Sein Blick traf mich wie eine Kugel von -MyNameisKid- ================================================================================ Kapitel 22: No.22 ----------------- Kid war sofort klar, zu welchem Grab Law wollte. Schweigend folgte er ihm auf den kleinen Friedhof, den sie am Ende der Straße erreicht hatten. Er konnte sich denken, dass dieser Gang für seinen Freund nicht gerade einfach war, aber vermutlich hatte Law ihn deswegen auch gebeten, ihn zu begleiten. Kid hatte das Gefühl, dass sie in den letzten drei Tagen unfassbar zusammen gewachsen waren und ihr Vertrauen zueinander immer stärker wurde. Law blieb vor einem Grab irgendwann stehen und sah darauf. Der Grabstein war aus weißem Marmor, schlicht aber schön. Doch leider war das Grab nicht sonderlich gut gepflegt. Der Stein war dreckig und etwas zu gewuchert, frische Blumen waren hier seit Jahren nicht gestanden. Law kniete sich davor, wischte mit der Hand etwas über den Stein und legte die Blumen dort ab. Auch Räucherstäbchen hatte er mitgebracht und stellte sie auf. Kid trat hinter ihn und sah auf das lang vergessen Grab. „Wieso... kümmern sie sich nicht darum?“ fragte Kid leise. Law hatte die Hände zum Beten gefaltet und die Augen geschlossen. Es dauerte einen Moment, ehe er Kid antwortete. „Weil er ein Verräter war...!“ Kid konnte im ersten Moment nicht glauben, was er da hörte. „Was?“ Law stand wieder auf und sah auf den Grabstein, in den ein längst verblichenes Bild eingefasst war. „Cora-san hat undercover für die Polizei gearbeitet... und das jahrelang. Er hat seinen Bruder mehr gehasst, als jeder andere. Er wollte ihn ins Gefängnis bringen und die ganze Organisation vernichten...!“ Laws Stimme klang bitter, er wich einen Schritt zurück. „Oh...okay...!“ Kid verstand langsam. „Aber wieso... akzeptieren sie dann seinen Schrein in deinem Zimmer?“ Law sah Kid noch immer nicht an. „Hauptsächlich mir zu Liebe... Sie haben Cora-san trotzdem geschätzt, er ist dort auch aufgewachsen, er hat sie mehr geliebt als seine eigene Familie. Donquixote weiß nicht, dass es den Schrein gibt. Er würde es niemals akzeptieren. Er hätte ihm nicht mal ein richtiges Grab zuteilwerden lassen, wenn ich und die Familie Onshu nicht darauf bestanden hätten. Er war immerhin trotzdem sein Bruder...! Aber er verbietet, dass sie sich um das Grab kümmern...“ Kid trat näher an Law heran, er merkte, wie ihn das wieder aufwühlte. „Hat... ER ihn umgebracht?“ Law spürte Kid hinter sich und augenblicklich lehnte er sich mit dem Rücken gegen ihn, nickte dabei. „Ja... das war vor 10 Jahren... ich... musst es mitansehen, er hat ihn direkt vor meinen Augen erschossen...“ Laws Stimme wurde immer dünner und Kid legte von hinten seine Arme um ihn. „Es tut mir so Leid, Cora-san...!“ murmelte Law leise. Kid spürte, dass sein Freund erneut den Tränen nah war. „Er ist meinetwegen aufgeflogen... Er hatte ihn fast... beinahe hätten sie die ganze Bande hochgehen lassen, aber... er wollte mich retten. Er wollte mich vorher da raus holen, mich in Sicherheit bringen... In die Freiheit... Und wurde dabei von IHM erwischt... Ich... bin Schuld, Kid...!“ Kid zog Law bei seinen Worten fester zu sich. Er wusste genau, wie der andere sich fühlte, auch er fühlte sich für den Tod seiner Mutter schuldig. Aber auch Law lag falsch. „Es war nicht deine Schuld, Law...!“ sagte er sanft und hielt ihn fest bei sich. „Du hast ihm so viel bedeutet, wie ein Sohn... und für dein Glück hätte er alles gegeben. Er würde nicht wollen, dass du dich schuldig fühlst!“ Nun liefen Law doch die Tränen über die Wange und er drehte den Kopf etwas zu Kid. „Das tue ich aber trotzdem... ich vermisse ihn so sehr!“ Kid sah in die aufgelösten Augen. „Ich weiß... ich weiß ganz genau, was du fühlst Law... es geht mir ähnlich. Ich kann dir dieses Gefühl niemals nehmen... aber ich verspreche dir, endlich zu beenden, was dein Onkel begonnen hat. Ich werde dir hier raus helfen... endgültig... und IHN dabei töten! Und dann wirst du frei sein, so wie Cora-san es gewollt hat!“ Kid sah zu dem Grabstein. „Hast du gehört, Rocinante Corazon? Ich werde Law befreien, endgültig.“ Als Kid seinen Onkel direkt ansprach, konnte Law nicht mehr. Er drehte sich in Kids Armen um, krallte sich mit beiden Händen auf Brusthöhe in seine Lederjacke und verstecke den Kopf dazwischen. Er schluchzte leise, seine Tränen durchweichten Kids Hoodie, den er darunter trug, doch das war dem rothaarigen egal. Er hatte beide Arme um den anderen gelegt, hielt ihn fest bei sich und würde ihn nicht mehr loslassen, bis Law sich wieder beruhigen konnte. Es dauerte einige Minuten, bis Law sich etwas gefasst hatte. Was Kid gesagt hatte, hatte ihn direkt ins Herz getroffen. Wie hatte er auch nur eine Sekunde glauben können, sich gegen das, was sich zwischen ihnen entwickelte, wehren zu können. Er brauchte Kid. Seine Stärke, seinen Halt, seine Nähe. Als er endlich wieder den Kopf hob, sah er verweint in die Augen des anderen. „Danke Kid... Tut... mir Leid, dass ich ständig... heule wie ein Kleinkind. Ich schwöre, das ist allein deine Schuld. Ich hab seit Jahren nicht geheult!“ Er hörte Kid daraufhin etwas lachen, aber es war kein auslachen. Eher ein sanftes, verliebtes Lachen und kurz darauf spürte er wieder seinen Daumen an seiner Wange, wie er ihm behutsam die Tränen wegstrich. „Ist schon okay... wein einfach... vielleicht brauchst du genau das! Und ich werde dich dann so lange im Arm halten, bis deine Tränen versiegt sind...!“ sagte er sanft. Law lächelte und schmiegte sich nochmal an Kids Brust, schloss einen Moment die Augen. „Danke!“ hauchte er leise, als Kid begann seinen Kopf etwas zu kraulen. „Dafür musst du mir nicht danken... außerdem habe ich vor dir auch schon geheult... daran bist du genauso schuld!“ „Wir sind wohl beide ein seelisches Wrack... aber... ich bin unendlich froh, dich jetzt zu haben!“ Kid lächelte sanft und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. „Ich auch!“ hauchte er. Kid hätte Law gerne noch länger im Arm gehalten, doch er hörte von weitem Schritte und vorsichtig löste er sich ein wenig. „Willst du noch bleiben?“ Law hob den Kopf, sah etwas entfernt eine ältere Dame und ließ Kid dann auch los. Er wischte sich nochmal über die Augen, ehe er zu dem Grab sah. „Nein, lass uns gehen!“ Er lächelte etwas. „Wenn ich das nächste Mal komme, bin ich frei, Cora-san!“ Law wollte daran glauben, und bevor er losging, griff er wieder Kids Hand. „Lass uns gehen!“ Gemeinsam verließen die den Friedhof. Auf dem Weg zurück ließ Law Kids Hand nicht mehr los. Es war ihm egal, ob die Menschen sie anstarrten, er brauchte seine Wärme einfach, und Kid gab sie ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)