Abenddämmerung von Morgi (Inu no Taishō / Inu no Kami) ================================================================================ Kapitel 17: Schwarzkiefer I --------------------------- Abenddämmerung - Schwarzkiefer I - Autor: Beta: - - - - - Fandom: Inu Yasha Genres: Drama, Romantik (Hetero), Alternative Timeline Triggerwarnungen: Tod, Gewalt Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 31 Als Fumi durch die zersplitternden Holzrahmen nach draußen geschleudert wurde und mit dem Rücken auf die Fußbodenbretter schlug, stöhnte und würgte sie wegen des Rauchs. In ihren Eingeweiden tobte unsäglicher Schmerz. Ihr war der Schwertknauf so hart in den Magen gerammt worden, dass sie sich Yoris Fächerhiebe herbeisehnte. Dazu kam die Rückhand, die ihre Lippen wie einen Pfirsich hatte aufplatzen lassen– Dieser Bastard spielte mit ihr. Nach Atem ringend erkannte sie über sich noch einen Teil der Engawa, die sich wie ein Drache unter den Windböen und Schreien zu wölben schien. Kohlrabenschwarz lag das Holz da, als hätte der Angreifer die letzten Sonnenstrahlen des Tages fortgewischt. Ächzend rollte Fumi herum und stützte sich zwischen den zerborstenen Rahmenstücken und Ascheresten auf. "Wohin des Weges? Ich war noch nicht fertig mit dir, Weib", knurrte es gierig in ihrem Rücken. Der Dämon des Südens trat mordlüstern über Schutt und Splitter hinweg, während seine Schwertspitze über den gebeizten, versiegelten Boden glitt. Dieser Wahnsinnige! Hinter ihm herrschten tosender Lärm und das Gewitter dämonischer Energie, die ihre Sinne auf eine Art reizten, die Albträume rechtfertigte. Sie glaubte zwar, die Statur des jungen Isamus wie einen Pinselstrich zu erhaschen, doch es blieb keine Zeit, sich über dessen Schicksal den Kopf zu zerbrechen. Schnell. Sie musste Zeit gewinnen, um sich trotz des Gewichts ihres Kimonos zu erheben. Wenn sie ihr Youki zu früh benutzte, bemerkten noch mehr Angreifer, dass sie nicht auf den Tatami-Matten gestorben war. Diese Kerle würden früh genug nach Überlebenden suchen und deren Herzen wie Apfelringe aus der Brust reißen. Bis dahin musste ihre List erfolgreich sein. Er war auch nicht mehr als ein Mann, der ihresgleichen für schwach hielt! "Sag –", krächzte sie ihm entgegen, "nennst du das eigentlich einen Treffer? Mir sind schon Seidentücher schmerzhafter auf die Finger gefallen!" "Wie kannst du es wagen?!" Die Augen des grobschlächtigen Soldaten loderten auf. An seiner Rüstung klebten das Mark und der Seim zweier Hofdamen des Ostens und eines ranghohen Dämons, deren Hälse er wie die von Gänsen geöffnet hatte, doch seine Arroganz war ein jähzorniger Verbündeter: "Hältst du mich etwa für nachsichtig?" "Wie wäre es mit putzig?", lachte sie übermütig vor Angst. "Dir schnitze ich deine Schmähungen einzeln in die Knochen." Oh Gott. Fumi warf sich zur Seite, ehe die Klinge und das laute Knallen dämonischer Energie neben ihrer Schulter ins Holz schlug. War das sein verdammter Ernst? Ein uraltes, geschmiedetes Schwert, an dem das Youki wie ein eifersüchtiger Kappa klebte? Der trug nicht einmal die Verzierungen eines Hauptmanns auf der Seide! Kein Wunder, dass dem Süden der Stolz zu Kopf gestiegen war und ihr fetter, verrückt gewordener Fürst Yuusei den Vorstoß riskierte, sich mit zwei Familien gleichzeitig anzulegen. Doch den Vorteil würden sie niemals behalten. Die Kraft, mit welcher der Holzboden urplötzlich erbebte, rechtfertigte ihre Zuversicht. Sogar der Dämon sparte sich den Hieb, der ihr die Frechheiten aus dem Leib geschlagen hätte und sah wie ein erschrockener Welpe zurück. Fumi fand, wer auch immer dort seine Ankunft in einer weiteren Welle untermauerte, konnte gut und gerne ohne sie auskommen. Das war ihre Chance! Sie wollte und musste hier weg; irgendwie zu ihrer Herrin finden! Mit zusammengebissenen Fangzähnen holte sie genug Schwung, um verschwitzt von den Knien auf die Füße zu stolpern. Yori war es vermutlich längst gelungen, Noriko fortzubringen. Ihr Verstand behauptete zwar eifrig, im ausbrechenden Tumult und Qualm etwas anderes gesehen zu haben – den alten Inu no Taishou, der ihre Herrin in die Höhe zerrte –, doch bloß keine voreiligen Fantasien. Es war mit Sicherheit einfacher, dem Flohgeist Myouga die Geheimnisse eines Höllenschwerts unter herabrieselnden Ahornblättern schmackhaft zu machen, als diesem blutrünstigen Hund eine gute Tat aus den Knochen zu leiern. Der Inu no Taishou verteidigte keine Welpen, hieß es. Toga-sama ließ sich sogar noch mehr Zeit als ihr eigener Fürst, um einzuschreiten. Hatte der seinen eigenen Ruf vergessen? Gleich zwei unbehelligte, hastige Schritte gelangen Fumi, dann ereilte sie ein Schatten aus dem Nichts – viel zu nah, viel zu kehlig geifernd, um das Unausweichliche in den Augenwinkeln nicht herannahen zu sehen. Eine Klinge. Nein! 32 Ihre Antwort war zart. So zart, so weit entfernt, seit er sich lachend seiner wahren Gestalt unterworfen hatte und die Farbe des Schnees in dichten, wilden Fellbahnen an seinen Flanken hinabglitt. Er überragte sie wie ein Berg das Reisfeld, grausam und unverwüstlich. Dennoch entzückte sie ihn über die Maßen. Vielleicht verriet er ihr später den Grund. "Dein Tod wäre wahrlich ein Verlust, Noriko." Des Lächeln des Inu no Taishous fiel besitzergreifender aus als seine rachsüchtig glühenden, tiefroten Augen. In der Abenddämmerung schimmerte seine Iris fast schwarz, während ein gewaltiges Grollen seinen Hals verließ und die Luft von seiner Boshaftigkeit zu singen begann. Das Youki auf den Klauen verschluckte die nahen Gräser wie einen Leichenteppich, dann zerfiel das kräftige Grün der Halme unter einer Böe zu Asche – und er lachte erneut, als hätte er auf ihren Lippen ein gut gehütetes Geheimnis entdeckt. Wie zauberhaft sie doch war. Wild und unnahbar peitschte der Wind zu ihm hinauf, drängte gegen die wulstigen Narben über seinen Augenlidern und umspielte die Lefzen, die dem Tod im letzten Jahrtausend reiche Beute beschert hatten. Einen Atemzug später folgten seine Instinkte ein letztes Mal der Fährte des Südens über sämtliche Mauern hinweg. In seiner wahren Gestalt konnte er ihre Energieausbrüche und Sprünge im Kampf wie Ratten auf seinem gesamten Land trippeln spüren – es beleidigte ihn zutiefst, Dutzende weitere Schwächlinge zu erkennen, hunderte Meter entfernt, fernab in den Dörfern und Berghängen, und sogar jenseits eines Flusses, der um diese Jahreszeit ungezähmt über die Wiesen herfiel und die Sümpfe speiste. So war das also. Diese Pestbeulen sollten sich besser dankbar darüber entpuppen, dass sie noch im Empfangszimmer seine Gattin für diese Anmaßung zu Gesicht bekamen. Ihre Grazie ... war einzigartig. Mochte sie ihm einen Moment lang seine Abwesenheit verzeihen. Für ihn würde es keine zweite Gelegenheit geben, Takerus Tochter ohne ihre lästigen Sittenwächter zu begutachten. Die Zedern, Zypressen und Schwarzkiefern stöhnten in den Gärten, während er unter flirrender, unheilvoll knisternder Macht das Haupt vor der jungen Hundedämonin senkte. Norikos Atem flatterte für ihn hörbar wie ein Schmetterling. Sie zeigte dieselbe, ehrfürchtige Faszination vor ihm, mit der ihm sonst sein eigensinniger Welpe im Morgengrauen auf den Fangzahn fühlte und verfolgte, ob er die Klauen entspannte oder nicht. Zu ihrem Glück wollte er sie nicht töten. Sie stand aufrecht vor ihm, und ihre Dämonenmale unterstrichen die geschmälerten, blassen Lippen. "Toga." "Mei... mein Fürst?" "Es steht dir frei, meinen Namen zu benutzen, Noriko. Ich rette niemandem den Hals, der ihn nicht verdient, doch auch die unbedeutendsten Geschenke haben ihren Preis", knurrte er mit einem gerissenen Funkeln in den Augen. "Heute Nacht sitzt der Süden in meinen Mauern. Ehe ich diesem Narren Yuusei die Zunge für seine Unverfrorenheiten herausreiße: Was bietest du mir für dein Leben an?" 33 Wie? Er ließ sie frei wählen? Nein, das konnte nur eine Falle sein. Er hatte den Erdboden wie den Körper eines Wildtiers aufgebrochen, bevor er in einem Blitz in die Luft gefahren und in einer Wucht zurückgekehrt war, die ihr eigener Vater nur in einer Stimmung reiner Mordlust wählte. Seine wahre Gestalt leibhaftig zu sehen, die Gewalt, die Ruchlosigkeit, all das zerrte an ihren Überlebensinstinkten. Sie beabsichtigte mit keinem Wimpernschlag, ihn von Angesicht zu Angesicht zu unterschätzen. Das war die Stärke und Grausamkeit, nach der sie sich für ihre eigene Ehe verzehrte. Was für eine Schmach, dass er ihre Jugend mit einem einzigen Satz verspottete. Verflucht sollte der Westen sein. Das Offensichtliche ließ sich nicht länger leugnen: Sie war nicht aus Edelmut aus dem Empfangszimmer geschafft worden oder weil ihm die Kranichstickereien ihrer Kimonoseiden etwas bedeuteten. Er nahm seine sterbenden Männer und den Eindruck bewusst in Kauf, sich dem Blutbad auf seinem Grund und Boden zu entziehen. Doch wofür? Was besaß sie? Angespannt starrte sie in die Augen des Inu no Taishous. Ihre Klauen lagen tief verborgen im Seidenkrepp der eigenen blau-weißen Ärmelschleppen. Wonach verzehrte sich der Herr der Hunde, um eine Dämonin ihres Alters nicht nur auf Messers Schneide tanzen zu lassen, sondern sie mit einem schlimmeren Schicksal als dem Tod zu strafen – der Illusion, ihm mit einem geschickten Einwurf nützlich sein zu können? Ihr Wert lag nicht in ihrer Herkunft begründet. Im Osten entschied ihr Vater, wer die Früchte seiner Ländereien erntete und erhielt. Die Zeit kroch wie Maden über sie, während seine Präsenz in den Gärten urplötzlich und sprunghaft anwuchs. Farne und Schachtelhalme beugten sich seinem Willen und sogar ihre hellen, wallenden Pelze erzitterten unter seinem Youki. Erstickt verfluchte sie seinen Einfluss auf ihre Fähigkeit, sich zu sortieren. Schweigen würde sie nicht retten. Eine Idee musste her! Was half ihr, bevor er sie als lästig einstufte? Was?! Er war nicht Isamu, der sie schätz– Natürlich. "Nun, Noriko?" Ja, sein Welpe! Ihre Gedanken sprangen wie Flohgeister an ihm vorbei, aber sie zeichneten Isamu so deutlich, als stünde er direkt vor ihr. Lächelnd, verschmitzt. Er mochte ihr zur Mittagsstunde bloß graue Haare beschert haben, aber wenn es sie irritiert hatte, dass er vor der Ehe wie ein Hase Haken schlug, dann musste es den Inu no Taishou ungenießbar machen. Ein Fürstenhaus hing von der gesicherten Erblinie ab, ganz gleich welcher Feind es wagte, die Klauen nach den Lackschälchen und Pergamentrollen auszustrecken. Isamu war ihr Trumpf. Noriko schöpfte in der Herbstluft Atem, um sich nicht anmerken zu lassen, wie heftig der Wunsch in ihr empor loderte, vor den ungeduldig aufblitzenden Fangzähnen des Herrn der Hunde zurückzuweichen oder die verlöschenden Energien in der Residenz auf ihresgleichen abzutasten – Schwäche gewann keine Vorteile, keine Kriege, nichts. "Ihr vermisst eine Braut für Euren Erben", sagte sie, während die raschelnden Blattadern und Nadeln in den Baumkronen drohten, ihre Stimme zu verschlucken. "Während dieses Täubchen Miharu Eure Titel und Ländereien über ihren Vater als Geschenk erhalten und offensichtlich einem anderen Ehemann als Mitgift anbieten will, werdet Ihr um den verdienten Enkel zu Euren Füßen betrogen. Es wäre vermessen zu glauben, Ihr würdet in die nächste Welt einkehren, ohne ihn je atmen zu hören." "Sesshoumaru." Ja. Ein Name wie geschaffen für einen Welpen. Sie beneidete jeden Mann um den Vorzug, einen Sohn damit als den seinen anzuerkennen und einem Großvater die Blutlinie zu schützen, bis der Junge ihm im Unterholz in die Flanke sprang, bereit voller Geschick seine Kräfte zu erproben. "Ich überzeuge Euren Sohn von der Ehe", bot sie ihm in einer Tonlage an, die Isamu falls nötig an den Haaren aus der Unterwelt zurück zerren würde, sollte er sich lieber in sein Schwert stürzen statt zu heiraten – oder beim Überfall des Südens töten lassen. "Ist das dein letztes Wort?" Norikos Starrsinn rang ihr ein feines Lächeln ab und hangelte sich skrupellos an seiner Statur empor. "Das ist es. Isamu ist jung genug, um mir Gehör zu schenken und wird seine Braut wählen, sobald sie ihm gegenübersteht." Warum sollte sie die Hinterlist seines Vaters auch allein ausbaden? Sie hätte auf ihre Rettung verzichtet, aber diese Unverschämtheit breitete sie vor ihm nicht aus. "Mein liebes Kind. Ein Jammer, dass dein Vater dieses Angebot nicht hören kann", knurrte er heiter, bevor er von einem Herzschlag auf den anderen aufhörte, weiter an sich zu halten und in einer Gewalt auf die Pfoten kam, die sich in grünen, schlangenhaften Blitzen in die Höhe schraubte. Die Dämmerung zerriss in einem Heulen, das eigene Pfade in den Himmel auftat und einen ganzen Landstrich in Angst und Schrecken versetzen mochte. Ehe er endgültig von der blass gewordenen Noriko abließ, starrte er sie wie besessen, ja, trunken vor Zufriedenheit an und überbrückte den Abstand zu ihr bis auf zwei Handbreit. "Ich akzeptiere, Schwiegertochter. " Was? - - - - - - - 'Ich möchte einen Enkel' auf dämonisch. Kapitel #18, "Schwarzkiefer II", geht in die Offensive. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)