Kristalldrache von Morgi (Sesshoumaru / Kagome) ================================================================================ Kapitel 10: Schirmkappenpilz I ------------------------------ Kristalldrache - Schirmkappenpilz I - Autor: Beta: - - - - - Fandom: Inu Yasha Genre: Humor, Drama, Romantik (Hetero), Epik Trigger: Gewalt, Tod Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 18 Das war doch ein Witz. Kagome sah auf das Ei hinab, das von den Härchen des Schulterfells umgarnt wurde. Es erschien so harmlos wie jeder andere Halm und Zweig in ihrer Nähe. Aber sie wusste es besser: Alles in der Sengoku-jidai hatte Tücken. In dieser Epoche konnte es den Tod bedeuten, wenn man ein fremdes Dorf betrat, dessen Bewohner längst von Giften und Listen dahingerafft worden waren. Wie viele Seelen hatten sich bereits mit niederen Dämonen eingelassen und gaben nur noch Marionetten ab? Sie hätte verrückt sein müssen, um diese Anweisung ohne ein Widerwort zu schlucken! Welchen Grund besaß sie auch, einer Frau zu glauben, die einen Mann wie Sesshoumaru zur Welt gebracht und erzogen hatte? Wahrscheinlich kniete die verehrte Dame noch heute bei wärmender Frühlingssonne auf Bambusmatten, schlug den Tee schaumig und plauderte darüber, wie geschickt ihr Sohn einem Narren den Kopf vom Hals trennte. Die besten Eigenschaften lagen eben in der Familie. Also bitte! Kagome atmete tief durch und presste die Fingernägel in die Handballen, bevor sie sich zur Ruhe zwang. "Ich nehme an", wagte sie sich zerknirscht vor, "dass Ihr die Aufgabe in der Hälfte der Zeit bewältigen könntet?" Huh? "Interessiert dich das, Mädchen?" "Jedes Wort davon." "So?" Wollte dieses Menschenkind ihren Welpen blamieren? Nun, das konnte sie gerne tun, doch nicht auf ihre Kosten. Man wurde unter Hundedämonen nicht alt, wenn man einen Mann in der Blüte seiner Jugend daran erinnerte, dass er all seine Talente in die Waagschale werfen konnte und trotzdem unterlegen war. Sesshoumarus Vater hatte es einst im Empfangszimmer seines Vaters über Räucherwerk amüsiert, einer Frau nicht das Wasser reichen zu können, aber dessen Hang zur Heiterkeit war mit ihm gestorben. "Wie töricht, derlei auszusprechen. Eine Mutter vergleicht sich niemals mit ihrem eigen Fleisch und Blut. Die Lehren, die sie daraus ziehen müsste, wären zu betrüblich: Erfüllt er eine Aufgabe zu langsam, enttäuscht er ihre Erwartungen, und ist er zu schnell, bringt es ihr bald den Tod", erklärte die Herrin der Hunde, bevor sie ihre Hände zurück in die bestickten Ärmelschleppen zog und die Klauen in den Schatten des Stoffes gegen den Seidenkrepp trommeln ließ. Das Geräusch, das dadurch knisternd und raschelnd erklang, bescherte ihrem Erstgeborenen krauses Nackenfell - wie so oft. Ihr armer, bedauernswerter Sohn. Er tat ihr jedoch keinen Gefallen, wenn er zu viel Zeit fand, um über ihre Schliche nachzudenken. Seine vermeintliche Gefährtin war lästig genug. "Verrate mir", hakte sie säuselnd ein, "warum du dich für meine Fähigkeiten erwärmst? Hat man dir nicht genug von ihnen erzählt?" Die Welle Youki, die prompt das verkohlte Gras niederdrückte, ließ Kagome die Nasenflügel aufblähen, doch dann schmälerte die Miko die Lippen, als wollte sie an dem Satz ersticken. Ehe sie zugab, dass ihr die sieben toten Schreindienerinnen aus der Erzählung noch immer im Nacken saßen, würde sie Sesshoumaru tatsächlich heiraten! "Mein Großvater hat stets darauf bestanden, sich Überraschungen zuerst von allen Seiten zu betrachten, bevor man sich ihnen ergibt. Liegen die Unterschiede zwischen Euren und unseren Kräften nicht auf der Hand? Ich bin eine Frau, doch keine Dämonin. Euer Sohn ist ein Daiyoukai, aber keine Frau. Wer sagt, dass wir ohne Euch dieses Drachenei schlüpfen lassen können?" 19 "Hör sofort auf, mir mit deinen dussligen Fragen auf die Nerven zu fallen! Selbst, wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht verraten!", schimpfte Jaken, während er seinen doppelköpfigen Stab schwang und erbost in eine Matschpfütze fahren ließ. Der Schlamm spritzte weit genug, um Moose und Blütenblätter mit dunklen Tupfern zu verzieren, aber an Rin perlte die Geste völlig ab. Sie stand da wie vom Donner gerührt. Ihre Augenbrauen bildeten verwunderte Halbmonde, während ihre Finger dutzende Beeren hielten. Die Stiele ragten keck über ihre Handballen hinaus, doch das Verwirrendste waren die Holzstöcker, die sie über ihre Unterarme gelegt hatte. Jaken erinnerte sich gut daran, mit wie viel Dreistigkeit er ihr am Fluss die aufgespießten Fische gegen die Brust gedrückt hatte, damit er sich die triefenden, braunen Ärmel auswringen konnte. Wer war er auch? Ein Kappa, der von oben bis unten durchnässt die Beute heimtrug, nachdem er freiwillig zugab, auf den glitschigen Steinen im Wasser ausgerutscht zu sein? Pah! Für gewöhnlich nutzte die Göre diese Gelegenheit, um ihn auf dem Rückweg lachend mit Geschichten über Blumen, Farne und Käferchen zu belästigen. Dabei sortierte sie einen Ast nach dem anderen um – heute hatte sie nichts dergleichen getan. Sie war hinter ihm hergetrottet, hin und wieder über eine Wurzel gestolpert, und hatte flach und angestrengt geatmet. Wenn ihm das schon unheimlich gewesen war, hatte sie sich noch eigenartiger gebärdet, als sie das Lager betraten. Unter der sinkenden Sonne, die zwischen Flechten und krüppeligen Bäumen rot-orange Flecken zauberte, war sie zwischen den Azaleen und wellenförmigen Spuren auf- und abgegangen. Er hatte sofort gewusst, dass sich dort das Fell seines Meisters schwer und dicht über den Boden geschoben hatte. Die Fährte war eindeutig! Und dieses Mädchen fragte ihn gerade zum dritten Mal, was geschehen sei?! Das ließ nur einen Schluss zu: Sie glaubte ihm nicht, aber das war ihm herzlich egal! Wenn er eine intelligente Bemerkung hören wollte, sprach er mit sich selbst. "Mit etwas Glück", schnaufte der Kappa, "hat er diese elende Miko gepackt und am Ufer der Uji Bashi ertränkt." "Aber Jaken-sama-" "Sei still! Diese Idee ist das Beste, was mir in deiner Nähe passieren könnte, nach dem ganzen Schlamassel! Stell dir nur die Zukunft vor, die mir am Lagerfeuer winkt. Dort lodern einige Holzscheite", verkündete er und deutete auf ein Fleckchen links, "und da sitzt mein Meister, der mich reden lässt so viel ich will, ohne auf die Fragen des Weibes zu achten." Fast hätte Jaken vor Freude gekiekst. Er konnte bereits vor sich sehen, wie er sich wichtigtuerisch kleine Beeren in den Rachen warf, um dem gefährlichsten Daiyoukai des Westens kauend und redselig davon zu berichten, welch begnadeter Häuptling er einst gewesen war! Bisher hatte er nur Ah-Uhn als Zuhörer gehabt, aber der undankbare Drache pflegte rasch mit einem Kopf zu schnarchen und mit dem anderen im Traum zu schmatzen. Mürrisch verzog der Froschdämon das Gesicht zu einer Fratze. Dann stutzte er und starrte erneut auf Rin. "Was ist mit dir?", wollte er wissen. "Hast du vergessen, wie man mir widerspricht?" Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Sonst konnte sie nicht genug Gründe aus der Luft fischen, um ihm seine Einfälle madig zu machen, und heute bekam sie die Zähne nach dem ersten Anlauf nicht mehr auseinander? "Ich ... ich bin etwas müde." "Hast du Fieber?", fragte er gehässig. "Seid nicht albern, Jaken-sama." Was?! Das war die ungünstigste Antwort, die er erhalten konnte. Genau denselben Unsinn hatte sie im letzten Herbst gemurmelt, bevor sie wie ein glühender Stein zur Seite gekippt war! Man würde ihm erneut die Pflege übertragen, was bedeutete, dass er Tücher tränken und tagelang kein Auge zumachen durfte, während ihr Herr todbringend hinter ihm aufragte, sobald er als armer Froschdämon glaubte, untätig mit einer Zehe wackeln zu können. Schlagartig wurde Jaken kreidebleich, ehe er seinen Stab unterklemmte, die Stoffe seiner Hakama-Hosen raffte und auf die Neunjährige zueilte. An Ort und Stelle ließ er alles fallen, um ihr mit beiden Händen über Stirn und Wangen zu tatschen. Dann wölbte sich seine Brust unter einem Krächzen, weil ihre Widerwehr nur darin bestand, sich halbherzig zur Seite zu drehen und stöhnend die Lippen zu verziehen. "Du bist nicht heiß", stammelte er – mehr um sich, statt sie zu beruhigen. "Was hast du, dummes Gör? Bist du auf den Kopf gefallen? Denk nach!" Warum brauchte sie dafür so lange? Sein armes Leben hing an ihr, obwohl es nicht einmal sein Befehl gewesen war, sie in den Wald zu schicken und Beeren zu sammeln. Aber wem sollte er das denn erzählen? Wahrscheinlich hätte er das wittern sollen. Hellsehen! "Rin! Versprich mir, dass du erst umfällst, wenn Sesshoumaru-sama neben dir steht und ich weit weg bin, ja?" Entgeistert packte er sie bei den Schultern, ohne dass ihm die Bewegung in den Augenwinkeln aufgefallen wäre: Neben dem modrigen, umgestürzten Baumstamm gab es eine Mulde, in der Farne und Wurzeln wie kraftlose Algen klebten. Ein langer Strunk erzitterte, dann reckte dahinter ein geisterhafter Pilz den Kopf in die Höhe. - - - - - - - Freund oder Feind? Erfahrt, was Jaken und die Herrin der Hunde in Kapitel #11, "Schirmkappenpilz II", beschäftigt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)