Together through emotional justice von Erenya ================================================================================ Prolog: Ein Brief mit Folgen ---------------------------- Ein Fehler, etwas anderes konnte es nicht sein. Vielleicht auch ein Albtraum. Oder beides auf einmal. Vielleicht war das auch ein schlechter Witz, ein MSP, oder ein sadistischer Zauber, der aus der Feder Daelis hätte stammen können. „Ist das nicht toll, Engelchen? Dein Traum ist nun zum greifen nah.“ Das Papier in meinen Händen knitterte. Ich sah auf, zu dem Mann an meiner Rechten, der mich stolz anlächelte. Da lagen Erwartungen in seinem Blick, Ängste, Wünsche. „Morgen ist deine Aufnahmeprüfung. Bist du schon aufgeregt?“ Mein Blick wandte sich zu meiner Linken, dahin wo die Frau mit dem flammenroten Haar war. Auch sie schien stolz zu sein und legte ihre Arme freudig um mich. Sanft drückte sie mich an sich, wobei Strähnen ihres Haares mich an der Wange kitzelten. Ich wandte meinen Blick ab, wieder auf das Blatt Papier in meinen Händen, dass bereits ein paar Knitter drin hatte. Zulassung zur Aufnahmeprüfung für die Yuei-Akademie, stand dort in kursiven Lettern. Es dauerte einen Moment, vielleicht auch zwei oder drei Momente, bis ich verstand was hier vor mir war. Aufnahmeprüfung... Yuei-Akademie, das konnte nur auf einen Ort hindeuten. „Sie ist ganz sprachlos, Miwako.“ „Das hat sie eindeutig von dir, Darling. Ich erinnere mich noch, wie sprachlos du warst, als du mich zu unserer ersten Verabredung eingeladen hast und ich wider erwarten zugesagt habe.“ Die Frau, die wohl auf den Namen Miwako hörte, schien sich nicht die Mühe zu geben die Wahrheit zu verschönern. Scheinbar trug sie das Herz auf der Zunge. Der Mann hingegen war nicht gekränkt, sondern lachte hell auf. Zwischen ihnen gab es eine Vertrautheit, die deutlich unterstrich, dass sie einander nicht nur länger kannten, sondern auch schon viel gemeinsam durch gemacht hatten. „Was ist hier?“, flüsterte ich leise, als immer mehr in meine Gewissheit floss, was für ein Schreiben ich in der Hand hielt. „Engelchen, ist alles in Ordnung?“ Erneut sah ich zu dem Mann auf und ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. Das hier, war mein Vater, die Frau meine Mutter und das hier war ich, und irgendwie auch nicht. 'Eine alternative Version von mir im MHA? Aber wie? Und wann?' Ich fragte mich nicht, zu was für einen Zeitpunkt ich hier war. Ich fragte mich nicht wie mein Alter Ego es zur Aufnahmeprüfung schaffen wollte. Die Frage war, wie und wann es passiert war, dass ich mit meinem Bewusstsein in diesem Alter Ego landete und vor allem warum. Ja, wäre das ein MSP gewesen, diese Hölle hätte ich wahrscheinlich Daelis zu verdanken. Diese Sadistin. „Sie ist ein wenig blass um die Nase. Ich weiß was da hilft. Die Miyazawa Spezial-Suppe. Sie schwemmt Nervosität und Zweifel davon.“ Miwako lächelte mich an, wie es nur eine Mutter bei ihrem Kind vermochte. Ein Kind, das ich und irgendwie auch nicht ich war. Mein Alter Ego. Und sie merkte nichts. Doch das war gefährlich. Je mehr Zeit ich mit ihr und Alter Egos Vater verbringen würde, desto deutlicher würden sie merken, dass ich nicht ihre Tochter war. Die Frage war nur, was sie dann anstellen würden. Abstand, ich brauchte für den Moment genug Abstand um mir Wissen an zu eigenen. Um zu erfahren wer Alter Ego war. „Tut mir leid, ich hab keinen Hunger. Ich möchte gerne in mein Zimmer und mich etwas auf die Aufnahmeprüfung vorbereiten.“ Ich versuchte so selbstsicher wie möglich zu klingen. Unter Familie fühlte man sich schließlich nicht unwohl. Ich unterstrich diese Selbstsicherheit mit einem Lächeln. „Oh natürlich. Ich werde dir nichts desto trotz einen Snack vorbereiten. Du solltest auch nicht so lange machen. Die Prüfungen beginnen früh. Und wenn du den Praxistest gut überstehen willst, dann brauchst du einen gesunden Schlaf“, erklärte Miwako, wobei doch ein Funken Überraschung in der Stimme zu hören war. Ich nickte nur und vermied es etwas zu sagen. Unsicher packte ich den Brief in den Umschlag, und verließ den Raum, der eindeutig als Wohnzimmer zu identifizieren war.   Der Flur der Wohnung war weiträumig und hatte neben einer Tür, die deutlich aus Toilette ausgeschildert war, eine große Wendetreppe, die hinab führte. Ein Blick hinab zeigte eine Tür vor der Straßenschuhe standen und ein kleiner Eimer für Regenschirme. Sicherlich war das der Weg nach draußen. Also keine Option. Ich musste schnell das Zimmer finden, welches wohl das meinige war. Eine weitere Tür war etwas schmuckloser, einfacher gehalten und befand sich direkt neben einer mit Namensschild. „Erenya“. Good ol' me. Das passte zu mir, vielleicht weil es immer meine Einsicht gewesen war, dass ich mein Zimmer deutlich kennzeichnen musste. Glück im Unglück also, das mein Alter Ego doch nicht so anders war. Wenn man davon absah, dass da wirklich ein direkter Name stand. In einem Schildchen, umkreist von kleinen Diamanten ähnlichen Dingern. Ich zögerte nicht und ging direkt auf dieses Zimmer zu, öffnete es und verschwand ins Innere. Das Zimmer war einfach, schlicht gehalten. Ein Bett, ein Schreibtisch, ein Fernseher auf einer Kommode, daneben eine Spielekonsole. Und natürlich ein paar Poster von Personen, von denen ich vermutete, dass sie wohl die Helden waren, die Alter Ego bewunderte. Wobei eine Person besonders hervor stach. Ein maskierter Mann stand dort, umhüllt von einem Kreis aus Flammen. Es war nicht Endeavor, sondern jemand anderes, der wohl das Feuer beherrschte. Seine Gestalt war aber nicht so furchterregend. Sie hatte was erhabenes. Einfach, nicht aufblasend, fast schon enttäuschend einfaches. Und doch löste ein Blick auf dieses Bild ein Gefühl in mir aus, das Bewunderung und Stolz auslöste. Dazu kam der innige Wunsch seinem Beispiel zu folgen. Jemand zu werden wie er. Ich spürte es, tief in meinem Herzen, dass stark in meiner Brust schlug. Ich las den Namen des Helden „Firefist“ und hatte nur noch mehr das Gefühl, dass allein dieser Name wie der Rettungsanker für einen Wunsch war, der schon Jahre lang in diesem Körper ruhte. Vielleicht war das der Grund. Der Grund für die Prüfung die ich auf mich nehmen wollte. Oder viel mehr Alter Ego. „Das wird böse enden“, murmelte ich leise, denn ich war so gar nicht auf einen Test vorbereitet. Geschweige denn das ich wusste was Alter Egos Fähigkeit war. Das würde böse enden. Sehr böse.   **~~**   Das Frühstück, welches Alter Egos Eltern aufgebahrt hatten, war würdig eines Helden. Reis mit Fisch, Tamagoyaki, Gemüse, ein Obstsaft und andere Dinge die nicht zusammen passten aber mir sicher die Wahl geben sollten zu nehmen was ich brauchte. Mein Magen knurrte, also griff ich zum Reis mit Ei. Mit Fisch fühlte ich mich nie sonderlich wohl. „Heute ist der Tag. Ich hoffe du hast genug Schlaf bekommen. Och Gottchen sind wir aufgeregt. Dein Vater wird heute das Restaurant schließen, damit wir dich zur Prüfung fahren und auch wieder abholen können.“ Die Alarmglocken schrillten in mir. Mehr Zeit mit Egos Eltern zu verbringen konnte bedeuten, dass sie schneller dahinter kamen, dass ich nicht ihre Tochter war. Und doch, ich hatte mir am Abend zuvor vorgenommen, zu sehen was ich schaffen könnte, ohne den Wunsch von Ego zu zerstören. Wenn ich zu spät kam, würde ich das nicht schaffen. Und ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie ich zum Prüfungsgebiet kam. „Ihr sollt nicht wegen mir das Restaurant schließen. Es reicht wenn ihr mich hin bringt. Zurück schaffe ich es auch alleine“, murmelte ich und versuchte dabei so kühl wie möglich zu klingen. So als wüsste ich, von welchem Restaurant sie sprachen. Wenn sie noch keinen Verdacht geschöpft hatten, würde meine Antwort kein weiteres Misstrauen erwecken. „Ich hab dir gesagt, dass sie schimpfen wird, Miwako. Unser Engelchen ist schon so groß geworden.“ Ich konnte schwören, dass ich so etwas wie Freudentränen bei Egos Vater sah, wohingegen ihre Mutter einen Schmollmund zog, der sie wirklich niedlich aussehen ließ. „Aber... ich wollte doch anstelle von Vater dabei sein. Vater wäre sicher stolz auf unsere Kleine gewesen. Immerhin will sie in seine Fußstapfen treten.“ Egos Mutter lächelte breit. Sie schien wirklich voller Stolz zu sein. Doch warum sollte Egos Opa stolz sein? Ich traute mich nicht zu fragen, denn sicher hätte das nur misstrauen geweckt. Für den Moment musste ich das also so stehen lassen und hoffen, dass ich anderweitig eine Information bekam. „Es ist ja nicht so, dass ich nicht wieder komme. Zum Abendessen kann ich euch ja alles erzählen.“ Ich lächelte Egos Mom freundlich an, die einen kindlichen Schmollmund zog. Irgendwie erinnerte sie mich an einen Charakter, den ich eins für ein RPG erschaffen hatte. Damals war sie auch eine Mutter gewesen und hatte ihren Sohn aufs liebevollste Wahnsinnig gemacht. Irgendwie weckte das die Befürchtung in mir, dass sie auch Ego und mich wahnsinnig machen würde. „Also schön, keine Ladenschließung heute. Aber du musst dafür dein bestes geben. Sowohl beim praktischen als auch beim theoretischen Teil.“ Ich nickte und fragte mich nur, wie ich das schaffen sollte. Ich wusste ja nicht einmal was meine Fähigkeit war. Die Frage war, ob ich es so herausfinden würde wie Deku oder einfach nur in der Ecke sitzen und vor Scham heulen. „Spätzchen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen, sollten wir langsam los gehen.“ Egos Vater lächelte mich an und zog einen Schlüssel aus einer Schüssel, die auf der Küchentheke stand. Ich nahm noch schnell einen Bissen von dem Reis und erhob mich von meinem Platz. Kneifen galt jetzt nicht.     Vor der UA zu stehen... so richtig live und in Farbe war unglaublich. Ich spürte wie mein Herz aufgeregt klopft und wusste nicht, was ich sagen sollte. Es wurde gerade immer realer, dass ich die Prüfung für eine Person ablegen würde, die vielleicht Ich war, aber auch irgendwie nicht. „Nun denn, Spätzchen. Du schaffst das. Wir beide glauben an sich.“ Ich sah mich noch einmal zu meinen Eltern um, die bei ihrem Auto standen. Einen Kleintransporter, ziemlich unauffällig. Fast schon einfach. Aber dennoch ausreichend für ihren Job als Restaurantbesitzer. „Miwako, nicht so laut. Sicher ist ihr das peinlich.“ Ich sah die beiden an. Fragend was mir peinlich sein sollte. Oder meinem Ego. Das hier, waren ihre Eltern, die sie liebten. „Danke, dass ihr mir die Daumen drückt. Ich werde dank eurer Unterstützung mein bestes geben können.“ Ich lächelte sie an, winkte ihnen noch einmal zu und ging schließlich in Richtung des Eingangs, der durch drei Türen gekennzeichnet war. Ich sah noch einmal über meine Schulter hinweg und entdeckte, dass der Wagen meiner Eltern weiter gefahren war. „Machst du dir Sorgen, quak?“ Blinzelnd wandte ich mich wieder ab und sah neben mir, wo ich die Stimme hörte. Tsuyu Asui. Das Mädchen dessen Fähigkeit Frosch war, oder so hatte ich es in Erinnerung. „Ein wenig vielleicht. Immerhin hängt viel davon ab.“ Tsuyu sah mich mit einem Blick an, den ich nicht richtig zu deuten wusste. Wahrscheinlich weil er so vieldeutig war. Wenn ich sie richtig einschätzte, war sie immer der Typ Held, der nie sonderlich emotional war, was aber nicht hier, dass sie keine emotionale Stütze sein konnte. „Das kann ich verstehen. Aber solange wir unser bestes geben, werden wir das schaffen. Immerhin hast du dich in der Mittelschule doch schon ausgiebig darauf vorbereitet.“ Verwunderung. Fragend sah ich Tsuyu an. Scheinbar wusste sie etwas über mich. Mehr als ich über mein Ego ich wusste. Kannten sich beide vielleicht. Würde sie merken, dass etwas nicht stimmte? „Wann auch immer es Schwierigkeiten gab, hast du versucht das Problem zu lösen. Wenn sich jemand verletzt hat, hast du versucht die Person zu beruhigen. Zumindest sah es für mich so aus. Wobei ich eher glaube, dass es seine Fähigkeit war.“ Meine Fähigkeit? Andere zu beruhigen sollte meine Fähigkeit sein? Hilfreich wäre das für die praktische Prüfung sicher nicht. Oder steckte da mehr dahinter? Konnte man das vielleicht anders nutzen? „Du weißt von meiner Fähigkeit?“ „Sie mag subtil sein, aber wenn man darüber nachdenkt, dann ist es offensichtlich. Wenn jemand sich am Arm verletzt hat, hast du diesen berührt und diesen Zauber gesprochen. Vermutlich um die Lehrer zu überzeugen, dass du deine Fähigkeit nicht eingesetzt hast.“ Berührung also. Verwundert sah ich auf meine Hände. Jemanden berühren und einen Zauber sprechen? Wenn jemand verletzt war? Was war das für eine Fähigkeit? „Eine Freundin hat mir mal erzählt, dass sie sich ermutigter fühlte für ein Auftritt mit dem Klavier, als du ihr einen Klaps auf die Schulter gabst und ihr Hals und Beinbruch wünschtest.“ Das war wirklich hilfreich, ich wusste nun, dass ich für meine Fähigkeit jemanden berühren musste. Die Frage war nur, was es für eine Fähigkeit war, die beruhigen und ermutigen konnte. Und wie diese Fähigkeit mir bei der praktischen Prüfung helfen sollte. Vielleicht um jemanden bei klaren Verstand zu halten? Damit könnte ich mir vielleicht Rescue Points verdienen. Aber konnte ich sie einsetzen? Würde dieser Körper das automatisch ausführen können? Sollte ich mir auch vorstellen, dass es sich anfühlte wie ein Ei in der Mikrowelle? “Und du meinst wirklich, ich kann es mit meiner Fähigkeit schaffen?” “Du solltest dir darum keine Sorgen machen. Tu einfach was du sonst auch tun würdest. Wir hätten uns schließlich nicht eingeschrieben, wenn wir nicht glauben würden, dass wir es schaffen. Hol erst einmal tief Luft.” Ich nickte und hoffte, dass sie mein Verhalten wirklich nur auf die Nervosität schob und nicht darauf, dass ich nicht die Person war, die sie wohl kannte. Denn wenn ich es richtig deutete, waren Tsuyu und ich einander zumindest bekannt. Oder viel mehr hatte Tsuyu mich in ihrem Umfeld schon gesehen. “Willst du dir vielleicht mit mir vor der Prüfung noch die Schule ansehen? Wir haben noch etwas Zeit, bevor wir uns im Auditorium versammeln sollen.” Ihr Gesicht blieb weiter ausdruckslos, wobei ich aus ihrer Stimme hören konnte, dass sie wahrscheinlich versuchte mich zu beruhigen, was echt nett war. Ich fragte mich, ob es einen Grund für sie gab so nett zu mir zu sein. Irgendwie würde ich das herausfinden müssen. Entweder jetzt, oder später nach der Prüfung. Solange konnte ich wohl wirklich nur das tun, was ich sonst auch tun würde.     Im Gegensatz zu mir schien Tsuyu sich mehr über die UA informiert zu haben. Wir liefen durch die weiten Hallen, besuchten die Klassenräume der verschiedenen Kurse und fanden sogar unseren Weg zur Mensa. Auch wenn dort kein Essen serviert wurde, saßen einige Jugendliche in unserem Alter hier und schwätzten aufgeregt. Vermutlich hatten diese zukünftigen Schüler die selbe Idee wie Tsuyu und ich. “Wollen wir uns etwas setzen. Wir sollten uns vor der Prüfung noch etwas ausruhen.” Ich nickte Tsuyu zu und sah mich um. Dafür, dass heute nur die Prüfungen waren, sah es ziemlich voll aus. Um genau zu sein war jeder Tisch belegt und ich fragte mich, ob wir einen Platz finden würden. Gleichzeitig zeigte sich, wie viele Jugendliche ihre Zukunft in dieser Schule wägten. “Ganz schön viel los hier, quak.” Ich nickte und spähte weiter, bis ich einen Tisch entdeckte, an dem nur zwei Personen saßen. Mit einem Fingerzeig verwies ich Tsuyu auf diesen und ging mit ihr zum Tisch. Mir entglitten fast die Gesichtszüge. Beide Jungs die da saßen waren mir aus der Serie bekannt. Kirishima, der Typ der sich erhärten konnte und später in der Klasse A landen würde und dieser blonde Typ, der wie ein Prinz Charming wirkte und den Namen eines Ritters trug, obwohl er mehr ein Copycat war. Naito aus der zukünftigen Klasse B. “Entschuldigt, können wir uns zu euch setzen? Oder sind die Plätze reserviert?”, fragte ich und versuchte den Groll runter zu schlucken, den ich gegenüber Copycat hatte. “Oh klar, nur zu. Setzt euch doch.” Als ob er fürchtete, dass wir nicht genug Platz hatten, rutschte der rotschöpfige Kirishima zur Seite. Ich überließ Tsuyu die Wahl des Platzes, der für sie zur Linken Naitos war. Fast als hätte sie gemerkt, dass mir Naitos Nähe etwas zu gruselig war. Erleichtert ließ ich mich neben Kirishima nieder und ließ noch einmal meinen Blick durch die Mensa streifen. Hier war es wirklich übervoll und sollte ich an der Schule aufgenommen werden, würde ich diese Fülle jeden Tag haben. “Seid ihr auch hier um an der Prüfung teilzunehmen?” Er hatte keine Berührungsängste, schien nicht einmal nervös zu sein. Was ganz zu meinem Eindruck aus der Serie passte. “Wir wollen uns für die Heldenklasse bewerben.” “Wirklich? Ich auch. Was sind denn eure Fähigkeiten?” Mir brach der kalte Schweiß aus. Kirishima wollte tatsächlich wissen, was meine Fähigkeit war. Gehörte es hier nicht zum guten Ton die geheim zu halten, oder musste man als Mensch mit Fähigkeiten so stolz darauf sein, dass man es förmlich in die Welt schreien wollte? “Wie unsensibel muss man sein, ein Mädchen nach seiner Fähigkeit zu fragen? Hat dir niemand gesagt, dass nicht jeder stolz auf seine Fähigkeit ist und sie lieber verbergen würde? Nur weil sie sich für die Heldenklasse bewerben, wollen sie nicht unbedingt mit ihren Fähigkeiten angeben.” Einen kurzen Moment dankte ich Naito für seinen Kommentar. Denn mit seiner Standpauke hatte er dafür gesorgt, dass zumindest ich meine Fähigkeit nicht nennen musste. Die Gefahr, mich trotz Tsuyus Beschreibung falsch auszudrücken, war einfach zu groß. “Oh richtig. Verzeiht. Ich wollte nicht, dass ihr euch unwohl fühlt. Ich kann übrigens meinen ganzen Körper verhärten und so auch die stärksten Widerstände aushalten.” Kirishima war eindeutig stolz auf seine Fähigkeit und zumindest klang sie besser als ein “Hey ich berühre Leute und dann passieren da halt Dinge.”. Anders konnte ich nicht beschreiben was Tsuyu mir erklärt hatte. “Also eine passende Fähigkeit für einen einfach gestrickten Charakter”, kommentierte Naito, mit einem verschmitzten Grinsen. “Was zum-” Kirishima hatte die Beleidigung bemerkt und war bereit aufzuspringen, als ich wie aus einem Reflex heraus zu seiner Hand griff und er plötzlich ruhig wurde. “Hey, alles gut. Das mag vielleicht seine Meinung sein aber ich kann mir vorstellen wie hilfreich diese Fähigkeit ist. Und als Held muss man einiges aushalten können.” Einen Moment lang sah Kirishima auf meine Hand, die auf seiner ruhte. Er schien nachdenklich, entspannte sich von der Körperhaltung her. “Also ich finde meine Fähigkeit cool”, nuschelte er und lehnte sich zurück, wobei er seine Hand unter der meinigen vorzog. “Interessant”, nuschelte Naito und ich konnte spüren, wie seine Blicke mich fixierten. “Was ist interessant?” Es war eine Frage, die mir wirklich sehr auf der Zunge brannte. Naito war nicht dumm und wenn er etwas bemerkt hatte, dass mir helfen konnte, dann war dies vielleicht auch meine Möglichkeit ihm mehr aus der Nase zu ziehen. “Deine Fähigkeit. Ich frage mich wie du es überträgst. Durch Berührung? Geht das auch, wenn jemand Kleidung trägt? Kann ich mal deine Hand halten?” Sofort war ich alarmiert und zog meine Hand weiter zurück, obwohl sie nicht einmal in seiner Nähe lag. Ich wusste wie Copycat an die Fähigkeiten anderer ran kam und selbst wenn ich so etwas über meine erfahren konnte, wollte ich nicht, dass er mich berührte. Das war es mir nun weiß Gott nicht wert. “Keine Angst, ich bin vorsichtig, mich würde nur interessieren, wie deine Fähigkeit funktioniert.” “Nein danke. Ich steh nicht so drauf mich von anderen begrabbeln zu lassen.” “Das mag sie wirklich nicht, quak. Ich wäre an deiner Stelle vorsichtig.” Dankbar sah ich Tsuyu an. Sie hatte gemerkt, wie unangenehm es mir war, selbst wenn meine Aussage nicht die Wahrheit war. Immerhin deckte sie mich. “Sehr geehrte Prüflinge, findet euch für den schriftlichen Test bitte im Auditorium ein. Schreibt euch zuvor in die Listen ein und nehmt eure Prüfnummern entgegen.” Als wäre diese Ansage mein Rettungsanker, erhob ich mich von meinem Platz und folgte Tsuyu, die es mir gleich getan hatte. Ich konnte ihn dennoch spüren, den Blick von Naito, der sich förmlich in meinen Rücken bohrte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)