Whatever butters your Pancakes von CallMeDerp (manchmal bin ich im Krieg mit mir) ================================================================================ Prolog: Wir wohnen jetzt hier! ------------------------------ Tja ... wo fange ich bloß an? Am besten gehe ich chronologisch vor, oder? Also fange ich mit meinem ersten Besuch bei einer Psychologin an. Wir schreiben das Jahr 1993 ... es muss Frühling oder Sommer gewesen sein, es war jedenfalls warm draußen. Kein Schnee, viel Sonne. Die Psychologin hat eine Identitätsstörung diagnostiziert. Damals war ich zarte drei Jahre alt und mein Leben hat bereits angefangen den Bach runter zu gehen. Naja, eigentlich gings von Anfang an nur bergab, ich muss auf einem hohen Berg geboren worden sein weil ich immer nur falle. So rein metaphorisch gesprochen. Vielleicht kann ich Berge deswegen nicht leiden. Aber gut, du fragst dich bestimmt wie eine dreijährige zu einer Identitätsstörung kommt? Relativ einfach erklärt. Meine Mutter ist Französin und kennt sich mit Deutsch nicht besonders gut aus. Man versteht was sie meint, also so als erwachsener. Meine Mutter hat immer gesagt ich wäre zwei Personen weil ich zwei Staatsangehörigkeiten habe. Damals hat man bei der Geburt nämlich die Staatsangehörigkeiten beider Eltern bekommen und mein Papa ist Deutscher. Juristisch hat meine Mutter tatsächlich Recht, ich gelte durch meine doppelte Staatsangehörigkeit als zwei Personen. Meine Mutter bekommt auch Rente für zwei Kinder. Also insgesamt das Geld dass man für ein Kind bekommt weil ich Einzelkind bin, aber sie bekommt die Hälfte aus Frankreich für ein französisches Kind und die Hälfte aus Deutschland für ein deutsches Kind. Das versteht meine Mutter aber nicht. Und ich hab das mit meinen drei Jahren auch nicht verstanden. Ich hab für mich den Schluss gezogen dass ich zwei Persönlichkeiten brauche wenn ich zwei Personen bin. Da ist mein Biest entstanden. Ich war zu zweit. Das war aber irgendwie nicht in Ordnung, deswegen wurde ich zu einer Frau gebracht mit der ich dann gespielt habe. Damals habe ich auch mein bis heute Lieblingsbuch kennen gelernt, das kleine Ich bin Ich. Ich hab auch ein Ich bin Ich genäht ... keine Ahnung warum ich damals begabter war im nähen als heute, aber ich hab das Ding immer noch in meinem Bett liegen. Ich weiß gar nicht mehr so genau was ich alles mit der Frau besprochen habe, aber sie hat mir viele Fragen zu meinen Eltern gestellt - die ich damals schon nicht unbedingt gut leiden konnte. Mein Papa war schließlich nie Zuhause, der ist zur Arbeit gefahren während ich geschlafen habe und kam nach Hause als ich wieder geschlafen habe. Und meine Mutter war von Anfang an mein Feind. Wir haben viel gestritten. Weil ich nichts richtig machen konnte und dann hat ihr mein Biest Sorgen gemacht, also war ich bei einer Psychologin. Nette Frau, glaub ich. Keine Ahnung, ist lange her. Sie hat mir nicht geholfen das Biest wieder los zu werden, also habe ich aufgehört über mein Biest zu reden und siehe da ... es gab kein Problem mehr. Für mein Umfeld jedenfalls nicht mehr. Mein Biest ist geblieben. Sie wurde meine Beschützerin und Beraterin. Ich bin also zu zweit seit ich drei Jahre alt war. Ich weiß nicht mehr wann genau, aber irgendwann damals ist sie irgendwie entstanden. Ich hatte schon immer eine blühende Phantasie. Mit vier ist dann was passiert was ich hier nicht weiter ausbreiten möchte. Es fällt mir allgemein schwer darüber zu reden, ich schaffs nicht mal das Thema mit meiner aktuellen Psychologin anzusprechen, und auch im Freundeskreis wissen glaub ich etwa drei Personen davon. Das hat auch in so einem Text nichts weiter zu suchen, es ist passiert. Viele meiner Ängste und Störungen haben diesen Vorfall als Ursprung. So viel weiß ich mittlerweile, ich kann nur nicht rein grätschen um da irgendwas auszubremsen. Aber ich glaube dass auch mein Borderline damals entstanden ist. Jedenfalls wäre das der Zeitpunkt wenn ich einen fest pinnen müsste. Da hats irgendwie angefangen. Ich kanns nicht haben wenn mir jemand zu nah kommt weil ich Angst vor so einem Übergriff habe. Auch wenn ich die Person schon lange kenne und ihm sehr vertraue, ich komm auf Nähe nicht besonders gut klar. Auch nur bei Männern, mit Frauen geht das ohne Probleme. Mit Behinderten komm ich auch nicht klar, was mir sehr Leid tut weil die nichts für ihren Zustand können ... es hat auch nichts mit der Person an sich zu tun, mehr damit dass ich mit meinen Flashbacks konfrontiert bin und noch keine Lösung dafür habe. Also vermeide ich diesen Trigger. Es sei mir bitte verziehen, ich hab einen wirklich guten Grund dafür und kann leider nicht drüber reden. Es tut mir Leid. Allerdings habe ich damals durch diesen Vorfall eben noch eine Mitbewohnerin in meinem Dickschädel erhalten. Darf ich vorstellen...? Mein Kiddo. Ich bin leider sehr unkreativ mit Namen, deswegen wohnen bei mir eben mein Biest und mein Kiddo. Bisher hat sich aber auch kein passender Name für die beiden heraus kristallisiert und die beiden haben kein Problem damit, ich nenn sie immerhin seit gut zwanzig Jahren so. Beziehungsweise registriere ich mein Kiddo erst seit der Therapie so richtig ... ich hab immer noch keinen blassen Dunst wie ich mich um sie kümmern soll, sie weint viel und ich bin sehr überfordert mit ihr. Biest hat da irgendwie ein besseres Händchen für, aus welchen Gründen auch immer. Naja, mich hat sie ja auch immer gut beschützt und beraten, darin hat sie Übung. Unsere Wohngemeinschaft ist ein bisschen komplizierter zu erklären. Das ganze ist übrigens keine offizielle Diagnose, so richtig habe ich die beiden noch bei keinem Therapeuten angesprochen weil es irgendwie keinen großartigen Grund dafür gibt. Mittlerweile macht jedenfalls das Biest kaum noch Probleme. Die beiden kommen sowieso nicht an die Oberfläche, wahrscheinlich sind sie irgendwas zwischen Psychose und Dissoziative Identitäts Störung, sprich Multiple Persönlichkeits Störung. Kennen lernen kann die beiden außer mir aber niemand. Ich switche nicht. Ich bin immer ich. Ich habe eben ... Beifahrer. Stark vereinfacht gesagt. Zwei sehr nervige Beifahrer. Die mein Leben kommentieren. Jeden Gedanken. Man kann sich das wie ein Haus vorstellen in dem wir zusammen wohnen. Jeder hat sein Zimmer. Es gibt eine Küche, einen Gemeinschaftsraum und einen Garten. Spontan ist das auch sehr flexibel anpassbar und nicht immer ist jeder Raum am selben Ort. Also die Zimmer können durchaus auch den Standort wechseln. Ich weiß nicht wie ich das erklären soll, manches muss man eben erlebt haben um es zu verstehen. Ich mache jetzt seit gut sieben Jahren Therapie (Stand 2020) und lerne mit den beiden unfreiwilligen Mitbewohnern umzugehen, was absolut nicht einfach ist. Durch den Vorfall kann ich nämlich echt nicht mit Kindern umgehen. Auch hier liegt das nicht am Kind selbst, sondern daran dass ich direkt mit meinen Ängsten, Flashbacks und verdrängten Erinnerungen konfrontiert bin. Das blockiert mich. Ich versuche höflich und freundlich Kindern gegenüber zu sein und der kleine Bruder meiner besten Freundin ist auch eher selten tatsächlich problematisch. Allerdings ist der mit seinen zwölf Jahren auch genauso groß wie ich und da schaltet mein Hirn auf der ist in meinem Alter. Keine Ahnung warum, aber Alter hängt für mein Hirn offenbar von der Körpergröße ab. Allerdings auch nicht immer weil groß ist nicht gleich alt. Ich bin mir ehrlich nicht sicher ob ich mein Borderline auch als Mitbewohner ansehen soll, aber irgendwie wohnt es eben auch bei mir. Zusätzlich haben wir noch alte Freunde die uns besuchen kommen. Suizidalität und Depression kommen immer mal wieder zu besuch und bleiben dann eine Weile. Mal länger, mal nicht so lange. So ein richtiger Teil von mir sind die beiden nämlich nicht, im Gegensatz zu Borderline, dem Biest und dem Kiddo. Ich denke ich habe hiermit den Rahmen für die nächsten Kapitel gesetzt, du wirst das Biest und das Kiddo kennen lernen und erfahren wie ich die beiden erlebe. Ich möchte hier noch anfügen dass das wahrscheinlich ein bisschen übertrieben von mir dargestellt wird, aber im großen und ganzen erlebe ich das so wie ich es schreibe. Ich weiß noch nicht wie die einzelnen Kapitel aussehen werden, aber ich werde mir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Probleme und Situationen aus dem Alltag heraus suchen in denen mindestens eine der beiden aktiv war. Vielleicht wird das ganze ja unterhaltsam, vielleicht kann noch jemand was daraus lernen, vielleicht denkst du dir aber einfach fecking hell, zum Glück hab ich den Mist nicht! Alles völlig okay, jeder nimmt für sich mit was er oder sie möchte. Ich schreib den Mist nur, was du daraus machst ist dir überlassen! Ich finde den Ansatz das als Fanfic zu basteln ziemlich interessant und gucke einfach mal was draus wird :`D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)