In another life the sea is in the sky (Teil 1) von YoungMasterWei (Searching for the smile of the moon) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Hier nun das zweite Kapitel. Danke auch an diejenigen, die schon Interesse an meiner Story gezeigt haben. Ich hoffe, dass ich Euch hiermit soweit angenehm unterhalten kann, das ihr auch weiterhin dabei bleiben werdet. Sollte jemanden etwas zu den chin. Begriffen unklar sein, einfach nachfragen, oder schaut selbst mal bei Google. Deswegen habe ich die Worte auch in Pin Yin eingebracht, damit es einfacher wird, was dazu zu finden ; ) Dann viel Spaß beim Lesen. *** Yi Ling musste im ersten Moment doch wiederholt blinzeln, war er sich nicht sicher, ob er nicht doch einfach nur zu viel seiner Energie eingesetzt hatte und sein Verstand ihm nun einen Streich spielte. Doch egal wie oft er seine Augen auf und zu machte, das Bild vor ihm änderte sich nicht. Der Unbekannte, den er gerade noch versucht hatte von der dunklen Materie zu befreien, hatte sich schlichtweg aufgelöst. Einzig seine Kleidung war noch übrig. Und dessen Schwert. War jener doch der dunklen Materie zum Opfer gefallen? War dies das Resultat, wenn sie erst einmal in einen Körper vordringen konnte? Er hatte die Gerüchte gehört, dass von denen die es erwischt hatte, meist nichts weiter übrig blieb, als ein paar Gebeine und Fetzen von Kleidung. Yi Ling raunte mitgenommen und auch etwas reumütig. Als er den Unbekannten zum ersten Mal gesehen hatte, spürte er sofort, dass dieser nicht nur irgendein yóuxiá war, wie er vorzugeben versuchte. Doch gekümmert hatte es ihn zu diesem Zeitpunkt wenig. Bloß die Tatsache, dass dieser der einzige gewesen war, der sich bereit zeigte ebenso in diese Straßen-Auseinandersetzung eingreifen zu wollen, hatte ihn in erster Linie auf ihn aufmerksam gemacht. Danach war er aber wieder schlicht seines Weges gegangen, hatte er seit Tagen die Gerüchte umherkreisen hören, das etwas hier sein Unwesen treiben solle, das von übernatürlicher Existenz sei, und es hatte seine Neugier geweckt. Er hatte darauf einige Nachforschungen angestellt. Zudem war er es gewohnt allein zu arbeiten, traf er nur selten auf jemanden der es ebenso mit solchen Kreaturen würde aufnehmen können. Er hatte herausgefunden, dass er es mit seinem Flötenspiel in einem gewissen Maße festsetzen konnte. Nur behoben war das Problem damit nicht. Der Unbekannte kam ihm somit ganz recht, wirkte er fähig genug, das er es darauf ankommen hatte wollen lassen. Allerdings schien diesem ebenso nicht entgangen zu sein, dass er etwas ungewöhnlich war und dessen Skepsis und Misstrauen somit nicht verwunderte. Eigentlich hatte er schon angenommen, dass dieser sich nicht auf seine Bitte einlassen würde, aber am Ende hatte jener wohl auch eingesehen, dass auch er allein nicht viel würde ausrichten können. Nun war die Kreatur zwar gebannt, doch hatte sie dennoch ein letztes Opfer gefordert und das nur, weil er nicht aufmerksam genug gewesen war. Er hatte somit nicht weniger Schuld an dessen Ableben und es ließ ihn sich mit verantwortlich fühlen. Das letzte was er für ihn tun konnte war, ihn, oder vielmehr, was von ihm zurückgeblieben war, zu bestatten. Bàng Hēi (Abenddämmerung), sein Krähen-Gefährte, hatte seinen Platz auf seiner Schulter wieder eingenommen und schaute interessiert auf die Sachen am Boden, als frage er sich womöglich ebenso, was hier geschehen war. „Das geht auf mich.“, ließ er ihn unglücklich wissen. Bàng Hēi hüpfte zu Boden und zupfte mit seinem Schnabel an der Kleidung herum, dass es Yi Ling etwas ergeben seufzen ließ. Vom Kampf immer noch ausgelaugt, machte er sich daran die Sachen vom Boden aufnehmen zu wollen, und zischte gepeinigt, als er sich darauf der Verletzungen an seinen Handinnenflächen bewusst wurde. Die hatte er dieser widerlichen Materie zu verdanken gehabt, als er sie, im Affekt, dem Fremden helfen zu wollen, mit bloßen Händen gepackt hatte. Es sah aus wie eine Verbrennung, doch zogen sich tiefschwarze Ränder an den Wunden entlang, von denen haarfeine dunkle Äderchen sich in das Zentrum der Verletzung woben. Yi Ling schaute etwas prüfender und ihm wurde sogleich der unangenehme Geruch der von der betroffenen Stelle ausging bewusst, dass es ihn die Nase rümpfen ließ. Es roch wie verbrannte Haut, doch darunter lag eine Note die er auch bei diesem Ding ausgemacht hatte. Er konzentrierte sich auf die Verletzungen, doch nicht nur der Heilung wegen. Er nahm den letzten Hauch des fremdem yuàn qì (negatives Qi) wahr, und eine Essenz die sich mit dieser vermischt befand.“ Yi Ling raunte überfragt. Es schien mit einem Male merkwürdig, dass er so glimpflich davongekommen war, wenn es den Fremden regelrecht zersetzt hatte, dass nichts von ihm mehr übrig blieb. Ihm kam ein weiterer Gedanke. Dieses Ding hatte sich auf das starke líng qì (spirituelles Qi) des Fremden fixiert gehabt. Konnte es sein das… Er schickte etwas von seinem eigenen in seine Handflächen, um seine Theorie zu prüfen. Und tatsächlich. Mit einem Murren, unterbrach er den Energiefluss wieder. Ein Blick auf seine Handflächen zeigte, dass die Verletzungen nicht angesetzt hatten sich zu reinigen oder gar zu heilen. Interessant. Wenn auch reichlich unangenehm. Dann versuchte er dasselbe mit seinem yuàn qì. Es schmerzte erneut, doch diesmal weil es der Infektion entgegenwirkte, dass die dunklen Verfärbungen verblassten und der Schmerz abklang. Das war in der Tat ungewöhnlich! Allerdings sollte er dennoch nicht unvorsichtig damit umgehen. Sein Blick fiel auf die Kleidung zurück. Er sollte seine Hände verbinden und da kamen ihm die Sachen gerade recht, um sich etwas Stoff dafür auszuleihen, wenn er sie eh nur hatte vergraben wollen. Doch als er an dem Gewand zog, ließ ihn ein leichter Widerstand prompt wieder darin innehalten. Etwas irritiert und folglich auf der Hut, schob er die Stoffe mit seiner Flöte auseinander. Erneut blinzelte er überfordert über das was er freigelegt hatte. Bàng Hēi´s Krähen klang nahezu amüsiert. Ein Hase? Weiß wie jungfräulicher Schnee auf welchen sattes Mondlicht zu fallen schien, strahlte dessen Fell in einem etherischen hellblauen Schein. Etwas funkelte auf dessen Stirn, und bei genauerem Hinsehen erkannte er einen dreiblättrigen Kristall. Die äußeren beiden glänzten wie das blaue Gefieder eines Eisvogels, während der Mittlere klar und würdevoll funkelte. Ein huā diàn? (Stirn-Symbol) Ihm kam der Gedanke an einen von Chang’e´s (Mondgöttin) Jade-Hasen. Das Tier selbst regte sich nicht, aber Yi Ling konnte die Verletzung an dessen Flanke erkennen. In einer etwas wagemutigen Erkenntnis hob er seine Augenbrauen. War das…war das der Unbekannte? Vorsichtig legte er dem Tier zwei Finger auf die Brust um zu fühlen, ob das Herz darin noch schlug. Und in der Tat, gab es ein schwaches, und leicht unregelmäßiges Pulsieren wieder. Ein dunkler Fleck der Materie war zu erspüren, und so wie er es einschätzte nährte sie sich von dem schwachen Rest an líng qì das dem Tier noch geblieben war. Yi Ling gab ein Schnalzen von sich und er wiederholte die Prozedur die er auch bei sich angewendet hatte. Sollte es schief gehen… Der Fremde hatte so oder so kaum eine Chance zu überleben. Es bedurfte nur eines winzigen Funkens seines yuàn qì´s, und die Materie löste sich auf. Jetzt lag es daran, ob der Körper des Tieres sich wieder würde erholen können. Aber das sollte nicht sein Problem sein. Er wollte nicht wirklich mehr als notwendig mit einer Persönlichkeit dieses Kalibers zu tun haben. Denn egal welcher hochkarätigen Kategorie dieser angehörte, es konnte am Ende nur Ärger für ihn bedeuten. Er sollte somit einfach dem Lauf der Dinge die Entscheidung überlassen, was nun mit diesem geschah. Am Ende würde es der Fremde sogar bevorzugen, anstatt von ihm geholfen zu bekommen. Dass man nicht allzu positiv gegenüber seinem „Weg“ gestimmt war, wusste er nur zu gut. Yi Ling rieb sich über seine müden Augen, während er weiter auf das bewusstlose Fellknäul schaute. „Nicht meine Angelegenheit.“, wisperte er und Bàng Hēi flog wieder auf seine Schulter zurück, pikte etwas darauf herum. „Ich weiß schon.“ Sie sollten langsam hier verschwinden, um ungebetener Aufmerksamkeit zu entgehen. Der Grund für sein Hiersein war beseitigt worden und die nächste Stadt sollte zu Fuß nur einen Tag von hier entfernt sein. Er hatte auf seiner Erkundung durch den Wald eine alte Hütte gesehen, wo er die Nacht noch dazu nutzen konnte sich wieder zu erholen, spürte er das sich sein Körper immer schwerfälliger anzufühlen begann. Somit raffte er sich auf, ein letzter Blick auf das schlafende Tier gerichtet und wandte sich schließlich zum Gehen um. Er hatte eindeutig schon genug mit sich selbst zu tun. Er konnte keine weitere Last gebrauchen. Was wusste er auch schon, wie er sich um diesen Fall zu kümmern hätte? Nein, er würde die Finger davon lassen und seines Weges ziehen. Vielleicht würde jemand anderes ihn finden. Vielleicht würde er sich auch bald wieder zurückverwandeln. Vielleicht… „OH! Verdammt noch mal!“ Yi Ling hatte die Hütte die letzte Nacht noch finden können und war, kaum dass sich seine Hände verarztet befanden und er sich darauf auf dem provisorischen Lager auf dem Boden gelegt hatte, auch schon eingeschlafen. Umso irritierter wachte er am Morgen auf, wurde er das Gefühl nicht los, das man ihn beobachtete. Und tatsächlich. Hellbraune Perlaugen schienen in seine Seele starren zu wollen, und auch wenn es nicht möglich sein sollte, kam er nicht umhin sich einzubilden, dass eine merkliche Mürrischkeit auf dem dazugehörigen Gesicht damit einherging. Yi Ling rückte näher an den flachen Korb heran, den er hier gefunden und mit ausreichen Stroh gefüllt hatte und schaute prüfend über das darin liegende Tier. Dieses hatte zwar seine Augen geöffnet, schien sich aber noch nicht wieder weiter bewegen zu können, folgte man seinen Bewegungen nur mit dem Blick nach. Er streckte eine Hand nach vorn und ihm wurde die Bandage darum wieder bewusst, was ihn innehalten ließ und er diese entfernte. Die Verletzung war nicht schlimmer geworden, hatte er sie vor dem Einschlafen noch mit abgekochtem Wasser und einer Kräutertinktur behandelt. Die schwarzen Ränder waren bereits komplett verschwunden, das nur noch ein leichtes Jucken zu spüren war, dort wo seine Haut zu heilen begonnen hatte. Er begrüßte diese Entwicklung mit einem erleichterten Ausatmen. Wenigstens war ihm hier anscheinend etwas Glück hold gewesen. Vorsichtig nahm er nun den Hasen auf, um sich die Verletzung ansehen zu wollen, die er gestern ebenso noch etwas behandelt und verbunden hatte. Als er sie wieder freilegte, war keine wirklich sichtbare Veränderung zu erkennen. Letztendlich handelte es sich um keine gewöhnliche Verletzung und die Selbstheilungskräfte des Tieres waren zudem viel zu schwach. Er legte zwei seiner Finger behutsam über die Wunde und ließ einen sachten Strom líng qì darauf einwirken. Das Tier zeigte daraufhin ein tiefes Durchatmen und schloss seine Augen wieder. Yi Ling konzentrierte sich über seine Behandlung auf dessen Herzschlag, der noch immer etwas matt wirkte, aber dafür in einem ruhigen Rhythmus spürbar war. Seine Spende schien wohl etwas zu bewirken. Ein plötzliches Stechen in seiner Brust, ließ ihn diese Prozedur jedoch unterbrechen und ihn ein leidliches Keuchen von sich geben. „Ich weiß, ich weiß“, murmelte er und erhob sich folglich. Er würde nicht um etwas ausgedehnte Meditation umhinkommen, nachdem er sich gestern so verausgabt hatte. Leider war er nicht besonders gut darin, sich ruhig und ausgeglichen geben zu müssen und das Meditieren daher keine seiner favorisierten Beschäftigungen. Aber was tat man nicht alles um… Sein Bauch knurrte ungeduldig und er seufzte abermals. Zuerst brauchte er etwas zu Essen. Da er nicht allzu weit von ihrem Unterschlupf wegtreiben wollte, musste er sich mit ein paar gefundenen Beeren und Knollen zufrieden geben. Wenigstens waren die Echsen die er fangen konnte nicht so mager, auch wenn es dennoch eine mickrige Fleischspeise wäre. Aber es war besser als nichts. Vielleicht sollte er eine Falle aufstellen, in der Hoffnung sich einen Hasen fangen zu können. Yi Ling schaute von draußen durch das Fenster hinein auf das schlafende Tier in seinem Korb, während er die Echsen über einem kleinen Feuer garte, welches er vor dem Haus gemacht hatte. Vielleicht war Hase nicht unbedingt die beste Wahl. Er verlor sich etwas in den Gedanken, wie es nun weiter gehen sollte, als ihn ein leicht dumpfes Geräusch, wieder zu sich brachte, hatte er gelernt seine Sinne stets wachsam zu halten. Es war der langohrige Herr, der wieder zu sich gekommen war und nun mit hektischer Atmung neben seinem Korb lag. Die Augen glasig und unfokussiert. Mit einem Raunen ließ Yi Ling sein Mahl außer Acht, um sich um diesen zu kümmern. Der Hase war nicht weggetreten genug, das er ihn nicht wahrgenommen hätte, als er sich vor ihn hockte und inspizierend anschaute, bevor er ihm eine Hand sanft auflegte, um dessen Verfassung abermals zu prüfen. „Ich hab echt keine Ahnung, was ich mit ihnen tun soll.“, meinte er mit hörbarer Ergebenheit in seiner Stimme. „Brauchen sie etwas, um….“ Er machte eine unschlüssige Handbewegung in der Luft. „…um sich wieder in ihre andere Form bringen zu können? Gibt es ein magisches Mittelchen, oder so was?“ Das Tier schaute ihn nur weiterhin stumm an. Er konnte ebenso nicht abschätzen, ob es nicht sprechen konnte in diesem Zustand, oder es nicht sprechen wollte. In solch eine Situation war er bis jetzt noch nicht gestolpert. Dann kam ihm eine Idee. „Ok, nur Ja oder Nein Fragen. Für Ja einmal blinzeln, für Nein, zweimal. Okay?“ Er schaute das Tier abwartend an und ging schon davon aus, dass man ihn schlicht ignorierte als es einmal blinzelte. „Gut. Ich habe einige Fragen, also wäre es von Vorteil sich tatsächlich unterhalten zu können. Wäre es in Ordnung eine Gedanken-Verbindung zwischen uns aufzubauen? Es würde es einfacher für uns beide machen. Aber das ist ihnen überlassen.“ Dieses Mal machte es den Eindruck als würde der andere überlegen, oder aber er bildete es sich schlicht ein, als dieser doch einmal blinzelte. Yi Ling wartete schon auf das zweite Mal, doch blieb es dabei, und er legte dem Tier zwei seiner Finger an die Stirn. „In Ordnung, dann werde ich mal…“ Es sollte eigentlich nichts dabei sein. Es war eine simple Prozedur, die einfach nur ein Bewusstsein mit einem anderen verband. Man darüber auch ohne gesprochene Worte kommunizieren konnte. Müsste er es als Gefühl beschreiben, wäre es einfach nur wie ein warmer Händedruck. Doch war das, was er folglich wahrnahm, ein intensives Gefühl des sich verloren Fühlens, das sich mit wackeligen Bildern verband die sich vor sein inneres Auge schoben. „Lan Zhan….“, hörte er eine einfühlsame Stimme und blickte darauf in das Gesicht einer Frau mit zerbrechlich wirkenden Zügen. Auf ihrer Stirn funkelte ein Kristall, der ein Tropfen Tau hätte sein können. Ein sanftes Lächeln verweilte auf ihren etwas farblosen Lippen als sie ihn ansah. Es lag eine Schwere in ihren Augen, die er zu kennen glaubte. Es war Müdigkeit, die kein Schlaf der Welt beseitigen könnte und doch hielt sie einen warmen Funken in ihrem Blick aufrecht, der ganz ihm zuzuschreiben zu sein schien. „…ich weiß es ist nicht einfach.“ Sie streichelte ihm über den Kopf und er fühlte sich sofort wohl und geborgen, dass es seine Nase zufrieden wackeln ließ. Oh, er war wohl in Hasenform. „Es ist keine Schwäche, nicht alles sofort bewältigen zu können. Solange du nicht aufgibst, wird sich alles für dich fügen und du zu einem unersetzlichen Teil des Lan Ansehens werden. Dein Bruder wird dich brauchen, wenn für ihn die Zeit gekommen ist, den Clan zu Führen. Du hast ein großes und gutes Herz. Es leuchtet heller als das jedes anderen und es wird dir die Zukunft weisen. Du darfst nur nie verzagen.“ Ihr Lächeln wurde bedeutungsschwer. „Kannst du mir das verspre…“ Etwas riss ihn abrupt aus dieser Szene und er fand sich wieder in der Hütte zurück. Sein Kopf schmerzte und er verspürte ebenso eine leichte Übelkeit. „Wie...kannst du…dich…erdreisten!“, hörte er es über das unschöne Pulsieren und es ließ ihn einen Moment verdutzt dreinschauen. Dann blickte er auf den Hasen, der ihn mit weiten Augen anstarrte. „Lan Zhan?“ Ein verärgertes Grollen hallte in seinem Kopf wider und es ließ ihn albern grinsen. „Es hat wohl trotzdem geklappt.“, meinte Yi Ling mehr an sich gewandt, fragte er sich ebenso, was dieser Ausrutscher in die Gedanken, oder wohl eher eine Erinnerung des anderen, verantwortet hatte. Er hatte also einen der untadeligen Lan´s vor sich. Während seines Trainings auf yì zǐnǚ shénshān (Heiliger Berg der verlorenen Kinder), hatte er auch über die vier großen göttlichen Clans gelesen und neben Nie, Jiang und Jin, war der der Lans einer der Ältesten. Allerdings auch einer der striktesten, erinnerte er sich mit Grausen daran, dass diese nach 3000 und mehr, Regeln lebten. Etwas das sich extrem langweilig und spießig anhörte. Schließlich konzentrierte er sich wieder komplett auf den anderen. „Dann steht uns einem netten Gespräch ja nichts mehr im Wege, hm?“ Der andere sagte nichts, doch war ihm als könne er dessen brodelnden Unmut körperlich spüren. „Hey, es tut mir leid. Irgendetwas zog mich in diese Erinnerung, ohne dass ich etwas hätte tun können. Es war nicht meine Absicht zu spionieren. Ich hatte bis jetzt noch nicht die Gelegenheit mich mit einer himmlischen Herrlichkeit zu verbinden. Aber man lernt ja nie aus.“ Er konnte es dem anderen nicht verübeln, wenn er sich angegriffen oder bloßgelegt fühlte. Es gab genug Dinge in seinem eigenen Kopf von denen er nicht wollte, dass jemand seine Nase hineinsteckte. „Es tut mir wirklich leid.“ Yi Ling verbeugte sich und hoffte, das die Ehrlichkeit in seinen Worten überzeugend war. Doch strafte man ihn weiterhin mit Schweigen. Der Geruch von etwas Verbranntem stieg ihm in die Nase, was ihn eilig aufspringen und aus der Hütte stürmen ließ. „Ah, mein schönes Frühstück…“ *** Wangji war wirklich nicht angetan von dem Umstand, dass er sich in seiner schwächsten Form befand, verletzt und auf den guten Willen einer Person angewiesen die, seit sie aufeinander getroffen waren, einen ungehaltenen Impuls nach dem anderen in ihm weckte. Yi Ling, wie sich der zuvor Fremde ihm vorgestellt hatte, war kein gewöhnlicher Mensch, das hatte er von vornherein spüren können. Doch schien er auch nicht Goul noch Gott. Er besaß einen goldenen Kern. Schwach, im Vergleich zu denen die seines Gleichen in sich trugen, aber dennoch vorhanden. Dieser hatte nicht viel auf seine Frage, was er sei, zu sagen gehabt. Einzig mit einem, „Was immer man von mir denken mag.“, geantwortet, dem eine geisterhafte Melancholie beigewohnt hatte. Etwas das ihn nicht weiter nachfragen ließ, schien dieser eine Satz wie ein Rätsel und eine Offenbarung zugleich. Und dies beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, hatte Yi Ling ihn selbst nicht weiter dazu gedrängt irgendetwas von sich preiszugeben, sondern ihn nur gefragt, ob er ihm mehr über seinen Zustand wissen lassen könnte, um womöglich eine Lösung dafür zu finden. Aber er wusste selbst nichts darauf zu erwidern, nur das sich seine spirituelle Energie mit Meditation und Erholung wieder kräftigen sollte. Zumindest hoffte er, dass er damit Recht behalten würde. Er kannte keinen Fall, der dem seinen gleich kam und war somit selbst machtlos in seinem Unwissen. Und er konnte genau so wenig zurück in die Wolkenschlucht in dieser Form, um dort vielleicht eine Antwort zu erfragen, würde es unzählige Monde brauchen um seine Heimat zu erreichen. Es war ein Spiel mit dem Ungewissen zuzustimmen, Yi Ling fortan zu begleiten. Er konnte somit nur abwarten, wohin ihn diese Entscheidung bringen würde. Einen Teil Wissbegier, wer der andere wirklich sei, würde er ebenso nicht abstreiten. Auch wenn es ihn beschämte, dass dieser ihm, stets ungefragt, mit seinen líng qì Infusionen unterstützte, um sich schneller regenerieren zu können. Wangji verlangte nicht nach solch einer Hilfe, und doch wusste er, dass er dankbar dafür sein musste. Es war eine Schuld die er zu begleichen hätte, sobald er wieder genug Kraft konzentrieren konnte, seine Form zu wandeln. Doch konnte er selbst nicht abschätzen, wann dies wieder möglich sein würde. Diese seltsame, giftige Energie die ihn am Ende in diesen Zustand versetzt hatte, war etwas das er nicht zuordnen konnte. Er hatte in seinem übersinnlichen Leben viele Schriften gelesen über die, die in den Schatten; unter der Erde lebten. Er hätte zuvor behauptet, dass er sie ausreichend studiert habe. Ihre Habitate. Ihre Gewohnheiten. Ihre Art zu jagen und was sie jagten. Ihre Stärken. Ihre Schwächen. Doch diese Kreatur war ihm gänzlich unbekannt. Es sollte keiner von ihnen derart leicht fallen, ihn so einfach zu überwältigen. Selbst mit einem versiegelten Teil seines goldenen Kerns, hätte er mehr Resistenz aufbringen sollen können. Doch fraß sich dieses schwarze Miasma widerstandslos durch seine Barriere, dass es ihn beinahe das Leben gekostet hatte. Selbst jetzt fühlte es sich noch immer so an, als würde eine aggressive Infektion in ihm brühten, die ihn viel zu schnell wieder auslaugte und er die meiste Zeit mit Schlafen zubrachte. Das Yi Ling die dunkle Materie hatte aufhalten und zudem noch zurückzwingen können, brachte unzählige Fragen in Wangji über dessen Potenzial auf. Somit sah er den Umstand, dass er diesen nun auf dessen Reise begleitete, auch als eine Art von Chance, mehr über ihn herausfinden zu können. Yi Ling war am Ende nicht weniger mysteriös in seiner Existenz, als es diese Kreatur gewesen war. Es konnte somit nicht schaden ihn zu studieren, um gesammelte Informationen ebenso festzuhalten. Zu wissen womit man es am Ende wirklich zu tun hatte. Doch zuerst musste er sich mit dieser schamvollen Art des Reisens abfinden. Yi Ling hatte ihn wissen lassen, das er keine bestimmte Richtung im Sinn habe und so waren sie einfach nur losgezogen. „Lan Zhan, wir sind gleich in der Stadt. Ich hoffe der Wein hier ist gut. Es ist ewig her, dass ich mal einen guten Tropfen kosten konnte. Und ein Bad. Ein warmes, wohlriechendes Bad. Ich hab die kalten Flüsse wirklich über. Vielleicht wäscht mir eine hübsche Maid ja den Rücken.“ Wangji hörte dem unsinnigen Gerede des anderen nur am Rande zu, hatte er seinen Kopf aus dem umgehängten Beutel geschoben in welchem Yi Ling ihn mit sich trug. Sie hatten zwar diese Verbindung aufrecht stehen, doch benutzte Yi Ling weiter seinem Mund, der zudem kaum Ruhe gab. Wahrscheinlich hörte er sich selbst gern reden. Wangji war auch ganz froh darüber, dass der andere aus seinem Kopf rausblieb, fühlte er sich noch immer aufgebracht, dass dieser eine seiner kostbarsten Erinnerungen so schamlos infiltriert hatte. Selbst wenn es unbeabsichtigt gewesen sein sollte. Es war eine einfache Stadt die sie begrüßte. Die meisten Menschen hier waren arbeitendes Volk ohne aufwändige Gewänder und arrogante Mienen. Die Straßen waren staubig durch die Sonnenwärme. Die Fassaden der hölzernen Gebäude einfach, aber überwiegend gepflegt. Das Vorankommen wurde langsamer, ging es um diese Zeit recht geschäftig zu, dass es ihn etwas unsanft in den Beutel zurückwarf, als jemand Yi Ling anrempelte. „Hey, Lan Zhan? Alles ok?“ Dieser hatte die Lasche des Beutels zurückgeschlagen und späte zu ihm hinein. „Dieser Name ist nicht für dich, um ihn so frivol zu benutzen!“, ließ er ihn nicht zum ersten Mal in einem zurechtweisenden Ton wissen. „Du bist wirklich zu niedlich, wenn du sauer bist.“ Yi Ling grinste deutlich aufziehend und er fühlte sich wiederholt aufgebracht über dessen unmögliche Art. „Wie soll ich dich den sonst nennen, wenn du mir nie einen anderen Namen gegeben hast, huh? Tù zi zhǔ (Lord Hase), vielleicht? Nān nān (kleiner Liebling)? Qǐ lì xuě huā (bezaubernde Schneeflocke)? Oder…“ „Genug!“ Wenn es nach ihm ginge, dann würde er gar nicht von ihm angesprochen werden wollen, doch war dieser Name etwas, den er nicht in solch einer Unbedarftheit und dazu von einem Fremden hören wollte. Yi Ling störte sich nicht an seiner Aufruhr die dieser in ihm auszulösen vermochte, glaubte er viel mehr, dass es ihn sogar amüsierte, und er sich deswegen oft genug derart unverfroren zeigte. „HanGuang-Jun. Wenn die Notwendigkeit für das Nennen eines Namens besteht.“ Es war ein Titel den er mit Stolz trug, doch nicht intim genug, wie es ein Name wäre den nur Familie oder nahestehende Personen benutzten. Yi Ling raunte beiläufig, während er seinen Blick schweifen ließ, das klar wurde das man ihm schon gar nicht mehr zugehört hatte. „Oh, Lan Zhan schau.“, vernahm er es daraufhin schon wieder und Wangji wünschte er hätte seine menschliche Form, um seinen Unmut auch optisch deutlich machen zu können. Und da er wusste, dass der andere eh nur das hörte was er hören wollte, ersparte er es sich abermals in eine Standpauke überzugehen und wühlte sich wieder so weit aus dem Beutel, das er mitbekam, was Yi Lings Interesse diesmal geweckt hatte. Es war ein Gasthaus, auf das dieser mit großen Schritten zuhielt. Normalerweise benötigte er nichts weiter zu essen, doch in seinem angeschlagenen Zustand war er für jede Form der Energie dankbar. Zudem war das Herumsitzen in diesem Beutel etwas das ihn zu nerven wusste, je länger er es auszuhalten hatte. Yi Ling fand recht schnell einen Tisch für sich und bestellte, noch bevor er sich gesetzt hatte, etwas zu essen und einen großen Krug mit Wein. Mit Bedacht legte er den Beutel ab und schlug die Abdeckung so zurück, dass er problemlos hinausschauen konnte. Das Gasthaus war recht gut besucht. Dennoch ging es relativ ruhig zu, hörte man nur das Raunen von Stimmen von anderen Tischen her, wie das Klappern und Klirren der Schalen und Teller. Es dauerte eine Weile, bis eine zierliche Frau an ihren Tisch trat und die bestellten Speisen und den Wein darauf platzierte. Yi Ling lächelte flirtend, was die Bedienung einen leicht verschämten Ausdruck aufsetzen ließ. Dann weiteten sich ihre Augen in verhaltener Begeisterung, als ihr Blick auf den Beutel, und somit auch auf ihn fiel. „Die Pipas sind für ihn.“, meinte Yi Ling und stellte die Schale mit den Früchten neben ihn, während er weiter offensichtlich mit der jungen Frau anbändelte. Yi Ling war so umsichtig gewesen sein huā diàn, das Mal auf seiner Stirn, welches auch in dieser Form preisgeben würde, das er keine simple irdische Kreatur war, vor dem menschlichen Auge zu verbergen. „Oh, der ist ja allerliebst.“, meinte sie zugetan und kniete sich vor ihn, die Hand bereits zum Streicheln ausgestreckt. „Das würde ich lieber nicht tun. Er kann ziemlich launisch sein.“ Sie schaute enttäuscht aus, nickte aber verstehend. „Ich hingegen, hätte nichts dagegen etwas gestreichelt zu werden.“, ließ er sie mit einem schamlosen Zwinkern wissen, dass es Wangji selbst peinlich berührte und er in dessen Finger zwickte, hatte sich Yi Ling mit einer Hand nach hinten abgestützt, das er nur einen kleinen Hopp nach vorn tun musste, um diese zu erwischen. „Aiyo! Lan Zhan! Was soll das denn?“ Wangji wandte seinen Kopf ignorierend von ihm ab und kletterte nun auf den Beutel anstatt hinein. „Das ist wirklich ein ansehnliches Tier, das sie da haben.“, klinkte sich ein anderer Gast einen Tisch weiter mit ein und schaute Wangji mit einem unangenehm prüfenden Ausdruck an. „Ist er zu verkaufen? Mein Cousin züchtet welche. Mit so einem könnten seine Weibchen ein paar hübsche Junge zeugen, die sicherlich gutes Geld bringen würden.“ Wangji legte bei diesen Worten empört seine Ohren nach hinten. Was glaubte dieser Mensch, wen er hier vor sich hatte!? „Hm, ich weiß nicht ob er dafür taugen würde. Er ist ziemlich schwierig zu handhaben. Am Ende würde er die Hasendamen nur enttäuschen.“ Yi Ling schaute aufziehend auf ihn. Dieser besaß keine Spur von Anstand! Der Man am anderen Tisch zuckte mit den Schultern. „Für eine vernünftige Suppe würde er schon noch reichen.“ Das Grinsen wisch Yi Ling nicht aus dem Gesicht und für einen Moment befürchtete Wangji tatsächlich, dass dieser ihn für ein paar Münzen hergeben würde. Letztendlich könnte er in seiner jetzigen Form nicht viel dagegen tun und Yi Ling wusste das ebenso gut. Zudem war dieser nicht verpflichtet ihm zu helfen oder mit sich rumzutragen. Er würde so gesehen noch ein gutes Geschäft machen. „Nah, er ist nicht zu verkaufen.“ Darauf strich ihm Yi Ling sanft über den Rücken. Eine Geste die Wangji derart überraschte, das er es mit sich geschehen ließ. „Er ist zu putzig, um ihn wegzugeben.“ Man kraulte ihn neckend hinter den langen Ohren. Ein angenehmes Gefühl ging damit einher, auf dass Wangji, über sich selbst entsetzt, seinen ganzen Leib schüttelte, damit man wieder von ihm abließ. Der andere Mann gab nur ein, „Na gut.“ von sich und er wandte sich wieder seinem Wein zu. Etwas, das Yi Ling nun ebenfalls tat. Allerdings kraulte er ihn für einen versonnen wirkenden Moment weiter, bis er ihn abermals zwickte und er endlich seine Hand wieder zurückzog. „Lan Zhan. So undankbar.“ Der niedrige Stand der Sonne, den er aus einem der Fenster erkennen konnte zeigte das es auf  xū shí (zwischen 19-21 Uhr) zuging und da er keine Lust hatte Yi Ling weiter beim Trinken zuzusehen , noch dessen Geschwätz zu hören, kroch er schließlich wieder in den Beutel und rollte sich zusammen, überkam ihn erneut die Müdigkeit. Er hoffte wirklich, dass er bald wieder seiner eigenen Wege gehen konnte und keiner in seiner Familie je erfahren würde, was ihm durch seine Unachtsamkeit auf seiner Reise widerfahren war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)