Lighting Heaven von _Natsumi_Ann_ (Doctor/Rose ♥ Anakin/Padmé ♥ Erik/Raven) ================================================================================ Kapitel 3: Wiedersehen ---------------------- Fast betrübt starrte Raven in das Schaufenster, welches bunt dekoriert war. Für eine Tierhandlung vielleicht etwas zu viel, dennoch gefiel es ihr, irgendwie. In einem mittelgroßen Terrarium stolzierte eine Schildkröte auf und ab, für ihre Verhältnisse sogar recht zügig. Eine mutierte Schildkröte, dachte sich Mystique innerlich und musste kurz lächeln. Ob es so etwas auch gab? Auf dieser Welt schien nichts unmöglich eigentlich. Manchmal wünschte sie sich sogar einen Gefährten, der ihre Gabe teilte. Die meisten würden zu einem Hund oder einer Katze tendieren, aber sie hatte eine Vorliebe für Reptilien und Amphibien. Besonders Schildkröten hatten es ihr angetan. Schon als Kind wollte sie immer eine als Haustier halten, doch dazu war es nie gekommen. Ab und an hatte sie überlegt sich jetzt eine zuzulegen, doch wer sollte sich um die armen Tiere kümmern? Und wie sollte sie ein Terrarium hin und her schleppen? Immerhin war sie noch auf der Flucht, irgendwie. Zwar hatte sie seit längerem keinen Aufruf mehr gehört oder eine Anzeige gelesen, wo man gezielt nach Mutanten suchte, dennoch musste sie stets auf der Hut sein. Obwohl es Frühling war, zog ein frischer Wind durch die Straßen. Raven zog ihre dünne Sommerjacke noch dichter an ihren Körper. Sie liebe dieses Jäckchen: es hatte ein einzigartiges Muster in Lilatönen, sie vergötterte diese Farbe. Manchmal wünschte sie sich sogar ihre normale Haut wäre violett anstatt blau. Eine kindliche Fantasie, da sie sich sowieso verändern konnte wie sie wollte. Aber dennoch träumte sie ab und an davon. Lila-Raven und ihre Schildkröte. Vielleicht ein passender Kinderbuchtitel. Wieder zog sich ein Lächeln über ihr Gesicht. Ob sie Autorin werden sollte? Einfach ein normales Leben beginnen, sich irgendwo am Meer zur Ruhe setzen. Immerhin war sie schon in Frankreich, das Meer war nicht weit. Das einzige Problem war die Sprache, sie konnte nur ein paar Bruchstücke Französisch, aber sich nach Russland oder irgendwo nach Amerika abzusetzen, war ihr noch zu riskant. Zumal sie ein mildes Klima bevorzugte. Sie hatte zu lange im eisigen Moskau umhergeirrt. Von einem Auftrag zum nächsten. Diese Zeiten waren vorbei, sie wollte niemals zurückblicken. Damals hatte ihr schon ein einfaches heißes Bad gereicht und ein paar Erdbeeren, die sie in Schokolade tunken konnte. Doch hier und jetzt wollte sie mehr: Ein neues Leben, kein Mutant mehr sein, einfach ein normaler Mensch sein – mit einem stinknormalen Leben. Nichts mehr fürchten, nicht mehr Angst haben zu müssen den nächsten Morgen zu erleben. Frei sein von aller Scheu. Auch wenn es dafür hieß vielleicht nie mehr ihre alten Freunde wiederzusehen. Das war der Preis: Einsamkeit. Obgleich sie diese vielleicht mit der Zeit beheben konnte durch neue Kontakte, dennoch blieb immer der Gedanke an die Vergangenheit und das Resultat daraus, dass sie niemals mehr jemandem ihr Geheimnis anvertrauen durfte. Von nun an würde sie jede neue Bekanntschaft mit einer Lüge beginnen, und diese Unwahrheit würde niemals enden. „Que fais-tu ici, belle femme?“, riss sie plötzlich eine Stimme dicht hinter ihr aus ihren Gedanken. Zunächst zuckte sie nur zusammen, wartete geduldig, da sie vermutete sie sei sicher nicht gemeint – sie kannte schließlich niemanden in Paris. Und was dieser Satz genau bedeutete wusste sie auch nicht wirklich. Belle ließ sich von Bella ableiten, das war übersetzt so etwas wie schön oder hübsch. Eventuell eine einfach Anmache? Franzosen waren dafür bekannt grandiose Verführer zu sein. Doch dann erklang der Satz erneut: „Que fais-tu ici, belle femme?“ Ein heißer Atem strich über ihren Nacken, sie bekam eine Gänsehaut und schluckte. „Je ne parle pas français“, erwiderte sie mit einer raschen Umdrehung und einem aufgesetztem Lächeln, doch was sie dann erblickte, raubte ihr fast den Atem. Warum hatte sie seine Stimme nicht sofort erkannt? Sie hatte immer gedacht, seine Stimme wäre in ihr Gehirn eingebrannt gewesen – genauso wie die Stimme von Charles. Aber vielleicht seine sogar noch etwas mehr. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie hatte ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, doch jetzt kam es ihr so vor, als wäre es wieder zum ersten Mal gewesen. Raven fühlte sich wie ein kleines Mädchen, das zum ersten Mal verliebt war und nicht wusste was es tun oder sagen sollte. Noch immer hatte er diese ganz besondere Ausstrahlung. Seine stahlblauen Augen stierten in ihre graublauen und ließen keine Sekunde von ihr ab. Oftmals hatte sie die Vermutung er wüsste wie er auf Menschen, insbesondere Frauen wirkte. An anderen Tagen glaubte sie er habe keine Ahnung vom weiblichen Geschlecht und wäre völlig auf Charles fixiert gewesen. Welch paradoxe Denkweise, doch Raven hatte immer Anzeichen dafür gefunden – ob sie eifersüchtig gewesen war? Auf ihren eigenen Adoptivbruder? Unter Umständen. Vielleicht ein ganz kleines Bisschen. Oder auch etwas mehr als nur ein Bisschen. Auf den ersten Blick wirkte Erik stets wie der unbekümmertste Mensch auf Erden. Doch blickte man genauer hin, so konnte man die tiefen Falten am Rande seines Gesichtes erkennen. Das Leben nagte auch an ihm. Die Kriege waren nicht an ihm vorbei gezogen. All die Toten, die er selbst getötet hatte oder die vor seinen Augen gestorben waren, all die Zerstörung, die Mutanten angerichtet hatten oder selbst miterlebt hatten … die Experimente, die man mit ihnen gemacht hatte. All die Opfer, die sich künstlich mit X-Genen einem Prozess unterzogen hatten, mit dem sie nicht umgehen konnten. Die Menschheit, die an etwas geglaubt hatte, die hoffte die Regierung würde sie beschützen oder zu etwas Besonderem machen: Es war ein schrecklicher Traum gewesen und ein wundervoller Alptraum. Manchmal wusste man nicht, welche Variante für Erik galt, denn er sprach nicht viel über sein Innerstes. Er war ein Verdränger, ganz im Gegensatz zu Charles. Erst jetzt bemerkte sie zwei Dinge: Erstens, dass er ihr so nah war, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Zweitens, dass er in der rechten Hand einen Apfel hielt – im Gegensatz zu ihr liebte er diese Art von Obst – und in der linken eine Sonnenblume. Ob er ein Date hatte? „Erik …“, wisperte sie zwischen ihren Zähnen und schielte immerhin auf die Pflanze, die sie doch so gern hatte aufgrund ihrer kräftigen Farbe. Gelb, die Farbe der Sonne, die Farbe des Lebens. Zumindest für sie. Der Angesprochene hob eine Augenbraue und lächelte dann schief. „So heiße ich schon lange nicht mehr und das weißt du, Mystique“, erwiderte er mit einem Hauchen gegen ihre Lippen. Er hatte keine Furcht ihre Mutanten-Namen auszusprechen, ihre einstigen „Heldennamen“, die X-Men. Sie waren wie eine Familie gewesen – zumindest war es das, was Charles immer gewollt hatte. Er träumte von einem harmonischen Zusammenleben mit den Menschen, aber Erik hatte ihn stets gewarnt. Es würde Krieg ausbrechen. Menschen waren von Natur aus Kämpfer und Eroberer, und vor allem wollten sie alles vernichten, was sie nicht kannten, und was ihnen Angst machte. Die Furcht, dass etwas stärker sein konnte als sie verlieh ihnen eine Aggressivität, die sogar Raven einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie wusste noch genau, wie sie in das Büro von Trask eingebrochen war und dort die Akten der Experimente entdeckt hatte Besonders die Akte von Azazel hatte sie zum Weinen gebracht, denn was kaum jemand gewusst hatte: Sie hatte damals ein kurzes Verhältnis mit ihm gehabt, daraus war etwas entstanden, ein Kind. Doch sie hatte es fort gegeben, in der Hoffnung es würde ein besseres Leben bekommen als sie. Denn schon bei seiner Geburt war es blau angelaufen, kein gutes Zeichen. Der Einzige, dem sie davon erzählt hatte, war Erik. Nicht einmal Charles hatte sie vertraut. Der Unterschied zwischen den beiden war immer, dass ihr Bruder sie retten wollte und er hätte gewollt, dass dieses Kind bei ihr aufwuchs. Bei seiner Mutter. Erik dagegen akzeptierte ihre Entscheidung, egal ob er anderer Meinung war oder nicht, meist nickte er nur und hüllte sich dann in Schweigen. Sie wusste, dieses kleine Geheimnis würde er niemals jemandem verraten. Erik hatte in seinen Apfel gebissen und schien sie zu mustern, nervös zupfte Raven an ihren Klamotten. Manchmal verlor sie sich in ihren Gedanken und vor ihm war ihr dies ganz besonders peinlich. Sie schielte wieder auf die Sonnenblume und sprach dann endlich aus, was sie schon die ganze Zeit dachte. „Immer noch ein richtiger Charmeur, wie ich sehe.“ Erik blickte ebenfalls zu der Blume und lachte dann auf. Einige Sekunden vergingen in denen er sie nur verschmitzt anlächelte, dann drückte er ihr die Sonnenblume in die Hand. „Sag du es mir“, erwiderte er kess und beugte sich ein Stück vor. Seine Lippen streiften hauchzart ihr Ohrläppchen. „Ich kann mich erinnern, dass dies schon immer deine Lieblingsblumen waren, chérie.“ Unbemerkt ertönte ein bekanntes Lied im Hintergrund, welches ein Straßenmusiker anstimmte. Ob Erik es bemerkte, man weiß es nicht. Doch ganz sicher war, das Raven es in diesem Moment fühlte, dieses Kribbeln bis hin zu ihren Fingerspitzen, es summte den Takt des Liedes mit. …. An Engel habe ich geglaubt mein Lebtag nie, bis ich dich zum ersten Mal sah, und mir plötzlich ganz anders war, ich nicht wusste, was mit mir geschah, als du in mein Leben tratst, mon cherie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)