Der Brautstrauß war ein Veilchen von blechdosenfee ================================================================================ Kapitel 16: Ino --------------- Ino lehnte mit einem Glas Sherry am Türrahmen zum Festsaal und betrachtete lächelnd die Braut und ihre zwei Gesprächspartner, Hanabi und Neji. Gerade vom Zweiten hätte sie dies nicht erwartet. Aus der Ferne wirkte die Unterhaltung normal und Ino hoffe inständig für Hinata, das dem auch so war. Nichts würde zuträglicher für Hinatas Selbstbewusstsein sein als ein wenig Normalität seitens des Hyuugas. – Sakura und sie hatten Jahre gebraucht, Hinata aus dem Schneckenhaus herauszulocken und sie davon zu überzeugen, dass es in der Welt mehr gab als ein braves: „Ja, Vater“, oder das ständige Mantra: „Meine Familie wird das nicht gutheißen“. Stets hatten sie ihr gezeigt, dass es zur Erfüllung der eigenen Träume nur den eigenen Willen brauchte. Wenn solch normale Gespräche die Frucht aus dem langen Kampf gegen all die Widerstände waren, dann hatten sich die aufopfernden Jahre wahrlich gelohnt. Natürlich gab es utopische Wolkenkuckucksheime – Sakura schmiss hin und wieder mit diesem Begriff um sich – aber für die hielt Ino immer eine Heckenschere bereit. Ihr Credo war: „Hol die Heckenschere raus und stutz dir die Luftschlösser auf ein reales Maß runter, wenn sie zu hoch in den Himmel ragen.“ Überrascht hob Ino die Brauen als sie Zeugin einer Umarmung zwischen Hinata und Neji wurde. Darauf brauchte es erstmal ein Schluck aus dem Glas. Der Alkohol brannte in ihrem Mund und unterstrich die Tatsache, dass sie sich in keinem Traum befand, sondern alles wirklich passierte. Schade, dass Sakura dem nicht beiwohnen konnte, obwohl … und Ino grinste, … wozu gab es Mobiltelefone.   Ino trank ihr Glas leer und stellte es auf einen der unzähligen Beistelltische ab, die an der Wand zu finden waren und winterliches Zierwerk in dekorativen Vasen trugen. Sie zog ihr Blueberry X0150 aus der Clutch, hielt aber inne als Naruto neben ihr erschien. Ein Blick genügte und sie wusste, irgendwas stimmte nicht. Er ließ die Schultern hängen und auch sonst sah er nicht gerade glücklich aus. Gab es etwa Streit zwischen dem frisch vermählten Paar? Nein, unwahrscheinlich. Sie hatte die beiden noch nie zanken sehen; ob die zwei überhaupt wussten, was das war? War er mit seinem Schwiegervater aneinandergeraten? Aber nein! Das war noch unwahrscheinlicher, schließlich hatte der alte Hyuuga versprochen, sich in die ehelichen Belange seiner ältesten Tochter und deren Mann nicht einzumischen, es sei denn Hinata bat darum. Da sie sich keinen Reim aus Narutos Verdrossenheit machen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig als nachzufragen. Also ließ sie ihr Handy in der Clutch und drehte sich zu Naruto um. „Was ist los?“ Es schien als hätte er erst jetzt gemerkt, dass neben ihm jemand stand. Verwundert sah er sie an und blinzelte. So abwesend mit dem Kopf kannte Ino ihn gar nicht. Was war denn nur los? Weil er ihr die Antwort schuldig blieb, wiederholte sie die Frage und bekam eine unwirsche Geste, die ins Foyer deutete. Neugierig aber auch verwundert, kam sie der stummen Aufforderung nach und erblickte nach kurzer Zeit des Suchens ein unförmig eingepacktes Etwas. Es maß, wenn sie richtig schätzte, fast 1 ½ Meter in die Höhe und schien an der breitesten Stelle 1 Meter zu besitzen. „Was ist … das?“, wollte sie wissen. In Narutos Stimme schwang ein angetrockneter Hauch Frustration mit. „Karins Geschenk.“ Ino hob eine Braue und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie betrachtete nun mit schiefgelegtem Kopf das Ding, während sie sich fragte, was in aller Welt die Frau darin verpackt haben konnte. Von der Form her glich es einem Dönerspieß. Oben breit und nach unten hin verjüngend – und der Gedanke war nicht einmal so abwegig, schließlich war der Frau alles zuzutrauen. Statt zu fragen, was es genau war, ging Ino lieber der Antwort nach, weshalb es stand, wo es jetzt stand. „Warum steht es im Foyer und nicht bei den anderen Geschenken?“ „Nach ihrem Rausschmiss, wollte sie es mitnehmen.“ „Hat sie es vergessen?“ „Nein…“ „Anders überlegt?“, unterbrach Ino ihn. Naruto sah sie verwundert an und entgegnete rasch: „Nein, das wäre ja noch schlimmer. Es hat nicht mehr ins Auto gepasst.“ Erstaunt über die Antwort versuchte Ino die Größe erneut einzuschätzen. Sie kam zum gleichen Ergebnis, wenn sie hier und da etwas auf- oder abrundete. Entsprechend erwiderte sie: „So groß wirkt das Ding doch gar nicht.“ „Ist es auch nicht“, bestätigte Naruto ihre Annahme. „Es hätte locker in den hoteleigenen Geländewagen gepasst, wäre da nicht Karins maßlose Anzahl an Koffern gewesen. Der Fahrer und ich waren wirklich froh, dass wir für sie noch einen Sitzplatz gefunden haben.“ „Maßlose Anzahl an Koffern?“, hakte Ino spitz nach. „Naruto, du weißt, ich kann die Frau nicht ab, aber was die Menge an Reisetaschen für eine Frau angeht, da solltest du …“ „Ino!“, unterbrach er sie. „Ich rede nicht von 3 oder 4 Koffern für eine Übernachtung – dass ihr Frauen so viele braucht, weiß ich von meiner Mutter – glaub mir, ihre Koffermasse war einfach übertrieben.“ „Dann spann mich nicht auf die Folter und nenn mir ihre Zahl“, entgegnete sie und sah ihn erwartungsvoll an. „12.“ „Bitte was?“, platzte es aus Ino heraus. „Du hast eben nicht 12 gesagt?“ „Doch“, erwiderte Naruto. „Bist du dir sicher?“ Ino konnte die Zahl nicht so recht glauben. Er musste sich verzählt haben und dass er ihr einen Bären aufband, war unmöglich. So etwas tat Naruto nicht. Sie beobachtete wie er die Finger zum Zählen hernahm und zählte leise mit. „Bin ich“, sagte er. „Es waren definitiv 12, und ich bleibe dabei, es war maßlos übertrieben.“ Mit trockener Stimme pflichtete Ino ihm nun bei. „Ich bin ganz bei dir. Selbst für meine Verhältnisse sind 12 Koffer für eine Übernachtung übertrieben“, und auf das Etwas deutend, fragte sie: „Weißt du, was sie euch schenken wollte?“ „Eine Palme.“ „Eine Palme? … Ist doch schick. Also, ich hab nichts gegen eine Palme einzuwenden“, sie fand sogar, dass es von Karin ein sehr anständiges Geschenk war. Nur Narutos sarkastischer Unterton ließ sie an der Anständigkeit zweifeln. „Sicherlich ändert sich deine Meinung, wenn du sie gesehen hast.“ „Wieso?“ „Es ist eine Plastik-Palme.“ „Plastik?“, wiederholte Ino und starrte zuerst Naruto und dann das Geschenk an. „Ja.“ Da die Hoffnung zuletzt starb, fragte sie: „Ist sie wenigstens schön?“ Narutos Gesichtsausdruck wurde leidend und sie ahnte das Schlimmste. „Wenn du auf knallpinke Blätter und einen neogrünen Glitzerstamm stehst, dann mit Sicherheit. Ich kann dem Ding nichts abgewinnen und selbst Hinata wusste nicht was sie beim Anblick dessen sagen sollte und du weißt, sie versucht immer nette Worte zu finden.“ Ja, das wusste Ino. Bei sowas sagte Hinata lieber gar nichts und lächelte nur, als dass sie jemanden vor den Kopf stieß. Obwohl Narutos Antwort sie vor dem zu erwartenden Augenkrebs gewarnt hatte, konnte sie ihre Neugier nicht zügeln und fragte: „Darf ich mal unter das Papier linsen?“ „Tu dir keinen Zwang an.“   Ino ging auf die eingepackte Palme zu und hob an einer losen Stelle das Papier an. Was sie zu sehen bekam, war verstörend. Rasch ließ sie das Papier los und trat von dem Geschenk zurück. Sie wandte sich Naruto zu und konnte ihren entsetzten Gesichtsausdruck, über so viel nicht vorhandenen Geschmack, schwerlich verbergen. Stumm formte sie das Wort: „Potthässlich“, und Naruto pflichtete ihr nickend bei. Als sie wieder neben ihm stand, fragte sie: „Was wirst … was werden Hinata und du jetzt damit machen?“ „Es Karin vorbeibringen.“ „Wozu die Umstände? Packt das Teil in einen Karton und schickt es ihr.“ Naruto sah Ino entsetzt an. „Und die Portokosten?“ „Auch wieder wahr“, entgegnete diese. Sie tippte sich an das Kinn und sagte dann mit einem begeisterndem Funkeln in den Augen: „Uchiha Security. Gib das Ding Sasuke, der wird sich freuen.“ „Glaub ich nicht“, in Naruto Stimme schwang ein trockenes Lachen mit. „Der ist wie die anderen froh darüber, dass Karin endlich weg ist.“ Ino legte den Kopf schief. Ihre Brauen hoben sich und brachten der Stirn Falten. „Ach, wirklich?“, hakte sie spitz nach. „Ich hatte vorhin einen ganz anderen Eindruck.“ „Vorhin?“ „Ja, vorhin“, erklärte sie und sah sich ihre Fingernägel an. Fast gelangweilt und mit einem Unterton, der den Satz als Nebensache erklären sollte, fuhr sie fort. „Er hat Karin nach dem zweiten Tanz mit ziemlichen forschen Schritt aus dem Saal geführt … gezogen, passt besser. Beide schienen es sehr eilig zu haben, wenn du verstehst was ich meine, und Karin grinste, als sei die Glückseligkeit selbst in sie gefahren. Ein schauderhafter Anblick.“ Naruto runzelte die Stirn und rieb sein Kinn, ehe er fragte: „Du meinst, kurz bevor Sakura von ihr den Haken abbekommen hat?“ „Ja, genau. Wenig später stand das Weib vor Sakura und mir.“ „Und du glaubst, er hat mir ihr den Saal verlassen, weil er mir ihr … also“, verlegen kratzte Naruto sich am Hinterkopf. „Nenn das Kind ruhig beim Namen“, kam Ino ihm zur Hilfe. „Sex – Und ja, genau das. Warum sollte er sonst im Eiltempo eine Gesellschaft verlassen wollen. Ich weiß zwar nicht, weshalb Karin kurz darauf wieder da war, aber vielleicht hat er, warum auch immer, ausversehen ihren Namen mit Sakuras verwechselt.“ Naruto sah sie mit großen Augen an. „Und ich dachte, Sakura wäre die, mit der blühenden Fantasie.“ „Ach, Naruto“, seufzte Ino. „Bei sowas besitzt jede Frau genügend Fantasie.“ „Ich seh’ schon“, entgegnete er, fügte aber nachdenklich mit an: „Trotzdem ist es merkwürdig…“ „Was ist merkwürdig?“, wollte Ino wissen. „Na ja, von Hinata weiß ich, dass Sasuke mit Karin im Foyer gewesen ist und definitiv nichts lief.“ „Bitte?“, Ino glaubte sich zum zweiten Mal während des Gesprächs verhört zu haben. „Kannst du mir ruhig glauben, echt jetzt! Nach dem zweiten Tanz wollte Hinata mit Neji sprechen, aber er ist nach draußen verschwunden. Sie hat hier…“, und damit deutete Naruto auf die Stelle wo er mit Ino stand, „…auf Neji gewartet. Da hat sie Sasuke, dort, hinter dem Treppenaufgang, bemerkt. Sie wollte zuerst zu ihm gehen, er schien aber in ein ernstes Gespräch verwickelt, mit wem, erkannte sie erst als er sich von Karin entfernte, die ihm nachschrie und wie eine Furie an ihr und Neji vorbeistürmte.“ „Sicher, dass es sich um ein ernstes Gespräch handelte?“ „Wir reden hier von Hinata. Wenn sie sagt, dass es ein ernstes Gespräch war…“ „Okay, okay“, beruhigte Ino ihn. „Ich glaub’s dir ja.“ Von einem Moment auf den anderen brach in Inos Kopf ein großer Rummel aus. Ihre Gedanken fuhren regelrecht Achterbahn. Antworten wollten nicht zu Fragen passen und Theorien nicht zu Beweisen. Es herrschte ein einziges Durcheinander und sie brauchte mehr Informationen, um Ordnung hineinzubringen. Zumindest erklärte das Karins Reaktion. Na, wenn das Sakura erfuhr… obwohl, es war besser ihr nichts davon zu erzählen. Sie schien eh einen Haken hinter den Uchiha gemacht zu haben.   „Wo ist er eigentlich?“, wollte Ino nach einer Weile wissen. „Wer?“ „Sasuke.“ „Ah… auf seinem Zimmer.“ Ehe Ino ihren Mund unter Kontrolle bringen konnte, waren die Worte auch schon draußen. „Ohne Karin ist ihm die Feier wohl zu langweilig. Gespräch hin oder her.“ „Nein, deswegen nicht“, entgegnete Naruto lapidar. Er schien ihre verbale Spitze gar nicht mitbekommen zu haben. „Weswegen dann?“ „Sein Handy musste ans Ladegerät.“ Jetzt wo dieses Detail erwähnt wurde, zückte auch Ino ihr Handy und prüfte es. Mit einem kritischen Blick stellte sie fest, dass es ihrem Akku nicht besser ging. Nur noch 30 Prozent. Da durfte schon von einer kleinen Panik mit einer Brise Besorgnis gesprochen werden. Ehe sie es wieder wegsteckte, bemerkte sie die Nachrichten, die sie im stummgeschalteten Modus erhalten hatte. Sie entsperrte das Handy und öffnete eine davon. Ihr klappte der Mund auf. Sie spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen entschwand und das Herzrasen einsetzte. „Oh, oh!“, entkam es ihr unbewusst. Das Naruto sie daraufhin fragend anblickte, bemerkte sie nicht. Erst als dieser wissen wollte, was passiert war, sah sie ihn an. Statt zu antworten, zeigte sie ihm das Display des Handys. Ino beobachtete wie bei Naruto die Augen immer größer wurden bis sie fast kugelrund schienen. Alle Farbe war aus seinem Gesicht verschwunden und er wirkte um die Nase käsig. – Keine Wunder! Es war so schockierend; und hinterhältig. So etwas hatte das Brautpaar nicht verdient. Langsam wandte Ino sich zu den Gästen im Festsaal um und ließ ihren Blick über die Leute schweifen. Das es Aufnahmen von Sakuras Knockout gab, wusste sie. Genügend Handykameralinsen waren in dem Moment auf sie gerichtet gewesen, schließlich hatte der Disput mit Karin nicht gerade im Stillen stattgefunden. Was sie auch von Anfang an wusste, so etwas wurde in Windeseile mit Freunden und Bekannten geteilt werden. Aber irgendjemand unter den Gästen, Karin mitgezählt, schien es spaßig gefunden zu haben, dieses Material der regionalen Presse zukommen zu lassen. Ob berechnend oder aus Leichtsinn, mit dieser Schandtat hatte die Person es geschafft, nicht nur Sakura bloß zu stellen, sondern die romantische Verbindung zweier hochangesehener Familien in einem diffamierenden Licht erstrahlen zu lassen. In Inos Kopf liefen die Zahnräder auf Hochtouren, bei der regionalen Presse würde dies nicht bleiben… es würde international gehen. Heiliges Kräutchen! Sie hörte Narutos fassungslos gehauchten Ausruf: „Das muss sofort gestoppt werden!“ Oh ja, dachte Ino. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)