My light von Schwabbelpuk (I found in you) ================================================================================ Kapitel 1: birth of a new pureblood (Geburt eines neuen Reinblutes) ------------------------------------------------------------------- Mehr als ein halbes Jahrtausend lebte ich nun schon auf dieser Erde. Ich sah so viele Menschen, so viele Vampire sterben. Selbst meine Familie fand ihr Ende, als der große Krieg zwischen den Traditionellen und den Revolutionären entfachte. Ich erschrak fast ein wenig, als es mir in diesem Moment schon nichts mehr ausmachte. Ich ließ alles um mich herum geschehen, es war mir schlichtweg egal. Sollte die Welt doch untergehen, sich die Menschen und Vampire alle gegenseitig ausrotten. Meines Lebens war ich schon so lange müde. Die Ewigkeit, das klingt so verlockend, es ermöglicht einen so viele Möglichkeiten. Doch ich fragte mich schon seit so unendlich vielen Jahren, was so toll daran war, seine Geliebten wieder und wieder sterben zu sehen. Und doch war das Schicksal so grausam zu mir und ließ mich so viele Todesseufzer vernehmen. Es selbst zu beenden, dafür fehlte mir die Kraft. Ich war es meinen Eltern schuldig, ihr Geschenk der Ewigkeit nicht einfach wegzuwerfen. Und so lebte ich dieses Leben, kriechend langsam und immerzu eintönig. Meine Hoffnung auf Besserung war, zu diesen Moment, gleich null. Der Tag meiner Geburt war ein großer Tag, zumindest für meine Familie und die ganze Vampirwelt. Überall wurde hinausgeschrien, dass ein neues Reinblut das Licht der Welt erblickt hatte. Nicht wenige waren zu diesem Anlass erschienen, um das neuste Mitglied zu begutachten. Als sie das feuerrote Haar sahen, lachten sie alle erfreut auf. Ein neuer Morishima, dessen Kennzeichen stets das rote Haar war. Die Geburt eines Vampirs war ein seltenes Ereignis, da Vampirfrauen nur sehr selten schwanger wurden und die Geburt eines Reinbluts war somit fast eine Sensation. Langsam, aber sicher, schienen wir so langsam auszusterben und doch kam ich an diesem Tag und schenkte den Leuten Hoffnung. So sehr, wie an diesen Tag, wurde ich nie mehr gefeiert. Dass meine Geburt eine solche Freude auslöste, ist für mich im Nachhinein betrachtet ein Paradoxon. Und doch waren die ersten Jahre meines Lebens aufregend und wunderschön. Meine liebevolle Familie, die sich so sehr auf ihren Nachwuchs gefreut hatte, war der letzte schon 300 Jahre her, behandelte mich wie einen wertvollen Schatz. Meine große Schwester erdrückte mich regelrecht mit Liebe, so sehr hatte sie sich auf ihr Brüderchen gefreut. Sie war so ein liebevoller Vampir und das wunderschönste Wesen, dass ich bis dahin kennengelernt hatte. Ich liebte sie abgöttisch. Ich entdeckte die neue Welt mit solch einem Überschwang, dass meine Eltern schon oft dem Herztod nahe waren. Ein Reinblut Spross frei herumlaufen zu lassen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Nicht wenige Abtrünnige waren wild auf das kostbare Blut, das in meinen Adern floss. So schwach und klein, wie ich damals noch war, wäre ich eine leichte Beute gewesen. Doch eines Tages, so unreif wie ich doch war, ging ich alleine aus unserer Festung. Ich wollte die Welt erkunden, alleine und ohne Zwang. Ich wurde in der Vampirwelt geboren und lebte in dieser. Meine Schwester erzählte mir oft von der Menschenwelt und was für Köstlichkeiten dort auf zwei Beinen herumliefen. Mir lief bei ihren Erzählungen immer das Wasser im Mund zusammen. Allerdings belehrte sie mich schon sehr früh, dass ich nie, unter keinen Umständen, einen Mensch beißen durfte. Sie erzählte mir von der großen Macht, die mir innewohnte. Was mein Biss mit Menschen machen würde. Das war der erste Moment, an dem ich vor mir selbst Angst bekam. Eine Unachtsamkeit, ein Moment der Schwäche und ich würde das Leben eines Menschen ruinieren. Sie zu einem Monster ohne Sinn und Verstand machen. An diesem Tag beschloss ich in meinem Inneren, die Menschenwelt nie zu betreten, zu groß war die Angst vor meiner eigenen Kraft. Auch wenn der Reiz, etwas anderes zu sehen, als das ewige schwarz und rot, schon sehr groß war. Mit meinen kleinen Beinen stapfte ich durch den großen Vorhof unserer Festung. Hier war ich noch sicher, kein Vampir, der nicht lebensmüde war, würde sich unserem Grundstück unachtsam nähern. Doch mein Ziel war nicht das Bekannte, sondern ich wollte etwas Neues sehen. Schnell lief ich zu dem großen Tor, an dem unser Grundstück endete und drückte mit aller Kraft dagegen. Meine schwachen Ärmchen begannen aufgrund des Kraftaufwandes zu zittern an und doch schaffte ich es grade so, einen kleinen Spalt zu öffnen, durch den ich hindurch konnte. Naiv schlüpfte ich hindurch und lief in die weite Welt. Schnell merkte ich, dass alles gleich aussah. Ich lief und lief und doch änderte sich die Umgebung kaum. Rot-schwarzer Himmel, kahle Bäume, trostloses Brachland. Je weiter ich ging, umso enttäuschter wurde ich. Das sollte sie also sein? Die große, weite Welt? Ich lief noch ein ganzes Stück weiter, sah schon lange nicht mehr unsere Festung und begann mich zu langweilen. Das war definitiv nicht das, was ich erwartet hatte. Ich fragte mich, ob es wohl überall so aussehen würde und schon schoss mir der Gedanke an die Menschenwelt durch den Kopf. Wie würde es wohl dort aussehen? Ich schüttelte energisch den Kopf, um den Gedanken schnell wieder zu vertreiben. Die Menschenwelt war definitiv Tabu! Mittlerweile schlurfte ich nur noch den Weg entlang und sah erschöpft und enttäuscht zu Boden. Vielleicht sollte ich einfach wieder umkehren? Plötzlich wurde ich von den Füßen gerissen und eine Gestalt kniete über mir. Erschrocken sah ich ihm direkt in die Augen und erkannte, dass es ein fremder Vampir war. Ich stammelte irgendetwas Unverständliches und versuchte den Angreifer abzuwimmeln, doch es gelang mir in meinem kleinen, schwachen Körper kein Stück. Mittlerweile schrie ich ihn wütend an, war ich es nicht gewohnt so grob angefasst zu werden. Meine Eltern hatten schließlich oft genug betont, wie wichtig ich doch sei und das andere mich mit Respekt behandeln mussten. War ich doch ein solch wertvolles Reinblut, wie sie mir immer und immer wieder predigten. Der Angreifer verzog seine Lippen zu einem breiten Grinsen, seine Fangzähne blitzten bedrohlich auf, sodass ich augenblicklich verstummte. Nun dämmerte es auch mir dummen, naiven Kind, was dieser Mann wollte und hörte die Stimme meiner Schwester im Ohr. Wie oft hatte sie mir erklärt, was für eine Kraft mein Blut hatte und dass es Vampire gab, die sich danach verzerrten, als sei es eine Sucht, die nie befriedigt werden könne. Nun strampelte ich heftiger und jammerte laut. Irgendjemand musste mich doch retten! Doch es kam keiner, der Angreifer schnellte nach unten, vergrub seine Zähne tief und brutal in mein Fleisch. Laut schrie ich vor Schmerzen auf und hörte das widerwärtige Geräusch, wie er mein Blut trank, mich geradezu austrank. Ich hörte sein gieriges Schmatzen, sein leises Seufzen, fast schon stöhnen. Er schien wie auf einem Rausch zu treiben. Ich konnte nur noch wimmern, unfähig mich zu rühren oder zu wehren. Hätte ich doch nur auf meine Eltern und meine Schwester gehört. Aber ich wollte unbedingt frei sein, wollte alles sehen, alles entdecken. Das war nun meine Strafe dafür. Dann spürte ich einen Ruck, das Geräusch verstummte und der schwere Körper auf meinem verschwand. Irritiert sah ich auf und sah direkt das flammend rote Haar meiner Schwester. Sie hatte mit der bloßen Hand den Angreifer durchbohrt und schaute ihn angewidert an. Dieser röchelte, spukte Blut und versuchte verzweifelt sich zu befreien. Doch meine Schwester packte mit der anderen Hand den Kopf und riss ihn mühelos von seinen Schultern. Dann warf sie den Kadaver unachtsam in die Ecke und kam zu mir. Sie schloss mich in ihre Arme, erdrückte mich fast und ich meinte fast, sie leise schluchzen zu hören. Ich war allerdings zu kraftlos, um mich zu rühren. In meinem kleinen Körper war nicht genügend Blut gewesen, um den Hunger des Angreifers zu stillen. Schwer atmend wurde alles um mich herum schwarz und ich verlor das Bewusstsein. Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, sah ich direkt in die meiner Schwester. Als sie merkte, dass ich aufgewacht war, fiel sie mir erneut um den Hals. Nun hörte ich sie ganz deutlich weinen und sie strich mir sanft durch mein Haar. Dabei rief sie immer und immer wieder meinen Namen. Später gestand sie mir, dass sie noch nie zuvor in ihrem Leben so viel Angst gehabt hatte und auch noch nie so wütend war. Ich war ihr Heiligtum und dafür liebte ich sie nur umso mehr. Seufzend ging ich den langen Gang der Festung entlang, fuhr mir durch mein langes Haar und verzog leicht das Gesicht. Die Erinnerung war mir ungewollt durch den Kopf gespukt und ließ einen bitteren Nachgeschmack. Manchmal wünschte ich mir, dass ich in dieser Zeit gefangen wäre, aber das brachte mir in diesem Moment auch nichts. Also ging ich weiter den Gang entlang, mein langer, schwarzer Mantel flatterte hinter mir und ich machte mich zu einer weiteren Versammlung mit den unliebsamen Clans. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)