Abenddämmerung von Morgi (Inu no Taishō / Inu no Kami) ================================================================================ Kapitel 16: Glücksklee ---------------------- Abenddämmerung - Glücksklee - Autor: Beta: - - - - - Fandom: Inu Yasha Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline Triggerwarnungen: Tod, Gewalt Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 28 "Nein." Isamus Mundwinkel huschte wie eine Sandviper in die Höhe, ehe er die Lippen öffnete und sich der prasselnden, dämonischen Energien zu seinen Füßen versicherte. Der Schwertgriff in seiner Hand heizte sich zunehmend auf und biss sich in die sonnengegerbte Haut, die ihm sein Lehrmeister mit Narben und Schwielen verziert und durch Spott abgehärtet hatte: Fast glaubte er, ihn bellend neben sich zu vernehmen. Konzentriert Euch! Nennt Ihr das einen festen Stand? Fürwahr, in den Augen der Dämonen des Südens, Ostens und Westens spiegelten sich Überraschung, je verbissener er sein Youki in die Waagschale schüttete. Übermut, Wahnsinn schien es! Was wollte denn jemand ausrichten, dem erst vor wenigen Jahrhunderten das Leben geschenkt worden war? Die Jugend folgte dem Welpen auf dem Fuße, ganz gleich wie tief sich die Falte zwischen seinen Augenbrauen abzeichnete und einen Unmut zur Schau stellte, als hätte sich sein Adamsapfel nicht vor Anspannung auf- und abbewegt. Jeder wusste, wie begrenzt seine Kräfte waren, doch Isamus Ziel verstand nur einer: Zeit. Er wollte ihnen Zeit erkaufen! Der Miesepetrigste von Vaters Generälen, dem glühende Asche die Hälfte des Gesichts bis zum Fleisch niedergebrannt hatte, funkelte ihn an und begriff im selben Moment. Plötzlich regte sich neuer Kampfesmut und Tollkühnheit in seinen Zügen. Die Scherben zersprungener Gefäße hüpften wie Jungfische über die Bambusmatten, einmal, zweimal, und schließlich barsten die Splitter in einer Heftigkeit, welche die Leichname der Gefallenen erneut zerschnitten. Das Empfangszimmer erbebte unter der Wucht, die Isamu entfesselte, ehe der Gefolgsmann heiser vor Begeisterung brüllte: "Nieder mit dem Feind! Der Sohn unseres Herrn ist mit uns!" Der Bann des Überraschungsangriffs brach wie eine alte, poröse Mauer. Schwerthiebe sirrten erneut durch die säuerlich stinkende Luft, um das Blatt zu wenden und sich die kostbaren Meter zurückzuerobern, welche die geschlossenen Regentüren an Freiheit und Verstärkung versprachen. Was dann losbrach, ließ sogar Fürst Yuusei erblassen. Übertölpelt musste er dabei zusehen, wie einem der seinen der Kopf von den Schultern getrennt wurde - und dieser nutzloser als ein Kürbis Miharu vor die Füße rollte. Seine Tochter riss ihre grünen Seidenlagen mit der Bambuswedelstickerei so pikiert von den Augäpfeln fort, dass er es als persönliche Beleidung empfand. Wie konnten sie es wagen? "Du!" Blaffend und krebsrot fand der alte Dämon zurück zur Selbstherrlichkeit, ja, wirbelte seinen gewaltigen Leib wie eine Welle um die eigene Achse, die Meeresgetier an den Klippen zerschmettern mochte. "Wen scheren deine Spielereien, Welpe? Das ändert gar nichts! Dein Ende ist besiegelt!" "Tatsächlich? Dasselbe dachte ich, als man mir meine allererste Brautschau vorschlug." 29 Fand er das etwa unterhaltsam?! Der Wind heulte und kreischte in ihren Ohren, doch es war die Wucht der Landung, die Noriko die Luft aus den Lungen presste. Um sie herum fielen ganze Büschel an Nadeln zu Boden. Ehe sie jedoch wusste, wie ihr geschah, verließen sie die Klauen an ihrer Hüfte. Der Herr der Hunde riss eine Schwertklinge aus der Scheide, um in einem einzigen Schnitt die Kehle eines fremden Dämons zu öffnen, der zu spät die Gefahr in seinem Rücken entdeckt hatte. Gurgelnd und krächzend stolperte der vornüber, bis er in die Knie sackte und das Leben auf den verstreuten Laubblättern und Zedernresten ließ. Sein Blut speiste den Grund der Gärten wie ein stiller Bachlauf. "Tze." Das Licht der untergehenden Sonne tanzte ebenso vernichtend wie sein Blick über den Leichnam, dann über die Kronen der rotgoldenen Ahornbäume zu seiner Linken. Aber er war nicht hergekommen, um sich an der Schönheit seiner Residenz zu erfreuen. Diese Dummköpfe glaubten, er würde ihre Verstecke nicht wie Ameisenlöcher ausräuchern können? Da kannten sie ihn schlecht. Ein tiefer Atemzug genügte und vor seinem geistigen Auge zeichneten sich die Schlieren ihrer dämonischen Energien ab. Drei Dutzend schwärmten gerade aus den Stallungen aus und erschlugen ihm zu Dutzenden Getreue auf den Mauern, die auch noch in Unterzahl um jeden Holzbalken feilschten - und dort, im entlegensten Winkel der Dienertrakte türmten sich schlagartig Schreie auf, schrill und ohrenbetäubend laut. Offenbar waren sich Yuuseis Männer nicht einmal zu schade dafür, in die verschlossenen Räume vorzudringen, in denen unbekümmert schwatzende Dämoninnen Seidenlagen parfümierten. Verräter. Steinhart zeichneten die mondsichelförmigen Wangenmale die Linie seines Kiefers nach, dann sah der Herr der Hunde kühl und ungebrochen zu Takerus Tochter. Obwohl Noriko direkt daneben gekniet hatte, als er beim ersten, jähen Schwertstreich des Südens den flachen Tisch mit den vollgestellten Lacktabletten packen und umwerfen musste, um seine eigene Kehle zu schützen, war ihre Haltung nur voll zitternder Wut - nicht verängstigt wie ein Kind. "Mein alter Schwertbruder hat Recht behalten", knurrte er anerkennend, "mit allem." Huh? Wovon sprach er? Noriko starrte ihn an, als hätte er ihr Gesicht gerade erst aus beißend-kaltem Wasser gezogen. Zu ihrem Glück konnte sie nur ahnen, wie viel Reispuder auf den Wangen unter dem Einfluss seines Youkis bereits davon geflogen war. Der Wind hatte ihre gewachsenen, aufgesteckten Haarschlaufen ruiniert - und doch hielt sie mit bebenden Schultern stand. "Wo ist mein Vater?", fragte sie hitzig. Sie konnte sich an den abplatzenden Ursuhi-Lack der Schalen erinnern, das Chaos des Überfalls, den Rauch. Selbst für Dämonen war das Vorgehen beispiellos ruchlos und brutal gewesen, aber damit endete die Dreistigkeit Fürst Yuuseis nicht. Ihr Vater war neben ihr von einer Wolke verschluckt worden, die er mit der grimmigen, jovialen Zuneigung eines Liebhabers zu begrüßen wusste. All ihre Sinne waren daran gescheitert, seinem Sprung zu folgen, weil der Inu no Taishou sie im selben Moment auf die Füße und fortgerissen hatte. Die schweren Spinnenseidenschichten an ihrem Leib, keiner Rede wert für den Hausherrn. Nur weshalb? Warum scherte er sich überhaupt um ihren Hals? "Was ist mit Eurem Sohn?" Statt zu antworten, bleckte er die schneeweißen Fänge und begann aus vollem Halse zu lachen. Das Geräusch drang ihr durch Mark und Bein, furchtbar heiter, stolz, ehe es ebenso schnell kippte und wie ein schlecht gestimmtes Shamisen verklang. Ohne Vorwarnung brach die Erde unter seinen Füßen auf, als sei sie frischgeschnittener Tofu und hätte sich selbst dazu verdammt, einen Pfad in die Unterwelt freizugeben. 30 "Genug von diesem Spuk!" Jäh hob der Fürst des Südens den Schwertarm, die Augen trunken vor Zorn, weil er zum zweiten Mal um Haaresbreite verfehlt hatte. Der Speichelfaden an seinem Mund ähnelte in bizarrer Hässlichkeit der Verzierung des Goldfadens auf seiner Seide, aber deshalb geriet er nicht von einem Moment auf den anderen ins ungläubige Stocken. Der Boden!? Keuchend fixierte er Isamu, als schulde der Jungspund ihm eine Erklärung für den plötzlich wankenden Grund. Unmöglich! Nie und nimmer sollte der in seinem Alter-! Die Tatamimattenfasern unter ihnen bekamen einen Glanz, der ungesund schwärte. Wo der Bengel überstürzt einen weiteren Satz zurück machte und einer Hofdame mit einem harten, fast zu brüsken Klingenstreich das Leben rettete, befiel ihn selbst Gewissheit. Fürst Yuusei hatte schwarze Beulen in seinem Leben gedeihen sehen, nachdem Spinnendämonen ihr Gift in den Nacken ihrer Beute pressten und diese von innen heraus verfaulte. Doch Bambusstreben, welche wie Kohlenstücke zu weißer Asche verglühten? "Nicht schlecht. Aus dir hätte ein großer Feldherr werden können", knurrte er wie besessen. "Ich fürchte, das sind nicht meine Lorbeeren." "Was?!" Ein letztes Mal begegneten sich sein und Isamus Blick, dann war es an dem Erben des Westens im tosenden Kampfeslärm zu lächeln und die blutbesudelte Schneide in die Horizontale zu bringen. Er hatte nie um einen Kampf gebeten, aber er wusste um seine einzige Überlebenschance: Den Moment der Überraschung. Sie spielten beide mit dem gleichen Blatt. Das Metall seines Schwertes spiegelte die Farbe seiner Augen, aus denen das Gold nun völlig gewichen war - und dann fegte endlich ein Zorn vor dem Empfangsraum entlang, der ihm jedes Nackenhaar aufstellte und die eigene Stimme lähmte. Außer seiner Willenskraft hielt ihn nichts auf den Beinen, als direkt eine zweite Welle näher kam. Ein Vorbote. Und was für einer. Selbst, wenn er blind gewesen wäre, hätte er spüren können, wie eine holzbespannte, dreifach verstärkte Tür unter dem zunehmenden Druck wie ein Pfirsich barst und aus den Schiebefurchen flog. Einen Atemzug später umschlang ihn Frischluft, und obgleich sich der Süden abermals mit verbissenen, gnadenlosen Schreien auf den letzten Widerstand der Gastgeber stürzte, seufzte Isamus Herz erleichtert auf. Gerade noch rechtzeitig. Zu gut erinnerte er sich an Myougas verzweifelten Ausruf, in dieser Familie besäße niemand ein Herz außer seinem Schützling. Er würde den treuen Flohgeist suchen müssen, um ihm das Gegenteil unter den Saugrüssel zu reiben: Im Westen ließ niemand einen Welpen im Stich. Am allerwenigsten seine Mutter. - - - - - - - Im Westen ticken die Uhren eben anders. Im nächsten Kapitel #17, "Schwarzkiefer I", ist nicht nur Fürst Yuusei für eine Überraschung gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)