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Fairy High Story

von

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Ich soll hier was?!

Mein ganzes bisheriges Leben verbrachte ich in meiner Heimat, Russland. Nun wurde ich von meinen Eltern in meine vermeintliche, zweite Heimat geschickt. Diese sei wohl das, was ich jetzt gerade vor mir sehe...

„Japan?!“ //Was zur Hölle mach' ich denn ausgerechnet in Japan?!//

„Miss Irina? Stimmt etwas nicht?“

Ich sehe meinem Butler und seit Jahrzehnten Vertrauten meiner Familie, Tanaka, überrascht entgegen. Dieser lächelt mich mit vollkommener Manier an.

„Kommen Sie, miss Irina. Der Wagen wartet schon auf uns.“, ist alles, was er dazu zu sagen hat und geleitet mich zu einem schwarzen Wagen, wessen Hintertür er mir sogleich aufhält. Zögerlich rutsche ich auf den ledernen Sitz und sehe zu, wie Tanaka die Tür wieder schließt, kaum das ich meine Füße auf den Boden des Wagens absetze. Er selbst steigt vorne neben dem Fahrer ein und beginnt mit ihm zu sprechen.

//Also keine Chance auf eine Erklärung für meinen Aufenthalt hier...// Die Tatsache widerwillig akzeptierend, widme ich meine Aufmerksamkeit der neuen Umgebung, welche nun beginnt an mir vorbei zu ziehen. Die vorbeiziehenden, hohen Gebäude von Unternehmen der großen Klasse bis hin zu Wohnkomplexen für die Oberschicht, machten nach und nach kleineren Wohnhäusern und Geschäften Platz. Wir scheinen also aus der Innenstadt in eine Art Vorstadt gekommen zu sein, doch wir fahren weiter und nicht weit länger erreichen wir ein Wohnviertel mit Eigenheimen. Große Familienhäuser, in den verschiedensten Stilen. Vor einem, von der Größe durchschnittlichen, im viktorianischen Stil gehaltenen Wohnhaus machen wir schließlich halt.

„Zwischenstation, miss Irina.“, lässt der Fahrer vermerken und Tanaka den Wagen verlassen. Als dieser schließlich meine Tür öffnet, sehe ich ihn beim aussteigen mit großen Fragezeichen über dem Kopf an.

„Zwischenstation?“

„Wir benötigen noch ein paar Dokumente, bevor es weitergeht. Machen wir also auch am besten eine kleine Pause, währenddessen erkläre ich Ihnen alles im Detail.“

Also betreten wir das Haus und ich werden durch einen kleinen Flur, in eine geräumige Küche geführt. Dort steht eine Hauswirtschaftlerin und stellt soeben ein Tablett mit zwei großen Tassen Kaffee auf den Esstisch. Als sie mich erblickt, hellt sich ihre Miene schlagartig auf und ein erfreutes quieken entflieht ihren jungen Lippen.

„Miss Irina! Sie sind aber groß geworden!“ Und schon kommt die zierliche Frau auf mich zu und zieht mich in eine enge Umarmung.

„A-Aya! Schön, Sie wieder zu sehen. Es ist lange her.“ Ich lächele sie offen an und sehe, wie ihre Augen zu glänzen beginnen.

„Jetzt weinen Sie doch nicht. 5 Jahre sind doch keine so lange Zeit.“ Tanaka hält der aufgelösten Frau ein Taschentuch hin, welches sie dankend annahm.

„Für Ihre Familie vielleicht nicht, Miss. Für mich Normalsterbliche sind 5 Jahre eine Ewigkeit. Als ich damals noch Ihr Kindermädchen war haben Sie noch jede Minute damit verbracht mich über das Grundstück zu jagen, weil Sie wieder einmal ausgebüchst waren und jetzt steht eine so ausdrucksstarke, junge Frau vor mir. MISS IRINAAA!!!!“

„Aber Aya! Schrei doch nicht so und halt dich unter Kontrolle. Du bringst miss Irina noch in Verlegenheit.“, tadelt Tanaka seine Kollegin und blickt entschuldigend in meine Richtung.

„Aya. Trinken Sie mit uns einen Kaffee?“, frage ich mit einem aufmunternden Lächeln im Gesicht und mache mich daran eine dritte Tasse aus dem Schrank zu holen. Währenddessen bringt Tanaka Aya an den Esstisch und ich könnte schwören noch ein paar tadelnde Worte von ihm gehört zu haben. Als ich an den Esstisch trete, stelle ich die noch leere Tasse vor Aya und setze mich ihr gegenüber.

„Jetzt schenken Sie sich erst einmal den Kaffee ein, Aya. Tanaka, seien Sie bitte nicht all zu streng mit Aya. Sie ist perfekt, so wie sie ist. Was wäre Aya ohne ihren sentimentalen Charakter?“ Aya sieht mich mit überraschten, großen Augen an und Tanaka zeigt eine angedeutete Verbeugung um seinem Verstehen kund zu tun.

„Jetzt erzählen Sie mir doch mal, was ich denn nun in diesem Land zu tun habe, Tanaka.“, frage ich und nippe an meiner Tasse.

„Sie werden hier, um sich weiter zu entwickeln, zur Fairy High School, der besten Magierschule in ganz Japan gehen.“, ist seine knappe Kundgabe.

Sofort verschlucke ich mich an meinem Kaffee und schlage mir geschockt auf die Brust.

„Wie bitte, was?!“, sage ich, noch immer teilweise hüstelnd.

„Und dort auch in einem Wohnheim leben.“, fährt er fort.

„Auch noch-! Einen Moment bitte, ja? Wieso sollte ich-? Ich verstehe das nicht. Ich bin doch schon vollends ausgebildet.“

„Was Ihre Pflicht als Erbin angeht haben Sie da auch Recht. Was Ihr Können über Magie angeht, sind Sie jedoch noch nicht vollständig ausgebildet. Ihr Unterricht im Haus hat Sie vieles gelehrt, aber noch nicht genügend um auch eine geeignete Beschützerin zu sein.“

„Ich glaube das einfach nicht...“

„Sehen Sie es doch einfach als neues Projekt zur Selbstfindung. Sie wollen doch Ihre Magie auch mit vollem Vertrauen anwenden können, oder nicht?“

„Doch, natürlich!...“, ich seufze einmal tief.

„Dann fahren wir heute noch dort hin?“, ist meine letzte Frage.

„Morgen früh. Ich fahre Sie zur Schule und während Sie die übliche Prozedur in der Schule durchleben, werde ich überprüfen, ob alle Ihre Sachen und die Möbel angekommen sind.“, erklärt der alte Mann ruhig.

Ich nicke zur Bestätigung. „Gut. Und wo befindet sich das Wohnheim?“

Tanaka erklärt mir alles, was ich wissen muss und übergibt mir einen Zettel, auf welchem nochmals alles genau steht.

Am nächsten Morgen überreicht mir Aya meine Schuluniform, welche ich ab heute immer zur Schulzeit tragen soll.

„Ganz klassisch. Rock, Bluse und optional ein Blazer. Rock und Blazer in Schwarz gehalten, Bluse Weiß. Auf den Oberteilen das Wappen der Schule. Na dann, auf Wiedersehen Individualität.“, mustere ich die neuen Kleidungsstücke und begebe mich widerwillig ins angrenzende Badezimmer. Fertig umgezogen überprüfe ich, ob ich auch alle meine Wertsachen zusammengepackt habe und begebe mich anschließend nach unten zu Tanaka und Aya. Beide befinden sich schon in der Küche und trinken ihren Kaffee. Da ich nicht frühstücke, schließe ich mich mit einem Kaffee an und lasse die schwärmenden Äußerungen über meine Uniform und welch ein Glück ich habe, auf solch eine tolle Schule gehen zu können, über mich ergehen. Bevor wir endgültig aufbrechen gibt mir Tanaka noch mehrere Briefumschläge. Ein paar für das Sekretariat, einen für den Direktor und einen für mich selbst. Den Brief für mich solle ich erst am Ende des Tages öffnen. „Anordnung Ihres Vaters.“, meint Tanaka.

Auf dem Weg zur Schule sehe ich vereinzelt Schüler mit der Uniform meiner Schule und bin in erster Linie erstaunt, dass sich die Uniformen in der Farbe unterscheiden. //Also ist doch ein wenig Individualität gestattet. Finde ich gut.// Als nächstes fällt mir auf, wie wenig Schüler meiner Schule unterwegs waren. //Leben die meisten im Wohnheim?// Während ich darüber nachdenke bemerke ich nicht, wie schnell wir vor dem Tor der Schule ankommen und erschrecke mich leicht, als plötzlich die Wagentür geöffnet wird und Tanaka mich leicht verwirrt ansieht.

„Ist alles in Ordnung?“, fragt er und ist mir beim verlassen des Wagens behilflich.

„Ja, alles in Ordnung. Ich war bloß etwas in Gedanken.“

„Verständlich. Sie gehen zum ersten mal in eine Schule, hieß es zu mir. Da ist es vollkommen Normal aufgeregt zu sein, aber glauben Sie mir. So schlimm ist es nicht. Sie werden sich sicher schnell einleben können.“, bleibt Tanaka zuversichtlich und lächelt aufmunternd.

„Ich danke Ihnen, Tanaka. Dann lasse ich Sie mal weiterfahren. Die anderen Schüler schauen schon die ganze Zeit.“, sage ich mit meinem Pokerface.

„Das werde ich. Haben Sie einen erfolgreichen ersten Tag, Miss Irina.“, verabschiedet er sich.

„Jetzt bloß nicht verbeugen, Tanaka.“, mahne ich leise, da er schon Anzeichen dafür macht. Sofort hält er inne und grinst vergnügt.

„Wäre peinlich, oder?“, darauf lacht er und steigt wieder in den Wagen.

//Na, dann mal los. Wo ging es nochmal zum Direktorat?// Nach verzweifelnden fünfzehn Minuten habe ich das Direktorat noch immer nicht gefunden und stehe nun ratlos an einer Ecke, irgendeines Gangs, in irgendeiner Etage.

„Nur noch zehn Minuten bis ich beim Direktor sein muss...Was mach' ich denn jetzt?..“, seufzend sehe ich abwechselnd auf meinen Zettel in meiner Hand und die überaus unnötige Ausschilderung vor mir. //So geht das nicht!// Genervt stecke ich den Zettel zurück in meine Tasche und gestehe mir ein nun wohl doch nach dem Weg fragen zu müssen. Ich biege also um die Ecke, an der ich stehen geblieben bin und ehe ich mich versehe, stoße ich schon mit jemanden zusammen. //Au. Das war die Schulter.// Ich sehe auf, um mich schnell entschuldigen zu können und sehe, wie mich ein Mädchen mit langen, roten Haaren überrascht ansieht. //Oh nein, wie peinlich...//

„Oh nein, wie ungeschickt von mir. Tut mir Leid, ist alles okay? Hast du dir wehgetan?“, fragte das Mädchen, kaum das es sich aus ihrer Starre befreit hat.

„N-Nein...Alles in Ordnung und bei dir?“

„Nur keine Sorge. Ich habe nicht einmal wirklich etwas gespürt.“, lacht sie und sieht mich plötzlich etwas genauer an.

//So nah...//

„Sag' mal. Ich habe dich hier noch nie gesehen, oder?“

„Nein, nein. Ich bin neu hier. Streng genommen ist das heute mein erster Tag und bin auf dem Weg zum Direktorat.“, antworte ich schnell und sehe nochmals auf die Uhr.

„Und das muss ich innerhalb weniger Minuten endlich finden, sonst komme ich zu Spät.“, erkläre ich hektisch.

„Dann hat unser Zusammenstoß sogar einen Vorteil. Ich bin Erza Scarlett. Ich fungiere hier als die Schulsprecherin. Ich kann dich zum Direktorat bringen.“, stellt sie sich höflich vor und streckt mir die Hand hin.

//Wie aufmerksam. Hat sie bemerkt, dass ich Ausländerin bin? Dabei spreche ich fließend Japanisch.// Freut mich, Erza-san. Ich bin Irina Romanov. Ich danke dir jetzt schon für deine Hilfe.“, stelle ich mich vor, schüttele kurz ihre Hand und gehe neben ihr her, während sie mir schon einmal ein paar Dinge über die Schule erzählt.

„Dann hat die Schule also gar nicht nur ein Wohnheim?“, frage ich überrascht.

„Nein. Es gibt mehrere Wohnheime. Zu den größten gehören da zum Beispiel Sabertooth, Blue Pegasus, Lamia Scale und Fairy Tail. Eigentlich sollte Phantom Lord auch dazugehören, aber dieses Wohnheim wird bald abgerissen und etwas neues soll hin gebaut werden.“, erklärt mir Erza.

„Wieso muss es denn abgerissen werden?“

„Aus mehreren Gründen. Schüler, welche ihre Schulzeit beendet haben, welche die in ein anderes Wohnheim gewechselt haben und zuletzt wurde der Leiter des Wohnheims gekündigt, da er gegen die Auflagen verstoßen hat. Phantom Lord ist sozusagen ein kleiner Schandfleck auf dem Gelände.“

„Zeigt aber nur, dass es nirgends Perfekt sein kann. Das ist auch gut so. wie soll man denn sonst noch wirklich etwas dazulernen können, nicht wahr?“

„Bin ganz deiner Meinung, Irina-san.“, stimmt mir Erza zu und bleibt vor einer Tür stehen.

„So, hier ist das Direktorat. Bist du noch rechtzeitig?“

„Aber auf den Punkt pünktlich.“, lache ich. Erza schließt sich kurz an und dann verabschieden wir uns auch schon.

Ich betrete den Vorraum, in welchem eine Sekretären sitzt und melde mich bei ihr an.

„Warte bitte einen Moment, Schätzchen. Ich sage Makarov-san schnell Bescheid, dass du da bist.“, bittet sie mich und ich danke indem ich lächele und kurz nicke.

Während ich warte, ziehe ich noch schnell die Briefe für das Sekretariat aus meiner Tasche und lege sie auf den Tresen.

„So, Schätzchen. Du kannst jetzt zu ihm.“, meldet die junge Sekretärin und setzt sich wieder an ihren Platz.

„Dankeschön. Ich habe Ihnen noch ein paar Unterlagen hier liegen.“ Ich zeige auf den kleinen Stapel an Briefen und gehe auf das dankende Kichern ihrerseits in die Richtung, aus der sie eben gekommen ist. Nach wenigen Schritten stehe ich an einer Tür mit der Aufschrift Direktor Makarov. Ich klopfe an und warte auf ein einladendes Zeichen.

„Kommen Sie ruhig Herein.“, erklingt die dunkle Stimme des Direktors. Ich öffne die schwere Holztür und trete in den Raum. Nachdem ich die Tür hinter mir wieder geschlossen habe, gehe ich auf den massiven Schreibtisch zu.

„Guten Tag. Sie sind doch sicher miss Romanov, nicht wahr?“ Ein ausgesprochen kleiner, alter Mann kommt auf mich zu und streckt mir seine Hand entgegen.

//Das ist der Direktor? Tanaka hat mir von einem überaus mächtigen Magier erzählt. Das dieser aber so klein ist, überrascht mich sehr.//

„Guten Tag. Genau die bin ich. Freut mich sehr Sie kennenzulernen.“ Ich schüttele kurz seine Hand und setze mich auf den angebotenen Stuhl vor dem Schreibtisch.

„Also, erst einmal willkommen an der Fairy High. Ihr Vater hat mir erzählt, dass Sie hier sind, um Ihre magischen Kenntnisse zu erweitern?“

„So ist es. Für den späteren Verlauf meines Lebens ist es von großem Wert entsprechend mit meinen Kräften umgehen zu können.“, erkläre ich.

„Sie sprechen unsere Sprache ja wirklich ausgezeichnet. Hatten Sie extra Unterricht darin?“, fragt er grinsend.

„Nein, ich bin mehrsprachig aufgewachsen, da mein Vater russischer und meine Mutter japanischer Abstammung ist.“, erläutere ich wieder und sehe, wie Herr Makarov kurz auf ein Papierstück sieht.

„Das trifft sich natürlich sehr gut. So werden sie keine Verständigungsprobleme haben.“

„Richtig. Ich habe übrigens noch ein Schreiben für Sie.“ Ich greife in meine Tasche und ziehe den Brief mit der Aufschrift an Herr Makarov heraus. Diesen übergebe ich ihm und warte ab bis er den Inhalt gelesen hat.

„Wie ich sehe sind Sie sprachlich sehr begabt. Sie haben auch ein großes Wissen im Wirtschaftsbereich und eine Eliteausbildung haben Sie auch abgeschlossen. Wo haben Sie das alles gelernt?“

„Ich hatte bislang immer Privatunterricht und habe von verschiedenen Personen gelernt.“

„Privatunterricht? Ist das hier in dem Fall Ihr erstes Mal in einer Schule?“, fragt er überrascht.

Ich nicke verlegen. „Ich bin deshalb auch etwas aufgeregt.“, gebe ich leicht gerötet zu.

„Oh! Das brauchen Sie gar nicht zu sein. Die Schüler hier lernen weitaus mehr, als theoretisches und praktisches Wissen im Bezug auf Magie. Gemeinschaftssinn steht bei uns streng genommen noch weiter oben, als das. Sie werden hier sicherlich schnell Anschluss finden.“, aufmunternd grinsend legt er das Schreiben auf seinem Schreibtisch ab und steht auf. „Ich bringe Sie noch eben schnell zum Lehrerzimmer. Dort werden Sie dann zusammen mit Ihrem Klassenlehrer zu Ihrer Klasse gebracht.“

„Vielen Dank, Makarov-san.“, bedanke ich mich und stehe ebenfalls von meinem Stuhl auf.

„Das mache ich doch gern. Übrigens, wurden Sie schon informiert in welches Wohnheim Sie kommen?“

„Ja, ich glaube es heißt Fairy Tail?“, beantworte ich und überlege noch einmal, ob es wirklich so heißt.

„Gut, Sie wurden informiert. In Ihrer Klasse gibt es ein paar Schüler, die auch dort wohnen. Sie werden Ihnen sicher den Weg zeigen.“, versichert er mir und tritt mit mir in den Gang.

Ein Kampf gegen...?

Wenig später kommen wir am Lehrerzimmer an und ich werde an meinen Lehrer übergeben.

„Jo! Ich bin Gildarts. Ab heute bin ich dein Klassenlehrer und gleichzeitig Ansprechpartner für Probleme aller Art. Freut mich sehr dich hier willkommen zu heißen.“, stellt er sich vor und ich bin erstaunt wie groß und kraftvoll dieser Mann vor mir erscheint. Es geht auch eine beträchtliche Energie von ihm aus. Vollkommen anders wie bei Makarov-san.

„Mein Name ist Irina Romanov. Sehr erfreut.“, stelle auch ich mich vor.

„Eine sehr schöne Aussprache, ausgezeichnet. Dann komm mal mit. Die Chaoten werden sicher langsam ungestüm vor lauter Neugier.“, laut lachend verlässt er mit mir das Lehrerzimmer und steuert auf einen Raum direkt unter dem Lehrerzimmer zu.

//Mann, kommt da ein Lärm durch. Sind die immer so laut? Oder liegt das nur daran, dass ich noch nie in einer Schule war?//

Gildarts-sensei knallt die Tür auf, was mich kurz zucken ließ und stapfte lautstark zum Lehrerpult. Ich warte noch draußen.

„Setzt euch hin, ihr Gören!“, brüllt er breit grinsend und nach und nach setzen sich alle auf ihre Plätze.

„Da unser lieber Makarov-san ja die Klappe nicht halten konnte, wisst ihr bereits, dass ihr ab heute jemand neues in der Klasse begrüßen dürft. Kannst jetzt kommen.“, grinsend sieht er zu mir und ich betrete, wie auf Autopilot den Raum. Neben dem Lehrerpult komme ich zum stehen und richte meinen Blick zu den anderen Schülern.

„Stell' dich doch bitte vor.“, bittet mich Gildarts-sensei.

//Ich glaube ich muss sterben!!// Ich atme einmal kurz durch, bevor ich mich vorstelle.

„Mein Name ist Irina Romanov. Ich freue mich sehr euch kennenzulernen und hoffe auf eine angenehme, gemeinsame Zeit.“

„Gut, Irina. Danke. Hast du etwas dagegen, wenn die Meute sich mit Fragen auf dich wirft?“

„Verschont bleibe ich doch sowieso nicht. Also dann lieber jetzt schon damit anfangen.“, kichere ich, obwohl ich am liebsten gerade im Erdboden versinken würde.

„Du hast Humor! Das passt super hierher.“, lacht er. „Also gut. Wer will was fragen?“, wirft er die Frage in die Klasse und augenblicklich schnellen sämtliche Hände in die Höhe. Gildarts-sensei ruft den ersten auf.

„Woher kommst du?“, lautet die erste Frage.

„Ich komme aus Russland.“, antworte ich.

„Woher kannst du unsere Sprache so gut?“, kommt die nächste Frage.

„Meine Mutter ist japanischer Abstammung. Deshalb ist Japanisch auch meine Zweitsprache.“

„Wie alt bist du?“

„Ich bin siebzehn Jahre alt.“

„Und was ist deine Magie?“, hoffentlich fürs erste die letzte Frage.

„Hm..Das seht ihr schon noch.“, grinse ich schief und sehe mich nach einer weiteren Hand um. Tatsächlich streckte noch genau eine Person.

//Das ist doch Erza!//

„Das da?“, fragt sie und zeigt mit einem Finger auf ihr rechtes Auge.

„Ist ein Teil meiner Magie. Die Augenklappe hat jedoch keinen bestimmten Sinn. Ich fühle mich mit ihr lediglich sicherer.“, antworte ich lächelnd.

„Gut. Da ich euch Würmern ja auch noch was beibringen muss, reicht das fürs erste. Belagert Irina-chan also bitte in eurer Pause. Irina-chan, du kannst dich da hinten zu dem gelangweilten schwarzhaarigen Heini und dem mit den pinken Haaren setzen. Ein anderer Platz ist leider nicht mehr frei, tut mir Leid.“, mit entschuldigendem Blick kratzt er sich am Hinterkopf.

„Schon okay. Ich komme klar, danke.“, bedanke ich mich und steuere auf meinen Platz zu. Als ich mich niederlasse beginnt auch der Unterricht.

„Jo, Heinis! Lasst Irina-chan in eure Bücher sehen! Sie hat ihre noch nicht bekommen!“, befiehlt Gildarts-sensei und beide knurren grimmig, legen dennoch ein Buch zurecht, damit ich auch hineinschauen kann.

„Dankeschön.“, bedanke ich mich lächelnd im Flüsterton und krame noch schnell Stift und Papier aus meiner Tasche.

Den Unterricht bei Gildarts-sensei empfinde ich als sehr angenehm. Er macht sich nicht die Mühe mit uns in irgendeinem Kauderwelsch zu sprechen, sondern spricht wie eine ganz normale Person. Das empfinde ich als sehr angenehm und er ist sich nicht zu schade Späße zu machen.

Irgendwann war es dann Zeit für die Pause, von der ich die ganze Zeit hoffte, sie würde nicht kommen. Denn...

„Hey, Irina-san! Erzähl doch mal. Wie ist es so in Russland?“ „Kannst du mal was auf russisch sagen?“ „Was ist denn nun deine Magie?“ „Was versteckst du unter deiner Augenklappe? Hast du dein Auge etwa verloren?“ „Du bist so Hübsch! Was ist dein Geheimnis für so glänzende Haare und so porenfreie Haut?“

//Gott!! Ihr nervt ja so was von! Noch mehr Fragen und ich schreie...//

„Jetzt hört doch mal auf! Sie kommt ja nicht einmal zum atmen!“, brüllt auf einmal eine strenge Stimme.

„Erza-san...“

„Entschuldige. Sie sind schnell sehr aufdringlich, wenn sie sich für etwas interessieren. Du darfst ihnen gerne Zunder geben, wenn sie dich nerven, klar?“

„Danke. Ich werde es mir merken.“, lächele ich ihr entgegen und stehe von meinem Platz auf.

„Ich suche mir mal etwas zu Essen.“

„Weißt du denn wo du hin musst?“, fragt mich Erza-san und da fällt mir wieder ein, dass ich mich ja noch gar nicht auskenne. Verlegen kichernd kratze ich mich am Hinterkopf. „W-Wo muss ich denn lang?“

Alle fangen zu lachen an und eine kleine Gruppe begleitet mich, unter der Bedingung mich nicht mit Fragen zu bombardieren, zur Cafeteria. Zurück in der Klasse setze ich mich zu Erza-san an die Fensterfront und esse in Ruhe meine eben gekauften Leckereien.

„Meinst du es ist gut so viel zu essen?“, fragt sie mich, als sie mir eine Weile zugesehen hat.

„Das muss ich sogar. Ich muss doch jederzeit bei vollen Kräften sein. Okay, in Wirklichkeit kommt das von meiner Magie. Ich muss große Mengen zu mir nehmen, damit ich nicht schlapp mache.“, gebe ich zu und nehme den letzten Bissen meines Brötchens.

„Also ungefähr wie bei Natsu und Gajeel?“, fragt sie und zeigt hinter sich.

„Wen meinst du?“

„Achja, natürlich. Entschuldige. Also, der Typ mit den vielen Piercings und den struppigen, langen, schwarzen Haaren ist Gajeel Redfox. Er ist der Eisen Dragon Slayer. Der pinke Volltrottel, mit dem er sich gerade zofft ist Natsu Dragneel, der Feuer Dragon Slayer. Beide schlingen wie wilde Tiere und das in Mengen, so viel bekomme ich in einer Woche nicht runter.“, stellt sie mir die beiden vor.

„Sie sind also Dragon Slayer?...“

„Ja. Wieso? Stimmt etwas nicht?“

„Nein, nein. Alles in Ordnung. Ich bin nur etwas überrascht. Aber jetzt wo du es sagst, macht es doch ziemlich Sinn. Sie verhalten sich so wild, scheinen sehr Temperamentvoll.“

„Vergiss' aggressiv und strunzdumm nicht.“, meldet sich eine Stimme neben mir.

„Ach, Gray! Gut, dass du da bist. Mit dir muss nämlich noch ein Hühnchen rupfen.“, posaunt Erza und baut sich vor dem dunkelhaarigen auf.

„Was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht, dass du so was sagst?“, fragt er leicht genervt, weicht jedoch etwas zurück.

„Was stellst du die letzten Nächte eigentlich in deinem Apartment an? Ich kann nicht in ruhe Schlafen, wenn du dein halbes Zimmer zerstörst!“

„Tu' ich doch gar nicht! Ich mache abends schnell meine Trainingseinheiten und geh dann schlafen. Sicher, dass du den Lärm von meinem Zimmer aus hörst und nicht einer von den anderen beiden der Verursacher ist?“, streitet Gray sofort ab.

„Aber du bist doch direkt über mir.“

„Vergiss nicht, dass sein Zimmer zum Teil auch noch zu Gajeel reicht. Der macht beim zocken immer total den Lärm. Musste wegen ihm sogar schon extra mein Bett umstellen, damit ich ihn nicht so laut höre.“, erklärt Gray und sieht Erza seiner Aussage sicher entgegen.

„Versicher dich besser indem du anderen beiden noch fragst. Nicht, dass Gray als schuldig verurteilt wird und dann ist er doch nicht der schuldige.“, mische ich mich ein und rate Erza.

„Irina-san hat Recht. Ich bin dir nicht böse, oder so. Ich kann auch nur meine Seite schildern, ohne dir groß etwas zu beweisen. Nimm es aber bitte als Ratschlag an.“, bittet Gray und wirft einen kurzen Blick in meine Richtung.

„Habt ja Recht. Na dann erweitere ich meine Ermittlung sofort. Du kommst klar, Irina-chan?“

„Keine Sorge. Ich muss sowieso noch meine Sachen packen. Nach der Pause geht es ja in die Trainingshalle.“

„Stimmt. Ich bin schon gespannt, welche Magie du anwendest, Irina-chan.“, lächelt mich Erza an und steuert auf die zwei Dragon Slayer zu.

Während Erza mit hoher Wahrscheinlichkeit gleich einem der beiden den Schädel einhauen wird, packe ich schnell meine Sachen zusammen und schulter meine Tasche.

„Wollen wir schon 'mal vorgehen? Bei den drei könnte das noch einen Moment dauern.“, schlägt Gray vor und schultert auch seine Tasche.

„Klingt super. Danke, dass du mir den Weg zeigst.“, bedanke ich mich und verlasse mit Gray das Klassenzimmer. Hinter uns folgten auch schnell die anderen. Fluchtartig rennen und rufen sie Dinge wie „Die Apokalypse! Dieses Mal übertreiben sie es wirklich!“ und „Hier fliegt gleich alles in die Luft!“. Die verstörten Kameraden scheinen Gray jedoch überhaupt nicht aus der Ruhe zu bringen.

„Warum bleibst du denn so gelassen, Gray?“, frage ich und versuche mich nicht von den anderen umrennen zu lassen.

„Die machen aus einer Mücke 'nen Elefanten. Das letzte Mal, als die drei Stress miteinander hatten, sind doch nur zwei Klassenräume zerstört worden. Nichts, was man nicht wieder richten könnte.“, faselt er in einer Gelassenheit daher...

„Z-Zwei Klassenräume?! K-Kommt so was öfter vor?“, stottere ich vor Unglauben.

„Streitereien stehen in unserer Klasse an der Tagesordnung. Deshalb haben wir viel öfter Unterricht in der Trainingshalle. Wir sind zu energiegeladen und nicht genug ausgelastet.“, das sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht und lässt eine Hand auf meine Schulter fallen. „Du gewöhnst dich noch daran, keine Sorge. Sind eigentlich alle ganz gut auszuhalten. Selbst Natsu kann man hin und wieder echt gut aushalten und das ist bei so 'nem Lurch, wie er einer ist, nicht selbstverständlich.“, er lacht und nimmt seine Hand wieder von meiner Schulter. Langsam verlassen wir das Schulgebäude und laufen ein Stück weiter zu einem kleinen Gebäude, dass eher einem Hausmeisterhäuschen, als einer Trainingshalle ähnelt.

//Ist doch wohl ein Witz...oder?//

„Ähm..sicher, dass das die Trainingshalle ist?“, frage ich skeptisch und bleibe vor dem Eingang stehen.

„Komm mit rein, dann siehst du es.“, grinst Gray und drückt mich durch die Tür.

Im Innern des Gebäudes erwartete mich die erste Überraschung.

„Hier ist ja nur eine Treppe..“, murmele ich und werde die Treppe hinunter gezogen. Am Ende der Treppe erstreckt sich ein langer, nur bedingt beleuchteter Gang bis zu einer großen Flügeltür. Diese wurde von den Schülern vor uns aufgestemmt und als Gray und ich eintraten fielen mir beinahe die Augen aus.

„Das ist ja riesig!! Sind wir so weit unter Tage, dass das funktioniert?“, mein staunen konnte ich einfach nicht verstecken. Ich habe so etwas bisher noch nie gesehen.

„Ja, dass dachte ich an meinem ersten Tag auch. Es ist so groß, weil so viel Platz beim Training auch voll von Nöten ist. Komm, wir setzen uns erst einmal auf die Sitzplätze, bis es losgeht.“

Ich werde von Gray zur Tribüne geleitet und in der zweiten Reihe von unten gesetzt. Dort warten wir, bis alle eingetroffen sind und auch der Lehrer auftaucht. Zu meinem erstaunen wird dieser Unterricht von Makarov-san geleitet.

„Er ist einfach der beste für diesen Unterricht.“, hat mir Gray gesagt und die Schüler um uns herum bestätigten dies mit einem Nicken oder zustimmenden Lauten.

„Hallöle, ihr alle! Ich habe mir für heute gedacht, wir könnten mal wieder Einzelkämpfe bestreiten. Nach dem letzten Mal scheinen ja einige noch eine Rechnung offen zu haben.“, grinst der kleine Mann und erfreut sich den begeisterten Ausrufe der Schüler.

„Jedoch! Wir haben da heute noch jemanden zu testen. Irina-san! Du trittst gegen Erza an!“, ruft Makarov-san aus und ich werde augenblicklich nervös, als ich die schockierten Gesichter der anderen sehe.

„Das kannst du doch nicht machen, Makarov! Die arme soll gleich an ihrem ersten Tag gegen Erza antreten?“, ruft ein Mädchen mit kurzen blauen Haaren, in welchen ein gelbes Haarband gebunden ist, zu dem kleinen Mann hinunter.

„Das packt sie schon, keine Sorge.“

//Der ist aber optimistisch...Na ja, hilft doch alles nichts.//

Ohne Umschweife steige ich die Stufen hinab und steuere die Mitte der Halle an. Ich bleibe vor Erza stehen und sehe sie mir genau an.

War das zu viel?

„Halt dich nicht zurück.“, sagt diese und lächelt mich schief an.

„Hau du auch alles raus, was du hast.“, gebe ich genau so schief grinsend zurück.

Wir nehmen Abstand zu einander und vollziehen die ersten Vorbereitungen. Wir dürfen nicht in unserer Uniform kämpfen, was mich zwingt mich umzukleiden.

//Zum Glück besitze ich auch ein wenig Kenntnis in der Tauschmagie.//

„Kansou...“, murmele ich und stehe kurz darauf in meinem üblichen schwarzen Kampfoutfit auf dem Platz. Um genug Bewegungsfreiheit zu haben fällt das Outfit wie ein Kleid aus. Es sieht zwar nach nicht viel aus, doch der Stoff des Outfits ist etwas spezielles. Besser als jede metallene Rüstung sein kann.

„Du besitzt Können im Kansou?“, fragt Erza erstaunt.

„Nur ein klein wenig.“, antworte ich und halte mich nicht weiter mit Plaudereien auf. Im Bruchteil einer Sekunde stürzen schwarze Flammen auf meine Gegnerin hinab.

//Anscheinend habe ich sie ein wenig erschreckt.// Ich wusste schon im vornherein, dass sie den Flammen ausweichen wird, deshalb war ich wenig überrascht sie schnell wieder zu sehen.

„Das war haarscharf, Irina-chan!“, ruft sie von ihrer Position aus und schreckt zusammen, als sich plötzlich schwarze Schatten um ihre Beine schlingen.

„Bleib' doch bitte mal kurz da stehen, Erza-san. So ist es nämlich perfekt.“ Mit fiesem Lächeln auf den Lippen, mache ich meine erste Bewegung.

„Kuroi...KAGE!!!!“, damit stürze ich mich auf Erza-san und verpasse ihr eine schöne Wunde an der Schulter. Schnell nehme ich wieder Abstand zu ihr, da durch den Angriff auch die Schatten zurückgewichen sind und Erza-san nicht mehr festgehalten wird. Kaum das ich auf dem Boden lande, springt mir Erza-san entgegen und fuchtelt mit ihrem Katana umher. Ich bin gut ausgewichen, doch der letzte Schwung traf meine Augenklappe und schnitt ein kleines Stück in den Bund ein.

//Bleib bloß dran!// ermahne ich das Lederband und befördere Erza-san sogleich in die Luft. Dort setze ich ihr mit Tritten und Schlägen ziemlich zu, bekomme aber selbst auch guten Konter ab.

„Du bist gut.“, lobt mich Erza-san.

„Versuch gar nicht erst mich abzulenken, Erza-san.“ Mit ernstem Auge stoße ich sie von mir, um wieder den nötigen Abstand zwischen uns zu gewinnen.

„Das war lediglich ein Lob. Deine Angriffe konnte ich nicht voraussehen. Das ändert sich natürlich ab sofort. Du wirst es nicht mehr schaffen mich zu überraschen!“, verkündet sie und wechselt augenblicklich ihre Rüstung.

//Versucht sie etwa immer noch auf Schnelligkeit zu setzen? Ihrer Haltung nach, wird sie versuchen mich von allen Seiten anzugreifen.// Während ich darüber nachdenke, landen wir wieder auf festem Boden.

//Denk nach, Iri. Du brauchst in wenigen Augenblicken einen Flächenübergreifenden Angriff, um sie zu parieren...// Ich entschließe mich, auf meine Instinkte zu vertrauen und halte mein Auge geschlossen. Ich konzentriere mich gänzlich auf die Bewegungen meines Gegners und bestimme so ihre geplanten Abläufe.

//Damit kann ich zwar auch daneben liegen, aber einen Versuch ist es wert.//

Vor meinem inneren Auge taucht die schemenhafte Gestalt Erza-san's und ich kann jede ihrer Bewegungen nachvollziehen.

//Sie bewegt sich zu meiner linken Seite, wird mich jedoch von hinten angreifen...// Schlussfolgere ich und lande damit einen Volltreffer. Also entscheide ich mich kurzerhand dafür, meine Flügel freizulassen und Erza-san durch die aufkommende Druckwelle wegzuschleudern. Ich höre einen kurzen Aufschrei, gefolgt von einem rumpeln.

//Getroffen..//

Ich öffne wieder mein Augenlid und sehe hinter mich. Erza-san ist gegen die Tribüne, welche unbesetzt ist, gerammt worden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelt sie sich schnell wieder auf und sieht mich steinern an.

„Hab ich's übertrieben?“, flüstere ich, mache mich jedoch sofort wieder bereit zu parieren, da Erza-san wohl gerade am ausrasten ist.

Mit einem kraftvollen Sprung erreicht sie mich in Windeseile und landet mit ihrem Brecher von Schwert einen frontalen Treffer. Mich schickt die Wucht des Schwunges in die nächste Tribüne. Mit einem kurzen, schmerzhaften Krächzen komme ich wieder auf dem Boden auf.

„Das tat echt weh...“, flüstere ich und spucke das Blut in meinem Mund aus. Ich stehe schnell wieder auf und sehe direkt in ihre Augen.

„Du scheinst nun endlich Ernst zu machen. Dann sollte ich wohl auch damit anfangen!“, rufe ich ihr zu und vervollständige meine Dragon Force. Mein Blick noch nach unten gerichtet. Ich habe durch den Treffer nun endgültig meine Augenklappe verloren.

„Du bist ein Dragon Slayer?!“, ruft sie überrascht aus und es dringt leises Gemurmel von der Tribüne aus zu mir.

„Nicht im klassischen Sinne.“, antworte ich und sehe sie an.

„Ich bin mit einem Drachen verschmolzen.“

„D-dein Auge...!“

„Ist das eines Drachen. Das Auge Obitus'!“ Ich spüre wie die goldene Farbe des Auges greller zu strahlen beginnt.

//Obitus scheint wohl imponieren zu wollen.// Darüber muss ich leicht schmunzeln. Wenige Sekunden später entscheide ich mich den Kampf zum Ende führen zu wollen. Ich habe genug im Mittelpunkt gestanden.

„Wie dem auch sei...“, beginne ich und stehe innerhalb eines Wimpernschlags vor Erza-san. Diese schreckt überrascht hoch, bekommt aber keine Möglichkeit mich abzuwehren. Mit kalten, gleichgültigen Augen hebe ich meinen linken Arm an und setze mit dem Nagel meines Zeigefingers in der Mitte ihrer Stirn an.

„Amaterasu...“, flüstere ich und nehme ein paar schritte Abstand. Ich sehe zu wie sich die schwarzen Flammen langsam auf Erza-san's Körper ausbreiten und sie zu schreien beginnt, während sie sich zusammenkrümmt. Da ich die Flammen kontrollieren kann, wie es mir beliebt, entscheide ich mich dafür sie lediglich in die Vergangenheit zu befördern.

//Dachte ich es mir doch. Jemand mit solcher Stärke kann keine makellose Vergangenheit besitzen...//

„Mach sofort das es aufhört! Du quälst sie!!!“, schreit ein Mädchen von der Tribüne aus.

//Sie hat Recht. Zeit es wieder gut zu machen.//

Vorsichtig knie ich mich vor Erza-san, welche zusammengekauert auf dem schmutzigen Boden liegt.

„Ich mach das es wieder aufhört, okay?“ Ich lege nochmals einen Finger an ihre Stirn und nehme das Amaterasu zurück, nehme es in mir auf. Nachteil dieses Verfahrens ist, dass ich alles sehe, was mein Gegner sieht. Bedeutet, ich kenne nun Erza-san's Geschichte. Nicht komplett, aber den grauenvollsten Teil.

„Dein rechtes Auge. Es weint?!“, bemerkt Erza-san und ich lächele schwach.

„Das ist einer der Nachteile, wenn ich Amaterasu zurücknehme. Ich nehme es in mir auf und sehe alles, was du gesehen hast, während du in Amaterasu's Gewalt warst. Aber keine Sorge. Ich werde vielleicht zwei bis drei Tage etwas niedergeschlagen sein und damit hat's sich.“, erkläre ich und wische die Tränen schnell weg.

„Komm, steh' auf. Die anderen sind jetzt schon böse genug auf mich. Ich hab ihre heilige Erza-san besiegt. Wie kann ich nur?!“, spiele ich theatralisch, was Erza-san zum Lachen bringt. Sie steht auf und versichert allen, dass es ihr blendend geht. Bis auf ein paar Kampfspuren, welche sich jedoch mit ein wenig Heilung und Salbe wieder beheben lassen. Dann dreht sie sich noch einmal zu mir und hält mir ihre Hand hin.

„Du bist eine würdige Gegnerin. Ich habe dich wohl ziemlich unterschätzt, Irina-chan.“, lächelt sie mich an und ich nehme freudig ihren Handschlag an.

„Ganz meinerseits, Erza-san.“, entgegne ich und sehe, wie Erza-san zurück zur Tribüne geht. Ich will gerade folgen, als Makarov-san mich zu ihm ruft. Ich stelle mich etwas verwirrt neben ihn.

„Ihr mögt zwar heute Morgen schon ein wenig über Irina-chan erfahren haben, dennoch möchte ich hier noch eben ein paar wichtige Fakten erläutern. Ihr fragt euch sicherlich, wie Irina-chan es geschafft hat gegen Erza-chan anstehen zu können, sie sogar zu besiegen. Das liegt daran, dass sie eine Eliteausbildung absolviert hat. Außerdem wurde sie im Wirtschaftsbereich eingelernt und hat alles gelernt, was sie für die Erfüllung ihrer Pflichten in ihrem Land benötigt.“, erklärt Makarov-san knapp und sieht anschließend mich an.

„Erklär ihnen das mit deinem Auge. Das haben sie vermutlich vorhin nicht gehört.“, fordert er mich auf.

„Na schön. Wie ihr alle ja schon seht, ist mein rechtes Auge das eines Drachen. Ein paar wenige müssen vermutlich glauben, ich sei ein Dragon Slayer. So falsch ist das auch gar nicht. Ich werde, genau wie Natsu-san und Gajeel-san, als Dragon Slayer bezeichnet. Doch ich habe meine Magie weder von einem Drachen gelernt, noch wurde ich von einem aufgezogen. In meiner Familie ist ein bestimmter „Fluch“ verbreitet. Dieser bezweckt schon seit vielen Generationen die Verschmelzung mit dem Todesdrachen Obitus. Es heißt, dass der Drache sich die Person selbst aussucht, mit der er verschmelzen möchte. Wie es jedoch überhaupt zu so einem Phänomen kam, kann ich nicht beantworten. Alles was ich weiß ist, dass es als Pakt verstanden werden soll und Obitus keine dunklen Pläne verfolgt. Da es sicher auch die Frage gibt, wieso mein Auge so aussieht, kann ich dies folgendermaßen erklären: Es ist schlicht und einfach ein Nebeneffekt der Verschmelzung. Obitus und ich sind eins, genau wie er es bis vor zehn Jahren noch mit meinem Vater war. Er ist trotz dessen das er ein Todesdrache ist, ein friedliebender Gefährte. Mir wurde einmal erzählt, dass er auch mit einem spricht. Dieser Aussage kann ich noch nicht zustimmen. Mit mir hat er in den letzten zehn Jahren noch nie gesprochen, aber wir verständigen uns auf eine andere Weise. Diese aber zu erklären, wäre nun zu schwer...Das war es auch schon. Mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen.“

„Danke, Irina-chan. Das genügt auch schon. Wenn sie noch mehr wissen wollen, sollen sie das auf normalem Weg tun und dich besser kennenlernen.“, grinst der alte Mann und gestattet es mir endlich wieder auf meinen Platz zu gehen. Oben angekommen, ist schon die nächste Zweiergruppe nach unten unterwegs und ich lasse mich etwas erschöpft auf die Sitzreihe fallen. Die neugierigen Blicke der anderen Schüler ignoriere ich vorerst. Zuerst muss ich etwas anderes erledigen.

„Das schöne Band...mal sehen, wie ich das vorläufig gerichtet bekomme.“ Ich seufze und versuche das Band an der Schnittstelle zusammen zu knoten, damit es wenigstens bis nach der Schule hält. Als ich das geschafft habe, sehe ich den nachfolgenden Gruppen bei ihren Kämpfen zu. Man lernt ja nie aus. So sind dann auch die letzten Stunden des Schultages schnell vorübergegangen und schon befinde ich mich wieder vor dem Eingang der Trainingshalle.



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