In den Fängen des Mäusekönigs von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Weihnachtliche Stimmung ---------------------------------- „Nur noch sieben Tage, dann ist Weihnachten“, sagte White mehr zu sich selbst, als er den Kalender betrachtete. Heute war der 18. Dezember 2020 und obwohl er bereits seine Dreißiger erreicht hatte, freute er sich wie ein Kind auf die Weihnachtsfeiertage. Insbesondere, da er diese mit seiner Familie verbringen würde. Trotz der Mission, die man ihnen noch in der letzten Minute aufs Auge gedrückt hat. Aber ein paar zusätzliche 1000 Credos konnten nicht schaden, auch, wenn er bereits alle Weihnachtseinkäufe erledigt hatte. Wie gut, dass er sich derartige Dinge bereits im letzten Monat vorgenommen hatte, als hätte ich es bereits im November geahnt, dass vor den Feiertagen eine letzte Mission auf mich und meine Crew kommen würde. „Na, alles klar bei dir, White? Oder bist du vor dem Kalender eingeschlafen?“, hörte ich eine vertraute Stimme und als ich mich zu ihr umdrehte, konnte ich direkt aufs Visier von Green sehen. Er war ein netter Kerl, wie ich trug er seinen Raumanzug, wir alle trugen während unserer Missionen unsere Raumanzüge. Sie boten einem stetig frische Luft, waren bequem und außerdem hielten sie einen warm – die vielen Bereiche unser Raumschiffes dagegen waren ständig auf einer Temperatur von 5° Celsius heruntergekühlt, was früher oder später jedem zu kalt werden würde. Als Antwort lachte ich ein wenig. „Ach nein, ich habe nur an meine Familie gedacht und wie sehr ich mich darauf freue, den Feiertag mit ihnen zu verbringen. Meine Frau war nicht so begeistert davon, aber was soll ich sagen, ein Job ist nun mal ein Job, da müssen wir durch.“ Sofort spürte ich Greens Hand auf meiner Schulter, wie immer schienen wir auf einer Wellenlänge zu sein. Wir waren des Öfteren auf einer gemeinsamen Mission, haben auch den einen oder anderen Imposter erfolgreich ermitteln können und sind in der Lage, eine gute Missions-Erfüllungsquote an den Tag zu legen. Alles in allem bin ich froh, wenn wir zusammen für einen Flug oder eine andere Mission eingeteilt werden, vermutlich wissen die das vom Hauptquartier auch. „Das kenne ich, mein Mann hat auch getobt und gezetert, aber er hats dann auch eingesehen. Vor allem, da ich seit seinem Unfall der Einzige von uns beiden bin, der das Geld nach Hause bringen kann. Jedenfalls, ich weiß, er kann mir nicht lange sauer sein und er hat mir mit Sicherheit bereits vergeben.“ Er sah mich an und obwohl man durch die Visiere die Gesichter nicht erkennen konnte, blickte ich ihn mitleidig an. Natürlich wusste ich von der Geschichte hinter dem Unfall, und doch taten mir Green, wie auch sein Ehemann leid. Trotz der Tatsache, dass Green auch mein Gesicht nicht erkennen konnte, wusste er, wie ich mich fühlte und schüttelte den Kopf. „Nun gut, genug des Mitleids, wir sollten uns um unsere Mission kümmern. Immerhin ist sie recht einfach und das Schiff ist auch ausnahmsweise mal gut in Schuss. Hey, hast du Lust, dass wir mal schauen, was es nachher zum Abendessen geben wird? Angeblich soll es Schnitzel geben, aber ich traue Yellow nicht, der lügt doch gerne mal, wenn es ums Essen geht“, witzelte Green und ich musste unter meinem Helm ein wenig lächeln. Dann nickte ich ihm zu.   Allein schon, wie sie unser Raumschiff, die Skeld 018/12 für uns hergerichtet hatten, allein dafür hätte ich Mira HQ eine Dankeskarte in Form eines dicken, glücklichen Weihnachtsmanns schicken können. Hatten sie bereits um die Halloweenzeit das Raumschiff entsprechend dekoriert und verschönert, so hatten sie sich nun weitausmehr Mühe gegeben, um auch dem letzten Crewmitglied eine kleine Weihnachtsstimmung zu verpassen. Geschmückte Tannenbäume aus Plastik, Rentierbilder an den Fenstern; Schalen mit, wenn auch leider falschen Lebkuchenmännern auf den Tischen und Lametta. Lametta überall, soweit das Auge schauen konnte. Lametta in Admins, Lametta in Cafeteria, sogar Lametta in Shields, obwohl sich dort kaum jemand länger als ein paar wenige Minuten dort aufhielt. Zumindest für gewöhnlich. Jeder war in Weihnachtsstimmung gekommen und hier und da hatte ich auch schon mitbekommen, wer sich worauf freut. Red freut sich darauf, seinen Hund wiederzusehen. Cyan freute sich auf ihre Geschwister und Yellow einfach nur auf das gute Essen, dass ihm seine Oma wieder servieren würde. „Ich werde reingehen als Stecken, und rauskommen als Fass!“, hatte er uns bereits mehrere Male erzählt, und ich freute mich für ihn, dass er seine Großmutter noch besuchen konnte. Cafeteria war leer, bis auf mich und Green schien sich hier keiner zu befinden, was mich doch ein wenig wunderte. Wir hatten alle keine Aufgaben, bis auf die eine und sonst gab es überraschend wenig zu tun auf unserem Raumschiff. Mal abgesehen von den kleinen technischen Störungen, hatten wir doch schon weitaus unruhigere Missionen in unserer Karriere gesehen. „Wie es wohl so ist, auf Uranus?“, fragte mich Green und ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich war da noch nie; du offenbar auch noch nicht“, schlussfolgerte ich und dieses Mal nickte Green mir zu. „Schon irgendwie merkwürdig, was kann so wichtig sein, dass es ausgerechnet jetzt nach Uranus gebracht werden muss? Was ist überhaupt in der Kiste, die wir da in Storage drin haben? Irgendeine Krone oder ein Heilmittel oder was?“ Wieder zuckte ich mit den Schultern. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was da drin ist, aber es geht uns auch nichts an. Wir bekommen gutes Geld dafür und bisher sieht es auch ganz gut. Sogar die Imposter geben Ruhe, vermutlich wollen die vor den Feiertagen auch keinen Ärger haben. Oder wir haben das seltene Glück, dass wir ein Imposter-freies Schiff sind. Das könnte doch möglich sein“, sagte ich noch, da hatte Green bereits zu lachen angefangen. „Imposter-frei? Wovon träumst du nachts? Ne, da haben wir bestimmt einen Parasiten an Bord. Aber hey, solange er oder die keinen Ärger machen, ist mir alles recht“, sagte er und orderte sich eine Limo. Ich tat es ihm gleich. Kleine Luken öffneten sich an unseren Helmen, dank derer wir problemlos durch den Strohhalm unsere Limos genießen konnte. Ein Hoch auf die künstliche Schwerkraft, wie wir in diesem Raumschiff hatten. Green hielt seine Flasche in meine Richtung. „Ein Hoch auf Mira HQ, die uns ein paar Tage vor Weihnachten ins All schicken, damit wir in Richtung Uranus fliegen und Paketbote spielen; uns dafür aber ein Schweinegeld zahlen.“ Nun verstand ich, hob meine Flasche und stieß sie sachte gegen die von Green. „Ja, ein Hoch auf unseren zusätzlichen Lohn und eine friedliche Weihnachtszeit“, sagte ich, was ich jedoch sofort bereute. Erst wurde es rot, dann dunkel. Ich konnte mehrere dumpfe Stimmen hören, wie sie in der Nähe von uns auf den Boden fielen. „Was ist denn los?“, fragte ich, doch ich konnte meine eigene Stimme kaum hören. Dafür war der Alarm zu laut, der durch die Lautsprecher tönte. Verwirrt blieb ich sitzen und spürte Greens Hand auf meinem Arm. Ich war mir sicher, hätten wir unsere Raumanzüge nicht getragen, hätte er sicherlich den Angstschweiß auf meinem Arm gespürt. Es war doch alles gut gelaufen, warum jetzt doch auf einmal? Was haben die Imposter vor? „Ok, sieht so aus, als wären es weder die Reaktoren, noch die Luftzufuhr, sonst hätten wir längst eine Meldung vom System erhalten“, versuchte mich Green aufzumuntern. Wieder einmal wusste er um meine Stimmung Bescheid. „Wir warten jetzt erst einmal ab, was los ist. Aber merkwürdig ist das schon.“ „Ja, das ist sehr merkwürdig“, meinte ich zurück und versuchte mich zu orientieren, etwas in dem dunkelroten Licht zu erkennen, doch stattdessen sah ich nur andere Crewmitglieder, die verwirrt aufstanden und ebenfalls versuchten, die Situation zu verstehen. Was war hier nur los? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)