Der überschattete Zweifel von Meilenstein ================================================================================ Kapitel 8: Der Schattenduellant Teil II --------------------------------------- Mitten im Wald, irgendwo auf der Insel der Duellakademie, bei Jaden und Syrus: „Weißt du überhaupt wo lang? Wie laufen nun schon seit Minuten irgendwie mitten durch den Wald. Es ist dunkel und kalt…“, beschwerte sich Syrus, aber sein Kommilitone unterbrach sofort mit frohgemuteter Stimme: „Einfach immer dem Gefühl nach. Hinter diesem Dickicht müssten wir gleich das Anwesen sehen können.“ Jaden zwängte sich durch den kratzendenden Waldwuchs und landete vor einem kleinen Abhang, der hinab zum Meer führte. Syrus trat neben ihn, fummelte Blätter aus seinem Haar und meinte missmutig: „Das ist das Meer, Jaden. Wir haben uns wohl verlaufen, aber…“, er zog aus seiner rechten Jackentasche ein gefaltetes Stück Papier hervor. Als er es aufklappte, offenbarte es eine Draufsicht von der Insel. Wichtige Punkte waren mit roten Kreisen gekennzeichnet worden. Jemand hatte mit einem Kugelschreiber kleinere Ergänzungen hinzugefügt. „…ich habe eine Karte dabei. Da du mich ja nicht zu Wort kommen lässt…, wir müssen nur jetzt wissen wo wir sind und vielleicht finden wir heute noch zurück.“ Jaden betrachtete die Karte mit großen Interesse. „Du hattest die ganze Zeit eine Karte dabei gehabt?“ „Hättest du nur auf mich gewartet. Ich habe immer eine dabei für den Fall der Fälle, aber sie ist nicht besonders detailreich.“ Syrus tippte mit seinem rechten Zeigefinger auf einen Sandstrand nördlich der Slifer-Unterkunft. „Vermutlich sind wir hier. Wenn wir uns am Vulkan orientieren, dann könnten wir bestimmen in welche Richtung wir laufen müssen.“ Der Slifer verwies auf den großen dunklen Berg, der sich nordöstlich von den beiden über die Insel erstreckte. „Oder wir laufen damit direkt zur Unterkunft der Geister…, sie ist sogar auf der Karte verzeichnet.“ „Jaden…, du willst da noch immer hin?“ Jaden ignorierte seine Frage und er nahm die Karte aus Syrus Händen. „Dann auf zum zweiten Versuch.“ Er ließ sich nicht viel Zeit, bevor der motivierte Duellant seinen Weg in einer anderen Richtung fortsetzte. Syrus konnte ihm nur müde hinterherschauen und seufzen, aber allein wollte er nicht in diesem gruseligen Wald bleiben. In der ehemaligen Unterkunft der Obelisk-Blue Studenten, bei Alexis: „Das ist aber nicht die Alexi, die ich kenne…“, die Studentin blickte hoch. Sie bemerkte, dass sie nicht mehr in der verlassenen Unterkunft war. Statt der baufälligen Villa war nun eine grüne Wiese am Abhang eines hohen Berges zu sehen. Der Ausblick in die weite Ferne ermöglichte die Sicht über ein weites Tal. Am Horizont, über den weißen Bergspitzen, stieg eine gelbliche, warmstrahlende, Sonne empor. Ähnlich ihrer Heimat. „Ist da drin noch jemand anwesend?“ Alexis spürte einen sanften Schlag auf ihrer Stirn und sie zuckte erschrocken zusammen. Jemand stand in der Hocke vor der knienden Studentin. „A…. aaatticus?“, stotterte Alexis völlig überrascht. „Wer sonst? Hast du etwa deinen Bruder schon längst vergessen?“ „Aber…“, das Mädchen fand kaum Worte. „Ja… ja… ich weiß. Wo steckte denn dein lieber Bruder? Wieso tauche ich erst jetzt auf…“, er zuckte mit den Schultern, bevor der Junge seiner kleinen Schwester in die Augen sah: „Ich bin nicht wirklich da, Alexis. Es ist alles nur da drin. Da drin in deinem Kopf.“ Er tippte wieder einmal auf ihre Stirn. „Momentan ist nur wichtig, dass du wieder auf die Beine kommst…, du darfst nicht auch den Schatten verfallen…, nicht so wie…“, die Umgebung schien plötzlich zu verblassen und Atticus verstummte. Er schien sich vor ihr in Luft aufzulösen. „Nein… warte…“ Nicht einmal eine Sekunde später blickte die Studentin auf den kalten, dreckigen Boden der Villa. ‚Atticus…‘ sie konnte ihre Gedanken nicht sammeln, denn plötzlich nahm Alexis eine fremde brüllende und energisch klingende Stimme war: „…Schluss damit!“ Alexis kniete immer noch und ihr Körper schmerzte. Die matten Augen fanden langsam ihren Glanz zurück, aber der brennende Schmerz blieb. Die Studentin sah auf. In der Richtung der energischen Stimme nahm sie eine rote Jacke wahr. Ein schwarzhaariger unbekannter Junge trug diese. Er war etwas kleiner als Jaden, jedoch wirkte er älter. Der Slifer stand nur wenige Meter von dem maskierten Mann entfernt. Ein Kreis aus dunkler Flüssigkeit bäumte sich vor ihm auf. Es hielt ihn zurück. Hinter ihm sammelten sich ebenfalls die Schatten. Erst darauf nahm Alexis wahr, dass der maskierte Mann schon längst geantwortet hatte: „...aufgetaucht. Noch ein weiteres Opfer für die Schatten.“ Er lachte. „Schattenduelle auf dieser Insel…, ich dachte hier wäre es nicht so gefährlich.“ Der Blick des Jungen fiel auf Alexis. Sein nervöser, aber konzentrierte Gesichtsausdruck blieb unverändert. Seine Körperhaltung spiegelte seine Anspannung wieder. Er dachte wohl nach. Der Slifer befasste sich im Anschluss wieder mit dem Schattenduellanten. Wortlos starrte er den Mann an. „Es gibt keinen sicheren Ort…, die Schatten finden dich überall.“, antwortete der maskierte, bevor er wieder anfing diabolisch zu lachen. Der Duellant stoppte sein Lachen jedoch, als Alexis versuchte wieder aufzustehen. „Du bist zäher, als all die anderen, die ich bisher in die ewige Dunkelheit geschickt habe.“ Er verwies mit seiner freien Hand auf die beiden Monster, die sich auf seiner Seite des Spielfeldes befanden. „Es wird dir aber nichts nützen. Die Schatten warten.“ Der Mann spielte eine Karte verdeckt und beendete seinen Spielzug.   Handkarten Titan: 3 -> 3   Spielfeld: Zwei Soldaten des Erzunterweltlers und eine Karte verdeckt   Lebenspunkte Titan: 4000   Zuganzahl: Sechs   Alexis -> Dritter Spielzug „Ich…“, Alexis kam nicht zu Wort, denn der erschiene Slifer brüllte den Schattenduellant von der Seite an: „Einschüchterung und Bedrohen…, ihr Jäger seid alle gleich. Ihr vollbringt nichts im Leben und werdet Diener als ganz niedrige Existenz…“, zwei große Schattenhände formten sich aus der schwarzen Flüssigkeit und sie stiegen empor. Beide überragten den Jungen, der seinen Blick auf den Maskierten behielt. Nur zusätzliche Schweißperlen waren auf seiner Stirn zu sehen, jedoch der Junge selbst blieb ruhig. Der hochnäsige und schadenfreudige Gesichtsausdruck des Schattenduellanten wandelte sich zu einem tiefen zornigen Grollen. Wütend und mit lauter Stimme erwiderte der maskierte Mann außer sich: „Noch weiter mit deiner Unbedachtheit und ich werde dich sofort den Schatten opfern!“ Der Slifer unterbrach ihn harsch: „Alles nur heiße Luft. Ich kenne die Spielregeln…, solange ich nicht fliehe, aufgebe oder verliere, kannst du mich nicht den Schatten opfern. Außerdem hast du keinen Einsatz mehr, wenn du mich jetzt zu einem Schattenduell zwingen willst. Dein Duell läuft zurzeit… und dein Einsatz bist du selbst. Hinter deiner Fassade bist du nur ein bemitleidenswerter Mann in schwarzen Klamotten. Verliert man nicht sein Ziel vor Augen, bist du machtlos.“ „Rhhrrr… du legst dich mit den falschen Mächten an!“, der maskierte Mann tat sich sichtlich schwer seinen Zorn zu unterdrücken. Von der siegessicheren Überlegenheit war nichts mehr zu spüren. ‚Sein Ziel vor Augen. Sich nicht verunsichern lassen. Sich nicht verstecken.‘, Alexis stand nun wieder auf beiden Beinen. Ein wenig wackelig, aber gewillt genug um das Duell fortzusetzen. Die Studentin hob zittrig ihre freie Hand und während sie zu ihrem Armband griff, machte Alexis sich Mut: „Ich brauche einen Ausweg…“, murmelte sie immer wieder, während die neuste Karte vor ihr projiziert wurde. In ihren Blick entfachte sich Hoffnung. Es war die Zauberkarte ‚Sündenbock‘. Mit dem Zeigefinger ihrer freien Hand tippte sie die Projektion an und sie erschien vor ihr auf dem Spielfeld. Die Karte leuchtete auf und vier einfarbige kleine Sündenbockspielmarken verteilten sich auf ihrer Seite des Spielfeldes. Das mulmige Gefühl im Magen blieb, jedoch beendete sie ihren Spielzug mit einem flüchtigen Eindruck der Sicherheit.   Handkarten Alexis: 4 -> 4   Spielfeld: Sündenbock ist aktiv   Lebenspunkte Alexis: 2240   Zuganzahl: Sieben   Titan -> Vierter Spielzug Knurrend zog der maskierte Mann seine nächste Karte. Seine verzogene Miene deutete darauf hin, dass er auch dieses Mal nicht die erhoffte Karte gezogen hatte. Er streckte seinen rechten Arm aus und einer der beiden Soldaten wurde in Schatten eingehüllt, während der andere zurückwich. ‚Ihre Reaktionen sind zu realistisch für einfache Hologramme…‘ „Ich rufe nun einen mächtigen Erzunterweltler aus den Schatten…“, während der Schattenduellant sprach kletterte eine große knochenartige und mit blitzen umhüllte Kreatur aus dem Schattennebel. Es stellte sich auf und gab ein widerliches Knacken von sich. Es war ‚Schädel-Erzunterweltler der Blitze‘ (2500 ATK / 1200 DEF). Diese Kreatur kostete dem Beherrscher jeden Spielzug Lebenspunkte, aber dafür beherrschte diese Kreatur Negierungseffekte, die auf Glück basierten. ‚Ein starkes Tributmonster…‘ Alexis erschauderte, als eines der Blitze eines der Sündenbock-Spielmarken in die Luft fliegen ließ. Es beängstigte sie wie authentisch der Blitz aus der Ferne gewirkt hatte. Dieses Monster durfte sie nie direkt angreifen. Der übrige Erzunterweltler zerstörte eine weitere Sündenbock-Spielmarke. „Und nun dein letzter Spielzug.“ Sein Hohn war schon längst verschwunden und seine Worte klangen nun wie Drohungen. „Deine…“, wollte der Slifer erwidern, aber der Schattenduellant brüllte ihn an, während sich der schwarze Nebel erhob und den Jungen bis zur Hüfte einhüllte. „RUHE! Ich hülle dich in den Schatten ein, damit du nicht weiter stören kannst.“ Nun konnte Alexis durch die schwarze Nebelwand nicht mehr erkennen, ob es dem Slifer gutging oder nicht. Man hörte ihn auch nicht mehr.   Handkarten Titan: 3 -> 3   Spielfeld: Einen Soldaten des Erzunterweltlers und Schädel-Erzunterweltler der Blitze, sowie eine Karte verdeckt   Lebenspunkte Titan: 4000   Zuganzahl: Acht   Alexis -> Vierter Spielzug ‚Ich muss ihm ein Ende setzen.‘ Sie begann ihren nächsten Spielzug und eine weitere Karte projizierte sich vor ihr. Es war ‚Cyber Turner‘ (800 ATK / 1800 DEF). Mit ihm konnte sie ein Monster auf dem Spielfeld zerstören, wenn sie dafür eine Karte abwarf. Der beschworene Erzunterweltler konnte aber diesen Effekt negieren, sollte sie Pech haben. ‚Ich muss es riskieren…‘ sie hob den Finger ihrer freien Hand. ‚Warte noch einen Moment… vertraue mir…“, flüsterte ihr eine bekannte Stimme ins Ohr. Geisterhaft hatte Alexis für einen Moment eine Hand auf ihre Schulter gespürt, aber die Studentin hatte niemanden gesehen. Es war die Stimme ihres Bruders gewesen. War er hier? Half er ihr? Oder war das alles nur ein Hirngespenst, da ihr Körper sich nach Ruhe sehnte und sich am Liebsten schlafen legen wollte. Mit jeder Sekunde verlor sie mehr an Energie. Das aufreibende und schauderhafte Lachen ihres Gegenübers riss sie aus den Gedanken: „So langsam wird dir bewusst was dir bevorsteht? Ich kann die Angst in deinen Augen sehen. Das gefällt mir.“ ‚Hoffentlich werde ich bald diesen Albtraum beenden.‘ Alexis beendete ihren Spielzug.   Handkarten Alexis: 4 -> 5   Spielfeld: Sündenbock ist aktiv   Lebenspunkte Alexis: 2240   Zuganzahl: Neun   Titan -> Fünfter Spielzug Sofort zog der Schattenduellant eine weitere Karte. Mit skeptischen Blicken betrachtete er diese. Die 500 Lebenspunkte, die ihm der Skeletterzunterweltler kostete, schien er trotz des leichten Stromschlags zu ignorieren. (Titans Lebenspunkte: 4000 LP -> 3500 LP) Zornig brummend blickte er zu Alexis. „Das wird reichen.“ Mit diesen Worten legte der maskierte Mann eine neue Karte auf seine Duelldisk und der dämonische Skeletterzunterweltler griff in den schwarzen Schattennebel zur seiner Seite und zog eine große Axt mit schauderhaften Verzierungen hervor. Ein schreiendes Gesicht war am Kopfende der Axt ins Holz geschnitzt worden. Es war die Ausrüstungszauberkarte ‚Axt der Verzweiflung‘. Die ATK seines Erzunterweltlers stiegen um 1000 Punkte an. Die Waffe wurde umhüllt mit Blitzen, als der Dämon auf einen der Sünden-Spielmarken schlug. Eine kleine Explosion, aus die Blitze schlugen, wurde entfacht. Alexis ging ein wenig in Deckung, da die Explosion auch einen unangenehmen kühlen Wind verursachte. Der Erzunterweltler-Soldat ging ebenfalls zum Angriff über und zerstörte die letzte Sündenbock-Spielmarke. Sich über die Zerstörungskraft seiner Kreaturen ergötzend beendete der Schattenduellant seinen Spielzug.   Handkarten Titan: 3 -> 3   Spielfeld: Einen Soldaten des Erzunterweltlers und Schädel-Erzunterweltler der Blitze mit Axt der Verzweiflung ausgerüstet, sowie eine Karte verdeckt   Lebenspunkte Titan: 3500   Zuganzahl: Zehn   Alexis -> Fünfter Spielzug Zittrig aktivierte Alexis an ihrem Armband den Befehl für den nächsten Spielzug. Zugleich erschien das Hologramm ihrer neusten Karte. Für einen Moment setzte ihr Herz beinahe aus. ‚Magischer Hammer!‘ Ihre Arm streckte sich, wie automatisiert, nach vorn und tippte die Zauberkarte an. Sie wählte ihre Handkarten, die sie zurück ins Deck legen wollte und tippte diese in einer zufälligen Reihenfolge an. Nur ‚Cyber Turner‘ und ‚Geisterbarriere‘ beließ sie auf ihrer Hand. ‚Polymerisation‘, ‚De-Fusion‘ und ‚Fusionsrückerstattung‘ ließ Alexis zurück in ihr Deck legen, um drei neue Karten ziehen zu dürfen. Ihr Herz schlug schnell und nervös wartete die Studentin die Sekunden ab, während sich die vier Karten vor ihr materialisierten. ‚Cyberengel Benten‘ (1800 ATK / 1500 DEF) und ‚Vertragserfüllung‘ befanden sich nun auf ihrer Hand. Eines ihrer besten Ritualmonster war nun abrufbereit, jedoch fehlte ihr noch eine bestimmte Voraussetzung. Für ‚Vertragserfüllung‘ musste Benten in den Friedhof wandern. Die dritte erschienene Karte war ‚Blitzklinge‘. Sie könnte zwar ‚Cyber Turner‘ mit dieser Karte ausrüsten, aber selbst gegen den Erzunterweltler Soldaten wäre ihr Monster machtlos. Diese ‚Blitzklinge‘ musste für Benten aufgespart werden. „Ich beschwöre ‚Cyber Turner‘ im Angriffsmodus!“ Sie streckte ihre freie Hand aus und zeigte auf den skelettartigen Erzunterweltler: „Und mit seinem Effekt zerstöre ich dein grässliches Monster!“ „Das entscheidest nicht du! Sondern die Fähigkeit meines Erzunterweltlers!“ Erwiderte der Schattenduellant lautstark. Die betroffene Kreatur ließ einen grauen Schild vor sich erscheinen. Dieser war unterteilt in sechs nummerierten Felder und ein roter Pfeil, der in der Mitte befestigt war, zeigte momentan auf das Feld mit der Eins. Die Eins, Drei und die Sechs waren grün, während die anderen Felder die Farbe Rot hatten. Der Pfeil setzte sich in Bewegung, während ‚Cyber Turner‘ vor dem Schild stehen blieb. Das Herz von Alexis schlug schneller, während der Pfeil seine Runden zog. Mit einem Schlag blieb er stehen und zeigte auf die Zwei. Erleichtert atmete sie aus und ‚Cyber Turner‘ konnte seinen Effekt ausführen. „Grrrrrr…“ knurrte der Schattenduellant. Er rechnete nicht damit. Alexis legte ‚Cyberengel Benten‘ ab. Ihr ‚Cyber Turner‘ sprang auf und stürmte auf das metergroße Monster vor ihm zu. Er wich den Griffen der Kreatur aus und zerstörte es mit einem kräftigen Tritt gegen den Kopf. „Und nun wende ich das Blatt…“, während Alexis an Mut gewann, bemerkte sie das Brennen in ihrem Körper. Langsam wurde ihr die Energie entzogen und ihr Gleichgewichtssinn schwankte. Der Schattenduellant grinste schelmisch, als er dies bemerkte. „Die Schatten strengen dich an? Du wirst dem nicht standhalten können.“ Der Mann zeigte plötzlich auf seine verdeckte Karte. „Jetzt hole ich meinen ‚Schädel-Erzunterweltler der Blitze‘ wieder zurück!“, der Mann aktivierte die Zauberkarte ‚Voreiliges Begräbnis‘ von seiner Seite des Spielfeldes. Ein weiteres Mal beschwor er seinen Schädel-Erzunterweltler. Aus einem dunklen Schattenstrudel, der auf dem Spielfeld entstand, stieg dieses knochenartige Monstrum empor. (Titans Lebenspunkte: 3500 -> 2700) „Du wirst nicht gewinnen können!“ „ICH WERDE NIEMALS AUFGEBEN!“, brach es plötzlich aus ihr heraus. Alexis legte ‚Vertragserfüllung‘ auf ihre Disk, wohlwissend, dass ihr die 800 Lebenspunkte, die diese Karte kostete, schmerzhaft entzogen wurde. Dieses Mal nahm die Studentin es in Kauf. Schwitzend unterdrückte sie ihr Keuchen, während auf ihrer Seite des Spielfeldes ‚Cyberengel Benten‘ erschien. (Alexis‘ Lebenspunkte: 2240 -> 1440) Eine große Frau gekleidet im Stil der Ninjas des alten Japans, einer goldenen Krone auf dem Kopf und jeweils einem eisernen roten Fächer in der Hand, die mit einer eisernen Kette miteinander verbunden waren, strahlte Kampferfahrung und Dominanz aus. Trotz geringer Angriffsstärke war sie nicht zu unterschätzen. „Und nun rüste ich meine Kriegerin mit der ‚Blitzklinge‘ aus.“, Alexis‘ Stimme versagte fast und ihr fiel es schwer die Zauberkarte zu berühren. Die Cyberklinge nahm den Fächer der rechten Hand und ließ diesen in Luft auflösen, anschließend materialisierte sich ein gezacktes silbernes Messer in ihrer Hand. Das Messer blitzte auf. Die Angriffspunkte ihrer Kriegerin stieg um 800 (Verstärkt auf -> 2600 ATK / 1500 DEF). Ein Blick reichte und Alexis wusste, dass in diesem Duell der Schatten nicht nur die gegnerischen Monster lebhafter wirkten. Ihre Kriegerin sah zuerst besorgt zurück und wandte sich im Anschluss mit zornigen Kriegsrufen dem Schattenduellanten zu. „Mein Angriffsziel ist dein Soldat!“ In ihr entfachte sich der Drang, ihrem Gegenüber dieses schmerzhafte Duell heimzuzahlen. Das Blitzmesser erledigte seine Arbeit und der Erzunterweltler versank der Dunkelheit. (Titans Lebenspunkte: 2700 -> 2000). Den kleinen Blitzschlag, den er durch den Angriff abbekam, tat der Mann knurrend ab. Es war aber in seinem Ausdruck zu erkennen, dass seine absurde Freude an dem Duell verflogen war. „Und jetzt Benten! Es wird Zeit für deinen Nachschlag!“ Der übrige rote Fächer schoss hervor und traf den Schattenduellant in der Brust. Es war nur eine Projektion und der Mann erhielt keine Wunde, dennoch sah der Treffer schmerzhaft auf. Brummend hielt sich der maskierte Mann an der Brust. Seine Blicke widerspiegelten seinen Zorn. ‚Cyberengel Benten‘ zog dem Gegner die DEF des zerstörten Monsters von dem Lebenspunkten des Gegners ab. Da der Schädel-Erzunterweltler 1500 DEF Punkte besaß, verlor Alexis‘ Gegenüber 1500 Lebenspunkte. (Titans Lebenspunkte: 2000 -> 500). Der Sieg war zum Greifen nahe. Alexis spielte im Anschluss ‚Geisterbarriere‘ verdeckt und sie beendete ihren Spielzug. Ihr Herzklopfen nahm zu, denn ihre Befürchtungen, dass dieser grauenvolle Schattenduellant noch einen miesen Trick parat hatte, nahmen zu. Immerhin hatte dieser Mann noch ein paar Karten in der Hand, die er bisher nicht genutzt hatte.   Handkarten Alexis: 5 -> 0   Spielfeld: Cyber Turner und Cyberengel Benten mit Blitzklinge ausgerüstet im Angriffsmodus und eine Karte verdeckt (Geisterbarriere)   Lebenspunkte Alexis: 1440   Zuganzahl: Elf   Titan -> Sechster Spielzug „Grrrr…“, der Schattenduellant zog seine nächste Karte. Ein grausiges Lächeln formte und er blickte rachsüchtig zu Alexis: „Endlich kann ich dieses Duell in die tiefsten Bereiche der Hölle wandeln. Ich aktiviere ‚Pandämonium‘.“ Begleitet wurde das Wandeln der Umgebung mit dem tosenden Rütteln der Wände und des Bodens, man verlor beinahe das Gleichgewicht. Alexis konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und mit dem diabolischen Lachen des Schattenduellanten, brachen Türme aus Knochen aus dem Boden und ragten über das Spielfeld. Ein Altar aus massiven Stein schob sich neben dem Schattenduellanten empor. Der Schattennebel färbte sich dunkelrot, wie die Abendsonne, die niemals untergehen wird, aber immer untergehen will. Trotz des Sonnenlichts und der Erwähnung der Hölle, fror Alexis. Durch den Effekt von ‚Pandämonium‘ musste er in Zukunft auch keine Lebenspunkte mehr in seiner Standby-Phase bezahlen. Der Mann nahm eine weitere Karte aus seiner Hand und legte sie auf seinen Duellbrustpanzer. Ein schwarzer Strudel entstand und aus diesem stieg ein wenig später ein neues Monstrum hervor. Es war ‚König des Schreckens, Erzunterweltler‘ (2000 ATK / 1500 DEF). Ein widerlicher Anblick, da das Monster sein Maul aufriss und zäher Sabber floss an seinen gelben knochigen Zähnen entlang. Es schien zu lachen und verzog darauf sein Gesicht zu einer schauerlichen Grimasse. Seine rechte Hand schnellte nach oben und mit seiner knochigen Hand verwies er auf Alexis. Es schauderte sie. Der Schattenduellant legte wortlos eine verdeckte Karte auf das Spielfeld. „Los Soldat zerschmettere ihren mickrigen Turner!“ Das Monster erhob das Schwert und stürmte los. Die Schneide des Schwerts traf ‚Cyber Turner‘. Das Monster löste sich auf, aber die Lebenspunkte von Alexis blieben unberührt. Eine bläuliche durchlässige Barriere hatte sich um ihr gebildet. „Das ändert gar nichts!“ Mahnte der Schattenduellant. „Ich spiele ‚Stahlkäfig des Albtraums‘!“ Ein eiserner Käfig schloss die beiden Duellanten ein und eiserne Ketten aus allen Richtungen hielten jedes Monster auf dem Spielfeld gefangen. Für die nächsten zwei Runden konnte kein Spieler einen Angriff durchführen. Alexis‘ Gegenüber setzte wieder einmal sein schadenfreudiges Grinsen auf. Die Studentin wurde das Gefühl nicht los, dass dieser Mann noch etwas Boshaftes in der Reserve hatte. Im Anschluss beendete der Mann seinen Spielzug.   Handkarten Titan: 3 -> 0   Spielfeld: Einen Schädel-Erzunterweltler der Blitze und einen (König des Schreckens, Erzunterweltler), Pandämonium (Spielfeldzauberkarte) und Stahlkäfig des Albtraums sind aktiv, sowie eine Karte verdeckt   Lebenspunkte Titan: 500   Zuganzahl: Zwölf   Alexis -> Sechster Spielzug Die Geisterbarriere hatte sie das letzte Mal vor Schaden gerettet. Da es eine permanente Fallenkarte war, wäre sie für das Erste geschützt. Ihr Kontrahent brauchte aber nur ein stärkeres Monster als ihren Cyberengel zu beschwören und die Wirkung dieser Karte außer Kraft setzen, solange Alexis kein Monster kontrolliert. Seine verdeckte Karte machte ihr Sorgen. ‚Was soll ich tun? Wenn ich angreife wird er mit Sicherheit eine Falle parat haben, wenn ich seine Monster mit meinen Karten zerstören will, wird er den Effekt seiner Erzunterweltler aktivieren und es wird wieder vom Zufall abhängig sein. Werde ich dieses Mal wieder Glück haben?‘ Sie verkrampfte. ‚Es bleibt mir keine andere Wahl. Ich muss seine Kreaturen vernichten, bevor er sie wieder verstärkt und meinen Cyberengel zerstört…, meine letzte Verteidigung.‘ Alexis ließ mit zittrigen Händen ihre neuste Karte projizieren, dabei dachte sie, dass jemand die Studentin an der rechten Schulter berührte. Eine geisterhafte, aber vertrauliche Stimme drang an ihr rechtes Ohr. „Glaub an das Glück, das hast du doch schon immer so getan…, als ob dich so etwas aufhalten würde…“ Die neuste Karte offenbarte sich und mit überraschten Blicken schaute Alexis zu der Projektion. ‚Aber natürlich…!‘ „Ich aktiviere ‚Albtraumrad‘ und nehme deinen Cyberengel gefangen!“, brüllte der Schattenduellant. Ein monströses Rad erschien in der Luft, über dem Cyberengel, und die eisernen Ketten, die zurzeit den Engeln festhielten, zogen ihn zu diesem Rad. Diese Fallenkarte würde Alexis in jeder Standby Phase 500 Lebenspunkte kosten und ihr Monster könnte nicht mehr agieren, aber sie hatte für die Falle den richtigen Konter gezogen. Mit ihren letzten Kräften streckte die Obelisk-Blue Studentin ihre freie Hand und tippte die Karte an. Sie löste sich auf und ein helles Licht strahlte von oben auf den ‚Cyberengel Benten‘ hinab. Mit einem Lächeln befreite sich der Cyberengel aus den Ketten und stieg empor. Sie verschwand in einem Nebel aus Licht, der an der Unterseite des Käfigs entstanden war. Alexis zog zusätzlich durch den Effekt, den ‚Cyberengel Benten‘ auslöste ein Licht-Fee Monster aus ihrem Deck. Sie nahm ‚Kleiner Cyber-Engel‘ (300 ATK / 200 DEF) auf ihre Hand. „Wharrrr… was ist das?!“ Geblendet von Licht knurrte der Mann zornig vor sich hin. Ein neues Wesen entsprang dem Licht und landete sanft mit dem rechten Fuß zuerst auf der Spielfeldseite von Alexis. Es war ‚Cyber Prima‘ (2300 ATK / 1600 DEF). Sie hob ihr Kopf und die Pupillen, die durch ihre rote Maske verdeckt wurden den Schattenduellant fest entschlossen an. Das weiße lange Haar kam zur Ruhe und die Kriegerin hob ihre beiden Arme. ‚Cyber Prima‘ besaß eine Besonderheit, die sie sehr mächtig machte und das Duell entscheiden wird. Alexis musste nicht einmal mehr angreifen. Ihr Gegenüber hatte das schon für sich erledigt. „Ich aktiviere den Effekt von ‚Cyber Prima‘. Wenn sie tributbeschworen wird, werden alle offenen Zauberkarten auf dem Spielfeld zerstört, einschließlich deines Pandämonium.“ In dem Moment wurden die Spielfeldzauberkarte und der eiserne Käfig zerstört. Die Umgebung verwandelte sich zurück in den ursprünglichen Zustand. Die schauderhafte Atmosphäre der verlassenden Villa war jedoch nicht willkommener. „WAS?!“ Geschockt stockte dem Schattenduellanten dem Atem. Er hatte damit nicht gerechnet und wütend ballte er seine Hände zu Fäusten. Der Mann setzte sich in Bewegung. Die Panik fing an von ihm Besitz zu ergreifen. „DIE SCHATTEN WERDEN DICH…!“, Alexis unterbrach sein Gebrüll, in dem sie deutlich aussprach: „Ich beende meinen Spielzug.“ Ein flüchtiges und schwaches Lächeln war von ihr zu erkennen.   Handkarten Alexis: 1 -> 2   Spielfeld: Cyber Prima im Angriffsmodus   Lebenspunkte Alexis: 1440   Zuganzahl: Dreizehn   Titan -> Siebter Spielzug Der Schattenduellant stürmte auf sie zu, während seine Lebenspunkte auf null sanken. Als der König der Erzunterweltler ihn zornig packte, wurde der Mann aufgehalten. Panisch fing der Duellant an zu schreien und die purpurfarbige Flüssigkeit, die zuvor noch das Duell umringt hatte, floss über den Boden auf den Schattenduellanten zu. „WHAARRRRRRRRR! NNEEEIINNNNNN!“, brüllte der maskierte Mann, aber da formte sich die Schatten zu einer Kugel und schlossen den Schattenduellanten ein. Mit einem lauten Platschen versank die Kugel im Boden und verteilte sich in einer gigantischen schwarzen Pfütze. Diese vertrocknete in wenigen Sekunden und außer Alexis und dem Slifer, der aus seiner schwarzen Kugel befreit wurde, blieb nichts mehr von dem Schattenduell übrig.   Duell (Alexis vs. Titan) beendet Ergebnis: Alexis gewinnt, da Titan keine LP mehr hat Die Erleichterung setzte bei Alexis ein, aber auch schlagartig die Entkräftigung. Sie verlor das Bewusstsein. Nahe der ehemaligen Unterkunft der Obelisk-Blue Studenten, zu einem unbekannten Zeitraum bei Jaden und Syrus: „ENDLICH!“, rief Jaden lautstark, bevor er ein weiteres Mal von seinem Kommilitonen ermahnt wurde leise zu sein. Die beiden betraten den heruntergekommenen Garten der verlassenden Villa. Es herrschte totenstille und verängstigt blieb Syrus stehen: „Ah… ich denke es ist schon so spät, jetzt… dass wir dringend…“, bevor er weiterredete, bemerkte Syrus, dass Jaden schon längst zum Eingang der Villa geeilt war. Seufzend schlich Syrus mit zittrigen Bewegung dem Jungen hinterher. Er fühlte sich beobachtet. Jaden trat entschlossen über die umgefallene Tür am Eingang. Er stand nun im Eingangsbereich der verlassenden Villa. „Los ihr Geister! Wer hat Lust sich mit mir zu duellieren! Ich bin allzeit dafür bereit!“ Der Junge erhielt aber keine Antwort. Er stand allein im Eingangsbereich des zerfallenden Gebäudes. Nur Syrus trat langsam an ihn heran. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und verängstigt blickte er stetig in alle möglichen Richtungen. „Hier ist niemand…, also… wir können jetzt gehen.“ Erklärte der Slifer angespannt. „Nicht bevor ich mein Duell gehabt habe!“, erwiderte Jaden lautstark. Er meinte seine Aufforderung ernst. Ein lautes Knacken war zu hören und ein Lichtkegel traf Jaden im Gesicht. Syrus schrie währenddessen lautstark auf und schreckte zurück. Drei Männer stiegen währenddessen über die umgefallene Tür. Jaden und Syrus erkannten die drei sofort. Sie trugen Sicherheitsuniformen, einen Schlagstock in der linken Hand und eine große schwarze Taschenlampe in der rechten Hand. Alle drei waren kräftig gebaut und groß gewachsen. Der vorderste trug einen Vollbart. Der erste Eindruck zeugte von keiner Toleranz gegenüber Widerstand. Sein erster Begleiter, dicht hinter ihm, besaß einen besorgten Gesichtsausdruck, als würde er etwas Ungemütliches in dieser Villa erwarten. Der dritte Mann, der durch den Eingang kam, war ein weniger korpulenter als seine Kollegen und er besaß einen grimmigen und unfreundlichen Gesichtsausdruck, dadurch wirkte der Sicherheitsmann aber auch besonders respekteinflößend. Grummelnd kämpfte er mit der umgefallenen Tür, weil der Mann beinahe beim herübersteigen sein Gleichgewicht verloren hätte. Als auch der dritte Sicherheitsmann die Eingangshalle betreten hatte, hob der vorderste seine Taschenlampe empor. Er leuchtete damit Jaden wieder direkt ins Gesicht und blendete ihn erneut. „Haben wir die Störenfriede auf frischer Tat erwischt und damit dem Spuk endlich ein Ende bereitet!“, sprach er, während der Mann seinen Schlagstock wegsteckte und auf Jaden zuging. „Ah… je…“, brachte Jaden überrascht von sich. Gespielte Duelle in diesem Kapitel: Alexis Rhodes vs. Titan (Schattenduellant) -> Sieg: Alexis Rhodes Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)