Gold
Der goldene Ring glänzte höhnisch auf seinem rostroten Bett, als wolle er sich absetzen von den drei mattweißen, unregelmäßig geformten Steinen, mit denen er sich den knapp bemessenen Platz teilen musste. Sekundenlang starrte ich auf das Kästchen hinab, ohne den Anblick recht zu verstehen. Ein Ring und drei Steine - was sollte das bedeuten? Das zerknitterte Stoffpolster am Boden des Kästchens fühlte sich steif und stumpf an, als ich einen der merkwürdigen Steine herausfischte. Wie seine Gesellen war er von länglicher Form, mit einer dickeren und einer dünneren Hälfte. Die Verdickung endete wie abgeschnitten in einer zerklüfteten Fläche, während das schmale Ende sich in mehrere dünne Auswüchse teilte, die wie missgestalte Beinchen zu zappeln schienen. Rotbraune Schatten in den Kerben erinnerten mich an die erdverklebten Wurzeln herausgerissenen Unkrauts. Oder an meinen blutbefleckten Zahn in der makellosen Schale, damals…
Ich hörte meine Zähne klappern, ehe ich das Zittern fühlte, das plötzlich von meinem ganzen Körper Besitz ergriff. Der Zahn fiel zurück in das Kästchen und landete im goldenen Rund des Ringes, gleich neben der Gravur. Eine der Wurzeln, überhaucht von einem zarten Goldschimmer, deutete auf den Namen, fein geschwungen ins Gold geritzt.
Mein Name.
Pattern
Der Mond malt weiße Glanzlichter ins Graublau der Nacht. Ihre Füße tanzen durch die Schatten, ohne sich an der wechselnden Beschaffenheit des Untergrundes zu stören. Sie schwebt über glatte schwarze Flächen, spiegelnd wie Glas, schreitet über raue Terrakottafliesen, zuckten nicht vor dem feinen weißen Kies zurück, der die empfindlichen Stellen jeder Fußsohle zu finden vermag. Die Brücke überquert sie, trippelnd wie eine Ballerina, bis zur Mitte, steigt dann furchtlos auf das gusseiserne Geländer und setzt den Weg auf dem nur daumendicken Handlauf fort. Kalt und rostig ist er und eitel - als einziger hinterlässt er Spuren auf den Füßen, die sie am Morgen verwundert auf den Laken finden wird.
