Burn it down von lunalinn (After War) ================================================================================ Kapitel 1: Play with fire ------------------------- Er kommt sich immer noch vor wie in einem schlechten Film, als er durch die zerstörten Straßen wandert. Die Menschen, die ihm entgegenkommen, haben fast alle denselben hoffnungslosen, traurigen Blick. Ein paar von ihnen sehen wütend aus, der ein oder andere rempelt ihn sogar an, flucht laut. Er reagiert nicht darauf, sondern hält den Blick gesenkt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Für ihn ist es komisch, sich unter die Leute zu mischen, ohne dass er sich zu erkennen gibt. Die Hände sind in der Bauchtasche seines grauen Hoodies vergraben, in der er eine Dose Fertigkaffee verstaut hat. Er sieht auf der linken Seite verschwommen und das ist neu, ebenso wie das fehlende Gewicht an seinem Rücken. Er fühlt sich unvollständig, aber das ist nicht so schlimm wie die Schmerzen, die ihn einholen, wenn die Tabletten aufhören zu wirken. Nachts ist es kaum auszuhalten, sodass er wenig Schlaf bekommt, und das merkt er auch jetzt. Wie im Delirium wankt er die Straße herunter; er könnte die Bahn nehmen, aber trotz allem möchte er in Bewegung bleiben. Er muss in Bewegung bleiben. Sonst wird es nicht besser werden. Also legt er auch die restliche Strecke zu Fuß zurück…und es fühlt sich so unglaublich befremdlich an. Es dauert eine halbe Stunde, bis er an seinem Ziel angekommen ist. Einem unscheinbaren Häuschen am Stadtrand, versteckt im angrenzenden Wald, sodass man es von Weitem nicht sieht. Nichts Spektakuläres, aber es erfüllt seinen Zweck. Er klopft an die Tür, wartet, bis man ihm öffnet. Es dauert. Er klopft noch mal, wippt vor und zurück, als würde es dadurch schneller gehen. Tut es nicht. Schließlich öffnet sich die Tür aber doch, wird nur ein Stück angelehnt, was ihm als Einladung, hineinzugehen, reicht. Schon im Flur hört er den Fernseher, zieht sich die blauen Sneaker aus und schiebt die Kapuze nach hinten, streicht sich die blonden Haare zurück. Dann geht er durch den kurzen Flur, der genau wie die wenigen Zimmer kahl und trist ist. Das hier ist nur eine Übergangslösung, um dem Alltag und vor allem der Presse zu entfliehen. Er selbst hat sich ebenfalls eine kleine Wohnung in einem beschädigten Gebäude unter anderem Namen gemietet, aber zwischendurch kommt er hierher. Wenn sich die Schuldgefühle betäuben lassen und das Verlangen nach Nähe stärker ist. Sein Blick schweift zu der halbleeren Flasche Whiskey auf dem Tisch, dann zu dem Mann in Trainingshose und Muskelshirt auf der Couch, welcher mit monotonem Ausdruck zum Fernseher schaut. Auch Enji sieht man die Schlaflosigkeit und damit verbundene Erschöpfung an. Die Folgen dieses Krieges haften an allen…und es ist nicht einmal so, dass er vorbei ist. Er pausiert praktisch, jede Seite leckt ihre Wunden. Die League ist untergetaucht. Vorerst. Wer weiß, für wie lange. Ihr Ziel haben sie zumindest zu einem großen Teil erreicht – dazu muss man nur rausgehen und sich die Katastrophe ansehen. Neben all den Verlusten haben Enji und er auch noch ihre Glaubwürdigkeit verloren. Ihr Ruf ist irreparabel beschädigt. Gewalttätiges Familienoberhaupt mit einem durchgeknallten Mördersohn und ein verschlagener Nachwuchsmörder, dem der Vater den Weg geebnet hat. Hawks spürt, wie ihm übel wird. “…im Wiederaufbau der Städte tätig sind. Die Hoffnungslosigkeit der Leute ist deutlich spürbar, auch Wochen nach den schrecklichen Ereignissen. In Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, dass den Menschen ein Symbol gegeben wird. Nach den Enthüllungen über Endeavor, die berechtigte Zweifel an der…“ „…ist das ne gute Idee? Dir das anzuschauen?“, murmelt er, stellt seinen Fertigkaffe neben den Whiskey und quetscht sich zu dem Rothaarigen auf die zu kleine Couch. Ein verbittertes Schnauben ertönt, während er die muskulösen Beine wegschiebt, um sich Platz zu machen. Sie berühren seinen oberen Rücken nicht, von daher ist es in Ordnung. Wobei der Stoff des Hoodies schon wieder seine wunde Haut reizt. Nachdem Dabi ihm Haut und Fleisch bis auf die Knochen verbrannt hat, ist dort nicht mehr viel übrig, was noch an seine roten Schwingen erinnert. Vielleicht gar nichts. Vielleicht wird da nie wieder etwas sein und diese Vorstellung hat er noch nicht verarbeitet. Er weiß auch nicht, wie er das soll. Seine Flügel sind seine Daseinsberechtigung als Held…andererseits, selbst wenn sie nachwachsen würden… „Wieso nicht? Denkst du, die sagen noch was, was mich überrascht?“, kommt es sarkastisch zurück. Hoffentlich nicht. Die letzten 2 Wochen sind eine einzige Tortur gewesen – psychisch und physisch. Der Kampf ist aussichtslos…und er ist müde. Was geschehen ist, ist geschehen und sie können es nicht rückgängig machen. Das sind die Folgen ihrer Taten. Sie haben es verkackt. Alle beide. „Wird schwer…“, gibt Hawks zu und versucht sich an einem schiefen Grinsen. Im Hintergrund ist schon wieder die Rede von All Might, der in letzter Zeit öfter vor die Kamera tritt, um den Menschen Mut zuzusprechen. Nachdem sie beide in Ungnade gefallen sind, ist das wohl der einzige rettende Strohhalm, den sie neben Best Jeanist haben. Ihre Kollegen versuchen zwar, sie in Schutz zu nehmen, aber ob sie ihre Worte selbst glauben, ist eine ganz andere Geschichte. Hawks weiß nicht, ob er selbst sie glaubt. Es mag nicht so aussehen, aber dass er Bubaigawara getötet hat, geht nicht spurlos an ihm vorbei. Es ist nicht das, was er gewollt hat. Er hat es tun müssen…es ging nicht anders. Hätte er ihn entkommen lassen…nein. Es musste getan werden. Er hatte es tun müssen. Er hatte ihn gewarnt, die ganze Zeit immer wieder gewarnt. „Hawks.“ Er zuckt heftig zusammen, fährt ruckartig herum und bereut es sofort, denn der Schmerz fährt ihm blitzartig durch den Rücken. Hoffentlich sieht man ihm nicht an, wie elend es ihm wirklich geht. Eigentlich ist er recht gut darin, sowas zu überspielen. Sie haben bisher nicht über das, was passiert ist, geredet. Jedenfalls nicht richtig. Weder ihm noch Enji ist anscheinend danach, irgendwas davon anzusprechen. Was Hawks angeht, kann es ruhig dabei bleiben. Dann fällt ihm Enjis Blick auf…Hawks merkt, dass er seine Narbe ansieht. Die Brandnarbe, die sich über seine linke Gesichtshälfte zieht und sein Auge beschädigt hat. Nicht blind, aber auch keine hundertprozentige Sehkraft mehr. Hawks begreift in dem Moment, dass Enji sich die Schuld daran gibt. Weil Dabi…nein, Touya…weil er sein Sohn ist. Weil er ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Ein größenwahnsinniger, unberechenbarer Mörder. Nun…wenn Enji wüsste, was Hawks getan hat, würde er ihn nicht mit diesem Blick ansehen. Dann wäre da kein Platz mehr für Mitleid oder Schuld…sondern nur noch diese Abscheu, die Hawks jedes Mal gegen sich selbst fühlt, wenn er daran zurückdenkt. “Hey Hawks. Da wäre noch was.“ Er hält inne, wirft einen Blick über die Schulter. Sie haben eigentlich alles geklärt, die nächsten Schritte besprochen und er weiß, was er zu tun hat. Sich mit Dabi zu treffen, ist für sie beide riskant, von daher wundert es ihn, dass dieser ihn zurückhält. Nun, den alten Pier besucht kaum noch jemand, der Steg ist morsch und sie stehen darunter, wo sie in der Dunkelheit eigentlich nicht zu erkennen sind. Dabi kommt auf ihn zu, die Hände in den Hosentaschen vergraben und da liegt etwas in seinem Blick, das Hawks nicht einordnen kann. Es beunruhigt ihn, aber natürlich zeigt er das nicht. Er dreht sich um, sieht ihn abwartend an. „Blas mir einen.“ Stille. Weder er noch Dabi zucken mit der Wimper. Nicht mal ein Grinsen. Jedenfalls nicht bei Dabi, denn Hawks muss grinsen, da er das für einen Scherz hält. Vielleicht ist es auch ein Test. Die Frage ist nur, was die richtige Antwort darauf ist. „Wow, du bist einer von den ganz direkten, huh? Kein Umwerben, keine ersten Dates…sofort zur Sache kommen, was?“ „Weniger reden, mehr arbeiten.“ Dabi lächelt, doch es liegt kein Funken Wärme darin, sondern etwas Lauerndes, das Hawks missfällt. Er kennt nur ihn, die restlichen Mitglieder hat er bislang nicht getroffen…aber er hat es vor. Ohne Dabis Sympathie wird daraus nichts. Wenn er also seinen Schwanz lutschen muss, um das zu bewerkstelligen, wird er das tun. Auch, wenn ihm nicht wohl dabei ist, was auch daran liegen kann, dass er gerade mit der Nummer eins anbändelt. Noch nicht lang und es wird niemals etwas Festes sein. Hawks weiß das, trotzdem er sich mehr wünscht. Leider ist er Realist…und gerade ist es sehr real, dass er Dabi seine Forderung erfüllt. „Scheint, als würdest du nicht so viel Einsatz zeigen wollen, wie du vorgibst. Gut zu wissen“, unterbricht Dabi seine Gedankengänge und wendet sich zum Gehen. Scheiße. Die Entscheidung ist gefallen. Wenn er ihn jetzt abhauen lässt, war es das vielleicht. „Hey Dabi.“ Dieser bleibt stehen, dreht sich mit ausdruckslosem Gesicht zu ihm um. Hawks nähert sich ihm, funkelt ihn an und geht dann vor ihm auf die Knie. Dabi verzieht keine Miene, hebt lediglich eine Braue, während er seine Hose öffnet. „Ich zeige immer vollen Einsatz. Merk dir das.“ Nun grinst Dabi doch, lehnt sich gegen den Holzbalken, vor dem er steht. Hawks spürt seinen Blick auf sich und obwohl sich etwas in ihm dagegen sträubt, lächelt er lasziv, ehe er seinen Schwanz aus der Hose holt… „…hörst du mir überhaupt zu?“ Hawks blinzelt, sieht in diese Augen, die seinen so ähnlich sind. Manchmal erträgt er das kaum. Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber er ist ihm nicht nur fremdgegangen, sondern auch noch mit seinem Sohn. Weder Unwissen noch die Ausreden zählen da. „Ja…nein, ich…sorry, ich…bin noch nicht wieder…“ Die falschen Worte. Definitiv. Er sieht es ihm an und bereut es. Eigentlich ist er nicht auf den Mund gefallen, doch was passiert ist, hat auch an ihm Spuren hinterlassen. Er bemüht sich, kann jedoch nicht alles weglächeln. Es wird zunehmend härter. „…was ich angerichtet habe, ist unverzeihlich.“ Die Worte treffen Hawks da, wo es am meisten schmerzt – und das sind weder sein Rücken noch sein Gesicht. Er will ihn nicht so sehen. Seinen Helden. Denn das ist er. Auch jetzt noch, wo ihn ein Großteil der Bevölkerung ablehnt oder sogar verachtet. Es gibt einen Grund dafür, dass sie sich vor der Öffentlichkeit verstecken. Die Menschen haben viel verloren, sowohl ihr Zuhause als auch Familie und Freunde. Es ist immer leichter erträglich, wenn es einen Schuldigen gibt – und da steht Enji ganz oben auf der Liste. Hawks hat ebenfalls viele seiner Fans eingebüßt, doch seine Begründung für den Mord an Twice halten einige anscheinend für plausibler als die Gewalt gegen die eigene Familie. Ja, es ist kein Kavaliersdelikt…aber wer ist frei von Fehlern? Wie viel hat Enji getan, um dafür zu sühnen? Sieht das niemand außer ihm? Dass er sein Leben für sie alle riskiert hat? „Hör auf.“ Er sagt es leise und als Enji vor Bitterkeit schnaubt, lehnt er sich, ungeachtet seiner Schmerzen, zu ihm vor und nimmt sein Gesicht in beide Hände. So kann er ihm nicht ausweichen. „Du bist nicht schuld an meinen Wunden. Ich will nicht, dass du…hör auf. Sieh mich nicht an, als würdest du mich…bemitleiden. Ich will kein Mitleid.“ Es fällt ihm schwer, das Zittern in seiner Stimme in den Griff zu bekommen. Weglächeln geht nicht mehr. Er kann es nicht mehr überspielen. Nicht wie sonst. „Hawks…“ Er spürt, wie sich eine große, warme Pranke auf seine Hand legt, die noch an Enjis Wange ruht. Der Bart ist etwas dichter als sonst, doch das stört ihn nicht. Die tiefe, raue Stimme, die seinen Namen nennt. Hawks ist froh, dass er ihn nicht Keigo nennt. Takami Keigo existiert nicht mehr. Er will nicht mit diesem Namen in Verbindung gebracht werden. „Sie…werden vielleicht…“ „Nachwachsen?“, unterbricht er ihn mit einem freudlosen Lächeln. „Vielleicht…vielleicht auch nicht. Ich will nicht darüber nachdenken…und auch nicht darüber reden.“ Weil er sich dann fragen müsste, wer er ohne seine Flügel eigentlich ist. Was noch übrig bleibt…und das macht ihm eine solche Angst, dass er sich dem lieber verweigert, solange er kann. Er braucht keine Panikattacken zu seinen nächtlichen Schmerzen. Außerdem geht es Enji nicht viel besser. Seine Lunge ist verbrannt und selbst Recovery-Girl kann nicht sagen, ob sie wieder vollständig heilt. Vorerst ist er auf Sparflamme…was nicht so witzig ist, wie es sein könnte. Manchmal, wenn der Ältere denkt, er sieht es nicht, keucht und röchelt er, als würde es zu Ende gehen. Es macht Hawks eine scheiß Angst, aber er traut sich nicht, es anzusprechen. Enji ist gerade die einzige Konstante in seinem verkorksten Leben…und deswegen kann er es ihm nicht sagen. Sein dreckiges Geheimnis. Hawks kann Dabi nicht ausstehen. Der Gedanke kommt ihm, während er seine Nase in das dunkle, gestutzte Schamhaar drückt. Er muss nicht einmal würgen, kann ihn problemlos bis zum Anschlag aufnehmen. Nicht zu lang, nicht zu dick…genau die richtige Größe. Bei Endeavor ist das schwieriger. Er will es nicht vergleichen, deswegen hört er an diesem Punkt damit auf. Fakt ist, es liegt nicht daran, dass Dabi aussieht wie ein Zombie…er riecht auch nicht schlecht, sodass es irgendwie unangenehm sein könnte. Es ist sein Blick. Dieser manische, lauernde Blick, mit dem er auf ihn herabsieht, als sei er der Dreck unter seinen Schuhen. Und dann, noch während er kontinuierlich in seinen Mund stößt, greift er plötzlich mit beiden Händen jeweils einen seiner Flügel. Hawks würgt vor Schreck, doch er kann sich nicht lösen. Dabi reißt an seinen roten Schwingen und gleichzeitig werden seine Finger heißer. Hawks kann es spüren – deutlich. Er sieht hoch, Dabis Schwanz in seiner Kehle und er erkennt es. Das Manische…geradezu Teuflische und es lässt für einen Moment Angst in ihm aufkeimen. Weil er nicht sicher ist, ob Dabi seine Flügel anzünden wird. Er hat die Knochen gepackt. Sein Feuer ist heiß genug, um sie zu beschädigen. Noch während er daran denkt…zieht sich Dabi aus seinem Mund zurück und schiebt sich dann wieder grob in ihn. Die ganze Zeit über hat er kaum einen Laut von sich gegeben und auch jetzt, als er in seinem Mund kommt, gibt er bloß ein kurzes, raues Brummen von sich. Es läuft heiß und salzig seine Kehle herunter, sodass er sich verschluckt und hustet. Dabi entzieht sich ihm und zum Glück lässt er seine Flügel los, um seine Hose zu schließen. Hawks fragt sich, ob er seine Angst gespürt hat und deswegen gekommen ist. Er traut es ihm zu. Fahrig wischt er sich über den Mund, atmet durch, ehe er sich aufrappelt. Er fühlt sich nicht so erniedrigt, wie er es sollte. „Dein Ausdruck eben…unbezahlbar“, hört er Dabis Stimme, als hätte er seine Gedanken gelesen. „Hast du gedacht, ich zünde dich an?“ Das hämische Grinsen weckt einen Funken Wut in ihm, doch er lächelt nur dünn. „Für eine Sekunde war ich nicht sicher…und dabei war ich so gut zu dir.“ „Stimmt. War ganz passabel…aber keine Sorge, ich verbrenne doch nicht meine Kameraden.“ Passabel. Hawks spürt ihn jetzt noch in seiner Kehle. Er hat ja wohl alles gegeben. Jemand anderes ist da eindeutig dankbarer…und irgendwie fehlt er ihm jetzt. Das hier hinterlässt so einen bitteren Beigeschmack. Er vermisst, wie ihm durch die Haare gestreichelt wird. Wie er danach angesehen wird…als sei er unglaublich. Nun, das hier ist Dabi…und der ist ein Arschloch, das er leider braucht. Er benutzt ihn für das höhere Ziel. Deswegen verdrängt er seine Gefühle und setzt ein falsches Lächeln auf. „Gut zu wissen…dann üben wir das beim nächsten Mal, würde ich sagen?“, zwitschert er unbekümmert. Dabi grinst breit und es schaudert Hawks bis ins Mark. „Du bist mutig. Gefällt mir. Hn…wir sehen uns.“ Er winkt ab und verschwindet dann in der Dunkelheit…wofür Hawks mehr als dankbar ist. Dass er sich mit dem Teufel eingelassen hat, steht außer Frage. Es bringt ihn beinahe um, als Enji ihn behutsam auf seinen muskelbepackten Körper zieht, dabei bewusst auf seinen verletzten Rücken achtend. Er ist dabei so vorsichtig und liebevoll, dass sich Hawks noch schlechter fühlt. Solch eine Behandlung hat er nicht verdient. Nicht, nachdem er ihn über Monate hintergangen hat. Mit seinem Sohn. Die sanften Berührungen brennen auf seiner Haut, obwohl sie schön sein sollten. „Hast du Schmerzen?“ Nein, er verdient ihn wirklich nicht. „…zwischendurch, gerade geht’s“, erwidert er und versucht dabei locker zu klingen. Enji blickt ihn prüfend an, was es sehr schwer macht, keine Miene zu verziehen. Er will nicht undankbar wirken, wenn er ihm zeigt, dass er sich um ihn sorgt…trotzdem er sowohl das Kind eines Mörders als auch selbst einer ist. Anscheinend ist er nicht mehr gut darin, seine Emotionen zu verbergen, jedenfalls lassen die nächsten Worte dies vermuten. „…darf ich es sehen?“ Als wäre er ein rohes Ei. Das ist er nicht. Trotzdem will etwas in ihm verneinen, dieser Situation entfliehen. Er hat ihre Intimitäten bisher immer genossen, nicht genug davon bekommen, doch seitdem er diese Last mit sich herumträgt, kann er das nicht mehr guten Gewissens. Sein Blick flackert, weil er dem des Älteren nicht standhalten kann…dann nickt er und setzt sich auf. Er liebt diese Position, wenn sie miteinander schlafen. Auf diese Weise kann er Tempo und Intensität bestimmen…und er fragt sich, ob es je wieder so unbeschwert sein kann. Wenn Enji es nie erfährt…wenn er es schafft, auszublenden…darin ist er ebenfalls gut. Es fällt ihm mittlerweile schwerer, in seiner Rolle zu bleiben, sobald Dabi ihn auf „ein Wort“ sprechen will. Wenn er ehrlich ist, verbringt er lieber Zeit mit Bubaigawara. Der Kerl ist naiv und redet mehr, als gut für ihn wäre, aber er ist ein netter Typ. Eine ehrliche Haut…und daher perfekt, um sich unauffällig Informationen zu erschleichen. Dabi dagegen…nun ja, Dabi ist… „Fuck, das ist…gut...“ Er raunt es, während er einen seiner Flügel gepackt und die andere Hand in seinen Haaren vergraben hat, um seinen Kopf unten zu halten. Diese Position mag er am liebsten, vermutlich gibt sie ihm das Gefühl, ihm überlegen zu sein – was er nicht ist. Wenn Hawks wollte, könnte er ihm ein paar seiner Federn direkt ins Hirn schießen. Wie Pfeile. Direkt durch die Augen. Die kann er am wenigsten an ihm ausstehen. Sie sind durchdringend und manisch und…rufen eine Empfindung in ihm hervor, die er nicht ganz benennen kann. „…nh…wie deine Flügel brennen würden, wenn ich…“ Das macht er öfters. Sich dabei laut vorstellen, wie er ihn anzündet. Bisher ist es bei leeren Worten geblieben. Gott sei Dank. Bei jedem Stoß rutscht sein Körper über die Matratze und er beginnt sich dabei selbst einen runterzuholen, weil man auf sowas bei Dabi nicht zählen kann. Zum Glück ist er wenigstens einigermaßen attraktiv, sodass es kein Ding der Unmöglichkeit ist, hierbei hart zu werden. Das hier ist nicht anders als sonst, nur mit mehr Körpereinsatz. Wenn er Dabi das Gefühl gibt, sich gern von ihm knallen zu lassen, ruft das vielleicht irgendeine Art Sympathie in diesem hervor. Bisher hat er nämlich nicht den Eindruck, als würde ihm der Kerl vertrauen. Klar, er ist hier, hat sich von ihm anheuern lassen…aber da ist dieses Funkeln in Dabis Blick. Dieses Lauernde, das nie schläft. Das muss er ausmerzen. Auch wenn er jetzt lieber in den muskulösen Armen eines anderen liegen würde. Er bereut den Gedanken, denn es macht dieses Sex-Ding schwerer. „Nh…härter!“, brummt er gegen die Matratze und schiebt Dabi seinen Hintern entgegen. „Quatsch nicht...so viel…und gib’s mir…hah…“ „Tse…du hast so ein dreckiges Mundwerk…“ „Du stehst doch drauf.“ „Schnauze.“ Und dann gibt er es ihm härter. Hawks ist froh, dass zumindest das kein Hindernis ist. Er mag es leidenschaftlich und rau…und wieder muss er an ihn denken. Er kann nicht zurück, das hier muss er jetzt durchziehen. Bis zum bitteren Ende. Hawks muss sich zusammenreißen, während er den Hoodie abstreift. Der Stoff berührt seine bandagierte Haut nur ganz leicht und trotzdem sind es tausend Messerstiche. Von vorn sieht man es nicht. „Dann kannst du direkt neue Brandsalbe draufmachen“, murmelt er resigniert und zieht die Tube aus dem Hoodie. Er hat sie immer dabei, genau wie die Schmerztabletten. Enji nickt bloß, dann verändert Hawks seine Position, sodass er mit dem Rücken zu ihm sitzt. Er ist angespannt, das kann er nicht verhindern…auch wenn er dem Flame Hero vertraut. Bandage für Bandage wird abgewickelt und Hawks beißt die Zähne zusammen, um jeden Laut zu ersticken. Stur blickt er zu einem unsichtbaren Punkt an der mit Holz verkleideten Wand, fokussiert sich darauf. Die Luft, die an seine Haut kommt, fühlt sich im ersten Moment nicht mal schlecht an. Die ruhigen Bewegungen von Enjis Fingern an seinem Körper helfen dabei, nicht aufzuspringen und das hier abzubrechen. Es ist das scharfe Einatmen hinter ihm, die Erkenntnis, wie übel es wirklich ist…und es zerrt an seinen Nerven. „…einen Model-Contest kann ich damit nicht mehr gewinnen“, versucht er es mit seiner alten Taktik herunterzuspielen. Enji schweigt, seine Finger ruhen an seinem unteren Rücken. Hawks spürt seinen Blick auf sich, weiß, was ihm dabei durch den Kopf gehen muss. Deswegen hat er seine Kleidung bisher nicht ausgezogen. Das hier ist schrecklich. Die Narbe in seinem Gesicht ist, verglichen mit seinem Rücken, nicht der Rede wert. Dort, wo normalerweise seine Schwingen herausgeragt haben, ist nur noch ein kümmerlicher, kleiner Knochenrest, der aus der rechten Seite ragt. Vielleicht wird er wenigstens einen Flügel zurückbekommen…oder er bildet sich ein, dass da etwas wächst. Er ist nicht sicher. Drum herum ähnelt die großflächig verbrannte Haut mehr einem hässlichen, faltigen Geschwulst, das so empfindlich ist, dass er es kaum selbst berühren kann. Geschweige denn ansehen mag. „…Hawks, ich…“ „Ich bin am Leben, oder nicht? Kann man von Bubai- …von Twice nicht behaupten…also ist es wohl nur fair, dass ich nicht glimpflich davon gekommen bin.“ Es ist das, was ihm die ganze Zeit durch den Kopf spukt, dass er es verdient hat. Wegen Bubaigawara, der ihm vertraut hat…ihn einen Freund genannt hat und den er von hinten abgestochen hat. Er hat kein Recht, ihn auch nur beim Namen zu nennen. Und dann die Geschichte mit Dabi… „Du hast verhindert, dass noch mehr Menschen sterben. Er war unser Feind“, knurrt Enji hinter ihm. „Während ich…das hier verursacht habe. Ich habe-“ „Du hast Fehler gemacht. Schlimme Fehler, die du bereust“, fährt Hawks ihm harsch über den Mund und funkelt ihn wütend über seine Schulter an. „Drei deiner Kinder sind trotzdem nicht durchgedreht, haben unschuldige Menschen ermordet oder sich für den zweiten Stain erklärt, um die Welt ins Chaos zu stürzen! Verdammt, Enji! Du bist nicht allein für das alles verantwortlich! Erst recht nicht für meine Verletzungen!“ „Hör auf, mich in Schutz zu nehmen, nur weil du-“ „Weil ich was?! Das hat nichts mit uns zu tun! Ohne dich wäre ich damals…du hast…du weißt nicht, wie mein Leben war, bevor du ihn…Scheiße, du hast mich gerettet und es ist dir nicht mal bewusst!“ „…das wiegt meine Sünden nicht auf, Hawks.“ „Für mich schon. Ich habe genug eigene…glaub mir.“ Hawks dreht den Kopf wieder nach vorn, weil er den Blick des Älteren nicht mehr erträgt. Wie sie hier sitzen und nicht mit sich selbst klar kommen. Wie sie versuchen, sich gegenseitig zu schützen und dabei der Meinung sind, es nicht zu verdienen. Das muss Liebe sein, denkt er sarkastisch und unterdrückt ein hysterisches Lachen. Sie sind beide so abgefuckt. Er gibt keinen Laut von sich, als Enji so sanft wie möglich die Salbe auf seine Verbrennungen aufträgt. Sagen tut er nichts mehr. Vielleicht, weil auch er weiß, wie festgefahren sie mit dem Thema Schuld sind. Es gibt keine Worte, die ihnen das Gefühl geben können, es wäre okay. Hawks beginnt zu zittern…aber er weiß nicht, ob es aufgrund der ganzen Situation oder der Schmerzen ist. Als der Ältere nach einer Weile die Stirn gegen seinen Nacken drückt, gibt ihm das beinahe den Rest. Er schluckt das Schluchzen gerade noch so runter, während er starr auf Enjis Schoß sitzen bleibt und die Nähe zuzulassen versucht. Es ist ihm noch nie so schwer gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)