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Candlelight

Inu no Taishō / Kagome
von

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Sango

Candlelight

- Sango -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.
 

Vorwort:

Herzlich Willkommen zu diesem kurzweiligen, aufgesplitteten One-Shot über das Pärchen "Kagome/Inu no Taishou", welcher in der Neuzeit spielt. Auf zu neuen Ufern und viel Spaß! :-)

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1
 

"Das werde ich auf gar keinen Fall tun."

"Kagome, bitte! Habe ich dich jemals um etwas gebeten?"

"Du wolltest vorgestern, dass ich den Wochenendeinkauf erledige", hielt ich schnaubend entgegen, bevor ich die Zahnbürste mit einem gewaltigen, klebrigen Streifen Pfefferminz-Pasta verzierte und mir die Angelegenheit in den Mund schob. Das war vielleicht meine letzte Chance, mich an diesem Montagmorgen nicht um Kopf und Kragen zu reden, und die würde ich nutzen!

Bei allen Dämonen, was erwartete Sango auch von mir? Dass ich mich um vier Uhr morgens in Schale warf, während sich der glückliche Teil der Bevölkerung noch friedlich in den Betten auf die andere Seite wälzte? Es war bereits ungerecht genug, einen Nebenjob annehmen zu müssen, der zu dieser Tageszeit startete. Da musste meine ketzerische, dunkelhaarige Mitbewohnerin nicht auch noch die Grenzen meines guten Geschmacks austesten. "Nein!", nuschelte ich mit Schaum vor dem Mund. "Vergi-sch-esch!"

"Ich werde dir ein Kilogramm Schokolade kaufen!"

"Nein."

"Lakritz?"

Hallo? Sah ich bestechlich aus? "Nein!"

"Nun gut, du zwingst mich dazu", stemmte sie die Hand gegen den Rahmen der Badezimmertür und fokussierte die rote Gummi-Ente auf der Ablage - oder mein Gesicht, da wollte ich mich nicht unbedingt festlegen.

Sango war Headhunterin, und eine verflucht gute noch dazu - das hatte ich nur einmal unterschätzt und mit der Geschichte zog sie mich immer noch bei jeder Party auf.

"Kagome", flüsterte sie meinen Namen, "ich werde deiner Mutter erzählen, dass du hinter meinem Rücken mit Kōhaku ausgehst, und dass sie bereits die Wollsocken für ihre ganze Schar Enkelkinder stricken kann."

"Wasch?" Ich spuckte entsetzt den Schaum in das Waschbecken, zutiefst schockiert und leider auch genauso angetan von dem Meer an Möglichkeiten, das vor meinem geistigen Auge entstand. Diese skrupellose Frau! "Das meinst du nicht ernst."

"So wahr ich hier in einem Frosch-Pyjama vor dir stehe: Das tue ich!"

"Das ist teuflisch!"

"Ja, und deshalb wirst du auch nicht widerstehen können", prophezeite sie mir und spitzte die Lippen zu einem Ausdruck, der bereits den Sieg auf der Zunge schmecken konnte. "Ich werde deiner Mutter den besten Fake-Freund vorgaukeln, den sie sich für ihre widerspenstige Tochter wünschen kann! Sie wird zufrieden sein, du kannst deine Ruhe genießen und ich bekomme die Hilfe, die mir zusteht. Bist du nun dabei?"

"Nein, erst die Details", verlangte ich störrisch.

Sango stampfte wie ein kleines Kind auf. "Muss das sein?"

"Ja", schwang ich tyrannisch meine Zahnbürste. "Wenn ich dir freie Hand lasse, machst du meine Situation am Ende nur noch schlimmer."

"Also bitte! Es ist deine Mutter, Kagome. Was um alles in der Welt sollte ich behaupten, um sie noch deutlicher danach fragen zu lassen, wann du endlich unter der Haube verschwindest und einen Medizinball statt deiner Taille streichelst?"

Meine Augenbraue fuhr messerscharf in die Höhe. "Erinnerst du dich an die letzte Feier im Garten meines Großvaters?"

Ich sah dabei zu, wie ihr Gesicht erst blass, und dann puterrot vor Scham wurde. Wenigstens besaß sie den Anstand, sich verärgert eine dunkle Strähne von der Wange zu fischen.

"Himmel", hörte ich sie fluchen, "trägst du mir das etwa immer noch nach? Schon gut, der Punkt geht an dich. Ich gehorche. Also, was soll ich tun?"

"Zuallererst wirst du die Beziehungsscharade zwischen mir und deinem Bruder so schwammig wie möglich behandeln. Die Sache darf noch nicht einmal spruchreif sein, denn ich werde den Inbegriff der Diskretion darstellen."

"Du und diskret?"

"Fast diskret", lenkte ich angesäuert ein, und fand ihr kokettes Lächeln absolut unangebracht. Wer von uns hatte denn auf der Oberschule Kogas und Inuyashas Annäherungsversuche ohne aufsehenerregende Skandale überstanden?

Nun, wie auch immer: "Du wirst Kōhakus Namen erst beim dritten oder vierten Telefonat benutzen. Vorher weißt du nicht einmal, ob ich mir die Nägel lackiere, um eine Ausrede zu haben, das Fitness-Center zu meiden, oder weil mir auf einmal etwas an meinem Äußeren liegt."

"Kein Problem. Meine beste Freundin verbringt auf einmal doppelt so viel Zeit im Bad, da muss ein Mann dahinter stecken. Ein Klassiker! Noch etwas?"

"Ich bekomme keine Liebesbriefe", zischte ich und unterband Sangos Versuch empört Luft zu holen, mit einem herrischen Kopfschütteln. "Nein! Keine Liebesbriefe. Nicht einen einzigen. Aber du suchst händeringend nach anderen Beweisen für meine ausgedachte Beziehung. Das Ganze wird dich mindestens zwei Monate kosten."

"Das ist absurd. Nicht einmal dein kleiner Bruder würde solange brauchen, um dir auf den Zahn zu fühlen."

"Gut, anderthalb Monate", feilschte ich.

"Vier Wochen."

"Fünf."

"Drei Wochen, bis ich deine Liasion ausplaudere - und dafür gibt es eine vom Regen verwischte Telefonnummer auf einem Post-It-Zettel dazu!"

Argh! "Du bist eine unverbesserliche Romantikerin, Sango." Aber was hatte ich für eine Wahl? Jede einzelne Stunde, die mir meine Mutter nicht lachend auf die Pelle rückte, um meinen Job durch eine verhasste Packung Schnuller und Feuchttücher zu ersetzen, war ein Geschenk. Ich hatte nie verstanden, warum Frauen ihren dreißigsten Geburtstag verabscheuten, aber inzwischen hatte mich die Wahrheit aus dem Hinterhalt attackiert und dahingerafft. Rumms! Nun lag ich da wie eine Kaulquappe und wechselte regelmäßiger meine Ausreden, um einer Beziehung fernzubleiben, als Sangos Katze nach ihrem exklusiven Futter verlangte. Und Kirara, dieses stolze Biest, war eine Diva im cremefarbenen Pelz!

"Einverstanden", lenkte ich dennoch ein, "und die andere Hälfte des Deals klären wir, sobald du mir erzählt hast, was ich tun soll."

"Willst du es dir aufschreiben?"

Ich verdrehte die Augen und überging theatralisch mein Spiegelbild, denn das würde sowieso nur von Schneewittchens böser Stiefmutter ausgelacht werden. Es gab zwar genügend Werbungen für Creme-Tiegelchen, die einem hier und dort ein kleines Wunder versprachen, doch irgendwann hatte ich aufgehört, den Reklamen zu glauben. Angeblich erlebten achtundneunzig Prozent aller Testerinnen das Erlebnis überwältigender Frische, sobald sie sich von der Matratze schälten - und siehe da, ich gehörte nicht dazu. Meine Haare waren obendrein verknotet, am Ansatz blitzte die dunkelbraune Farbe durch und den Kissenabdruck auf meiner Wange schwieg ich aus Prinzip tot.

"Sango, hör auf wie ein Fuchsdämon zu grinsen und fang endlich an", murrte ich, dann schob ich mir unter dem ruchlosen Kichern meiner Mitbewohnerin erneut die Bürste zwischen die Zähne.

Drei Atemzüge später hockte sie mit untergeschlagenen Beinen auf unserem Wäschekorb und verlangte das Unmögliche von mir.

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Was hat Kagome nur gegen Liebesbriefe? Kapitel #2, "Myouga", folgt in Kürze.

Myouga

Candlelight

- Myouga -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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2
 

Es war erst fünf Uhr morgens, und mein Tag war bereits vollkommen ruiniert. Was hatte mich bloß dazu geritten, Sango so ein dummes Versprechen in die Hand zu drücken? Ich hätte mich totstellen sollen, eine Grippe erfinden können oder einen toten Frosch im Garten meines Großvaters anbeten müssen - irgendetwas, um der aufziehenden Katastrophe rechtzeitig die rote Karte zu zeigen!

Und was hatte ich stattdessen getan?

Geschluckt, genuschelt und gefragt, ob sie das wirklich für eine so gute Idee halten würde. Nun hatte ich den Salat. Mein kluger Einwand war überhört und ignoriert worden, weil ich kurz nach dem Aufstehen nie genug Elan aufbrachte, um ernsthaft Widerstand zu leisten. Wahrscheinlich war Sango deshalb auf den Beinen geblieben, diese schamlose Headhunterin!

Toll gemacht, Kagome.

Missmutig starrte ich auf den Wischmopp, dessen blau-weiß gestreifte Fransen reichlich uninspiriert im Putzwasser schwammen, dann verzog ich mein Gesicht und tunkte mein wichtigstes Arbeitsutensil zurück in die schwarz-trübe Brühe. Drei Atemzüge später landete die nächste Flut Wischwasser auf dem Boden des Büros und wurde noch wütender von mir verteilt.

Am liebsten hätte ich den handgeknüpften Ghom-Seidenteppich, der direkt vor dem massiven Schreibtisch lag, ebenfalls ertränkt, aber das stand erst gar nicht zur Debatte. Der Besitzer und zweite Geschäftsführer der "Taishou Holdings Corp." zahlte zum Großteil meine Miete und gehörte zu den unausstehlichsten Zeitgenossen, die ich im Laufe meines Lebens getroffen hatte. Ach, was sagte ich? Er war der Schlimmste von allen! Noch schlimmer als seine geschiedene Mutter, unter deren Fittichen ich zuvor geputzt hatte, und die war bereits giftig wie Efeu.

Dieser Eisklotz hatte seiner Adoptivtochter - einem bezaubernden, schwarzhaarigen Mädchen namens Rin - vor meinen Augen vier Monate Hausarrest für eine zerbrochene Blumenvase erteilt. Für eine bescheuerte Blumenvase! Und ich, ich war nicht einmal über zehn Ecken und drei verschlungene Pfade mit ihm verwandt, also war ich bei einem falschen Blick auf seine überteuerte Teppichfaser wahrscheinlich schon so gut wie tot!

"Sie sind sogar noch langsamer als üblich", erklang es schneidend hinter mir. Quietschend schnappte ich nach Luft und wirbelte auf dem Absatz herum. Die Mühe hätte ich mir allerdings sparen können, denn mein finsterer Arbeitgeber war bereits dazu übergegangen, mich wie eine rote Ziffer zwischen seinen Bilanzen anzusehen.

"Guten Morgen", presste ich hervor.

"Sie verschwenden meine Zeit, Higurashi. Raus."

Unfassbar! Ja, du mich auch, dachte ich aufgebracht und biss mir geistesgegenwärtig auf die Lippen, um dem einreihigen Armani-Anzug nicht spontan eine Doppelreihe Schmutzflecken anzudrohen.

Hoheitlich wie selten zuvor, schnappte ich mir Mopp, Plastikeimer und meine Würde, um an seinen breiten Schultern vorbei zu gehen und das Kinn noch etwas höher zu strecken. Dank des Namensschildes, das in Gold gestochen auf seinem Schreibtisch stand, kannte ich zwar seinen Vornamen, doch eher würde ich mich in einen morschen Brunnen stürzen, als so viel Freundlichkeit an den Mann zu bringen. Als er, Sesshoumaru, mich vor sieben Monaten das erste Mal nach meinem Namen gefragt hatte, war ich dumme Gans fast aus dem Häuschen gewesen. Unternehmer mieden es nämlich wie die Pest, eine Putzfrau auch nur aus den Augenwinkeln zu mustern - doch inzwischen benutzte er 'Higurashi' jede Woche auf eine andere, demütigende Weise und ich verfluchte ihn leidenschaftlich dafür, sich nicht einfach der Allgemeinheit anpassen zu können und den Mund zu halten.

Dieser Hund!

Während ich an ihm vorbeitrat, landete mein Blick jedoch auf einem guten Grund, mich so schnell loswerden zu wollen.

Verwundert hob ich eine Augenbraue, denn zu dieser gottlosen Stunde waren Geschäftskunden äußerst ungewöhnlich. Im Windschatten Sesshoumarus stand trotzdem ein kleiner, untersetzter Mann, der sich nervös mit einem Tuch das gesamte Gesicht und das dünne Seitenhaar abtupfte. Dabei hielt er einen aufwendig versiegelten Briefumschlag in der linken Hand - und was Siegelwachs in dieser Firma bedeutete, ließ mich fast überstürzt den Schritt beschleunigen.

Damit wollte ich nun wirklich nichts zu tun haben!

Das letzte Mal, als ich ein mit Magnolien-Parfüm bestäubtes Kuvert aus dem Papierkorb gefischt hatte, saß mir immer noch in den Knochen. Schnell wie der Wind ließ ich den zweiten Geschäftsführer und dessen Gast zurück und scherte mich auch nicht darum, dass die Tür lautstark ins Schloss fiel.

Gott sei Dank!

Ich hatte bereits genug Probleme seit dem Morgengrauen und die holten mich auf dem Weg zum Vorzimmer des froschgesichtigen, keifenden Chefsekretärs der 'Taishou Holdings Corp.' auch wieder ein: Sango, meine beste Freundin, hatte mich nämlich dazu überredet, sie in eines der exklusivsten Restaurants der Stadt zu begleiten, um ihr Rendezvous von einem Nachbartisch aus zu überwachen. Falls alle Stricke rissen, war ich ihre Lebensversicherung, um nicht an Langeweile oder Ekel zu Grunde zu gehen. Ich sollte sie so früh wie möglich aus der Misere retten und das war nach ihrem letzten durchgeknallten Freund, Naraku, die beste Nachricht des Tages.

Na ja, für ungefähr fünf Sekunden, denn nach meinem gejauchzten "Verlass dich auf mich!" war Sango endlich so gnädig gewesen, mir zwischen Waschbecken und Wäschekorb das allererste Foto ihrer Zufallsbekanntschaft aus einem renommierten Anwaltsbüro zu zeigen.

Und seitdem war mir schlecht.

Furchtbar schlecht. Ungefähr so schlecht, als ob ich mir beim bekanntesten Juwelier der Stadt ein zweites Mal das Preisschild des Shikon no tama angesehen hätte. Und je mehr Details mir zu Sangos Schwarm Miroku wieder einfielen, desto furchtbarer wurde es.

"Ich bin geliefert, wenn sie mir dank ihres Dates auf die Schliche kommt", murmelte ich. Denn ja, ich hatte ein Geheimnis vor meiner Mitbewohnerin. Seit dem Bankrott ihres Vaters, der auf das Konto eines skrupellosen Dämons ging, suchte ich nämlich nach der taktvollsten Gelegenheit, um Sango zu verraten, für wen ich seit einem Jahr nebenberuflich putzte und die Rechnungen abheftete. Sie war bei Weitem kein rachsüchtiger Unmensch, aber sobald das Thema in die Richtung der erfolgreicheren Unternehmen der Stadt ging, hörte ich sie nur noch mit den Zähnen knirschen. Dummerweise unterhielt ihr Herzblatt Miroku auch noch eine Feindschaft mit meinem Chef, die von der Boulevardpresse bereits im ganzen Westen des Landes breitgetreten wurde - und da ich Komplikationen wie andere Menschen hübsche Juwelen sammelte, handelte es sich bei Sangos und Mirokus Restaurant natürlich um den Lieblingsort Sesshoumarus.

Nun, wenigstens lief ich nicht Gefahr bei einem Flirt mit diesem Eisklotz erwischt zu werden ...
 

3
 

"Ist das deine größte Sorge?" Sango sah mich spöttisch an, denn sie kannte mich lange genug, um mir an der Nasenspitze ansehen zu können, wann ich am verwundbarsten war. Andererseits stand ich in meinen eigenen vier Zimmerwänden vor einem Spiegel und schimpfte so laut über die auseinanderklaffende Rückseite des cremefarbenen Cocktailkleides, dass es sogar meine Mutter eine Stadt weiter hören musste.

"Das ist nicht witzig!", zeterte ich wie ein Rohrspatz. "Hilf mir lieber, statt dich über mich lustig zu machen. Ich bleibe hier, wenn dieser verflixte Reißverschluß nicht zugeht. Und glaube mir, ich habe damit das geringste Problem! Du weißt genauso gut wie ich, dass ich sonst nichts Passendes anzuziehen habe!"

"Meinst du das jetzt im wortwörtlichen oder übertragenen Sinne?" Sango gluckste, und ich musste tief einatmen, um nicht zu versuchen, sie dafür in Grund und Boden zu starren. Das hatte die letzten Male schon nicht funktioniert, das war deprimierend genug. Ärgerlicherweise nahm sie mir mit drei Handgriffen die Hoffnung darauf, dem vermaledeiten Restaurantbesuch von der Schippe zu springen, nachdem mich bereits der gewünschte Magen-Darm-Infekt und die ausgefuchste Lungenentzündung schändlich im Stich gelassen hatten.

Verflucht!

Wann war mir der Traum aus Seide eigentlich um ein Haar zu eng geworden? Seit Kogas Hochzeit waren erst vier Jahre vergangen und ich hatte von der Torte aus Marzipan und Napolitains kaum die zwei Hochzeitsfigürchen - Rotkäppchen und der Schokoladenwolf - gesehen! Und wenn ich das Risiko in Kauf nehmen musste, meinem Chef auf heiligem Grund und Boden über den Weg zu laufen, wollte ich nicht wie unsere aus ihrem Fell platzende Hauskatze Kirara aussehen.

"Hmpf."

Ich zog abermals die Luft ein, dann zupfte ich den hellen Stoff, der mit Apfelblüten bestickt war, ein weiteres Mal in Form. Am Ende musste ich trotzdem einsehen, dass mein Brustkorb mehr Platz benötigte, also verabschiedete ich mich unter angestrengter Miene von den hübschen, praktischen Einlagekissen, die das Dekolleté nach oben geschoben hatten.

Sango starrte mich an, als ob ich etwas Blasphemisches getan hätte. "Wenn du jetzt einen knackigen Weinkellner bekommst, wirst du dich für diesen Schachzug verabscheuen, Kagome!"

"Vertrau mir. Das würde ich noch viel heftiger tun, sobald sich meine Garderobe vor seinen Augen in Luft auflöst."

"Was du nicht sagst. Du wirst doch niemanden mit ernsten Absichten kennen lernen wollen, oder?"

Ich sah, wie ihre Mundwinkel hauchdünn nach oben wanderten, aber bevor ihr dämonisches Lächeln fertig ausgebrütet war, hatte ich schon abgewunken. "Ich dachte, dass mit meinen Beziehungen hätten wir seit dem Deal um meinen Fake-Freund geklärt. Ich bin einfach nur froh, wenn der Abend ohne eine Katastrophe zu Ende geht. Das ist alles!"

"Ach komm, was soll denn Grauenhaftes passieren?" Sango schob mich beiseite, um ihr mit Reispuder bestäubtes Gesicht im Spiegel zu betrachten. Erst spitzte sie die erdbeerroten Lippen, dann sah ich dabei zu, wie sie ihre frisch manikürten Fingernägel an den Hals legte und unsichtbare Falten glatt zog. "Wir werden beide einen wunderbaren Abend verbringen", sprach sie mir Mut zu, bevor sie an mir vorbei griff und einen schwarzen Mascara von der beistehenden Kommode angelte. "Ich werde Mirokus Aufmerksamkeit genießen, einige Komplimente erhalten und bevor er ahnt, worauf er sich mit mir eingelassen hat, wird er mich darum anflehen, die Mutter seiner Kinder zu werden."

Wie bitte? "Ich dachte, das war bereits seine allererste Frage, als du ihm aus Versehen die Tür an den Kopf geschlagen hast?"

"Papperlapapp, in dem Moment wusste er doch nicht, was er sagt."

Ich runzelte skeptisch die Stirn, ehe ich stillschweigend beobachtete, wie Sango das Bürstchen in einer Wellenbewegung durch die Wimpern zog und noch etwas hübscher wurde. Es tat mir fast leid, dass ich ihr bevorstehendes Rendezvous mit untrüglichen Bauchschmerzen betrachtete: Ihre Wangen glühten vor himmlischer Aufregung, und der Schwarzhaarige vom Foto schien genug Eindruck auf sie gemacht zu haben, um noch ein viertes Mal den Concealer in Erwägung zu ziehen.

"Das hast du doch gar nicht nötig", versetzte ich empört.

"Aber es wäre eine Schande, wenn er munterer aussieht als ich, obwohl ich den halben Tag schlafen konnte."

"Das Licht wird wie überall gedimmt sein, Sango."

"Ja, aber es könnte sich unvorteilhaft im Wasserglas spiegeln."

"Das... das ist doch absurd", lachte ich hölzern. Was war denn das für eine Behauptung? Licht, Glas, Spiegelung. "Nun wirst du albern. Als Nächstes erzählst du mir noch, dass Rattenfell feuerbeständig ist!"

"Kein Risiko eingehen, wie mein Mitarbeiter Shippou immer zu sagen pflegt", tippte mir Sango mit der Fingerspitze auf die Nase, bevor sie in einer federweichen und dezenten Duftwolke auf dem einzigen Stuhl niedersank, auf dem sich kein Sammelsurium an Kleidern, Blusen und Accessoires ausgebreitet hatte.

Mir grauste es immer noch, wenn ich daran dachte, mit welcher Akribie sie mich dazu aufgefordert hatte, endlich eine Entscheidung zu treffen. Meine Schwindelei, wahrscheinlich in wenigen Stunden meine Tage zu bekommen und dann eine dicke, flauschige Wärmflasche zu benötigen, hatte sie mit einem unversöhnlichen Blick und drei Tabletten zum Schweigen gebracht.

"Wie auch immer", ergab ich mich seufzend meinem Schicksal. "Der Plan ist immer noch der gleiche?"

"Natürlich."

Nun ja, es war einen letzten Versuch wert gewesen, meinen Hals zu retten. "Dann lass uns zum Taxi gehen, bevor die Zeit lernt, rückwärts zu laufen."

"Hast du deine Schlüssel?"

"Schlüssel?", fragte ich verwirrt.

"Was sonst?", grinste Sango verschmitzt und erhob sich mit dem Stolz einer Jägerin vor meiner Nase. "Man weiß doch nie, wo der Abend endet, oder?"

Wenn es so weitergeht? In der Hölle, dachte ich, aber ich biss mir auf die Zunge, ehe sich irgendeine höhere Macht dazu berufen fühlte, mich dorthin zu schicken. An einem solchen Ort würde ich sowieso nur meine alte Arbeitgeberin, die Fürstin, wieder treffen - und wenn ich mir etwas an diesem Montag erhoffte, dann dass mir die gesamte dämonische Familie Sesshoumarus erspart bleiben mochte! "Ich packe sie ein", erwiderte ich. "Lass uns nur ein Zeichen ausmachen, sobald eine von uns den Abend ohne die Andere fortsetzen möchte, ja?"
 

4
 

Im Ernst! Das war wirklich das Lächerlichste, was ich in einer langen Reihe an absurden, grotesken und lebensmüden Dingen getan hatte. Ich war dreißig und saß wie ein unartiges, kleines Mädchen auf einem Stuhl, der meinen Gehaltscheck schallend auslachte, während ich mich hinter einer mit Goldfäden besäumten Speisekarte duckte, um nicht beim Lauschen ertappt zu werden.

Nun, nicht dass es bereits etwas Aufsehenerregendes mit anzuhören gab.

Miroku, der einen maßgeschneiderten Anzug mit farblich passendem Einstecktuch trug, scherzte drei Tische weiter mit der schwarzhaarigen Kellnerin, die seine Freundlichkeit mit einem frostigen, reservierten Lächeln vergolt und sich viel Besseres vorzustellen schien, als Sango die Weinkarte und sämtliche Spezialitäten des Hauses zu erklären.

Ich hatte zwar damit gerechnet, Qualen ausstehen zu müssen, doch gähnende Langeweile war mir dabei nicht in den Sinn gekommen. Eher ein Drama, fliegende Teller und vor Wut gerötete Wangen, während mein Chef aus dem Nichts heraus mein Einstellungsdatum rekonstruierte und Sango damit noch weiter aus der Fassung brachte.

Aber es war still. Sogar mucksmäuschen-langweilig-kein-Chef-in-Sicht-besinnlich-still.

In meinem Rücken plätscherte lediglich ein Zierbrunnen und so weit ich es überblicken konnte, waren die Blumenbouqets auf den perfekt dekorierten Tischen mit jeder Minute schöner anzusehen, als für meine Angewohnheit eine herausgeschlüpfte Haarsträhne an ihren Platz zu verbannen, gut sein konnte. Wenn das so weiterging, würde ich darauf achten müssen, keines der extra durch ein Glätteisen gezogenen, frisch gelockten Biester neben dem Serviettenring vorzufinden.

Überhaupt, wie hatten sie das hinbekommen?

Auf dem silbernen Reif waren hauchdünne Schwerter zu sehen, doch sobald man ihn um die eigene Achse drehte, wurden sie zu Schmetterlingen. Lag das an dem gedämpften Licht, das sich in den Kristallleuchtern über meinem Kopf spiegelte? Oder war es eine dämonische Spielerei?

Mir fröstelte etwas bei dem Gedanken daran, und so zog ich die Speisekarte rasch über den Rand meiner Nase, um meine Befürchtungen dahinter zu zügeln.

Wenn sich jemand gruseln sollte, dann war das schließlich mein Portemonnaie. Unglaublich, dass ich nicht daran gedacht hatte, Sango an dieser Stelle in die Pflicht zu nehmen. Da sich der Abend nicht gerade zu einer Katastrophe aufzuplustern schien, würde ich in den nächsten Stunden wahrscheinlich bei einem Glas Wasser verbleiben müssen. Alles Andere konnte doch niemand bezahlen, ohne vorher mit einem Höllenschwert bewaffnet eine Bank zu überfallen!

"He", schnalzte es da neben mir.

Was?

Ich schob die Karte einige Millimeter tiefer, um ungehindert nach oben zu schielen. Der Schatten war unverkennbar: Mein persönlicher Oberkellner. Ein schlaksiger Grauhaariger, der eine grüngestreifte Krawatte trug und mich aus großen, griesgrämigen Augen anstarrte, da er bestimmt zehn Meilen gegen den Wind witterte, wie es um meinen Reichtum bestellt war. Er sah unkonventioneller aus, als ich einen Angestellten in einem Restaurant vermutet hätte, dessen astronomische Preise fast von der Karte verschwanden, um Gäste wie mich nicht in Tränen ausbrechen zu lassen.

"Eine Aufmerksamkeit des Hauses", brachte er jedoch zu meiner Überraschung vor, dann hielt er mir ein Tablett hin, das an den Rändern mit stilisierten Orochi verziert war.

Wow. Ein Glückskeks, den man mit Blattgold überzogen hatte? Das sprengte alle Grenzen der Dekadenz. "Vielen Dank", erwiderte ich und hob das Gebäck mit spitzen Fingern an - sehr zu seinem Missfallen, denn er hätte es mir wohl mit seiner aus dem Revers befreiten Zange übergeben sollen.

Oh.

"Das nächste Mal", lächelte ich schief und zählte die Sekunden, bevor er das bedrohliche Instrument wieder versteckte. Nachdem wir uns weiter angestarrt hatten, entschied er zu meinem Gunsten, dass ich immer noch nicht weiter als bis zum ersten Wasserglas gekommen war.

"Rufen Sie mich, sollten Sie etwas benötigen. Es wird mir eine Freude sein."

Ja, genauso sah er für mich auch aus, als er sich durch die zwei dünnen Bartenden fuhr. Ich nickte ihm hinterher, dann stierte ich auf die knusprige, süße Backware: Das war auch eine fürchterliche Angewohnheit von mir. Ich konnte meine Neugierde nur beherrschen, wenn mir das Pech bereits die Hand schüttelte.

Aber was sollte an einem Glückskeks gefährlich sein?

Akkurat brach ich das gute Stück in zwei Hälften, schob mit dem Handrücken einige hinabgerieselte Krümelchen zum Tellerrand und zog den schmalen Zettel heraus.
 

Eine unabänderliche Situation sollte man sich stets zum Freund machen.
 

Na toll. Der Oberkellner hatte mir keinen Glücks-, sondern einen Scherzkeks gegeben. Mir würde es in der Praxis bestimmt helfen, sobald alle darüber kicherten, weil mein Lügenmärchen entlarvt wurde. Wie witzig. Ich zog eine Grimasse, die mein Gesicht alles Andere als vorteilhaft wirken ließ, dann fiel ein zweites Mal ein Schatten auf mich und ohne weiter darüber nachzudenken, hielt ich den Zettel gleich wieder wedelnd nach oben. "Sind Sie so freundlich und nehmen das mit?", murmelte ich grätig. "Diese Weisheit ist an mir leider völlig verschwendet."

"Tatsächlich? Sie könnten es mit meinem Präsent versuchen. Mir wurde eine überraschend angenehme Begegnung versprochen, obwohl ich geplant hatte, allein zu Abend zu essen."

Oh Gott.

Ich starrte wie gerädert ins Nichts, dann wanderte mein Blick im Schneckentempo nach oben und fuhr die Konturen des Fremden ab. Bereits das Paisley-Muster der locker gebundenen, stahlblauen Krawatte brachte mich dazu, noch ein Stückchen tiefer im Erdboden zu versinken. Das war definitiv nicht die kratzige Stimme des Kellners, sondern...

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Hör auf den Glückskeks, Kagome! Kapitel #3, "Toutousai", folgt in Kürze.

Toutousai

Candlelight

- Toutousai -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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5
 

... das Schlimmste, was mir an diesem Ort überhaupt passieren konnte! Der Einzige, der mich noch elender hätte fühlen lassen, wäre Sesshoumaru gewesen: Man munkelte nicht grundlos in der "Taishou Holdings Corp.", dass der zweite Geschäftsführer dem Tod ein Schnippchen schlagen konnte und Dummköpfe wiederbelebte, nur um ihnen ein weiteres Mal die Farbe von den Wangen zu wischen. Vielleicht hatte er dafür sogar das Schwert an der Wand über seinem Schreibtisch angebracht?

Ach, von wegen vielleicht. Definitiv!

Ich dumme Gans war an meinem ersten Arbeitstag auf Zehenspitzen gegangen, um mit dem Putzlappen die Staubschicht vom Siegel der Klinge zu entfernen. Aber dieser Einfall war mir eine Lehre gewesen. Zur Hölle noch eins! Das Briefkuvert sieben Wochen später war nur die Kirsche auf der Sahnehaube gewesen: Nie wieder würde ich irgendetwas in seinem Büro anfassen, das über den Boden und die mir zugeteilten Akten hinausging.

Nie wieder!

Das Schwert hatte meinen gottverdammten Namen geflüstert! Und das war am Ende des Tages genauso ungesund für meinen Verstand wie der Fremde, der mich gerade aus bernsteinfarbenen Augen ansah. Unglaublich, dass jemand aus seiner Gehaltsklasse unaufdringlich, reich und trotzdem vertraut wirken konnte. Ich hatte mich nie gefragt, ob mein Chef Geschwister haben könnte, weil mich die Antwort vor dem Schlafengehen zu Tode ängstigte, aber die frappierende Ähnlichkeit zwischen Sesshoumaru und ihm verlieh mir just einen Mund, in dem man ein Dutzend Koikarpfen hätte stopfen können. Mitsamt Kescher und Schälchen!

Das musste einfach irgendein Verwandter sein. Der Bruder, der Cousin, oder ... oder mein absoluter Todesstoß sollte Sango nun ihr Schwätzchen mit der Kellnerin unterbrechen. Verflixt! Genau deshalb behielt man ab einem gewissen Alter seine Finger bei sich und schaffte den Müll alleine beiseite. Vor mir stand ein weißhaariger Dämon, der besorgt den Kopf neigte.

Das war lächerlich.

Und das war es wirklich!

"Ist alles in Ordnung mit Ihnen?"

"Mir ging es nie besser", behauptete ich, "aber falls ich Ihre überraschend angenehme Begegnung sein sollte, ist Ihre Weissagung noch verrückter als meine." Ich zerknüllte fassungslos meinen Glückskekszettel, doch bevor ich auf die Idee kam, den Papierfetzen in meinem Wasserglas zu ertränken, sah ich ein goldenes Blitzen im Augenwinkel.

Der Anblick traf mich völlig unvorbereitet, fast wie ein Platzregen auf sommerlich erhitzter Haut. Ehe ich es mich versah, hörte ich ihn sogar leise lachen und damit ging meine Souveränität völlig baden. Ich ertappte mich sogar dabei, die feinen Fältchen in seinem Gesicht wie ein Feuerwerk anzustarren, bis er heiter zur Seite sah - direkt in das Gesicht des alten Sommeliers, der ihn wie eine besonders dreiste Fliege anschnaufte.

Wann hatte der sich angeschlichen?!

"Ist doch immer dasselbe mit den Herrschaften der verehrten Familie", knirschte der Grauhaarige miesepetrig wie eh und je. "Immer zu früh dran. Aber dieses Mal hast du Pech. Ich habe keinen freien Tisch für dich!"

"Dein Charme eilt dir wie immer voraus, Toutousai."

"Fang nicht so an, du Hund! Das konnte ich schon in der Schule nicht leiden! Wäre ich bloß Goldschmied geblieben, dann hätte ich dich weiterhin beliebig rauswerfen können, statt mir nun zu deinen Gunsten den Kopf zu zerbrechen." Der alte Griesgram verzog das Gesicht, und als er meinen ungläubigen Blick auffing, rümpfte er obendrein die Nase. "Obwohl", griente er mich plötzlich an und blendete damit einen der Nachbartische aus, die ihm eine neue Bestellung aufdrücken wollten, "eine Möglichkeit gäbe es."

"Tatsächlich?", hakte der Fremde interessiert ein.

"Ja. Sie liegt direkt vor deiner neugierigen Nase." Toutousai deutete in einer großzügigen Geste auf meinen Tisch, und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre mir die Tonlage ...

Zwei Sekunden später machte es -klick!-.

Die Geste.

Mein Tisch.

Mein armer, hilfloser Tisch!

Das war doch wohl ein Scherz?! Wieso durfte ein Angestellter mit der Ausstrahlung eines Hammers in einem solch pikfeinen Restaurant arbeiten und derartige Vorschläge unterbreiten? "Nein", funkelte ich ihn in dem Wissen an, dass ich mich eher ein halbes Jahrhundert an einen Baum fesseln lassen würde, als in Sangos Nähe einen waschechten Dämon an meinen Tisch zu begrüßen. "Nein, auf gar keinen Fall! Wenn Sie das tun, werde ich aufstehen, gehen und mich vorher bei Ihrem Vorgesetzten und dem Inhaber beschweren!" Und Sango würde ich ihm ebenfalls auf den Hals hetzen, dann konnte er sich doppelt in Watte packen!

"Pff. Soll ich den Chef um Ihretwillen vorher um Erlaubnis fragen?", gnatzte der Sommelier mich an.

"Ja!" Wofür hielt der mich auch? Für eine Puppe aus Lehm, die einer Katastrophe schweigend zusah, bis sie aus der Hüfte kam?

Ich hatte kaum begonnen, meine Zähne in grimmiger Zufriedenheit aufeinander zu pressen, als sich der Kopf des Kellners seufzend zu dem Fremden drehte, der nur eine Augenbraue hob. "Darf ich heute einen Gast verprellen?", hörte ich Toutousai krächzen.

"Nein."

"Sicher?"

"Nicht sie, alter Freund."

"Pah! Dein Sekretär wäre auf meiner Seite gewesen", kam es zu meiner absoluten Fassungslosigkeit über Toutousais Lippen, "ich hätte ihn nämlich gezwungen. Eiskalt. Rücksichtslos. Genauso unverschämt wie damals, als ich den Preis für mein Meisterstück auf das kleine Täfelchen in der Auslage kritzelte!" Der Grauhaarige verzog jovial sein Gesicht, dann starrte er zu mir zurück. Leider hatte ich keine Zeit, meinen unverhofften Triumph zu genießen, weil ich immer noch damit beschäftigt war, mich im falschen Film zu fühlen.

Wenn dieser Fremde der Chef war, dann ... dann war das hier das Restaurant eines Dämons. Kein Wunder, dass sich Sesshoumaru hierher verirrte. Wahrscheinlich war das der einzige Ort auf der Welt, an dem jemand wie er sein unsichtbares Fell aufplüschte und den Mund aufbekam, ohne zu knurren.

Oh Gott.

Diese Bilder!

Statt in absurdes, ungläubiges Gelächter auszubrechen, warf ich einen letzten, unseligen Blick auf meine Mitbewohnerin: Das Gute war, sie saß mit dem Rücken zu mir und wurde halbherzig von einigen Pflanzen abgeschirmt. Das schob mein kümmerliches Ende um wertvolle Minuten auf. Das Schlechte, ich hatte keine Ahnung, weshalb die Finger ihres aufgestützten Handgelenks gerade zuckten - aber sie konnte unmöglich im Begriff sein, etwas noch Dümmeres zu tun als ich.
 

6
 

Ja, nun war es amtlich. Ich, Kagome Higurashi, war verrückt geworden. Meine Mutter hatte mir zwar beigebracht, dass es sich nicht gehörte, die Speisekarte in Anwesenheit eines Mannes bis zur Nasenspitze hochzuziehen, aber diese Regel ignorierte ich hoheitlich. Das hier war nämlich kein Date.

Nein, kein Date.

Es war eine mittlere Katastrophe!

Demnächst, so schwor ich mir hitzig, würde ich das Bad und mein Zimmer absperren, um den unverschämten Plänen meines Freundeskreises von der Schippe zu springen. Oder halt, nein. Erst fällte ich den alten Magnolienbaum vor meinem Fenster. Sango war schließlich kreativ! Jemand, der mich am frühen Morgen mit derart heimtückischen Versprechen lockte, scheute auch nicht vor einer halsbrecherischen Kletterpartie zurück.

Erbost überkreuzte ich meine Knöchel unter dem Marmortisch - zum siebten Mal innerhalb der vergangenen Minuten -, sodass meine Stilettos leise aufeinander schlugen. Und weil das Glück unter mir wie ein Vulkan brodelte, fiel mir prompt das amüsierte Blitzen meines Gegenübers auf.

"Sie wirken nervös, seit ich mich gesetzt habe", zerstörte er meine Hoffnung die Angelegenheit zu vereinfachen, indem der Erste von uns inbrünstig schwieg und der andere mit Stille konterte.

Mist!

"Ich bin nicht nervös", hielt ich dagegen.

"Sie halten die Karte falsch herum", entgegnete er mir; und dann, als ich bereits kirschrot angelaufen war und das laminierte Papier mit flammenden Wangen gedreht hatte, lächelte er weiter: "Darf ich Sie auf etwas einladen?"

"Warum?"

"Was?"

"Warum sollten Sie das wollen?", setzte ich nach, denn es war mir ein Rätsel, weshalb man sich freiwillig mit mir an einen Tisch setzte. So verrückt konnte doch nur ein Dämon sein, auch wenn mich diese Erkenntnis ernüchterte: Ich hatte mich einmal zu oft mit jemandem verabredet, der in diese Sparte fiel. Ich war geheilt!

Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass mir eine feine Gänsehaut über den Unterarm strich, als ich erneut von der ersten Haarspitze bis zu den Lippen hinab betrachtet wurde. "Ich beunruhige Sie tatsächlich", stellte er zu meiner Empörung fest, denn das war nicht die Antwort auf meine Frage. "Sie mustern mich wie Ihren schlimmsten Albtraum."

"Ha! Den Zahn werde ich Ihnen ziehen müssen", lachte ich trocken auf, "der sitzt leider schon ein paar Tische weiter."

"Ihr untreuer Freund?"

Wie bitte? "Glauben Sie, ich würde hier sitzen, um jemanden zu beschatten?" Sah ich so verzweifelt aus? War ich so auffällig?

Nein, das konnte nicht sein, aber ich musste mich trotzdem beherrschen, um nicht augenblicklich in Sangos Richtung zu blinzeln. Am Ende kroch mir nur die Sorge darüber ins Gesicht, ob sie mich bereits auf frischer Tat ertappt hatte und mich mit ihrem Lieblingssouvenir, einem handgeschnitzten Knochenbogen, erschlagen wollte oder traditionell bei einer Ohrfeige blieb, bis ich unter ihrem Wutausbruch so klein wie ein Floh geworden war.

"Sie sind also zufällig hier?"

"Absolut", schnaubte ich, "heute ziehe ich keinem meiner Ex-Freunde das Fell über die Ohren."

Er lachte erneut dieses leise, flüchtige Geräusch, das mir durch Mark und Bein ging - aber dieses Mal gefroren meine Lippen, weil ich darin keine Schönheit sah.

"Es ist nicht witzig, gegen eine Andere ausgetauscht zu werden", flüsterte ich aufgewühlt.

"Nein", hörte ich ihn durchatmen, "ist es nicht."

"Warum lachen Sie dann darüber?"

"Ich bin ein Hundedämon, und daher finde ich es erfrischend, wenn man mich nicht behandelt, als ob ich nur aus Quartalszahlen und Geschäftsabschlüssen bestehen würde. Das ist alles."

"Oh", hauchte ich perplex, und der goldene, unergründliche Schimmer in seinen Augen nahm mir etwas Wind aus den Segeln.

Damit hatte ich nicht gerechnet und ich ertappte mich dabei, wie ich die Spitze meines Zeigefingers gegen die Speisekarte klopfte, weil das leichter war als mir über seinen Unterton Gedanken zu machen. Irgendetwas hatte er an sich, das mich an meine Vergangenheit und das Gefühl betrogen worden zu sein, erinnerte, doch ich weigerte mich, ihn danach zu fragen.

Wir saßen an einem Tisch, nicht im selben Boot.

Am Ende fing ich vielleicht noch an, ihn zu mögen - und spätestens der Gedanke ließ mich die Lippen zu einer abweisenden, dünnen Linie zusammenpressen. Niemals, das würde ich verhindern. Für Ehrlichkeit und ein Gespräch mit einem Mann, nein, einem Dämon, war ich nämlich nicht hierher gekommen. "Ich sollte mich nicht mit Ihnen unterhalten", erklärte ich ihm. "Sie ähneln jemandem, mit dem ich keine guten Erfahrungen gemacht habe und ich mag keine Déjà-vu."

"Erzählen Sie mir davon."

"Weil es Sie interessiert?", fragte ich spöttisch.

"Ja."

Ich schüttelte augenblicklich den Kopf, um mich dann ganz und gar der ersten Zeile der Speisekarte hinzugeben, die ich immer noch nicht auswendig wusste, obwohl ich sie zum einhundertsten Mal las. "Das ist absurd", ließ ich ihn dabei wissen.

"Oh, ich denke, es wäre absurder davon auszugehen, dass ich bereits einen Weg kennen könnte, um eine andere Antwort aus Ihnen herauszubekommen. Oder?"

Verdammt.

Ich sah in seinen Augen etwas funkeln, das mein Verstand ketzerisch mit Besserwisser und mein Herz mit einem widerwilligen, aber viel zu angetanen Seufzen belohnte. Deshalb konnte ich Dämonen übrigens auch nicht ausstehen: Sie benötigten nur einen Satz und dann waren sie einem näher, als einem lieb sein konnte. Auf Menschen wirkten sie immer faszinierend, bis es zu spät war. Ich würde auf der Hut sein müssen.

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Ja, stimmt, im wahrsten Sinne des Wortes! Kapitel #4, "Miroku", bringt weitere Erkenntnisse.

Miroku

Candlelight

- Miroku -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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7
 

"Vielleicht erzähle ich es Ihnen später", murmelte ich, bevor ich erneut die Speisekarte vor mein Gesicht zog und so tat, als ob mich das goldgerahmte Papier wie ein Bannkreis vor seinem Lächeln schützen könnte.

Aber wem machte ich etwas vor?

Das warme Kribbeln in meinem Nacken verstärkte sich trotzdem, dann floss es an meinen Schultern hinab und sorgte für eine Gänsehaut, die sich bis zu meinen Fingerspitzen ausbreitete. Verflixt! Und ich konnte mich nicht einmal damit herausreden, dass ich betrunken war und meine Mundwinkel aus Versehen in die falsche Richtung scheuchte!

Sollte es mich trösten, dass er diskret zu den Nachbartischen sah, während die feinen Fältchen unter seinen Augen jedes Desinteresse Lügen straften? Andererseits, nein, ich bekam das bestimmt nur in den falschen Hals und überinterpretierte den heiteren Atemzug. Ich reagierte empfindlich auf Dämonen, deshalb hatte ich nämlich auch Sangos Ex-Freund Naraku die Tür vor der Nase zugeschlagen, bevor der ein weiteres Lügenmärchen hervorpressen konnte, um sie zurückzugewinnen.

Klang das nicht nach einem Muster?

Natürlich!

Und wenn ich daran dachte, dass sich heute bloß ein einziger, weiterer Mann mit mir unterhalten hatte - mein Chef nämlich, der sich auf jeder Betriebsfeier neben dem Eiskübel stellen konnte, ohne weiter aufzufallen -, ja, dann löste sich meine seltsame Reaktion auch schon in Rauch auf. Ha! Gegen den zweiten Geschäftsführer der "Taishou Holdings Corp." war nämlich jeder charmant, der seine Zähne auseinander bekam, ohne dabei das Tor zur Unterwelt zu öffnen.

Was für ein Glück.

Einen Moment hatte ich glatt befürchtet, seine Art interessant genug finden zu können, um ihm soetwas vollkommen Lächerliches wie eine persönliche Frage stellen zu wollen. Spontan fielen mir davon zehn ein, aber bitte: Ich wollte ihn loswerden, nicht heiraten.

Skrupellos schlug ich unter dem Tisch meine Beine übereinander und ignorierte dabei, dass sich die Spitze meines Stilettos unverschämt dicht an seinem Bein vorbeischieben musste. Ich konnte es leider nur vermuten, denn der Saum der bestickten Tischdecke war mir im Weg, aber seine prompt empor wandernde Augenbraue und der aufmerksame Blick über den Rand der Karte hinweg, waren zuverlässiger als jede Kristallkugel.

"Liegt Ihnen etwas auf dem Herzen?"

"Ich musste an Ihre Einladung denken, die ich ausgeschlagen habe."

"Tatsächlich?"

"Ja, ganz recht." Ich seufzte, dann schürzte ich betont harmlos meine Lippen und genoss den Moment, in dem sich meine ganze Heimtücke neben meinem Lächeln auftürmte. Ich kam mir vor wie ein zweiköpfiger Drache, der sich auf einen blutigen Brocken Fleisch stürzen wollte, und hoffte, Sango würde sich noch einige Augenblicke gedulden, bis sie zu mir sah. Ich war zu jung, um zu sterben. Und zu verzweifelt, um ihn nicht mit allen Mitteln zu verschrecken. "Stoßen Sie mit mir an?", raunte ich. "Hiermit vielleicht?"

Meine frisch gefeilte Fingerspitze tippte unschuldig auf ein Plätzchen neben dem Goldsaum der Karte, während ich ihn dabei beobachten konnte, wie er seine eigene sinken ließ, um sich weiter vorzulehnen. Sein Ellenbogen berührte die Tischkante, dann runzelte er die Stirn und sah mir lange - verwirrend lange - in die Augen.

"Champagner? Was möchten Sie damit feiern?"

"Oh, meine Freiheit, mehr nicht", säuselte ich liebreizend. "Wie steht es mit Ihnen?"

Ich hielt mühsam das Glucksen in meiner Kehle zurück, obwohl es jammerschade war, ihm nicht auf die Nase binden zu können, dass ich dank eines unverhofften Zwischenfalls wusste, dass Hundedämonen keinen Alkohol vertrugen. Nun, zumindest taten es halbblütige nicht, aber ich wollte nicht wählerisch sein: Von mir aus konnte ihm auch einfach vom Preis schlecht werden, der neben dem besten Getränk des Hauses stand. Hauptsache, er erhob sich und suchte das Weite!

Selig lehnte ich mich vorwärts und spürte dem wunderbaren Gefühl nach, als sich die Kante des Marmortischs gegen das Apfelblütenmuster meines Kleides drückte. Ich konnte es förmlich hinter seiner Stirn arbeiten sehen, denn wahrscheinlich überschlug er soeben den sündhaft teuren Einkaufspreis der Flasche und beschloss, sie eher in Scherben zu schlagen und die Splitter mühselig wieder einzusammeln, statt-

"Einverstanden."

Was?

Mein diebisches Lächeln fiel in sich zusammen wie ein umgestürzter Papierwandschirm. Das konnte er doch nicht sagen! Was dachte der sich? "Sie laden mich darauf ein? Wirklich?" Ich schnappte nach Luft, was mir das edle Antlitz eines auf dem Sand gestrandeten Karpfens verlieh. "Sind Sie verrückt?"

Er begann zu lachen, wofür ich ihm augenblicklich Fürchterliches antun wollte. "Wenn Sie wüssten, wie oft mich mein Unternehmensberater dasselbe fragt", antwortete er mir heiter, bevor er an dem Paisley-Stoff seiner Krawatte zog und diese noch weiter lockerte, als wäre er inzwischen der Vorstellung leid, sich in Kürze einen besseren Platz zu suchen.

Tze. Mir fiel sofort einer ein: Irgendwo, einsam und allein. Begraben unter einem dicken, alten und gehässigen Drachen, aber die Vorstellung konnte ich ihm ja schlecht um die Ohren hauen. Ugh!

"V-vielen Dank", presste ich mit den letzten Fetzen meines Anstands zwischen den Zähnen hervor. Falls es ihn störte, dass ich einen der silbernen Serviettenringe, auf dem gerade zwei Schwerter aneinander klirrten, in einem Seitenblick tötete, verriet er es nicht.

Verflucht!

Wie kam ich denn aus der Misere wieder heraus? Statt ihn zu vertreiben, hatte ich ihm sogar einen Vorwand geliefert, sich in meiner Gegenwart häuslich einzurichten.

Unwirsch schob ich meine Unterlippe vor, um daran mit meinen Zähnen zu zupfen. "Sie sind der eigenartigste Mann, den ich jemals getroffen habe", murrte ich leise.

"Sie gehen demnach nicht oft aus?"

"Wie bitte?" Das ... das war ja wohl die Höhe! Wofür hielt der mich? Für eine Frau, die nach der Arbeit todmüde auf die Couch fiel und sich gegen eine Katze wehren musste, die in die Breite wachsen konnte, sobald man sie schief ansah? Kirara war Sangos Haustier, nicht meines! Aber falls er hoffte, ich würde nun alle Dämonen aufzählen, die auf den ersten Blick schlimmer waren als er, hatte er sich geschnitten. "Versuchen Sie nicht, mich dazu zu bringen, Ihnen ein Kompliment zu machen!"

"Wie könnte ich? Ich bleibe auch ohne solche Worte bei Ihnen", sah ich ihn lächeln, aber ehe ich empört einhaken und ihm erklären konnte, dass ich daran auch kein Interesse hatte und lieber mit Pfeil und Bogen durch die Wildnis ziehen würde, senkte sich ein unheilvoller Schatten über unseren Tisch.

"Dort drüben ist etwas für dich frei geworden", erklärte der Sommelier schroff und ohne mich eines Blickes zu würdigen. "Bedauerlicherweise ist es auch noch dein Lieblingsplatz, du Hund, also bestell dir schon dein Glas Wasser und starr in die Nacht hinaus, bis ich mich nach Feierabend aus Mitleid zu dir setze."

"Bereite dir keine Umstände. Ich weiß dein Angebot zu schätzen, alter Freund, aber mir gefällt meine Gesellschaft heute Abend. Der Glückskeks hat kaum zu viel versprochen. Bring uns bitte zwei der besten Gläser, eine Flasche Dom Perignon White Gold Jeroboam und dazu etwas Wasser."

"Soll das ein Witz sein?", schnappte der Tattergreis, ehe er mich erbost anzustarren begann, als wäre ich eine Hexe, die Tote zum Leben erwecken konnte. Nachdem er fertig damit war, mich vom herauswachsenden Haaransatz bis zur sichtbaren Wade zu mustern, stieß er abfällig die Luft zwischen den Zähnen aus. "Pah! Ich wusste, dass die Idee dieser Fliege, solch eine bescheuerte Krümelei als Aperitif anzubieten, nur Ärger einbringen würde. Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass dein Geschmack bereits bei deiner ersten Frau hinüber war?"

"Die Flasche, Toutousai", wiederholte mein Gegenüber mit einer Tonlage, die an dunkle, strapazierte Seide erinnerte. Ich bemerkte trotz meiner vor Zorn glühenden Wangen, dass er begonnen hatte, mit den Fingerspitzen auf den Untergrund zu trommeln. "Wir warten."

"Ja ja, ich sehe es. Einen Moment, ich eile."

Er machte auf dem Absatz kehrt - nicht jedoch ohne mich ein letztes Mal anzusehen, als hätte ich ihm gerade lachend sein poliertes Besteck verbogen und er müsse es nun persönlich ausbeulen. Die Hitze, die in der Luft gelegen hatte, verschwand so schnell wie sie gekommen war und mir fiel ihre Abwesenheit erst auf, als es längst zu spät war. Huch? So schnell war mein Ärger über den unverschämten Vergleich doch noch gar nicht abgeflaut?

Verwirrt strich ich über die Stickereien auf meinem Kleid, als müsste ich mich vergewissern, mir die Gänsehaut darunter nicht einzubilden. Dann fiel mir auf, dass der Weißhaarige mich dabei beobachtete und ich zog die Hand rasch wieder zurück, während ich nur allzu gut das verräterische Rauschen meines Blutes im Ohr hatte.

Keine Verlegenheit, Quatsch!

Wut, mahnte ich mich.

Das war alles bloß eine Form der Unbill, es so schlecht getroffen zu haben! Aber das konnte ich retten, ehe-

"Sehen Sie es ihm nach", unterbrach mich seine Stimme, die sanft wie Zitronengras gedieh. "Er hat trotz seiner Art eine gute Seele."

"Ja, bestimmt. Und kleine Hundewelpen sind umso bezaubernder, je größer sie werden."

"Wie?"

Oh verflucht! Hatte ich das gerade laut gesagt?

Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund, obwohl ich mich im gleichen Moment am liebsten geohrfeigt hätte. Es war doch schon schlimm genug, dass ich das finstere, grantige Verhalten des Sommeliers mit dem meines Chefs gleichsetzte, aber solch einen Gedanken brachte man doch nicht gegenüber einem Hundedämon an!

Schnell, schnell. Was konnte ich sagen, um mir seinen Zorn vom Leib zu halten? "Das... das ist ein Sprichwort", behauptete ich unter einem untröstlichen, schiefen Lachen.

"Ah, Sie benutzen es wohl sehr oft?"

"Ständig", flunkerte ich, obwohl es mir schwer fiel, die Selbstsicherheit in meiner Stimme zu wahren, wenn er dazu überging, den Kopf zu neigen und die Lippen zu schmälern, als könne er meine Gedanken lesen. Dann - ohne, dass ich wusste warum - erhellte sich seine Miene wieder und die blitzförmigen Zeichnungen auf seinen Wangenknochen huschten galant in die Höhe.

"Sie sind keine gute Lügnerin, doch ich weiß ihren Versuch, mich nicht zu beleidigen, durchaus zu schätzen", raunte er und noch während er mir zuzwinkerte, lief ich vom Scheitel bis zur Sohle feuerrot an und glaubte unter der aufkeimenden Scham zu verglühen.

Natürlich: Ich beabsichtigte nicht, mit ihm länger als nötig an einem Tisch zu sitzen, aber ich hatte doch nicht geplant, mich zuvor bis auf die Knochen zu blamieren! Dämon oder nicht, das verbot mir mein Stolz und die Furcht vor den Konsequenzen. Prompt musste ich an den letzten Dreigroschenroman denken, der auf der frisch gewischten Küchentheke neben dem Körbchen Äpfel gelegen hatte. Der Inhalt schnürte mir die Kehle zu: Eine junge Frau stirbt in den Armen ihres Liebhabers, vergiftet von einem Spinnenyoukai!

"Entschuldigen Sie mich", platzte es aus mir heraus, bevor ich schnell wie der Wind den Stuhl zurückschob und kaum noch sein überraschtes Nicken wahrnahm.
 

8
 

Die dunkel gebeizte Holztür, in die Tengu und Tanuki geschnitzt waren, schwang rabiat in den Angeln, bis die Lücke zwischen Saal und Vorraum zu klein wurde, um die neugierigen Blicke der Restaurantbesucher weiter zu mir durchzulassen. Sangos Stirnrunzeln verfolgte mich jedoch immer noch, und mir wurde sterbenselend bei dem Gedanken daran, sie könne längst den Mann entdeckt haben, der sich sogar eine faustdicke Schwindelei gefallen ließ. Himmel, mir war nicht einmal aufgefallen, dass sie allein an ihrem Plätzchen saß, ja, scheinbar wartete.

Und jetzt?

Sollte ich ihr alles beichten, um dem Donnerwetter den Wind aus den Segeln zu nehmen? Oder war es klüger, sich vor der größtmöglichen Katastrophe zu fürchten, weil ich ihr schon ein ganzes Jahr lang meinen Job in einer der erfolgreichsten, dämonischen Firmen verschwiegen hatte und jedes Wort nur noch mehr Zündholz liefern würde?

Aufgewühlt starrte ich auf die Beschilderungen, welche die Herrentoiletten von denen der Damen trennten. Aber all die Schönheit, die in dem warmen Licht, den Chrysanthemensträußen und den leise vor sich hinklirrenden Kristallschmetterlingen an der Decke ruhte, blieb mir eine Antwort schuldig.

Dummerweise hatte ich nicht einmal daran gedacht, mir meine Handtasche vom Boden zu klauben. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als früher oder später zurückzugehen. Ohne sie verschwinden? Auf gar keinen Fall. Sie war alt und das Leder blätterte bereits ab, aber für mich war sie unersetzlich. Darin befanden sich etliche verblichene Familienfotos und zu allem Überfluss auch noch das ganze Schlüsselbund der 'Taishou Holdings Corp.'. Ich packte ihn nie aus, seit man mir im beiläufigsten Tonfall versichert hatte, dass Gräber in der heutigen Zeit unverschämt teuer wären.

Oh, diese vermaledeiten Hundedämonen!

Erst Inuyasha, dann Sesshoumaru und nun er!

Zähneknirschend presste ich meinen Handballen gegen die Stirn, während ich an zwei Bronzestatuen vorbeiging und mir inbrünstig mein Telefon und Koga herbeiwünschte. Als vollblütiger Wolfsdämon hatte er sich oft genug mit Inuyasha darum geprügelt, wer in der Mittagspause der Oberschule neben mir sitzen durfte, nur um dann festzustellen, dass ich längst von Ayame und Sango umzingelt gewesen war. Wahrscheinlich war er auch der einzige Youkai weit und breit, den Sango heute noch ertrug, ohne ihm eines ihrer Wakizashi - sie sammelte wirklich die seltsamsten Souvenire - zwischen die Rippen treiben zu wollen.

Aber konnte ich riskieren, dass sich ihr Verhältnis verschlechterte, weil er Partei für mich ergriff? Sango hatte es uns schon vor zehn Jahren übelgenommen, als wir einen Sommer lang mehr von den Laken seines Bettes sahen als von ihren umwerfenden Grill-Parties.

Grundgütiger! Hatte ich wirklich geglaubt, mein Leben könnte nie wieder komplizierter werden? Argh! Für so viel Naivität gehörte mir eigentlich ein Arm abgeschla-

"Wow!", unterbrach mich da ein Ausruf. "Bist du nicht Sangos Mitbewohnerin?"

Mein Versuch, die Türklinke zu den Damentoiletten herunterzudrücken, fiel einer fürchterlichen Vorahnung zum Opfer. Zu spät: Der junge Mann, der sich gerade das gelb-schwarz gestreifte Einstecktuch an seinem maßgeschneiderten Anzug zurechtgezupft hatte, erstrahlte bereits, als habe er nie eine schönere Entdeckung gemacht.

Zwei Schritte später lag meine Hand auf einmal in seiner, dann drückte er meiner Haut einen schamlosen Kuss auf. "Ich dachte", verriet er mir im nächsten Hauchen,"dass ich nie das liebliche Gesicht erblicken würde, das neben der Mutter meiner Kinder auf einem Foto blitzte. Was für ein Zufall!"

Zufall?

Mutter seiner Kinder?

Ich und lieblich?

Ich zog meine Finger so unwirsch zurück, dass es an Unhöflichkeit grenzte. Also bitte! Wenn ich irgendetwas noch weniger beabsichtigte, als Sango reinen Wein einzuschenken oder dem Inhaber des Restaurants an den Lippen zu hängen, dann ihm unter die Nase zureiben, dass es kein Zufall war! "Ist diese Begrüßung nicht ein wenig seltsam?!"

"Ja", vertraute er mir ernst an. "Heutzutage ist es mehr als unüblich geworden, eine Dame auf Händen zu tragen. Erlaube mir, dir zu versichern, dass du dieser Behandlung dennoch würdig bist."

Oh Gott. "Ist das ernst gemeint?!"

"Jedes Wort. Man erkennt so viel an der Art, wie jemand eine Frau behandelt, die er gerade erst getroffen hat. Ich sehe es als meine Pflicht an, das außerhalb meines Jobs wettzumachen, was mir dort an Freundlichkeit untersagt ist."

Un... unfassbar!

Ich hatte nur eine handvoll Telefonate zwischen Sango und meinem Gegenüber mitbekommen, aber damals hatte der Schund dank der geröteten Wangen romantisch und zum Neidisch werden geklungen! "Ich muss zurück", versicherte ich schleunigst, was solange ich denken konnte, das Codewort dafür war, dass sich sonst jedes Unheil noch fünf Jahrhunderte später auswirken würde.

"Wolltest du nicht auf Toilette gehen?", fragte er mich verwundert.

"Ja! Äh, nein!", stotterte ich, während ich auf meinen Stilettos rückwärts stakste und die Hände entschuldigend vor dem Körper hielt. "Ich wollte nur wissen, wo die Türen sind, bevor ich zu meiner fantastischen Begleitung zurückgehe."

Moment.

Was redete ich da?

Fantastische Begleitung?

"Meine Handtasche! Ich meinte, bevor ich zu meiner Handtasche zurückgehe!", schob ich nach, denn es war alles andere als witzig, wenn man in einem Traum aus Seide unterwegs war und sich fast verplapperte. "Sango wartet bestimmt auch schon! Du solltest sie nicht schmoren lassen!"

"Darf ich dich etwas fragen?"

"J-ja?"

"Gut, denn es fällt mir nicht leicht. Nun, es ist ..."

Mir wurde heiß und kalt, als ich seinen Blick zu der Tür wandern sah, hinter der sich der Zierspringbrunnen, die unbezahlbaren Blumenbouqets und der einzige Tisch befand, an dem ich nicht alleine saß.

Wusste er etwa-?!

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Ja? Ja? Erfahrt es in Kapitel #5, "Kagome"!

Kagome I

Candlelight

- Kagome I -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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9
 

"Es ist das Schwerste, was ich jemals eine Frau gefragt habe", drang er auf mich ein und wölbte gewichtig die Augenbrauen. "Wie gut steht mir dieser Anzug wirklich?"

Ich starrte den Mann vor mir so ungläubig an, als hätte sich unter seinen Füßen ein schwarzes Loch aufgetan, das mich zu verschlingen drohte. Mein Herz schlug noch immer im Stakkato, klopfte jäh und heftig gegen die Rippen, doch dann begann es zu stolpern.

M-Moment.

"Du willst von mir wissen, ob du in diesem Einteiler eine gute Figur machst?"

"Keine Lügen." Wie zur Bestätigung zupfte er noch einmal an dem Tüchlein, das in gelb-schwarzen Mustern wie Sangos divenhafte Katze Kirara aussah, und nickte mir zu. "Es geht um Leben oder Tod, also sei schonungslos ehrlich! Ich bin unter Mönchen aufgewachsen und vertrage eine Menge!"

Ohne es zu wollen, fiel meine Kinnlade herab. Dann entschlüpfte meiner Kehle ein Glucksen, das mich dem Wahnsinn ein gewaltiges Stück näher brachte, weil ich es einfach nicht fassen konnte.

Im Ernst jetzt?!

Der wollte eine vermaledeite Modeberatung von mir, während ich kurz davor stand, in das Büro meines Chefs zu stiefeln, das Höllenschwert über seinem Schreibtisch an mich zu reißen und kurzen Prozess mit meinem eigenen Hals zu machen?

Männer!

Die brachten einen doch glatt ins Grab, und wahrscheinlich vermochten die schlimmsten von ihnen sogar das Sterben aufzuhalten, aber schön. Ich wollte nicht kleinlich sein, denn das erkaufte mir Zeit, um mein Lügengeflecht wie Spinnweben auseinander zu rupfen und in alle Winde zu zerstreuen.

Entschlossen strich ich den bestickten Stoff auf meiner Hüfte glatt und zog die Luft in den Bauch. "Miroku", verkündete ich dann ungeniert, "dich könnte nicht einmal der Handabdruck einer Ohrfeige entstellen!"

Ich konnte förmlich dabei zusehen, wie sich seine Miene erhellte, als habe jemand dahinter ein Licht aus hunderten, goldenen Blitzen entzündet. "Ja? Bist du dir ganz sicher? Meine Verkäuferin hat behauptet, der Schnitt würde sogar eine Leiche aus den Getas hauen, aber sie war so fürchterlich ernst dabei."

Nur für mich schien er sich Mühe zu geben, die Lippen demonstrativ zu einer Linie zu verziehen und die Brauen tiefer zu senken, als ich es jemals bei einem Menschen für möglich gehalten hätte. Wäre er vor mir mit einer riesigen Hellebarde auf der Schulter herumspaziert - ich hätte nicht verwirrter aussehen können.

Dann fiel es mir jedoch wie Schuppen vor die Augen. Ich fühlte mich einfältig, weil ich es nicht früher in Betracht gezogen hatte: Er versuchte mit mir zu scherzen, damit ich ihn mochte! Dieser Anwalt, der meiner besten Freundin und Mitbewohnerin bereits seit Wochen den Hof machte, schien sich Hals über Kopf in Sango verliebt zu haben und wollte sich um ihretwillen mit mir gut stellen. Keine Zweifel! Ich erkannte es an dem Glanz, der in seinen Augen lag und an der Art wie er die Lippen kräuselte, sobald er das Wort an mich richtete.

Puh.

"Falls sie dir heute Abend wirklich einen Korb gibt", erklärte ich weicher als zuvor, "dann hat es ganz bestimmt nicht an deinem Anzug gelegen. Aber es könnte sein, dass du sie erschreckst, weil du sie einfach zur Mutter deiner Kinder kürst."

Er sah mich so verwundert an, als habe ich ihm gerade erklärt, dass ich in meiner Freizeit am liebsten an flauschigen Hundeohren zog. "Du meinst, ich bin zu forsch?"

"Ihr seht euch heute das erste Mal, oder?", hielt ich dagegen, während sich Miroku mit einer Inbrunst den Kragen zurechtzog, die nur noch von seinem überschwänglichen Lächeln übertroffen wurde.

"Das ist richtig. Aber wenn ich eines auf der Anklagebank und in meinem Alter gelernt habe", begann er charmant an mir vorbeizugehen und die dunkel gebeizte Schwingtür aufzuhalten, "dann ist es der Fakt, dass Gefühle nicht im Kopf entstehen. Dort oben kannst du jemanden nur für erfrischend, neugierig oder ziemlich unverschämt halten, aber das was zählt ... das passiert hier drin und folgt keinen Anstandsregeln."

Vielsagend tippte er sich mit dem Zeigefinger gegen den Brustkorb und so widerwillig ich mir auch auf die Lippen biss - sogar der aus Holz geschnitzte Tengu neben seiner Hand schien ihm mit seiner Fratze Recht geben zu wollen.

"Ich ... ich werde beim nächsten Mal darauf achten."

Was sollte ich auch sonst sagen?

In meinem Magen entstand ein flüchtiges Kribbeln, das sich unerklärlicherweise bis in meine Zehen stahl. Rasch verlagerte ich mein Gewicht auf den anderen Stiletto, aber erst als ich mich von dem Rendezvous meiner besten Freundin lossagte, wurde mir wieder wohler unter der Haut.

Wie eigenartig.

Gedankenverloren strich ich mir eine der gewellten Haarsträhnen von der Schulter, bevor ich wieder zu meinem Tisch mit dem unfassbar schönen Blumenbouqet ging. Ich sah den Sommelier dort stehen, der gerade grantig ein Feuerzeug schüttelte, bevor er unter einem rauen Lachen des Weißhaarigen zusammen fuhr - und den danach mürrischer denn je anstarrte.

Eh?

Obwohl ich längst beschlossen hatte, jeden Dämon an diesem Ort loszuwerden, der auch nur daran dachte mich anzulächeln, reckte nicht nur meine Neugierde den Hals. Aber vier Schritte später hörte ich bloß das beruhigende Plätschern des Zierspringbrunnens und drei weitere landete das silberne Feuerzeug kommentarlos vor der Nase des Inhabers.

Dass der Weißhaarige noch immer vergnügt den Kopf neigte, rechnete ich ihm hoch an. Ich hatte nicht vergessen, in welcher Geschwindigkeit sich eine Eisdecke über seinen Zügen ausbreiten konnte, aber für den Oberkellner schien das alles keine Rolle zu spielen.

Eitel sah ich den die Nase rümpfen, bevor er unsichtbare Pelze zurechtzupfte und mit wiegendem Hüftschwung den Weg in die Küche einschlug. Mich würdigte er dabei keines Blickes - nun, nicht dass ich überhaupt damit gerechnet hatte. Wahrscheinlich hielt er mich für einen kleinen, unbedeutenden Flohgeist, den er in einem rachsüchtigen Moment von der Schulter schnipsen konnte.

Hmpf, sollte er doch!

Bevor ich meinen Unmut weiter auf der Zunge rollte, beschloss ich weder den Angestellten, noch das Profil meiner besten Freundin weiter anzustarren. Sango sortierte unter dem Tischtuch so angestrengt die Falten ihres Kleides, dass sie jeden Strohhalm ergreifen würde, um nicht die ganze Zeit wie tüdelig geworden zu grinsen. Die Headhunterin hatte ihren Stolz - und ich auch!

Dennoch plagte mich das Gefühl auf Watte zu gehen, weil mich das warme Lächeln des Weißhaarigen ertappte und bei meinen letzten Schritten begleitete. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass mich ein Mann jemals zuvor so angesehen hatte: Vielleicht, als ich betrunken gewesen war und gegenüber meiner ersten, großen Liebe behauptete, ich könne ihn nur mithilfe einer Halskette dazu bringen, sich vor mir auf den Boden zu werfen.

Der Gedanke ließ mich erröten, denn dabei hatten weder er, noch ich etwas angehabt und-

Schluß, aus!

Das Knistern von damals war nicht zu vergleichen mit dem, das mir jetzt ein Prickeln auf den Fingerspitzen bescherte. Genau genommen, war es nämlich gar kein Knistern! Es war Ärger, weil mich dieser völlig Fremde dazu gebracht hatte, ihm die teuerste Flasche Champagner aus den Rippen zu leiern.

Gott! Was fiel mir bitteschön als Nächstes ein?

Bat ich ihn morgen um einen Fangzahn, um mir daraus eine hübsche Klinge schmieden zu lassen?

Doch halt, nichts da. Morgen?!

Ha, von wegen. Es gab heute und die nächsten Minuten, Ende der Geschichte. Ich war schon einmal naiv genug gewesen, um an ein Happy End des unschuldigen Mädchens mit dem halbblütigen Hundejungen zu glauben. Danach hatte ich mir heulend die Taschentücher über die Vorstellung zerrupft, den großen, bösen Wolf zu zähmen. Diese Tradition an Fehlschlägen fortzusetzen, kam nicht in die Tüte. Da konnte mein Tischnachbar noch dreimal freundlich lächeln und von seinem Stuhl aufstehen, um-

Moment.

Was sollte das werden?

Meine Schritte verlangsamten sich, während mein Herz unter einem stillen Seufzen die entgegengesetzte Richtung einschlug und darüber schmachtete, dass er gerade in formvollendeter Höflichkeit die Lehne für mich zurückzog.

"Setzen Sie sich", forderte er mich besonnen auf, und obwohl ich versuchte, die für Dämonen so typische Arglist in seinen Zügen auszumachen, lag nichts davon in seiner Haltung. Er sah so entspannt aus, als wäre er soeben von einem weitläufigen Spaziergang zurückgekehrt und hätte nun eine erfüllendere Beschäftigung gefunden, statt in einem Buch voller leerer Seiten zu blättern.

"Sie... Sie sind der furchtbarste Mann, der mir jemals begegnet ist", eröffnete ich ihm, bevor ich unter seinem heiteren Lächeln und meinen roten Wangen auf die bepolsterte Sitzfläche sank und duldete, dass er mich dezent näher schob.

"Damit kann ich leben", erwiderte er, ehe sich seine Hand auf meine Schulter legte und er seine Stimme zu einem rauen Flüstern dämpfte. "Immerhin sind wir einander begegnet. Champagner?"

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Mönche sind manchmal weise. Wie sehr, dürft ihr bis Kapitel #6, "Kagome II", orakeln!

Kagome II

Candlelight

- Kagome II -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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10
 

Ich musste mich zusammenreißen. Rot anzulaufen, war keine Option! Wofür auch? Es war nichts geschehen, was die Hitze in meinem Gesicht rechtfertigte. Und nur, weil ich gerade vor Verlegenheit meine Nägel in den Saum des Kleides trieb, brauchte sich dieser Hund nicht einzubilden, dass er Eindruck hinterlassen hatte. Nein!

Nicht ein bisschen!

Überhaupt nicht, denn sonst wäre es mir doch kaum gelungen, ihm hinterherzustarren, oder? Dafür, dass er sich mit der schlichten Eleganz eines Raubtiers wieder setzte und das Feuerzeug auf die andere Seite des Tisches legte, verwünschte ich ihn nämlich leidenschaftlich. Ja, genau! Ein gewöhnlicher Mann hätte sich durch mein Verhalten einschüchtern lassen und wäre peinlich berührt zu einer Belanglosigkeit übergewechselt, bis er Hals über Kopf die Flucht ergriff und das Rendezvous für gescheitert erklärte. Aber das hier war kein Date!

Kein Date!

Und was tat er?

"Sie flirten mit mir", stellte ich völlig schockiert fest.

"Wie bitte?"

"Flirten." Ich widerstand der Versuchung, meine Hand anklagend in die Luft zu werfen und die Worte mit einer wilden, empörten Geste zu unterstreichen. Ich hatte mich sogar gut genug im Griff, um ihm nicht das Glas Wasser überzuhelfen - bei meinem untreuen Ex-Freund hatte ich das vor Jahren nämlich ruchlos getan, und dessen Reaktion als halber Hund war mir bis heute eine Lehre. Nie zuvor hatte ich mich so gestritten, doch der Weißhaarige musterte mich nur verstohlen. Alles an ihm schien ruhig, entspannt, bis er verschmitzt lächelte. "Tue ich das?"

"Ja!"

"Und es stört Sie?"

Oh bitte! Wollte er mich jetzt auch noch mit seinen schamlosen Gegenfragen ärgern? "Warum auch nicht?!"

Das schien ihn kurz aus dem Konzept zu bringen, allerdings hielt sich der verwirrte Zug in seinem Gesicht nicht lange. Kopfschüttelnd nahm er die große, dunkle Champagnerflasche an sich, während das Eis im goldverbrämten Kübel leise knackte und knirschte. Vielleicht lag es auch an der Berührung seiner Klauen, ich war mir nicht sicher.

"Nun", brach er die angespannte Stille zwischen uns, "ich habe eine Vermutung, weshalb es Sie irritiert."

Ach?

"Ich bin ganz Ohr", erwiderte ich aufmüpfig, denn ich brauchte keinen Atemzug, um ihm mein Desinteresse zu buchstabieren. Ich würde ihm sogar kleine Pilze basteln, die er über einem Feuerchen braten und dann verkohlt neben den Serviettenringen drapieren könnte, wenn es das war, was fehlte!

"Mein Alter befremdet Sie."

Was?

"Ich könnte Ihr Großvater sein. In schätzungsweise-", er schien um meinetwillen zu zählen und zog dabei die Stirn in Falten, "-einhundertundzwölfter Generation. Einhundertundvierzehnter, wenn es einige Ahnen eilig gehabt hätten. Ist es das?"

Mein Mund stand offen, weiter als jemals zuvor. Hätte Sango mich so gesehen, wäre ihr mit Sicherheit der Vorschlag entschlüpft, Kirara in Zukunft zwischen meinen Zähnen schlafen zu lassen - und ich musste inbrünstig Luft holen, um nicht prompt im Kopf zu überschlagen, wie alt er war.

Unfassbar! Unfair obendrein! Bis auf einige feine Fältchen, die sich in seinen Augen-und Mundwinkeln abzeichneten, stand er doch in der Blüte seines Lebens, oder? Wenn ich früh morgens aus dem Bett kroch und meinem Wecker versprach, ihn beim nächsten Klingeln an einen Baum zu nageln, besaß ich tiefere Augenringe als er!

Entsetzt schloss ich meine Lippen wieder, dann gewann der Trotz. "Sie sind aber nicht mein Großvater."

"In der Tat", stimmte er mir hocherfreut zu, "deshalb ... wie nannten Sie es? ... flirte ich wohl mit Ihnen."

"Lassen Sie das. Sind Sie nicht verheiratet?" Das fehlte mir noch: Ein vergebener Dämon, der sich an meinen Tisch setzte, obwohl ich meiner besten Freundin und Mitbewohnerin geschworen hatte, aufmerksam zu bleiben. Bei meinem Glück tauchte demnächst seine Frau auf und wusste, dass ihre Klauen nicht nur zu einer schicken Maniküre zu gebrauchen waren. Oh Gott. Allein bei der Vorstellung, sie könnte nur halb so giftig sein wie meine erste Arbeitgeberin - die Fürstin! -, wurde mir ganz flau im Magen. "Ich halte das hier für eine ganz schlechte Idee", presste ich hervor. "Wir sollten diesen Champagner vergessen und-"

"Machen Sie sich keine Umstände, ich bitte Sie. Unter Menschen gelte ich längst als geschieden."

Wirklich? "Was bedeutet das?"

"Nun, dass meine Frau und ich getrennte Wege und Betten bevorzugen, nehme ich an."

Ich zog eine Grimasse, während er die Flasche unter einem vielsagenden Zischen entkorkte. "Nein, was es als Dämon bedeutet, will ich wissen."

"Oh." Seine bernsteinfarbenen Augen funkelten warm und entschuldigend, bevor er sich zu meiner Überraschung kehlig räusperte. "Verzeihen Sie, derlei Fragen begegnen mir nur selten. Eine Ehe ist unauslöschlich unter meinesgleichen, sobald ein Welpe geboren wird. Die Traditionen erlauben es jedoch, nach einem halben Jahrtausend anderweitige Bekanntschaften zu machen, solange dem Vertrag beide Seiten zustimmen."

Ich blinzelte erstaunt, während ich mir seine Antwort auf der Zunge zergehen ließ. Mir waren bereits die abenteuerlichsten Ausreden aufgetischt worden, die eine zerstörte Ehe und Beziehung untermauern sollten, um mich für eine Nacht weichzukochen. Ich musste nur an den Erfindungsreichtum von Sangos erster, großer Liebe denken: Naraku. Der hätte sogar behauptet, in einem anderen Leben schwersten Verbrennungen erlegen zu sein, wenn es ihm etwas Unterhaltung einbringen konnte. Doch Koga hatte mir vor seiner Hochzeit etwas Ähnliches berichtet, sodass ich die Erklärung wohl notgedrungen akzeptieren musste. Überrascht blieb ich dennoch. "Sie haben Kinder?"

"Zwei Söhne, ja." Er griff an den kostbaren Blumengestecken vorbei, ohne den Chrysanthemen, Wildrosen und Kirschblüten mehr Aufmerksamkeit zu schenken als mir. Dann hatte er mein Glas in der Hand und gestattete sich einen schalkhaften Ausdruck. "Auch diese könnten ihre Großväter sein, falls Sie das wissen wollten."

Wie witzig.

Aber den Fangzahn konnte ich ihm ziehen: "Ich will keine Kinder, falls Sie das wissen wollten", erwiderte ich spitz, bevor ich mir mein sündhaft teures Wasser dichter zog und schwungvoll daraus nippte. Bei dem Preis war es ohnehin ein Wunder, dass es einem nicht direkt im Halse stecken blieb, aber wahrscheinlich spekulierten sie in diesem Restaurant auch nur darauf, dass tote Gäste eine schlechte Zahlungsmoral besaßen.

"Sie möchten keine Welpen?"

"Nicht einmal einen halben", bekräftigte ich. "Weder heute noch morgen."

"Sehr bedauerlich, wenn Sie mich fragen. Hanyous sind außerordentlich pflegeleicht."

Ich gluckste über meinem Glas, bis meine Zähne ein unangenehmes Klirren auf der Kante erzeugten. "Das würden Sie nicht wiederholen, wenn Sie den kennen, der mir begegnet ist", versicherte ich, bevor ich das gute Stück wieder zurückstellte und ihn dabei beobachtete, wie er ein weiteres Mal die Champagnerflasche senkte. Für mich sah das Ungetüm unheimlich schwer aus, doch ich bekam ja auch bereits Probleme, wenn es darum ging, ein kleines Sakefläschchen nicht zu verschütten.

Tze. Ehe mir das gelang, sah ich längst dreiäugige Kühe am Himmel fliegen. Gott sei Dank kannte er diese Geschichte nicht, und es war auch kein Schulfreund namens Shippou in der Nähe, der sie für ihn wieder aufwärmen konnte.

Schnaubend stützte ich meinen Ellenbogen auf den Tischrand, zupfte mit der zweiten Hand einige Falten aus der Tischdecke und schob stoisch eine weitere Frage hinterher.

Eine nur.

Ich wollte lediglich die Zeit totschlagen, bis er einsah, dass ich die denkbar schlechteste Abendgesellschaft darstellte, die sich ein nüchterner Dämon nach Einbruch der Dämmerung vorstellen konnte. Außerdem war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass mich dabei der Geistesblitz traf, wie ich aus der Misere wieder herauskam. In die Vergangenheit konnte ich nämlich schlecht reisen und es erschien mir zu pathetisch, mich in den plätschernden Zierspringbrunnen zu stürzen, der hinter mir stand.

Was hätte ich auch davon?

Meine Neugierde begrüßte die Gelegenheit jedoch begeistert, dieser miese Verräter: "Ihre Söhne sind also Hanyous?"

"Nur der Jüngere. Mein Erstgeborener stammt aus einer vollblütigen Ehe."

"Sie sind zweimal verheiratet?", schnappte ich. "Gleichzeitig?!"

"Nein."

"Aber Sie sagten doch-"

"Meine menschliche Lebensgefährtin starb, als unser gemeinsamer Sohn fünf Jahre alt war. Ihr Leibwächter legte einen Brand im Haus, nachdem sie ihn wohl zurückwies und ich im Westen des Landes von Drachendämonen aufgehalten wurde. Ich ... ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn mir nicht der Sinn danach steht, diese Ereignisse mit Ihnen zu vertiefen. Es sind unangenehme Erinnerungen und ich kenne Sie nicht einmal beim Namen."

Er sah mich an, ohne dass ihm mein vollkommen entblätterter, fassungsloser Gesichtsausdruck viel auszumachen schien. Wahrscheinlich kannte er diese Reaktion, aber mir hatte der Schmerz und das stille Bedauern in seiner Stimme unverhofft den Boden unter den Füßen weggezogen.

"Kagome", flüsterte ich heiser, weil mir alles andere fürchterlich unangebracht erschien. "Ich ... ich heiße Kagome."

"Ein schöner Name. Möchten Sie den unangenehmen Moment vielleicht herunterspülen?", erwiderte er, offenbar darum bemüht, mir ein unverfänglicheres Thema und mein Glas anzubieten, aber meine Schultern sackten bloß tiefer.

Gott.

Ich hatte nie die Haltung einer Fürstin besessen, doch so fehl am Platz hatte ich mich bisher nicht gefühlt. Dabei war das in diesem pikfeinen Restaurant eigentlich von Anfang an als Eindruck mitgeschwommen. Überall glänzten und knisterten die teuren Brokat-Abendroben, und die Gespräche um uns herum klangen wie das Summen hunderter Bienen oder das Flügelschlagen von Motten. Die Frauen benahmen sich unglaublich vornehm, und ich hatte in der ersten halben Stunde Sango so oft hinter vorgehaltener Hand kichern sehen, dass ich sie kaum wiedererkannte. Und ich?

Ich saß dem Inhaber gegenüber, der mich erst erzürnte, dann verwirrte und nun ... ich wusste nicht einmal, wie ich das Gefühl in meiner Brust bezeichnen sollte, das sich ungebeten hinter meinen Rippenbögen verschanzt hatte und mir heimtückisch ins Herz stach. "Warum haben Sie mir das erzählt?"

"Sie haben gefragt und ich kann nicht behaupten, dass ich Lügen schätze oder auch nur annehmbar darin wäre. Ich bevorzuge es daher, um meinetwillen gemocht oder gemieden zu werden." Höflich hielt er mir das Champagnerglas entgegen, doch meine Fingerspitzen weigerten sich, auch nur zu zittern. Sie schienen wie eingefroren, obwohl mein Verstand gar nichts mehr gegen das milde Vergessen des Alkohols einzuwenden hatte.

Verbrannt, vom eigenen Leibwächter. Wie musste man sich da fühlen, wenn man heimkehrte oder auf einer Polizeiwache saß? Und sein kleiner Sohn erst?

Unwillkürlich dachte ich an Inuyasha, der sich oft genug die Innenseite der Wangen blutig gebissen hatte, während er an seine verstorbene Mutter dachte und eine schlicht verzierte Papierlaterne in den Fluss setzte. Einmal im Jahr, stets um dieselbe Zeit, wenn der kalte Wind durch die Uferböschung und Rohrbinsen strich, reiste er an die Uji Bashi. Obwohl wir solange zusammen gewesen waren, hatte er kaum über die vielleicht wichtigste Frau im Leben eines Kindes gesprochen, mir nie ein Foto gezeigt.

Eines fiel mir jedoch auf: Er und dieser Mann an meinem Tisch trugen denselben, in sich gekehrten Ausdruck auf den Zügen. Für einen Moment war die Ähnlichkeit so frappierend, dass sie-

Nein.

Unmöglich.

"Sie ... Sie sind einsam", flüsterte ich, bevor ich begriff, was ich da sagte. Himmel! Aber es war zu spät, um mir noch die Hand auf die Lippen zu schlagen und den Fauxpas zu ersticken. Er hatte ihn längst gehört und seine goldenen Augen weiteten sich in stummer Überraschung, bis er den Kopf neigte und sie forschend schmälerte, um mich eine Weile zu betrachten.

"Sie sind sehr aufmerksam, aber ich muss Sie enttäuschen, Kagome. Ich bin aus freien Stücken allein, und das ist nicht das gleiche wie einsam zu sein. Nun, ich wäre es wohl, hätten sich meine Söhne dagegen entschieden, für mich zu arbeiten. Sie müssen wissen-", er lehnte sich zu meiner Überraschung vor und stützte den Ellenbogen ab, "-beide befinden sich in einem für Dämonen und Hanyous schwierigen Alter. Die erste Tochter, geheime Verabredungen mit der ersten Liebe, da bleibt wenig Zeit übrig, um mit mir nach Feierabend noch eine Tasse Tee zu trinken."

"Aber Sie sind gern ihr Vater?"

"In der Tat", lächelte er mich an, "und es ist nett, dass Sie das bemerken. Darf ich fragen, warum eine junge Frau wie Sie nicht verheiratet ist?"

Sein Blick streifte bedächtig meinen Ringfinger, doch die zurückliegenden Sommer hatten den Abdruck des letzten Schmuckstücks gebräunt und die Winter ihn wieder verblassen lassen. Ich nahm ihm das Glas ab, und war froh, dass ich einen Grund fand, um spöttisch zu schnauben.

"Mein Ex-Freund", begann ich, "ein Hanyou übrigens, sagte einmal im Scherz, dass man schon sehr verrückt sein müsste, um mich zur Frau zu wollen."

"Finden Sie?"

"Ein wenig", gab ich zu, während er sein eigenes Glas hob und fast behutsam mit mir anstieß. Es überraschte mich, wie leger er das Handgelenk danach drehte, während sich das leise, einträchtige Klingen über unserem Tisch ausbreitete und sogar das Plätschern des Ziersprungbrunnens übertünchte.

"Diese Einschätzung spricht nicht gerade für Sie", erwiderte er und bewies mir erneut seine Manieren, indem er höflich abwartete, bis ich als Frau das erste Mal am Champagner genippt hatte.

Einen Augenblick später verzog ich jedoch das Gesicht, als hätte ich auf eine Zitrone gebissen: Der Geschmack, der sich auf meiner Zunge ausbreitete, war schlimmer als verkalktes Wasser, in das jemand Seifenlauge geschüttet hatte! Im Ernst?

Das tranken die Reichen und Schönen, während meine Kreditkarte schon beim Einkaufspreis nach einer Schere suchte, um sich selbst in Stücke zu schneiden und den Bankrott zu unterstreichen?

"Sie scheinen nicht sonderlich angetan von Ihrem Wunsch", unterbrach er mich amüsiert, ehe seine Heiterkeit in ein leises, raues Lachen mündete. Mein Nacken begann unweigerlich zu kribbeln, doch mein Versuch, dass mit Empörung schönzureden, scheiterte an meinen glühenden Wangen. Als er die Lippen wieder warm aufeinander legte, wurde es noch schlimmer. "Ich dachte mir bereits, dass es Ihnen nicht gefallen wird. Sie sehen nicht aus wie jemand, der Champagner schätzt, aber ich wollte Ihnen meine Meinung über den Dom Perignon nicht weiter aufdrängen. Lassen Sie ihr Glas stehen; es wird mich nicht beleidigen."

"Nein."

"Nein?"

Ich genoss sein Erstaunen, nachdem mein Blick schon wirkungslos geblieben war, der mühelos jeden Kappa aus seinem Teich vertrieben hätte. Wenigstens etwas Gerechtigkeit hatte ich verdient, doch das war erst der Anfang: "Ich habe Sie darum gebeten, mit mir zu trinken", erinnerte ich ihn ruchlos, und deutete mit dem kleinen Finger auf sein unberührtes Glas. "Sie sind dran."

Einen gedehnten Atemzug lang tat er gar nichts, dann weichte seine Miene wie unter prasselndem Sommerregen auf und ich erntete ein offenes, ehrliches Lächeln. Anschließend zwinkerte er mir zu und hob das teuflische Champagnerglas.

"Sie stecken voller Überraschungen", raunte er anerkennend, bevor er den Blick von meinen Lippen nahm und sich einen bedächtigen Schluck genehmigte. Ein Zucken seines Mundwinkels darauf, stellte er das Glas umso entschiedener zurück und sah mich wieder an. "Unter uns gesagt ..."

"Ja?"

"Es ist fürchterlicher, als ich es in Erinnerung habe. Sie muten einem Mann Einiges zu, sobald sie beschlossen haben, ihn nicht mehr vertreiben zu wollen."

Was?

Er wusste, dass ich-?

Oh nein! Nichts da! Wahrscheinlich riet er ins Blaue und hoffte, mich aus der Fassung zu bringen, als ob er drei Schwerter an seinem Körper tragen würde und ich einen Floh auf seiner Schulter husten hören konnte.

Aber nicht mit mir!

Während ich meinen Stolz wie ein flauschiges Fell an mich raffte, sicherte ich mich mit einem Blick an den Grünpflanzen vorbei ab: Sango und Miroku saßen unverändert an ihrem Tisch, was mir nur in die Karten spielte. Solange meine Mitbewohnerin völlig gebannt ihre Handfläche musterte, aus der ihr Miroku die Zukunft zu lesen schien, konnte ich mich um meine eigene kümmern.

Schön!

"Ich will nicht unhöflich sein." Oh doch! "Aber ich suche an diesem Ort nicht den Mann, der freiwillig vor mir das Knie beugt. Ich bin von Beziehungen zu Dämonen geheilt und ich habe einen Chef, der mich jeden Tag daran erinnert, warum ich weder einen heiraten, noch Hanyous bekommen werde." Meine Augen funkelten vielsagend und schossen kleine Pfeile ab, die sogar ein Juwel in hunderte Splitter hätten zerplatzen lassen.

"Er ... er muss ein sehr unangenehmer Zeitgenosse sein."

"Eiskalt", bestätigte ich und schwenkte in einem eleganten Handschwung mein Champagnerglas, sodass ich dabei fast das bestickte Apfelblütenmuster meines Kleides streifte. "Stellen Sie es sich so vor: Wenn es nur noch ihn, Sie und mich auf einer Insel gäbe..."

"Ja?"

"Dann hoffe ich, dass Sie etwas für Männer übrig haben."

"Zu dritt?" Er klang so erschüttert wie er für mich aussah, und bevor mir klar wurde, was er gerade aus meinem Korb gemacht hatte: "Das ... nun ... das sind doch sehr ungewöhnliche Vorlieben. Verzeihen Sie. Ich habe vergessen, dass Menschen diesbezüglich sehr offen geworden sind. Zumal in dieser Zeit." Er räusperte sich, aber die Röte auf meinen Wangen schlug jede Feuersbrunst, die das Dachgebälk über unseren Köpfen hätte entzwei brechen lassen.

"S-so habe ich das nicht gemeint!"

"Das respektiere ich."

Oh Gott.

Was hatte ich getan? Ich konnte drei Jahre mit einem Mann zusammen leben und bekam sofort ein schlechtes Gewissen, wenn ich etwas Neues in den Federn vorschlug - und einem völlig Fremden tischte ich eine Fantasie auf, für die mir ungefähr zwanzig Jahre an Mut und drei Flaschen Reiswein fehlten?!

"M-Möchten Sie vielleicht etwas zu essen bestellen, Kagome?"

"Nein", winkte ich seinen unglücklichen Versuch ab, die Peinlichkeit zu zerstreuen. Ich war gerade mit Sterben beschäftigt, sah er das nicht?

Zur Hölle noch eins!

Wo war das Loch, das sich unter meinen Füßen auftat und mich in einem Stück verschlingen konnte? Oder ein Plüschdrache, ein Frosch, ein Hund ... nein, kein Hund! Er war ein Hundedämon und die Assoziation, die mich bei der Phrase 'zum Fressen gernhaben' überfiel, zog mir alle Verlegenheit aus den Knochen.

Aber es half alles nichts. "Sie sagten, Sie sind der Inhaber", klagte ich, obwohl das meine Blamage um keinen Funken erträglicher machte. "Können Sie mir nicht einfach Hausverbot erteilen und wir vergessen diese Sache mit den Glückskeksen und dem scheußlichen Champagner wieder?"

"Nein."

"Nein?"

"Bedaure", raunte er mir zu und stützte sich mit dem Kinn auf das Handgelenk. "Ich bin nicht der Inhaber, auch wenn Toutousais Worte dies vorhin vielleicht nahelegten. Ihm gehört dieses Restaurant, allerdings führe ich die gesamte Kette neben meinem Herzstück und dem Umstand, dass ich eine ... nun, eine gewisse Bekanntheit unter meinesgleichen besitze. Mein Rat ist für viele Dämonen bindend. Sehen Sie es mir nach, dass ich Sie nicht sofort korrigierte, aber ich nahm an, Sie hätten mich längst erkannt. Viele der Gäste hier kennen mein Gesicht."

Ich sah ihn an, als wäre ich die erste Frau auf Erden, die vor lauter Dummheit gleich in seinem Rachen enden würde.

"Ihnen ... gehört das alles hier?", wiederholte ich vorsichtig und malte mit der Spitze meines Zeigefingers einen ungläubigen Kreis, der von der Panorama-Fensterfront bis hin zur Garderobe reichte. "Und noch mehr?"

Er nickte, während mir mit einem Schlag heiß und kalt wurde.

"Das geht doch nicht!", entfuhr es mir entsetzt.

"Nun, natürlich geht-"

"Nein, tut es nicht! Nehmen Sie das sofort zurück!" Genügte es denn nicht, dass ich mit einem gewöhnlichen Dämon an einem Tisch saß? Musste es auch noch einer sein, der Einfluss geltend machen konnte? Wenn das Sango mitbekam, war ich nicht nur geliefert und mausetot, sondern würde von der lokalen Presse auch als das Opfer beschrieben werden, das mit einem Streich in hundert Stücke gerissen worden war!

Dann sprang mich ein anderer Gedanke an, der die Klauen wie ein rostiges Schwert in meine Brust trieb. "Wie heißen Sie?", platzte es aufgeregt aus mir hervor, und es war mir unerklärlich, wieso meine Haarsträhnen noch in harmlosen Wellen über meine Schultern fließen konnten. Zu Berge stehen, müssten sie!

"Sie wissen es wirklich nicht?"

"Nein?"

"Isamu."

"Oh, Himmel sei Dank!" Kein Ryukotsusei. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Das hätte mir auch noch gefehlt, dass ich mir von allen Dämonen in dieser Stadt ausgerechnet den anlachte, der Sangos Vater in den Ruin getrieben hatte. Meine beste Freundin und ich hatten stundenlang vor flimmernden Bildschirmen gesessen, um ein Foto dieses Scheusals zu erhaschen, denn er selbst war der ersten und einzigen Verhandlung ferngeblieben und hatte seiner Schar Aasgeier und Anwälten das Feld überlassen.

Auch in den Klatschmagazinen war keine Spur von ihm zu finden gewesen, während mir zu Isamu ...

Moment.

Isamu.

In meinem Verstand klingelte etwas, das wie das Flüstern des vermaledeiten Höllenschwertes klang, das über dem Schreibtisch meines Chefs hing. Dann befeuchtete ich mir mit meiner Zunge die trocken gewordenen Lippen, von denen der sanfte Hauch Gloss in Korallenoptik bereits verschwunden war - und dachte an die vielen Papiere, die ich nach dem Wischen der Böden sonst abheften musste. Auf den handgepressten Maulbeerblättern gab es neben den Prägungen und bewundernswerten Pinselstrichen stets zwei Gemeinsamkeiten. Nur zwei.

Mein Herz machte vor Aufregung einen Satz, aber dennoch kam ich mir vor, als würde mir gerade Gift in die Adern sickern und der Boden schwanken. Die Worte, die auf diesen Verträgen standen, hatte ich bisher kaum entziffern können, doch die dazugehörigen Unterschriften ... die kannte ich. Sie bestanden aus kühlen, ruhigen Linien und gehörten den ersten beiden Geschäftsführern.

Sesshoumaru.

Isamu.

Dicht gefolgt von einem Familiennamen, der in der Wirtschaft berühmt-berüchtigt war und meine Erinnerung an die erste, unmissverständliche Arbeitsanweisung meines Chefs beflügelte: 'Sollte mein Vater sich ankündigen, verschwinden Sie. Auf der Stelle. Ich dulde nicht, dass er weiß, dass eine Frau wie Sie für mich arbeitet.'

Wie damals begannen meine Fingerspitzen heillos zu zittern, allerdings hatte es heute nichts mehr mit Fassungslosigkeit oder Ärger zu tun: Ganz im Gegenteil. "Ich ... ich habe einmal gehört", schluckte ich und dachte wie hypnotisiert an Kogas jungenhaftes Grinsen, "dass es unter Dämonen strikt verboten ist, zweimal denselben Namen zu vergeben. Verrückt, oder?"

"Ja", stimmte er mir stirnrunzelnd zu, "aber es entspricht dennoch den Tatsachen. Es dämpft die Eitelkeit sich mit fremden Federn zu schmücken und ehrt die Eltern, sollten sie im Namen den Charakter ihres Welpen vorhersagen können. - Ist Ihnen nicht gut?"

Der konnte Fragen stellen!

"Gibt es keine Ausnahmen?", bettelte ich lieber statt entsetzt zu verraten, dass mich ein Gefühl heimsuchte, als würden einhundert Spinnenbeine über meine blanken Knöchel hinaufwandern und ihre Kieferklauen in meinen Magen graben.

"Kaum. Ich muss gestehen, dass in der heutigen Zeit auch bei Dämonen Veränderungen auftreten. Sie geschehen langsam und schleichend wie das Meer, das den Sandstrand formt und die Klippen abträgt, aber sie sind da. Man müsste ein Narr sein, um es nicht zu bemerken. Denken Sie an die Ehe", forderte er mich ernst auf. "Es ist leicht, sie einer Frau vorzuschlagen, doch soll sie gut werden, muss man ein Leben lang darum kämpfen."

"Ihr Name", flüsterte ich schockiert, besann mich dann aber eines Besseren, weil ich mich für die Wahrheit noch nicht ausreichend gewappnet fühlte. "Sie würden kämpfen?"

"Ich bin ein Dämon", entgegnete er mir amüsiert. "Das liegt mir im Blut, solange ich atme."

"Aber ... ihre Scheidung?"

"Ich will Ihnen etwas anvertrauen", erwiderte er so ruhig wie der erste Regentropfen, der draußen an die goldbezogenen Fensterscheiben schlug und das Panorama meiner linken Seite verklärte. "Einer allein wird keine Schlacht gewinnen. Man muss die Schwächen des anderen kennen, um sie ausgleichen zu können und Verletzungen zu ertragen, die unwissend geschlagen werden. Geduld allein genügt nicht und die Liebe meiner ersten Frau gebührt seit Jahrhunderten einzig und allein unserem Sohn, Sesshoumaru."

Nein.

Nein!

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Doch. Das bringt das Date, das keines ist, in Kapitel #7, "Inu no Taishou", in Schwung!

Inu no Taishou I

Candlelight

- Inu no Taishou I -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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11
 

Nein!

Jeder, aber nicht Sesshoumaru!

Der Name war wie ein Fausthieb in meinem Magen, bevor sich darin ein Gefühl ausbreitete, als hätte ich etwas Falsches gegessen. Sogar an den Fernsehabenden, an denen Kirara ihre Krallen in meinen Unterschenkeln grub, damit ich sie endlich auf die hellen Polster unserer Couch hob, fühlte ich mich nicht so elend.

Wie konnte er das einfach aussprechen, ohne sich daran zu verschlucken? Das ging doch nicht! Und was noch weniger sein durfte: Ich saß gerade mit dem Vater meines Chefs zusammen.

Mit dem Vater meines Chefs!

Aus meiner Kehle entschlüpfte ein Laut, den ich gerade noch mit einem Schlenker meines Champagnerglases und dem aufgedrückten Handrücken hinter den Lippen ersticken konnte, dann rutschte mein Herz völlig in die Knie. Ach was! Es rutschte bis in meine Schuhspitzen, wo es sich zwischen meinen Zehen verkroch! Ich musste dabei kreidebleich werden, denn sein ernstes und warmes Lächeln verblasste und er sah mich mit aufrichtiger Sorge an.

"Ist Ihnen nicht gut?"

"A-alles bestens", flüsterte ich, um nicht aussprechen zu müssen, was hinter meiner Stirn vor sich ging. Wie sollte ich mich auch fühlen? Geschmeichelt, weil er mir offen von dem Grund seiner Scheidung und den Familienverhältnissen berichtete? Zur Hölle noch eins!

Es war bereits erniedrigend genug, dass ich gerade über seinen Sohn und diese verfluchte Insel gesprochen hatte, die ... oh Gott, ich durfte gar nicht daran denken. Wenn ich mich eben dafür geschämt hatte, missverstanden worden zu sein, wollte ich nicht wissen, was er über mich dachte, wenn er herausfand, dass ich in derselben Firma arbeitete! In meiner Handtasche lag einer der Schlüsselbunde, mit denen ich Zugang zu den wichtigsten Büroraumen des 23. Stockwerks besaß. Verflucht, ich kannte die Ablage seines Sohnes besser als meinen eigenen Kleiderschrank. Nicht zu vergessen, die Memos, die Sesshoumaru zerknüllt in den Papierkorb warf, oder dieser duftende Liebesbrief, der mich vor zehn Monaten beinahe den Kopf gekostet hatte!

"Kagome?"

Ich erschauderte unter dem samtigen Tonfall, dann tauchte ich wieder aus dem Wunschtraum auf, der mich lieber in die Vergangenheit katapultieren wollte, bis ich im blühenden Mittelalter voller Abenteuer und hanebüchener Gefahren erwachte. Zum Reden fehlte mir allerdings der Mut, weil etwas geschah, auf das mich niemand vorbereitet hatte.

Er stützte den Ellenbogen auf und lehnte sich über den Tisch, um meine Hand zu berühren. Einfach so, als ob es nichts Natürlicheres auf der Welt gäbe. Ich wollte meine Fingerspitzen zurückziehen, aber dann stach mir sein ruhiger, mitfühlender Blick ins Auge und das schlechte Gewissen rollte wie eine Welle über mich hinweg. Er ... er hatte nicht einmal den leisesten Verdacht, bei wem er saß, oder?

Ich kannte einen seiner Söhne, sogar seine erste Ehefrau. Seine dämonische Energien hätten vor Empörung über den Tisch peitschen müssen! Stattdessen sorgte er sich darum, weshalb ich den Mund hielt, obwohl jedes andere seiner Familienmitglieder darüber gute Laune entwickelt hätte!

Dieser ... dieser vermaledeite, unmögliche Mann.

Mühsam zog ich den Atem zwischen meinen Zähnen ein und überging das Klopfen meines Herzens, das seine dunklen Bernsteinaugen musterte und einvernehmlich seufzen wollte, als er die Lippen öffnete.

Nein, ermahnte ich mich.

"Nehmen Sie es mir nicht übel", knöpfte ich ihm den Gesprächsfaden ab, ehe er ihn ausrollen konnte, "aber ich werde jetzt das Glas leeren und gehen. Das wird das Beste sein, glauben Sie mir."

"Wirklich?"

Nein. Ja. Etwas an der Art, wie er die Augenbrauen hochzog, verunsicherte mich. Ernüchtert schüttelte ich den Kopf und hoffte, mich würde beim nächsten Mal einfach ein Haufen Lehm attackieren. Dann hörte ich auf, mich weiter um ihn oder den Champagner zu scheren. In meinem Glas stiegen sowieso nur kleine, schillernde Perlen auf, um mich auszulachen und mich an all jene Schnulzen zu erinnern, die ich mit Sango bei frischgeschnittenen Erdbeeren und Reiswein gesehen hatte.

Wie oft hatten wir uns nach einer Trennung mit Kitsch getröstet und verfolgt, wie die Heldin vollkommen entrüstet die wahre Identität ihres Prinzen durchschaute, darüber Gift und Galle spie, und dann nach etlichem Hin und Her doch noch in seine Arme sank?

So ein Humbug!

An einer solchen Scharade war nichts Romantisches. Wenigstens hatte ich ein Alter erreicht, in dem ich nicht mehr aufsprang und jeden Gast des Restaurants wissen ließ, was er mir da gerade antat. Genau genommen, war das auch verrückt. Er hatte nichts angestellt, außer einen Glückskeks aufzubrechen und sich zu mir zu setzen, während ich dreiäugige, blöde Kuh über seine Motive rätselte, und viel zu spät eins und eins zusammenzählte.

Es war meine Schuld, die frappierende Ähnlichkeit nach der ersten Verwirrung übergangen zu haben, nicht seine. Bruder, Cousin: Auch das hätte kein gutes Ende nehmen können.

"Nun, das tut mir Leid", holte er mich aus den Gedanken. Er gab meine Hand nach kurzem Zögern frei, dann griff er mit unerschütterlicher Ruhe nach dem Feuerzeug, das verwaist am Rande des Tisches lag. "Ich nehme an, dass ich Sie verärgert habe. Falls dem so ist, muss ich mich bei Ihnen entschuldigen, und da es im Zusammenhang mit Sesshoumarus Namen zu stehen scheint ..."

Ja?

Ja?

Warum machte er denn jetzt eine Pause?

Ich ertappte mich dabei, dass ich an seinen Lippen hing, während das ungute Gefühl in meiner Brust wie ein Haufen Schlangen nach jeder Regung in seinem Gesicht schnappte. Dass er von einem Augenblick auf den anderen den Mundwinkel hob, verwirrte mich.

"Darf ich Sie dennoch etwas fragen? Ganz unter uns? Sind Sie die neue Frau an der Seite meines Sohnes?"

"Was?"

"Ist das ein 'nein'?"

"Einhundertprozentig nein!" Ach, was sagte ich?

"Aber mein Sohn hat heute-"

"Oh bitte, stopp! Halten Sie das für realistisch, Isamu? Ein Hundedämon und ich? Nach allem, was ich Ihnen erzählt habe?" Ich musste aussehen wie ein kleiner, fassungsloser Floh, der kurz davor stand, wilde Purzelbäume zu schlagen.

Dass er sich dennoch unter einem Lächeln entspannte, verschaffte meinem Ärger nur noch stärkeren Auftrieb. Was sollte das auch bedeuten? Als ob ich scharf darauf wäre, dass Amor meinem Chef und mir Pfeile in die Brust schoß! Was kam dann als Nächstes in der Geschichte? Eine wiederauferstandene Geliebte, die sich zwischen uns drängte?

"Hören Sie", beschwor ich ihn, während die bestickten Apfelblüten meines Cocktailkleides gegen die Tischkante drückten, "mein Leben ist auch ohne eine Verabredung kompliziert genug. Wenn ich etwas klüger gewesen wäre, hätte ich meiner Mitbewohnerin bereits frühmorgens im Bad die Haarbürste an den Kopf geworfen, statt mich auf all das einzulassen. Ich bin wegen ihres Rendezvous' hier, nicht wegen ... wegen Sesshoumaru!"

"Ich verstehe."

"Glauben Sie mir, das tun Sie kein bisschen."

"Werden Sie es mir erklären?"

"Nein", erwiderte ich aufmüpfig, aber ebenso gut hätte ich darauf pochen können, ihn nicht leiden zu können. Auf seinem Gesicht breitete sich der Schalk aus, der mir prompt das Wasser abgrub. Ich schnappte mürrisch nach Luft und wollte etwas nachsetzen, aber er hatte sich bereits weggedreht, um in aller Ruhe das Restaurant unter die Lupe zu nehmen. "Wer ist es?"

"Wie?"

"Ihre Freundin. Sie muss ganz in der Nähe sitzen. Ihre Augen sind - verzeihen Sie diese Feststellung - naturgemäß schwächer als meine. Es hätte keinen Sinn ergeben, sich zu Beginn unserer Unterhaltung hinter der Speisekarte zu verstecken, wenn Sie sich damit die Sicht ruinieren." Er hob die Hand, ohne sich auf mein übertölpeltes Stocken einzulassen, dann lockerte er die Nackenmuskulatur und zog die Brauen zusammen.

Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre er mir wie jemand vorgekommen, der sich auf eine Jagd vorbereitete. Aber worauf wartete ich überhaupt? Die aufsteigende Hitze auf meinen Wangen sprach für sich, als ich die Lippen verzog.

"Was machen Sie da?", zischte ich mit gedämpfter Stimme und versuchte, das schillernde Champagnerglas in der Waagerechten zu halten. Dass ich nicht unter die Marmorplatte rutschte, verdankte er auch nur meinem Willen, mich nicht noch auffälliger zu benehmen. "Sie können doch nicht anfangen, sich nach ihr umzusehen!"

"Oh, ein Geschäftsführer sollte stets seine Gäste im Blick behalten", ließ er mich belustigt wissen.

So? Das Spiel konnten wir auch zu zweit spielen. "Sie werden sie niemals entdecken."

"Ist das eine Wette?"

"Nein, ein Versprechen. Ich werde sie mit keinem Sterbenswörtchen verraten."

"Ich habe nichts Anderes erwartet. Geben Sie mir bitte einen Moment."

Neben den üppigen Pflanzen und dem friedlich dahinplätschernden Zierspringbrunnen begann er, neugierig die weiter entfernten Tische zu mustern. Ich konnte sehen, dass er manche Gesichter länger betrachtete als andere und obwohl ich abgebrühte Gelassenheit vorschob, biss ich mir in die Innenseite meiner Wange: Was tat ich eigentlich hier?

Ich hatte angekündigt zu gehen!

Stattdessen saß ich wie auf glühenden Kohlen und beobachtete ihn dabei, wie er von den meisten Anwesenden so rasch wieder abließ, als lohnte sich der Aufwand nicht, auch nur die Lippen zu kräuseln. Dann hielt er inne und nahm meine Sinne mit einem leisen, erstaunten Raunen gefangen. "Interessant."

"Was meinen Sie?"

"Ich denke, ich habe erraten, weshalb Sie nicht darauf erpicht waren, dass ich an Ihrem Tisch Platz nehme. Ihre Freundin muss die junge Frau sein, die bei einem unserer Konkurrenten sitzt."

"Ach? Haben Sie das geraten? Diese Beschreibung könnte auf jede hier zutreffen." Ich schluckte, doch sogar mir fiel auf, dass meine Stimme so unruhig klang, als ob ich vor Anspannung auf dem Stuhl herumrutschen würde.

"Sie haben eine äußerst liebenswerte Art, Verstecken zu spielen, Kagome, aber machen Sie keinen Narren aus mir. Es gibt nur einen gegnerischen Anwalt in diesem Raum, der ein gelbes Einstecktuch mit schwarzen Streifen zu seinem Anzug trägt. Ich glaube nicht, dass ich mich irre. Er sitzt mit einer der wenigen, menschlichen Damen hinter den Pflanzen in meinem Rücken und unterhält sich mit ihr über den Namen eines neugeborenen Welpen."

Wie ... wie bitte?!

"Nun, möglicherweise sind es auch alte Mönchsstäbe und Flüche. Ich weiß es nicht. Es wäre sehr unhöflich von mir zu lauschen", offenbarte er mir entwaffnend, bevor er das Feuerzeug in seinen Klauen auf die andere Seite drehte und zwinkerte. "Keine Sorge. Ich hege keinen Groll gegen diesen jungen Mann, und es bedeutet mir nichts, dass Ihre Freundin mit ihm ausgeht. Ich sitze um Ihretwillen an diesem Tisch, und ich tue es gern. Daher ... würden Sie mir die Ehre erweisen und Ihre Pläne zu gehen, noch einmal überdenken?"

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Puh! Was wird sie tun? Was würdet ihr tun? In Kapitel #8, "Inu no Taishou II", geht es weiter!

Inu no Taishou II

Candlelight

- Inu no Taishou II -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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12
 

Ich sollte bleiben?

Das dumpfe Prasseln der Regentropfen, die gegen das nahe Panoramafenster schlugen, verdichtete sich in meinen Ohren, ehe sich mein Ärger in Rauch auflöste und das vergnügte Kichern an den Nachbartischen abebbte. Er war nicht der erste Mann, der mich darum bat, doch seine Worte verwirrten mich.

Wie kam er nur dazu? Ich hatte ihn widerspenstig angefahren, bestellte auf seine Kosten Champagner, den ich nicht einmal leiden konnte, und ließ nichts unversucht, um ihn zu verprellen. Warum legte er Wert darauf, meine schlechtesten Eigenschaften auch weiterhin zu ertragen?

Unschlüssig musterte ich die blitzförmigen Streifen auf seinen Wangen, dann begann ich mit meiner freien Hand an meinem cremefarbenen Träger zu zupfen. In der anderen hielt ich noch immer das Glas, aber deshalb kam ich mir nicht zimperlich und hölzern vor.

"Ihr Vorschlag ist verrückt", murmelte ich. "Dieser ganze Abend ist es. Ich sollte nicht einmal in Ihrer Nähe sitzen und darüber verhandle ich nicht. Das ist mein erstes und letztes Glas mit Ihnen, hören Sie?"

"Bedauerlicherweise, ja."

"Sind Sie ... sind Sie immer so? Woher wollen Sie wissen, ob ich nicht für die Konkurrenz arbeite und das alles inszeniert habe, um Sie auszuhorchen und Ihnen hinterher Probleme zu bereiten?"

"Das würden Sie mir gegenüber erwähnen?"

"Natürlich!", behauptete ich inbrünstig. "Ich könnte Sie damit in Sicherheit wiegen und Sie mit ihren eigenen Erwartungen austricksen! Wie viele Menschen und Dämonen gibt es schon, die Ihnen Ihre Pläne im Vorfeld auf dem Silbertablett servieren?"

"Nicht schlecht. Das ist ein guter Einwand. Die meisten meiner Konkurrenten wären zu eitel und zu feige, um einen solchen Schachzug auch nur in Erwägung zu ziehen. Für gewöhnlich belassen sie es dabei, mich zur Untreue verführen zu wollen."

"Wirklich? Funktioniert es?"

"Nein", eröffnete er mir spitzbübisch. "Aber ich will ehrlich mit Ihnen sein, Kagome. Sie sind eine faszinierende, junge Frau, die mich staunen lässt."

"Und Sie sind viel zu direkt."

"Ich weiß."

Also bitte! Trotzig nippte ich an dem Champagner, als ob ich damit sein unverhofftes Kompliment herunterschlucken und vergessen könnte, dass meine Wangen wie kleine Kohlenstücke zu glühen begannen. "Fänden Sie es ebenso faszinierend, wenn ich Ihnen gleich ein Diktiergerät unter die Nase halten würde und die Aufnahme später gegen Sie verwende?"

"Sie besitzen keines."

Was?

"Und Ihre Handtasche", fuhr er mir verschmitzt über den Mund, "haben Sie bisher nicht angerührt, um mich eines Besseren zu belehren. Ich vermisse auch das verräterische Rauschen, das entsteht, wenn jemand sein Smartphone nutzt, um ein Gespräch mitzuschneiden."

Was zum-?

Sogar das konnte er wahrnehmen? "Und was ist mit Wanzen und versteckten Verkabelungen?"

"Schon besser, doch ich fürchte, unter diesen Umständen hätte ich mich kaum an Ihrem Tisch niedergelassen. Sie wären überrascht, wie intensiv der Eigengeruch von Metall und Plastik an diesem Ort ist. Viele Verzierungen, die Sie hier entdecken können, wurden aus jahrhundertalten Hölzern geschnitzt. Sehen Sie sich um. Die Steine unter Ihren Füßen sind naturbelassen und mit einer Wachsschicht versiegelt, wie sie nur Spinnen- und Wespendämonen erschaffen können. Sie ist äußerst robust. Gleiches gilt für die verborgenen Schilfrohre im Zierspringbrunnen hinter Ihnen oder die handgewobenen Tischdecken. Ich gestehe, dass vieles modern erscheint, doch bis auf das Besteck, das Geschirr und die Vorlieben unserer menschlichen Gäste ist es Lug und Trug. Youkai schätzen dieses Restaurant, da es sie an alte Zeiten erinnert und ich nehme mich nicht davon aus. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass es mir aufgefallen wäre, hätten Sie auch nur künstliche Fingernägel."

"Wow."

Eigentlich hatte ich etwas Anderes erwidern wollen, doch das überraschte mich mehr als ein Frosch, der um sich schlug und wüste Beschimpfungen ausstieß. Unauffällig musterte ich meine Hände, aber unter seinem aufkeimenden Lächeln ließ ich es genauso schnell wieder bleiben. Stattdessen holte ich Luft. "Deshalb hat Sie die Vorstellung, ausspioniert zu werden, nicht nervös gemacht. Sie würden die meisten Versuche einfach durchschauen."

"Das ist richtig", lobte er mich anerkennend, ehe er seinen Arm aufstützte und das Kinn auf den Handrücken bettete. "Allerdings bin ich nicht unfehlbar. Ich kann Worte nicht zurücknehmen, die ich leichtsinnig ausgesprochen habe, daher bleibe ich meist bei einer unmissverständlichen Warnung. Haben Sie je daran gedacht, dass ich Sie zerreißen könnte, sollte ich Ihnen auf die Schliche kommen?"

"Ja."

Nein.

Oh Gott. "Sie glauben doch nicht etwa, dass ich-?"

"Nein, nicht im Geringsten. Erleichtert Sie das? Ich weiß Ihren Einwand dennoch zu schätzen. Es gibt nicht viele Frauen, die sich bisher darum sorgten, ob ich in ihrer Nähe zu Schaden kommen könnte, weil ich die Umstände falsch einschätze. Die letzten beiden habe ich geheiratet."

Um seine Mundwinkel begann ein Ausdruck zu tanzen, der zwischen charmantem Ernst und Heiterkeit schwankte, aber ebenso gut hätte er sich vor meinen Augen in eine Biene verwandeln können, die statt Honig Edelsteinsplitter sammelte.

Nahm er mich gerade auf den Arm? Er hatte seine Wahl getroffen, weil die Damen sich um ihn sorgten? Ich wollte es ihm bei seiner zweiten Ehefrau gern glauben, denn ich war nicht abgebrüht genug, um bereits vergessen zu haben, wie er über ihren Tod gesprochen hatte. Doch bei seiner ersten Gemahlin, der Fürstin, lief mein Taktgefühl lauthals lachend in die Unterwelt.

Am liebsten hätte ich mich vorgelehnt und geprüft, ob seine Krawatte zu eng gebunden war. Er hatte sie zwar vor meinen Augen gelockert, aber das musste nichts bedeuten: Wenn er diese kühle, unnahbare Giftspritze auch nur halb so gut kannte wie ich, musste er doch wissen, dass sie sich im Lebtag um nichts anderes sorgen würde, als um ihren einzigen Sohn Sesshou-

Oh.

Wie dumm von mir.

Genau das waren seine Worte gewesen: Er hatte ihre Zuneigung vor Jahrhunderten verloren. Dann stimmte es also?

"Sie haben nicht übertrieben", flüsterte ich peinlich berührt.

"Nein. Ich sagte bereits, dass ich großen Wert darauf lege, um meiner selbst willen gemocht zu werden. Aufrichtige Sorge ist ein sehr flüchtiges Geschenk und ich habe gelernt, dieses Gefühl zu schätzen, wann immer es mir begegnet."

Mein Mund, von dem ich nicht gewusst hatte, dass er schon wieder offen stand, klappte wortlos zu. Dann bekämpfte ich die erwartungsvolle Stille zwischen uns mit einem verhaltenen, widerspenstigen Schnauben.

Grundgütiger! "Wie machen Sie das? Ich unterhalte mich schon wieder mit Ihnen, statt zu gehen."

"Ich ... nun ja, flirte. So nannten Sie es doch, nicht wahr? Und offenbar sind Sie in der Stimmung, mir zu antworten."

"Nein, das bin ich nicht!"

"Da", hielt er mir lächelnd entgegen. "Sie tun es schon wieder."

"Was?"

"Antworten."

Ugh! "Genug davon. Sie irren sich!", erwiderte ich scharf - und es fiel mir schwer zu ignorieren, dass die verzauberten Schwerter auf den Serviettenringen gerade zu einer Meute wild flatternder Schmetterlinge wurden. Was sollte das? Ich war doch nicht mehr das fünfzehnjährige Mädchen, welches es aufregend fand, einem Dämon gegenüberzusitzen und dessen Vergangenheit zusammen zu puzzeln!

Entrüstet stellte ich das Champagnerglas zurück auf das Tischtuch, während ich das Blumenbouqet aus Wildrosen und Chrysanthemen daneben mit Nichtachtung strafte. Ich wollte selbstbewusst und unnahbar wirken, bevor ich wieder aufstand und in mein altes Leben zurückstöckelte. Aber als ich meine übereinandergeschlagenen Beine löste und zum zweiten Mal mit der Spitze meines Stilettos sein Knie streifte, veränderte sich alles.

"Ihr Telefon, Kagome", flüsterte er so rau, dass ich ins Stocken geriet. "Es vibriert in Ihrer Tasche. Eine Nachricht Ihrer Freundin?"

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Huch! Das wäre eine mittlere Katastrophe, wo sie doch gerade ganz andere Probleme hat. In Kapitel #9, "Inu no Taishou III", wird es amüsant.

Inu no Taishou III

Candlelight

- Inu no Taishou III -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria, Kerstin-san

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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13
 

Für einen Moment schälten mir seine goldenen Augen das Kleid von den Schultern, dann schnappte ich nach Luft und wich seinem Blick unter glühenden Wangen aus. Herrgott, was tat er denn da? Er hatte kein Recht dazu, so verrucht und anziehend zu klingen, bis ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Gab es keine Kette, die ihn wieder auf den Boden der Tatsachen befördern konnte?

Oder halt! Lieber nicht: Am Ende landeten wir dort gemeinsam und ... nein, dieses Bild hatte absolut nichts in meinem Kopf zu suchen. Vom Fell, das sich nahe eines Kaminfeuers um meine Hüften schlang, ganz zu schweigen! Das hier war kein Date.

Kein Date, ermahnte ich mich, bevor ich entschlossen die Reste meines Verstandes zusammenkratzte und seine Worte bis in die Unterwelt verwünschte. Wie alt war ich bitteschön? Ich würde mich ganz bestimmt nicht von seiner Stimme beeindrucken lassen und dass er mein Telefon erwähnte-

Mein Telefon.

Für einen Augenblick schien die Zeit einzufrieren, dann fügten sich seine Silben wie ein Puzzle zusammen: Ist das eine Nachricht Ihrer Freundin, Kagome? Himmelherrgott, das durfte nicht wahr sein. Mir wurde heiß und kalt, dann heulten meine Gefühle waidwund auf und ich starrte ihn an, als ob das ganze Lügenmärchen, das ich innerhalb eines Jahres um meinen Arbeitsplatz konstruiert hatte, seine Idee gewesen wäre.

"Sie irren sich schon wieder. Das ist nicht Sango", flüsterte ich. Keinen Herzschlag später rutschte ich auf dem Polster meines Stuhls zurück und angelte unter der Marmortischplatte nach dem Lederriemen meiner Handtasche, um mir das teuflische Ding näher zu zerren. Oh bitte, bitte, bitte: Er durfte nicht Recht behalten. Nicht hier, nicht jetzt. Ich war auf eine Konfrontation mit meiner Mitbewohnerin nicht vorbereitet, geschweige denn darauf, dass sie mir jeden Moment den Zeigefinger in die Brust drückte, bis ich vor Schreck wie gelähmt wäre!

Einen prüfenden Blick in Richtung ihres Tisches zu werfen, um herauszufinden, ob sie bereits aufgesprungen war, brachte ich jedoch nicht über mich. Mir fehlte der Mut. War das nicht lächerlich? Ich hatte nie gezögert, die Streitigkeiten zwischen meinem halbdämonischen Ex-Freund und Koga mit dem Wurf einer Puddingschüssel zu beenden, doch Sango ließ mich heillos zittern. Ich wollte ihr nicht erklären müssen, weshalb ich neben einem vollblütigen Hundedämon saß.

"Komm schon. Lass mich nicht im Stich", murmelte ich meiner Handtasche zu. Dann packte ich den Reißverschluss, der sich ruchlos mit dem Innenfutter eingelassen hatte, und begann an dem Metallstück zu rupfen. Nach einem weiteren Anlauf - vielleicht waren es auch zehn oder zwanzig, mein Stolz weigerte sich verbissen, mitzuzählen - gab das heimtückische Monster endlich nach.

Im hervorquellenden Sammelsurium aus Lipgloss, einer Packung Seidentaschentücher und meinem Lieblingsparfüm "Magnolia No. 5" hätte sich ein Fuchs verstecken können, aber der einsetzende Vibrationsalarm beflügelte mich. Wo war es?

"Kagome?"

"Ich bin beschäftigt!", schnappte ich angestrengt.

"Ich weiß. Sie müssen allerdings nicht mit dem Kopf unter dem Tisch bleiben", erklärte er mir verständnisvoll. Tze! Dafür hatte ich nur ein spöttisches Glucksen übrig. Sein Blick brannte noch immer in meinem Nacken und jede Sekunde, in der ich ihn meiden konnte, half mir, vernünftig zu bleiben. Was erwartete er auch? Dass ich mich mit kirschrotem Gesicht wieder aufrichtete, mein Dekolleté zurechtrückte und danach den Inhalt meiner Handtasche fein säuberlich nach Größe und Farbe vor seiner Nase sortierte?

Auf gar keinen Fall!

Vielleicht konnte er mich dazu verführen, mit ihm zu reden, aber soweit reichte meine Zuneigung nicht. Ich würde ihm weder den Schlüsselbund der "Taishou Holdings Corp." zeigen, dessen goldener Anhänger mit der eingravierten Nummer dreiundzwanzig gerade unter meinem Flakon begraben wurde, noch meinen Mitarbeiterausweis. Wegen ihm und meiner Unehrlichkeit starb ich doch erst eintausend Tode! Ich wollte mir nicht vorstellen, wie viele Probleme sich daran anschlossen, sobald ernsthaftes Interesse aneinander aufkam.

Wenn ich es genau nahm, war an meinem Verhalten sowieso nur der Champagner schuld. Ohne das prickelnde Gefühl auf meiner Zunge hätte ich ihn weitaus nüchterner eingeschätzt. Reizloser! Ja genau, langweiliger! Er war ein Dämon, gottverdammt, noch dazu der Vater meines Chefs. Dieses ganze Hirngespinst eines netten, unverfänglichen Abends zu zweit konnte mir gestohlen bleiben.

Energisch blies ich mir meine Ponyfransen aus der Stirn, dann konzentrierte ich mich umso herrischer auf meine Handtasche - und siehe da, meine Fingernägel stießen gegen das Gehäuse.

Eilig zog ich das Telefon heraus und schickte inbrünstig ein Stoßgebet zu jeder Gottheit, die mir einfallen wollte: Lass es nicht Sango sein, die mir geschrieben hat! Gleich danach bettelte ich darum, dass mir auf dem Display meine neugierige, viel zu hartnäckige Mutter erspart blieb. Montagabend war ihre liebste Zeit für Telefonate, dicht gefolgt von allen anderen Terminen, an denen ich bei jemandem saß, über den sie mich schamlos ausfragen konnte.

Oh Gott.

Allein wenn ich mir ihr Gesicht vorstellte, falls sie herausfand, mit wem ich derzeit meinen Tisch teilte. Ihr würde am anderen Ende der Leitung der Mund ganz trocken werden, ehe sie sich mit den Fingerspitzen bedächtig gegen die Lippen klopfte und ein leises 'Tatsächlich?' durch den Hörer knisterte.

Nein, das fehlte mir gerade noch! Je länger ich darüber nachdachte, desto ... ja, desto wahrscheinlicher erschien es mir, dass sich Sesshoumarus aufgeblasener, krötenhafter Sekretär in mein Leben einmischen wollte. Wer warf mir sonst meinen Arbeitsplan zum einhundertsten Mal über den Haufen?

Aber heute würde ich mich darüber freuen. Jawohl, freuen! Es wäre die beste Gelegenheit, um das Restaurant zu verlassen und Jaken im prasselnden Regen auf den Yen genau vorzurechnen, was ich von seinen Allüren hielt.

Tief einatmend drehte ich das schwarze Telefon herum und fixierte den Kratzer, der auf der Oberfläche prangte. Kein Grund, nervös zu kieksen. Das passierte eben, wenn Inuyasha beschloss, dass meine Jeans im Weg war, während das treue Gerät noch in der Hosentasche steckte. Bevor ich mich allerdings wieder über das Ende ärgern konnte, sank mein Herz in die Knie.

Verflucht.

Das war nicht Jakens Telefonnummer, die mich gehässig anfunkelte. Und auch nicht Mutters Nachfrage, ob ich gerade eine Spinne quer durchs Land jagte oder zur Abwechslung mal an ihre Enkelkinderplanung dachte.

Da stand Sango auf der Anzeige.

Meine Sango!

Die Übelkeit, die sich in meinem Magen ausbreitete, ließ mich das Gerät umklammern, als stünde meine Mitbewohnerin bereits neben mir und wartete nur auf die Gelegenheit, mir Sätze um die Ohren zu schlagen, gegen welche die Flüche über Ryukotsuseis Geschäfte zu Liebeserklärungen verkamen. Die Worte, die ich in der Vorschau lesen konnte, zogen mir restlos den Boden unter den Füßen weg:
 

Ich fass es nicht! Glaubst du, ich-
 

Was?

Was würde sie mir sagen? Dass sie Bescheid wusste und keine Tomaten auf den Augen hatte? Natürlich nicht. Es war ihr in der Oberstufe als Einzige gelungen, auf einer Feier herauszufinden, ob Kogas beste Freunde unter ihren Minirock-Kostümen noch Unterwäsche trugen oder nicht. Hatte ich mir ernsthaft eingebildet, unter ihren Argusaugen unsichtbar zu werden?

War ich so naiv gewesen? Ich saß doch förmlich auf dem Präsentierteller!

Wie erschlagen fuhr ich mir mit der Hand durch das halbe Gesicht, bis sich meine Finger in meinen Locken verkrallten. Warum hatte ich nur solange gezögert? Ich hätte verschwinden sollen, bevor-

"Kagome?"

Nicht er schon wieder.

Ich presste einen Laut zwischen meinen Lippen hervor, der auf einer Skala von eins bis zehn in Sachen Kläglichkeit eine glatte Dreißig schlug. Dann seufzte ich und beschloss, dass ich Sangos Nachricht, die von einem Pfeil durchbohrt wurde, gar nicht fertig lesen wollte.

Meine Mitbewohnerin würde mich ohnehin gleich ansprechen und auseinandernehmen, bis ich mir wie ein Fisch vorkam, dem man die Schuppen einzeln herausriss.

Das hatte ich von meiner Geheimniskrämerei. Selbst schuld. Statt meine Zähne auseinanderzubekommen und ihr alles über meinen Arbeitsplatz zu beichten, solange es noch taufrisch gewesen war, hatte ich es wie ein verängstigtes Kleinkind aussitzen wollen und die Entscheidung vor mir gerechtfertigt.

Die vorübergehende Notlösung.

Die unverhoffte, höhere Gehaltsstufe und das kaputte Notebook.

Jede einzelne Überstunde, die meine Miete beglich und den Kühlschrank füllte.

Und jetzt? Ich saß mit einem der Geschäftsführer zusammen und fand ihn zu meinem Entsetzen nicht halb so schrecklich wie seinen Sohn.

Sango würde natürlich wissen, wer meinen Tisch teilte. Als Headhunterin kannte sie viele Unternehmen in der Stadt, und falls sie Isamu nicht zuordnen konnte, gab es immer noch Miroku. Da sich mein letzter Funken Stolz weigerte, über den dunklen Boden bis zur Garderobe zu kriechen und von dort aus das Restaurant zu verlassen, blieb mir nur die Flucht nach vorn: Ich würde mich Sango stellen, ehe ich alles noch schlimmer machte.

Also schön.

Ungelenk stützte ich mich wieder empor und sah nach links, um zwischen den Pflanzen nach Miroku und Sango zu suchen. Wahrscheinlich hockten sie wie ein eifersüchtiger, zweiköpfiger Drache an ihrem Tisch und planten, mich als Verräterin mit einer Hellebarde zu enthaup-

Huh?

Der Platz war bis auf zwei Gläser völlig verwaist.

Ungläubig starrte ich nach rechts. Nein, neben mir standen sie nicht.

Was zur Hölle-?

Während ich meine Nägel gegen das Smartphone trieb, versuchte ich es mit einem Blick über die Schulter, aber hinter mir gluckerte nur der Zierspringbrunnen friedlich vor sich hin. Das Plätschern vermischte sich mit der Geräuschkulisse der Regentropfen am Panoramafenster.

Hatten sie sich in Luft aufgelöst? Doch kaum, dass ich mit meiner Verwirrung rang, holte mich ein dezentes Räuspern aus den Gedanken.

"Suchen Sie Ihre Freundin?"

"J-ja."

"Ich nehme an, dann war es eine unerfreuliche Nachricht? Sie sind erstaunlich blass geworden."

Genau das war doch mein Problem: Ich hatte keine Ahnung, was darin stand! Ich lächelte so schief, als ob mir die Gräte eines Karpfens im Halse steckte, dann lehnte ich mich auf meinem Stuhl vor und überkreuzte die Stilettos auf Knöchelhöhe - und zwar so, dass ich ihn nicht berührte. "Ganz unter uns, Isamu. Hatten Sie jemals die Befürchtung, bei lebendigem Leibe aufgefressen zu werden, sobald Sie herausfinden, dass Ihre Freundin gerade in Ihre Richtung blickt?"

Seine Augenbrauen wanderten erstaunt in die Höhe, bevor er sich unter einem verschwörerischen Raunen zu mir neigte: "Ich möchte Sie nicht erschrecken, Kagome, aber meine Ex-Frau tut seit Jahrhunderten nichts anderes mehr."

"Das ist nicht witzig", flüsterte ich pikiert.

"Glauben Sie mir, das hängt immer davon ab, auf welcher Seite des Tisches Sie sitzen." Er lächelte mich an, doch bevor sich meine Nasenflügel wie kleine Himmelslaternen aufblähen konnten, deutete er bereits mit einer Handbewegung zu Sangos Tisch. Falls er glaubte, dass ich zu den Damen gehörte, die leichtsinnig genug waren, dem zu folgen ... nun, dann kannte er mich bereits besser, als mir lieb sein konnte. "Wie Sie sehen", erklärte er mir, "sind die beiden gegangen. Ihre Freundin hatte einen leuchtend roten Kopf, falls ich das erwähnen darf."

"War sie wütend?"

"Nein."

"Sind Sie sich sicher?" Wollte Sango mich am Ende vor der Tür abfangen, um im Restaurant kein Aufsehen zu erregen? Sie besaß doch alle möglichen Talente, um sich unauffällig an ihre Kunden heranzupirschen. Bisher hatte ich das stets bewundert, aber da war unsere Freundschaft auch noch nicht wegen meiner Lügen in Gefahr geraten.

"Sie können durchatmen. Ihre Freundin schien verlegen, nachdem ihre Begleitung ihr etwas ins Ohr säuselte."

"Haben ... haben Sie auch verstanden, was Miroku gesagt hat?" Hatte es etwas mit mir zu tun? Mit ihm? Uns?

"Nein", erwiderte er mit einem stillen Lächeln. "Ich habe nichts gehört. Jedenfalls nicht, wenn Sie hoffen, dass ich indiskret werde und ein äußerst persönliches Kompliment wiederhole."

Oh Gott.

Mir fiel ein ganzes Zeitalter von den Schultern, bevor ich nach Luft rang und kurz davor stand, meinen Kopf erleichtert auf den Tisch zu legen. Ich war dem Drama offenbar noch einmal von der Schippe gesprungen, obwohl sich mir die Frage aufdrängte, was Sango dann geschrieben hatte. Mein Magen fuhr Achterbahn, als ich das Smartphone in meiner Hand betrachtete, aber ich konnte und wollte den Moment nicht ewig hinauszögern.

Jetzt nicht mehr.

Das war wie mit meinem Chef. Ich konnte Sesshoumaru auch den ganzen Vormittag in der Firma ausweichen, aber davon wurde das Aufeinandertreffen nicht angenehmer, sobald er mich mit einem rasiermesserscharfen, eiskalten 'Higurashi' in der Nähe des Putzeimers zu Tode erschreckte.

Schluckend schob ich meinen Daumen über das Touchpad und schwor mir, die Nachricht nicht nur zu lesen, sondern mir im ersten Morgengrauen einen neuen Job zu suchen: Einen, der mich weder ins Grab brachte, noch meine Freundschaft gefährdete! Dann strich ich mit der Fingerkuppe über den Brief und den fedrigen Pfeil auf dem Display, bevor ich es mir anders überlegen konnte.

Wie von Zauberhand fächerte sich Sangos Nachricht auf, an deren Ende ein weiß-schwarzes Kätzchen einem Schwall bunter Blümchen nachjagte. Was?!
 

Ich fass es nicht! Glaubst du, ich habe so einen tollen Abend verdient? Kagome, er ist unglaublich! Ich erzähle dir später alles. Du wirst umfallen! Macht es dir etwas aus, zwei Stunden später heimzukommen? Oder drei?
 

Oder drei?!

Mein Gesicht verwandelte sich ohne mein Zutun in einen Luftballon, dem stummelige Arme und Beine wuchsen, bevor ich von meinem Telefon aufsah, den völlig überraschten Isamu anstarrte und die Nachricht ein zweites und drittes Mal überflog. Erst dann konnte ich mir sicher sein, dass ich nicht vom Stuhl gefallen war und mir den Kopf auf dem von Wespendämonen versiegelten Boden angeschlagen hatte. War das noch zu fassen?

Meine beste Freundin verschwendete offenbar keinen einzigen Gedanken an meine dämonische Gesellschaft, sondern amüsierte sich wie nie zuvor! Hatte sie mich nicht mehr beachtet? War ihr der Daiyoukai nicht aufgefallen? Sollte die Nachricht das Gegenteil bedeuten und ich hatte auf der Stelle heimzukommen? Nein, das konnte nicht sein.

Ich kannte Sango gut genug, um zu wissen, dass sie nicht um den heißen Brei herumredete oder gar zimperlich vorging. Dämonen erschreckten sie nicht mehr, seit Naraku ein Teil ihres Lebens gewesen war, und Inuyasha hatte oft genug behauptet, meine Mitbewohnerin wäre bei schlechter Laune genauso unberechenbar wie seine Stiefmutter. Sollte sich Miroku als Perversling entpuppen, der fremden Frauen bei der erstbesten Gelegenheit an den Hintern fasste, besaß er hoffentlich flinke Füße. Aber was bedeutete es für mich?

Sollte ich erleichtert sein oder mich sorgen?

Unruhig knabberte ich an meinem Fingernagel, ehe ich aus den Augenwinkeln heraus bemerkte, dass ich mit einem verwegenen, warmen Lächeln gemustert wurde. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass Isamu beide Ärmel seines Hemdes in den vergangenen Minuten hochgekrempelt hatte, ohne dass ich sagen konnte, wann oder wie. Er saß einfach da - mit aufgestützten Ellenbogen, an denen sich feine, weiße Narben und zwei dunkelblaue Streifen befanden.

Ich ließ meine Hand sinken, als ob ich ein stibitztes Weihnachtsplätzchen unter dem Tisch verbergen müsste. "Es", erklärte ich peinlich berührt, "es war doch eine gute Nachricht."

"Ihre Freundin muss ein bemerkenswerter Mensch sein, Kagome. Sie scheint sie stärker beunruhigen zu können, als ich es tue."

Wie bitte? "Wollen Sie sich über mich lustig zu machen?"

"Nicht im Geringsten. Ich bin nur erstaunt, dass Sie nicht innehielten, als ich begann, die Hemdsknöpfe zu lockern. Die meisten Menschen, die ich kennen lernen durfte, mögen diese Geste nicht sonderlich. Ihnen sind meine Hände jedoch trotz aller Gefahren vollkommen gleich."

Aufmüpfig warf ich einen Blick auf seine Klauen, die ohne jede Eile das Feuerzeug vom Tischtuch angelten. Dann schnaubte ich spöttisch. "Glauben Sie mir, ich kenne genug Gelegenheiten, um vor diesen Biestern Respekt zu zeigen, aber das ist keine davon."

"Dem kann ich mich nur anschließen", erwiderte er verschmitzt, und sein Lächeln geriet um ein Vielfaches breiter, als er sah, wie sich prompt meine Wangen verfärbten.

Schon wieder!

Dabei stand doch gar nicht fest, dass wir dasselbe meinten!

"Lassen Sie das!", zischte ich. "Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich jetzt gehen werde und daran hat sich nichts geändert, seit ich diese Nachricht lesen musste." Ich wollte mir nicht den Kopf über meine Mitbewohnerin, mein verdammtes Glück oder auch nur die Farbe der Blütenblätter im Bouquet zerbrechen, solange er in der Nähe war. Heute nicht, später nicht und morgen erst recht nicht.

"Warten Sie bitte noch einen Moment, Kagome."

"Warum sollte ich?"

"Oh, der Grund dürfte Sie erstaunen." Er verzog die Lippen, bis sich die kleinen Fältchen zu belustigten Halbmonden zusammengezogen hatten und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er alles, was mich aufregte, mit stoischer Gelassenheit hinnahm. "Darf ich Ihnen noch meinen ältesten Sohn vorstellen? Er legt soeben an der Garderobe seinen Mantel ab."

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Das eine Problem geht, das andere kommt. Ob er sich allein die Ehre gibt, erfahrt ihr in Kapitel #10, "Sesshoumaru".

Sesshoumaru

Candlelight

- Sesshoumaru -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Die Geschichte wird durch meine Rückkehr auf Animexx erneut hochgeladen.

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14
 

Sein Sohn war hier? Jetzt?!

Mein Herz schrie vor Entsetzen auf, bevor es rabiat an meinen Füßen zerrte und die Stilettos dazu überreden wollte zu fliehen, aber mein Verstand schlug meinen Instinkt einfach nieder und bestand auf Gewissheit. Mein Kopf fuhr zum Eingangsbereich des Restaurants herum - und tatsächlich. Zwischen den dunkel gebeizten Hölzern, an denen schwere Wollmäntel und Garderobenstücke im Wert von mehreren Einfamilienhäusern hingen, fiel Sesshoumaru auf wie ein bunter Hund. Oh Gott, und dieses Mal war der Spruch nicht einmal lustig!

Bevor mir ein Heulen aus der Kehle schlüpfen konnte, presste ich meine Fingerknöchel gegen den Mund und versuchte, ihn nicht mit derselben Intensität anzustarren, die an den Nachbartischen aufflammte. Wahrscheinlich hätte ihm der linke Arm fehlen können und die Dämoninnen wären seinem Anblick in Scharen gefolgt. Ein Mann, wie gemacht für die neueste Ausgabe der 'SengokuHealth': Der zweiteilige, maßgeschneiderte Anzug zeigte ein elegantes Schwarz und das Fell floss vor meinen Augen über seine Schulter, bevor es sich neben den handgenähten Lederschuhen kräuselte.

Aber der Schein trog!

Wusste auch nur eine von seinen Verehrerinnen, dass er seine leere Kaffeetasse grundsätzlich in den Papierkorb fallen ließ, wenn ich sie nicht innerhalb von fünf Minuten von seinem Schreibtisch fischte? Oder dass er lieber seine Kugelschreiber neu sortierte, statt Präsentkörbe und Valentinstagsgeschenke zu öffnen? Nein, woher auch!

Es genügte doch, dass er gerade allen den Rücken zudrehte und den Bediensteten vor seiner Nase in Grund und Boden starrte. Wahrscheinlich hatte der arme Kerl ihm bloß einen guten Abend gewünscht oder irgendetwas anderes getan, was Höflichkeit und Manieren so mit sich brachten - aber der Ärger blieb mir im Halse stecken.

Von einem Augenblick auf den anderen streckte sich Sesshoumaru, als hätte ich ihm lachend ins Ohr gepustet oder einen Geruch zugewedelt, der alle seine Sinne beleidigte. Scharf glitt sein Blick zur Seite, huschte über hingerissene Youkai hinweg, vorbei an dem Zierspringbrunnen zu meiner Linken - dann erstarrte er. Ich auch.

Möglicherweise stand ich auch kurz davor, die Fingernägel in den Saum meines Kleides zu drücken, um das ängstliche Quietschen und den Inhalt meiner Blase für mich zu behalten. Ich hatte ihn einmal zornig erlebt und war auf die Größe eines Flohs zusammengeschrumpft, aber dieses Mal schwappte ein Gefühl über mich hinweg, als hätte er längst seine Klauen an meinen Hals gelegt und das Talent entdeckt, aus der Ferne zuzudrücken.

Geistesgegenwärtig riss ich mich von seinem Anblick los und machte dadurch alles noch schlimmer. Isamu, der sein Kinn auf eine Hand gestützt hatte, hob vielsagend eine Augenbraue, ehe er von meinen glühenden Wangen aus abwärts sah.

"Ah", raunte er mir dann zu, "ich hatte ganz vergessen, dass mein Sohn auf Menschen nicht allzu einladend wirkt. Lassen Sie sich nicht erschrecken, meine Liebe. Er hat ein bezauberndes, kleines Mädchen adoptiert, das ihn mit Sonnenblumen überhäuft und stets dazu überreden kann, mit einem Kescher kleine Goldfische auf Jahrmärkten zu fangen."

Was?

Sesshoumaru und ein Papierkescher?

"Das haben Sie sich doch ausgedacht!", krächzte ich. Ich hatte Rin erlebt, aber das überstieg meine kühnsten Fantasien. Wahrscheinlich schlug mein Chef seine Krallen in die Wasserschalen und alles, was aufgespießt daran hängenblieb, behielt er!

"Nein", versicherte Isamu mir verschmitzt, "da täuschen Sie sich. Hundedämonen stecken voller Überraschungen, sobald sie jemanden mögen. Aber wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich annehmen, Sie hätten bereits das Vergnügen miteinander gehabt. Nun, seine Freundin sind Sie nicht, sagten Sie? Vielleicht-"

Ich konnte sehen, dass ihm noch eine lebensbedrohlichere Erklärung auf den Lippen tanzte - und die musste ich verhindern, ehe sein Sohn das aufschnappte und die letzten Meter überwunden hatte. Was lief der überhaupt auf uns zu? Gab es nicht einhundert andere Tische, die er mit seinen Blicken in Stücke hobeln konnte? Schnell, schnell! Ich brauchte den besten Grund, den ich mir in zwei Atemzügen ausdenken-

"Zeitungen!", entfuhr es mir jäh. "Ich habe mein Wissen aus Klatschzeitungen, Isamu! Die beim Friseur!"

Oh Gott, wirklich?

Das war meine Quelle?

Ich schöpfte meine Vorurteile aus Hochglanzfotos und dem angeblich dramatischen Kampf um Liebe, Frauen und Geschäftsabschlüsse, die über Sesshoumaru und Miroku im ganzen Westen breitgetreten wurden?

Mein Tischgefährte schien darüber genauso erschüttert zu sein wie ich, allerdings verging der Moment des Schocks in einem leisen, angenehmen Lachen, das er am Ende mit einer Hand fortwischte, ehe ein gewaltiger, düsterer Schatten über uns fiel.

"Vater."

Das leise Zähneknirschen, das mir an die Ohren drang, bohrte sich wie eine Klinge in mein Herz, aber Isamu schien dafür taub zu sein. Unbekümmert lehnte er sich vor meinen Augen zurück und zeigte sogar seine Fangzähne vor Begeisterung.

"Ach, Sesshoumaru, du kommst gerade recht. Darf ich dir meine reizende Gesellschaft heute Abend vorstellen?" Einladend deutete mein Henker, dessen hochgekrempelte Ärmel von Sesshoumaru wie nasses Katzenfell angestarrt wurden, auf mich - und mein Zunge drohte prompt, am Gaumen festzukleben, als unsere Namen fielen.

"H-Hallo", würgte ich hervor.

Irgendwie hoffte ich, dass Sesshoumaru mir für das freundlichste Wort der letzten Monate ein Kompliment aussprach, aber stattdessen schmälerte er nur seine Augen und betrachtete seinen Vater, als hätte der begonnen, unter seiner Nase Sudoku zu spielen und die Zahlen mit schlechten Scherzen zu ersetzen.

Die unheilvolle Glocke des Schweigens, die über unserem Tisch entstand, war kaum auszuhalten. Das Prasseln der Regentropfen dröhnte in meinen Ohren und vermischte sich mit den Lichtern und dem Flüstern der anderen Dämoninnen im Restaurant, während in meinem Magen glühende Kohlenstücke verbrannten. Ich kämpfte mit zusammengebissenen Lippen gegen das Ziehen an und wünschte, man würde mich die nächsten fünfzig Jahre an einem alten Baum zurücklassen.

Dann atmete Sesshoumaru neben mir so scharf ein, als stünde er kurz davor, das Tor zur Hölle zu öffnen. "Ein Rendezvous, Vater?"

"Du erstaunst mich", hörte ich Isamu mit einem Lächeln sagen, das an Unverschämtheit grenzte. "So neugierig? Warst du nicht derjenige, der heute Abend verabredet ist und seine Geheimnisse pflegt?" Lauernd wanderten seine Klauen über die verzierte Hülle des Feuerzeugs, bevor der Deckel aufschnappte und ich wie von einem Pfeil getroffen zusammenzuckte.

"Du weißt davon?"

Oh oh.

Ich rutschte gegen die Lehne meines Stuhls zurück, während mich ein Blick Sesshoumarus streifte, in dem das 'Woher?' gegen eine Übeltäterin ausgetauscht wurde: Mich. Nicht doch! Ich hatte keine Ahnung! Ehrlich nicht! Nur, weil er mich ständig mit seiner Sekretärin verwechselte, durchsuchte ich bestimmt nicht seinen Terminkalender.

Woher hätte ich es wissen sollen?

Okay, okay. Da war eine kleine Andeutung gewesen, als Isamu mich zum allerersten Mal zu seiner Schwiegertochter küren wollte, aber ich hatte ihn nicht einmal ausreden lassen! Sah ich so lebensmüde aus, um mich danach mit ihm über die Verabredungen meines Chefs zu unterhalten? Nein!

Ich wollte bereits wie ein aufgespießter Frosch kreischen, als sich Isamu zufrieden eine Staubflocke von der Schulter zupfte und abwartete, bis diese das Ende seiner gelockerten Krawatte passiert hatte. "Dein Sekretär hat es mir verraten."

Was?

Jaken?

So verrückt konnte der doch nicht ... würde er nicht ... oder?

Mir wurde ganz heiß vor Schreck, während ich mir vorstellte, wie der aufgeblasenste Mitarbeiter der 'Taishou Holdings Corp.' im Morgengrauen aus dem dreiundzwanzigsten Stock geworfen wurde. Es gab nur eines, das Sesshoumaru noch mehr als schlecht gewischte Böden verabscheute, auf denen sein Fell entlang gleiten musste: Wichtigtuer und Plaudertaschen.

Ha! Wenn ich jetzt eingeworfen hätte, dass ich mich neulich in der Kaffeeküche darüber aufgeregt hatte, weshalb er stets die Lippen kräuselte, bevor er meinen Namen zischte-

Oh.

Er sah von Isamu zu mir, während die Luft bedrohlich aus seinen Lungen wich und ein Geräusch erzeugte, das wie der Blasebalg eines Schmiedes klang. Die Gänsehaut, die sich prompt auf meinen Unterarmen ausbreitete, kostete ihn ein Knurren und eine widerwillige Frage: "Wünschst du unsere Gesellschaft, Vater?"

Nein.

Komm schon! Sag nein. Bitte, bitte sag nein!

Meine Fingernägel krallten sich in das Polster des Stuhls, während ich mich zusammenriss, um mit meinem Mund keine Gebete quer über den Tisch zu schicken. Wahrscheinlich erweckte ich trotzdem den Eindruck, als würde ich ihn mit winzigen Papierzettelchen bekleben und läutern wollen: Isamu stockte für einen Moment, dann neigte er interessiert den Kopf in meine Richtung und schenkte mir ein warmes Blinzeln.

"Ich denke", erfüllte er all meine Hoffnungen, "dafür ist es noch zu früh, mein Sohn. Ich weiß es allerdings zu schätzen, dass du an unseren Tisch gekommen bist."

Nachdrücklich faltete Isamu die Hände - und ich hatte das Gefühl, dass er das Feuerzeug zwischen seinen Fingern wie einen Trumpf im Ärmel behandelte. Geduldig drehte er es von links nach rechts, bevor er das gesträubte Fell Sesshoumarus betrachtete, das zu meiner Überraschung schlagartig glatt und elegant wie ein Aal gedieh.

Wow.

Nicht nur, dass ich mir sicher war, dass es physikalische Gesetze gab, die das verbaten, mein Chef benahm sich seit geschlagenen fünf Minuten wie ein handzahmer Welpe. Gut, das musste ich korrigieren: Wie ein grimmiger, mordlüsterner, handzahmer Welpe, aber allmählich wurde mir klar, warum es ihm zuwider gewesen war, dass sein Vater meine Bekanntschaft schloss.

Wer mochte es schon, wenn die Putzfrau einen Verbündeten gewann?

Mein Mundwinkel begann zu zucken, als mir hinter Sesshoumarus Schulter eine weitere Bewegung ins Auge stach. Der Angestellte stürzte soeben auf eine Dame zu, die ihren Mantel derart lasziv abstreifte, als wolle sie mit blankem Oberkörper aus einem Fluss steigen. Ich hatte mir Dämoninnen bisher immer als kühle Frauen vorgestellt, aber diese trug ihre giftgrünen Ohrringe ebenso dekadent wie die Schmuckfedern in ihrem Haar - bis mich das dunkle Knurren zu meiner Rechten daran erinnerte, dass es an Lebensmüdigkeit grenzte, meine Aufmerksamkeit aufzuteilen. "Äußerst neugierig", zischte Sesshoumaru mir zu.

Ja, du mich auch!

"Sie ist eben hübsch", verteidigte ich mich, während ich mit den Schulterblättern wieder an die geschnitzte Lehne meines Stuhls stieß und das Nicken des einzigen Hundedämons, der mich nicht kopfüber im Zierspringbrunnen ertränken wollte, wie Nektar aufsog.

"Das ist sie tatsächlich, mein Sohn."

"Nun, Kagura ist auch nicht meine Putzfrau."

Wie bitte?!

"Ein eigenartiger Vergleich", erwiderte Isamu nachdenklich, ehe er die Stirn runzelte und mich damit um die Gelegenheit prellte, in Sesshoumarus Pelz unauffällig kleine Löcher zu brennen. "Möchtest du nicht zu ihr gehen und sie begrüßen?"

"Nein."

"Nun, in diesem Fall", schlug mein Gegenüber frohen Mutes an, während er das Feuerzeug neben die Glückskeksbanderole ablegte und sich noch im Aufstehen den Kragen seines Hemdes zurechtzog, "werde ich mir für einen Moment meine Schwiegertochter aus der Nähe ansehen. Kagome, Sie erlauben? Eine solche Gelegenheit darf ich nicht vergeuden. Ich begrüße den Gedanken an einen weiteren Welpen in meinem Leben sehr und hoffe, mein Sohn hat diese Chance nicht bereits für das nächste Jahrtausend verdorben."

Was? "Sie lassen mich allein?" Mit meinem Chef?

"Nun, ich nahm an, Sie wollten ohnehin gehen", dachte er laut nach und schien mir weismachen zu wollen, dass die vor Überraschung geweiteten, goldenen Augen nicht purem Schalk entsprangen. "Aber ich bin entzückt zu hören, dass Sie mich vermissen werden. Ich komme später auf diesen Teil unseres Gesprächs zurück. Geben Sie mir einen Moment. Sesshoumaru?"

"Vater."

Der Jüngere der Geschäftsführer neigte angespannt den Kopf und hätte ich es nicht besser gewusst, wäre ich mir sicher gewesen, dass er die Wachsbeschichtung des Bodens mit jeder einzelnen Kante zerbeißen wollte. Kaum, dass Isamu aus unserem Dunstkreis gewichen war und sich mit einem freundlichen Lächeln an den Nachbartischen vorbeischob, begannen jedoch die Pflanzen zu knistern. Die Blätter hoben sich unter einem dünnen Luftzug, die Erde kroch in Klumpen über die Wurzeln und den Tonrand der Blumentöpfe - dann fuhr innerhalb eines Wimpernschlags eine Hand auf meinen Tisch nieder. Das Aftershave, das sich in meine Sinne grub, war jedoch nur halb so beunruhigend wie Sesshoumarus glühend rote Augen, die eine Elle vor meinem Gesicht meine Knochen zersplittern wollten. Oh Gott.

Sie waren tatsächlich rot!

Feuerrot! Ich hatte mir an dem Tag, als ich mich allein in seinem Büro mit einem Eimer Schmutzbrühe wähnte und die ersten drei Zeilen seines nach Bergamotten riechenden Liebesbriefes mit den Worten 'Dafür ist der sowieso viel zu verklemmt' kommentieren musste, geschworen, das alles sei nur Einbildung gewesen. Jetzt wünschte ich mich in die Fänge eines Dämons wie Ryukotsusei, der Sangos Verwandtschaft nur ruiniert, statt mit einem Blick in Streifen geschnitten hatte. "J-ja?", hauchte ich, bevor mir sein eisiges Flüstern den Atem nahm.

"Halten Sie sich etwa für witzig, Higurashi? Sie treffen nach Feierabend meinen Vater? Ich hoffe für Sie, dass es nicht das ist, was mir seine Antwort weismachen wollte. Hören Sie auf zu stottern und erklären Sie sich gefälligst. Sie haben drei Sätze!"

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Herrje, was fällt einem dazu noch ein? Erfahrt es in Kapitel #11, "Kagura"!

Kagura

Candlelight

- Kagura -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria, Kerstin-san

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.

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15
 

Stottern?

Das war kein Stottern. Das war der verkrampfte, nutzlose Versuch, mit jeder Silbe einen ganzen Meter Abstand zwischen seinen Unterarm und mein spitzenbesetztes Kleid zu bringen. Sowas nannte sich verdammt nochmal Überlebensinstinkt! Warum konnte er diese Frage nicht seinem krötenhaften Sekretär stellen, der sowieso alles besser wusste?

"H-hören Sie", flüsterte ich kläglich, "das ist alles ein Missverständnis! Sie halten das doch nicht etwa für ein Date, oder? Sehen Sie sich um!" Das war lächerlich!

Fahrig deutete ich mit meinen manikürten Fingernägeln auf das Tischtuch und die rundbäuchige Champagnerflasche, deren Etikett von Wassertropfen aufgeweicht wurde. Ebenso gut hätte der Schriftzug schadenfroh den Preis kichern können, aber Sesshoumaru war bereits bei den Gläsern angekommen, ignorierte das zerkratzte Display meines Telefons und starrte auf das Feuerzeug neben der Bienenwachskerze, als ob sich darunter ein Hochzeitssträußchen verbergen könnte. Dann bemerkte er den akkurat zusammengefalteten Zettel seines Vaters und mir blieb Isamus feierliche Glückskeksbotschaft prompt im Halse stecken.

Bei allen Göttern! Wenn ich ihm erklärte, dass dort ein ungewöhnlicher Abend angepriesen wurde, sprach das kein bisschen für mich. Um ehrlich zu sein, hatte sich der ganze Tisch gegen mich verschworen!

Hektisch rang ich nach Luft und versuchte das Gefühl zu verdrängen, das mir bei seinem nächsten Funkeln den Rücken herunterlief. Hätte ich es nicht besser gewusst, wäre ich sicher gewesen, dass meine Zehenspitzen nicht mehr in Stilettos, sondern mitten in der Antarktis steckten.

"Okay", murmelte ich, "können wir uns darauf einigen, dass es romantischer aussieht, als es ist?"

"Wollen Sie mich zum Narren halten, Higurashi?"

Es wurde so still, dass auf meinen Wangen die Leichenblässe um sich griff und ich mir wie eine wandelnde Tote vorkam. Wahrscheinlich fehlte dazu auch nicht mehr viel, aber dann regte sich mein Trotz. Ich schob meine Unterlippe vor und spürte ein Kribbeln auf meiner Zunge, weil es mir so unsinnig vorkam, bei ihm um Verständnis zu feilschen, obwohl ich gar nichts getan hatte. Zur Hölle noch eins!

War ich etwa wegen seines Vaters hergekommen?

Ich hatte meiner besten Freundin einen Gefallen getan, mich über eine Stunde unsichtbar gewünscht und versucht, meine Tischgesellschaft nach allen Regeln der Kunst wieder zu vertreiben. Woher sollte ich denn wissen, dass ein vollblütiger Hundedämon hartnäckiger als jeder Hanyou war und ich bei meinem nächsten Ausflug in ein Restaurant lieber in ein Dutzend Pfeile investierte?

"Als ob", zischte ich und reckte meinen Hals, bis die Elle Abstand zwischen Sesshoumaru und mir um einen ganzen Zentimeter schmolz. Sogar meine rechten Fingerspitzen lagen auf dem Tisch auf, dicht neben seinen. "Es gibt nichts, das ich Ihnen erklären müsste. Ihr Vater war einfach nur charmant, ohne dass ich ihn darum gebeten habe!"

Am liebsten hätte ich noch hinterhergeworfen, dass er damit wahrscheinlich der Einzige in der Familie war, doch das Knacken und Knistern in den Blumentöpfen schwoll an, ehe es genauso schnell abebbte. Sesshoumaru richtete sich galant wieder auf, um mit der Klaue erst über seinen Hals und dann über seinen dichten, weißen Schulterpelz zu fahren.

Die Drohung zertrat einen beträchtlichen Anteil meines Muts, aber als mein Chef zur Seite wich, leuchtete mir sein verstohlener, scharfer Blick ein: Hinter Sesshoumaru befanden sich nicht nur üppige Blumenbouquets, welche die Tische mit Chrysanthemen und Pflaumenzweigen zierten, sondern auch die Dämonin, die sich bei Isamu untergehakt hatte.

Kagura.

Mein Verstand flüsterte, dass ihr das Herz abhanden gekommen sein musste, wenn sie sich mit meinem Chef einließ, aber bevor ich das Loch in ihrer Brust suchen konnte, spülte eine unverhoffte Welle über mich hinweg. Das Gefühl, das zurückblieb, fühlte sich bitter an - wie Algen, die zäh und unangenehm zwischen den Zähnen klebten. Dann beobachtete ich ihre freie Hand, die einen Fächer mit samtigen, rotweißen Stoffbahnen schwenkte, ehe sie ihn unbekümmert gegen seine Schulter schlug. Sie schritt an Isamus Seite so elegant und amüsiert dahin, als hätte sie alle Zeit der Welt, sein verschmitztes, aufkeimendes Lächeln auf sich zu beziehen und dann zu mir zu sehen.

Oh.

Die Gänsehaut in meinem Nacken vertrieb ich mit einem Schnauben, ehe ich schützend die Arme vor meiner Brust verschränkte. Meine Haltung schien sie zu belustigen, weil sich ihr Mundwinkel kräuselte und sie etwas flüsterte, doch ich war nicht leichtgläubig gestrickt. Ich kannte Sesshoumarus Mutter - und die Tage, an denen sie sich zu einem feinen Lächeln hatte hinreißen lassen, waren stets die tückischsten gewesen.

Innerlich wappnete ich mich für das Schlimmste.

Mit etwas Glück war es nur der Inhalt des Champagnerglases, der in meinem Gesicht landen würde, aber ein prüfender Blick zu Sesshoumaru revidierte das: Als Hundedämon schien er mich bereits im nächsten Waldstück vergraben zu wollen, daher konnte mich seine Verabredung bestimmt ohne mit der Wimper zu zucken in alle Winde zerreißen.

Schön!

Die Aussicht war doch erquickender als der Blick aus den Panoramafenstern. Während ich das Plätschern des Ziersprungbrunnens und das verhaltene Murmeln der anderen Gäste im Restaurant ertrug, hoffte ich, dass mir beim nächsten Mal eine kleine Giftspinne auf den Kopf fiel, wenn ich Sango etwas auf die Hand versprechen wollte. Diese Kreatur konnte ich wenigstens in den Wäschekorb schleudern oder mit einem Juwelenkästchen erschlagen!

Isamu besaß vielleicht Manieren, die mich erröten ließen, doch jeder andere Youkai an diesem Ort zählte bestimmt nicht zu der Gesellschaft, die ich mir bei einem Lagerfeuer oder einer frisch gekochten Nudelsuppe zum Plaudern wünschte. Das hieße: Ihn wollte ich auch nicht um mich haben.

Nein, kein bisschen!

Dass mir sein Lächeln weiche Knie bescherte, lag nur daran, weil sich mein Leben um eine glatte Minute verlängerte, solange er in meiner Nähe atmete. Verbissen kämpfte ich gegen meinen schnellen, hingerissenen Herzschlag an, während er Kaguras Arm freigab und höflich den Kopf neigte.

"Es wird mir eine Freude sein, Sie am Sonntag zum Tee wiederzusehen", hörte ich ihn sagen. "Sesshoumaru?"

"Eine Einladung, Vater? Zu dritt?"

"Zu viert", berichtigte er, bevor er ein Schmunzeln in meine Richtung schickte und den Moment auskostete, in dem sein Sohn nachdrücklich Atem schöpfte. Dann ließ Isamu beiläufig die Schultern sinken und ignorierte mein entgeistertes Gesicht. "Ich hatte gehofft, Rin würde Euch begleiten, Sesshoumaru. Aber wie auch immer. Wir können die Details morgen im Büro besprechen. Ich möchte Euch nicht aufhalten. Kagura?"

"Isamu?"

"Es war mir eine Ehre."
 

16
 

Dieser ... dieser Hund!

Sprachlos hatte ich meine Haltung gelöst, mir eine gelockte Strähne hinter das Ohr gestrichen und suchte nach den richtigen Worten, während ich mich über die Tischkante lehnte. In einem anderen Leben hätte ich mich noch fürstlich amüsiert: Darüber, dass Sesshoumaru zu Kagura so viel Abstand hielt, dass seine Mutter dazwischen gepasst hätte, während sie den Gang hinabschritten - oder über die Art und Weise, mit der sie ihm nicht verraten wollte, warum sein Vater ihr den Vornamen innerhalb von zwanzig Metern angeboten hatte.

Aber das musste warten!

"Sie haben ihn an der Nase herumgeführt!", flüsterte ich erschüttert.

"Ist das etwas Ungewöhnliches, Kagome?"

Nur, wenn man es überlebt, wollte ich schnaufen, aber ich erkannte die Falle und hob im letzten Moment bloß ausweichend die Schultern, um die einjährige Bekanntschaft zu meinem Chef nicht durchblitzen zu lassen. "Er ... er scheint sehr wenig für Scherze übrig zu haben", sagte ich, als er erheitert den Stuhl an der geschnitzten Lehne zurückzog, wieder Platz nahm und in aller Ruhe den Sitz seiner hochgekrempelten Ärmel prüfte.

Dann lockerte er sich erneut die Paisley-Krawatte und sah mich aus dunklen, bernsteinfarbenen Augen an. Meine Wangen glühten, weil mein Verstand darüber brütete, was seine großen, schlanken Hände noch alles beherrschten – aber ich war erwachsen genug, um energisch nach meinem Champagnerglas zu greifen und mich an das Knurren seines Sohnes zu erinnern.

Genau.

Das sollte ich ihm verraten! Offenbar hatte er seinen Ältesten im besten Flegelalter nicht oft genug am Ohr gezogen!

Entschlossen nippte ich am Alkohol, dann verzog ich prompt wieder meinen Mund.

Ugh.

Ich hatte ganz vergessen, dass dieses Gebräu immer noch scheußlich schmeckte und dass sich das Prickeln der kleinen Bläschen wie eine erdverkrustete Wurzel auf der Zunge anfühlte. Unwillkürlich dachte ich an Inuyasha, der mir vor Jahren ein Rezept seiner Mutter empfohlen hatte, als mich die furchtbarste Erkältung meines Lebens heimsuchte: Seitdem schwor ich jedem Menschen, der mich mitleidig über einer Taschentuchbox erwischte, dass ich schon wieder so gut wie neu wäre.

Aber ehe ich das Gesicht meines treulosen Exfreundes ein weiteres Mal mit dem Isamus verglich, holte er mich aus den Gedanken. Geduldig führte er seine Hand und das Feuerzeug zu der roten Bienenwachskerze, die links von mir stand – doch dann hielt er im letzten Moment inne und musterte mich. "Sie bleiben noch etwas?"

"Warum?", erkundigte ich mich und schwenkte spitzfindig mein Glas. "Wollen Sie mir noch Ihren zweiten Sohn vorstellen?"

"Nein, ich ... Verzeihen Sie. Ich habe Sie damit wohl etwas überfallen."

Etwas?

Das war die größte Untertreibung der letzten fünf Jahrhunderte. Zu meinem Ärger stimmte mich sein aufmerksames Blinzeln jedoch gnädiger, daher seufzte ich. Als Vater war er bestimmt stolz auf seinen Sohn und es erschien mir unrecht, mit ihm über Sesshoumarus Charakter zu streiten. Was verstand ich schon von den Launen eines Dämons?

"Solange ich niemandem den linken Arm abschlagen muss", erwiderte ich, "habe ich es wohl verkraftet. Sie sind nur anders als Ihr Sohn. Ruhiger."

"Mit dem Alter kommt die Gelassenheit", verriet er mir, während er den Deckel des Feuerzeugs aufschnappen ließ und die kleine, blaue Flamme dichter an den Docht brachte. "Mögen Sie Kerzenschein?"

"Nein", behauptete ich trocken.

"Ah, ich verstehe. Nicht in diesem Zusammenhang, hm?"

Wie bitte?

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Huch! Wer wird da rot werden? Und wie weit sitzt Sesshoumaru entfernt, um aus anderen Gründen Farbe zu bekommen? Erfahrt es in Kapitel #12, "Jaken"!

Jaken I

Candlelight

- Jaken I-
 

Autor: Morgi

Beta: - - - - -

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Dieses Kapitel ist Kerstin-san gewidmet, die viel zu lange darauf warten musste!

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17
 

Mir stieg die Farbe ins Gesicht, bis meine Wangen denselben Rotton wie das Bienenwachs zeigten und ich nicht mehr wusste, ob das Champagnerglas in meiner Hand wärmer werden konnte oder ob es die Verlegenheit war, die an meinen Stilettos hinaufstieg und einhundert dumme Ideen in meinem Bauch losflattern ließ.

Dieser verfluchte Mann.

Wie lange saß ich nun mit ihm an einem Tisch? Eine Stunde? Nein, anderthalb, und er übte auch ohne dieses stille Lächeln eine Wirkung auf mich aus, als wäre ich das Schwert in seiner Hand, das ihm zunehmend besser gefiel. Eines schwor ich mir jedoch. Ganz gleich, ob seine Stimme wie dunkle Seide klang oder nicht: Er würde mich damit nicht aus dem Tritt bringen. Meine Lippen kräuselten sich, als ich mich an dem kümmerlichen Rest meiner Fassung festklammerte wie an einem Seil, mit dem ich mich aus jedem Brunnen ziehen konnte. "Ich kann Ihnen nicht folgen."

"Ein Schaumbad, Kagome", schlug er vor, als könnte sein Unterton über die Art täuschen, mit der sein Blick meinen Unterarm hinaufwanderte. "Die meisten menschlichen Frauen mögen Bäder bei Kerzenschein, dachte ich."

Gottverdammt. Allein das Bild, das vor meinen Augen entstand, war es wert, ihn dafür seinen Söhnen zu entreißen. Ein Sammelsurium aus Teelichtern vermischte sich mit dem Geruch nach Sandelholz und Kirschen, während die Schatten der Kerzenflammen über Fliesen huschten und ein angenehmes Kribbeln bis in meine Zehenspitzen kroch. Für einen Moment fühlte sich die Entspannung so greifbar wie die Hand eines Mannes an, welcher mir den Schaum von der blanken Haut des Unterschenkels strich-

Moment.

Was?!

Schockiert warf ich die Vorstellung über Bord, ehe sich die Idee in meinem Kopf festsetzen konnte.

Was fiel ihm ein?

Das hieß: Was fiel mir ein, so etwas zu denken?!

Aufgebracht biss ich mir in die Innenseite der Wange und vertraute darauf, wie der aufgeblasene Sekretär meines Chefs auszusehen. Dummerweise taugte ich nicht zu Jakens Wiedergeburt, wenn ich Isamus interessiertem Funkeln glauben durfte. Na schön! "Sie irren sich."

"Inwiefern?"

"Ich bitte Sie", hakte ich ketzerisch ein. "Mögen Sie Kerzenschein in irgendeinem Zusammenhang?" Als Dämon?

"Hängt es nicht immer von der Gesellschaft ab, die solche Banalitäten unvergesslich werden lässt?"

"Ich könnte den Oberkellner rufen und ihn dazu befragen", schlug ich vor. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, streckte ich meinen Hals, als hätte er soeben eine unverschämt teure, goldene Kette darum gelegt, mit der ich direkt die Hölle unter unseren Füßen auftun konnte. "Klingt das nicht fabelhaft?"

"Eine Weinempfehlung zum Schaumbad? Toutousais Gesichtsausdruck dürfte unbezahlbar werden", entgegnete er heiter. "Wir sollten uns diesen Einfall für einen anderen Abend aufheben, wenn Sie gestatten." Dass er das Feuerzeug schloss und neben seinem sorgsam gefalteten Glückskeks-Zettel ablegte, strapazierte meinen Starrsinn mehr als ich zugeben wollte.

Hatte er mir nicht zugehört? Am liebsten hätte ich in das feine Tischtuch gebissen und ihn angeherrscht, dass ich ihn ärgern statt wiedersehen wollte, doch sein mildes Kopfschütteln nahm mir den Wind aus den Segeln.

"Ich hätte nicht erwartet, mich bei diesem Gedanken zu ertappen, doch – mit Verlaub – Sie sind die faszinierendste Frau, die mir in diesem Jahrhundert begegnet ist."

Wie?

Gebannt starrte ich auf seine zurückgekrempelten Hemdsärmel und schluckte, während die frisch entfachte Kerzenflamme zwischen uns knisterte. Einmal, zweimal. Dann blinzelte ich und hoffte, dass er nicht erkannte, wie sehr ich gerade an seinen Lippen hing. "Sie ... sie sollten andere Frauen kennen lernen, Isamu."

"Nein, dazu besteht kein Grund. Ich bin nicht wie ihr letzter Partner, der Sie treulos austauschen möchte. Sehen Sie mich an: Ich respektiere Ihre Vergangenheit, und ich muss mich schon sehr irren, wenn Sie nicht dasselbe tun. Lassen Sie uns nicht den Fehler begehen, vom anderen das Schlimmste zu erwarten. Das Leben ist viel zu kostbar dafür."

"Es ist mir ein Rätsel, woher Sie diesen Unfug haben, Isamu."

"Aus Zeitungen", hörte ich ihn raunen und dann, als ich stutzte: "Die vom Friseur."

Oh, dieser Mann!

Wider Willen amüsiert stellte ich das Champagnerglas unter einem Klirren ab, als werfe ich das Schwert in den Sand und gäbe mich geschlagen. Dass er mir meine eigene, hilflose Ausrede servieren musste, um mich schachmatt zu setzen! Er war wirklich unmöglich. Was sollte ich darauf erwidern? Mit einem Mal lag etwas in der Luft, das sich schöner anfühlte als das Prasseln des Regens, welcher gegen die Panoramafenster schlug. Sein aufrichtiges Lächeln ging mir ungefragt unter die Haut. Hmpf. "Touché."

"Nun, danke." Durchaus erfreut musterte er mich, ehe er mit der Fingerspitze das aufgeweichte Etikett der Flasche an ihren rechten Platz zurückstrich und sich seine Worte sorgsam auf der Zunge zurechtlegte. Dann fing er zu meiner Überraschung an, leise zu lachen. "Ich gestehe, ich hatte diesen Abend nicht erwartet – und ich würde Ihnen gern charmanter den Hof machen, doch bedauerlicherweise kann ich nur raten, ob es Ihnen recht ist."

"Sie flirten immer noch", beschwerte ich mich schmollend.

"Natürlich. Fällt es Ihnen so schwer zu akzeptieren, dass jemand wie ich Sie aufrichtig mögen könnte?"

Ja! Nein. Oh Gott!

Ich erwog mein Gesicht in meinen Händen verbergen, bis meine Haare wie kleine Mottenantennen in die Lüfte ragten, doch das brachte mich nicht weiter. Er war gerade dabei, aus uns beiden Narren zu machen, daher zwang ich mich zu einem tiefen Atemzug und schüttelte den Kopf. Was kam sonst als Nächstes? Stiegen aus den Blumenbouqets Bienen auf, um mir kleine Juwelensplitter anzubieten?

Warum spielte er überhaupt mit offenen Karten? Er war ein Hundedämon, ein Geschäftsführer noch dazu, und ich schwang bloß den blauweiß-gestreiften Wischmopp in der 'Taishou Holdings Corp.'. – mein waidwund heulender Stolz weigerte sich nur, ihm das anzuvertrauen und einer Kluft gegenüberzutreten, die größer war als unser Altersunterschied.

"Erinnern Sie sich nicht?", wich ich betreten aus. "Ich wollte mehr als einmal aufstehen und gehen. Diese ganze Glückskeksaffäre mag voller Überraschungen stecken, aber ich bin von sämtlichen Ambitionen kuriert, mir eine Zukunft mit irgendeinem Dämon... oder nein, mit jemandem wie Ihnen auszumalen, dessen Rat für seinesgleichen bindend sein soll. Wir kennen uns kaum."

Sango würde mich lynchen. Nicht zu vergessen, mein Chef! Die Vorstellung wie mich erst meine Mitbewohnerin und dann Sesshoumaru in kleine Häppchen schnitt, bis ich neben Tintenfischringen und Frühlingszwiebeln dekorativ aussah, ließ mein Herz unweigerlich schneller schlagen. Mit dem Mann, der mir gegenübersaß, hatte mein verkniffener Mund überhaupt nichts zu tun! Himmel, ich konnte sogar ohne hinzusehen spüren, wie sein ältester Sohn den perfekten Mord an mir über ein Dutzend Tische hinweg in Erwägung zog. Das Rascheln meines Kleidersaums verriet die dämonische Energie, welche über den versiegelten Boden und die Seide kroch. Die Nähe zu Isamu stimmte mich noch nervöser. "Hätten Sie etwas für mich übrig, Isamu, wären Sie völlig verrückt."

"Und hartnäckig."

"Huh?"

"Das ist eine meiner besseren Eigenschaften", fuhr er mit einem feinen Lächeln auf den Lippen fort, ehe er seine Hand über den Tisch streckte und seelenruhig meine Finger bedeckte. "Hinzu kommt Geduld. Ich kann warten, sobald ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe. Wollen Sie wissen, warum ich ursprünglich zu Ihnen an den Tisch kam?"

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Zufall? Erfahrt es in Kapitel #13, "Jaken II"!

Jaken II

Candlelight

- Jaken II -
 

Autor: Morgi

Beta: Silberfrost

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.

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Es gab noch einen anderen Grund? Die plumpe Frage kam mir nicht mehr über die Lippen, denn seine Geste erwischte mich wie ein Panther im Lauf und setzte mich auf die charmanteste Art und Weise schachmatt, die mir einfallen wollte. Mein Kopf schien mit einem Mal wie leergefegt.

Alles, was zurückblieb, war er. Er und die Wärme seiner Finger, die mich gefangen nahm. Je länger ich auf seine Hand sah und den feinen, weißen Narben auf der Haut folgte, desto geheimnisvoller schimmerte das Kerzenlicht an unserem Tisch. Als er mich wieder freigab, lag ein stilles Versprechen in der Luft. Verfluchter Dämon. Ich erkannte das Gefühl der Versuchung wieder: Koga hatte es bereits einmal in meinem wild klopfenden Herzen ausgelöst. Damals, als er mitten in der Nacht die ovale Linie meiner Fingerkuppen nachgefahren war und sich nicht darum kümmern wollte, wie halbherzig das Laken seinen blanken Oberschenkel bedeckte. Sein unbekümmertes Fangzahnlächeln hatte mich im Frühjahr gebannt und im Herbst wieder ziehen lassen, als die Ahornblätter in den Hof meines Elternhauses fielen.

"Sie-", erkannte ich flüsternd, "Sie mögen mich wirklich."

"Das tue ich."

Nein, nein, nein.

Er war ein geschiedener, vollblütiger Dämon. Ich hatte ihm genug Körbe übergeholfen, um zu rechtfertigen, dass ich mit dem Fahrrad in die Vergangenheit stürzen und mir den Mund verbieten wollte. Musste ich erst in einem Vulkan hausen, um ihn fernzuhalten oder sah er das auch nur als ungewöhnliche Reiseempfehlung an?

Dummerweise war es dafür schon zu spät.

Tief einatmend überkreuzte ich die Stilettos unter dem Tisch, während sich meine Brust unter dem mit Apfelblüten verzierten Cocktailkleid hob. Ich schlug meinen Verstand in Stücke und gestand mir das Unmögliche ein: Nachdem ich mit einem Hanyou nichts Halbes und einem Wolf nichts Ganzes geteilt hatte, wollte ein Teil von mir an diesem Abend und ihm festhalten. "Ich weiß nicht, wie Sie es angestellt haben", murrte ich widerstrebend, "aber wenn ich Sie nicht frage, rätsle ich ewig über Ihre Motive."

"Tatsächlich?"

"Nein", behauptete ich verschnupft. Es fiel mir schwer zuzugeben, dass es mir schmeichelte, ihn die Verspieltheit eines Raubtiers gegen offensichtliche, unverfälschte Zuneigung eintauschen zu sehen. Klüger wäre es gewesen, ihn nach einem Kugelschreiber zu fragen und meine geplante Kündigung für den nächsten Tag auf die Serviette zu kritzeln, bevor ich sie im Champagnerglas ertränkte. Dieser Ort hütete Dämonen wie ein offenes Geheimnis. Ich wusste, dass uns der Zierspringbrunnen und die Blumenbouqets vor etlichen Blicken schützten, doch nicht jeder würde mit Blindheit geschlagen sein. Sesshoumaru hatte mir bereits deutlich gemacht, wie wenig er von meiner Anwesenheit und den Absichten seines Vaters hielt - und ich?

Das Übliche.

Ich war Kagome Higurashi und gesellte mich zu den lebensmüden Frauen, die ihrem Chef einen Blumenkranz flechten wollten. Irgendwann würde ich mit Sango auf der Couch sitzen und diesen Abend als Märchen verpacken: Meine beste Freundin musste vorher nur meinen Nebenjob in wüsten Beschimpfungen und mich in einer Pfütze aus Lehm ertränken, ehe sie mich wiederbelebte.

Forsch stützte ich das Kinn auf meine freie Handfläche. "Sind sie aus Langeweile an meinen Tisch gekommen, Isamu?"

"Nein."

"Verzweiflung?"

"Nun-" Um seine Mundwinkel begann eine Heiterkeit über meine Spitzfindigkeit zu tanzen, als hätte ein Bachlauf den Weg über Geröll gefunden. Zu meinem Glück konnte er nur ahnen, dass damit der letzte Grund verfiel, ihn noch wie ein altes, rostiges Schwert an seine Söhne zu verschenken.

"Erklären Sie es mir", bat ich ihn und deutete mit einer Kopfneigung auf den Rand der goldverzierten Getränkekarte neben meinem Ellenbogen. "Ich habe Sie nicht einmal bemerkt, bis Sie mich ansprachen."

"Ich weiß. Deshalb sitze ich bei Ihnen. Sie wirkten verbissener als eine frisch lackierte Noh-Maske, falls ich das bemerken darf. Es gibt nicht viele Gäste, die darauf verzichten, mir zuzunicken oder wenigstens meine Stimmung zu prüfen, wenn ich diesen Ort betrete - aber Sie taten nichts dergleichen. Kein Blick, kein erleichterter Atemzug. Nachdem ich meinen Mantel an der Garderobe abgelegt und den Glückskeks zerbrochen hatte, betrachteten Sie Ihre Umgebung immer noch wie eine Residenz, die Ihnen ein Drachendämon verwüsten könnte. Ich verstand nicht, wer oder was Ihnen die Stimmung so verdarb. Am Ende bin ich aus Neugierde zu Ihnen gekommen und blieb, weil Ihnen meine Gesellschaft wenig bedeutete."

"Sie hätten es bei meiner Abneigung belassen können."

"Sie ebenfalls."

Die einkehrende Stille zwischen uns war genauso schwer zu brechen wie die Art, mit der ich seine gelockerte Paisley-Krawatte und die aufgekrempelten, grauen Hemdsärmel musterte. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, wie elegant der Schwung der dämonischen Zeichnungen auf seinen Unterarmen gedieh, aber ich war nicht töricht genug, seine Berührung bereits zu erwidern. Interessierte er mich? Zweifellos. Sah er gerade unverhofft zur Seite, weil dort-

Bei allen Göttern!

Eine Hand an meinem Hintern hätte mich nicht überstürzter aufspringen lassen können. Ehe ich wusste, wie mir geschah, kiekste ich im Schatten der geschnitzten Stuhllehne. Dass ich auf einmal stand, überraschte ihn, erschrak mich und lenkte die Aufmerksamkeit von Dutzenden Augenpaaren zu uns, die allesamt wie frisch vergiftet aussahen. Dämonen. Na, dankeschön! Wollten sie zufällig noch zu einer Kreatur verschmelzen oder konnten sich die Anwesenden auf das Wesentliche konzentrieren?

Das Chrysanthemengebinde neben meiner rechten Schulter war vom Blattrand aus verkohlt und der Ascheteppich hatte sich rasant wie eine Feuersbrunst hinab zum Blumentopf gefressen! Wer rechnete hier mit auseinanderspringenden Tonscherben? Ich nicht! Die Erde lag ja bereits in Klumpen auf dem Boden, seit Sesshoumaru mich zum ersten Mal heimgesucht hatte.

Hochrot vor Verlegenheit verfluchte ich ein letztes Mal den Übeltäter, dessen Schulterpelz sich viele Meter entfernt verräterisch bauschte. War das der Ernst dieses jähzornigen, übergriffigen Eisblocks? Konnte er seine Aufmerksamkeit bitte durchgehend bei seiner Verabredung lassen?

Ich bezweifelte, dass sich die Beobachter nur wegen meines scharfen Blicks ihren eigenen Tischen zuwandten, weil ich aus den Augenwinkeln Isamus Handschrift witterte. Dass der das Scharren und Flüstern zum Anlass nahm, um selbst in aller Gelassenheit aufzustehen und das feine Spitzentuch des Tisches zu umrunden, ließ mich wundern. Als seine Hände meine Stuhllehne umfassten und dabei nur wenige Zentimeter neben meinen Fingern auflagen, schmolz der Abstand wie Schnee zwischen uns dahin.

"Mein Ältester", versicherte er mir raunend, "wird sich später bei Ihnen entschuldigen müssen. Verzeihen Sie ihm."

"Es... es sind ja nicht meine Blumen."

"Nein, aber Sie hatten als Mensch den beneidenswerten Nachteil, dass Sie dem Gespräch meines Sohnes von hier aus nicht folgen konnten. Er fragte meine reizende, zukünftige Schwiegertochter, welche Grenzen sie tolerieren würde."

Huh?!

Ich ahnte, dass er die Frage vollkommen anders auffasste als ich. Trotzdem sah ich so gebannt an ihm hinauf, als hätte ich den Geruch von Zitronengras an seinem Kragen zum ersten Mal wahrgenommen und wartete auf eine Lücke zwischen seinen Fangzähnen. "Was hat Kagura ihm geantwortet?"

"Nicht viel", flüsterte er, während er den Stuhl dezent an die Tischkante schob und sich zu mir neigte. "Es war eine Frage."

"Ja?"

"'Grenzen? Vor oder nach Einbruch der Dunkelheit'?"

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Ein bisschen Öl ins Feuer und ab zu Kapitel #14, "Jaken III".

Jaken III

Candlelight

- Jaken III -
 

Autor: Morgi

Beta: Silberfrost

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.

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Es fehlte nur noch der Dachbalken, der über meinem Kopf in Flammen aufging und dann in die Tiefe brach. Meine Fantasie wiederholte fassungslos die Worte, bis ich seine Tonlage in jeder Haarspitze kribbeln spürte und ihn am liebsten mit bunten Papierstreifen beklebt hätte.

So etwas wiederholt man doch nicht!

Sind Sie verrückt?

Kagura hat mit Sicherheit viel anständiger geklungen als Sie!

Während mir der Atem heiß in der Kehle brannte, sah ich an dem obersten Knopf seines Sakkos und dem Seidenstoff der Krawatte vorbei. Von grau zu Paisley – oder wie ich es nannte, von der Vorahnung ins Desaster. Hinter den üppigen Pflanzen konnte ich Sesshoumarus Tisch erkennen, an dem seine Begleitung den samtweichen Fächer dicht vor die Lippen hielt. Kagura lachte hinter den Bambusstreben. Unverkennbar, unverfälscht. Ich konnte es inmitten aller Restaurantgespräche nicht hören, aber ihr Mundwinkel verriet sie. Ihre Haltung glich dabei dem Wind, der sich unbekümmert über ihre Hälfte der Marmorplatte ausbreitete.

Wow.

Sein versteinertes Gesicht erschreckte sie nicht einmal. Wie ging das? Wenn er nicht mit dem Gedanken spielte, den Westen Japans von der Insel zu tilgen, wollte ich tot umfallen. Ganze vier Sekunden badete ich in der Vorstellung, wie urplötzlich Energieblitze durch die Wachsschicht schossen und das Restaurant verwüsteten, dann drehte Sesshoumaru den Kopf zu mir. Mein Herz tat einen Sprung. Über das, was meine Stimme tat, wollte ich nicht weiter nachdenken.

Argh!

Immerhin stand neben mir kein Putzeimer, über den ich stolpern konnte, aber ich wich zurück und meine Hand auf Isamus Unterarm war genauso verheerend. Über meinen Fingerspitzen schlugen die Schurwolle und die hochgekrempelte Seide des Hemdes kleine, völlig harmlose Falten – und ich berührte völlig unvorbereitet seine blanke Haut.

Fassungslos starrte ich auf meine Nägel hinab, als wären sie seelenlose und unkontrollierbare Marionetten. Was war denn los mit mir? Hatte ich mir den Kopf gestoßen? Ich sollte diese Biester anklagend auf meinen Chef lenken, statt im Affekt seinem Vater näher zu kommen. Meine Schwärmerei lag doch bereits auf dem Silbertablett, da musste ich sie nicht noch garniert unter seine Nase halten!

Das war keine Absicht, wollte ich ihm kehlig entgegnen, aber der Versuch erstarb auf meinen Lippen: Isamu brachte gerade mit einem einzigen, warnenden Funkeln seinen Ältesten zur Räson. Ich wollte wirklich, wirklich nicht undankbar klingen, aber vor mir tat sich das Tor zur Hölle auf.

Wie viele Gäste waren hier? Okay, und wie viele von denen waren blind, taub oder so gefühlskalt wie mein Chef, um später nicht die Gerüchteküche anzuheizen?

In Isamus Augen lag ein Glanz, der mich an dunkles, tiefrotes Seidenpapier erinnerte. Die Wirkung traf mich völlig unvorbereitet. Prompt versiegten die dämonischen Energien in der Luft, bis nicht einmal mehr die Blätter aufmüpfig zu zittern wagten. Es fühlte sich an, als hätte er – für alle anderen sichtbar – ein gigantisches, bedrohliches Spinnennetz niedergebrannt und nur aus Höflichkeit von der Asche abgelassen.

N-nett.

Immerhin war er auf meiner Seite, oder? Andere Frauen sammelten Perlen und fädelten sie auf Ketten auf, und ich erfreute mich eben an den Zurechtweisungen eines Hundedämons. Vielleicht erkundigte ich mich bei Gelegenheit noch nach duftenden Blumen bei seiner Enkelin Rin, um das Gefühlschaos mit in mein Grab zu nehmen. Dort würde ich nämlich enden, wenn mich Sesshoumaru jemals wieder unbeobachtet in die Klauen bekam!

Der überstürzte Plan, den Rest meines Lebens bestenfalls auf Zehenspitzen um das Firmengebäude der 'Taishou Holdings Corp.' herumzuschleichen, zerschellte jedoch an Isamus aufrichtigem Lächeln. Es verwirrte mich, aber der Zug um seine Lippen wirkte gleichzeitig entschuldigend und von mir angetan.

"Wie ich Ihnen bereits sagte", übertönte er mein klopfendes Herz und das rauschende Blut in meinen Ohren, "Hanyou sind stets die pflegeleichteren Söhne. Es wäre mir unrecht, wenn ich die Gespräche meines Ältesten ein zweites Mal unterbrechen müsste. Abende wie dieser sind für alle Seiten kostbar. – Hätten Sie etwas dagegen, mich kurz an die frische Luft zu begleiten, Kagome?"

Ja.

Nein.

Zum ersten Mal an diesem Ort ließ mich mein Instinkt im Stich, um mich zielsicher der größeren Dummheit in die Arme zu werfen. Ohne lügen zu wollen: Es war der beste Vorschlag, seitdem mir der miesepetrige, grätige Sommelier ein Glas Wasser empfohlen hatte. Die Aussicht auf eine Atempause war ungeheuer beruhigend. Sie nahm den letzten Minuten die Schärfe wie eine gute Freundin, die mir erst den Früchtepunsch näher schob und dann verständnisvoll zunickte. Ich wusste nur nicht, ob ich ihn dabei haben sollte.

Meine Augenbrauen zogen sich zu kleinen, ketzerischen Halbmonden zusammen. "Darf ich Sie vorher etwas fragen?"

"Natürlich. Was auch immer Ihnen auf dem Herzen liegt, meine Liebe." Unaufgeregt nahm er meine Hand, die wie ein vergessener Welpe auf seiner Haut und den dämonischen Streifen ausgeharrt hatte – ja, ich war leichtsinniger als ich aussah – und platzierte sie so feinfühlig und selbstverständlich höher an seinem Arm, als wäre es das Mindeste, dadurch ein Stolpern zu verhindern. "Nun?"

"Hätten Ihnen Töchter nicht vieles erspart?"
 

20
 

Unwillkürlich musste ich an die Theateraufführung in der Oberschule denken, während der mich der Anblick von Kogas Freunden im schummrigen Bühnenlicht zum Lachen gebracht hatte. Die goldlackierten Kränze in ihrem Haar, die braungebrannten, muskulösen Oberkörper und Fellröcke, die knapp über den Hintern endeten: Ihre Augen hatten genauso vielsagend gefunkelt wie Isamus.

Immer wenn ich glaubte, ihn ernüchtern und die Stimmung zwischen uns nachhaltig abkühlen zu können, bekamen meine Misserfolge eine weitere Kerbe. War das ein Naturgesetz bei sämtlichen vollblütigen Dämonen? Sieh zu, wie dein Plan nach allen Regeln der Kunst schiefgeht?

Stoisch wartete ich neben den dunkel gebeizten Holzeinfassungen, die sich rank und schlank wie Bambus an den cremefarbenen Wänden hinaufschoben und ein Sammelsurium an Pelzen, Kaschmirschals und schweren Wollmänteln hüteten. Mir fehlte das Gehalt von fünfzig weiteren Putzfrauen, um mir auch nur einen Ärmel davon zu leisten. Meine letzte Arbeitgeberin, die Fürstin, hatte ihre Garderobe bereits bei einem losen Faden ausgetauscht. Ein Kostüm im Wert eines Kleinwagens reparieren zu lassen? Also bitte. Das taten bloß Menschen, die ihr Eigentum mit Samthandschuhen anfassten und verbissen jeden Schmutzfleck bis in den Morgengrauen ausbürsteten, während sie die Rabattschilder im Papierkorb totschwiegen.

Stur kräuselte ich die Lippen, während ich meine Handtasche mit ihren brüchigen Lederboden an mich zog. Ich bereute zum einundfünfzigsten Mal, sie um ein Haar zurückgelassen zu haben, weil seine Manieren mich immer noch wie ein Pfeilregen ins Straucheln brachten. Wenigstens war ich nicht die Einzige, die er überforderte. Der Garderobier mit der krummen Saugrüsselnase blieb auch nur, wo er atmete, weil ihm kein Fluchtweg einfiel: "Sind Sie sicher–?"

"Selbstverständlich. Ich weiß Ihre Mühen jedoch zu schätzen", lehnte er freundlich ab, nachdem er den armen Mann bereits um die Pflicht betrogen hatte, mir in den karmesinroten Mantel zu helfen.

Wer interessierte sich schon dafür, dass meine Wangen dieselbe Farbe zeigen konnten? Eben! Die Leier war an diesem Abend so alt, dass man darüber Märchenbücher schreiben sollte, in denen Kühe auf Wolken dahinglitten und den Himmel bereisten. Der Gedanke ließ mich unverhohlen von seinem dunkelgrau melierten Mantel fortsehen. Hinter der Drehtür aus Glas und Gold spiegelte sich der Regen auf den äußersten Bodenplatten. Ich sah die Tropfen auf den Grund schlagen, prasselnd und dicht wie Nebel. Darunter erhaschte ich die Schemen der akkurat versiegelten Koi-Karpfen, die jemand in der Zeit eingefroren haben musste. Ihre Flossen glänzten unter dem Lack wie lebendig.

Ob sie einst geatmet hatten?

"Sie träumen."

"Kein bisschen", flunkerte ich und behielt meine Hände wie zwei Schwerter bei mir, ehe eine davon die Handtasche loslassen konnte. Ich wollte ihm keinen Vorwand bieten, sich die gute Laune gar nicht mehr verderben zu lassen. Er hatte vor wenigen Minuten bereits einen entdeckt, um mich draußen nicht der Kälte zu opfern und die Finger vorbei an den Haken mit dem teuren Zeug zu meinem Secondhand-Mantel zu führen. Glücklicherweise war der mir nicht allzu peinlich. Sango hatte ihn Vintage und wie aus einer längst vergessenen Ära genannt.

Außerdem beflügelte mich die Aussicht, unseren Tisch, den Eiskübel mitsamt Champagnerflasche und die Servietten sich selbst zu überlassen. Sie wurden nicht abgeräumt, was mich darin bestärkte, dass ein Spaziergang nicht infrage kam. Wir würden draußen stehen und unbedarft wie Ball spielende Kinder die Umgebung betrachten. Hier ein Wort, da eine Bemerkung und keine dämonischen Zuhörer. Nur er und ich, vor einem der teuersten Restaurants der Stadt. Im Regen. Ich sparte mir ganz bewusst die Frage nach nassem Hundefell.

"Bitte", ließ er mir mit einer Handbewegung den Vortritt.

Prompt kämpfte ich das wieder aufflackernde, schmetterlingshafte Flattern nieder und schenkte dem kleinen, unruhigen Angestellten neben uns ein Nicken. Wie raffiniert ich war! Weltgewandt! "Wir sind gleich zurück."

"Ja, die Dame." Er sah mich an, als hätte ich keine Ahnung, welche Verabredung da auf meinem Terminkalender stand. Ernsthaft? Vielleicht war er doch nicht so höflich, wie ich dachte. Was sollte mir draußen passieren, was mich drinnen nicht schon alle Nerven gekostet hatte?

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Ja, was? Warten wir auf Kapitel #15, "Jaken IV".

Jaken IV

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- Jaken IV -
 

Autor: Morgi

Beta: Silberfrost

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.

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Vielleicht hatte ich es mit meiner Glückseligkeit etwas zu eilig, als ich direkt in den Regen hinausstöckelte. Die Markisen wölbten sich unter der Last, die prasselnd auf die rotgefärbten Stoffe einschlug, bis aus einem Rinnsal am Gelenkarm ohne Vorwarnung ein ganzer Wasserfall wurde. Die Flut platschte direkt neben mir herunter – und ich dankte allen Göttern, die mir die Hauptrolle in durchweichter Abendgarderobe ersparten.

Hallo?

Wenn ich Isamu in meinen Augenwinkeln lächeln sehen wollte, brauchte ich nur zu atmen!

Störrisch ignorierte ich die Welle, welche die Laufsohlen meiner Stilettos beim nächsten Schritt überrollte, dann streifte mein Blick die Drehtür. Sie glitt hinter uns in einer Eleganz zurück, als hätte jemand schillernde Juwelen im Goldrahmen versteckt.

Wer sagte es denn?

Das Tor zur Hölle spie Sesshoumaru nicht wieder aus und mit seinem Vater konnte ich leben. Nun, nicht für immer, aber für den Moment. Dieses Mal war ich nämlich aufmerksamer, was seine Wirkung auf Gäste betraf: Das links vom Eingang kichernde und miteinander auf Tuchfühlung gehende Pärchen zuckte unter Isamus Präsenz wie von Eiswasser getroffen zusammen.

"G-Guten Abend", hörte ich den Mann bleich hervorbringen. Unglaublich, wie eilig die beiden es daraufhin hatten, sich mit unterwürfig gerundeten Schultern an uns vorbeizudrücken und die Facett– huh?!

Facettenaugen?! Pupillen, in denen noch einmal hunderte Augen ruhten?

Jetzt hatte ich wirklich alles gesehen.

Verblüfft starrte ich an Isamus Kragen vorbei, bis auch die Frau in ihren zart berüschten, purpurfarbenen Röcken mit Trippelschritten im Restaurant verschwunden war. Dann fragte ich mich, ob alle Menschen so blind mit dem Taxi vorgefahren und diesen Ort betreten hatten wie ich. Wenn ich das Sango erzählte! Das Kleid hatte an ihr wie eine zweite Haut gesessen. Ob das Libellendämonen gewesen waren? Gottesanbeter? Fruchtfliegen?

"Schmetterlingsyoukai", flüsterte er meinem offen stehenden Mund verwegen zu.

Oh.

Pikiert über seine nachfolgende Kopfneigung, die meinen Sicherheitsabstand wie einen Heiratsantrag schmelzen ließ, schloss ich meine Lippen wieder. "Woran haben Sie das erkannt?"

"Ihre Witterung verrät sie. Die Dame trägt Puder auf der Haut, der meinesgleichen Kopfschmerzen bescheren könnte, wenn sie nur einige Jahrhunderte älter gewesen wäre."

"Ich fand sie wunderschön", seufzte ich trotzdem.

"Ah, ich fürchte, das würden Sie nicht wiederholen, wenn Sie wüssten, dass ihre Art den Pflanzen und Menschen in wenigen Momenten das Leben aussaugt, um ihre Eier ablegen zu können."

Was?! "Sie hätten auch mir–?" Nein? Doch?

"Ohne mit der Flügelspitze zu zögern", nahm er mir jede Hoffnung, nur um sie mit einem Zwinkern wieder wie einen Shinto-Tempel auferstehen zu lassen. "Jedoch nicht in meiner Nähe."

Oh Gott.

Meine Fingerspitzen verkrampften auf dem dunklen Lederriemen, der meine Handtasche wie einen Gürtel umschlang, aber ich war noch nicht verzweifelt genug, um die Hand in seinem Ärmelstoff zu verhaken und mir einzubilden, ihm befehlen zu können, den Rest der Nacht am besten direkt neben mir stehen zu bleiben.

Seine Gegenwart war verhängnisvoll genug. Statt ihn und alle Dämonen der Stadt im strömenden Regen hinter mir zu lassen, tat ich sogar noch einen halben Schritt auf ihn zu – auch, wenn ich das skrupellos auf meinen Überlebensinstinkt und die bessere Aussicht neben ihm schob.

Jenseits der Markise türmten sich gigantische Wolkenberge wie Zuckerwatte auf, in die jemand schwarze und graue Farbe gekippt hatte, während das Grollen eines Gewitters um die Lichtkegel der Straßenlaternen schlich. Es erschien mir vollkommen verrückt, dass Isamu Interesse daran hegen könnte, sich wegen mir bis auf die Knochen durchnässen zu lassen und dann mit einer Lungenentzündung auf dem Bürgersteig zu flirten. Der begann fünf Schritte weiter in kleinen, unverschämt teuren und vermutlich mit einer winzigen Nagelfeile in Form gebrachten Pflastersteinen. Leider erwies sich mein Begleiter als genauso stur wie ich: Er schlug sich lediglich den Mantelkragen auf, ehe er mit einem vergnügten Funkeln unseren Gesprächsfaden wiederaufnahm. "Sie mögen das Wetter?"

"Natürlich." Ich mochte auch wahnsinnig komplizierte Dreiecksgeschichten, aber das sprach beides nicht für mich. "Und Sie?"

"Ich schätze Wolkenbrüche. Das kann ich nicht leugnen", erwiderte er zufrieden, ehe er sogar dieser Belanglosigkeit Leben einhauchte, als verberge sich hinter allem ein Geheimnis, das ich nur entdecken müsste. "Sehen Sie sich um. Die Menschen kehren heim und der Regen wäscht den Schmutz in den Grund, den ihre Autos auf allen Straßen und Wegen hinterlassen. Die Welt ist im Wandel, meine Liebe. Dachbalken bestanden einst aus Holz und waren mit gebrannten Ziegeln bedeckt. Ich habe viele Stunden meines Lebens damit verbracht, die handgeschnitzten Familienwappen am Ende der Traufen zu zählen, statt Pergamente zu studieren. Es ist fast seltsam, dass die Natur trotz der Wolkenkratzer noch nicht ihre Stürme und rauen Winde vergessen hat. Unter uns gesagt: Könnten Sie in der Zeit reisen, würde ich Sie zurück in eine Epoche nehmen, in der auch ein Dämon einen Unterschlupf zwischen Felsspalten suchen musste, um Blitzschlägen und gewaltigen Taifunen zu entkommen. Sie wären überrascht."

"Ja, vermutlich." Oder innerhalb der ersten Stunde tot.

Ich wollte die Vorstellung nicht weiter vertiefen, wie mich eine Böe von den Beinen hob, um danach wie ein kleines Fleischhäppchen gegrillt zu werden, daher beließ ich es bei der Gänsehaut auf meinen Unterarmen. "Warum ziehen Sie nicht auf das Land?"

"Allein?"

"Warum nicht? Ihre Sinne wären sicherlich weniger strapaziert als in der Großstadt."

"Nun, fortzugehen erscheint mir doch sehr abenteuerlich für einen Hundedämon meines Alters." Schmunzelnd trat er unter dem Schutz der kuppelförmigen Überdachung hervor, als fiele es ihm leichter, meinen Vorschlag zu überdenken, während der Regen wie Bindfäden sichtbar wurde und als feiner, schimmernder Film auf den Wollstoff des Mantels traf. Sein Haar glänzte nach wenigen Herzschlägen, doch ich widerstand der Versuchung, ihn darauf aufmerksam zu machen.

Das war viel zu riskant. Sogar halbe Hundedämonen steckten voller Überraschungen. Das wusste ich aus erster Hand seit meiner Beziehung zu Inuyasha, weil mein Ex-Freund in den Taschen seiner Schuluniform damals alle möglichen Nudelpackungen versteckt hatte. Ich zweifelte mit keinem fingerbreit daran, dass Isamu dann einen Regenschirm – und falls nötig noch drei Schwerter – aus dem Nichts hervorholen konnte, bevor er mir den Arm anbot.

Das kam gar nicht in die Tüte!

Meine Neugierde schlug beide Vorstellungen nieder, als ich den Kopf schüttelte und blieb, wo ich war. "Ich dachte, Sie sind aus freien Stücken allein. Was hält Sie an diesem Ort? Ihre Arbeit?"

"Wie wäre es mit Ihrer Gesellschaft?"

Oh, bitte! Dieses jungenhafte, herausfordernde Lächeln wählte er doch mit Absicht!

Seine unverblümte Heiterkeit über mein Einatmen traf mich genauso warm wie Sommerregen auf der Haut, aber mein widerspenstiges Blinzeln lockerte bereits seine Zunge. Selbst die blitzförmigen Streifen auf seinen Wangen schienen mit der Ruhe aufzuweichen, die einem Bachlauf zu Eigen war.

"Ich genieße die Arbeit in diesem Jahrhundert tatsächlich, Kagome. Mein Ältester ist ein fähiger Geschäftsführer und verhandelt geschickter in unseren Kreisen, als ich es in seinem Alter vermocht hätte, doch ich möchte vermeiden, dass er sich auf seinen Erfolgen ausruht. Der ein oder andere Einfall hält ihn bei Laune, solange ich ihn damit unvorbereitet treffe. Die Zeit wäre ihm sonst bald ebenso langweilig wie mir, und ein junger Dämon ist rastlos, wenn es darum geht, Grenzen zu finden und zu übertreten."

"Tatsächlich?" Das klang ja fast zu diplomatisch, um wahr zu sein. Ketzerisch biss ich mir auf die Lippen, um ihm nicht auf die Nase zu binden, dass sein Ältester bereits die Klauen in das Holz seines Schreibtisches bohrte, wenn er nur einen väterlichen Briefumschlag knistern hörte. Stattdessen fragte ich: "Und das können Sie nicht aus der Ferne in Ihrer Firma fortführen?"

Er blinzelte, während er meine Worte mit sichtbarem Gefallen vergalt. Einen Moment schien er ernsthaft zu überlegen, dann verwarf er den Anlauf zu seiner Antwort wieder und fuhr die Linie meiner Lippen ab, als könne der aufbrausende Wind ihn nicht besser beschäftigen. "Sie unterschätzen die Treue zu meinem Heim. Eine Flucht auf das Land bedeutet mir wenig. Warum sollte ich mich um die Gelegenheiten prellen, bei denen meine Söhne ihren Platz an meinem Tisch einfordern? Sie zusammen zu erleben, ist... es ist–"

"Einzigartig?"

"Ja, aber ich dachte an etwas anderes."

Ich beobachtete, wie er auf der Suche nach einem passenderen Wort die Augen schmälerte und dabei die Zeit zu vergessen schien. Seine Miene erinnerte mich flüchtig an einen Tag im Café. Porzellangeschirr, leise Gespräche. Wenn man vor meiner Nase ein Törtchen abstellte, perfekt mit grün-weißem Fondant überzogen, hier und da eine Erdbeere und kandiertes Karamell darauf getupft, bekam ich denselben, entrückten Gesichtsausdruck. Dann fiel mir Sesshoumarus Charakter ein und meine Gedanken bissen prompt auf eine saure Zitrone.

Schon gut.

Vermutlich würde ich auch ins Grübeln kommen, wenn ich die potenziellen Mordversuche an meinem Jüngsten verharmlosen sollte – vorausgesetzt, der war als Hanyou nicht genauso angriffslustig wie Inuyasha gestrickt und sprang auf den Lacktisch, bevor man ahnte, welcher Satz gerade die Stimmung vergiftet hatte.

Meine Fantasie wetteiferte prompt mit dem Plätschern des Regens, bis der windumtoste, sanft beleuchtete Eingangsbereich zum Schauplatz von knurrenden, aufeinander zu springenden Schatten wurde, solange ich Isamus Söhnen genügend Schwarzpulver auf die Zungen legte. Leider wurde ich unterbrochen, bevor ich mich entschieden hatte, wer wem das Fell gerbte.

"Ich fürchte, ich muss Ihren Einwurf vorerst gelten lassen", gestand er mir freundlich. "Der Starrsinn meiner Erben ist in jeder Hinsicht bemerkenswert, allerdings auf eine Weise, die ich einer Frau wie Ihnen gerne noch etwas vorenthalten möchte. Meine Familie pflegt ihre Geheimnisse und ich möchte nicht alles an einem Abend mit Ihnen überstürzen."

"Wollen Sie nicht, hm?", raunte ich spöttisch.

"Jedenfalls nicht ohne Ihr Einverständnis", verbesserte er sich mit einem feinen Heben seines Mundwinkels, während der Regen unter seinen dämonischen Energien zu knistern begann. "Ich bin mir sicher, dass sich unsere Grenzen nach Einbruch der Nacht ähneln, was das betrifft. Sie nicht?"

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Hui, gefährliches Terrain wartet in Kapitel #16, "Jaken V".

Jaken V

Candlelight

- Jaken V -
 

Autor: Morgi

Beta: Puria

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.

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Darauf gab es nur eine Antwort, die mir prickelnd wie eine Brausetablette auf der Zunge zerging. Ich hatte sie schon einmal unter eine Prüfungsfrage an meiner Oberschule setzen wollen und flüsterte sie diebisch: "Das verrate ich Ihnen nicht."

"Ich verstehe. Vielleicht an einem anderen Tag", neckte er mich. "Lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich bin ein geduldiger Mann und mache keinen Hehl aus meinem Interesse an Ihnen."

Ja – und dummerweise bescherte mir dieses Zugeständnis schon wieder weiche Knie. Meine Reaktion auf ihn war der Grund, weshalb ich es damals in meiner Schuluniform gelassen hatte, mein Schicksal mit dieser Frechheit herauszufordern. Meine Vergangenheit hatte die Angewohnheit, mir mit der Wucht einer Hellebarde auf die Füße zu fallen. Verflucht. Sollte es mich trösten, dass sich meine cremefarbenen Träger nicht auch noch unter dem Mantel verabschiedeten, weil mir sein Blick unter die Haut ging?

Atme, Kagome. Was du nicht aussprichst, kann deine Situation nicht beeinflussen.

Eisern biss ich mich an der Vorstellung fest, der Sommelier hätte mir die Frage nach meinen Grenzen mit dem Feingefühl eines Hammers entgegen gekrächzt, aber es half nichts. Gar nichts!

Hingerissen sah ich an Isamu empor, während die Zeit an den versiegelten Bodenplatten kratzte. Je länger ich der Kontur seines Kiefers folgte, desto kräftiger klopfte mein Herz. Es war zum Verrücktwerden! Erst ließ mich meine Magen-Darm-Grippe im Stich, um Sango von der Schippe zu springen, nun tat mir seine Lungenentzündung dasselbe an.

"Haben Sie keine Angst davor, dass ich Ihre Geduld testen und Sie die nächsten fünfzig Jahre anschweigen könnte?"

"Sie wollen mich ein halbes Jahrhundert lang nur dafür treffen?"

Wie kam er denn–

Oh nein.

Nein!

"Auf gar keinen Fall. Nur dafür? Das ist lächerlich", erwiderte ich, bis ich über seine bedächtig empor wandernde Augenbraue stolperte und meiner Antwort auf den Zahn fühlte. Es kostete mich mehr Zeit, als ich vor uns beiden zugeben wollte, dann begriff ich. Oh Gott. "V-Vergessen Sie einfach, was ich gesagt habe."

"Später. Gerade bewundere ich Ihr Geschick, dieses Gespräch nicht langweilig werden zu lassen. Täusche ich mich oder flirten Sie ebenfalls?"

Nein, das tat ich nicht! Oder doch?

Meine Nasenflügel bebten, bis ich mir wie eine aufgeblähte Himmelslaterne vorkam. Mein Bauchgefühl blieb bei dem zweiten Gedanken hängen, sodass ich es erschüttert vorzog, auf den Stilettos zu tänzeln und die aufziehende, nasse Kälte von meiner linken Wade zu verscheuchen, indem ich mit den Riemchen des anderen Schuhs darüber rieb. Als ich wieder aufrecht stand, musterte er mich immer noch ernst und warm, bis er sich zu einem Lächeln hinreißen ließ.

"Ich verstehe. Nun, es gibt unangenehmere Situationen. Sie stehen hier, und ich neben Ihnen im Regen. Uns trennt ein einziger Schritt, Kagome."

"Drei Schritte", flüsterte ich trotzig zurück.

"Drei auf Ihren Absätzen, ja. Vier, wenn Sie mich vorher noch an der Nase herumführen und aus dem Tritt bringen wollen." Entspannt richtete er seine Aufmerksamkeit auf den wellenförmigen Volant des Markisentuchs über meinen Kopf, während ich beim unaufhörlichen Prasseln des Wolkenbruchs das Gefühl nicht loswurde, sogar diese Höflichkeit als anziehend zu empfinden.

Verdammt.

Natürlich stimmte das – und ich errötete bei der Vorstellung, dass er mir zutraute, ihn trotz seines Naturells in den Grundfesten erschüttern zu können. Womit stand unsichtbar zwischen uns. Himmel! Das war nicht der passende Moment, um an seine hochgekrempelten Ärmel bei Tisch und die Wirkung auf meine glühende Haut zu denken.

Nein, nein, nein!

Aus!

Am liebsten hätte ich mir mit den Händen über die Wangen gerieben, damit sich mein Verstand mit etwas anderem beschäftigen konnte als seinen leger vor der Brust verschränkten Armen oder dem Regen auf seinem Gesicht.

"Sie bleiben also wegen Ihrer Familie in der Stadt", rettete ich mich auf harmloseren Grund und Boden, während das diffuse Licht von Nebelscheinwerfern an uns vorbeizog. Ein Wagen, dann ein zweiter. Bald folgte dem Strom ein Taxi. "Eine gute Ablenkung, finde ich."

"In der Tat. Sie ist mehr als annehmbar." Mit einem entwaffnend ehrlichen Blick sah er zu mir herunter, ehe ihn wieder die Laternen und Zierbüsche vereinnahmten, welche den Bürgersteig von der Straße trennten. Zwanzig Meter entfernt, vielleicht weniger, aber dann vertiefte er doch sein Lächeln. "Meine Söhne sind nicht das einzige Hindernis für einen Neuanfang auf dem Land – meine Grenze, falls Sie so möchten."

Ich spitzte meine Lippen, aber weigerte mich hartnäckig, seinen Unterton zu bewerten. Das Kribbeln auf meinen Fingerknöcheln war schwierig genug zu beherrschen. "Welches Hindernis gibt es noch?"

"Meine Enkelin ist eines."

Oh?

"Ich habe sie vor Sesshoumaru erwähnt, falls Sie sich erinnern", erklärte er mir, als wüsste ich nicht mehr, wie er die Eleganz meines Chefs beim vorgeschlagenen Sonntagstee zu viert wie ein Daunenkissen zerpflückt hatte. "Rin war in den letzten Jahren die wichtigste Dame in meinem Leben. Wenn ich sie beschreiben müsste ..." Er schnalzte mit der Zunge, während der Schalk sichtbar gegen ein Gefühl antrat, das ich nicht zu deuten vermochte.

Wehmut?

Bedauern?

"Denken Sie an eine Wiese, auf der Wildblumen und Bienen idyllisch leben, ehe ihre Hände hindurchfegen und alles aufscheuchen. Ich passe gern auf sie auf, und genieße ihre Besuche oder sie an meinen freien Tagen auf Jahrmärkte zu begleiten. Sie müssen wissen, Sesshoumaru ist nicht der Einzige, der einen Papierkescher halten kann."

"Es bereitet Ihnen Freude."

"Ja, über die Maße."

Mein Herz schmiegte sich völlig unvernünftig an die Art, wie er die Stimme über dieses Detail dämpfte. Im Gegensatz zu seinem Sohn, der in der Antarktis seinen Zweitwohnsitz ausbaute, wirkte er wie jemand, der lieber einzeln die Manschettenknöpfe aus einem Ententeich fischte, statt das kleine Mädchen allein hineinspringen zu lassen.

Oh, großartig.

Wenn das so weiterging, sprang ich bald ohne Widerworte hinterher, um ihn an Land zu ziehen.

Als er das Kinn hob, erwischte er mich dennoch unverhofft: "Begleiten Sie mich, Kagome?"

"Was? Wann?"

"Jetzt."

"Jetzt?!" Hörte er sich gerade reden? Und wohin überhaupt? Zum Teich? Nein, Quatsch. Er war ein Hundedämon, und die konnten nach wie vor keine Gedanken lesen. Also, wovon sprach er? Von der Vorhölle, die hinter mir goldverbrämt funkelte? Sah ich für ihn aus wie eine Frau, die einen Platz in der ersten Reihe einforderte, während er sich gegen meinen Eisklotz von Chef behauptete?

Große Güte. "Das ist wirklich verlockend, aber nein. Nein, danke." Ich wollte den Tag noch nicht auf dem Friedhof ausklingen lassen, solange ich mich hier draußen sicher fühlte.

"Wie bedauerlich." Er bewegte seinen Kopf nur wenige Millimeter im Schatten der Nacht, aber es genügte, um mich seinem Blick folgen zu lassen. Warum klang er auf einmal, als hätte ich ihm eine Flucht statt einer Einladung verdorben?

Dann sah ich es. Nein. Ihn!

An der Straßenecke, die den Häuserschluchten im Schein einer Laterne ausgeliefert war, zogen Windböen herrisch an einem braunen Mantel. Ich erkannte die Konturen eines Rückens, den dunklen Hut. Der Mann in der Größe einer Kröte hob gerade zu zetern an, als hätte er jemandem einen Stock auf die Füße geschlagen und erwartete allen Ernstes eine Dankeschön dafür. Ihm gegenüber wartete am Bordstein ein Taxi mit laufendem Motor, die Scheibe heruntergekurbelt, der Fahrer ebenfalls wild gestikulierend – und obwohl ich es nicht für möglich gehalten hatte, wurde ich noch blasser als am gesamten Abend zuvor.

Auch ohne die herüberwehenden Stimmfetzen hätte ich ihn erkannt.

Jaken.

Himmel, was tat der denn hier?! Gab es keine Überstunden, die er an sich reißen konnte? Er war der einzige Sekretär, der mit seinem Klemmbrett und einem eifersüchtigen Blick fast auf Sesshoumarus Pelzen spazieren ging, um den Vorgesetzten abwechselnd mit Lobesworten zu umschmeicheln oder den Versagern der Firma, die den Locher zu sanft betätigten, die Kündigung anzudrohen. Natürlich konnte er das nicht durchsetzen, weil er dazu die Unterschrift beider Geschäftsführer benötigte, aber diesen Teil der Firmenpolitik vertrauten die Angestellten einander nur flüsternd in der Kaffeeküche an.

Was für eine Pechsträhne suchte mich heute bitteschön heim? Wenn der sich jetzt umdrehte!

Entsetzt wirbelte ich auf den Spitzen meiner Stilettos herum, dann war ich so schnell dem Schutz der Markise entflohen und stand bei Isamu im Regen, dass sogar er überrascht zu mir sah.

Was denn?

Hatte er noch nie eine Frau gesehen, die ihm förmlich in die Arme sprang?

Leider konnte ich ihm mein widersprüchliches Verhalten nicht erklären. Es ging ihn nichts an, dass ich zu Beginn meiner Putzfrauenkarriere die Gelegenheit verpasst hatte, mir todmüde Streichhölzer zwischen die Lider zu klemmen und an meinem Wischmopp hinabgerutscht war, um mit einem Schwall dunkler Brühe und Lehmklumpen im Gesicht wieder zu den Lebenden zurückzukehren. Bevor ich den Schmutz auf dem glänzenden Eichenparkett verfluchen konnte, lernte Jaken fliegen und sich in Schwüre darüber zu ergehen, dass ich mein kleines Warnschild vorher aufzustellen hätte und es eines nicht allzu fernen Tages bitter bereuen würde. Es gab keinen Grund, das nicht meiner Wiedergeburt im nächsten Leben aufzubürden!

"Warum –", griff ich nach dem erstbesten Strohhalm, der mir im Sturzregen in den Sinn kam, "– gehen wir nicht woanders hin? Wie wäre es mit einem Spaziergang?"

"Jetzt?"

Wollte er mich mit diesem Gesichtsausdruck ärgern? Er war derjenige, der vermutlich sogar einen zweiköpfigen Drachen begeistert in die Arme schloss, obwohl der ihn von zwei Seiten beißen konnte. Dass er über mein selbstbewusstes, "Ja, natürlich jetzt. Ich sollte Sie doch begleiten", erneut zu lächeln begann, würde ich ihm später ruinieren. Ich hatte meine Handtasche und den Mantel, welcher mein cremefarbenes Kleid abschirmte, bereits an mich gedrückt und lief in die entgegengesetzte Richtung Jakens los. Die Pfützen unter meinen Absätzen spritzten rebellisch in die Höhe.

Ich schaffte elf Schritte, die er in weniger als drei wieder einholte.

"Wohin möchten Sie?", fragte er in ehrlichem Interesse neben mir.

"Oh, glauben Sie mir, das ist mir gerade herzlich egal." Dieser Stadtteil lag schon im Tageslicht außerhalb meines Budgets und bei der Dämonendichte wollte ich nach Einbruch der Dämmerung in Zukunft noch weniger von ihm wissen. "Ich folge einfach dem Rat meines Glückskekses und mache mir diese unabänderliche Situation zum Freund – nur an einem anderen Ort. Trocken, ruhig, suchen Sie sich etwas aus."

"Gern. Lassen Sie mich Ihnen vorher noch meinen Mantel geben."

- - - - - - -
 

Der moderne, treue Hund von heute gibt sein letztes Fell, äh, Hemd. Mantel! Ob wir in Kapitel #17, "Myouga", erfahren, wohin es geht?

Myouga I

Candlelight

- Myouga I -
 

Autor: Morgi

Beta: Silberfrost

Fandom: Inu Yasha

Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum

Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld.
 

Widmung: Ein spätes Geburtstagsgeschenk für Kerstin-san. ;)
 

Was zuletzt geschah:

"[...] mache mir diese unabänderliche Situation zum Freund – nur an einem anderen Ort. Trocken, ruhig, suchen Sie sich etwas aus."

"Gern. Lassen Sie mich Ihnen vorher noch meinen Mantel geben."

- - - - - - -
 

23
 

"Das ist–" nicht nötig.

Ich kam mir wie Rotkäppchen vor, als der Fischgrätenstoff auf meine durchweichten Haare fiel und mich in den vertrauten Geruch von Zitronengras hüllte. Ohne viel Aufhebens schlang er im Gehen die andere Hälfte seines Wollmantels um meine Schultern, dann bekam ich völlig übertölpelt die Knopfleiste zu fassen und streifte seine Hand. Es war keine große Sache. Wirklich nicht.

Mein Verstand war nur ohne mich weiter gelaufen. Allmählich hätte ich mich daran gewöhnen müssen, aber die Nähe änderte die Spielregeln. Ha! Warum packte ich ihn nicht gleich unaufgefordert an der Krawatte und zog ihn zu mir herunter?! Dass er sich solch eine Berührung von mir gefallen ließ, statt mir dafür die Kehle zu zerreißen, sprach Bände! Sesshoumaru hätte für diese Gelegenheit seinen linken Arm gegeben – mich unappetitlich auf den Bodenplatten zu verteilen, nicht den Blick fasziniert über meine Wimpern wandern zu lassen.

Unglaublich, dass ich es schaffte, vor dem einen Hundedämon davonzulaufen und mit dem anderen Arm in Arm spazieren zu gehen.

Ein halbes Dutzend Schritte später wich das Gewicht wieder von meiner Schulter. Während ich meine Grenzen verletzte und auf Tuchfühlung ging, wahrte er den Anstand und lächelte über mein Gefühlschaos.

Schnaufend zog ich die doppelt gewobene Stoffschicht tiefer in die Stirn, während die Gehwegplatten von gluckernden Wellen überspült wurden. Am liebsten hätte ich Sangos Ex-Freund Naraku angerufen und ihn gefragt, warum er es nie mit dieser Masche versucht hatte. Die Taktik funktionierte hervorragend, um den eigenen Korb mit Stilettos treten zu wollen!

Stumm fluchte ich auf meine Situation. Jakens Gezeter verblasste hinter uns. Vom Boden stieg ein Nebelfilm auf, der sich in Schlieren um die Blumenkübel am Wegesrand wickelte, bis der Bürgersteig lebendig wirkte. Die Pflanzen flatterten unter der Energie meines Begleiters, dann verdichtete sich der Wolkenbruch zur Gischt.

Das machte mir überhaupt nichts aus.

Mein scharfer Atemzug, die klamme Feuchtigkeit auf den Waden: So fühlten sich alle Frauen, die in der nächsten Einblende eines Liebesfilms eine saftige Erkältung heimsuchen sollte, statt schirm- und kopflos neben ihrem Geschäftsführer ins Ungewisse zu spazieren.

Glücklicherweise war ich zu alt, um darauf zu achten, wie sich der Stoff seines grauen Seidenhemdes gegen seine Schultern drückte. Die meisten Dämonen spotteten jeder Werbung, was die sehnige Muskulatur betraf. Er auch. Wer hatte sich das ausgedacht? Ich stand tagsüber stundenlang auf den Beinen, wischte, fegte und nahm Reißaus vor den lebensverkürzenden Klauen meines Chefs. Mir gebührten die durchtrainierten, schönen Waden einer Heldin!

Stattdessen fuhr ein weiterer, eisiger Windstoß gegen meine dürren Knöchel und brachte ein nahes Laternenlicht zum Flackern. Na, danke auch. Die Gänsehaut kroch mir prompt bis zum Nacken hinauf, aber das hielt mich nicht davon ab, ketzerisch das Gegenteil zu behaupten: "Sehen Sie? Ich bin immer noch nicht durchnässt."

"Das letzte Mal, als ich diesen Satz hörte, weckte mich jemand am nächsten Morgen mit Schüttelfrost und hohem Fieber."

"Ihr Berater, Isamu?"

"Nein", lächelte er mich amüsiert an.

"Wirklich nicht?"

"Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass er sich von Krankheiten oder unangenehmen Ereignissen fernhält, die mein Leben mit sich bringen. Wäre es anders, hätte ich seit meiner Jugend keine ruhige Minute mehr genossen." Er sah mich so heiter an, als erwarte er, seinen Angestellten hinter meiner Schulter mit einem zusätzlichen Armpaar beim Wedeln zu entdecken. "Wenn ein Flohgeist erst beschlossen hat, Sie an seinem Wissen teilhaben zu lassen, weicht er nicht mehr von Ihrer Seite."

Wollte ... wollte er mich veralbern? "Ein Hundedämon und ein Floh?"

"Der klügste und langlebigste seiner Art, um ihn zu zitieren."

"Ja, und zweifellos der verrückteste, falls er glaubt, Ihnen ins Gewissen reden zu können."

"Dann und wann gelingt es ihm. Ich bin zum Bedauern meiner Geschäftspartner alt, nicht taub", führte er trotz meines Glucksens aus, ehe er mich mit einer Neigung seines Kopfes auf die Straße jenseits des Bordsteins hinwies. Das Wetter hatte den Asphalt längst in einen Strom verwandelt, sodass vereinzelte Abschnitte wie Inseln und Rochen auftauchten. Nachts, im schwarz glänzenden Meer, konnte es nicht berauschender aussehen. "Halten Sie sich links, Kagome. Ihre Absätze sind hoch genug, um nicht zu versinken."

"Ich bezweifle, dass das für meine Zehen gilt."

"Oh, davon bin ich überzeugt. Der schmale Pfad genügt. Sollten alle Stricke reißen und ich mich irren", versicherte er mir, "werde ich als gewaltiger, weißer Hund reumütig hinter Ihnen hertrotten."

"W-Wehe Ihnen!", schnappte ich erschrocken.

"Es klingt wesentlich schlimmer, als es ist."

Das war auch nicht mein Problem an seiner Behauptung, aber ich konnte ihm unmöglich gestehen, dass ich durch Kogas Erzählungen über einer leergefegten Küchentheke bereits wusste, wie viel Vertrauen und Zuneigung es brauchte, um einen Dämon in seiner wahren Gestalt zu sehen – und zu überleben. Über das Wörtchen 'Reue' wollte ich gar nicht nachdenken!

Natürlich blieb ich mir selbst treu und tat es trotzdem.

Seufzend stieg ich über den ersten Wasserschwall hinweg, der in einer Rinne vor dem Bürgersteig die Rolle für den nächsten Marianengraben austüftelte. Einen Moment schimmerte die Oberfläche in der hellen Farbe seines Haares, doch als ich blinzelte, war der Spuk schon wieder verschwunden. Huch?

Dann spürte ich seine Hand an meinem Ellenbogen, als lägen nicht zwei Mäntel dazwischen. "Vertrauen Sie Ihren Sinnen", raunte er mir zu, während seine Stimme ein dunkles, ernstes Timbre annahm. "Fällt Ihnen die Veränderung in der Luft auf?"

"Es ... es nieselt noch?" Mein Verstand nannte es auch kieksend, 'vom Regen in die Traufe kommen', aber meinen Anflug von Vernunft und das Festhalten der Handtaschenriemen mit den freien Fingerspitzen lächelte er geduldig hinfort.

"Sie haben eine charmante Art, über eine Kreatur dieser Art zu sprechen."

"Von wem reden Sie?" Von Jaken? Hatte er sich doch an unsere Fersen geheftet? Diese Froschplage!

Ein paranoider Blick über meine Schulter zeigte mir die Aussicht auf die Hälfte meiner wie Algen klebenden Haarsträhnen und das Innenfutter seines Mantels. Oder mit anderen Worten: Ich konnte froh sein, dass ich nicht halbblind ins Stolpern geriet.

Trotzdem blieb ich die Einzige, die sich fernab des Restaurants mit Isamu unterhalten wollte.

Moment.

Musste.

Musste!

Also schön. Wollte. Ein bisschen. Ich hatte keine Ahnung, wen er meinte und der Eingangsbereich lag weiter zurück als erwartet: Ein unscharfes, im Zwielicht der Nacht verwaschenes Gebilde voller funkelnder Lichter. Bei der nächsten Gelegenheit hing ich wieder an seinen Lippen. Leichtsinnig, nicht wahr? Normalerweise stand ich unter einer kleinen, überdachten Bushaltestelle, wenn ich über unerwünschte Zuhörer oder das Wetter philosophierte: Das Smartphone zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt, die Wangen brennend vor Scham über die unpassenden Gegenfragen meiner Mutter. Inzwischen war sie entschlossen genug, mir eine polygame Beziehung zu sieben Männern gleichzeitig zu verzeihen, solange einer davon Vater werden wollte. "Verraten Sie es mir."

"Wir sind an einem Drachen vorbei gekommen, meine Liebe. Seine Schuppen spiegelten sich im Wasser."

Was?

Mein empörtes Stehenbleiben ließ er nicht gelten. Seine Hand wanderte meinen Rücken hinab, dann schob er mich weiter und mein Widerstand zerstob wie Eisen auf der Esse, ehe ich überhaupt sortiert hatte, was ich ihm alles an den Kopf werden wollte. Ich befand mich im Herzen Tokyos! Einer Stadt, die den Menschen gehörte. Warum begegneten mir im fünf Minuten Abstand neue Dämonen, die mich vierteilen, aussaugen oder auffressen konnten, seit ich mich mit ihm unterhielt? Sogar in der 'Taishou Holdings Corp.' gab es ganze Etagen, auf denen ich Youkai vergeblich suchte! "Sie ziehen solche Probleme an", flüsterte ich scharf.

"Nun, das ist leichter, als sie sich mühsam zum Zeitvertreib suchen zu müssen."

Sehr witzig.

"Seien Sie unbesorgt, Kagome. Es war nur ein unerfahrenes Jungtier, das die Grenzen ernster nehmen sollte und aus der Not eine Tugend machte. Sie verschmelzen selten mit der Natur, um ihren Hals zu schützen. Einem alten Drachen möchten Sie kaum im Tageslicht begegnen."

Warum sollte ich auch?

Mein Mund wurde trocken, während mich die Vorstellung wie mein verkniffen aussehendes Spiegelbild vor der Morgendusche ansprang, ehe die Wassertemperatur auf zehn Grad fiel und ich kreischend auf eine andere Fliese springen konnte. Dann überschlugen sich meine Gedanken, bis ich den Namen Ryukotsusei hinter jeder Böe flüstern hörte. Bloß nicht albern werden.

Schluss jetzt!

Der finanzielle Ruin von Sangos Vater hatte mit einer Unterschrift bei strahlendem Sonnenschein begonnen – und ich war kein naiver Teenager mehr, der vergaß, dass der Mann an meiner Seite von Drachendämonen im Westen aufgehalten worden war, während seine zweite Frau im Feuer verbrannte. Ich wollte nicht herausfinden, was er wirklich über Drachen dachte. Nicht, wenn ich den Druck seiner Hand so deutlich spüren konnte. Für Dämonen wären meine Rippenbögen wie Papierstreifen.

Rasch stieg ich in wenigen Schritten auf die gegenüberliegende Seite des Bordsteins. Die Absätze erzeugten ein dumpfes, selbstbewusstes Klacken, doch sein Blick galt nur meinen cremeweißen Riemchenstilettos, als er mich wieder freigab. Inzwischen zierte sie ein Sprenkelmuster aus Schlamm und Matsch, das sich bis zu den Kniekehlen hinaufzog. Mich von einem Klecks Lehm angreifen und von ihm retten zu lassen, kam jedoch nicht in die Tüte. "Warum machen Sie mich auf diese Dinge aufmerksam? Ich könnte an den Gefahren vorbeigehen und mich mit ihnen unterhalten, ohne sie zu bemerken."

"Nun, ich fürchte, für den Tod spielt es keine Rolle, ob Sie auf ihn aufmerksam werden. Es erleichtert ihm nur das Tagewerk." Er schmunzelte, als ich die Lippen spitzte und sie mit der Vorliebe für alte, rostige Schwerter schärfte.

"Das ist das Gegenteil eines einträchtigen Spazierganges, falls Sie das wissen wollten."

"Vermissen Sie etwa das Kerzenlicht?"

"Tauschen Sie es gegen ein warmes Handtuch", erwiderte ich kokett, "und wir können weiter reden."

"Ich werde mich daran erinnern."

Ohne Eile hielt er mit mir Schritt, während ich ihm dann und wann einen verstohlenen Seitenblick zuwarf. Er wirkte entspannt, ruhig und nahm keinen Anstoß daran, dass der Regen in dicken, schweren Bahnen kam. Ein Tropfen nach dem anderen lief an seinem Kiefer hinab, um anschließend Stoff und Leder zu tränken. Bei der Qualität seiner Hosen oder des Schuhwerks hatte ich etwas anderes erwartet, aber er öffnete nicht einmal verärgert die Lippen, als er den Kopf zu den Wolken hob.

Das Grollen gehörte zum Gewitter, nicht zu ihm.

Ich versuchte mir vorzustellen, wie es war, wenn man den Nachthimmel über Jahrtausende kommen und gehen sah. Er hatte Recht: Alles veränderte sich, wuchs und starb, wurde gebaut und eingerissen, doch die Natur blieb. In der Stille zwischen uns veränderte sich die Stadt.

Die Wolkenberge hingen wie eine rabenschwarze Kuppel über den Hochhäusern und der Allee fest, welche der Moderne mit jedem frisch gepflanzten Blauregen und den empor rankenden Prunkwinden die Zeit aus dem Mauerwerk zog. Seitenstraßen zweigten ab und wurden zu Graspfaden; mehr als ich zählen konnte. Die Gebäude bekamen Dachtraufen und nicht enden wollende Reihen wuchtiger Autos verschwanden am Straßenrand, ehe ich mich an die Wagen gewöhnt hatte. Selbst die Platten des Gehwegs brachen in der Struktur auf, bis jeder Stein in einer Wachsschicht schimmerte. Bald glänzte der Bürgersteig mit der Schönheit eines alten Spinnennetzes.

"Wir sind fast da. Ich hätte Sie gefahren", verriet er mir, "aber ich habe mich zu Champagner überreden lassen, und vermeide an Abenden wie diesen den Lärm und Geruch laufender Motoren. Sie überdecken Fährten, die selten zu Gast sind und die ich ungern aus den Augen verliere."

"Weil sie Gefahr bedeuten?"

"Nein. Ich bin nur wählerisch bei meinen Besuchern, wenn ich Rin glauben darf. Darf ich bitten?"

Als ich meine Stirn in Falten legte, fühlte ich mich begriffsstutziger als Kirara, die vergaß, ihre Krallen aus meinem Oberschenkel zu ziehen, während ich schon dreitausend Tode starb. Dann bemerkte ich die Treppenstufen, die sich in Laufrichtung abzeichneten. Schieferfarbene, sorgsam behauene Absätze – der erste beinahe vollständig von den Wurzeln eines uralten, knorrigen Magnolienbaums verdeckt, der im Wolkenbruch atmete. Das Gebäude dahinter erwischte mich unvorbereiteter als ein Pfeilhagel.

Er hatte mich doch nicht ...

- - - - - - -
 

Wo denkt sie hin? Natürlich! Endet der Spaziergang in Kapitel #18, "Myouga II"?



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Von:  SUCy
2023-07-14T20:27:29+00:00 14.07.2023 22:27
Juchuu es geht weiter xD
Ach ich lese die Beiden so gerne!
Und lass mich raten... er hat sie wohl zu sich nach hause gebracht XD
Aber Naja.. ein Hundekörbchen ist doch um einiges gemütlicher, als die verregnete Nacht.
Antwort von: Morgi
21.07.2023 11:18
Deine Vorstellung von dämonischen Hundekörbchen könnte die verregnete Nacht um Längen angenehmer machen. Aber wer will das schon herausfinden? :DD
Von:  Kerstin-san
2023-07-04T15:34:06+00:00 04.07.2023 17:34
Hallo,
 
erstmal: Vielen, vielen Dank - ich freue mich auch sehr über etwas spätere Geburtstagsgeschenke ♥
 
Hach, der alte Charmeur hier, da können sich seine beiden Söhne aber mal eine Scheibe von abschneiden. So behandelt man eine Dame. Ohne viele Worte gibt man seinen Mantel ab, damit sie nicht erbärmlich durchweicht wird und sich zähneklappernd in das nächste warme Geschäft rettet.
 
Hm, wäre ich Kagome, würde ich mich jetzt paranoid fragen, an wie vielen Dämonen ich sonst so pro Tag vorbeilaufe, ohne sie zu bemerken. Das ist irgendwie schon eine beunruhigende Vorstellung, dass die sich so gut tarnen können, dass sie quasi unsichtbar sind.
 
Ehrlich gesagt empfinde ich den Teil des Spaziergangs der beiden, als beide auch mal einvernehmlich schweigen, als sehr angenehm. Es ist ja oft so, dass man sich in so Momenten genötigt fühlt, gezwungen Konversation zu betreiben, weil Schweigen an sich, als unangenehm empfunden wird, aber ein angenehmes, einvernehmliches Schweigen, ist etwas, das ich selbst sehr gerne mag.^^
 
Sooo und hat er sie jetzt ganz geschickt zu sich nach Hause gelotst? Im ersten Moment dachte ich, er hätte Kagome zu ihrem zu Hause gebracht (was ja sehr Gentleman-like wäre), aber er kann ja ihre Adresse gar nicht kennen und außerdem wäre der Abend dann ja schon zu Ende. Das will Isamu ja sicherlich nicht xD
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von: Morgi
05.07.2023 09:25
Eine Scheibe oder den linken Arm oder die plüschigen Hundeohren ... ach, ich glaube, wir überlassen das besser dem alten Herrn der Familie. ;)

Die Frage halte ich für berechtigt hoch zehn. Ich dachte mir in den Neuzeitfolgen Kagomes oft: Wo sind die ganzen Dämonen hin, die früher die Landstriche bevölkerten und in Angst und Schrecken versetzen konnten? Dass man in dieser Geschichte trotz der Co-Existenz wahlweise ahnungslos an ihnen vorübergeht oder nicht erkennt, was man dort genau entdeckt hat, weil man die Dämonenart nie gesehen hat: Ja ja, ein bisschen Pech darf es auch mal sein!

Deine Idee könnte mit seiner Phrase, "meine Besucher", schon den Nagel auf den Kopf getroffen haben. An ihre Adresse käme er zwar durch die Beschäftigung in der Firma, allerdings hätte sie dann die Umgebung längst wiedererkannt und wüsste, dass er sie durchschaut hat. Trotzdem habe ich herzlich gelacht. Was traust du mir nur für Gemeinheiten zu? :D

Viele Grüße, Morgi
Antwort von:  Kerstin-san
05.07.2023 17:03
Ich hatte immer angenommen, dass die Dämonen in Kagomes Zeit ausgestorben wären.

Richtig. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: "Meine Besucher" würde sich tatsächlich schlecht mit Kagomes Wohnung vertragen.^^
Aaaaber dann müsste er ja erstmal wissen, dass Kagome für ihn arbeitet (und das tut er doch nicht, oder weiß er es und hat es bisher nur nicht angesprochen? Das wäre mal ein Twist!)

Liebe Morgi, ich traue dir alles zu <3
Antwort von:  Hotepneith
06.07.2023 19:33
Ihr fragt euch, wo die ganzen Dämonen hin sind? Nachdem Naraku UND die Idiotenbrüder durch Japan getobt sind UND anschliessend Sesshoumaru erklärt hat seine Regentschaft über alle Dämonen einläuten zu wollen? Entweder sie sind augestorben ..äh...worden oder halten sich wohlweislich bedeckt... Bakusaiga ist ein tolles Schwert mit einem hübschen Angriff, solange man es nciht aus der falschen Perspektive sieht.


hotep
Antwort von: Morgi
06.07.2023 19:34
Ich behaupte, Sesshoumaru und Inuyasha haben beide hübsche Angriffe, die man lieber aus der anderen Perspektive sieht. Muss in der Familie liegen ... :P
Antwort von:  Hotepneith
06.07.2023 19:36
Das stimmt, aber Inu Yasha wollte nicht der Chef weden...
Von:  Hotepneith
2023-07-04T15:15:38+00:00 04.07.2023 17:15
Oh doch, er hat.
wunderschöne Beschreibungen in diesem Kapitel, nun ja, immer, aber ein Unwetter von jaken und Drachen umrahmt zu sehen ist ungewöhnlich. So viele shades of schwarz wie hier auftauchen…
Bokuseno dürfte nicht nur des Wetters wegen tief atmen.
 
Wer bitte sucht ihn denn unerwünscht heim? Die Ex?Der eine oder andere Sohn? Heute Abend wären sie wohl alle unerwünscht. Wobei gefährlich für den werten Heerführer und Kagome wohl zwei Dinge sind…Ich verweile in diebischer Vorfreude auf die Verzweiflung eines Flohgeistes, denn zumindest der könnte Kagome ja schon kennen….
 
hotep
Antwort von: Morgi
05.07.2023 09:14
"Shades of Schwarz" wäre einmal ein Arbeitstitel! (Wie schön, dass du den alten Baumgeist erkannt hast ... ich freue mich!)
Ob du mit deinen Theorien richtig liegst, wird sich bald aufklären. Sehr zum Bedauern des ein oder anderen. ;)

Viele Grüße, Morgi
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2023-01-20T05:27:19+00:00 20.01.2023 06:27
Täusche ich mich oder flirten Sie ebenfalls?"

Naja ein ganz kleines bisschen schon Kagome. Wird auch langsam Zeit.

Isamu mit kleinen Kindern auf denn Jahrmarkt. Die Vorstellung gefällt mir ( vor allem wenn es die Welpen von ihm und Kagome wären).

Ach du scheiße nicht jaken auch noch.

Flucht ist in und wieder die beste Verteidigung.

Wo werden Sie jetzt hingehen????

Hoffe das nächste Kapitel kommt bald

😈😈😈😈
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2023-01-20T05:05:44+00:00 20.01.2023 06:05
In Isamus Gegenwart ist Kagome zu 100% sicher.

Wenn isamu Wüste das sowohl Sesshômaru und vor allem inuyasha verantwortlich sind für Kagome's ablenenden Verhalten ihm , Dämonen und Hanyou,s gegenüber.
Bin auf seine Reaktion gespannt

😈😈😈😈
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2023-01-19T12:23:12+00:00 19.01.2023 13:23
Das war jetzt nicht nett von Sesshômaru. Isamu sollte ich an denn Ohren zu Kagome schleifen das Sess sich bei ihr entschuldigt.

Häm 🤔🤔🤔🤔 hat das Feuerzeug eine Besonderheit????
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2023-01-19T12:17:59+00:00 19.01.2023 13:17
So langsam schmilzt Kagome's eispanzer oder tausche ich mich ????
Was werden die zwei draußen machen????

Bin gespannt
Von:  SUCy
2023-01-06T17:02:51+00:00 06.01.2023 18:02
Der Isamu XD das sagt er ihr einfach so. Und schafft es, das es auch noch angenehm klingt.
Tja Kagome, ich würde sagen, sucht euch ein nettes, trockenes Plätzchen XD
Antwort von: Morgi
06.01.2023 18:05
Die Weisheit des Alters schlug kritisch zu. Ha! Das war übrigens der erste Satz, der im Kapitel fest stand. :D
Das trockene Plätzchen wird dir gefallen!
Von:  Kerstin-san
2023-01-06T15:06:49+00:00 06.01.2023 16:06
Hallo,
 
haha, stimmt: Ein Geheimnis aus seinem Interesse macht er nun wahrlich nicht und bei Kagome ist das im Moment auch das Einzige, was dafür sorgt, dass sie noch neben ihm steht und nicht schon längst das Weite gesucht hat.
 
Aww, die Vorstellung, dass der Taishou mit Rin auf Jahrmärkte und sowas geht, ist total herzig! ♥ Man hat trotz der wenigen Worte gemerkt, wie wichtig ihm Rin ist.
 
Jaken hat hier nur einen Kurzauftritt, was? Bisschen schade, er und seine Meckertiraden hätten bestimmt ordentlich Schwung in die Bude gebracht. Ich finde den Gedanken witzig, dass der Taishou mit Kagome einen kleinen Ausflug machen will, nur um Jaken nicht zu begegnen xD Und hey, immerhin haben die beiden da dann eine Gemeinsamkeit.
 
Jetzt bin ich sehr neugierig, welchen trockenen, ruhigen Platz unser Hundefürst sich da aus dem Ärmel schütteln wird.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von: Morgi
06.01.2023 16:58
Da ich aktuell mit einer Verlängerung des ursprünglich geplanten Inhalts liebäugle, der sonst absehbar zu Ende gehen würde, sollten sich Rin und Jaken noch die Hand geben dürfen. Es sind Szenen, die bekäme ich in keiner der anderen Geschichten unter ... wenn nicht hier, wo dann?
Ich knabbere eher an der mageren Auswahl der Kapiteltitel als an dem, was mir noch einfällt!

Und ja, ich mag die Vorstellung von ihm als Großvater ungemein. Als Vater gab es nur Häppchen in der Originalserie, während man die Fürstin direkt interagieren sehen durfte. Die Lücke ist ungerecht!
Von:  Hotepneith
2023-01-04T20:19:17+00:00 04.01.2023 21:19
Der Herr der Hunde findet die Situation viel zu amüsant um zwei und zwei zusammen zu zählen...  sein Ältester, der Kagome offensichtlich kennt, was sie nicht wissnen will, jetzt türmt sie vor Jaken... Dazu eine offenbar recht dominate Freundin....ja, da hat wer einen unerwartet amüsanten Abend
Und gibt ihm eine ziemlich freie Hand, wohin sie gehen werden,
 
 
Kagome sollte doch dominante HUndejungen kennen.....
 
 
hotep
 
Antwort von: Morgi
05.01.2023 09:36
Offenbar ist Jaken schlimmer als jede Erfahrung, die sie früher sammeln durfte. Naja, wie hieß es einmal so schön bei dir? Aus Schaden wird man klug und manche Fehler sind zu schön, um sie nicht zu wiederholen. :)
Ich habe mich über deine Anmerkungen königlich amüsiert! Danke!


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