Abenddämmerung von Morgi (Inu no Taishō / Inu no Kami) ================================================================================ Kapitel 4: Magnolienblüte II ---------------------------- Abenddämmerung - Magnolienblüte II - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline Triggerwarnungen: Tod, Gewalt Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen. - - - - - - - 6 Noriko sah ihn an - durchaus erstaunt, dass eine solch eigenartige Frage seine Lippen verließ. Um seine Mundwinkel tanzte kein Schalk mehr, sondern ruhiger Ernst, der wie warmer Honig in ihre Gedanken floss und sie sprachlos machte. Nie hätte sie es gewagt, einen Mann oder auch nur ihren Vater mit derartigen Worten zu behelligen! Welche Strafe würde das auch nach sich ziehen? Im besten Fall durfte sie einen ganzen Sommer kniend auf Bambusmatten zubringen, während man ihr tagein, tagaus Eiswasser in den Nacken schüttete und die Fingerkuppen blutig schlug. Danach würde sie jede einzelne Tradition, jedes rechte Wort und jedes Gebaren gegenüber einem Mann tausendfach auf Maulbeerpergamenten pinseln müssen, bis ihr der Fehler ausgetrieben wäre. Und der Fürst des Ostens kannte keine Gnade, schonte niemanden. Sie tat gut daran, ihre Stimme zu dämpfen und sich nicht vom weithin vernehmbaren Gelächter ihres Vaters in die Irre führen zu lassen: Wenn er wollte, hörte er eine Grille zirpen, die in einem ausgehöhlten Baumstamm saß! Dummerweise konnte sie dem zukünftigen Inu no Taishou keine Antwort verweigern - nicht neben einer Dienerin. Das fiele alles auf sie zurück, nein, sogar auf den ganzen Osten. "Ich fürchte", begann Noriko daher dezent, "dass Euch das Eure Ehefrau beantworten muss." "In diesem Fall sollte ich wohl hoffen, dass sie auch wagt, das Wort an mich zu richten." "Von sich aus?" Die Lippen der Fürstentochter wurden dünn, ehe sich Amüsement in ihre Mundwinkel stahl. "Das wäre doch sehr abenteuerlich, findet Ihr nicht?" "Ihr tut es", korrigierte er sanft. "Erst nach Eurer Begrüßung, Verehrtester. Ich bin nicht töricht genug, um Euren Rang zu vergessen", erwiderte sie und lenkte den Blick bedächtig in das Innere des Empfangszimmers. Noriko fand, dass dies klüger war, als weiter das Funkeln seiner goldenen Augen oder gar die rotwangige Miene des Flohgeists zu betrachten. Dieser Berater der Fürstenfamilie, Myouga, schien bereits außer sich und grub sogar die kleinen Fäuste ins Schulterfell seines Herrn. Dennoch brannte unter ihren Nägeln das Bedürfnis, Isamu zu fragen, was er sich von der Ehe erhoffte. Vielleicht konnte sie seine Antwort nutzen, um die Aufmerksamkeit eines mächtigeren Dämons auf sich zu ziehen, obwohl sie daran zweifelte, dass ein Halbwüchsiger von achthundert Jahren dabei ein guter Ratgeber war. Glücklicherweise beendete Isamu den Spuk mit einem Räuspern, ehe ihr der Gedanke zu Kopfe steigen konnte. Bestimmt fasste er ihre Fingerspitzen fester und setzte den ersten Schritt. Erstaunlich. Er besaß ja doch Manieren. Ohne den Mund zu verziehen, folgte Noriko ihm und falls es ihn verwunderte, dass sich ihr Gang auf einmal weicher abzeichnete, bezog er das hoffentlich nicht auf sich. Sie kippte ihren Fuß nicht, um diesen in einem ruhigen Halbkreis vorwärts zu stoßen und sein Gefallen zu erregen - sie tat es einzig und allein für Vater, der unverhofft zu ihnen sah. Und die dunklen, zu schmalen Schlitzen gepressten Augen, warnten sie davor, sich an diesem Ort gehen zu lassen. 7 Beinahe. Die stahlblaue Seide raschelte leise, als sich Noriko unter dem erdrückenden Gewicht des Kimonos endlich auf eines der Damastkissen knien konnte. Spinnenfäden waren unfassbar schwer, doch die Heimtücke lag darin begraben, dass sie stets Falten nährten. Sogar ihre Pelze lagen manchmal in Windungen da, als seien sie hässliche Schlangendämonen - aber dieses Mal hatte sie Acht gegeben. Nichts an ihr sah beschämend aus. Ein letztes Mal prüfte Noriko noch durch eine verborgene Drehung ihres Handgelenks, ob der Seidenkrepp in ihren Ärmeln verrutscht war - dann fühlte sie sich gewappnet und beruhigt. Nicht auszudenken, was man von ihr auch halten musste, sollte etwas unter den wattierten Säumen aufblitzen. An diesem Ort war immerhin alles makellos: Von den Rollbildern an den Wänden, bis hin zu den goldverbrämten und mit Silberfäden bestickten Teppichen, auf denen die Taten des Inu no Taisho angepriesen wurden. Wenn sie es klug anstellte, würde man sie sogar mit der Schönheit dieser Arbeiten vergleichen. Sie war nicht grundlos seit Jahrhunderten mit den traditionellen Künsten einer Fürstentochter vertraut: Ihre Finger- und Fußknöchel hatten lange Zeit nur Schmerz gekannt, weil Mutter sie beständig dazu anhielt, aufzustehen und wieder niederzusinken. Es musste anmutig aussehen, distanziert und doch so sittsam, als könne sie in einem einzigen Wimpernschlag wieder aus den Gedanken eines Mannes verschwunden sein. Nur an einem schien das abzuperlen: Isamu. Der Hundedämon zog sich ein weiteres Kissen dichter und setzte sich eine Armeslänge entfernt vor ihr hin, die Schultern so entspannt, als sei er längst der Inu no Taishou. Was ... was fiel ihm ein! War die freie Platzwahl hier Sitte? Unmöglich! Warum hatte Yori sie nicht vorgewarnt? Ihre Amme wurde es doch sonst nicht müde, ihr allerlei Besonderheiten ihrer Gastgeber einzutrichtern, bis in ihr der Wunsch keimte, sie möge doch einfach von einem Bärenyoukai gefressen werden. Doch das Gesicht ihres Vaters mit den sonnengegerbten Mundwinkeln schien zufrieden. Sogar die scharf gezackte Narbe über seiner rechten Augenbraue wirkte gelöst. Gefiel ihm das Verhalten etwa? Empört sah Noriko von dem alten Dämon zu Isamu, dann mahlten ihre Fänge klammheimlich aufeinander. Langsam dämmerte ihr das Vorgehen dieses Jungspundes: Erst gähnte er vor Langeweile, dann vertrieb er sich die Zeit damit, sie mit seiner Frage ins Schwimmen zu bringen, und nun nutzte er ihre Nähe, um ein gutes Verhältnis vorzutäuschen und sich Vaters Anerkennung zu verdienen. So viel zu ihrem Versuch, ihm die Unhöflichkeit heimzuzahlen! Der war wohl mit allen Wassern gewaschen! Die Fürstentochter senkte den Blick, um Isamu nicht vor Ärger mit einer der Quasten des aufwendig bestickten Damastkissens zu erdrosseln. Oder nein, besser! Ihm wurde soeben eines der rot verzierten Sakeschälchen gereicht: Das wäre gerade gut genug, um sein Fell der Farbe anzupassen, die sich auf ihren Wangen einnisten wol- Huch? Er hielt sie ihr hin? Das hatte noch nie ein Mann getan. War das auch Tradition in der westlichen Residenz? Eine zweite, die sie nicht kannte? Wachsam musterte Noriko die große, schlanke Hand, auf deren Knöcheln sich eine weiße Linie abzeichnete. Es sah aus wie ein verblasster Schnitt, aber sie war sich nicht sicher, ob dafür die Klinge eines Schwertes oder sein Übermut verantwortlich sein musste. Nun, sie hatte auch nicht vor zu fragen. Mit durchgedrückten Schultern nahm die Fürstentochter ihm das Schälchen ab und achtete mit einer Verbissenheit auf ihre Ärmelschleppen, als beabsichtigte sie, diese nötigenfalls mit ihren Zähnen festzuhalten. Isamu hob eine Augenbraue, doch es war der alte Inu no Taishou, der sein Gespräch über die Drachendämonen des Nordens rau lachend unterbrach. "Takeru, deine Tochter scheint mir sehr geschickt. Sie bannt sogar meinen Blick!" "In der Tat", stimmte der Fürst des Ostens zu, während er lauernd an seinem Maulbeerwein nippte. "Ich habe bereits einige vielversprechende Angebote für sie erhalten, obwohl sich auch Narren darunter befanden, die annahmen, ich würde ihre Ländereien dank eines versiegelten Pergaments vorerst verschonen." "Lächerlich", bekräftigte der Inu no Taishou, ehe er sich mit dem Handrücken über den Mund fuhr. "Als ob Waffenstillstand ein erstrebenswertes Ziel wäre, solange man sich alles mit dem Blut anderer Dämonen erkaufen kann. Macht verdient sich nicht durch Zimperlichkeit, und starke Söhne werden nicht geboren, weil die Väter sich erbärmlich am Boden zusammenrotten! Eines muss ich jedoch wissen." Der alte Hund neigte sich vor, und die Rüstungsplatten auf seiner Schulter knirschten unheilvoll. "Hättest du sie Isamu anvertraut, wäre der Junge nur ein wenig älter?" "Nein." Die Stille, die sich über das Empfangszimmer legte und die Chrysanthemen- und Wildrosensträucher erstickte, hätte kaum ein Höllenschwert zerschneiden können. Sogar Noriko hielt den Atem an, denn die Beleidigung war offensichtlich, und das Kieferknacken des Herrn der Hunde klang so bedrohlich wie Felsgestein, das von einer Klippe absplitterte und donnernd in die Tiefe fuhr. "Nein? Du wagst es?" "Nicht ohne die Chance zu nutzen, seinen Vater zuvor zu einem Schwertkampf zu fordern! Toga, du rauer Hund, dein Welpe würde sich kaum von Panthern erschlagen und zerreißen lassen. Wir könnten uns das Vergnügen wohl leisten, auf diese Weise zu prüfen, wer dem anderen überlegen ist und die Kinder sich selbst überlassen. Stell dir nur unseren Enkel vor", knurrte der Fürst des Ostens und spreizte die Klauen auf seinem Oberschenkel, als beabsichtige er, ihn in Stücke zu schneiden. "Seine Talente wären mannigfaltig." "Mit unserem Blut in den Adern würde er derjenige sein, der perfekt tötet!" "Sesshoumaru! Das ist ein Name. Ich sage dir, diese Idee gefällt mir." Was? Noriko starrte ihren Vater unter dichten Wimpern hinweg an, als sei dieser plötzlich von allen guten Geistern verlassen und erlaube sich einen Scherz. Aber weder die erneut von Dienerinnen befüllten Sakeschälchen, noch das herbe Gelächter, das nahtlos in eine Kriegslist hoch oben in den Bergen überging, beruhigten sie. Wie auch? Eine Ehe! Noch dazu mit diesem Welpen? Norikos Unterarme befiel eine Gänsehaut, die sich bis zu ihrem Nacken stahl und dort zu ihrem Verdruss eine erniedrigende Hitze entfachte. Zugegeben, der Westen war überaus mächtig und er hatte sich in den letzten Jahrhunderten wie eine Feuersbrunst durch fremde Ländereien gefressen, doch das kam überhaupt nicht infrage! Sie trachtete nach Freiheit, nicht danach, in den Haushalt eines Verbündeten ihres Vaters einzuheiraten. Die Männer, mit denen er auskam, dachten doch alle gleich. Ehe es soweit kam, mussten ihre Schliche Früchte getragen haben. Sie brauchte einen Gefährten, der stärker, klüger und zum Fürchten schien - nur das wären reizvolle Eigenschaften für einen Schwiegersohn des Fürsten der östlichen Ländereien. Dass sich Isamu ausgerechnet diesen Moment auswählte, um sich zu ihr zu neigen, ließ all ihre Befürchtungen übereinanderschlagen. Eiligst nahm sie sich zusammen, glättete ihre Miene und hielt das rotbemalte Sakeschälchen etwas höher. "Verehrteste?" "Teuerster?" Gediegen strich sein Blick über ihr Haar und die Lippen, die bis eben noch verkniffen ausgesehen hatten. Dann bettete Isamu das Kinn auf die Hand, wissend, dass sich Myouga in seinem Schulterfell bereits fast den Hals ausrenkte, um ihm das 'Nein! Seid still!' ins Ohr kieksen zu können. Wie so oft völlig nutzlos, denn er nahm sich selten Widerspruch zu Herzen. Doch er hörte zu, an jedem Tag und in jeder Nacht, ehe er eine Entscheidung fällte. "Würde Euch der Name gefallen?" Nein! Jetzt nicht mehr, aber sie musste sich beherrschen und senkte den Blick auf die mit Seidenstücken eingefassten Bambusmatten. "Es liegt wohl an einem Ehemann, einen Sohn anzuerkennen und mit diesem Wort zu ehren - nicht an mir, daher seht mir mein Schweigen nach." "Das bedeutet, ja." Nein, tat es nicht. Himmel, warum konnte er sich nicht einfach mit einem der Lacktablette unterhalten? Sie waren mit Bambuswedeln verziert, trugen Wolken und wilde, reißende Hundedämonen. Genügte das nicht? "Teuerster", säuselte Noriko bemüht um Eleganz, "der Vater eines solchen Welpen müsste überaus mächtig sein, nicht wahr?" "Und die Mutter listig genug, um ihn zu reizen." "Ich bitte Euch. Wer sollte sich derlei anmaßen?" "Meine Braut", erwiderte er ruhig, bevor sich auf Isamus Zügen ein unbestimmtes Lächeln einfand. Es machte ihn älter, als er war, doch unter den Augen des Inu no Taishou konnte man sich kaum erwachsen genug gebärden. "Würdet Ihr mir den Gefallen erweisen und mich in Mutters Gärten begleiten? Ich hätte einige Fragen an Euch, aber seid unbesorgt: Ich beabsichtige nicht, Euch zu der meinen zu machen." - - - - - - - Sehr charmant! Das wird sie in Kapitel #5, "Eichenholz", bestimmt freuen. Oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)