre unverantwortlich. Die Erwachsenen waren noch viel zu verbittert und rachsüchtig, als dass sie den Menschen, die sie einst hier einsperren begegnen sollten. Das Ihre Mutter noch immer eine Lila-Echse war, bewies es jeden Tag aufs Neue. Trotzdem wirkte sie viel vergnügter in dem alten kalten Gemäuer, dass Mal wohl nie ein zu Hause sein würde.       „Besuch ihn doch“, lachte Dizzy und zog einen Kleiderständer hinter sich her. Kopfschüttelnd drehte sich Mal zu dem jungen Mädchen um. Aus irgendeinem Grund, hätte sich Dizzy nicht bereiterklärt auf der Insel zu bleiben, sondern hatte auch beschlossen Mals persönliche Stylistin zu werden. Wiederworte waren nicht erwünscht.   „Ich kann hier nicht weg, Dizzy. Sie würden Auradon zerstörten, sobald sie die Möglichkeit haben.“   „Dann schaff doch eine neue Barriere. Wie wäre es mit Tüll? Oh ja, Tüll steht dir einfach.“ Verwundert blinzelte Mal und versuchte den Gedankensprüngen zu folgen. Von magischer Barriere zum Kleid für den Geburtstag ihrer Mutter nächste Woche und das in knapp 30 Sekunden. Dizzy war wirklich eine Laune der Natur. Obwohl es albern war, Malificents Geburtstag zu feiern. Ihre Mutter hasste Feste, vielleicht bestand Mal deshalb darauf.   „Tüll klingt so nach Prinzessin“, murmelte sie abwesend und suchte erneute das Schloss am Horizont.   „Nicht, wenn ich es mit Spitze und Leder kombiniere. Oh das wird toll.“   „Wenn du es so siehst, warum nicht auch Glitzer.“   „Mal du bist genial. Ich mach mich sofort an die Arbeit", jubelte Dizzy und wirbelte aus dem Zimmer. Zurück blieb eine verdutzte Mal, die sich fest vornahm, Dizzy bei Zeiten die Bedeutung von Sarkasmus erneut zu erklären.       Noch einmal überlegte Ben, ob er es wirklich wagen konnte. Er vermisste Mal mit jedem Tag mehr und Evie war der Meinung, dass es Mal genauso erging. Auch wenn sie das nie zugeben würde. Als er Audrey von seinem Plan erzählte, hätte die junge Prinzessin ungewohnt kühl reagiert. Ihr Lächeln wirkte so verkrampft, wie damals, als sie Mal, Evie, Jay und Carlos an der Auradon Prep begrüßt hatten. Dabei dachte er wirklich das sich das Verhältnis zwischen den Fronten gebessert hätte. Auch Chad hatte auf seinen Entschluss hin komisch reagiert und auf Mals jetzige Stellung verwiesen. Noch an Morgen war er so sicher gewesen und nun war er unsicherer als je zuvor und dabei hatte er noch nicht einmal gefragt. Seine Eltern waren in der Bibliothek. Seit er König war, verbrachten sie dort viel Zeit zusammen. Als er eintrat sahen die beiden überrascht auf. Mit einem Seufzen ließ er sich in einen der großen Sessel sinken und nahm seine Krone ab, um sie nervös in den Händen zu drehen.   „Ich brauche einen Rat", gespannt er ehrlich.   „Als König solltest du…“   „Nicht als König, sondern als euer Sohn. Es geht um Mal“, fiel Ben seinem Vater erschöpft ins Wort. Schlagartig änderte sich die Haltung seines Vaters und er sah nervös zu seiner Frau, die still ihr Buch bei Seite legte. Sie beiden waren anfangs gegen die Verbindung zwischen Mal und Ben gewesen. Doch mit der Zeit hatte zuerst Belle und schließlich auch ihr Biest erkannt, dass die zwei sich wirklich liebten. Und in Anbetracht ihrer eigenen Vergangenheit war vor allem Bens Vater in diesem Punkt äußerst zurückhaltend.   „Du vermisst sie immer noch, nicht wahr mein Sohn", behutsam legte Belle eine Hand auf das Knie ihres Sohnes.   „Mit jedem Tag mehr. Ich möchte, dass sie wieder zurückkommt und an meiner Seite steht. Wenn ich ehrlich bin, will ich, dass sie meine Königin wird.“   „Sie ist doch wieder auf der Insel", murmelte König Biest, da ihm nichts besseres einfiel. Dem kurzen Blick seiner Frau nach, hätte er etwas anderes sagen sollen.   „Du liebst sie, also warum habe ich das Gefühl, dass du nicht hier bist, damit dein Vater dich ein paar Tage vertritt“, fragte Belle fürsorglich. Seufzend lehnte sich Ben zurück.   „Weil ich mir nicht sicher bin. Audrey und Chad haben so komisch auf meine Überlegung reagiert. Wer weiß, wie alle anderen reagieren und von der Insel will ich gar nicht erst anfangen.“   „Ist das wichtig? Wenn du diese Frau liebst, sollten deine Freunde das akzeptieren. Und was die Insel betrifft, ist es egal wie du dich entscheidest. Die verachten uns so oder so“, murrte Bens Vater.   „Danke Dad. Ich werde mit ihr reden. Du könntest…“   „Dein Vater vertritt dich gern mein Sohn und jetzt geh und folge deinem Herzen.“ Erleichtert und entschlossen verließ Ben die Bibliothek. Er musste dringend mit Mal reden. Es wurde Zeit wieder auf die Insel zu gehen.       Die Sache wurde immer kurioser. Der Tee den die zerzauste alte Dame ihr servierte, schmeckte schal und bitter. Trotzdem tat es gut, sich seinen Kummer von der Seele zu reden.   „Nun, mein Kind, ich hatte dir versrochen dir zu helfen. Doch dafür brauche ich noch eine Sache. Vielleicht etwas, das ihm gehörte, ein Bild von ihm oder ein Geschenk, dass er dir gemacht hatte.“   „Nun Ben ist König von Auradon. Sein Bild ist nahezu überall, aber wozu ist das wichtig?“   „Magie, mein Herz. Es wäre doch schrecklich, wenn etwas schief gehen würde. Immerhin wünscht du dir, dass er dich besser versteht. Ein Fehler und ich will mir nicht ausmahlen, was alles schief gehen könnte.“   „Sie haben ja Recht. Vielleicht die Kette. Sie war ein Geburtstagsgeschenk von ihm und im Medaillon ist ein Bild von ihm“, gab Audrey zögerlich zu. Das Gesicht der alten Hexe hellte sich auf und sie riss der jungen Prinzessin die Kette förmlich aus den Händen. Kurz danach drehte sie sich zu einem Kessel und warf die Kette hinein, um etwas Unverständliches zu murmeln.   „Das sollte all deine Probleme lösen. Geh nur zu ihm und du wirst sehen, er wird wissen, wie du dich fühlst.“   „Haben Sie fielen Dank. Vielleicht haben Sie gerade das gesamte Land gerettet, indem Sie unseren König, vor einer riesigen Dummheit bewahren.“ Sie wollte nicht unhöflich sein, aber Prinzessin Audrey konnte nicht anders als aufzuspringen und dieses schreckliche Haus sofort hinter sich zu lassen.           »The heart can be tough to change, but the mind can be tough to persuade. «   Grand Pabbie in Frozen       Langsam drehte sich Mal zum Spiegel, nicht ganz sicher, ob sie wirklich sehen wollte, was Dizzy getan hatte. Da war so viel Tüll, Spitze und Leder gewesen, das durch den Raum flog. So ein Chaos hatte sie selten gesehen. Vielleicht bei Evie, wenn sie nicht wusste, was sie anziehen sollte.   „Wie findest du das Kleid? Wenn du es nicht magst, kann ich es noch ändern.“   „Dizzy, du hast über Nacht … Oh mein Gott!“ Überrascht statte Mal in den Spiegel. Sie sah aus wie eine Prinzessin, nur in dunklem Lila und Schwarz. Der Rock bestand aus mehreren Lagen Tüll, der dunkel glitzerte. Das enganliegende Oberteil aus dunklem Leder und der schwarzen Spitze gaben dem märchenhaften Kleid eine gefährliche Note.   „Gut oder Schlecht?“   „Dizzy, in diesem Kleid könnte man Königreiche in den Krieg stürzen“, lächelte Mal und drehte ich um ihre eigene Achse.       Eine halbe Stunde später war das Kleid sicher verstaut, das Chaos beseitigt und Dizzy zurück zum Salon ihrer Großmutter gegangen. Jetzt konnte Mal den Rest des Tages entspannen und ihren eigenen Gedanken nachhängen, weshalb die junge Frau überrascht war, dass es an der Tür Läutete. Allgemein läutete niemand auf der Insel an irgendwelchen Tüten und Malificents Turm war eines der wenigen Häuser, die überhaupt über eine Türklingel oder etwas Ähnliches besaßen.   „Herein“, rief Mal überrascht und wartete Oben an der Treppe, wer sich die Mühe machte, auf eine Einladung in das Haus zu warten. Die meisten Personen, die sie aufsuchten, ließen sich einfach selbst herein. Traurigerweise musste Mal zugeben, dass mehr Leute an der Haustür Läuten würden, wenn ihre Mutter nicht die Größe einer Echse hätte. Sie mochte die Leute auf dieser Insel halten, aber sie war nicht im Entferntesten so gefürchtet wie Malificent.   „Mal, wir haben ein Problem“, rief Evie noch bevor sie die Tür ganz geöffnet hatte.   „Evie, Jay, Carlos was macht ihr denn hier und was habt ihr für ein Problem?“ Überrascht lief Mal die Treppenstufen nach unten und schloss ihre Freunde kurz in die Arme, bevor sie die letzte Person im Raum bemerkte. Sie konnte es kaum glauben, doch da stand wirklich Ben. Ihr Ben und lächelte, wie nur er es konnte.   „Mal“, murmelte Ben und biss sich auf die Lippen. Es gab so viel, dass er ihr sagen wollte und doch war jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt.   „Ben“, flüsterte Mal leise und glaubte beinahe zu träumen.   „Genau der ist das Problem. Den versteht nämlich kein Mensch oder in meinem Fall Hund mehr“, plapperte Dude dazwischen. Sofort richtete Mal ihre Augen auf den kleinen Vierbeiner, der wohl immer noch unter dem Einfluss ihres Zaubers stand. Wer hätte gedacht, dass der Zauber, den sie gebraut hatte, damit Carlos endlich mit Jane reden konnte, so lange wirken würde.   „Was soll das heißen?“   „Nun, das kann dir Ben wohl am besten Erklären“, murmelte Jay und schlug seinem Freund aufmunternd auf die Schulter.   >Mal il y a tellement de choses que je veux te dire. Mais tout comme vous me regardez, vous ne comprenez pas un mot. Je suis désolée de t'avoir fait entrer. < Ein paar Mal musste Mal verwundet blinzeln. Das war eindeutig Bens Stimme und doch verstand sie kein Wort. Einzig allein in seinen Augen konnte sie lesen, wie sehr ihn dieser Umstand belastete.   „Oh Ben, das ist ja schrecklich. Ich nehme an, die Gute Fee hat keine Ahnung, was passiert ist oder wie sie diesen Zauber löst“, vermutete Mal und sah zu Evie, die bestätigend nickte.   „Sie konnte uns nur sagen, dass es ein Böser Zauber war. Aber ohne den Zauber zu kennen, ist es unmöglich ihn aufzuheben“, erklärte Evie aufgebracht. Sie fühlte sich so machtlos und hätte ihre Freundin gerne unter besseren Umständen getroffen.   „Nun und bevor wir die ganze Insel absuchen, dachten wir, dass du etwas wissen könntest“, erklärte Carlos den überraschenden Überfall.   „Gute Idee, zur Dumm das der Zauber nicht auf der Insel gesprochen wurde. Es ist nahezu unmöglich hier einen Zauber zu wirken, ohne, dass ich es merke. Dafür habe ich gesorgt“, erklärte Mal und sah hilflos zu Ben.   Tu trouveras un moyen. Tu trouves toujours un moyen. < Langsam ergriff Mal Bens Hand und konnte nicht anders, als milde zu lächeln. Was auch immer Ben gesagt hatte, es klang als wollte er sie aufmuntern und Aufmunterung konnte Mal wirklich gebrauchen.   „Ihr habt nicht zufällig mein Zauberbuch aus dem Museum mitgebracht?“   „Nein, aber daran hätten wir denken sollen“, gestand Evie lachend. Das Ben auf einmal nur unverständliches Zeug von sich gab, hatte sie wohl mehr aufgewühlt, als gedacht.   „Dann sollten wir es besser holen. Immerhin ist der König von Auradon nicht mehr zu verstehen und das ist keine Art ein Land zu regieren.“       Es war seine Stille Fahrt zurück nach Auradon und dort angekommen war die Lage genauso hektisch, wie Mal sie sich vorgestellt hatte. Bens Eltern waren außer sich, versuchten jedoch nach außen hin den Schein zu waren. Die Gute Fee rotierte wie eine aufgescheuchte Hummel und stürzte sich beinahe auf Mal, kaum das diese aus dem Wagen gestiegen war.   „Haben Sie es dir bereits gesagt“, fragte sie außer Atem.   „Das man bei Ben jetzt zwischen den Zeilen lesen muss, um ihn zu verstehen, habe ich gehört. Wir wollten mein Zauberbuch aus der Bibliothek holen.   „Ich bin mit nicht Sicher, ob es ratsam wäre“, murmelte die Gute Fee nachdenklich.   „Ich will mein Zauberbuch zurück und nicht ihren Zauberstab. Die Zeiten sind vorbei.“ Das die Gute Fee nach all der Zeit immer noch vermutete, dass Mal den Zauberstab stehlen wollte, schmerzte. Zumal es in der Vergangenheit mehr als genug Gelegenheiten gab, den Zauberstab zu stehlen. Hatte sie denn nicht oft genug bewiesen, dass sie nicht wie ihre Mutter war.   N'avons-nous pas d'autres problèmes? Nous ne devrions pas nous disputer. < Ben wirkte Aufgebracht und Mal konnte nur wie alle anderen Raten, was er wollte. Aber wenn sie raten müsste, würde sie darauf tippen, dass er wollte, dass sie sich zusammenreißen sollten.   „Wir haben keine Zeit, wir müssen diesen Zauber lösen“, zischte Evie ernst.   „Was ist denn hier los? Warum sind alle so aufgebracht“, murmelte Audrey, die von Lonnie und Jane zum Parkplatz gebracht wurde.   „Audrey, es ist etwas Furchtbares passiert“, murmelte Belle und eilte auf die Prinzessin zu. Für einen kurzen Moment sah Audrey einen Lilanen Haarschopf in der Menschenmenge.   „Das kann ich mir vorstellen“, murmelte sie angefressen. Anscheinend hatte der Zauber dieser kauzigen alten Hexe keine Wirkung.   „Ich glaube nicht. Irgendjemand hat Ben verflucht.“   „Bitte?!“ Schlagartig schnürte sich Audreys Kehle zusammen. War der Zauber der Alten Hexe am Ende ein böser Fluch gewesen und sie hatte es in ihrem Kummer nicht bemerkt.   J'aimerais vraiment pouvoir expliquer tout ça, mais je ne le comprends pas moi-même. < Schockiert schloss Audrey die Augen und schlug die Hände vors Gesicht. Es war alles Ihre Schuld. Nur weil Sie glaubt, dass Ben sie nicht verstand, hatte sie ihm das angetan.   „Mal, kann ich einen Moment mit dir und Ben reden? Ich weiß, dass ist vielleicht kein guter Zeitpunkt, aber es wäre mir wichtig. Vielleicht können Evie, Jay und Carlos in der Zeit das Buch holen. Ich bin sicher, deshalb bist du hier, um nachzusehen, ob der Fluch in deinem Buch steht.“ Mal betrachtete Prinzessin Audrey skeptisch, nickte jedoch und bat die anderen zu gehen. Ihr Verhältnis zu Prinzessin Audrey war noch immer angespannt, wenn auch nicht mehr so feindselig wie zu Beginn. Dennoch beunruhigte sie das Verhalten der Prinzessin. Sie wirkte so traurig und bestürzt, fast als habe sie ein Schlechtes Gewissen.           »A jealous female can be tricked into everything«               Captain Hook in Peter Pan       Nervös glättete Audrey erneut die nicht vorhandenen Falten ihres Rockes und biss sich auf die Lippen. Sie wusste, dass sie es ihnen sagen musste, aber sie hatte Angst, dass sie Ben danach für immer verlieren könnte. An das, was Mal ihr antun würde, wollte sie dabei nicht einmal denken. Immerhin hatte Mals Mutter ihre Mutter in einen hundertjährigen Schlaf versetzt, weil sie nicht zur Taufe eingeladen wurde.   „Es tut mir so leid, das ist alles meine Schuld“, platzte es schließlich aus Audrey hinaus.   Je ne comprends pas, Audrey. Comment est-ce arrivé? Que s'est-il passé?< Überraschend war Ben aufgesprungen. Er wusste, dass es sinnlos war mit den beiden jungen Frauen zu reden, da sie kein Wort verstanden, aber es musste einfach irgendetwas tun. Mal hingegen konnte kaum glauben, dass Audrey hinter all dem stecken sollte. Das passte nicht zu ihr.   „Audrey, ich bin sicher Ben wir mir zustimmen und wollte so etwas Ähnliches wissen. Wieso ist das deine Schuld?“   „Ich war so wütend und hab nicht nachgedacht“, begann Audrey zu schluchzen.   „Audrey, ganz ruhig. Was ist passiert und fang bitte am Anfang an, damit das ganze einen Sinn ergibt“, murmelte Mal und versuchte ruhig zu bleiben. Normalerweise war Ben derjenige, der einen tröstete und aufbaute, nicht sie.   „Nachdem du gegangen warst, kam Ben zu mir. Er war so traurig und ich habe ihm über diese Trauer hinweggeholfen. Wir waren uns so nah wie nie und ich hatte gehofft, es könnte zwischen Ben und mir so werden wie früher. Bevor Ihr von der Insel nach Auradon kamt. Aber er hatte nie aufgehört dich zu vermissen und nicht einmal gemerkt, wie weh er mir damit tat. Ich war so wütend und verletzt. Ich bin einfach weggelaufen und dann war ich plötzlich in diesem gruseligen Wald, von dessen Existenz ich nicht einmal wusste. Da war diese alte Hexe und die hat mir zugehört und wollte mir helfen. Zumindest habe ich das gedacht, aber offenbar wollte sie nur Ben verfluchen und ich habe ihr den passenden Anreiz geboten, wie.“ Überfordert stand Mal auf und ging ein paar Schritte um sich zu beruhigen. Das diese nette Alte nichts Gutes im Schilde führte hätte Audrey ahnen müssen. Obwohl, wenn sie ehrlich war, wusste sie es besser. Sie hätte es geahnt und der alten Hexe misstraut, weil sie unter Menschen aufgewachsen war, denen man nicht trauen durfte. Aber Audrey war die Tochter von Aurora, der Prinzessin die von ihrer Mutter verflucht wurde. Der Prinzessin, die so herzensgut und aufrichtig und selbstlos war, wie kaum eine andere. Außerdem gab es in Auradon so etwas wie Missgunst, Habgier oder Zwietracht vor dem Fall der Barriere nicht. Konnte es Audrey da wirklich übelnehmen. Auch Ben brauchte eine Weile um Audreys Worte zu begreifen. Er hatte wirklich nicht bemerkt, wie die junge Prinzessin fühlte. Für ihn war die Sache beendet gewesen und Audrey nicht mehr als eine gute Freundin, die er gewiss nicht verlieren wollte. Es war nie seine Absicht gewesen, ihr falsche Hoffnungen zu machen. Wenn er doch nur eher begriffen hätte oder offener zu ihr gewesen wäre. Vielleicht wäre es nie zu diesem Zauber gekommen. Doch so sehr er auch darüber nachdacht, es änderte nichts an der jetzigen Situation.   Si seulement je n'avais pas été aussi aveugle. En tant que roi, j'aurais dû mieux le savoir. non, pas en tant que roi, en tant qu'ami. < Er wusste, dass Audrey ihn nicht verstand und dennoch tat es gut, diese Worte auszusprechen. Tröstend legte er eine Hand auf die Zitternde Hand der Prinzessin und drückte sanft zu.   „Scheint, als würde er dir vergeben wollen.“   „Du kannst ihn verstehen?“   „Nein, aber ich kenne Ben und ich habe durch ihn eine Menge über Freundschaft gelernt. Meine Mutter hat oft gesagt, dass Freunde nur dazu da sind, einem die tiefsten Wunden zuzufügen. Vielleicht hatte sie nicht völlig unrecht, denn wenn ein Freund einen Fehler macht, in welcher Form auch immer, tut es besonders weh. Trotzdem finde ich, dass es das meist Wert ist und einem Freund verzeiht man einen Fehler eher als einem Feind.“   „Gott, dass ausgerechnet du so nett zu mir sein musst“, lachte Audrey freudlos und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Auch Mal konnte sich das sarkastische Lachen nicht verkneifen.   „Du hast ja so recht. Eigentlich ist es Ben, der so etwas sagen würde, aber das könnte etwas kompliziert sein. Im Übrigen kenne ich Leute die aus Eifersucht und verletztem Stolz weit aus schlimmeres getan haben.“   „Nenn mir ein Beispiel?“   „Hundertjähriger Schlaf“, murmelte Mal und begann zu lachen. Auch Audrey stimmte ein. Diese ganze Situation war so absurd, dass es beinahe komisch war.   >Ich freue mich, dass ihr zwei euch endlich versteht. Aber haltet ihr das für einen geeigneten Zeitpunkt? < Überrascht sahen die beiden Frauen zum jungen König, der zur Untermalung seiner Worte die Arme hob.       „Mal, wir haben das Buch“, rief Evie außer Atem und stoppte vor Ben und den Mädchen. Dankbar nahm Mal ihr Zauberbuch entgegen und blätterte es durch. Wie sie erwartet hatte, stand der Fluch nicht darin. Entschlossen erhob sich Audrey und blickte auf Mal.   „Ich denke, ich könnte euch in den Wald führen, wo ich die Hexe getroffen habe. Allerdings glaube ich nicht, dass ich das Haus ohne weiteres wiederfinde“, erklärte Audrey mit fester Stimme. Sie hatte einen Fehler gemacht. Sie hatte ihn Ben und Mal gebeichtet und offenbar waren beide bereit ihr das zu verzeihen. Allerdingst wusste Audrey, dass sie helfen wollte, wo sie nur konnte und es vielleicht sogar musste, wenn sie je selbst verzeihen wollte.   „Dann folgen wir dir“, sagte Mal und Ben nickte bestätigend. Er zweifelte nicht daran, dass Audrey tun würde, was sie konnte, um ihnen Fehler wieder gut zu machen.       Der Wald war wirklich duster, beängstigend und Mal hatte auf der Insel nur einen Ort gefunden, der ihr so viel Angst einjagte. Das Schloss ihrer Mutter auf der Insel. Wenn sie sich die Gesichter von Jay, Evie und Carlos so ansah, erging es ihnen genauso. Wer auch immer in diesem Wald hauste, er war ganz sicher kein Menschenfreund.   „Nicht einmal der Kleiderschrank meiner Mutter war so unübersichtlich“, murmelte Carlos und strich sich über die Arme.   „Du musst es ja wissen, sie hat dich in diesem Schrank wohnen lassen“, murmelte Mal, die wirklich lieber an einen anderen Ort denken wollte. Manchmal hatte sie immer noch Alpträume von diesem Ort.   „Du musstest in einem Schrank wohnen?“, schnappte Audrey entsetzt und blieb stehen.   „Das ist Vergangenheit und hey wir reden von einer Frau, die Hunde für Ausgeburten der Hölle hält.“ Es gefiel Carlos nicht über seine Vergangenheit zu sprechen. Vor allem nicht mit Audrey, die nur selten wirklich ein ernstes Gespräch führte. Dabei war es tröstlich zu wissen, dass sie anfing nachzudenken. Dinge zu hinterfragen.   „Hier habe ich die alte Hexe getroffen und sie ist in die Richtung gegangen“, murmelte Audrey und deutete in eine Richtung. Der Wald schien dort noch dunkler zu werden. Langsam drehte sich Audrey zu Ben und griff nach seiner Hand.   „Bald müssen wir nicht mehr raten, was du uns sagen willst.“   Vous ne croyez pas à quel point J'ai besoin de vous parler. Il y a tellement de choses que je dois te dire. < Sanft stich Ben Mal über das Gesicht. Wie gerne wollte er mit ihr reden und nicht nur ihr aufmunterndes Lächeln sehen. Nur schweren Herzens löste sich Mal von Ben, aber es gab gerade wichtigeres zu tun, als mit jemandem zu flirten, den man nicht verstand.       „Ihr werdet diesen Fluch niemals brechen!“ Das verzerrte Lachen der alten Hexe ließ die Gruppe herumfahren. Eines konnte Mal auf den ersten Blick sagen, es war eine böse Hexe und sie war nie auf der Insel gewesen.   „Doch das werden wir. Es gibt immer einen Weg und der schnellste ist, dass sie mir sagen, was das für ein Fluch ist. Am besten bevor ich wütend werde.“ Mal könnte spüren, wie ihre Augen glühten, es war als würde der Drache in ihr an seinen Ketten reißen und sie wollte ihn nur zu gerne von der Leine lassen. Sie würde Ben nicht im Stich lassen und sie würde diesen Fluch brechen.   „Zu dumm, dass ich nicht reden werde. Aber ich bin sicher, deine Mutter wäre stolz über die Drohungen, die du aussprichst.“   „Meine Mutter würde nie stolz auf mich sein. Nicht einmal, wenn ich ganz Auradon in Schutt und Asche legen würde. Was ich übrigens nicht vorhabe. Mir gefällt es hier. Es ist so friedlich und man kann den Leuten vertrauen.“   „Das pure Böse kann vertrauen?“   „Meine Mutter, ist zwar nur noch 5 Zentimeter groß, aber sogar die ist zu wahrer Liebe fähig. Immer ist sie noch 5 Zentimeter groß, vielleicht auch schon 5 ½. Sie versucht mich immer zu beißen, wenn man sie vermessen möchte.“   „Wie kannst du mit dieser furchtbaren Hexe plaudern?“, murmelte Audrey aufgebracht.   „Was sollte ich denn sonst tun? Ich kann nicht mit Feuerbällen werfen und auch wenn es dich überraschen sollte, ich bin kein Ninja. Ich kann mit einem Schwert umgehen, aber was bringt es uns, wenn wir sie töten.“   „Niemand hat etwas von töten gesagt.“   „Wenn wir nicht mit ihr reden sollen oder sie verletzen, was wäre dir dann recht? Singen“, fragte Evie sarkastisch und verschränke theatralisch die Arme vor der Brust.   „Ich könnte sie beißen“, warf Dodge ein und lief aufgeregt zwischen den Frauen hin und her.   „Wie niedlich. Ich werde jetzt gehen und euer kleiner König wird für den Rest seines Lebens niemanden mehr verstehen.“   Pourquoi? Qu'est-ce que je t'ai fait? Je ne la connais même pas. < Ben klang so aufgebracht. Mal konnte sich vorstellen, was er wollte. Bestimmt verlangte er nach Antworten.   „Sie sollten seine Frage beantworten. Er verdient es den Grund zu erfahren“, murmelte Mal und trat ein paar Schritte vor.   „Du kannst ihn noch verstehen?“ Überrascht drehte sich die Alte noch einmal um.   „Nein, nicht wirklich. Aber die Art wie er redet, seine Gesten. Es ist offensichtlich was er will.“ Mal verstand nicht, warum es die Alte so zu interessieren schien, dass sich denken konnte, was Ben wollte.   „Das ist unmöglich. Niemand sollte ihn verstehen können.“   „Wenn es um wahre, aufrichtige Liebe geht, dann ist alles möglich“, murmelte Audrey und wischte sich eine Träne aus den Augen. Jetzt endlich verstand sie es. Ben liebte Mal und ihr ging es genauso. Ihre Mutter hatte ihr immer erzählt, dass die wahre Liebe alles war, was zählte. Wie konnte sie nur so dumm und egoistisch sein, es Ben missgönnen.   „Du wolltest doch, dass er versteht.“   „Ja und das will ich immer noch. Aber der Weg war der falsche. Ich hätte es ihm sagen sollen. Mit ihm darüber reden, weil Freunde das tun.“ Es tat gut, das noch einmal laut auszusprechen. Sollte sie es hören, sollten alle es hören. Sie hatte einen Fehler gemacht, nein sie hatte bestimmt schon viele Fehler gemacht. Aber das war der erste, den sie offen zugegeben hatte. Während Audrey mit ihrem Überraschendem Geständnis die alte Hexe ablenkte, nutzte Jay die Gunst der Stunde und stieß Carlos an. Selbst wenn diese verbitterte Alte den Zauber nicht aufhob, konnten sie die Frau nicht einfach entkommen lassen. Mit einem Nicken signalisierte Carlos das er verstand und griff nach Dudes Leine. Der Hund war zwar nie angeleint, aber manchmal war es der einzige Weg den geschwätzigen Vierbeiner vor sich selbst zu retten. Auch Jay hatte sich eine Art Seil gesucht und Carlos war sich sicher, dass Evie sehr sauer sein würde, wenn ihr auffiel, dass ihr Gürtel fehlte.       Aus den Augenwinkeln sah Mal, wie Carlos und Jay begannen die alte Hexe zu umkreisen. Zu dumm, dass diese sich gerade wieder zum gehen wenden wollte.   „Wie ist ihr Name? Oder besser, wie sind sie der Insel entgangen? Jeder Bösewicht wurde dorthin verbannt.“ Wie Mal erwartet hatte, drehte sich die Alte noch einmal um.   „Oh, ich war krank. Eine Art Schnupfen, hat Jahrhunderte gedauert, das wieder loszuwerden. Als ich endlich aus meinem Haus rauskam, stand die Barriere schon“, wetterte die Alte erbost.   „Wollen sie gerade andeuten, dass sie Ben verflucht haben, weil seine Eltern sie vor 20 Jahren nicht auf die Insel gesperrt haben.“   „Vergessen haben die mich. Die furchtbare Madame Mim. Ganze Dörfer habe ich in Angst und schrecken versetzt und dann werde ich einfach vergessen.“   „Tja, jetzt haben sie meine ganze Aufmerksamkeit und ich kenne einen schaurigen Ort auf der Insel, den niemand freiwillig betreten würde. Da können wir sie gerne einsperren“, murmelte Mal, während Jay und Carlos sich auf die alte Hexe stürzten.   „Wo?“, fragte Audrey überrascht.   „Das alte Schloss ihrer Mutter. Grausiger Ort, da will wirklich keiner hin“, erklärte Evie trocken und tastete entsetzt nach ihrem Gürtel.   „Tut mit Leid Ben. Falls sie nicht redet, werden wir den Fluch nicht brechen können“, murmelte Mal und griff nach Bens Hand. Lächelnd schüttelte er den Kopf und blickte nach oben.   Peu importe. Je t'aime, et ça ne va pas changer une malédiction.<   „Oh Ben“, murmelte Mal und beugte sich vor, um Ben einen flüchtigen Kuss zu geben. Ihr war es egal, was Ben gerade gesagt hatte, solange er nur bei ihr war.   „Gut, können wir dann zurück. Ich finde es hier gruselig“, murmelte Carlos und zog die alte Hexe zusammen mit Jay auf die Beine.   „Sollten wir nicht versuchen im Haus der Hexe nach Hinweisen zu suchen“, murmelte Ben wenig überzeugt. Es überraschte ihn nicht einmal, dass ihn alle anstarrten.   „Ich denke, das wird nicht nötig sein. Dieser wahre Liebe siegt immer quatsch, scheint echt zu stimmen“, murmelte Mal überrascht und konnte nicht anders als Ben um den Hals zu fallen.   „Ja, wir sollten gehen. Ben wollte dich etwas Fragen, bevor alles kompliziert wurde und das ist nicht der richtige Ort dafür“, lachte Audrey und wand sich zum gehen. Es dauerte noch einen Moment bis Ben begriff, dass der Fluch offenbar gebrochen war. Er war noch nie so glücklich gewesen, dass man verstand was er sagte. Aber das ausgerechnet Audrey ihn an seine Frage erinnerte, überraschte ihn.   „Was für eine Frage.“ Neugierig sah Mal zwischen Ben und Audrey hin und her.   „Geduld ist nicht deine Stärke, oder.“   „Nein. Ich mag es, wenn ich Dinge jetzt, gleich und sofort passieren“, lachte Mal und ihre Augen glühten vor Freude. Sie hasste es zu warten, obwohl sie eines zugeben musste: auf Ben würde sie eine Ewigkeit warten.       »I can hear you, you can hear me, when we listen with our hearts. «   [LI]Belle in Beauty and the Biest.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)