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Defiance

Herausforderung
von

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Auf nach Tokyo!

Aiko

Wie sollte ich die Sache angehen? Was sollte ich tun? Eine innere Unruhe erfüllte mich und wurde stärker je näher ich meinem Ziel kam. Wie lange war ich nicht mehr in Tokyo gewesen? Es mussten drei Jahre sein. Zwei Jahre davon hatte ich nichts mehr von meinem Bruder gehört und auch meine Eltern hatten mir nichts sagen wollen. Lange hatte ich die Füße still gehalten und nichts getan. Ein Fehler. Viel zu lange hatte ich gewartet. Gewartet ob mein Bruder sich irgendwann bei mir melden würde. Doch bis heute hat er das nicht getan. Stattdessen hatte ich vor ein paar Tagen Besuch gar seltsamer Gestalten gehabt. Ganz in schwarz gekleidet, hatten sie vor meiner Tür gestanden und nach ihm gefragt. Natürlich hatte ich mich gewundert warum sie dafür extra nach Amerika kamen obwohl mein Bruder Shinichi doch in Japan lebte. Wahrheitsgemäß hatte ich ihnen geantwortet länger von ihm nichts gehört zu haben und nicht zu wissen was bei ihm los sei. Ohne eine Erklärung waren die beiden Männer dann abgezogen. Gin und Wodka hatten sie sich genannt. Gin war ein schlanker hochgewachsener Mann mit hellbrauen fast blondem Haar und einem Blick der einen zu Eis erstarren lassen konnte. Wodka hatte seine Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt und schwarzes Haar gehabt. Seine kräftigere Gestalt hatte mehr weniger Respekt eingeflößt. Bei Gin war ich mir sicher dass er ein gnadenloser Killer war. Wieso hatten sie nach meinem Bruder gesucht? Was ging hier vor?

Mit einem Seufzen sah ich aus dem Fenster der Bahn welche mich meinem Ziel näher bringen sollte: dem Haus unserer Eltern indem Shinichi lebte. Ich wusste nicht was mich da erwarten würde und mir war mulmig zumute. Irgendwas war da im Busch und ich konnte nur noch nicht sagen was. Vielleicht würde ich hier mehr herausfinden. Die Bahn hielt an und ich wechselte zu einem Bus. Obwohl ich länger nicht mehr hier gewesen war, fand ich den Weg nach Hause ganz automatisch. Einige Zeit später stand ich vor dem Eingangstor. Noch einmal holte ich tief Luft ehe ich das Tor aufdrückte und meinen Koffer hinter mir herziehend das Anwesen ansteuerte. Haus konnte man es ja kaum noch nennen. Unser Vater war ein berühmter Schriftsteller und unsere Mutter eine bekannte Schauspielerin bis sie uns bekommen hatte. Man konnte also durchaus behaupten dass es uns an Geld nicht mangelte. Dafür hatte es uns an anderen Dingen gemangelt. Mich jedenfalls hatte es oft gestört wenn unsere Eltern tagelang weg waren und ständig alleine nach Amerika reisten. Dementsprechend war das Verhältnis zwischen uns angespannt. Vor allem seitdem sie Shinichi hier hatten alleine sitzen lassen…

Letztendlich war ich aber nicht besser wie sie und ebenfalls nach Amerika gezogen um auf Abstand zu gehen. Aber ich war nur gegangen nachdem ich Shinichi unserer Kindheitsfreundin Ran anvertraut hatte.

Ich holte meinen Schlüssel aus meiner Handtasche und schloss die Tür auf. Okay der Schlüssel passte also noch. Soweit so gut. Ich trat ein und sah mich im Eingangsbereich um. Alles wirkte normal und gut gepflegt. Jemand musste hier also leben. Gut dann würde ich wohl meinen Bruder gleich fragen können warum er mir aus dem Weg ging. Wenn er doch sauer auf mich war dann konnte er mir das doch sagen!

Etwas verärgert ließ ich den Koffer im Eingangsbereich stehen und marschierte durch das Haus. Im unteren Bereich war niemand aber in der Küche hatte sich jemand Wasser aufgesetzt um sich wohl Tee zu kochen. Also musste jemand hier sein. //Na warte Brüderchen!// Ich stapfte nach oben und war in bester Laune um meinem Bruder eine gehörige Standpauke zu halten als mir jemand völlig Fremdes entgegen kam. Verdutzt blinzelte ich. Wir sahen einander an und sagten gleichzeitig: „Was machen sie hier?“ Vor mir stand ein blonder Mann mit Brille welcher mir überhaupt nicht bekannt vorkam. Wer war er? Und was machte er in unserem Zuhause?!

Alarmiert kniff ich die Augen leicht zusammen und war bereit zu zuschlagen falls der Kerl eine falsche Bewegung machen sollte. „Ich bin Aiko Kudo und das Haus gehört meiner Familie“, sagte ich barsch und stemmte die Hände in die Hüfte.
 

Subaru

Seit einiger Zeit lebte er in dem Haus von Shinichi Kudo und hatte die Tarnidentität Subaru Okiya angenommen. Als Subaru war er Student an der Toto-Universität und besuchte diese tatsächlich ab und zu um diese Tarnung aufrecht zu erhalten. Sein wahrer Name allerdings war Shuichi Akai und er war ein Mitglied des FBI. Da man ihn für tot hielt, hatte er diese Identität angenommen um trotz allem weiter ermitteln zu können. Bisher war das gut gegangen und keiner störte sich mehr an den Studenten in Shinichis Haus. Selbst Ran hatte es nach anfänglicher Skepsis akzeptiert.

An diesem Tag war Shuichi gerade dabei sich einen Tee zu kochen und hatte das Wasser bereits aufgesetzt. Oben in seinem Zimmer holte er ein Medizinbuch heraus um den Nachmittag damit zu verbringen dieses zu lesen. Seine Tarnung musste immerhin perfekt sein. Gerade als er aus seinem Zimmer kam, hörte er wie die Haustür aufging. Es war aber nicht Ran welche da kam. Diese klingelte normalerweise oder machte sich sonst wie bemerkbar. Shuichi erstarrte und hatte für einen Moment das Gefühl ertappt worden zu sein. Dann beruhigte er sich selber wieder und beschloss nachsehen zu gehen. Er würde einfach den überraschten Hausbewohner mimen und das erzählen was er auch allen anderen erzählt hatte.

Seine Überraschung wurde größer als ihm eine blonde Frau gegenüber stand und ihn so misstrauisch musterte als müsste sie herausfinden wie gefährlich er war. Er blieb ruhig und fragte sie was sie hier mache. Die Antwort kam prompt und nun konnte er seine Überraschung nicht verbergen. Aiko Kudo? Es gab noch ein Mitglied der Kudo Familie? Stimmt da war ja was gewesen. Wenn er sich recht erinnerte dann war sie die ältere Schwester von Shinichi. Offenbar wusste sie nicht dass das Haus mittlerweile an ihn untergemietet wurde. Vermutlich wusste sie von rein gar nichts um sie zu schützen.

Er hob die Hände und symbolisierte dass er ungefährlich war. Lediglich sein Buch hielt er in der Hand. „Ich bin Subaru Okiya. Shinichi hat mir erlaubt während des Studiums an der Toto-Universität hier wohnen zu dürfen. Wenn sie mir nicht glauben dann fragen sie seine Eltern. Ich nehme an sie sind seine ältere Schwester oder?“

Aiko durchbohrte ihn mit Blicken und schien keinesfalls beruhigt zu sein. Sie glaubte ihm nicht. „Wo ist Shinichi?“, verlangte sie zu wissen.

„Er ist schon länger nicht mehr hier. Er arbeitet an irgendeinem Fall. Deswegen kann ich ja hier wohnen“, erklärte Shuichi ruhig.

Noch immer war Aiko angespannt und bereit zu zuschlagen. Während sie Shuichi im Auge behielt, fischte sie ihr Handy aus der Hosentasche. Wehe ihre Eltern würden eine andere Geschichte erzählen! Sie wählte die Nummer ihres Vaters und wartete darauf dass er abhob. Es dauerte eine Weile aber dann nahm Yusaku Kudo ab. „Endlich“, knurrte Aiko, „manchmal seid ihr verdammt schwer zu erreichen. Sag mal stimmt es dass ihr und Shinichi das Haus an einen gewissen Subaru Okiya untervermietet?“ Sie kam gleich zum Punkt und hörte den Erklärungen ihres Vaters zu. Wütend knirschte sie mit den Zähnen. „Und ihr seht es nicht mal für nötig mir Bescheid zu sagen?! Zufälligerweise wollte ich meinen Bruder mal wieder sehen und stehe vor einem Wildfremden!“ Sie schnaubte verärgert. Leise sprach sie weiter und legte dann auf. Unglaublich! Ihre Eltern waren echt manchmal sehr anstrengend.

Shuichi blieb still während Aiko telefonierte und wartete bis sie ihr Gespräch beendet hatte. Freundlich lächelte er sie an. „Tut mir leid dass sie nicht Bescheid wussten. Wir sind jetzt wohl beide sehr überrascht.“

Aiko steckte ihr Handy wieder ein und die Anspannung wich aus ihr. Sie seufzte leise. „Meine Eltern sind nicht gerade gut darin ihre Kinder über alles zu informieren. Anscheinend entwickelt mein Bruder nun auch diese Eigenschaft. Ich werde wohl Hotel aufsuchen und meinen Urlaub ohne ihn verbringen. Tut mir leid wenn ich etwas unfreundlich war.“

Shuichi schüttelte den Kopf. „Ach was, schon gut. Sie haben sich nur Sorgen um ihre Familie gemacht. Es hätte ja auch etwas passiert sein können.“ Das war es auch aber das konnte er ihr nicht sagen und er wusste ja auch nicht was genau alles passiert war. Nur das die schwarze Organisation damit zu tun hatte. „Sie müssen nicht gehen. Wenn es sie nicht stört mich als Gast im Haus zu haben, können sie auch bleiben. Das ist immerhin ihr Zuhause und ich möchte sie nicht daraus vertreiben.“ Das wäre mehr wie unhöflich. Allerdings würde er dann sehr auf seine Tarnung achten müssen.

Einen Moment schwieg Aiko und schien darüber nachzudenken. „Gut ich denke sie sind in Ordnung.“ Nun zeigte sie ein Lächeln. Es war warm und absolut ehrlich. „Also nochmal auf Anfang. Ich bin Aiko Kudo, sehr erfreut sie kennenzulernen. Die nächsten Tage werden wir Mitbewohner sein.“

„Sehr erfreut. Sie können mich ruhig duzen. Ich bewohne das Gästezimmer also haben sie die Wahl zwischen den anderen Zimmern“, entgegnete Shuichi. Er fand mit einem Lächeln sah sie gleich besser aus und entspannte sich innerlich. Das war nochmal gut gegangen.

„Danke dasselbe biete ich dir an. Als Mitbewohner müssen wir nicht so förmlich sein. Ich denke ich werde in meinem alten Zimmer wunderbar schlafen. Sicher ist es noch genauso wie früher eingerichtet.“ Shinichi hatte bestimmt nichts daran geändert damit sie jederzeit wiederkommen konnte. Warum nur hatte sie sich damit so viel Zeit gelassen?
 

Aiko

Es war mir ein wenig peinlich dass ich so feindlich reagiert hatte aber Subaru konnte mein Misstrauen verstehen. Ich hatte ja gar nicht von ihm gewusst und war dementsprechend überrascht gewesen. Durch die Worte meines Vaters beruhigt, sah ich nun keine Bedrohung mehr in ihm. Allerdings war ich nun noch mehr enttäuscht dass meine Familie mir nichts mehr sagte. Vertrauten sie mir nicht mehr? Waren sie sauer auf mich? Dann könnte man doch darüber reden! Also wenn ich jemals meinen Bruder ans Telefon kriegen sollte, würde ich diesem gewaltig was erzählen! So konnte es definitiv nicht weiter gehen. Klar lief in unserer Familie nicht immer alles rund aber solche Geheimnisse und eine lange Funkstille passten einfach nicht ins Bild.

Subaru hatte erwähnt das mein Bruder an einem Fall arbeitete. Es musste eine große Sache sein wenn er deswegen nicht einmal nach Hause kam. Warum nur hatten mir meine Eltern davon nichts erzählt? Die wussten ja offenbar über alles Bescheid. Nun ich wollte vorerst nicht weiter darüber nachgrübeln. Erst einmal wollte ich richtig ankommen und dann weitersehen. Ich würde schon die Gründe herausfinden. Dafür war ich ja zurück nach Tokio gereist.

"Also dann werde ich mal meinen Koffer holen und mich in meinem Zimmer einrichten“, teilte ich Subaru mit. Es war seltsam einen völlig fremden Mitbewohner zu haben aber auf den ersten Blick wirkte er ganz okay. Vielleicht würde es also gar nicht schlimm sein ein wenig Gesellschaft zu haben. Ein aufdringlicher Typ schien er schon mal nicht zu sein. Und wenn doch würde er meine Kampfkünste zu spüren bekommen. Auch wenn ich nicht so wirkte, hatte ich einiges drauf. Selbst Ran zollte mir ordentlichen Respekt und sie war eine sehr starke Karatekämpferin. Ich allerdings hatte den Vorteil als Ältere früher mit dem Kampfsport angefangen zu haben und somit über mehr Erfahrung zu verfügen. Das machte sich in meinem Job ziemlich ausgezahlt. So mancher Verbrecher hatte mich unterschätzt und sein blaues Wunder erlebt.

„In Ordnung. Ich kümmere mich derweil um meinen Tee. Möchtest du auch eine Tasse?“, fragte Subaru mich.

Warum nicht? Eine Tasse Tee klang nach der ganzen Aufregung mehr wie gut. Also nickte ich. „Von mir aus gerne. Ich trinke gerne Tee.“

Gemeinsam gingen wir nach unten wo ich meinen Koffer holte und er in der Küche verschwand. Mit meinem Koffer bewaffnet, lief ich die Treppe wieder hoch und steuerte mein altes Zimmer an. Ich schob mit der Hand die Tür auf und tatsächlich war es genauso wie ich es in Erinnerung hatte. All meine Sachen waren noch hier die ich nicht mit nach Amerika genommen hatte. Ein leichtes Lächeln lag auf meinen Lippen als Erinnerungen der Kindheit in mir aufkamen. So manch schöne Stunde hatte ich hier ja verbracht. Die Probleme waren erst wirklich da gewesen als ein Teenager gewesen war. Da hatte ich wirklich begriffen was es bedeutete ständig ohne Eltern Zuhause zu sein. Ich war ja alt genug gewesen um auf meinen kleinen Bruder aufzupassen und Professor Agasa war ja auch immer für uns dagewesen. Leise seufzte ich.

Ich presste die Lippen zusammen und wollte nicht weiter daran denken. Es war schön und eben auch nicht schön gewesen. So war nun einmal das Leben. Ich war aber nicht hier um in Erinnerungen zu schwelgen. Ich öffnete den Kleiderschrank und stellte überrascht fest dass selbst dieser keinen Staub angesetzt hatte. Na da achtete jemand sehr auf Ordentlichkeit und Sauberkeit. Ich runzelte die Stirn bei dem Gedanken dass Subaru in meinem Zimmer gewesen war um alles sauber zu halten. Das war schon sehr löblich von einem Untermieter aber ein wenig mulmig war mir dennoch zumute. Immerhin lagerten hier auch noch ein paar persönliche Dinge. Der Kleiderschrank war allerdings leer weswegen ich damit begann meine Kleidung einzuräumen.

Nachdem der Schrank gefüllt und mein Koffer fast leer war, holte ich die restlichen Sachen heraus. Das Meiste wanderte in meinen Schreibtisch und ein Teil in meinen alten Schminktisch. Nur die Sachen fürs Badezimmer verstaute ich nicht in meinem Zimmer. Der Koffer wanderte ebenfalls in den Schrank und damit war ich soweit wieder eingerichtet. Selbst das Bett war noch recht frisch bezogen. Erstaunlich. Alles wirkte so als wäre ich jederzeit zurück erwartet worden. Einerseits freute es mich und andererseits versetzte es mir einen Stich. Denn es war niemand da der auf mich gewartet hatte. Alle waren sie fort.

Ich verließ mein Zimmer und brachte meine Sachen ins Badezimmer. Zahnpasta wie Zahnbürste wanderten in den Spiegelschrank und Duschgel sowie Shampoo in das Regal in der Dusche. Damit hatte ich mich nun wieder etwas häuslich eingerichtet. Ich suchte mir nur noch Handtücher raus und dann war ich wirklich soweit fertig. Es wurde Zeit mir den neuen Mitbewohner genauer anzusehen.

Ich ging die Treppe nach unten und steuerte die Küche an. Subaru saß an dem Küchentisch und hatte bereits den Tee in zwei Tassen gefüllt. Er lächelte mir freundlich zu als ich die Küche betrat.
 

Subaru

Es war gerade noch gut gegangen. Seine Tarnung stand noch. In nächster Zeit müsste er aber besonders vorsichtig sein. Auch in diesem Haus durfte er sich nun absolut keine Patzer erlauben. Sonst würde es reichlich Fragen aufwerfen. Aiko schien nicht zu wissen was mit ihrem Bruder geschehen war und Shuichi würde sich da auch nicht einmischen. Es war die Sache von Shinichi und seinen Eltern Aiko darüber aufzuklären. Wenn diese allerdings nicht wollten, dass sie etwas wusste, nun dann akzeptierte er das. Er war gewiss auch nicht in der Position alles über den Fall auszuplaudern. Zumal er dann zugeben müsste ein anderer zu sein. Nein die Welt sollte ihn vorerst für tot halten. Nur sein Boss und die Kudos wussten dass er noch lebte. Die schwarze Organisation sollte davon überzeugt sein dass sie ihn los war. Je weniger also von seiner Existenz wussten desto besser. Jeder Mitwisser wäre einem hohen Risiko ausgesetzt und könnte zum Ziel der Organisation werden. Das galt es unbedingt zu verhindern.

Aikos Familie wollte sie offensichtlich schützen und er würde diesen Schutz nicht gefährden. Er würde weiter seine Rolle spielen und für sie einfach nur Subaru der Student sein. Bisher hatte er jeden von dieser Rolle überzeugen können. Er hörte Schritte und sah auf. Aiko kam in die Küche und wirkte nun deutlich entspannter als noch vor ein paar Minuten.

Subaru bot ihr an Platz zu nehmen und Aiko ließ sich nicht zweimal bitten. Sie setzte sich zu ihm an den Küchentisch. Es war irgendwie seltsam mit einem vollkommen Fremden im Haus ihrer Eltern zu sitzen. Na ja sie würden sicher miteinander klar kommen. Auf den ersten Blick war Subaru ja ganz nett und es dürfte daher keine Probleme geben. Subaru schenkte ihr Tee ein und reichte ihr eine der Tassen. „Danke.“ Vorsichtig nahm sie diese entgegen und pustete bevor sie einen Schluck davon trank. Überrascht weiteten sich ihre Augen ein wenig. „Ist das ein Earl Grey?“, erkundigte sie sich. Es schmeckte sehr danach. Selten dass sie dieses Tee in diesem Haus getrunken hatte.

Subaru nickte und das Lächeln erschien wieder in seinem Gesicht. „Ich trinke ihn gerne. Verfeinert mit einem Teelöffel Honig schmeckt er besonders gut.“ Das stimmte in der Tat. Shuichi trank gerne schwarzen Tee und insbesondere eben den Earl Grey.

„Stimmt da ist eine leichte Süße mit dabei. Honig sagst du? Nun der macht sich besser im Tee als Zucker oder Süßstoff.“ Für die Zukunft sollte sie sich das wohl merken. Es schmeckte nämlich wirklich gut. Der Honig verlieh dem Earl Grey eine besondere Note.

„So du studierst also?“, fragte sie mit Blick zu Subaru und stellte ihre Tasse ab. Sie legte die Hände darum und wärmte sich daran.

Mit einem Nicken bestätigte Subaru ihre Frage. „Ja, wie gesagt in der Toto Universität. Ich hab vor einiger Zeit mein Medizin Studium angefangen.“

„Dann bist du also ein angehender Arzt“, stellte sie fest. Natürlich hatte er ihr das bereits erzählt aber sie wollte es noch einmal hören. Sie wollten den mysteriösen Untermieter ein wenig besser kennenlernen und beobachtete seine Körpersprache genau. Da er ziemlich entspannt war, erkannte sie keine Auffälligkeiten. Er schien also die Wahrheit zu sagen oder ein sehr guter Lügner zu sein. Allerdings würde er kaum hier wohnen wenn er ein Lügner wäre. Einen Verbrecher würden ihre Eltern und Shinichi hier nicht wohnen lassen. Alle in der Familie waren doch mit einem großen Gerechtigkeitssinn geboren worden und machte den Verbrechern eher das Leben schwer. Da wäre es doch echt ungewöhnlich ihnen dann ein Haus zur Verfügung zu stellen. Daher verwarf sie diesen Gedanken wieder ohne zu ahnen dass sie damit eigentlich nicht ganz falsch lag. Ganz ehrlich war Subaru nicht mit ihr.

„Richtig. Und du bist auf Familienbesuch hier?“, hakte nun Shuichi nach. Er wollte wissen warum Aiko ausgerechnet jetzt hier auftauchte. Wusste sie eventuell doch etwas?

Ja, etwas wusste Aiko aber das war nicht viel. Sie wusste nur das ein paar komische Typen in schwarzen Anzügen glaubten ihr Bruder sei tot und nach einer Bestätigung gesucht hatten. Eine Bestätigung die sie ihnen nicht hatte geben können. Keine Ahnung was das für Folgen haben würde.

„Richtig. Da ich schon länger nichts mehr von meinem Bruder gehört habe, wollte ich ihn überraschen. Tja und diese Überraschung ist ziemlich in die Hose gegangen. Er ist ja nicht hier.“ Nein Shinichi war nicht hier. Aiko log nicht mit ihrer Antwort aber behielt einen Teil der Wahrheit auch für sich. Vorerst würde sie niemanden erzählen was für seltsamen Besuch sie in Amerika bekommen hatte.

In aller Ruhe tranken sie ihren Tee und tauschten sich ein wenig aus. Aiko bat Subaru darum vorerst niemanden zu sagen dass sie hier war. Sie wollte ihre alten Freunde gerne überraschen. Das wollte sie wirklich aber vorher wollte sie sich alleine ein wenig in ihrer alten Heimat umsehen. Irgendwas stimmte hier nicht und sie wollte herausfinden was. Es würde leichter sein wenn dabei niemand nach ihr suchen würde. Sie kannte ihre Freunde und vor allem Ran würde sie begleiten wollen. Diese wollte sie nicht in Gefahr bringen falls diese Männer in schwarz eine Bedrohung darstellen sollten. Also würde sie erst mal auf eigene Faust losziehen und dann Ran einen Besuch abstatten.

Subaru erklärte ihr das Ran immer wieder hierher kam um beim Sauber machen zu helfen. Damit teilte er ihr also mit dass sie es nicht ewig geheim halten konnte. Aiko bedankte sich für die Information und wünschte Subaru noch einen schönen Abend. Sie gab an von der Reise hierher müde zu sein und immerhin hatten sie seit dem Nachmittag bis jetzt miteinander geredet. Das machte zusätzlich müde. Subaru wünschte ihr einen schönen Abend und eine ruhige Nacht. „Lass deine Tasse stehen. Ich kümmere mich schon um das Geschirr“, sagte er als sie ihre Tasse nehmen wollte.

Aiko ließ ihre Tasse los und nickte. „Okay, danke. Dann sehen wir uns morgen“, bedankte sie sich lächelnd, stand auf und verließ die Küche. Ihre Schritte entfernten sich und dann war Shuichi wieder allein in der Küche. Sein Buch lag noch immer unberührt auf den Tisch. Er leerte seine Tasse nun ebenfalls und räumte das Geschirr weg. Danach schnappte er sich sein Buch und zog sich ins Wohnzimmer zurück. Dort würde er noch ein wenig lesen und dann ebenfalls ins Bett gehen.

Der Dieb im Mondenschein

Aiko

Ich zog mich in mein Zimmer zurück und schloss die Tür ab. Auch wenn Subaru durchaus nett wirkte und nicht wie ein Schwerverbrecher, ging ich lieber auf Nummer sicher und fühlte mich einfach wohler damit. Vor allem würde er so nicht mitbekommen wenn ich das Zimmer verließ. Ich hatte nämlich noch nicht vor zu schlafen. Nein dafür war ich noch viel zu aufgekratzt. Stattdessen tigerte ich auf nackten Füßen durch mein Zimmer und ließ ein wenig Zeit verstreichen. Als ich der Meinung war, dass er sich schlafen gelegt hatte, ging ich zum Fenster und öffnete es. Rasch schnappte ich mir ein paar Schuhe aus meinem Schrank und kletterte aus dem Fenster. Schon früher hatte ich den Baum hinter meinem Fenster als Ausstiegsmöglichkeit genutzt. Was soll ich sagen? Ich war schon immer ein rebellisches Mädchen gewesen.

Ich kletterte also nach draußen und den Baum nach unten. Sanft setzte ich auf dem Boden auf und lauschte. Nichts regte sich. Ich warf einen Blick nach oben. Das schwache Licht meiner Nachttischlampe war das einzige Licht welches im Haus noch an war. Jedenfalls von der Rückseite aus gesehen. Ich schlich zum Zaun, welcher den Garten umgab und suchte nach einem losen Brett. Da! Hier war es. Vorsichtig drückte ich es nach hinten und schlüpfte durch das dadurch entstandene Loch. Dann war ich draußen und konnte mich in das Nachtleben Tokios werfen.

Etwas ziellos lief ich durch die Straßen der Stadt. Ich hatte nicht wirklich einen Anhaltspunkt wo ich meine Suche beginnen könnte und daher keine Ahnung wo ich anfangen sollte. Über die Männer in Schwarz wusste ich rein gar nichts. Ich hatte keinerlei Information über sie. Wie sollte ich da ran kommen? Es war ja nicht so als würden sie auf der Straße herumlaufen und Informationsblätter verteilen. Wenn ich sie richtig einschätzte, mussten sie eine Untergrundorganisation sein und damit nicht leicht zu finden. Wenn ich doch nur wüsste wo sich Shinichis Spur verlor. Wo waren sie ihm begegnet und hatten versucht ihn zu töten? Ich seufzte leise und blieb stehen. Mit Blick zum Himmel dachte ich, dass mich eine Menge Arbeit erwarten würde. //Wo bist du da nur reingeraten kleiner Bruder?//, fragte ich den Himmel. Das ganze Ausmaß dieser Sache konnte ich noch gar nicht erfassen. Ich wusste nur eines: dieser Gin war definitiv ein Killer. Keine Ahnung ob er deswegen zu einer Organisation von Killern gehörte aber ich war mir sicher dass Shinichi etwas getan haben musste, weswegen sie versucht hatten ihn zu töten. Stattdessen war er verschwunden und nun suchten sie nach ihm. Nichts anderes würde ihn dazu bewegen unterzutauchen. Nur wenn sein Leben und das Leben seiner Freunde bedroht waren, würde er sich wirklich bedeckt halten. Ob das der Fall war woran er arbeitete? Subaru und unsere Eltern hatten ja gesagt, dass er an einem Fall arbeite. Womöglich arbeitete er an seinem eigenen Fall und versuchte jene Leute zu finden, die ihn suchten und töten wollten.

Ich verzog das Gesicht als mir der Kopf vor lauter Grübelei leicht wehtat. Da konnte man aber auch nur einen Hirnkrampf bekommen. Es waren so viele Fragen offen und ich konnte nur Vermutungen anstellen. Wie nah ich damit an der Wahrheit lag, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Ich beschloss meinen Weg fortzusetzen und vielleicht würde mir das Schicksal weiter helfen. Manchmal war auch die Göttin Fortuna hilfreich.

Als ich weiter lief, hörte ich laute Stimmen und je näher ich kam umso deutlicher konnte ich sie verstehen. Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Kaito Kid! Kaito Kid! Kaito Kid!“, riefen mehrere Leute und es klang wie ein ehrfurchtsvoller Herbeirufungsruf. Was war da denn los? Bei dem Namen Kaito Kid klingelte etwas bei mir. Der Name kam mir bekannt vor. Ich hatte sicherlich mal in den Nachrichten aufgeschnappt.

Ich bog um die Ecke und sah die Verursacher des Lärms. Eine große Ansammlung Menschen hatte sich vor einem Hochhaus geschart und rief jubelnd nach Kaito Kid. Die Polizei hatte ihre gute Mühe sie in Schach zu halten und daran zu hindern ins Gebäude einzudringen. Ich konnte den Kommissar Megure ausmachen und zog mich etwas in die Seitengasse zurück. Ich wollte nicht entdeckt werden und nur wissen was da los war.

„Kaito Kid du bist unser Held!“

„Ja!“

„Unser Lieblingsdieb!“

Moment Dieb? Da dämmerte es mir. Diese Menschen warteten tatsächlich auf die Ankunft des berühmten Diebes Kaito Kid. Wow warum hatte der so viele Fans? Ich meine der Kerl war ein Dieb und damit ein Verbrecher. Gut ich gebe zu er war anders als die anderen Diebe und schon etwas seltsam aber dennoch ein Verbrecher. Ich schüttelte den Kopf. Warum neigten die Menschen immer wieder dazu Verbrecher zu Helden zu machen? Er war doch kein neumodischer Robin Hood. Er nahm es nicht den Reichen um es den Armen zu geben. Nein wahrscheinlich machte er es rein aus Vergnügen. Warum sonst sollte er so eine Show zulassen und die gestohlenen Dinge immer wieder zurückbringen? In den Nachrichten hatte man jedenfalls davon berichtet, dass er immer alles zurückgab und daran erinnerte ich mich gerade. Meiner Meinung nach machte ihn das zu einem sehr komischen Dieb. Wahrscheinlich liebte er einfach die Aufmerksamkeit und die Verehrung die ihm entgegen gebracht wurde. Mir tat ja die Polizei leid, die immer nur Ärger bekam und noch als die Bösen dastand.
 

Kaito Kid

Er hörte ihre Rufe und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie warteten auf ihn und bejubelten ihn. Es war schon immer wieder amüsant wie die Leute wegen ihm abgingen. Er war schon lange kein einfacher Dieb mehr sondern ein richtiger diebischer Magier. Die Leute wurden von ihm verzaubert und halfen ihm dabei seine Diebstähle zu verüben. Dabei mussten sie nicht unbedingt aktiv mitwirken. Es reichte dass sie so zahlreich erschienen und er sich unentdeckt zwischen ihnen bewegen konnte. Das erleichterte ihm die Arbeit. Für die Polizei wurde dadurch alles nur schwieriger. Manchmal tat ihm die Polizei deswegen echt leid. Aber hey irgendwann würde er damit wieder aufhören. Er tat dies alles ja nur um die Mörder seines Vaters zu finden. Okay, gut und es machte ihm auch etwas Spaß. Das konnte er wohl nicht leugnen. Manchmal stellte die Polizei sich eben auch dämlich an und es war kinderleicht die Sachen zu stehlen. Nur ein paar Mal war da dieser kleine Möchtegern-Detektiv gewesen, wo ihm das Leben schwer gemacht hatte. Aber es war jedes Mal eine unterhaltsame Herausforderung gewesen. Manchmal wartete er sogar auf den kleinen Jungen um sich mit ihm zu messen. Es gab ihm einen Adrenalinkick, der fast einen Herzinfarkt verursachen konnte. Das war wohl einfach der Reiz daran fast geschnappt zu werden. Dieser kleine Bursche war für sein Alter aber auch echt schlau. Entweder der Junge war ein Genie oder irgendwas stimmte mit ihm nicht. Ob er auch heute dabei sein würde?

Kaito schlängelte sich durch die Menschenmasse und betrat als Polizist getarnt das Hochhaus. Heute würde wieder ein besonderes Juwel in seine Finger fallen. Es wurde die Mondträne Lunas genannt. Ein Diamant in topfenform, welcher je nach Lichteinfall auch blau leuchten sollte. Den wollte er sich heute holen. Eventuell war es jener Stein den er suchte. Mit diesem Stein würde er diese Kerle in schwarz aus ihrem Versteck locken. Denn nur wegen diesem Stein hatte sein Vater sterben müssen. Angeblich konnte man durch diesen Stein die Unsterblichkeit erlangen. Kaito wusste nicht ob er an diese Legende glauben sollte aber er glaubte daran dass es einen Stein gab, der in seinem Inneren ein Geheimnis verbarg. Und er würde diesen Stein finden. Dieses Juwel würde ihm gehören. Mit diesem Juwel würde er die Mörder finden und endlich zur Rechenschaft ziehen. Einer musste ihnen ja das Handwerk legen. Sie würden dafür büßen was sie seinem Vater angetan hatten.

Während er sich daran machte zu seinem Ziel zu gelangen, stank Aiko in der Seitengasse und beobachtete das aufgeregte Treiben. Ihr war es schleierhaft wie man einen Dieb derart verehren konnte. Schließlich war dies hier keine Zaubershow sondern der Ernst des Lebens. Offenbar verstanden die Menschen das nicht. Sie schüttelte verständnislos den Kopf. Manche Menschen hatten einfach zu romantische Vorstellungen. Ein Dieb war ein Dieb und fertig. Nun es ging hier aber nicht um ihre Meinung. Diese würde sie eh für sich behalten. Was hätte sie auch davon mit den Menschen dahinten reden zu wollen? Man würde ihr eh nicht zuhören und sie hatte auch nicht vor die Meinung dieser Menschen zu ändern. Ihr tat einfach die Polizei Leid. Diese riss sich den Arsch auf, versuchte für Ordnung und Sicherheit zu sorgen und bekam noch einen Arschtritt dafür.

„Kaito Kid!“, rief eine ihr bekannte Stimme und sie runzelte die Stirn. War das nicht Sonoko? Sie regte den Hals und tatsächlich entdeckte sie die blonde Freundin von Ran. Ein Seufzen kam über ihre Lippen. Sonoko stand ganz vorne in der Reihe und hielt ein Plakat von Kaito Kid hoch. „Ich liebe dich!“ stand darauf. Von Sonoko hätte sie echt nichts anderes erwartet. Diese war schon immer ein Männervamp gewesen und stets auf der Suche nach der großen wahren Liebe. Vielleicht sollte sie man anfangen realistisch zu werden und eine ernsthafte Beziehung starten. So würde sie ihrem Singleleben niemals entfliehen. Doch wer war sie um ihr das vorschreiben zu können? Ihre einzige Beziehung hatte schrecklich geendet. Ein Traum war zerplatzt und vielleicht war das mit ein Grund warum sie selber nicht schon früher hierhergekommen war um sich nach ihrem Bruder zu erkundigen. Sie hatte mit anderen Dingen zu kämpfen gehabt.

Aiko achtete darauf dass Sonoko sie nicht bemerkte und betrachtete die anderen Leute genauer. War das Ran? Nein das war ein Mädchen, das ihr ähnlich sah aber das war nicht Ran. Dieses Mädchen hielt als einzige ein Schild hoch was Kaito Kid als miesen Dieb bezeichnete. Offenbar war sie nicht so angetan wie der Rest. //Echt mutig von ihr als Einzige gegen ihn zu sein und dort zu stehen.// Das Mädchen rief irgendwas, aber ihre Rufe gingen in denen der anderen unter. Aiko fühlte sich ihr ein wenig verbunden und dachte sich das zumindest eine hier vernünftig zu sein schien.

Gerade als sie sich weiter in die Gasse zurückzog um den Trubel hinter sich zu lassen, bemerkte sie Bewegungen in der Dunkelheit. Schwarz gekleidete Männer verschwanden um eine Ecke und sie konnte gerade noch einen sehen. Gehörte dieser etwa zu jenen Männern? Ohne groß darüber nachzudenken, folgte sie den Kerlen. Diese brachen in ein Hochhaus ein und hatten eins gewählt was weit genug vom Trubel weg war. Offenbar wollten sie nicht von der Polizei entdeckt werden. Verdächtig. Allein das reichte ihr um ihnen folgen zu wollen. Leise schlich sie ihnen nach und öffnete die Tür vorsichtig. Lautlos zog sie die Tür hinter sich zu und folgte den Schritten der Männer nach oben. Geduckt huschte sie die Treppe hoch und achtete darauf ihnen nicht zu nah zu kommen. Sie wollte nicht dass diese Kerle von ihrer Anwesenheit wussten. Es war zu früh um schon aufzufliegen. Erst musste sie mehr über sie herausfinden.
 

Aiko

Leise folgte ich diesen Kerlen und achtete darauf möglichst keinen Lärm zu machen. Selbst hier drinnen konnte man die Rufe der Leute hören, wenn auch gedämpft und nicht mehr so ganz verständlich. Dieser Kaito Kid hatte echt eine Menge Fans. Aber wichtiger war herauszufinden was diese Kerle hier wollten. Nutzten sie den Trubel dort draußen einfach aus oder gehörte Kaito Kid etwa zu ihnen? Wobei das konnte ich mir nicht vorstellen. Mein Gefühl sagte mir, dass dem nicht so war auch wenn so ein Trubel sicherlich immer eine gute Ablenkung wäre. Schließlich war die Polizei ziemlich beschäftigt deswegen. Die Männer in schwarz könnten also tun was sie wollten ohne dass man sie bemerkte. Eventuell würde man es dem Dieb noch anhängen und nicht ihnen. Jedenfalls ging hier irgendwas vor und ich wollte wissen was. Deswegen blieb ich ihnen dicht auf den Fersen und hielt mich möglichst bedeckt. Die Kerle liefen das Treppenhaus bis ganz nach oben und brachen die Tür zum Dach auf. Was wollten sie dort oben? Es kam mir immer seltsamer vor was sie hier taten. Auf dem Dach gab es doch nichts was man stehlen konnte oder dergleichen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung was sie hier wollten.

Insgesamt zählte ich fünf Personen. Nun erkannte ich auch dass eine Frau unter ihnen war. Diese ging zusammen mit zwei der Männer aufs Dach. Die anderen zwei blieben zurück. „Wir gehen wieder runter“, sagte der eine zu dem anderen, „und behalten die Umgebung im Auge. Chianti wird den Kerl erledigen.“ Moment erledigen? Meinten sie etwa töten? Wen? Das klang alarmierend.

Der andere Mann lachte. „Gegen sie hat dieser Magier keine Chance. Er ist und bleibt ein einfacher Dieb.“ Magier? Dieb? Meinten die etwa Kaito Kid? Das ergab keinen Sinn. Warum sollten sie ihm etwas antun wollen? Wusste er etwa mehr über die Organisation? Das würde ich wohl erst später klären können. Denn nun hatte ich ein anderes Problem. Die Männer bewegten sich wieder auf die Treppe zu und wollten diese nach unten gehen. Damit steuerten sie direkt auf mich zu. Hastig duckte ich mich und eilte die Stufen nach unten. Ich brauchte schleunigst ein Versteck. Zum Glück war eine Tür zu einer der Etagen offen und ich konnte hindurch schlüpfen. Leise schloss ich die Tür und lehnte mich dagegen. Fest presste ich mein Ohr gegen das Holz und versuchte auszumachen ob die Kerle an mir vorbei liefen.

Erst hörte ich nur das Rauschen meines eigenen Blutes im Ohr. Dann ganz leise vernahm ich Schritte. Sie wurden lauter und entfernten sich dann wieder. Ich wartete bis ich sie nicht mehr hören konnte und öffnete die Tür vorsichtig. Behutsam lugte ich in das Treppenhaus und konnte niemanden entdecken. //Uff! Das war knapp! Wie komme ich nun aufs Dach ohne dass sie mich sehen? Ich kann nicht zulassen dass sie irgendwem etwas antun//, grübelte ich. Ungern wollte ich auffallen und mein Gesicht jetzt schon zeigen aber welche Wahl hatte ich? Wenn ich nichts tat, würde eventuell jemand sterben. Diese Frau hatte einen länglichen Koffer dabei gehabt und nun vermutete ich ein Scharfschützengewehr darin. Eine beliebte Waffe bei Mördern. Bestand diese Gruppe etwa nur aus Mördern? Schon dieser Gin hatte wie ein eiskalter Killer gewirkt. War ich etwa auf eine ganze Gruppe gestoßen? Eine Organisation etwa? Meine Sorge um Shinichi wuchs. Wo war er da nur reingeraten? Worin war ich nun verwickelt worden? In keine gute Sache wie es mir schien.

Ich bereute es ohne eine ordentliche Ausrüstung das Haus verlassen zu haben. Diese Kerle waren sicher alle bewaffnet und damit im Vorteil. Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Ein Plan musste her. Ich verließ noch einmal das Treppenhaus um mich auf der Etage umzusehen. Ohne Taschenlampe konnte ich zwar nicht sehr viel erkennen aber genug um mich vorantasten zu können. Offenbar war dies ein Bürogebäude und tagsüber war hier sicher eine Menge los. Nun war alles still und verwaist. Ich durchsuchte ein paar Schreibtische nach brauchbaren Dingen und fand zumindest ein paar schwere Locher, die mir als Wurfgeschosse dienen konnten. Zudem hatte jemand seine Jacke hier vergessen. Diese zog ich mir über und die Kapuze über den Kopf. Damit würde ich meine Identität zumindest etwas verschleiern können. Gut damit hatte ich etwas um überraschend anzugreifen. Das würde mir Zeit geben die Typen zu entwaffnen und eventuell auch um die Frau unschädlich zu machen. Doch sie würden sich erholen und mir folgen. Zudem waren da noch diese zwei Kerle unten. Wie kam ich an denen vorbei? Nun da würde wohl auch nur der Überraschungsmoment helfen und ich musste alles auf Flucht legen. Ich würde angreifen, ein Attentat verhindern und dann abhauen. Wenn man mich versuchen würde aufzuhalten, würde meine Nahkampferfahrung herhalten müssen. Bevor ich allerdings nach oben ging, rief ich die hiesige Polizei an und verlangte dass Inspektor Megure umgehend zu diesem Gebäude geschickt wurde. Meinen Namen nannte ich nicht und legte sofort wieder auf. Tief holte ich Luft bevor ich mich entschlossen auf den Weg nach oben machte. Einen Locher fest in der Hand lief ich leise nach oben.
 

Kaito Kid

Von all dem bekam Kaito Kid nichts mit. Er ahnte nicht dass man es auf ihn abgesehen hatte und ihn töten wollte. Er war sich aber stets der Gefahr bewusst, die sein Erscheinen mit sich zog. Immerhin tat er dies ja um die Mörder seines Vaters zu provozieren. Um sie zu finden und zu stellen, musste er immer wieder in diese Rolle schlüpfen. Allerdings rechnete er nicht jedes Mal mit einem auf ihn angesetzten Scharfschützen. Das letzte Mal hatten ihn die Männer direkt mit einer Waffe bedroht und er war ihnen entkommen. Eher erwartete er also eine ähnliche Konfrontation.

Der Meisterdieb schummelte sich an den Polizisten in den Gängen des Hochhaues vorbei und erreichte schlussendlich sein Ziel. Doch anstatt den Raum direkt zu betreten und auf das Objekt seiner Begierde zu zusteuern, blieb er am Eingang des Zimmers stehen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen als er die Fallen erkannte. Zum einem waren da Bewegungssensoren am Boden. Dann versteckte Polizisten in vermeintlichen Säulen des Raumes, vergitterte Fenster und wenn er sich nicht täuschte lauerte Inspektor Nakamori unter dem Schmuckstück. Es war nicht das erste Mal, das der Inspektor sich in der Vitrine des zu stehlenden Objektes befand und darauf lauerte ihm Handschellen anzulegen. Gelungen war es ihm bisher nicht. Manchmal tat er ihm deswegen ja schon leid. Doch er konnte nicht aufhören so lange sein Vater nicht gerächt war.

„Nanu? Mir scheint als wäre das eine Fälschung.“ Er tat verblüfft und rieb sich übers Kinn. Dann grinste er und warf eine Rauchbombe in den Raum. Im Nu wurde alles in Rauch gehüllt. „Schnappt euch den Bastard!“, rief er mit der Stimme von dem Inspektor und scheuchte so die ganzen Polizisten auf. Das Chaos nutzte er dann um sich des Diamanten von Diana zu ermächtigen und trat den Rückzug an. Zwar würde er sich gerne die dummen Gesichter der Polizisten ansehen und besonders von Nakamori aber je länger er blieb umso größer war das Risiko doch noch erwischt zu werden.

Weitere Polizisten kamen in den Raum gerannt und ein paar von ihnen verpasste er einen weißen Anzug. Dann tarnte er sich selber als Polizist und eilte in die entgegengesetzte Richtung. Noch mehr Polizisten stürmten auf ihn zu. „Schnell! Sie haben Kaito Kid!“, stachelte er sie an und kicherte als sie tatsächlich an ihm vorbei rannten. Das war wirklich fast schon zu einfach. Wurde der alte Inspektor etwa müde? Oder lauerte doch noch irgendwo eine Falle auf ihn? Nun er würde es herausfinden und machte sich auf dem Weg zum Dach.

Die Männer in schwarz hatten Posten bezogen und deckten die blonde Frau namens Chianti. Unter einem Auge trug die Frau die Tätowierung eines Schmetterlingflügels. Das Haar trug sie sehr kurz und wie ihre Kollegen war sie vollkommen in schwarz gekleidet. Allerdings trug sie keinen Anzug sondern einen engen Body. Dadurch hatte sie absolute Bewegungsfreiheit. Die drei schienen mit der Dunkelheit zu verschmelzen während sie auf das Erscheinen von Kaito Kid warteten. Chianti hatte ihr Scharfschützengewehr aufgebaut und es mit einem Schalldämpfer versehen. Geduldig wartete sie darauf dass Kaito Kid sich zeigte.

Eine Weile musste sie warten bis ein weißer Schemen auf dem Dach des gegenüberliegendem Gebäude erschien. Sie schloss ein Auge und mit dem anderen blickte sie durch den Sucher ihrer Waffe. Ja, das war er. Heute würde dieser verdammte Dieb sterben! Ihr Lächeln war siegesgewiss als sie ihre Waffe auf ihn richtete.

Kaito Kid hatte das Dach erreicht und wollte sich von dort in die Lüfte schwingen. Überraschenderweise erwarteten ihn hier oben keine Polizisten und auch Fallen konnte er keine ausmachen. Er runzelte verwundert darüber die Stirn. So nachlässig konnte Nakamori nun doch wirklich nicht sein. Er wusste nicht dass die Polizei die Order erhalten hatte das Dach zu meiden. Angeblich weil es eine einzige Baustelle war und somit nicht gesichert werden konnte. Das war aber von den Männern in schwarz so organisiert worden. Schließlich brauchten sie keine lästigen Zeugen, die ihnen im Weg standen.

Ein mulmiges Gefühl ließ Kaito Kid nicht los. Irgendwas stimmte hier nicht. Suchend schaute er sich um und drehte sich genau in dem Moment um als der Sucher des Scharfschützengewehrs auf ihn gerichtet wurde. Chianti wollte abdrücken als ein Locher sie am Kopf traf. Verblüfft wurde Kaito Zeuge davon wie ein schwarzer Schatten sich auf die Männer und die Frau stürzte. Mit einem Tritt wurde das Scharfschützengewehr über den Rand des Daches befördert und segelte nach unten. Hoffentlich würde sich beim Aufprall nur kein Schuss lösen. Der Kampf dauerte nicht lange und als die Männer ihre Waffen zogen, rannte der Schatten zurück ins Treppenhaus. Für Kaito fühlte sich alles aber wie eine Ewigkeit an. Es dauerte ein bisschen, bis er realisierte was da eben geschehen war. Man hatte versucht ihn zu erschießen und irgendjemand hatte das verhindert. Beinah hätte er ein hübsches Loch in seinem Kopf gehabt. Kein Trick der Welt hätte ihn da mehr retten können. Er fluchte und stürmte zum Rand des Daches. Sein Gleiter entfaltete sich und er glitt durch die Luft. Die Attentäter waren zu sehr abgelenkt und bemerkten nicht wie er in die Luft entschwand. Eine Rauchwolke hüllte ihn ein und er nutzte die Chance um ungesehen in der jubelnden Menge unterzutauchen. Anstatt aber nun wirklich zu verschwinden, eilte er zu dem anderen Gebäude. Er wollte wissen wer ihm da geholfen hatte und womöglich an seiner statt nun in Gefahr schwebte.
 

Aiko

Ich hetzte die Stufen nach unten und mein Herz schlug hart in meiner Brust. Ich hatte den tödlichen Schuss verhindern können und nun musste ich nur noch mich selber in Sicherheit bringen. Eine Kugel konnte mich schließlich wie jeden anderen auch töten. Egal wie gut man im Nahkampf war, blieb eine Pistolenkugel stets eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Ich trug weder eine Schutzweste, noch wusste ich über welche Fähigkeiten diese Killer verfügten. Sie könnten ebenso in Kampftechniken geschult sein und zurückschlagen. Niemals sollte ich also den Fehler begehen mich zu sicher zu fühlen. Mein Leben war mir dafür doch zu wertvoll. Allerdings konnte ich zumindest behaupten etwas drauf zu haben und hatte kein Problem damit meine Fähigkeiten zu benutzen. Ich hatte Kampfsport nicht nur aus Spaß als Beschäftigung gewählt.

Ich versuchte die Stufen so leise wie möglich nach unten zu rennen um die Kerle unten nicht vorzuwarnen. Je später sie mich bemerken würden desto besser. Hinter mir wurden bereits Schritte laut und ich hörte wie die Frau auffordernd schrie mich zu fassen. Den Gefallen würde ich ihr nicht tun. //So leicht werdet ihr mich nicht bekommen//, dachte ich und sprang ein paar Stufen nach unten. Leichtfüßig kam ich auf, bog um die Ecke und stürzte den nächsten Abschnitt nach unten. Ich verschwendete keine Zeit damit nach hinten zu sehen und konzentrierte mich allein darauf zu entkommen. Mein Atem ging schwer als ich schließlich unten ankam und aus der Tür stürzte. „Was?“, hörte ich eine überraschte Stimme. Anstatt zu bremsen, rannte ich über die Straße. Dank des ganzen Aufruhrs waren zum Glück keinerlei Autos auf der Straße. Mein Ziel war der nahe Park. Dort wollte ich die Bäume als Deckung nutzen. Ich wagte es nicht zu der Menschenmenge zu rennen und die Menschen dort in Gefahr zu bringen. Vor allem wollte ich nach wie vor unbemerkt bleiben. Sonoko könnte mich erkennen und dann wüssten diese Kerle wer ihnen gerade die Suppe gehörig versalzen hatte. Außerdem wüssten sie dann das Sonoko mich kannte und das würde sie auch zu einem Ziel machen. Nein das musste ich verhindern. Im Park würde ich diese Kerle schon abhängen können.

Die Männer brüllten etwas was ich nicht verstand. Die Vermutung lag nahe, dass ihre Kollegen im Treppenhaus den Befehl mich zu schnappen weiter gaben. Jedenfalls konnte ich kurz darauf hören wie sie mir folgten. „Bleib stehen!“, rief einer der beiden.

//Ich denke gar nicht daran Freundchen!//, erwiderte ich in Gedanken und beschleunigte meine Schritte. Mein Körper war voller Adrenalin und dadurch hatte ich das Gefühl fast zu fliegen. Allerdings kümmerte es diese Kerle herzlich wenig. Auch nicht dass viele Menschen in der Nähe waren. Denn plötzlich hörte ich einen Schuss und spürte ein Brennen am Bein. Die Mistkerle schossen auf mich! Sie glaubten wohl durch die Jubelrufe der Leute würde man das nicht hören. Da die Leute weiter jubelten und keine Polizei zu hören war, stimmte das offenbar. Ich fluchte und warf nun doch einen Blick nach hinten. Tatsächlich hielt einer eine Pistole in der Hand und drückte wieder ab. Geradeso konnte ich mich noch zur Seite fallen lassen. Ich rollte mich ab und sprang wieder auf die Beine. Meine Flucht war abgebremst worden.

„Hey!“ Ein Ruf ließ uns alle innehalten. Ein Polizist kam angerannt. Ich blinzelte verdutzt. Wo kam der auf einmal her?

„Verschwinden sie!“, rief ich ihm zu und nutzte die Ablenkung um in den Park zu flüchten. Hoffentlich würden sie den hilfsbereiten Polizisten nicht erschießen. So viel IQ müssten sie doch besitzen um zu wissen, dass ein toter Polizist auffallen würde. Das überraschende Auftauchen des Polizisten gab mir genug Zeit den Park zu erreichen. Die Männer fluchten und den Rest bekam ich nicht mehr mit. Ich rannte einfach weiter und ließ sie hinter mir zurück. Dem Polizisten drückte ich kräftig die Daumen und hoffte dass er vorsichtig sein würde.

Ich ahnte ja nicht wer mein unbekannter Helfer war. Kein anderer als Kaito Kid hatte für diese Ablenkung gesorgt und verschwand in einer Rauchbombe als die Kerle ihre Waffen auf ihn richteten. Davon würde er mir erst später erzählen. Ich kann also nur weitergeben was er mir gesagt hatte. Fakt war das er nun mir geholfen hatte und mir folgte. Er konnte sich denken in welcher prekären Lage ich nun war und das die Kerle so leicht nicht aufgeben würden. Also entschied er mir noch ein wenig mehr zu helfen.

Ich wollte gerade vom Weg ins grüne Dickicht abbiegen, als eine Rauchbombe vor mir eine Wolke aus Rauch entstehen ließ. Ungewollt bremste ich ab. Der Rauch lichtete sich und der Dieb im weißen Smoking stand vor mir. Ein Lächeln war unter seinem Hut zu sehen ehe er den Kopf anhob. Bevor ich sein Gesicht in Augenschein nehmen konnte, wurde mir eine rote Rose hingehalten. „Was soll das?“, fragte ich verdutzt. Was wollte dieser Dieb? Ich war gerade auf der Flucht und er tauchte vor mir auf um mir eine Rose vor die Nase zu halten?

„Ich finde eine schöne Dame wie sie sollte nicht vor solchen Unholden fliehen müssen. Diese Rose ist ein Dank für ihre Hilfe Mademoiselle. Ohne sie hätten die wohl ein schönes Loch in meinen Kopf gestanzt.“

Leicht hob ich eine Augenbraue. Okay? Komische Art zu bedanken. „Sie werden es gleich nachholen wenn wir nicht beide von hier verschwinden“, entgegnete ich.

Sein Lächeln wurde zu einem schelmischen Grinsen. „Nun das kann ich ändern. Erlauben sie?“ Er ließ die Rose verschwinden, verbeugte sich und ohne Vorwarnung hob er mich auf seine Arme.

„Was soll das?“, fragte ich zum zweiten Mal. Mein erster Impuls war es ihm eine zu verpassen aber ich hielt mich zurück. Je nach Erklärung würde ich darauf verzichten ihm eine zu zimmern.

„Ich bringe uns in Sicherheit“, antwortete er geheimnisvoll. Er sprang nach oben und landete auf einem Baum. Auf seinem Rücken entfaltete sich sein Gleiter und irgendwoher kam ein Windstoß. Wir hoben ab und glitten über den Park hinweg. Es verschlug mir die Sprache als wir die Flucht über den Luftweg angingen. Wie war das möglich? Wie konnte er mit einem Fluggleiter in die Luft abheben?
 

Kaito Kid

Kaito Kid hatte so seine Tricks um selbst aus schwierigen Lagen zu entkommen. Normalerweise konnte er so weit unten nicht vom Boden abheben und doch gelang es ihm. Natürlich kam er dabei nicht so hoch wie wenn er vom einem Hochhaus sprang, aber es reichte aus um über die Bäume zu gleiten. Er wollte seine Retterin nicht den gemeinen Typen überlassen und dies war der schnellste Weg um zu entkommen. Lautlos segelten sie über den Park. Die Männer in schwarz ließen sie hinter sich zurück. Doch würde das reichen um sie abzuhängen? Kid war sich nicht ganz so sicher. Das Weiß seiner Kleidung fiel doch sehr auf und vielleicht konnten sie ihn noch sehen. Es wurde also Zeit sich zu tarnen. Darin war er ja ein regelrechter Meister. Am Ende des Parks landete er und klappte den Fluggleiter zusammen. Seine Begleiterin beobachtete das Ganze argwöhnisch. Sanft setzte er sie ab und grinste sie an. Ehe sie wusste wie ihr geschah, ging er in die Hocke und zog einen Vorhang hoch. Als er diesen wieder verschwinden ließ, stand sie als ältere Dame da. Er schnipste und Rauch um waberte ihn. Als dieser verschwand, stand er als alter Mann da. Falls die Männer ihnen noch immer folgten, würden sie ein altes Pärchen niemals beachten.

„Darf ich bitten?“ Kid hielt der Frau den Arm hin. Etwas verunsichert ergriff diese seinen Arm und sie schlenderten als älteres Pärchen die Straße entlang. Nun fielen sie kein bisschen mehr auf. Falls die Kerle ihnen also noch immer auf den Fersen waren, würden sie nur ein älteres Paar sehen und die Suche woanders fortsetzen. Wie sollten sie darauf kommen dass man sich innerhalb von Sekunden tarnen konnte? Soweit dachten sie nicht und unterschätzten den Meisterdieb.

So gelangten Kaito und Aiko aus der Gefahrenzone. Kaito bedankte sich noch einmal bei Aiko für seine Rettung und erklärte ihr dass er der Polizist vorhin gewesen war. Ihm war nicht entgangen dass man sein Leben gerettet hatte und deswegen hatte er einschreiten müssen. Und er war froh darüber. Er bot an sie nach Hause zu bringen aber das lehnte sie ab. Aiko wollte gewiss nicht einen Meisterdieb mit nach Hause nehmen. Sie bedankte sich für seine Hilfe. Außer einem Streifschuss am Bein hatte sie dank ihm nichts abbekommen. Er war im rechten Moment gekommen. Damit waren sie allerdings auch wieder quitt.

„Darf ich den Namen meiner Retterin erfahren? Ich werde ihn natürlich nicht weiter sagen“, fragte er charmant.

Aiko zögerte und für einen Moment glaubte Kaito nicht dass sie mit dem Namen rausrücken würde. Dann aber tat sie es doch. „Aiko, Aiko Kudo.“

„Kudo?“ Der Name kam ihm bekannt vor. Gab es da nicht diesen verschollenen Meisterdetektiv? „Wie Shinichi Kudo?“

Aiko fuhr zusammen als er ihren Bruder erwähnte. Sie kniff die Lippen zusammen. „Er ist mein Bruder. Aber weder er noch sonst jemand weiß dass ich hier bin. Ich wäre ihnen also verbunden wenn das ein Geheimnis bleibt. Vorerst.“

„Meine Lippen sind versiegelt“, versicherte Kaito. Wem sollte er es auch erzählen? Und was hätte er davon? Allerdings wunderte er sich über diese ungewöhnliche Bitte. Gerne würde er sie noch mehr fragen, aber das wäre doch recht auffällig oder? Im Prinzip ging es ihn ja nichts an. „Ich danke für ihre Hilfe und hoffe das wir uns wiedersehen werden~“ Er deutete eine Verneigung an, schnippte mit den Fingern und löste sich in Rauch auf. Innerhalb weniger Sekunden befreite er Aiko von ihrer Verkleidung und entschwand in die Nacht.

Aiko Kudo. So hieß also seine schöne Retterin. Wie gerne wäre er noch eine Weile geblieben und hätte all seinen Charme spielen lassen. Doch er hatte eine ziemliche Unruhe bei ihr wahrgenommen und musste sich auch selber noch um das geklaute Schmuckstück kümmern. Er hielt den Diamanten von Diana ins Mondlicht und seufzte enttäuscht. Nein dieser Stein war auch nicht der Gesuchte. Also holte er einen Briefumschlag aus seiner Hosentasche, steckte den Stein hinein und warf den Umschlag in den nächsten Briefkasten. Aokos Vater würde sich über diese morgendliche Post sicher freuen. Für ihn war es wieder ein Reinfall. Allerdings zwei Dinge hatten den Abend erfolgreich gemacht. Der versuchte Mordanschlag und das Treffen mit seiner Retterin. Irgendwie hatte er so das Gefühl, das er sie öfters treffen würde. Er hatte seine Feinde wieder aufgewühlt und gezwungen in Aktion zu treten. Das brachte ihnen einen Schritt näher an sie heran. Allerdings hatte er sich ihnen nicht widmen können. Hoffentlich würde er das nachholen können. Er musste diese Mistkerle finden die seinen Vater auf dem Gewissen hatten. Komme was wolle! Bisher wusste er nur dass sie seinen Vater getötet hatten, hinter einem besonderen Stein her waren und genau das das Mordmotiv war. Das waren alle Anhaltspunkte die er hatte. Kaito trat den Heimweg an und nahm sich vor noch vorsichtiger zu sein, auch wenn er nichts dagegen hätte wenn Aiko ihn nochmal retten würde. Ein leichtes Grinsen erschien in seinem Gesicht.

Aiko atmete tief durch als sie wieder alleine und sie selbst war. Es war komisch als eine alte Frau durch die Gegend zu laufen. Wie froh war sie nun diese Verkleidung wieder los zu sein. Aus Kaito Kid war sie nicht ganz schlau geworden. Er schien ein wirklich sehr intelligenter junger Mann zu sein. Allerdings war bekannt, dass er seine Stimme und sein Äußeres verstellen konnte. Man konnte also nie sicher sein wann mein sein echtes Gesicht sah und seine echte Stimme hörte. Ihr Gefühl sagte ihr aber, dass der Dieb in seinem weißen Gewand seine wahre Gestalt stecken hatte.

Nach dieser seltsamen Begegnung und ihrem selbstlosen Handeln war sie nun echt erledigt. Zwar hatte sie nach den Männern in schwarz Ausschau gehalten aber nicht damit gerechnet ihnen so schnell zu begegnen. Ab sofort sollte sie immer bewaffnet sein. Sie hatte ja gesehen wie schnell man ihnen doch begegnen konnte. Es hätte echt übel enden können. Während ihr allmögliche Gedanken durch den Kopf gingen, liefen ihre Füße wie automatisch Richtung Heimat. Dort angekommen kletterte sie wieder in ihr Zimmer und zog endlich die geborgte Jacke aus. Diese betrachtete sie kurz ehe sie diese mit einem Schulterzucken in ihren Schrank verfrachtete. Nach der Aktion konnte sie die Jacke wohl schlecht einfach zurückbringen. So leise wie möglich zog sie sich um und ließ sich ins Bett fallen. Müde schloss sie die Augen.
 

Irgendwo in einem der Verstecke der Organisation war Gin alles andere als begeistert als er die Neuigkeiten hörte. Wie konnten sich diese Idioten so einfach überrumpeln lassen? Wenn man die Dinge nicht selber machte, gingen sie echt daneben! Dieser verdammte Dieb tanzte ihnen auf der Nase herum und Chianti ließ sich doch tatsächlich von einer unbekannten Person ablenken. Mit einem Locher hatte man sie beworfen und sie dann angegriffen. „Ich hoffe ihr habt zumindest daran gedacht diesen Locher mitzunehmen“, knurrte er Chianti und ihre Helfer an. Kleinlaut nickte diese und reichte ihm den Locher. Sie war noch so geistesgegenwärtig gewesen und hatte ihn eingepackt. Aufgrund dessen das sie Handschuhe trug, sollte sie keine Spuren mit ihren vernichtet haben. Ein selbstzufriedenes Lächeln legte sich auf Gins Züge. „Sehr gut.“ Er nahm den Locher an sich und würde diesen gründlich untersuchen lassen. Niemand mischte sich ungestraft in ihre Angelegenheiten...

Untersuchungen

Aiko

Am Morgen erwachte ich geweckt vom Duft frischen Kaffees. Müde schlug ich die Augen auf und brauchte einen Moment um mich zu orientieren. Erst wähnte ich mich in meinem Zuhause in Amerika aber dann dämmerte mir wo ich wirklich war: im Haus meiner Eltern. Shinichi. Ich hatte ihn nicht getroffen und stattdessen einem Fremden gegenüber gestanden. Erinnerungen an den gestrigen Tag stiegen in mir auf. Leise seufzte ich. Es würde wohl um einiges komplizierter werden als gedacht. Ich dachte an den Abend und der überraschenden Begegnung mit diesen Leuten. Warum hatten sie Kaito Kid gejagt? Vielleicht verband sie irgendwas mit ihm. Nun ich würde dieser Sache auf den Grund gehen. Eventuell würde mich das zu ihnen führen. Ich setzte mich auf und streckte mich gähnend. Woher kam überhaupt der Geruch von Kaffee? Hatte Subaru womöglich welchen gekocht? Theoretisch konnte nur er es sein. Außer uns war niemand im Haus. Ich beschloss aufzustehen und nachzusehen. Eventuell könnte ich eine Tasse Kaffee abkriegen. Im Moment war ich noch nicht sonderlich wach und ich müsste es sein um meine Untersuchungen fortzusetzen. Ein müder Geist würde nur Spuren übersehen und mir schlechte Laune machen. Also stand ich auf und zog mich rasch um. Da ich vor hatte das Haus bald zu verlassen, versteckte ich eine Pistole unter meiner Hose indem ich sie an meinem Bein befestigte. Im Notfall würde ich mich damit wehren können. Ein Messer befestigte ich an meinem Oberarm und wählte absichtlich ein Oberteil mit weiten Ärmeln. Verborgene Waffen sollten ja niemals auffallen. Ansonsten hatte man seinen Trumpf sofort eingebüßt.
 

Unten saß tatsächlich Subaru am Küchentisch und hielt eine Tasse Kaffee in den Händen. „Guten Morgen“, grüßte er mich und mit einem Lächeln wünschte ich ihm ebenfalls einen guten Morgen. „Der Kaffee ist noch frisch und heiß. Bedien dich ruhig.“ Diesem Angebot kam ich gerne nach und goss mir von dem frischen Kaffee in eine Tasse. Anschließend setzte ich mich Subaru gegenüber. So ganz wurde ich aus meinem Mitbewohner nicht schlau. Er schien nett zu sein und Shinichi musste ihm wohl vertrauen, sonst würde er ihn hier nicht leben lassen und doch kam mir etwas seltsam vor. Ich kam nur nicht darauf was. Aber ich hatte genug andere Baustellen und konnte mich nicht auch noch darauf konzentrieren. Wenn selbst unsere Eltern Bescheid wussten, sollte er in Ordnung sein. Waren sie doch beide sehr penibel und überprüften die Leute, welche in die Nähe ihrer Kinder kamen. Auch wenn ich nicht immer gut mit ihnen klar kam, musste ich ihnen das zugutehalten. Die Sicherheit ihrer Kinder schrieben sie groß. Sie waren nur selber kaum für diese da. Vor allem in den letzten Jahren.

„Genau das richtige am Morgen um die Lebensgeister wachzurütteln. Musst du heute in die Universität?“, versuchte ich ein Gespräch aufzubauen. An sich könnten wir uns auch einfach schweigend gegenüber sitzen, aber das konnte schnell unangenehm werden.

Subaru nickte. „Ja, heute sind einige Vorlesungen. Ich werde fast den ganzen Tag weg sein“, informierte er mich.

„Klingt nach einer Menge Arbeit. Ich werde ein wenig durch die Stadt schlendern und erst einmal richtig ankommen.“ Wobei ich dabei einige Hintergedanken verfolgte. Mir kam eine Idee und ich holte mein Handy heraus. „Wie wäre es wenn wir unsere Handynummern austauschen? Da wir wohl eine Weile zusammen unter einem Dach wohnen werden, können wir so in Kontakt bleiben wenn was sein sollte.“ So könnte ich ihn erreichen und immer in Erfahrung bringen wo er gerade war. Nicht das er sonst noch am Ende irgendwas mitbekam. Eines hatte ich schon begriffen, die Leute aus dieser Organisation waren sehr gefährlich und ich wollte keinen Unbeteiligten mit reinziehen. Wenn ich also gerade mit meinen Nachforschungen beschäftigt war und mich im Haus befand, wollte ich nicht von Subaru überrascht werden. Geheimnisse verbargen sich besser wenn sie erst gar nicht auffällig wurden.
 

Nachdem wir die Handynummern ausgetauscht hatten, plauderten wir noch ein wenig über sein Studium und ich hörte ihm interessiert zu. Dann erkundigte er sich was ich denn so machen würde, wenn ich nicht gerade meinen schwer beschäftigten Bruder besuchen wollte. „Nun ich bin Polizistin“, antwortete ich, „ich kämpfe also für Recht und Ordnung.“ Ich schmunzelte als ich das sagte. Auf meinen Beruf war ich wirklich stolz und hing mit meinem Herzblut daran, aber ein wenig Spaß konnte ich darüber dennoch machen.

Meine Worte erzielten ihre Wirkung und Subaru tat mir den Gefallen zu lachen. Amüsiert schaute er mich an. „Verstehe. Dann fühle ich mich gleich um einiges sicherer hier und das meine ich ernst.“

Nun war ich überrascht. Normalerweise reagierten die Menschen skeptischer auf meine Berufswahl. Man sah mir nicht an über welche Kraft und Kampftechniken ich verfügte. Sicherlich konnte ich mich nicht mit jedem Mann messen, aber ich kannte auch Techniken die halfen, wenn man eben schwächer als der Gegner war. Nur traute das kaum jemand einer Frau zu. Subaru anscheinend schon.

Mein verblüffter Blick brachte ihn erneut zum Lachen bevor er ernst wurde. „Nein, ich meine es wirklich so. Frauen sind gute Polizistinnen und du wirkst sehr stark auf mich. Mir fällt sowas auf. Ich habe einen guten Blick für Details.“

Oho! Da war aber jemand sehr aufmerksam. Leicht lächelte ich. „Da bist du einer der Ersten. Die meisten trauen es mir nicht zu und denken dass ich eher nur Strafzettel ausstelle oder am Schreibtisch sitze. Dabei bin ich auch bei einigen Außeneinsätzen dabei gewesen.“

 

 

Subaru

Subaru kannte sich mit starken Frauen aus. Er wusste dass sie durchaus in der Lage waren zu kämpfen und als Gesetzeshüter nicht zu unterschätzen war. Nur konnte er Aiko das schwer mitteilen. Seine wahre Identität war ein Geheimnis. Ohne es zu wissen, hatten sie beide so ihre Geheimnisse und verfolgten ein ähnliches Ziel. Subaru, oder besser gesagt Shuichi, wollte die Organisation aufhalten. Aiko wollte erst einmal mehr über diese erfahren und dann alles Weitere entscheiden. Jeder von den beiden wusste nicht, was der andere versuchte zu verbergen. Dabei ging es ihnen beiden darum sie nicht in diese Sache hineinzuziehen. „Ich traue es dir durchaus zu“, sagte er offen und lächelte.

Aiko erwiderte dieses Lächeln. „Wie gesagt, da bist du der Erste. Andere sind da weniger offen. Na ja, ich sehe ich nicht gerade so stark aus, wie ich tatsächlich bin.“ Sie war kein Muskelberg von einer Frau. Vieles an ihr war eher typisch japanisch. Der schlanke und zierliche Körperbau zum Beispiel. Sie störte sich allerdings nicht daran. Immerhin hatte sie so immer den Überraschungseffekt auf ihrer Seite.

Die beiden tranken ihren Kaffee leer und dann verabschiedeten sie sich voneinander. Subaru musste seine Tarnung aufrechterhalten und deswegen tatsächlich gehen. Wenn jemand ihn genauer unter die Lupe nahm, musste alles hieb- und stichfest sein. Ein Studierender, der nie in der Universität auftauchte, war doch ein komischer Student. Also machte er sich auf den Weg und verließ dafür das Haus. Manchmal war es nicht leicht diese Rolle zu spielen. Doch er war wirklich überzeugend darin.
 

Tatsächlich machte er sich wirklich auf den Weg zur Universität. Währenddessen telefonierte er mit Aikos und Shinichis Eltern. Das hatte er eigentlich schon am Abend machen wollen, hatte es aber vorsichtshalber sein gelassen. Er erkundigte sich bei ihnen ob er wirklich gerade mit Aiko unter einem Dach lebte. Sie bestätigten es. Sofern niemand sich als Aiko ausgab, war sie es tatsächlich. Zumindest ließen die Handynummer und die Stimme darauf schließen. Auch ihr beschriebenes Aussehen passte. Das beruhigte ihn. Nicht dass er sonst mit Vermouth unter einem Dach lebte. Diese Frau war verdammt gut darin sich zu tarnen und mit ihr wollte er nicht im selben Haus schlafen. Man hatte ihn also nicht durchschaut.

Die Kudos warnten ihn davor bei Aiko aufzupassen. Wie ihr Bruder hatte sie eine feine Spürnase und war nicht auf dem Kopf gefallen. Ein Fehler bei seiner Tarnung könnte alles auffliegen lassen. Sie wollten nicht, dass ihre Tochter erfuhr in was für einen Schlamassel Shinichi geraten war. So ganz war Subaru damit nicht einverstanden, aber er akzeptierte das. In Familienangelegenheiten würde er sich nicht einmischen.

„Danke. Das war alles was ich wissen wollte. Ich wollte einfach nur sichergehen.“ Er verabschiedete sich von den Kudos und legte auf. Mittlerweile kam die Universität in Sicht. Das Gespräch hatte doch länger gedauert als gedacht.

Mit einem Blick auf seine Armbanduhr stellte er fest, dass er noch etwas Zeit hatte. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Aikos Erscheinen könnte alles noch komplizierter machen. Die Organisation könnte auf sie aufmerksam werden und Jagd auf sie machen. Aus diesem Grund rief er seinen Boss vom FBI an. Dazu suchte er sich ein ruhiges Eck, wo ihn niemand belauschen würde und erklärte dort in aller Ruhe die Sachlage. Mr. Black verstand was sein Mitarbeiter ihm mitteilen wollte und bedankte sich für die Information. Er würde seine anderen Mitarbeiter informieren und um Vorsicht bitten. Die Familie Kudo war schon viel zu sehr in diese Sache hineingezogen worden und es musste ja nicht noch eine Person darunter leiden.

Nun hatte er wirklich alles erledigt und seine erste Vorlesung würde gleich beginnen. Da er sonst im Moment nichts mehr tun konnte, begab sich Subaru nach drinnen und ging seinem Leben als Student nach.

 

 

Aiko

Gemütlich schlenderte ich durch die Straßen der Stadt. Im Moment hatte ich noch so gar keine Ahnung, wo ich mit meiner Suche beginnen sollte. Gestern Abend war ich den Männern und Frauen in schwarz nur zufällig begegnet. Scheinbar hatten sie es auf den Meisterdieb abgesehen gehabt. Zwar wusste ich nicht warum, doch es war alles was ich hatte. Nur war dieser ebenso unauffindbar wie diese Personen. In einer Stadt wie Tokio würde es nicht einfach werden mehr herauszufinden. Aufhalten würde mich das allerdings nicht. Er war fest entschlossen diesen Fall zu knacken und meinen Bruder zu beschützen. Dazu wäre mir jedes Mittel recht. Ich war nicht so zartbesaitet und rein wie er. Ich würde durchaus auch töten. Meiner Meinung nach konnte man solche Menschen auch nur aufhalten, indem man sie tötete. In diesem Punkt würden mein Bruder und ich also stundenlang diskutieren. Bei dem Gedanken daran musste ich schmunzeln. Er fehlte mir. Viel zu lange war ich weg gewesen. Hätte ich was verändern können, wenn ich geblieben wäre? Im Nachhinein konnte man das nie wirklich beantworten. Leise seufzte ich. Vielleicht war es gut so wie es war. So würde meine Familie weniger mitbekommen was ich tun würde. Keiner von ihnen würde es gutheißen wenn ich diese Mistkerle tötete. Sie würden nicht verstehen, dass ein Gefängnis nicht jeden festhalten konnte. Sie glaubten an das Rechtssystem und das jeder seine gerechte Strafe erhielt. Sie sollten sich ruhig diesen Glauben bewahren. Für die schmutzige Arbeit war ich zuständig.

Da ich nicht wirklich einen Anhaltspunkt hatte, kehrte ich an den Ort des gestrigen Geschehens zurück. Eventuell würde ich dort noch irgendwas finden, was mir weiter helfen würde. Falls nicht, würde ich mir eben was anderes überlegen müssen. Aufgeben war definitiv keine Alternative. Nicht wenn es um Menschenleben ging. Vor allem um das Leben meiner Familie.
 

Hier war es. Das Hochhaus von gestern. Nichts deutete auf den ersten Blick darauf hin, dass man von hier aus einen Mord geplant hatte. Keiner der dort arbeitenden Menschen ahnte etwas. Bei einer günstigen Gelegenheit schlüpfte ich mit ein paar Angestellten mit hinein und verhielt mich so, als würde ich dazu gehören. Niemand achtete sonderlich auf mich und so konnte ich mich nach oben schleichen. Bilder der Geschehnisse blitzten vor meinem geistigen Auge auf. Es war echt ganz schön heikel gewesen. Das wurde mir erst jetzt so richtig bewusst. Ich war unbewaffnet gewesen und hatte lediglich das Überraschungsmoment auf meiner Seite gehabt. Ein Fehler und ich hätte tot sein können. Zwar war ich eine fähige Kämpferin, aber nicht unverwundbar. Eine Kugel hätte mich schneller in die Hölle befördern können, als mir lieb war. Dennoch hatte ich nicht stillhalten können. Das war eben das Helfersyndrom in meiner Familie.

Das Dach lag vollkommen verlassen da. Heute war hier niemand. Keine Scharfschützen und auch sonst keine Mörder. Was hatte ich auch erwartet? Dass sie sich hier versammeln und auf mich warten würden? Wohl kaum. Das wäre vollkommen absurd. Weswegen ich nur den Kopf schüttelte. Die würden nicht hierher zurückkommen und schon gar nicht erwarten, dass ich es tat. Vor allem wussten sie nicht wer sie da überhaupt gestört hatte. Gründlich suchte ich das gesamte Dach ab, fand aber leider keinerlei Spuren. Alles was eventuell dagewesen war, war nun weg. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen alles wurde penibel entfernt. Diese Leute wussten was sie taten und verstanden ihr Handwerk gut. Also würde ich hier tatsächlich nicht weiter kommen. Dann blieb Kaito Kid meine einzige Spur. Irgendwas verband ihn mit dieser Organisation und sie versuchten ihn zu töten. Entweder hatte man ihnen diesen Auftrag gegeben oder sie waren persönlich daran interessiert.
 

Der Besuch des Hochhauses war ein Reinfall und ehrlich gesagt hatte ich auch nichts anderes erwartet. Unverrichteter Dinge ging ich wieder und tauchte in den Strom der Menschen ein. Also ich hatte faktisch nichts. Ich kannte nur die Gesichter der Leute und drei Namen dazu. Gin, Wodka und Chianti. Alles alkoholische Getränke und eindeutig lediglich Tarnnamen. Die richtigen Namen hatten sie entweder komplett abgelegt oder nur noch in sehr alten Unterlagen. Ihre Alias würden mir nichts bringen. Also war das auch nichts womit ich arbeiten konnte. Wieder einmal landete ich gedanklich bei Kaito Kid. Es war also an der Zeit mehr über diesen berüchtigten Dieb zu erfahren.

In aller Seelenruhe spazierte ich zu einem Internetcafé. Es erschien mir sicherer ein öffentliches Netz zu wählen und damit zu verschleiern wer nach solchen Informationen suchte. Sicher war sicher. Ein Fehler und die könnten eher auf mich aufmerksam werden als ich auf sie. Sobald sie merkten dass ich hier in Tokio war, würden sie schon aufmerksam werden. Immerhin kannten sie meinen Namen und mein Gesicht. Grundlos hatten sie mich nicht in Amerika aufgesucht. Zwar rechnete ich mit einer Entdeckung, wollte meine Nachforschungen aber lange wie möglich geheim halten. Eventuell würde ich sogar darauf zurückgreifen in Verkleidungen fortzufahren. Doch noch glaubte ich nicht, dass es nötig wäre. Im Café angekommen, suchte ich mir einen freien Platz und bezahlte für eine Stunde. Natürlich bezahlte ich bar. Dadurch würde ich noch weniger eine Spur hinterlassen.

Nachdem ich mich unauffällig versichert hatte, dass niemand mich beachtete, machte ich mich an die Arbeit. Zuerst wollte ich das Internet über den Dieb befragen und dann würde ich tiefer einsteigen. Bei meiner Suche stieß ich auf so einige Berichte. Einige waren schon länger her und ein paar Jahre alt. Das ließ mich stutzig werden. Doch ich erinnerte mich langsam an ein paar der Berichte. Als Kind hatte ich davon mitbekommen. Seltsam. Der Kaito Kid, den ich getroffen hatte, hatte eindeutig jünger geklungen. War es Tarnung? Oder hatte der Kaito Kid von damals einen Nachfolger? Eventuell seinen Sohn? In manchen Familien wurden Berufe ja stets weitergegeben und warum nicht auch bei Dieben? Das war nicht so ungewöhnlich, wie es vielleicht klingen mochte. Neugierig blätterte ich weiter durch die verschieden Artikel und Berichte.

 

Am Ende wusste ich zwar nicht wer hinter der Maske des Diebes steckte, aber dass es sich dabei um zwei Personen handeln musste. Wenn man sich die Bilder etwas genauer ansah, konnte man sehen, dass sie unterschiedlich groß waren und der aktuelle Kaito Kid zudem ein wenig schmaler. Was gut zu meiner Theorie mit dem Erbe passte. Ein paar Jahre war es zudem ruhig um den Mondscheindieb geworden. Niemand hatte etwas von ihm gehört und keiner hatte ihn gesehen. In dieser Zeit musste etwas passiert sein. Vielleicht hatte er sich seiner Familie gewidmet und überließ nun dem Kind alle Arbeit. Die ältere Generation machte der Jüngeren Platz. Oder es gab einen ganz anderen Grund. Welcher das war, stand natürlich nicht in den Zeitungsartikeln. Das wäre ja auch zu einfach. Entweder ich würde diesen Dieb selbst fragen müssen oder herausfinden wer er war. Beides nicht einfach. Kaito Kid plauderte sicherlich nicht einfach private Dinge aus.

Nach einer Stunde verließ ich das Internetcafé und überlegte was ich nun tun sollte. Die Spuren waren doch mehr wie dürftig. Mir blieb wohl nichts anderes übrig als abzuwarten. Tokio war zu groß, um einfach auf gut Glück weiter zu suchen. Spuren landeten nicht gerade einem einfach vor den Füßen. Vielleicht würde sich ja bald etwas tun, was mir weiterhelfen würde. Eventuell ein weiterer Diebstahl des berühmten Diebes zum Beispiel. Einen solchen könnte ich nutzen, um ihn zu befragen. Soweit ich das richtig verstanden hatte, kündigte er jeden Diebstahl an. Recht ungewöhnlich für einen Dieb. Er nannte Datum, Uhrzeit und das Objekt seiner Begierde. Meistens wurde das in den Nachrichten mitgeteilt und zog seine Fans an. Ich würde also nur die Nachrichten verfolgen müssen, um davon zu erfahren. So sollte ich es machen. Manchmal musste man eben geduldig sein und abwarten. Also machte ich mich nun auf dem Heimweg.
 

Im Haus meiner Familie angekommen, nutzte ich Subarus Abwesenheit und nahm alles ganz genau unter die Lupe. Falls hier irgendwas versteckt war, wollte ich das doch gerne wissen. Wenn so komische Typen schon extra nach Amerika reisten, war es gut möglich, dass sie ein Haus verwanzten. Zu meinem Glück fand ich nichts, oder war es Pech? Vielleicht hätte das auch eine Spur sein können. Na ja, aber ich war doch eher froh nicht abgehört und auch nicht überwacht zu werden.

In aller Ruhe pflanzte ich mich nun vor den Fernseher und ließ ihn laufen. Auch wenn ich nicht zum Vergnügen in meine alte Heimat zurückgekehrt war, tat so eine Pause auch mal ganz gut. Das Leben als Polizistin war auch nicht immer einfach. Nicht wegen irgendwelcher Verfolgungsjagden, sondern wegen vieler Überstunden. Es gab ja nicht nur die Arbeit draußen auf den Straßen, sondern auch vieles was man im Büro erledigen musste. Der Papierkram wurde immer gern vergessen, wenn man an das Berufsbild eines Polizisten dachte. Meist standen sie als tolle Helden da und jagten Verbrechern hinterher. Ganz unwahr war das nicht, aber es steckte noch mehr Arbeit dahinter, als man auf den ersten Blick sah. Ich musste es wissen. Ich hatte genau solche Arbeit am Hals.

Jetzt gerade erholte ich mich von dieser ganzen Arbeit und dem Schock, welchen mir diese beiden Kerle in schwarz beschert hatten.
 

Gegen Mittag machte ich mir dann was zu essen und fing dann doch an mich zu langweilen. Aus diesem Grund holte ich mir ein Buch und steckte die Nase hinein. Mit einem Ohr lauschte ich dem Fernseher und hob den Kopf als ich den Namen Kaito Kid vernahm. Sofort schaute ich zum Fernseher. Eine Nachrichtensprecherin war zu sehen. „Heute Abend um acht Uhr soll er beim Lotus Hotel auftauchen und sich den Sonnenstein holen.“ Die Sprecherin quietschte vergnügt und räusperte sich dann peinlich berührt. Ich lächelte schief als ich begriff, dass sie ein Fan Kaito Kids war. „Der Sonnenstein ist ein besonderer Topaz“, fuhr die Nachrichtensprecherin seriös fort, „Er stammt aus dem siebtzehnten Jahrhundert und soll ein ganz besonderer Stein sein. Sein Besitzer ist der Nachfahre einer alten englischen Familie. Seit Generationen befindet sich der Stein in ihrem Besitz…“ Dem Rest hörte ich schon nicht mehr zu. Mich interessierte nur wann und wo Kaito Kid auftauchen würde.

Mit Schwung klappte ich mein Buch zu und grinste breit. Das ging ja doch schneller als gedacht. Ich sollte mir dieses Lotus Hotel ansehen und alle möglichen Fluchtwege genau studieren. Eventuell gelang es mir heute Abend ein zweites Mal auf Kaito Kid zu treffen. „Warte nur Kaito Kid, heute Abend werden wir uns wiedersehen.“ Sofort war ich auf den Beinen und schaltete den Fernseher aus. Entschlossen mein Ziel zu erreichen, verließ ich zum zweiten Mal das Haus und machte mich nun auf dem Weg zu besagten Hotel. Es wäre doch gelacht, wenn ich diese Gelegenheit nicht nutzen würde.

 



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