Blue Wolve von RaoulVegas ================================================================================ Jungle and Approach ------------------- 1 Eingehend betrachtet Charles Kurt und Logan, die wartend seinem Schreibtisch gegenübersitzen. Schließlich seufzt Xavier schwer. In seinem Blick liegt Sorge, doch sie gilt nicht den beiden Anwesenden. Leicht verwundert sehen sich die zwei Mutanten an und dann wieder zu dem Mann im Rollstuhl. „Stimmt etwas nicht, Professor?“, spricht es der Elf schließlich aus. „Nein – ja – ich bin mir nicht sicher...“, gibt er ungewohnt unsicher von sich und betrachtet die beiden wieder eindringlich, als würde er sich wünschen, sie könnten es einfach von seinen Augen ablesen. Nun ist es an Wolverine zu seufzen. „Spuck es schon aus, bevor es dich noch ganz auffrisst! Deine Angst stinkt praktisch zum Himmel!“, fordert ihn der Ältere fast schon streng auf. Für eine Sekunde gleitet Überraschung über das Gesicht des Kahlköpfigen hinweg, dann lächelt er ertappt. Der Jäger ist zwar nicht gerade gut darin, die Stimmungen eines anderen in dessen Gesicht abzulesen oder sich selbst seinen Gefühlen hinzugeben, doch seine überaus feine Nase verrät ihm schlichtweg alles, was er über sein Gegenüber wissen muss. Insbesondere bei Angst horcht er erst recht auf, da es ein so tiefverwurzelter Instinkt ist und das Tier in ihm dadurch höchst aufmerksam wird. „Wie immer kann man dir rein gar nichts vormachen, nicht wahr, Logan? Aber das will ich auch gar nicht. – Ich hatte nur gehofft, dass ihr noch etwas mehr Zeit hättet, bevor ich euch zum ersten Mal auf eine Mission schicken werde. Allerdings könnte diese Aufgabe genau die richtige für Kurt sein, um sich seiner größten Angst zu stellen...“ Merklich zuckt Nightcrawler auf seinem Stuhl zusammen, sagt jedoch nichts. Dafür schlägt sich sichtbare Skepsis im Gesicht des Ältesten nieder. Einen Moment sammelt sich Charles noch und spricht dann betroffen weiter, wobei er sich hauptsächlich dem blauen Mutanten zuwendet. „Ich habe einen sehr guten Freund. Sein Name ist Dr. Wilson Cooper. Er ist ein ziemlich angesehener Genwissenschaftler, mit dem Schwerpunkt auf Mutationen bei Säugetieren.“ „Heißt das, er arbeitet mit Mutanten?“, fragt Kurt überrascht. „Nein, nicht direkt. Er erforscht die Veränderungen gleicher Spezies in verschiedenen Lebensräumen, ähnlich wie bei den Finken in Darwins Entstehung der Arten, das du neulich versucht hast zu lesen.“, erläutert Charles. „Oh, das war wirklich sehr interessant, wenn auch etwas schwierig zu verstehen.“, erwidert der Jüngste hörbar begeistert. „Ja, es ist ein herrliches Werk. – Wilson hat seine Arbeit damals allerdings tatsächlich mit Mutanten begonnen. Oder besser gesagt mit mir. Wir kennen uns schon seit Kindertagen. Sind zusammen zur Schule gegangen und alles. Als meine mentalen Fähigkeiten nicht mehr zu übersehen waren und sich ein jeder von mir abwandte, hielt er als Einziger zu mir. Nach meinem Unfall half er mir wieder zurück in ein halbwegs normales Leben und interessierte sich immer mehr für mein Können. Wollte ergründen, wo es herkam und wie genau es funktioniert. Er entschied sich daher, Medizin zu studieren und sich auf die Genetik zu spezialisieren. Dabei diente ich ihm praktisch aus Versuchskaninchen. Doch das war alles andere als schlecht, denn er versuchte mir zu helfen, wieder normal zu werden, was ich damals noch mehr als alles andere wollte.“, eine Art nostalgischer Funken gleitet über seine Augen hinweg und sein Blick scheint einen Moment in die Ferne gerichtet zu sein. „Im Zuge dessen entdecke er das X-Gen und eine Methode, es unkompliziert im lebenden Körper nachzuweisen. Sie wird heute praktisch überall standardmäßig benutzt, um Mutanten eindeutig zu identifizieren. Allerdings hätte Wilson nie gedacht, dass seine bahnbrechenden Entdeckungen zu solch einem Hass auf unseresgleichen führen würde. Daher hat er seine Forschung schweren Herzens aufgegeben, um uns etwas zu schützen, und sich dann auf Säugetiere spezialisiert. Zuvor hat er mir aber noch geholfen, meinen Traum zu verwirklichen, aus diesem Haus eine Schule und Zuflucht für Mutanten zu machen, und sie so vor der Ablehnung der Menschen wenigstens etwas zu schützen, und ihnen zu helfen mit ihrer Andersartigkeit umzugehen. Zwischen jeder seiner Expeditionen kam er hier sogar vorbei und sah sich das Institut an. Insbesondere natürlich die Mutanten, die ich hier versammelt habe. Sein Forschungsdrang dahingehend ist immer noch ungebrochen.“, lächelt Charles nun voll süßer Erinnerungen. Logan gibt daraufhin ein fast schon amüsiertes Schnauben von sich. „Ja, der Kerl ist echt eine Marke, sag ich dir. Praktisch ein jeder hier war schon mal sein Versuchskaninchen.“, gluckst er nun, während er sich daran erinnert, wie Cooper mit der Begeisterung eines kleinen Kindes seine Krallen versucht hat zu untersuchen und sich dabei mindestens hundert Mal in die eigenen Finger aufgeschnitten hat, weil er sie immer wieder anfassen wollte. Irgendwann hat es Wolverine dann gehörig gereicht, weil ihn der Blutgeruch völlig aus der Fassung gebracht hat und er dem armen Tropf nun doch nicht unbedingt zeigen wollte, wie schnell die messerscharfen Sicheln ihn ausweiden können. „Er hat echt ein paar Schrauben locker...“, meint er weiter und blickt grinsend zu Xavier, der ihn mit leicht erhobener Augenbraue und einen leicht verletzten Ausdruck mustert. „...aber auf eine durchaus liebenswerte Weise...“, endet der Krieger dann entschuldigend. Kurt wirkt dennoch nicht sonderlich begeistert davon, erinnert er sich doch unweigerlich an die Misshandlungen, die er im Zirkus ertragen musste, und seine daraus resultierende Panik vor Menschen. „Mach dir bitte deswegen keine Gedanken, Kurt. Es klingt mit Sicherheit schlimmer, als es in Wirklichkeit ist. Wilson ist wirklich sehr nett und der einzige Mensch, dem ich voll und ganz jedes Leben hier, ohne zu zögern, anvertrauen würde. – Doch das ist nicht der Grund meiner Sorge. Wilson verbringt die meiste Zeit damit, um die Welt zu reisen und die verschiedensten Arten zu untersuchen. Monate, gar ganze Jahre, verbringt er in irgendwelchen Wäldern, im Gebirge oder am Meer. Dabei blieb er aber stets mit mir in Verbindung. Schieb mir mindestens alle zwei Wochen einen Brief und berichtete von seiner Forschung und ich erzählte ihm von meinen Erfolgen hier. Das geschah alles so präzise und vorhersehbar wie ein Uhrwerk...“, er stockt und sammelt sich etwas. „Doch – seit fast zwei Monaten habe ich jetzt nichts mehr von ihm gehört und mache mir daher große Sorgen um ihn. Er reist immer allein, lässt sich nur selten führen und will auch nicht gestört werden. Ich fürchte jetzt, dass ihm etwas passiert sein könnte. Mental konnte ich manchmal eine Verbindung zu ihm bekommen, doch auf so große Entfernung ist es sehr schwierig bis unmöglich. Ich habe es mehrmals probiert, jedoch nichts gefunden. Das könnte bedeuten, dass er eben zu weit weg ist, oder – womöglich nicht bei Bewusstsein, vielleicht schlimmeres. – Doch darüber will ich gar nicht nachdenken! Ich konnte einen Sherpa ausfindig machen, der ihn am Anfang seiner derzeitigen Reise in das gewünschte Gebiet begleitet hat und ihm regelmäßig Nahrung und Wasser dorthin bringt. Er teilte mir jedoch mit, dass er Wilson die letzten paar Male nicht in der Basisstation angetroffen hat, was nicht unbedingt etwas bedeuten muss. Doch alles wirkte irgendwie etwas verlassen auf ihn. Auf mein Bitten hin, hat er versucht, ihn zu finden, wusste jedoch nicht, wohin er überhaupt wollte, was das Ganze praktisch unmöglich macht.“ „Wir sollen ihn jetzt also suchen?“, fragt Logan. Bittend blickt Xavier seine beiden Schützlinge an. „Genau das möchte ich. Diese Aufgabe eignet sich hervorragend als erste gemeinsame Mission für euch beide. Es dürften sich, soweit ich feststellen konnte, keine Mutanten in dem Dschungel aufhalten, und auch keine anderen Menschen. Vielleicht begegnet ihr dem Sherpa, aber mehr auch nicht. Das Gebiet ist, außer zu Forschungszwecken, nicht zugänglich. Den Sherpa habe ich zumindest informiert, dass ich einen Suchtrupp losschicke und dieser vielleicht seine Hilfe benötigt. Das glaube ich allerdings nicht wirklich. Deine feine Nase wird wohl Hilfe genug sein, Logan. Und Kurt kann zumindest ein wenig Kontakt zu Menschen mit Wilson üben, wenn ihr ihn finden solltet, was ich doch sehr hoffe. Denkst du, dass du das schaffst, mein Junge?“ Etwas unsicher sieht Nightcrawler zwischen den beiden Männern hin und her. „Ich will es in jedem Fall versuchen.“, meint er dann ernst. Zufrieden nickt Charles, ehe er eine Karte auf dem Tisch ausbreitet. „Wilsons letzter, bekannter Aufenthaltsort – sein Basislager – befindet sich hier.“, führt der Mann im Rollstuhl aus und deutet dabei auf einen rot markierten Teil. Dieser befindet sich im Amazonas-Regenwald in Brasilien. Genauer gesagt handelt es sich um ein besonders geschütztes Gebiet mit dem Namen Parque Nacional do Jaú. „Dort ist ziemlich schwer hinzukommen, da der Dschungel sehr dicht ist, weshalb ihr hier etwas außerhalb landen und dann zu Fuß dorthin gehen müsst. Der Sherpa hat mir eine Wegbeschreibung mitgeschickt. Zum Basislager werdet ihr demnach fast einen Tag zu Fuß unterwegs sein, und dann seid ihr auf euch alleingestellt...“, kommt es leicht entschuldigend von dem Telepaten. „Mach dir da mal keinen Kopf. Ich finde mich schließlich bestens in der Wildnis zurecht.“, winkt Logan schlicht ab. „Wenn es allerdings so ist, wie du befürchtest, sollten wir uns wohl besser sofort auf den Weg machen. Bis nach Brasilien sind wir mit der Wolf 2 immerhin auch gut einen Tag unterwegs.“, legt er ernst nach. Dankbar sieht Xavier ihn an. „Dann will ich euch auch gar nicht länger aufhalten. Meldet euch aber bitte, wenn ihr gelandet seid.“ „Keine Sorge. Los, komm, du Elf! Wird sicher ein echtes Abenteuer!“, grinst Wolverine herausfordernd. Nightcrawler braucht einen Moment, um sich das vorzustellen, erhebt sich dann aber und folgt ihm Richtung Tür. „Ich komme schon! Bis bald, Professor!“, gibt er leicht gehetzt zurück und blickt sich noch einmal nach dem anderen um. Dann sind die beiden auch schon verschwunden und Charles allein. „Bis bald, Jungs. Seid vorsichtig...“, teilt er dem nun leeren Raum mit und seufzt schwer. Kaum zehn Minuten später vernimmt er das charakteristische Dröhnen des startenden Jets und blickt dem davonrasenden Fluggerät gedankenverloren durch das Fenster hindurch hinterher, bis nichts mehr davon zu sehen ist. 2 Am nächsten Vormittag, fast dreiundzwanzig Stunden nach dem Gespräch mit Charles, landet die Wolf 2 mit einem überaus unsanften Holpern auf einem winzigen Areal an der Grenze des Nationalparks, das nur sehr entfernt Ähnlichkeit mit einem Flugplatz hat. Es gibt nur eine einzige Landebahn, die lediglich aus gestampfter Erde besteht, und ausschließlich von Forschern und Ähnlichem benutzt werden darf. Zudem ist sie sehr kurz, sodass Logan seine liebe Mühe hat, mit dem Jet nicht in die engstehenden Bäume zu krachen, die den kleinen Flugplatz abgrenzen. Seine Landekünste sind schon unter normalen Umständen nur ausreichend, was sich bei diesen Verhältnissen noch einmal mehr als deutlich zeigt. Mit grimmig-knurrend zusammengebissenen Zähnen umklammert er fest den Steuerknüppel und tritt mit aller Gewalt auf die Bremse, doch der sandige Untergrund bietet nicht gerade viel Greifbares, sodass die Wolf 2 letztendlich unsanft mit der Nase gegen einen Baum stößt, der unter dem plötzlich Aufprall zu schwanken beginnt, eine Hand voll Blätter abwirft und gefühlt hunderte Vögel kreischend und schimpfend aufschreckt. Mit großen Augen betrachtet Wolverine das hektische Flüchten der Federtiere und stößt dann hörbar die angehaltene Luft aus. Einen Moment herrscht völliges Schweigen im Cockpit, dann entkrampfen sich die Hände des Jägers und geben den Steuerknüppel wieder frei. „Na, dass lief doch super!“, grinst er anschließend überaus künstlich und fährt die Motoren runter. Als er den Blick zu Nightcrawler wendet, schlägt sich jedoch etwas Mitleid in seinen Augen nieder. Der junge Mutant hat sich inzwischen zwar ziemlich gut ans Fliegen gewöhnt – tut es mittlerweile sogar ganz gern –, doch die Landungen des Schwarzhaarigen verlangen ihm noch immer alles ab, und das hier war noch viel schlimmer, als sonst schon. Stocksteif und blass wie ein Laken sitzt der Elf verkrampft in seinen Sitz gedrückt da. Seine seelenlosen Augen starren noch immer wie hypnotisiert auf den Baum, der die gesamte Windschutzscheibe wie ein Mahnmal einnimmt, und ein sichtbares Zittern gleitet seinen zierlichen Körper auf und ab. Nach dieser Landung kann Wolverine wohl sehr froh sein, dass sich der Junge nicht vor Panik aus dem Cockpit teleportiert hat. „Hey, Kurt, hol doch mal Luft, damit ich weiß, dass du mir nicht umkippst!“, fordert ihn der Ältere schon etwas verlegen auf und legt ihm vorsichtig die Hand auf den Oberschenkel. Ein besonders heftiges Zucken lässt den Blauhäutigen daraufhin erbeben, dann blinzelt er leicht verwirrt und holt hörbar Luft. „Warum – sollte ich denn umkippen? Es war so eine herrliche Ladung! Eine deiner besten, möchte ich sagen, dass sollten wir unbedingt gleich noch einmal machen!“, kommt er erstaunlich sarkastisch von Nightcrawler, ehe er ihm einen leidlichen Blick zuteilwerden lässt, in dem Logan nur zu deutlich sehen kann, wie speiübel ihm sein muss. Entschuldigend lächelt der Krieger ihn an und streicht dabei beruhigend über seinen Schenkel. „Sorry, Kleiner...“, raunt er dabei ehrlich. Für einen Moment ergreift Kurt die Hand seines Gegenübers auf seinem Schenkel und hält sie einfach nur fest. „War nicht deine Schuld.“, meint er dann, obwohl sie wohl beide wissen, dass die nicht gerade gut ausgeprägte Landefähigkeit des Älteren das Ganze um einiges schlimmer gemacht hat, als es hätte sein müssen. „Okay, funk du den Professor an, während ich die Ausrüstung zusammensuche und nachsehe, ob dieser Sherpa irgendwo in der Nähe ist. Unser Kommen dürfte ja nicht zu übersehen gewesen sein. – Wenn du fertig bist, teleportier dich einfach dort in den Dschungel, damit der Typ keinen Herzinfarkt bekommt, wenn er dich sieht.“, mitleidig betrachtet Logan den Jungen, doch dieser ist sich seines abschreckenden Aussehens nur zu gut selbst bewusst und hätte diese Ansage wahrscheinlich auch gar nicht gebraucht. „Verstanden.“, erwidert Kurt dennoch ungerührt und wendet sich dem Funkgerät zu, mit Hilfe dessen er über eine spezielle Frequenz direkt in Xaviers Gedanken senden kann. Wolverine schnappt sich derweilen einen Rucksack mit etwas Ausrüstung und verlässt den Jet. Einen Augenblick schaut er sich auf dem kleinen Flugplatz um, als würde er nach jemandem suchen. Das ist aber nur gespielt, seine feine Nase hat ihm schon verraten, dass sich der Sherpa in einer der runtergekommenen Schuppen aufhält, von der sich ein halbes Dutzend entlang der Landebahn verteilen. Sein Gespür enttäuscht ihn auch nicht, als sich in diesem Moment etwas zaghaft eine Tür öffnet und unsicher ein Mann ins Freie tritt. Zielstrebig nähert sich ihm der Vielfraß mit festen Schritten. Nach dem ersten Schreck wirkt der Sherpa dann allerdings gar nicht mehr so unsicher und schimpft Logan wegen seiner Kamikazelandung. Der zu kurzgeratene Kanadier hört sich das alles völlig ruhig an und beißt sich dabei regelrecht auf die Zunge, dem Kerl nicht ebenso entgegenzukommen und ihm wegen der überaus bescheidenen Landebahn eins auf die Nuss zu geben. Nachdem das dann geklärt ist, beschreibt der Sherpa ihm noch einmal genau den Weg zur Basisstation von Dr. Cooper und was er dort beobachtet hat. Der Schwarzhaarige bedankt sich möglichst freundlich für seine Hilfe und macht sich dann auf den Weg in den schier undurchdringlichen Dschungel, in dem Kurt bereits auf ihn wartet. 3 Als er in das dichte Netz aus engstehenden Bäumen und Büschen tritt, wird er augenblicklich von einer erstaunlichen Dunkelheit umschlossen, die ihn regelrecht zu erwürgen versucht. Die Temperatur scheint schlagartig um fast die Hälfte zu sinken, dafür steigt die Luftfeuchtigkeit so stark an, dass man sich nach kurzer Zeit vorkommt, als wäre man gerade aus der Dusche gekommen oder in einen unerwarteten Regenguss geraten. Geräusche und Gerüche nehmen eine ganz andere Form an, steigern sich ins schier Unermessliche und erschlagen einen zusehends mit neuen Eindrücken. Der Jäger kennt diese Phänomene nur zu gut, sind sie doch jedem Dschungel auf Erden gleichermaßen eigen. Trotz dieser erschreckenden Reizüberflutung, die für Wolverine noch weit heftiger ist, als für jeden anderen, bleibt der Schwarzhaarige erstaunlich ruhig – geradezu unbeeindruckt. In seinem langen Leben hat er schon viel gesehen und es ist bei weitem auch nicht der erste Dschungel, in dem er steht. Von daher braucht er nur wenige Sekunden, um sich an seine neue Umgebung zu gewöhnen. Für einen fast schon nostalgischen Moment schließt er sogar die Augen und lässt all das auf sich wirken. Seine scharfen Ohren zucken unwillkürlich kaum merklich und jagen Millionen neue Geräusche in sein Gehirn, wo sie sortiert und eingeordnet werden. In seinem gespeicherten Wissen erkennt sein Verstand, dass sich kein Feind unbewusst geräuschvoll hier bewegt. Exotische Vögel singen dafür melodisch in allen Ecken, Tiere verschiedener Größe schleichen vorsichtig durch das Unterholz, Insekten summen im ihnen eigenen monotonen Bass, leichter Wind lässt unzählige Blätter geheimnisvoll flüstern. Und unter all diesen Geräuschen vernimmt er ein leises Atmen, gepaart mit einem noch leiseren Herzschlag in seiner Nähe – Nightcrawler. Mit einem tiefen Atemzug bläht sich Logans überaus feinfühlige Nase und seine kräftige Brust hebt sich fast zum Bersten. Der durchdringende Geruch wilder Tiere liegt in der Luft, ein Hauch Blut von einer vor einer Weile gerissenen Beute, der schwere Duft welken Laubs, gemischt mit der Süße frisch spießendem Grün und tausenden Blumen, die so schwer ist, das sie sich wie eine starke Hand auf seine Brust drückt. In weiter Ferne kann er fließendes Wasser wahrnehmen, dessen Rauschen fast völlig vom Flüstern der Bäume verschluckt wird. Unter alledem ein schwindender Geruch, der eindeutig nicht an diesen Platz gehört: Schwefel. Langsam öffnet der Krieger wieder die Augen und gewöhnt seinen Blick an die schattenhafte Umgebung. Hier und da entdeckt er ein fantastisches Schauspiel aus Sonnenstrahlen, die wie feine Punktscheinwerfer durch das dichte Grün schießen. Dicke Insekten schwirren träge um ihn herum, Vögel aller Größen und Farben tun es ihnen gleich. Feiner Staub funkelt in den Sonnenstrahlen, hier und da ein letzter Rest morgendlich glitzernden Taus auf Blüten und Blättern. Vor seinen Augen erschließt sich ihm ein unfassbares Farbenmeer und lässt den vorherrschenden Schatten nahezu mystisch leuchten. Als er den Blick in die Baumkronen hebt, sieht er spielerisch Affen umherhuschen, die ihn neugierig plappernd zu beobachten scheinen. Doch ihnen gilt nicht seine Aufmerksamkeit. Nach einem Moment entdeckt er ihn schließlich. Die Schatten haben Kurt wie immer völlig verschluckt, und könnte der Kanadier ihn nicht riechen, würde er wohl lange nach ihm suchen müssen. Einzig seine durchdringenden, seelenlosen Augen glühen Gelb wie kleine Flämmchen im dichten Blätterdach. Schlagartig fällt Wolverine etwas ein, das er mal irgendwo gelesen hat: Geist des Waldes. Genau das ist es, genauso empfindet er Kurt in diesem Augenblick. Einmal mehr wird ihm dabei klar, warum er ihn von Anfang an als Elfen gesehen hat, statt als dämonischen Sohn des Teufels, für den ihn die Zirkusleute verkaufen wollten. Unweigerlich beginnt sei Herz bei diesem Gedanken schneller zu schlagen, bis es so hart gegen seine Rippen pocht, dass es schon fast schmerzt. Logan schluckt schwer und seine Gedanken versuchen sich einmal mehr zu verselbstständigen. Dem folgt ein nur allzu bekanntes Ziehen in den Lenden. Etwas verstimmt lässt er den Blick sinken und versucht sich wieder auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. ‚Ich muss mir etwas einfallen lassen, um es zu verdrängen. Zumindest so lange zu verdrängen, bis wir diese dämliche Basis erreicht und unser eigenes Lager aufgeschlagen haben. Dann ist der Bengel mit Sicherheit fällig. Länger halte ich das einfach nicht mehr aus...‘, geht es ihm durch den Kopf, wobei er sich überdeutlich bewusst ist, dass der nagende Funken in ihm spätestens heute Nacht überspringen wird... Der zu kurzgeratene X-Man ist jedoch so in Gedanken, dass er gar nicht mitbekommt, wie sich ein freches Grinsen auf Nightcrawlers Züge schleicht. Nahezu lautlos schleicht er den Baum hinab und auf den ahnungslosen Krieger zu. Als er ausversehen auf einen am Boden liegenden Ast tritt, der daraufhin geräuschvoll zerbricht und einige Vögel in unmittelbarer Nähe aufschreckt, wird Kurt jedoch klar, wie abwesend sein Freund gerade doch zu seien scheint, und dass er sich daher eigentlich gar nicht so viel Mühe mit dem Anschleichen geben müsste. Dennoch lässt er nicht davon ab, bis er direkt hinter ihm steht. Sein Grinsen wird noch breiter und er setzt zum Sprung an. Mit einem eleganten Satz landet er schließlich hockend auf den Schultern des Älteren, der daraufhin heftig zusammenschreckt und gerade noch so das Gleichgewicht halten kann. „Was zum...“, entkommt es Wolverine überrascht, wobei seine Krallen instinktiv ausfahren. Er entspannt sich aber wieder etwas, als er merkt, dass es nur Kurt ist, der sich mal wieder einen seiner Scherze zu erlauben versucht. Frech grinst ihn der Junge von oben herab an und drückt ihm dann einen Finger auf die Nase. „Tick, du bist!“, flötet er ausgelassen, springt dann über seinen Kopf hinweg auf den Boden und rennt kindlich lachend in den Dschungel hinein. Einen Moment sieht Logan ihm noch etwas perplex hinterher und versucht seine Gedanken zu ordnen. Dann wird ihm klar, was der Bengel vorhat und ein Grinsen schleicht sich auch auf seine Lippen. „Na, warte, Früchtchen, dich kriege ich!“, ruft er ihm nach, während sein Spieltrieb in ihm erwacht und er Kurt auch schon hinterherläuft. Nach dem schier endlosen Flug eine überaus willkommene Abwechslung, um die müden Muskeln wieder auf Trab zu bringen. Laut und kindlich lachend jagen sie einander durch den dichten Dschungel. Abwechselt fangen sie sich, tragen spielerische Kämpfe aus und legen so in kurzer Zeit eine ziemlich große Strecke zurück. Dabei scheint es eine Art inneren Instinkt zu geben, der sie beide immer näher an das Basislager des vermissten Doktors heranbringt, ohne dass sie überhaupt richtig auf ihre Umgebung achten. Nur ganz selten bleiben sie zwischendurch stehen und bewundern die Vielfalt an Pflanzen und Tieren um sich herum, oder verschnaufen für längere Zeit. Logan sprintet durch den dichten Bewuchs auf ihn zu, bedient sich der ganzen unwahrscheinlichen Gewandtheit, die sein Geheimnis ist, und bekommt Nightcrawler genau in dem Augenblick zu fassen, als dieser wieder zum Sprung ansetzt. Gewaltsam wird der Elf zu Boden gerissen, doch es kümmert ihn reichlich wenig. Stattdessen fangen sie beide an zu lachen und wälzen sich im hohen Gras herum, wie kleine Kinder beim Fangenspielen. Für einen Moment liegen sie still nebeneinander und kommen wieder zu Atem. Dann geht die wilde Verfolgungsjagd erneut los, immer tiefer in den Dschungel und dem letzten, bekannten Aufenthaltsort des Doktors näher. Nun ist es an dem blauen Mutanten den Vielfraß zu fassen zu bekommen. Kraftvoll rennt Wolverine durch das Grün, verschafft sich, wenn nötig, mehr Platz mit seinen Krallen. Hektisch flüchten eine Hand voll kleiner Tiere vor ihm. Sie bleiben jedoch nicht ungesehen, denn der Jäger sondiert das Treiben um sich herum genau, um sich einen Überblick zu verschaffen, welches arme Geschöpf ihm vielleicht zum Abendessen in die Fänge geraten wird. Doch das ist eigentlich nebensächlich, sie haben auch etwas zu Essen bei sich. Viel wichtiger ist es jetzt, dem Elfen zu entkommen. Logan weiß genau, dass der Bengel irgendwo hoch oben in den Bäumen wie ein Affe herumturnt und nur auf den richtigen Moment für seinen Angriff wartet. Der Kanadier kann ihn hören, auch wenn er sich nicht die Mühe macht, ihn im dichten Grün zu suchen. Geschickt springt der Schwarzhaarige über einen niedrigen Busch hinweg. Als er allerdings auf dem Boden aufkommt, gibt dieser plötzlich etwas unter seinem Fuß nach. Er vermutet, dass es sich dabei wohl um den Bau eines Kaninchens oder dergleichen handeln mag, und er gerät ein bisschen ins Straucheln. Darauf hat Nightcrawler nur gewartet! Kaum, dass sich Logan ans Weiterlaufen machen will, stürzt der Junge wie ein Raubvogel auf ihn hinab und reißt ihn rücklings zu Boden. Mit einem überraschten Luftausstoßen landet Wolverine im welken Laub. Durch den Rucksack wölbt sich seine Brust nach oben, was ihn etwas wie eine Schildkröte auf dem Rücken wirken lässt. Kurt hockt nun kichernd auf den Oberschenkeln des Älteren, stützt die Ellenbogen leicht auf dessen Brust und legt den Kopf auf den Händen ab. Grinsend blickt er zu ihm hinab. „Erwischt!“, flötet er ausgelassen. Der Krieger funkelt ihn etwas grummelig an, wollte er sich doch noch nicht von ihm schnappen lassen, doch er beschwert sich nicht. Stattdessen setzt er nun auch ein Grinsen auf. Es vergeht allerdings ganz schnell wieder, als sich der Elf jetzt auf seine Brust legt und sich regelrecht der Länge nach ausgestreckt an ihn schmiegt. Überrascht weiten sich die Augen des Älteren. Deutlich kann er das rasende Herz und den angestrengten Atem des Jungen auf sich spüren. Unweigerlich schluckt er hart und der altbekannte Funken jagt durch seinen Kopf. Langsam steigt ihm Hitze in die Wangen und er würde seinen Gedanken jetzt nur zu gern nachgeben. „Das ist wirklich schön...“, schnurrt Nightcrawler schon fast und schmiegt sich noch etwas mehr gegen ihn. Vermutlich völlig unbewusst berühren sich ihre Körper dabei immer mehr. Mit weit geöffneten Augen starrt Logan zum dichten Blätterdach empor. „Ja, – das ist es...“, meint er beinahe abwesend und legt vorsichtig die Arme um den Blauhäutigen, drückt ihn fest an sich. Einen Moment verharren sie so bewegungslos, dann streicht Wolverine ihm kraulend über den Rücken. Daraufhin gibt Kurt wie aufs Stichwort ein wohliges Schnurren von sich, das den Älteren völlig um den Verstand zu bringen droht. „Elf...“, raunt er tief und beißt sich dabei erregt auf die Unterlippe. Es fehlt nicht mehr viel und sein Gegenüber wird nur allzu deutlich merken, was dem zu kurzgeratenen Kanadier im Kopf herumgeistert. Der blaue Bengel scheint jedoch eine andere Idee zu verfolgen. Langsam befreit er sich etwas aus der Umarmung des anderen und blickt ihm tief in die Augen. Die seelenlosen Iriden haben wieder diesen unwiderstehlichen Schlafzimmerblick angenommen, den Logan noch zu gut von seinem Tagtraum her kennt. Oder von dem Moment, bevor Kurt ihm so dreist sein Bier gestohlen hatte. Dieser Gedanke kommt ihm nun wieder, als der Jüngere plötzlich zu grinsen beginnt, ganz kurz bevor sich ihre Lippen womöglich hätten berühren können. Kichernd drückt er auf Wolverines Nase. „Tick, du bist!“, platzt es fröhlich aus ihm heraus, bevor er sich etwas unwirsch von ihm befreit und wieder im Dschungel verschwindet. Völlig perplex bleibt Logan liegen und begreift einfach nicht, was das alles werden soll. Der Bengel bringt ihn noch mal vollkommen um jeden Verstand! Unweigerlich fragt sich der Jäger, ob Kurt das Ganze vielleicht sogar mit Absicht macht, oder ob ihm einfach nur nicht klar ist, wie erregend er in Logans Augen wirkt. „Scheiße...“, schimpft der Schwarzhaarige leise in sich hinein und kommt schwerfällig wieder auf die Füße. „Hey, warte gefälligst!“, ruft er dem lachenden Elfen hinterher, der ihm diesen Gefallen selbstredend natürlich nicht tut. Also nimmt Wolverine die Beine in die Hand, um ihn irgendwie wieder einzuholen. In der Zwischenzeit ist Nightcrawler ein ganzes Stück weit gekommen und macht daher eine kleine Rast, um festzustellen, wo in etwa sich sein Teamkollege aufhält. So lärmend, wie Logan durch das Unterholz bricht, ist das auch gar nicht so schwer. Er ist aber noch ziemlich weit entfernt, sodass Kurt einen Gang zurückschaltet und sich stattdessen überlegt, wie er ihn vielleicht an der Nase herumführen könnte, indem er sich beispielsweise irgendwo in der Nähe versteckt. Der Gedanke hat sich noch nicht ganz in seinem Kopf festgesetzt, da ertönt auf einmal ein tiefes Knurren hinter ihm. Er schluckt schwer. Schnell wird ihm klar, dass es sich dabei eindeutig nicht um Wolverine handelt. Das Geräusch kommt aus der falschen Richtung, und die Stimmlage passt auch nicht. Es klingt fremdartig und bedrohlich. Abermals schluckend dreht sich Kurt ganz langsam herum. Fast wie erstarrt bleibt er stehen, nur seine Augen huschen hektisch wie zwei kleine Taschenlampen durch die Gegend. Im schummrigen Grün entdeckt er schließlich eine Bewegung. Das tiefe Knurren ertönt erneut und dann löst sich ein großes Tier aus den Schatten. Mit seinem gefleckten Fell passt es sich perfekt in den Dschungel ein – der wahre Geist dieses Waldes. Kurt hat nie zuvor einen Jaguar gesehen, doch sein angespannter Körper weicht nun instinktiv vor der großen Raubkatze zurück. Ganz langsam setzt er einen Fuß hinter den anderen, während der Kater im gleichen Tempo knurrend auf ihn zukommt. Seine Bernsteinaugen mustern den jungen Mutanten interessiert und überaus hungrig. „Oh mein Gott...“, entkommt es ihm völlig atemlos. Ein heftiges Zittern gleitet seinen schlanken Körper hinab und lässt ihn regelrecht erbeben. „Süßes Kätzchen. Du wirst doch nicht...“, setzt er hilflos an. Allerdings kann er den Satz nicht vollenden, da trifft ihn etwas überaus hart im Rücken und reißt ihn zu Boden. Heftig wird er ins duftende Laub gepresst, während ihn zwei starke Hände vehement nach unten drücken. Tiefes Knurren erfüllt die Luft, doch diesmal kommt es nicht von dem Jaguar. Dieser sieht ziemlich verdutzt zu dem Neuankömmling, der ihm die Beute streitig machen will. Doch nur einen Moment, dann beginnt die Raubkatze selbst wieder zu knurren und tritt bestimmend näher heran. Sein Gegner muss schon deutlich mehr bieten, wenn er ihn einschüchtern will. Und vor so einem dummen Menschen – auch wenn er sich nicht wie ein Mensch anhört – hat der König des Dschungels nun wirklich keine Angst. Zumal dieser Kerl nicht einmal einen dieser schmerzhaft knallenden Stöcke mit sich herumträgt, wie er sie schon des Öfteren gesehen hat, wobei er auf primitive Weise gleichermaßen an Wilderer mit ihren Gewehren, wie auch an Forscher mit ihren Bestäubungspistolen denkt. Daher tritt der Kater unbeeindruckt näher heran und faucht seinen Gegner zornig an. Dieser tut es ihm gleich, während er weiterhin die Beute zu Boden drückt. Die tiefen Laute scheinen den Boden unter Nightcrawler beinahe zum Vibrieren zu bringen und er ist so erstarrt, dass er nicht einmal entfernt daran denken kann, sich weg zu teleportieren. Mit ängstlichen Augen blickt er stattdessen den langsam näherkommenden Jaguar hilflos an, während Wolverine ihn so fest in das Laub drückt, dass ihm kaum Luft zum Atmen bleibt und seine Rippen heftig schmerzen, als könnten sie jeden Moment brechen, wenn sich der andere noch etwas mehr auf ihn stützen würde. Breitbeinig knurrend hockt Logan über ihm und fechtet diesen primitiven Kampf mit dem Raubtier aus, als hätte er so etwas schon unzählige Male gemacht. Das dem tatsächlich so ist – auch mit noch weit größeren und gefährlicheren Tieren –, weiß Kurt natürlich nicht. Und so hofft er einfach nur, dass sein Partner weißt, was er da tut. Inzwischen ist der Kater allerdings so nahe herangekommen, dass er Wolverine schon fast mit seiner krallenbesetzten Pranke erwischen kann. Das Tier scheint sich nicht sonderlich von ihm beeindrucken zu lassen, ist stattdessen ein genauso sturer und erfahrener Jäger wie sein Gegenüber selbst, zudem noch überaus hungrig. Doch auch Logan verspürt einen unstillbaren Hunger, nur nicht auf die gleiche Weise, wie der Jaguar, aber nicht minder instinkttief. Von daher wird er seinen Besitz auch genauso energisch verteidigen. Die Raubkatze hält ihn vermutlich für einen relativ harmlosen Menschen, und das hat ausnahmsweise auch mal einen Vorteil. So kommt das Tier furchtlos nahe genug heran. Als der Abstand perfekt ist, löst sich eine Hand von Kurts Rücken, jagt mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf das Tier zu, während gleichzeitig die scharfen Adamantiumkrallen hervorschießen. Die glänzenden Spitzen hinterlassen innerhalb eines Sekundenbruchteils blutige Spuren auf der linken Kopfseite des Jaguars. Mehr als nur überrascht weicht das Tier ruckartig zurück und betrachtet den Kanadier argwöhnisch-erschrocken. Was, in aller Welt, war das? Irritiert schüttelt der Kater den Kopf und mustert sein Gegenüber genau. Tiefes Knurren verlässt noch immer Wolverines Kehle und er hebt drohend erneut die krallenbesetzte Hand. Das spielerisch funkelnde Zwielicht des Dschungels bricht sich auf den blankpoliert anmutenden Schneiden und jagt regelrecht Blitze durch die feuchtwarme Luft. Völliges Nichtbegreifen gleitet über das Antlitz des Jaguars hinweg. Dennoch wagt er sich noch einmal einen Schritt näher heran. Augenblicklich treffen ihn erneut die scharfen Krallen, diesmal sogar seine überaus empfindliche Nase. Heulend weicht der Kater zurück, faucht in einer Mischung aus Wut, Schmerz und Angst, und verzieht sich dann endlich schimpfend zurück in den Dschungel. Tiefes Knurren dringt noch eine ganze Weile aus Logans Mund. Schließlich beruhigt er sich wieder und blickt auf den Elfen hinab, der noch immer ziemlich apathisch unter ihm liegt. Langsam nimmt er nun auch die andere Hand vom Rücken des Jungen und beugt sich dann tief zu ihm hinab, als wolle er dessen Unversehrtheit prüfen. Stattdessen schnüffelt er kurz an ihm, woraufhin Nightcrawler schwer schluckt, da es ihm irgendwie so vorkommt, als wäre er einem Raubtier entkommen, nur um jetzt von einem anderen gefressen zu werden. Das liegt selbstverständlich nicht in Wolverines Begehren. Dafür reibt er nun erstaunlich sanft seinen Kopf an dem des Jüngeren und raunt ihm ins Ohr. „Alles in Ordnung?“, fragt er ihn mit tiefer Stimme, die einen weiteren Schauer über den Körper des Elfen hinwegjagt. „Ich – ich denke schon...“, gibt Kurt etwas unsicher zurück. „Gut. Dann hoch mit dir. Das Vieh war garantiert nicht das einzige hier und wenn es Nacht wird, wird es nur schlimmer. Also sei ab jetzt vorsichtig.“, mahnt Wolverine ihn, entfernt sich dann und zieht Nightcrawler zurück auf die Füße. 4 Es ist bereits Nachmittag, weshalb die beiden nach diesem Erlebnis ihr Spiel beenden und zu Fuß weitergehen. Aufmerksam halten sie dabei Ausschau nach der Basisstation von Dr. Cooper. Da sie den weiteren Weg hauptsächlich schweigend fortsetzen, haben sie nun auch Augen für ihre Umgebung. Staunend bewundert insbesondere Kurt die unzähligen Pflanzen, Insekten und auch das ein oder andere Tier. Immer wieder unterbricht er daher die Stille und fragt Wolverine, was dies oder das ist. Bei Pflanzen wirkt Logan allerdings mindestens genauso ratlos wie der Elf selbst. So was gehört einfach nicht zu seinen Stärken. Allerdings kann er ihm anhand des Geruchs zumindest sagen, welche giftig sind oder köstlichen Nektar bereithalten. Die einzigen Pflanzen, die der Kanadier in so einer Wildnis für gewöhnlich ohne Probleme benennen kann, ohne seine Nase zu Rate zu ziehen, sind Heilkräuter. In seinem langen Leben hat er sehr viel Zeit in den unterschiedlichsten Wäldern überall auf der Welt verbracht, zudem Unterricht bei mehr Lehrmeistern gehabt, als er zählen kann, und da waren Heilpflanzen immer ein wichtiges Thema, selbst für jemanden, der einen Selbstheilungsfaktor hat. Insekten zu benennen ist da schon etwas einfacher. Viele von ihnen senden die verschiedensten Botenstoffe aus, die Wolverines feine Nase problemlos auffangen kann, um sie zweifelsfrei als gefährlich oder ungenießbar zu identifizieren. Ein Großteil der Insekten bedient sich aber auch Farben oder Mustern, um möglichen Feinden klarzumachen, dass sie durchaus wehrhaft sind. Der Jäger erinnert sich nur zugut daran, wie er das in seiner Jugendzeit oftmals auf die ein oder andere schmerzhafte oder Übelkeit erregende Weise am eigenen Leib erfahren musste. Durch seine Selbstheilung dauerte es jedoch ziemlich lange, bis der damals noch sehr junge und insbesondere unerfahrene Kanadier einen dauerhaften Lerneffekt verspürte und es nicht aus Trotz immer und immer wieder versucht hatte. Dutzende seiner Lehrmeister haben sich diese Sturheit daher auch durchaus zu Nutze gemacht, um ihn immer wieder ins Messer laufen zu lassen, schließlich wussten sie zumeist recht gut, dass es Logan nicht umbringen wird. Mit Tieren kennt sich der Krieger hingegen bestens aus. Den meisten Räubern hat er schon Auge in Auge gegenübergestanden und hat zum Teil auch erbarmungslos mit ihnen gekämpft. Wobei er es wiederum anfangs nur seinem Heilungsfaktor zu verdanken hatte, dass er siegreich aus diesen Kämpfen hervorging, bis seine Kraft, Ausdauer und Technik so weit entwickelt waren, wie heute. Beutetiere sind dem ambitionierten Jäger aber immer noch am liebsten. Es gibt kaum ein Tier, das er nicht schon gegessen oder erlegt hat und damit macht er seinem Namensvetter dem Vielfraß wohl alle Ehre. Aufmerksam lauscht Nightcrawler seinen Ausführungen, die sich für ihn zum Teil völlig unglaubwürdig oder blumig anhören. Wenn er aber daran denkt, wie sich sein Partner vorhin dem Jaguar in den Weg gestellt hat oder wie nahezu ausgehungert seine dunklen Augen jeden Hasen oder Hirsch mustern, der ihren Weg kreuzt, wird ihm klar, dass das doch alles wahr sein muss. Logan ist im wahrsten Sinne des Wortes ein wildes Tier, das fast ausschließlich aus Instinkten heraus handelt und es ihm deshalb so schwerfällt, sich unterzuordnen und angemessenes Benehmen an den Tag zu legen, wenn er sich außerhalb dieser ihm so geliebten Wildnis befindet. Kurt kann das gut nachvollziehen. Auch in seinem Verhalten sind tierische Züge unübersehbar, was aber eher daher rührt, dass er die meiste Zeit seines Lebens wie eines behandelt wurde und es daher nicht besser weiß. Wolverine hingegen ist wahrhaft mehr Tier als Mensch, auch weil er die meiste Zeit seines endlosen Daseins in freier Wildbahn völlig allein verbracht hat, sodass sich niemand an seinem Verhalten stören konnte. Die wenige Zeit, die er bis jetzt unter oder mit Menschen und anderen Mutanten verbracht hat, konnte daran nicht so viel ändern, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Erst recht, da ihn die meisten Menschen bisher auch wie ein unerwünschtes Tier gejagt, eingesperrt oder ihn als Versuchskaninchen missbraucht haben, was sein instinktives Verhalten und seine Abneigung anderen gegenüber nur noch begünstigt hat. 5 Wenig später erreichen sie dann tatsächlich die Basisstation des Doctors. Sie besteht aus einer simplen, kleinen Holzhütte, wie man sie vielleicht aus einem Wald her kennen mag. Vor der Hütte gibt es eine Feuerstelle, mit einem kleinen Aufbau, auf den man Töpfe hängen oder stellen kann. Wolverine geht davor in die Knie und besieht sich das Ganze genau. Prüfend tauchen seine Finger in die kalten Reste der Achse hinein, betasten gewissenhaft deren Konsistenz. Auf seinem Gesicht schlägt sich ein argwöhnischer Ausdruck nieder. Dieser verstärkt sich noch, als er sich nun hinabbeugt und wie ein Bluthund an der Asche zu schnuppern beginnt. Seine Vermutung bestätigt sich dabei. Interessiert beobachtet Kurt jeden seiner Schritte genau und ahmt sie sogar noch. Doch mehr als kalte Asche kann er nicht identifizieren, dafür fehlt ihm schlichtweg die Erfahrung und auch Logans feine Nase. „Das Feuer ist mindestens eine Woche alt.“, teilt er Nightcrawler schließlich mit und steht wieder auf. „Lass uns die Hütte untersuchen und dann einen Unterschlupf suchen, ehe es anfängt zu regnen.“, legt der Ältere dann fest. Kurt stimmt dem zu, sieht aber doch leicht verwundert zum Himmel empor, an dem sich keine einzige Wolke befindet. Leicht hebt er die Augenbraue, erst recht, da er eine gewisse Dringlichkeit in der Stimme des Jägers hören konnte, als würde es keine zehn Minuten mehr dauern, bevor ein gewaltiger Schauer über ihnen herniedergehen würde. Er selbst sieht nichts dergleichen, doch Wolverine muss es irgendwie gerochen haben, hat er doch nicht mal einen einzigen Blick Richtung Himmel geworfen. Außer dem würzigen Geruch des Dschungels kann der Elf jedoch überhaupt nichts riechen, was bei der schieren Dominanz der Düfte hier draußen wahrscheinlich auch kein Wunder ist. An Hand des Himmels schließt er allerdings, dass der Regen noch ein ganzes Stück entfernt sein dürfte und er ihn, wenn überhaupt, erst kurz vorher wahrnehmen wird. Leicht zuckt er mit den Schultern und läuft Logan dann hinterher, der sich schon an der Tür der Hütte befindet. Abgeschlossen ist sie nicht, doch das ist hier draußen mit Sicherheit auch nicht nötig. Drinnen offenbart sich ihnen ein Anblick, der so gar nicht zum schlichten, fast schon etwas verfallenen, Äußeren der Hütte passen will. Dicht an dicht drängen sich Computer, Mikroskope und allerhand anderer wissenschaftlicher Geräte in dem großen Raum, der auch der einzige der ganzen Hütte ist. In einer Ecke befindet sich ein stabiler, verschlossener Schrank, der laut Logans Nase die verschiedenen Vorräte enthält, die der Sherpa regelmäßig vorbeibringt. Über einem kleinen Waschbecken daneben befindet sich ein großer Wassertank, der mit einem Filtersystem auf dem Dach verbunden ist und Regenwasser aufbereitet, damit es zum Trinken und Waschen benutzt werden kann. Sauberes und schmutziges Geschirr stapelt sich auf der Ablage daneben in wildem Durcheinander. Die eingetrockneten Hinterlassenschaften darauf bestätigen Wolverines Vermutung, dass hier schon seit mindestens einer Woche niemand mehr war. In einer anderen Ecke befindet sich ein schlichtes Feldbett. Es ist ungemacht und wird zum Schutz vor Insekten von einem Moskitonetz umgeben. Unweit davon sind noch drei weitere Feldbetten zusammengefaltet an der Wand befestigt. Hier zu viert womöglich monatelang zu hausen, ist ganz sicher kein sonderliches Vergnügen, wirkt alles doch sehr beengt. Neugierig besieht sich Kurt die verschiedenen Aufzeichnungen, die kreuz und quer auf diversen Tischen verteilt liegen. Sie sind ziemlich unverständlich, kaum mehr als flüchtige Notizen. Zudem ist die Handschrift des Doctors für den jungen Mutanten kaum zu entziffern. Dafür gibt es aber einige wirklich schöne Skizzen und Zeichnungen unterschiedlicher Tiere, zudem das ein oder andere Foto. In all dem Chaos entdeckt der Elf dann einen kleinen Käfig, in dem sich huschend eine Art Ratte oder Maus bewegt. Sie sieht schrecklich verängstigt aus und sucht nach einem Fluchtweg, den es aber nicht gibt. Dabei flitzt sie immer wieder hektisch durch eine leere Futterschale und eine ebenfalls leere Wasserschale. Dieses hilflose, kleine Tier zu sehen, bricht Nightcrawler das Herz. Es erinnert ihn so heftig an sein eigenes Leben in Gefangenschaft, dass er unweigerlich zu zittern beginnt. Zielstrebig greift er nach dem Schließmechanismus der Käfigtür, als sich eine Hand schwer auf seine Schulter legt. „Nicht.“, meint der Jäger etwas streng. Ruckartig wendet sich der Blauhäutige zu ihm herum. Seine seelenlosen Augen mustern den Jäger äußerst aufgebracht. „Warum nicht? Wir können das arme Ding doch nicht einfach eingesperrt lassen! Es ist – ist – ich...“, setzt Kurt erstaunlich nachdrücklich an und verstummt dann niedergeschlagen. „Ich kann gut nachempfinden, was du jetzt fühlst. Dennoch können wir das nicht machen. Dem Tier fehlt aber nichts und mit den hier vorhandenen Geräten kann ihm auch niemand wehtun, was auch ganz sicher nicht in der Absicht des Ganzen liegt.“, erläutert der Krieger ruhig. „Aber – aber was ist, wenn wir ihn nicht finden? – Oder wenn er schon – tot ist?“ Die letzten beiden Worte sind kaum mehr als ein Flüstern. „Wenn dem so ist, kommen wir zurück und lassen es frei. Versprochen. Dann müssten wir sicher sowieso das ganze Zeug hier für Charles mitnehmen. Doch darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist. Jetzt wäre es aber sicher angebracht, es wenigstens zu füttern und ihm Wasser zu geben, bevor wir verschwinden.“ Eine sichtliche Erleichterung gleitet über das verstörte Gesicht des jungen Mutanten hinweg und er nickt eifrig. „Gut. Hol doch etwas Wasser aus dem Tank über Waschbecken und ich versuche in der Zwischenzeit dieses Gekritzel zu entziffern, damit wir wissen, was der kleine Kerl frisst. „In Ordnung.“, meint der Elf und huscht auch schon zum Waschbecken hinüber. Der Schwarzhaarige durchforstet derweilen die Papierstapel in der Nähe des Käfigs. Anhand einer Notiz unter einer Skizze erfährt er schließlich, dass es sich bei dem Nager um eine Cayenne-Ratte handelt. Diese soll eigentlich nachtaktiv sein und bisher nur wenig erforscht. Daher wahrscheinlich ein Glücksfall für Wilson, sie gefangen zu haben. Seinen Beobachtungen zufolge ernährt sie sich wohl von Samen, Früchten und Pilzen, also muss sich hier irgendwo dergleichen finden lassen. Nun tritt Kurt wieder an den Käfig heran, betrachtet das Tier mitleidig und schiebt dann vorsichtig die Spitze einer kleinen Gießkanne zwischen den Gitterstäben hindurch, die er irgendwo in dem Chaos am Waschbecken gefunden hat. Geschickt peilt er damit die Wasserschale an und füllt sie wieder auf, während die Ratte hektisch durch ihre erzwungene Behausung flitzt. Als sich die beiden allerdings etwas von dem Käfig entfernen, beruhigt sich die Ratte zusehends und trinkt sogar gierig, was dem jungen Mutanten ziemlich erleichtert. Die zwei wenden sich nun dem Vorratsschrank zu und Logan ist schon drauf und dran das Schloss zu knacken, als Nightcrawler den Schlüssel dafür in der Nähe an einem Haken entdeckt. In Schrank findet sich praktisch alles, was man sich nur vorstellen kann. Vieles ist jedoch gefriergetrocknet oder in Dosen. Alles darauf ausgelegt lange zu halten und ohne Kühlung auszukommen. Nach einigem Suchen finden die beiden aber eine Plastikschachtel, die mit Cayenne-Ratte beschriftet ist. Darin befinden sich eine Hand voll verschiedener Samen und einige getrockneter Pilze, die Wilson wahrscheinlich im Dschungel gesammelt hat. Mit der Schachtel kehren sie zum Käfig zurück und überlegen kurz, wie sie das Futter hineinbekommen, ohne die Tür zu öffnen und die Ratte damit womöglich entkommen zu lassen. Schlussendlich entscheidet sich der zu kurzgeratene Kanadier für die wahrscheinlich einfachste Lösung und kippt die Schachtel einfach über dem Käfig aus. Der geringste Teil des Inhalts landet dabei in der vorgesehenen Schale und einiges trifft sogar die aufgeregte Ratte selbst, doch was macht das schon? Immerhin beruhigt sich das Tier wieder, als sie sich zurückziehen, und beginnt zu fressen, und das ist die Hauptsache. 6 Als sie die Hütte wenig später verlassen, hat sich das Wetter mit erstaunlicher Geschwindigkeit geändert. Obwohl sie kaum zwanzig Minuten hier sind, ist der Himmel nun tiefschwarz und ein böiger Wind zerrt an ihnen. Selbst für Kurt besteht nun kein Zweifel mehr, dass es in wenigen Minuten einen heftigen Wolkenbruch geben wird. „Beeilen wir uns! Ich hab´ vorhin eine Höhle hier in der Nähe gesehen. Die können wir bestimmt für unser Nachtlager benutzen.“, meint der Jäger leicht drängend und wendet sich in die entsprechende Richtung. Nightcrawler folgt ihm wortlos und fragt auch nicht, warum sie stattdessen nicht in der Hütte schlafen. Er kann sich zu gut vorstellen, dass der Vielfraß lieber im Freien nächtigen will, allein schon aus alter Gewohnheit. Der blaue Mutant selbst fühlte sich in der Hütte auch nicht sonderlich wohl, und ist daher schon froh, dass sie sie wieder verlassen haben. Auf dem Weg zur Höhle sammelt der Schwarzhaarige gleich schon mal etwas Holz ein, um ein Feuer machen zu können. Nur ein paar Minuten später erreichen sie den Unterschlupf. Die Höhle befindet sich in einem fast völlig überwucherten Felsmassiv, die in all dem Grün nur dank des Eingangs überhaupt sichtbar scheint. Das ganze Konstrukt ist riesig und diente vor Jahrtausenden wahrscheinlich sogar frühen Menschen als Behausung. Die beiden entdecken tief drinnen zumindest einige Malereien an den Wänden, die diesen Schluss zulassen würden. Die letzten Bewohner waren allem Anschein nach aber verschiedene Tiere, was Fellspuren, Futterreste, Duftspuren und dergleichen belegen. Logan ist allerdings der Meinung, dass hier schon seit einer ganzen Weile niemand mehr gehaust hat, weswegen sie wohl ungestört sein dürften. Bevor der Regen einsetzt, machen es sich die beiden noch schnell gemütlich, suchen Blätter und Stroh für ein Nachtlager zusammen und machen dann ein gemütliches Feuer. Kaum, dass sie damit fertig sind, kracht auf einmal lautstark Donner vom düsteren Himmel hernieder, sodass Kurt erschrocken zusammenzuckt. Sekunden später jagt ein gewaltiger Blitz herab und lässt den Dschungel für den Bruchteil eines Augenblicks taghell aufleuchten. Die bunten Punkte, die sich dabei vor den Augen des Elfen gebildet haben, sind noch gar nicht wieder verschwunden, da klatscht der Regen auch schon auf die Welt nieder. Klatschen ist dabei wohl der passendste Ausdruck, denn er fällt so heftig und in dermaßen großen Tropfen, als würde dort oben jemand eimerweise Wasser ausgießen. Mit leicht überfordertem Ausdruck betrachtet Nightcrawler das surreal wirkende Schauspiel vor der Höhle. Unweigerlich muss er dabei an die Geschichte von Noah in der Bibel denken und er hofft, dass sie hier nicht tagelang festsitzen werden, bis der Regen nachlässt. Der Krieger meint jedoch, dass das normal ist, praktisch täglich zu dieser Jahreszeit stattfindet, und dass morgen früh alles wieder vorbei sein wird. Kurt möchte ihm nur zu gern glauben. Wenig später scheint immerhin das Gewitter abgezogen zu sein, was den Platzregen aber nicht im Geringsten mindert. So sitzen die beiden X-Men um das kuschlige Feuer herum und essen erst einmal etwas. Anschließend reden sie noch ein bisschen, doch nicht sonderlich lange, dann legen sie sich auch schon zum Schlafen nieder. 7 Die Nacht verläuft ziemlich ruhig. Irgendwann hört der Regen auf und nur noch das verhaltene Trippeln einzelner Tropfen durchbricht die Stille. Es dauert jedoch nicht lange, da sind sich die Bewohner das Dschungels sicher, den Wolkenbruch überstanden zu haben, und so gehen sie wieder ihren nächtlichen Aktivitäten nach. Raschelnde Blätter, knackende Äste und der ein oder andere Ruf in der Dunkelheit ertönen. Doch nichts, worum man sich Sorgen machen müsste. Dennoch öffnet Wolverine in den frühen Morgenstunden gähnend die Augen und blickt verschlafen zum Eingang der Höhle. Im zarten Zwielicht zwischen Nacht und Tag erblickt er einen Schatten, der sich dort unsicher bewegt und ihn um den Schlaf gebracht hat. Das Feuer in der Höhle ist längst ausgegangen, doch der Geruch von verbranntem Holz liegt noch immer in der Luft und verunsichert die junge Hirschkuh sichtlich. Vermutlich kommt sie jeden Tag um diese Zeit hier auf ihrer Futtersuche vorbei, doch nie zuvor hat sie diesen Geruch wahrgenommen. Wahrscheinlich riecht sie zudem den Geruch der beiden Mutanten, welcher ihr noch viel mehr Unbehagen bereitet, als der der erkaltenden Asche. Trotz ihrer spürbaren Angst verweilt sie jedoch weiterhin vor dem Eingang und tapst unsicher herum. Logan kommt der Gedanke, dass es hier in der Höhle vielleicht Salz oder andere wichtige Mineralien gibt, die die Hirschkuh hierherlocken. ‚Tja, Schätzchen, heute nicht.‘, geht es dem Kanadier durch den Kopf. Das nervöse Verhalten der Hirschkuh weckt aber zusehends den Jagdtrieb in ihm – so einen fetten Braten zum Frühstück wäre schon echt eine Wucht! Gierig leckt er sich mit der Zunge über die Lippen und fixiert das Tier mit seinen dunklen Augen. Als er sich allerdings langsam erheben und anschleichen will, macht die Hirschkuh wieder ein paar unschlüssige Schritte und tritt dabei dummerweise auf einen morschen Ast. Dieser zerbricht geräuschvoll, woraufhin sich das Tier heftig erschreckt und die Flucht ergreift. „Schöne Scheiße...“, grummelt er leise in sich hinein. Dennoch will er aufstehen, um zu sehen, ob sie vielleicht doch noch irgendwo in der Nähe ist – oder aber ein anderes Tierchen, in das er seine Krallen schlagen kann. In freudiger Erwartung dessen, fangen seine Fingerknöchel tief unter der Haut regelrecht zu jucken an. Es ist fast so, als würde er das Adamantium um seine Klauen herum vibrieren spüren können, und das facht seinen Jagdinstinkt nur noch mehr an. Wolverine kommt jedoch nicht soweit, sich zu erheben, da drückt sich auf einmal etwas Warmes an ihn und ein Gewicht senkt sich auf seinen Schoß. Im ersten Moment ziemlich irritiert blickt er an sich herab, sieht allerdings nur tiefste Dunkelheit. Seine Nase verrät ihm aber, dass es sich dabei um Kurt handelt. Nach einem Augenblick fällt ihm wieder ein, dass sie ja gemeinsam auf einer Mission sind und er hier nicht allein durch den Wald schleicht, um sich wie des Öfteren etwas abzureagieren. Langsam greift er in die Tasche seines Kampfanzugs und fummelt sein Sturmfeuerzeug heraus. Kurz darauf erhellt die kleine Flamme die Düsternis der Höhle in spärlichem Orange. Etwas umständlich streckt sich der Schwarzhaarige und drückt das Feuerzeug senkrecht in die kalte Asche hinein, sodass es dort wie eine kleine Fackel steht. Nun kann er sich den schlafenden Elfen genau betrachten. Der Junge hat den Kopf in den Schoß des Älteren gelegt, sich wie ein Fötus zusammengerollt, und sein Schweif schlingt sich locker um Logans linken Unterschenkel. Sein Gesicht wirkt unglaublich entspannt und voller Unschuld. Vorsichtig streckt Wolverine die Finger aus und streicht ihm eine Strähne aus der Stirn, woraufhin Kurt etwas Unverständliches vor sich hinmurmelt und sich noch dichter an ihn schmiegt. Unweigerlich schluckt der Krieger hart und beißt sich auf die Unterlippe. Kurze Zeit später rührt sich etwas hinter seinem Hosenschlitz, und die Erregung, die er schon den ganzen Tag über verspürt hat, kehrt wieder zurück – heimlich, wie ein Mörder, der den Ort eines früheren Verbrechens erneut aufsucht, um sich an seiner Tat zu berauschen. Schlagartig fällt ihm auch wieder ein, dass er mit Nightcrawler ja eigentlich noch etwas ganz Bestimmtes vorhatte. Wie er das bis jetzt verdrängen konnte, ist ihm ziemlich unklar. Doch ist jetzt der richtige Augenblick dafür? Etwas unschlüssig betrachtet er sich das Zwielicht vor der Höhle und schätzt ab, wie spät es sein müsste. Bis zum tatsächlichen Sonnenaufgang dürften es mindestens noch zwei Stunden sein, und selbst dann ist es gerade erst fünf Uhr morgens. Somit wäre also noch einiges an Zeit, um diesem nagenden Gefühl freien Lauf und sich den Bengel davon wieder erholen zu lassen, ehe sie ihre Suche nach Cooper fortsetzen. Andererseits wäre es schon fast eine Schande den blauen Mutanten zu wecken. Allerdings ist der Jäger selbst inzwischen hellwach und von daher wird sich seine Erregung auch nicht einfach mal so in Luft auflösen, nur weil er ihr keine Beachtung schenkt. Oh, nein! Dafür kennt er seinen rastlosen Körper nur zu gut, erst recht, wenn sich der Bengel auch noch so an ihn kuschelt. Wenn er den Elfen einfach von sich runterschieben, aufstehen und sich selbst um die Sache kümmern würde, würde Kurt in jedem Fall aufwachen. Somit wäre es einerlei, ob er ihn jetzt weckt oder nicht. Gleichgültig zuckt er daher mit den Schultern und schubst den Bengel nicht gerade sanft von sich runter. Nun liegt Nightcrawler ausgetreckt wie ein Betrunkener neben ihm und schläft doch allen Ernstes immer noch ungerührt. Verwundert legt sich die Stirn des Älteren in Falten. „Ist doch nicht wahr...“, grummelt er leicht und kniet sich dann über ihn. „Hey, du Elf, wach gefälligst auf!“, knurrt er schon fast und rüttelt ihn etwas durch. Unwillentlich verzieht der Jüngere dabei das Gesicht, schmatzt verschlafen und pennt einfach weiter. „Echt jetzt? Du willst mich wohl verarschen, wie?“ „Logan...“, kommt es nun allerdings fast schon schnurrend von dem Blauhäutigen, während er sich leicht unter ihm regt. Scheinbar träumt er irgendetwas und ist ganz darin gefangen. Genervt verdreht der Angesprochene die Augen. „Wenn du hier allein in der Wildnis wärst, hätte dich diese blöde Katze schon längst gefressen, wenn du pennst wie ein Stein, weißt du das?“ Nightcrawler kommentiert diese Anschuldigung allerdings nur mit einem erneuten Hauchen seines Namens und ein paar leichten Bewegungen, die dem Jäger irgendwie seltsam lockend erscheinen. Womöglich träumt der Blauhäutige von genau denselben Dingen, die Wolverine gerade durch den Kopf gehen? Zu schön, um wahr zu sein! Das facht die Erregung des Kriegers verständlicherweise nur noch mehr an und so tasten seine Finger zielstrebig nach dem Reißverschluss an Kurts Anzug. Als er ihn zu fassen bekommt, ertönt abermals die murmelnde Stimme des Jungen. „Nicht da! – Hm, Logan...“ Fast schon ertappt hält der Schwarzhaarige inne. „Ach ja? Und wo dann?“, fragt er keck, bekommt jedoch nur wieder seinen geschnurrten Namen zu hören. Langsam wird es dem zu kurzgeratenen Vielfraß doch allmählich zu bunt. Er beugt sich hinab und knurrt dem Jüngeren nicht gerade leise ins Ohr. „Nun wach gefälligst auf, verdammt noch mal! Sonst garantiere ich hier für gar nichts mehr!“ Ein Zucken gleitet über den Körper des blauen Mutanten hinweg und er schlägt desorientiert die Augen auf. „Logan...“, fragt er mit belegter Stimme. „Was – ist denn los?“ „Das fragst du mich? Ich bin hier immerhin nicht derjenige, der irgendwelche feuchten Träume hat und meinen Namen vor sich hin stöhnt.“, kommt es in einer merkwürdigen Mischung aus Tadel und Belustigung von dem Kanadier. Ein paar Sekunden betrachtet Kurt ihn völlig verständnislos, dann scheint ihm irgendeine Erkenntnis zu kommen, woraufhin er ertappt den Blick zur Seite abwendet und sich seine Wangen unweigerlich purpurn färben. „Ich – ähm – es ist nicht so, wie du denkst...“, stammelt Nightcrawler kaum hörbar und würde am liebsten wohl vor Scham im Boden versinken wollen. „Schwachsinn!“, fährt ihn der Ältere an. Sein Atem geht schwer und sein Herz rast. Sein Körper fühlt sich heiß an und alle Empfindungen konzentrieren sich zunehmend in seinen Lenden. Scheu wendet der Elf ihm wieder den Blick zu. Die dunklen Augen des Jägers sind mit einer Art Schleier überzogen, der sie merkwürdig funkeln lässt. Kurt kann spüren, wie der Mann über ihm bebt und seine Erregung nur unter Kontrolle hält, weil er Zeit seines Lebens versucht hat, Selbstbeherrschung zu üben. Doch der Elf kennt Logan mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass Selbstbeherrschung ganz und gar nicht zu seinen Stärken gehört, so sehr er sich auch zu bemühen versucht. Nun ist es an Nightcrawler hart zu schlucken. Nervös versucht er dem durchdringenden Blick des Älteren standzuhalten, da er das irrationale, aber überaus mächtige, Gefühl hat, gefressen zu werden, sollte er auch nur eine Sekunde wegsehen. Einige Momente lang starren sich die beiden einfach nur an. Dann greift Wolverine wieder zielstrebig nach dem Reißverschluss des Jungen. Überrascht weiten sich die seelenlosen Augen. Der Jäger kann seinen Herzschlag hören, der sich daraufhin deutlich beschleunigt. Angst riecht er jedoch nicht an ihm, nur nervöse Unsicherheit. Langsam gleiten die Metallzähne bis zum Bauchnabel auseinander und geben das weiche, blaue Fell darunter frei. Dabei halten die beiden die ganze Zeit Blickkontakt. „Logan, ich...“, setzt der Elf an, wird jedoch von seinem Partner unterbrochen. „Klappe! Ich weiß, was ich tue. Also nichts von wegen: Nein, Aufhören, Nicht da, oder sonst so einem Scheiß, ist das klar?“, harscht er streng. Leicht zuckt der Jüngere zusammen und dennoch kann Wolverine noch immer keine Ablehnung oder Angst an ihm wahrnehmen. Die zarte Zustimmung, die er vor drei Monaten bei seiner ersten, unbewussten Annäherung an ihm gerochen hat, hält sich allerdings auch noch deutlich zurück. Das kann man aber ändern! Einen Moment mustert ihn der Kanadier noch durchdringend, dann beugt er sich zu ihm hinab. Kurz darauf drückt er seine Wange gegen die des Elfen, reibt sich nahezu sanft an ihr, gibt seinerseits eine Art schnurrendes Knurren von sich und fährt dann mit seinen kräftigen Händen über die entblößte Brust des Liegenden. Das Geräusch allein reicht schon aus, um Nightcrawler einen erregten Schauer über den Rücken zu jagen, gehört es doch sonst keinesfalls zu Logans Repertoire; und durch die Berührung wird es nur noch schlimmer. „Logan...“, raunt er atemlos und legt den Kopf zur Seite, wie es ein Tier tun würde, wenn es sich einem überlegenen Artgenossen unterwirft. Das animiert den Vielfraß erst recht und so drückt er erst seine Lippen und dann seine Zähne an den ungeschützten Hals des Teleporters. Dabei tasten seine Finger weiterhin die samtweiche Brust ab. Von einer nahezu unbekannten Macht getrieben streckt sich Kurt ihm entgegen und keucht verhalten auf. Und da ist sie, die Zustimmung! Die unverkennbare Erregung, die den Bengel unter ihm in eine wahre Explosion aus betörenden Düften verwandelt, die Logans Kopf mit einem Schlag einnehmen und ihn an jeglichem Denken zu hindern versuchen. Das darf der Jäger allerdings nicht zulassen, so gern er es auch würde. Er darf sich nicht einfach kopflos seinen Trieben hingeben, dass würde nicht gut enden. Es würde Kurt nur Angst machen. Daher muss er sich dringend zusammenreißen, um dem Blauhäutigen heute nur einen kleinen Vorgeschmack auf das zu geben, was irgendwann folgen wird. Daher sollte er sich nicht allzu lange mit Irgendwas aufhalten, das seine Selbstbeherrschung haltlos über Bord werfen würde, sondern es schnell durchziehen, um lediglich etwas Dampf abzulassen. Somit greift er wieder nach dem Reißverschluss und zieht ihn diesmal bis ganz nach unten. Dabei streifen seine Finger die langsam anschwellende Erregung des Elfen, was ihm ein atemloses Keuchen einbringt. Mit einem neuartigen Gefühl von Hilflosigkeit – fast so, als würde er fallen – klammern sich Nightcrawlers Hände im breiten Nacken seines Partners fest, während sich sein zitternder Körper den erfahrenen Fingern des Anderen entgegendrückt. Der zu kurzgeratene X-Man registriert das mit sichtlichem Wohlwollen und schiebt seine Hand nun fahrig in die enge Shorts des Liegenden. Fast schon grob umfasst sie die heiße Erregung des Jungen, was diesen erstickt stöhnen lässt. Seine leeren Augen starren verhangen zur halbdunklen Decke der Höhle empor, ohne überhaupt etwas zu sehen. Sein schlanker Körper erbebt unkontrolliert, seine Hände klammern sich fester um den Nacken des Älteren und sein Schweif zuckt wie eine aufgebrachte Schlange herum, ehe er sich wie eine Schlinge um Logans Oberschenkel presst. Verkrampft versucht sich der Jäger etwas aufzurichten, was allerdings nicht so einfach ist, wenn sich der blaue Mutant so an ihn klammert. Doch es reicht gerade so, um seinen eigenen Reißverschluss zu öffnen. Ein nahezu erleichtertes Keuchen entspringt seinem Mund, als die erdrückende Enge etwas nachlässt und er seine eigene Erregung aus dem zum Zerreißen gespannten Stoff befreit. Kurz darauf pressen sich die beiden erhitzen Organe willentlich gegeneinander, was Kurt allein schon völlig um den Verstand bringt. Als sich nun Logans Hand um sie schließt, sie zusammendrückt und entspannt, hinauf- und hinabgleitet, fürchtet der Elf nie wieder auch nur einen einzigen Gedanken in seinem überforderten Kopf zustande bringen zu können. Haltlos stöhnt er auf, drängt sich seinem Partner immer noch weiter entgegen, während endlos viele Gefühle über ihn hinwegströmen, von denen er nie dachte, sie jemals empfinden zu dürfen. Hinzu kommt noch der heiße Atem des Kriegers an seinem Hals, der ihn immer wieder erzittern lässt, und dessen kehliges Keuchen in seinen dröhnenden Ohren, gleich einer äußerst exotischen, aber unwiderstehlichen Musik, von der man einfach nicht genug bekommen kann. Wenige Momente später verstärkt sich jede dieser Empfindungen ins Unermessliche, bis sie zu einem einzigen, riesigen Weiß in seinem Kopf werden, das schlussendlich wie eine Supernova explodiert und ihn haltlos mit sich reißt. Sein Körper krampft sich in einer erstaunlich eleganten Geste zusammen, als wäre er unter Strom gesetzt worden. Ein unartikulierter, endlos langgezogener Laut presst sich seine Kehle hinauf und entlädt sich in einem fast schon weinerlichen Stöhnen, das so hochtönig klingt, dass es keinerlei Ähnlichkeit mehr mit Kurts eigentlicher Stimme aufweist. Nur ganz unterschwellig bemerkt er, dass etwas Gleichartiges mit dem Krieger vor sich geht. Bei ihm wirkt nur alles viel beherrschter – oder besser gesagt erfahrener –, was es längst nicht so verzweifelt und hilflos anmuten lässt. Heiß breitet sich ihre Lust zwischen ihnen aus und beendet damit diesen ersten Akt. Kraftlos sinken Nightcrawlers Hände auf den Boden. Leer starren seine Augen wieder zur Decke empor, ohne etwas wahrzunehmen. Hektisch versucht er irgendwie zu Atem zu kommen, während er sein Blut als heißes Pochen in seinen Ohren rauschen hören kann und sein Herz wie ein Vorschlaghammer schmerzlich gegen seine Rippen wummert. Erst als sich einige Minuten später wieder irgendwelche wichtigen Drähte in seinem Gehirn zu berühren beginnen, merkt er, dass Wolverine nun neben ihm liegt. Erschöpft wendet ihm der Elf das Gesicht zu. Der Ältere wirkt ziemlich zufrieden und fummelt gerade eine Zigarre aus dem Rucksack neben sich. Ungelenk beugt er sich dann vor, fischt das Sturmfeuerzeug aus der kalten Asche heraus und entfacht damit die würzig-duftende Tabakrolle, ehe er es zuklappt und in seiner Tasche verschwinden lässt. Nun herrscht wieder Zwielicht in der Höhle, doch es ist schon weit weniger erdrückend, wie zu Beginn des Ganzen. Seufzend legt sich Logan wieder ins Stroh und saugt an der Zigarre, was kurzzeitig einen rotorange glühenden Punkt in den vorherrschenden Schatten aufflammen lässt. Nach einem Augenblick haben sich Nightcrawlers Augen an die neue Dunkelheit gewöhnt und er kann ganz schwach den Rauch sehen, den der Ältere Richtung Decke bläst. Schwerfällig dreht sich Kurt auf die Seite und drückt sich dann so weit hoch, dass er den Abstand zwischen sich und dem Kanadier überbrücken kann. Kraftlos bettet er seinen Kopf auf der Brust des Älteren und gibt ein Seufzen von sich. Fahrig legt ihm der Schwarzhaarige den Arm um die Schulter und drückt ihn schützend an sich. „Alles klar, Kleiner?“, nuschelt er um die Zigarre herum. Schnurrend kuschelt sich Nightcrawler noch dichter an ihn heran. „Könnte gar nicht besser sein...“, meint er erschöpft und Logan ist sich sicher, ein kleines Lächeln in seinen Worten zu hören. Unweigerlich schmunzelt er auch. „Dann ist ja gut.“, erwidert er und streicht ihm durch die zerzausten Haare. „Wir sollten jetzt noch ein bisschen schlafen. Nachher haben wir viel zu tun.“, legt der Jäger nach einem Moment nach. Kurt antwortet ihm jedoch nicht mehr. Der sich schon wieder normalisierte Herzschlag des Schwarzhaarigen hat eine überaus einschläfernde Wirkung auf seinen mitgenommenen Geist, und so sind ihm schon längst die Augen zu gefallen, bevor Wolverine die Stimme erhoben hat. Zufrieden grinst der Vielfraß in sich hinein, raucht seine Zigarre genüsslich zu Ende und driftet dann ebenfalls zurück ins Traumland. Hosted by Animexx e.V. 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