Spiel ohne Limit von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 32: ------------ Es hatten noch dutzende von Bildern in ihrem Kopf herumgespuckt, bevor sie in eine Reihe von abstrakten und sinnlosen Träumen gefallen war. Lange hatte sie jedoch nicht geschlafen, stattdessen lagen am frühen Morgen ein Stapel Zauber- und Fallenkarten herum, die wie ein wackeliger Turm auf ihrem Bettrand drapiert waren. Als schließlich die Morgendämmerung vorbeigezogen war und grelle Strahlen durch ihr Fenster schienen, hatte sie sich aufgerappelt und war als erste in der Küche. "Na, schon ausgeschlafen?", murmelte Lumina in ihre Decke und versteckte sich halb unter der Seide, während nur ein dichter Haarschopf hervorlugte sowie ein breites Grinsen. "Ich bin auf jeden Fall nicht müde", entgegnete Rin und holte aus den improvisierten Küchenschränken, die viel mehr wie selbst gezimmerte Wohnzimmermöbel aussahen, eine Schüssel hervor. Dann holte sie aus dem Minikühlschrank Eier und Milch heraus. "Juhu, Pancakes", grinste Lumina und hatte sich aus ihrer Decke geschält. Im Schneidersitz beobachtete sie ihre Freundin, wie diese die nötigen Zutaten in die Schüssel tat und kräftig umrührte. "Gut, dass du morgens wieder öfter Zuhause bist", sagte Lumina und kramte zwischen Kissen und Smartphone eine Schachtel Zigaretten hervor, "ohne deine Koch- und Backkünste bin ich im Eimer." Tatsächlich war Rin die einzige, die es es halbwegs zustande brachte, aus ihrem mickrigen Essensvorrat etwas Nahrhaftes zu zaubern. Als sie noch bei ihren Eltern gewohnt hatte, war sie oft ihrer Mutter zur Hand gegangen, die ein Talent für gute Speisen hatte. Allein bei dem Gedanken an das letzte Neujahrsessen konnte ihr noch heute das Wasser im Mund zusammenlaufen. "Ohne mich würdest du vermutlich verhungern", entgegnete Rin und holte die Pfanne aus dem Backofen, "oder fett werden." Aus dem Wohnzimmer hörte Rin, wie es Klack machte und kurz darauf Lumina tief Luft holte. "Könntest du dir das vorstellen? Ich und fett?" Daraufhin fing Rin an zu prusten. Zu Beginn der Oberstufe hatte Lumina noch einen Hauch von Babyspeck an sich gehabt, dass die Schwarzhaarige neben der damals schmächtigen Rin doppelt so breit gewirkt hatte wie ihre beste Freundin, die von Natur aus zu einem eher jungenhaften Körper neigte. Jetzt waren beide Frauen über jedes Kilo froh, dass sie nicht wegen ihrer unregelmäßigen Mahlzeiten verloren. Lediglich Rin war anzusehen, dass sie ihr Training wieder aufgenommen hatte und fleißig Kohlenhydrate verschlang .Schon früher hatte sie dadurch weiblicher gewirkt. Eine Veränderung die erst auf dem zweiten Blick auffiel. Langsam begann das Öl zusammen mit der Butter in der Pfanne zu brutzeln, dass Rin eine Kelle der leicht schaumigen Masse einfließen ließ. Sobald sich ein schöner ebenmäßiger Kreis gebildet hatte, machte sich die junge Frau daran, Wasser aufzusetzen. Sie fühlte sich bereits zu aufgeputscht als dass sie sich zusätzlich mit Koffein vollpumpen wollte. Ihr Lieblingsgrüntee mit der milchigen Note war jetzt genau das richtige für einen Morgen wie diesen. Er würde sie nicht müde werden lassen, aber auch nicht den Puls zu sehr in die Höhe treiben, den sie, wenn sie sich konzentrierte, schon von allein hören konnte. Ein leichter Rauchgeruch umwehte sie, als sich ihre Freundin neben sie gestellt hatte und die Nase neben Rins Schulter hervorlugen ließ. Mit einem wohlwollenden Grinsen betrachtete Lumina die fertigen Pancakes, bevor sie ein Glas Heidelbeeren aus dem Schrank holte und zwei kleine Teller mit ins Wohnzimmer nahm. "Wann holt uns Yamato noch mal ab?", rief die Schwarzhaarige, während der letzte Pancake in der Pfanne zischte. "Achtzehn Uhr", entgegnete Rin und schwenkte den Pfannenwender. "Was? So früh? Ich dachte das Duell beginnt erst um acht?" "Neunzehn Uhr ist Einlass", Rin stellte den Herd aus und schob die Pfanne von der Kochstelle, "außerdem sollen die Spieler schon eine halbe Stunde früher da sein." "Während wir draußen dastehen wie bestellt und nicht abgeholt." "Du kannst auch gerne mit dem Bus nachkommen", Rin hatte sich zu ihrer Freundin auf die zusammengeschobene Couch gesellt. Ihr Blick fiel auf das Frühstück, das trotz seines deftigen Geruchs Appetitlosigkeit entstehen ließ. Nur zaghaft nahm sie einen Bissen. Der Magen knurrte, und doch war jedes Stück, dass durch ihre Speiseröhre ging, zuviel für ihren Bauch. "Iss", mampfte Lumina und sah ihre Freundin eindringlich an, "nachher wirst du überhaupt nicht mehr im Stande sein, etwas runter zu bekommen. Und ich will nicht, dass du umkippst." "Ja, Mama", erwiderte Rin und versuchte sich zusammenzureißen. Es fühlte sich wie damals bei den mündlichen Abschlussprüfungen an. Wenn Rin nervös wurde, begann ihr Magen aufs schlimmste zu rebellieren. Es ging sogar schon so weit, dass sie sich kurz vor einem wichtigen Kendo-Turnier übergeben musste. Bei ihrem ersten regionalen Schülerausscheid in DuelMonsters war sie genauso nervös gewesen, hatte lediglich an ihrem Fingernagel gekaut und tausend Gebete gesprochen, nicht auf dem Weg zur Tribüne das Gleichgewicht zu verlieren. Die Nervosität, die sich in den kommenden Stunden aufstaute, stellte alles Vorherige in den Schatten. Nicht nur, dass sie sich vor knapp fünftausend Live-Zuschauern duellieren würde; noch dazu konnten ihr weltweit ein Millionenpublikum zusehen - zumindest theoretisch. Sie wusste, dass von Schröder Corp. eine mittelmäßige Fanbase aufwies, was man von der Kaiba Corporation jedoch nicht behaupten konnte. Es war gut möglich, dass zumindest genug Leute zusammenkamen, die dem heutigen Duell beiwohnen wollten - allein schon, weil zwei verfeindete Firmen gegeneinander antraten. Rin wusste, was von ihr verlangt wurde, dass sie mehr als nur ein gutes Duell abliefern musste. Sie musste gewinnen. Vorsichtig nippte sie an ihrer dritten Tasse Tee. Der Geruch lenkte sie ab, zumindest für ein paar Minuten, bis erneut Angst in ihr hoch kroch und sich mit den Erinnerungen der letzten Nacht vereinten. Heiß wurde ihr im Gesicht, dass sie es dem Becher in der Hand verschuldete, obwohl sie ganz genau wusste, dass es Quatsch war. "Hallo, Erde an Rin", wedelte Lumina vor ihrer Freundin, die sich nur langsam aus ihren Tagträumen losreißen konnte. Mit einem Seufzer erhob sich Lumina, die bereits alle Pancakes verschlungen hatte, und trat an ihren persönlichen Nachtschrank. Dort kramte sie aus dem obersten Fach ihre Deckbox hervor und ließ sie auf den Tisch fallen. Der Laut, der durch den Aufprall entstand, ließ Rin hochfahren. Mit aufgerissenen Augen betrachtete sie die lilafarbene Box. "Was hast du vor?", fragte die junge Frau und beobachtete, wie Lumina sich im Schneidersitz vor den Couchtisch setzte, die Teller beiseite räumte und ihre Karten auspackte. "Wonach sieht es denn aus?" "Willst du dich mit mir duellieren? Jetzt?" Lumina sah zu ihrer Freundin hinauf. "Aber sicher. Was lenkt dich besser ab als eine Runde DuelMonsters mit meinen Lieblingskarten." Ihre Augen begannen herausfordernd zu funkeln. "Du meinst, wenn wir uns duellieren, wird mich das von meinem Duell ablenken?" Rin schüttelte den Kopf. "Komm schon", Lumina wedelte mit einer Holo-Karte vor ihrer Nase, "ich werde auch nicht ganz so fies sein." Das war das Stichwort. Rins Blick änderte sich. Sie ließ sich auf die Provokation ihrer Freundin ein, die breitgrinsend ihr Deck zu mischen begann, während Rin schnell in ihrem Zimmer verschwand und ihr aktuelles Deck hervorholte. "Na schön", Rin begann ebenfalls zu mischen, "wenn du es wirklich darauf anlegst." "Ich hab doch gesagt, ich schaff´es dich abzulenken", lächelte Lumina und packte ihr Deck zurück in die Box. Rin sammelte ebenfalls ihre Karten zusammen, dabei huschte ihr Blick auf den weißen Nachtdrachen, der zu ihrem neuen Weggefährten geworden war und seine Sache dabei gar nicht so schlecht machte, wie Rin es anfangs befürchtet hatte. Seit sie ihre weißen Drachen aus dem Deck verbannt hatte, fühlte es sich zunächst befremdlich an, ohne ihre geliebten Monster zu spielen. Sie hatte so hart dafür gekämpft, die Weißen in die Finger zu bekommen, dass es sie geschmerzt hatte, die Drachen in die Nostalgie-Box zu verdammen. "Soll ich mein Deck auch mitnehmen?", riss sie die Schwarzhaarige aus ihren Gedanken. "Soweit ich verstanden habe, sollen die Leute ihre DuelDisc´s und Decks mitbringen." "Na dann bin ich mal gespannt", Lumina begann ihre Kleider für den Abend zusammen zu suchen, während Rins Outfit bereits seit zwei Tagen auf dem Stuhl neben dem Fenstersims lag. Mühselig quetschte sich die junge Frau in ihre Lederleggings, die sich mit jedem Mal schwerer anziehen ließ und zog den Reißverschluss des Mantels hoch, der lediglich bis zum Schlüsselbein reichte und dort zu einer offenen Bluse mit hohem Kragen überging. Sobald sie in die Schuhe geschlüpft war, dachte sie an die letzten Meisterschaften zurück, bei denen sie beinahe mit ihren Stiefeln umgekippt wäre. Sie wusste, dass die Bühne nicht ebenmäßig war und einige Stolperfallen bereithielt. Rin schluckte schwer. "Es wird alles gut", klopfte ihr die Schwarzhaarige auf die Schulter, "egal, wie es ausgeht. Du bist bis hierher gekommen. Darauf kannst du dir ruhig was einbilden." Rin zuckte mit den Schultern. "Das Turnier ist nicht das einzige, was mir Sorgen bereitet." "Ich weiß. Meinst du, du schaffst es trotzdem...cool zu bleiben." "Ich weiß nicht, wieso ich mich deswegen so fertig mache", Rin fasste sich durchs Haar und formte einen hohen Zopf, den sie mit dem passenden Gummi ums Handgelenk festband. "Weil das eben typisch du bist. Du machst dir mehr Gedanken darüber, was dieser Großkotz denkt als dass du dich mit dir selbst auseinandersetzt. So warst du schon immer." Es stimmte, dass ihre Gedanken bei Kaiba waren. Sie wusste nicht, wie sie sich ihm jetzt gegenüber zu verhalten hatte und was er erwartete, wie sie jetzt mit ihm umgehen sollte. Auch wenn sie so tun müsste als wäre gestern nie passiert, wussten beide, dass es eine Lüge war. Wenn es schlecht lief, könnte ihr Boss jederzeit einen Cut machen und Rin bei der nächsten Gelegenheit aus der Firma werfen. Er musste bereits auch eingesehen haben, dass ihr gemeinsames Handeln nicht klug gewesen war und auch für ihn einige Unannehmlichkeiten mit sich bringen könnte, sollte die gestrige Nacht irgendwie publik werden. Er musste immer damit rechnen, dass sie die Situation für sich nutzen könnte - schließlich kannte er sie nicht gut genug. "Ich darf einfach nicht so viel darüber nachdenken", meinte sie schließlich und sagte es mehr zu sich als zu ihrer Freundin, die neben ihr nur die Augenbrauen hochzog. Bevor Lumina noch etwas hinzufügen wollte, klingelte es bereits an der Tür, dass Rin zusammenzuckte. Obwohl sie wusste, dass es Yamato war, fühlte es sich an als wäre das Klingeln ihr persönlicher Startschuss. Als Yamato in lässiger Jeansjacke, dunkler Sonnenbrille und einem schiefen Lächeln vor der Tür erschien, wirkte der Schwarzhaarige wie einer dieser ruhelosen und draufgängerischen Protagonisten eines fünfziger Jahre Streifens. Rin war froh, ihm nicht direkt in die Augen sehen zu müssen. Sein Blick würde nur die Aufregung in ihrem Innersten steigern. Bisher war sie sich nicht sicher gewesen, wie nahe sie Yamato in ihr Leben lassen wollte; der gestrige Abend hatte sie noch verwirrter zurück gelassen, dass sie gar nicht mehr wusste, wie sie zu ihm stand. "Gut seht ihr aus", erwiderte Yamato und schob die Sonnebrille auf seinen Kopf, dass Rin ihren Blick senkte. Lumina machte einen gespielten Knicks, bevor sie Rin anstupste und ankündigte, dass sie beide fertig wären. Daraufhin fackelten sie nicht lange rum und machten sich daran, aus dem Haus zu kommen. Yamato besaß einen schlichten dunkelblauen Wagen, in den sich Lumina nach hinten zwängte, während Rin sich neben Yamato auf dem Beifahrersitz niederließ. "Und?", Yamato startete den Motor und schaltete einen der Radiosender ein, aus dem nicht nur der gesammelte Merch der heutigen Generation zu hören war, "warst du gestern noch lange unterwegs?" Rin umklammerte das silberne Armband und richtete den Blick steif aus dem Fenster. Sie spürte wie Lumina den Kopf zwischen die Sitze schob und antwortete: "Eigentlich ist sie ziemlich schnell gekommen." Lumina, ich bringe dich um. "Ich hatte gehofft, du würdest dich noch melden", er lächelte, "Ich bin es nicht gewohnt, Frauen allein im Dunkeln zurück zu lassen." "Ist ja alles gut gegangen", winkte Rin ab und betrachtete die vorüberziehenden Wolken. Schneller als erwartet hatten sie die Hauptstraße befahren. Der Themenpark mit seinem überragenden weißen Drachen war bereits von Weitem zu erkennen. Rin schluckte schwer. Als sich die Autos stauten und sie nur noch stockend vorwärts kamen, wurde ihr klar, dass sie alle dasselbe Ziel hatten. "Sag' mal", schaltete sich Lumina ein und sah auf die vielen Autos, die sie noch vor sich hatten, "sagtest du nicht, dass in der Arena Platz für fünftausend Zuschauer sei?" "Ja. Du hast die Arena doch selbst gesehen. Selbst wenn sie etwas umbauen, können nicht sonderlich mehr rein." "Tja, die hinter uns scheinen das noch nicht zu wissen. Ich fühle mich wie auf der Autobahn, am ersten Tag der Schulferien." Dasselbe hatte Rin auch gedacht. Sie war froh, dass Yamato sie so früh abgeholt hatte. Bei dem Tempo würden sie es geradeso pünktlich schaffen. Bisher wussten sie nicht, dass ihr eigentliches Problem erst vor ihnen lag. Sie hatten es zwar aus dem Stau geschafft, mussten aber nun einen Parkplatz finden. Der Themenpark war zwar auf knapp zehntausend Besucher eingestellt, jedoch nicht auf hunderte unfähige Autofahrer, die sich nicht so recht einzufinden wussten. Nach einer halben Stunde resignierte Yamato, der bereits die Augenbrauen zusammengezogen und Mühe hatte seine Geduld weiter zu strapazieren. "Am besten", brummte er, nachdem er zusammen mit Lumina über das vor ihnen liegende Auto geschimpft hatte, "du gehst schon mal vor, Rin. Wir packen das hier schon irgendwie. Hauptsache du bist rechtzeitig in der Halle." Er wandte sich ihr zu und war auf einmal weniger gestresst. Ihr Magen zog sich zusammen. Dann nickte sie, warf Lumina einem vielsagenden Blick zu und erläuterte ihnen, wo sie sich einzufinden hatten. "Einer von der Kaiba Corporation wird euch zu euren Plätzen führen, mit den Tickets solltet ihr euch problemlos an der Schlange vorbeimogeln können." Damit stieg sie aus dem Wagen. Das Vorbeirauschen der Autos, sowie unruhiges Stimmengewirr von allen Seiten ließen ihren Puls in die Höhe schnellen. Auf einmal war sie sich nicht mehr sicher, ob es so eine gute Idee war, das sichere Innere des Wagens verlassen zu haben. Schnell machte sie sich daran den Parkplatz zu verlassen. Sie spürte die Blicke vor und hinter sich. Beim Vorbeilaufen hörte sie, wie sie der ein oder andere erkannte. Sie war froh, dass sie keiner ansprach, was wohl auch an ihrem energischen Tempo lag, mit dem sie über den Asphalt marschierte, ohne jemandem direkt in die Augen zu blicken. Für Außenstehende sah es wohl so aus als spielte sie die Unnahbare, dabei war sie so nervös, dass sie stark gegen das Bedürfnis, einfach davon zu rennen, ankämpfte. Ihre Unruhe legte sich etwas, als sie sich den Zuschauern immer weiter entfernte und den Hinterausgang des Themenparks erreichte. Zwei Security-Männer standen vor dem Eisentor, nickten der jungen Frau zu, bevor sie ihr kommentarlos den Weg frei machten. Ein weiterer Mann mit Spitzbart und weißem Anzug wies sie in eines der hinteren Gebäude, das eher einem Turm als einem Haus ähnelte. Rin erinnerte der Bau an die Fallenkarte Drachenburg, es fehlte nur noch der Drachenschwanz der aus einem der Fenster hinaus durch die Mauern herum schlängelte. Vor der Tür angekommen gab er einen Code in das Sicherheitssystem ein. Ein leises Piepen ertönte, die Tür ging auf und offenbarte sich als Einstieg eines Fahrstuhl. Im Inneren wartete Isono als wäre es völlig selbstverständlich, dass er sie abholte. Er begrüßte Rin mit einer kurzen Verbeugung und bedeutete sie einzusteigen. Sobald die junge Frau den Lift bestieg drückte Isono einen der Knöpfe, die Tür schloss sich und mit einem Ruck setzte sich das Gefährt in Bewegung. Es ging ein Stück nach unten, bevor der Lift kurz inne hielt, nur um mit einem weiteren Ruck seitwärts weiterzufahren. Rin konnte nicht einschätzen wie tief oder weit sie fuhren, ihr Innerstes sagte ihr, dass sie schnell unterwegs waren. Keine Minute verging, dass der Lift anhielt und aufging. "Nach Ihnen", wies Isono nach draußen, dass sich Rin unmittelbar am Seiteneingang der Arena wiederfand. Sie staunte nicht schlecht, als sie einen Blick nach hinten erhaschte, wo bereits tausende Menschen vor den Toren standen und auf den Einlass warteten. "Hier entlang", riss sie der Berater der Kaiba Corporation von dem Anblick, von dem sie nicht genau wusste, ob er sie faszinierte oder eher schockierte. Sie folgte Isono in einen Seitenbereich, den sie noch nie zuvor betreten hatte. Dieser war wie ein Konferenzsaal aufgebaut - ein großer langer Tisch mit ledernen Drehstühlen. In der Mitte standen zehn Männer, einschließlich Mokuba Kaiba, der als einziger einen fröhlichen Ausdruck auf dem Gesicht hatte. Seine Anwesenheit beruhigte Rin ein wenig, es war schön ein vertrautes Gesicht zu sehen. Kurz und knapp wurde sie von den Herrschaften begrüßt und vorgestellt. Es handelte sich um die Spiele-Kommission des Worldcups, die für die Duelle in Domino City verantwortlich waren - für Rin wirkten sie, bis auf Mokuba, wie Aktionäre, die auf ihre Ergebnisse an der Börse warteten. In bürokratischen Worten wurde sie über die heutigen Verhaltensregeln aufgeklärt. Anschließend musste sie ihr Deck vorlegen, dass mit den Daten, die sie am Tag zuvor vorgelegt hatte, abgeglichen wurde. "In Ordnung, Frau Yamamori", sprach ein graubärtiger Mann mit starkem Akzent aus dem Süden, "bevor wir Sie entlassen, müssen Sie unterzeichnen, dass Sie die Regeln zur Kenntnis genommen und akzeptiert haben." Ein anderer überreichte ihr ein Dokument, das sie mehrfach unterzeichnen musste. Danach durfte sie ihr Deck nehmen und gehen. Wie mechanisch drehte sie sich zur Tür und schritt hinaus. Isono wartete bereits direkt daneben und führte sie weiter in einen weitaus abgeschiedeneren Bereich. Dort nahm sie auf einer Bank, die sie schwer an Turnbänke erinnerte, Platz. Isono verabschiedete sich von ihr, nun war sie allein. In einem Raum, der das Publikum wie ein Echo in sich aufnahm, dass die Geräusche sie zu erdrücken drohten. Sie fasste sich an den Kopf, versuchte auszublenden, dass sie am liebsten in Panik ausbrechen würde. Nein. Diesen Triumph gönnst du ihnen nicht. Sie dachte an ihre Mutter, die seit Tagen ihre Mailbox blockierte, dass Rin noch weniger Lust hatte, sie zurück zu rufen. An ihrer Stimme hörte die junge Frau noch immer die Enttäuschung heraus, womit Rin nun ihren Lebensunterhalt verdiente. Wenn sie ihre Mutter doch überzeugen könnte, sich einmal anzusehen, was sie da überhaupt tat. Doch * Yamamori wollte sich nicht damit auseinandersetzen, stattdessen redete sie auf dem Anrufbeantworter ununterbrochen davon, wie Rin ihre glorreiche Zukunft verbaute. Normalerweise konnte sie gut die Worte ihrer Mutter abprallen lassen. Heute nicht. Der Raum begann sich zu drehen, sie spürte wie alles auf sie einprasselte - ihre Mutter, das Duell, Seto Kaiba. Du hast so lange dafür gekämpft. Du lässt dir das von niemandem kaputt machen. Dieses Spiel wird erst der Anfang sein Wie ein Mantra wiederholte sie die Worte, bis das Stimmenfewirr um sie herum verschwand, nur noch sie und ihre innere Stimme existierte, dass Außenstehendes an Bedeutung verlor. 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