Verfolgt von Yoon ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Endlich Feierabend. Rika streckte sich, als sie nach einer scheinbar endlosen Spätschicht endlich in eine dunkle Herbstnacht hinaustrat. Seit einigen Monaten jobbte die junge Studentin nun schon in diesem Café, und eigentlich machte ihr die Arbeit auch Spaß. Eigentlich. Was sie störte, waren nicht die Kunden, auch wenn es hin und wieder ein paar unfreundliche Personen in das Etablissement verschlug. Es lag auch nicht an ihren Kollegen, mit denen verstand sie sich ziemlich gut, auch mit dem Chef gab es keine Probleme. Nein, ihr Problem war ein anderes. Ihr Problem war… Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Da war es wieder! Sie hatte schon immer ein Gespür dafür, wenn sie beobachtet wurde. Und genau das kam seit einigen Wochen immer wieder vor. Jedes Mal, wenn sie abends von ihrem Nebenjob nach Hause ging, spürte sie, dass sie verfolgt wurde. Und mit jedem Mal schien der Verfolger sie weiter zu verfolgen: waren es anfangs nur wenige hundert Meter gewesen, so spürte sie das kalte Gefühl mittlerweile schon fast die ganze Strecke entlang, völlig unabhängig davon, ob sie den kürzesten Weg nahm oder en Verfolger durch verschiedenste Umwege und plötzliche Richtungswechsel abzuschütteln versuchte. Zwar hatte sie schon öfter versucht, einen Blick auf den unbekannten Verfolger zu erhaschen, doch sie hatte immer nur aus dem Augenwinkel sehen können, wie ein Schatten in eine dunkle Ecke gehuscht war. Dunkle Ecken, die sich bei genauerer Betrachtung jedes einzelne Mal als leer herausgestellt hatten. Und genau so war es auch heute wieder. Mehrere Male versuchte sie, einen Blick auf den mysteriösen Verfolger zu erhaschen, aber jeder Versuch blieb erfolglos. Und nach jedem Versuch verschwand das ungute Gefühl des Verfolgtwerdens, verschwand gerade lang genug, damit in Rika die Hoffnung aufkeimen konnte, der Verfolger hätte aufgegeben. Doch jedes Mal, jedes einzelne Mal, kehrte das Gefühl, dieses ungute Kribbeln im Nacken, wieder zurück. Unbewusst beschleunigte Rika ihre Schritte. Doch auch das brachte nicht den gewünschten Erfolg. Über die Brücke, durch den Park, durch dunkle Gassen…immer blieb ihr der Unbekannte auf den Fersen. Und dann, von einem Moment auf den nächsten…nichts mehr. Urplötzlich war das Gefühl verschwunden. Der Verfolger schien endlich aufgegeben zu haben. Erleichtert legte Rika schnell die letzten Meter zu dem Apartmenthaus zurück, in dem sie sich eine kleine Wohnung gemietet hatte. Erst als sie im Aufzug stand und nach oben fuhr, löste sich die Anspannung etwas und sie atmete zum ersten Mal seit Verlassen des Cafés tief durch. Auf ihrer Etage angekommen, trat sie aus dem Aufzug und wandte sich in Richtung ihrer Wohnung. Er war hier. Urplötzlich war das Gefühl wieder da, stärker als je zuvor. Rika spürte, wie ihr Herzschlag wieder zu rasen begann. Trotzdem zwang sie sich, ihrem zunehmenden Fluchtinstinkt zum Trotz, in einem normalen Tempo weiterzulaufen. Schritt für Schritt, weiter in Richtung ihrer Wohnung. Das hier war ihr Zuhause, hier war sie im Vorteil, das rief sie sich wieder ins Bewusstsein. Und dann fiel ihr Blick auf etwas, das die ganze Situation ändern konnte. Das war ihre Chance! Schritt für Schritt, Meter um Meter…nur keine verdächtige Bewegung… Plötzlich fuhr sie in einer fließenden Bewegung herum, blickte in die Richtung, wo sie den Unbekannten vermutete, während ihre ausgestreckte Hand auf den kleinen Lichtschalter an der Wand schlug. Das Licht im Flur flammte auf, keine Ecke blieb unbeleuchtet. Zum ersten Mal sah Rika ihren Verfolger. Dort, nur wenige Meter hinter ihr, stand, eine Sense in einer blassen Hand, eine Gestalt in einem schwarzen Kapuzenumhang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)