Gold von den Sternen von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Gold von den Sternen ------------------------------- Ein letzter prüfender Blick, er zählte mit seinen Augen alles ab, was sich in seinem Rucksack befand. Ein Bambusbecher, gefüllt mit Tee; ein kleiner Proviant, der Geldbeutel, ein Tuch gegen den Schweiß und eine kleine Karte. Nein, in seinen Augen schien alles komplett zu sein. Oder doch nicht? Ein Gefühl nagte an seinem Hinterkopf, er hatte bereits alles eingepackt und doch erschien es ihm nicht vollkommen. Nachdenklich kratzte er sich an seinem Kinn, sein Bart kitzelte ihn an der Fingerspitze. Gleichzeitig wanderte sein Blick durch den Raum, bis er schließlich auf der Kommode unter dem Fenster hängen blieb. An einem kleinen, unförmigen, grauen Gegenstand, welcher sich darauf befand.   „Ach ja, natürlich, das war es“, nuschelte er zu sich selbst in den Bart hinein und ging auf die Kommode zu, um dort den kleinen Schlüssel in einer seiner Hosentaschen zu verstauen. Nun hatte er alles, nun war er zufrieden. „Onkel, ich wäre dann soweit, ich bin fertig mit packen“, konnte er Zukos Stimme durch die leicht geöffnete Tür hören, er musste sich direkt davor befinden. Doch wie üblich betrat Zuko sein Zimmer nicht, noch blickte er hinein, immer bewahrte sein Neffe einen gewissen Abstand und wartete höflich, bis Iroh es verlassen hatte. Ozai, was hast du diesem Jungen noch alles angetan? dachte er seufzend, bevor er sich wieder seinem Rucksack widmete und diesen fest verschloss. „In Ordnung, Neffe, ich bin sofort bei Euch“, entgegnete Iroh und beschloss, nicht weiter an seinen Bruder oder dessen nachhaltigen Einfluss über seinen Neffen nachzudenken. Es war ihr freier Tag und er hatte geplant, diesen zusammen mit Zuko so angenehm wie möglich zu verbringen. Ohne an die Feuernation, den Avatar oder die anderen Familienmitglieder denken zu müssen. Auch der Teeladen würde an diesem Tag keine Rolle spielen; heute sollte sich alles nur um drei Dinge drehen, Zuko, ihn selbst und dem Ziel, zu welchem er seinen Neffen bringen wollte. Rasch schulterte er seinen Rucksack auf dem Rücken und verließ das Zimmer. Dort erblickte er Zuko, welcher sich ebenfalls mit einem kleinen Rucksack ausgestattet hatte. „Gut, wenn Ihr bereit seid, lasst uns gehen, Neffe“, sagte Iroh und Zuko nickte nur. Dann griff Iroh nach einem breiten Sonnenhut, welchen er sich auf den Kopf setzte und sie verließen zusammen ihre gemeinsame Wohnung.   Kaum hatten sie die Stadt hinter sich gelassen und einen kleinen, unscheinbaren Feldweg betreten, sah Zuko zu seinem Onkel hinüber. Dann sah er sich die nähere Umgebung an. „Darf ich fragen, was der Anlass für unsere Reise ist, Onkel? Es muss etwas sehr Wichtiges sein, wenn Ihr dafür Euren Teeladen für einen Tag geschlossen haltet“, sagte er, während er sich noch weiter umsah. Iroh blickte unter seinem Strohhut hervor, sein Blick war fest und entschlossen, aber auch glücklich. Er lächelte Zuko an. „Nun, lieber Neffe, es gibt in der Tat einen guten Grund, warum ich den Jasmin Drachen für heute geschlossen halte“, sagte er, während sie weiter den Feldweg entlangwanderten. Hatte sich am Anfang nichts als Wüste auf ihrem Pfad befunden, so war sie nun einer saftigen, grünen Wiese gewichen. Kleine Hasen-Rehe grasten und hoppelten im saftigen Grün, ein Anblick, den der junge Prinz aus der Feuernation nicht kannte.für hetue geschlossen hate. „Erinnert Ihr Euch noch an den Kunden mit der auffälligen, braunen Lockenfrisur und den großen Ohrringen?“, fragte Iroh und sah nun zu Zuko herüber. Dieser beendete seine Beobachtungen und erwiderte den Blick. „Ja, ich kann mich noch gut an ihn erinnern, Onkel, er hat uns ein gutes Trinkgeld gegeben.“ Iroh nickte, auch er hatte sich über die Großzügigkeit des optisch doch sehr auffälligen Mannes erfreut. „Nun, er hatte mir gestern nicht nur eine kleine Bereicherung im Geldbeutel verschafft. Nein, Zuko, er hat mir auch etwas von einem lokalen Schatz erzählt. Einer kleinen, noch relativ unbekannten Besonderheit, die man wohl nur an der Spitze dieses Berges erhalten kann“, sagte er und deutete auf einen Berg in der Ferne hin. „Dort soll man etwas bekommen, dass unter Kennern nur als Gold von den Sternen bezeichnet wird. Es soll eine besondere Kostbarkeit sein, die ihresgleichen vergeblich sucht. Und davon möchte ich mich überzeugen, mir selbst ein Bild davon machen, ob das nun zutrifft oder nicht. Es wäre schon schön zu erfahren, dass unser Gast nicht übertrieben hat mit seinem Lob.“ Kaum hatte Iroh das ausgesprochen, begann er ein wenig zu lachen. Zukos Miene dagegen wurde nachdenklich, zweifelnd sah er seinen Onkel an. „Dieses … Gold von den Sternen, von welchem Ihr gehört habt, hat also eine derartige Besonderheit, dass Ihr Euch extra einen Tag dafür freinehmt? Dann muss es ja wirklich um etwas außerordentliches handeln“, meinte Zuko, wenn auch noch nicht komplett überzeugt. Doch Iroh nickte nur, versuchte mit einem Lächeln seinen Neffen zu beschwichtigen. „Seht es doch so, selbst wenn der Gast sich geirrt haben sollte, so haben wir doch mit Sicherheit einen wunderschönen Tag vor uns. Seht Euch doch um, wir sind umgeben mit der schönen Natur des Erdkönigreichs, mit ihrer lokalen Flora, wie auch den vielen wilden Tieren, sie sie beheimaten. Aber ich glaube dem Mann. Dieses Funkeln, diese Begeisterung in seinen Augen, das kann nicht falsch sein.“ Dieses Mal schüttelte er mit dem Kopf, Zuko zog dagegen eine Augenbraue hoch. Er war froh, dass sein Onkel es nicht mitbekam. „Abgesehen davon, Neffe, ist heute wohl ein Zirkus in der Stadt, da sind die Geschäfte ohnehin kaum besucht, habe ich mir sagen lassen. Einen derartigen Tag für eine kleine Auszeit zu nutzen, kommt daher gerade nur recht. Mit allzu viel Kundschaft hätten wir dementsprechend auch nicht rechnen müssen heute“, sagte Iroh, beschleunigte seinen Schritt und ging im Schnellschritt den Pfad entlang. „Hey, Onkel, wartet auf mich!“, rief Zuko ihm hinterher, bevor er ebenfalls seine Beine in die Hand nahm. Hoffentlich ist es diese Reise wirklich wert. Ich hoffe, es geht nicht wieder um einen besonders seltenen Pai Sho Stein, hinter denen mein Onkel immer wie ein Wilder her ist, dachte sich Zuko, kaum hatte er seinem Onkel einholen können.   Eine ganze Weile lang liefen sie schweigend nebeneinander her, aus der Wiese rechts und links des Pfads war erst ein kleines Getreidefeld geworden, dann ein Feld mit Futtermais für diverse Nutztiere. Sie überquerten mithilfe einer kleinen Holzbrücke einen kleinen Fluss, welcher entspannt vor sich hinfloss und ruhig an einigen Stellen rauschte. Zuko blickte hinein, die Aussicht gefiel ihm. „Seht doch nur, Neffe, so sieht es aus, wenn es der Natur gut geht, ohne dass der Mensch sich einmischt. Ein gesunder Fluss mit viel natürlichem Geschehen und Fischen, größer als meine Hand. Es ist lange her, dass ich derartiges in der alten Heimat gesehen habe. Es ist sehr schade, wenn ich so darüber nachdenke.“ Zuko sah erst ihn, dann die Fische an. Es musste sich um normale Flussfische handeln, aber näher bestimmen konnte er sie nicht. „Es ist schon schade, dass wir in der Schule kaum etwas über die Tierarten lernen, die in unserem Königreich leben. Oder etwas über die Tiere von anderen Nationen. Dabei gibt es so viel mehr zu lernen, als über die Erfolge einzelner Feuerlords“, sagte Zuko verstimmt. Da legte Iroh eine Hand auf seine Schulter. „Das sind weise Worte, mein Neffe und ich kann deine Gefühle verstehen. Wie ich dir schon beim Training zum Blitzableiten erklärt habe, ist es etwas Schönes, wenn man von anderen Nationen etwas lernen kann. Es wäre eine Bereicherung für alle, würde sich jemand dafür einsetzen, dass es wieder zu einem Wissensaustausch unter den Kulturen kommen würde“, sagte er und sah seinen Neffen eindringlich, aber freundlich an. Dieser bekam es nicht mit, sondern blickte nur vom Wasser hinauf in den Himmel. „Ja, das wäre es wirklich“, sagte Zuko, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders. Dann schüttelte er seinen Kopf. „Lasst uns weitergehen, Onkel, bevor es zu spät wird.“ Iroh sah seinen Neffen ein paar Sekunden lang an, dann nahm er seine Hand wieder zurück. „In Ordnung“, sagte er und die beiden setzten ihren Weg fort.   Es dauerte noch eine lange Weile, nach dem Fluss gab es wieder eine lange Zeit eine schöne Wiese zu bestaunen, noch grüner und saftiger als die letzte. Eine Gruppe Frettchen war um ihre Beine herumgewuselt und hatten besonders Zuko neugierig beschnuppert. Sie ließen sich von ihm sogar streicheln und Zuko zog kurz in Erwägung, sich eines davon als Haustier abzurichten, da waren sie auch schon wieder weggelaufen. „Grämt Euch nicht, ich bin mir sicher, es lag nicht an Euch. Sie wollen nur vermutlich einfach in Freiheit leben, so wie wir beide auch“, sagte Iroh in der Hoffnung, seinen Neffen ein wenig aufmuntern zu können. Dass Zuko sich am liebsten eines der Frettchen geschnappt hätte, war ihm deutlich im Gesicht abzulesen. Zuko drehte sich erst verschämt weg, bevor er sich wieder seinem Onkel zuwandte. „Nun, das kann ich verstehen, auch …, wenn es ein wenig schade ist“, sagte er, zuckte nur mit den Schultern und schob seinen Onkel an der Schulter weiter, er wollte den Rest des Weges noch hinter sich bringen. So gingen sie weiter, kommentierten hier und da einige tierische oder pflanzliche Funde, die sie sich gegenseitig zeigten. Mittlerweile hatten sie einen dichten und tiefen Nadelwald erreicht, stellenweise waren die Bäume so hoch verwachsen, dass das Sonnenlicht Schwierigkeiten hatte, durch das dichte Nadelwerk hindurch zu scheinen. Hier und da konnte man das Geräusch eines Vogels hören oder von einem Tier, welches sich gerade in ein Gebüsch zurückgezogen hatte. Zuko war froh, dass sie trotz des teilweise fehlenden Sonnenlichts nicht auf den Gebrauch von Feuer angewiesen waren, die Temperaturen war noch immer angenehm warm. Zwar hätte er sich einfach eine kleine Flamme in die Hand bändigen können, um sich ein wenig warm zu halten, doch er wollte dabei nicht von einem richtigen Erdkönigreich-Bewohner erwischt werden.   Iroh schien der gleichen Meinung zu sein, als hätten sie sich gerade abgesprochen, meinte er: „Ist heute nicht ein herrlicher Tag für einen Spaziergang, Zuko?“ Woraufhin Zuko nickend erwiderte: „Ja, das ist er in der Tat, Onkel.“ Es dauerte nicht mehr lange, als sie eine Sitzbank erreichten, eine aus Holz, welche noch ziemlich gut in Schuss zu sein schien. „Was meint Ihr, Neffe, eine kleine Pause zur Stärkung?“, fragte er und deutete dabei auf die Holzbank. Zuko fasste sich an den Bauch. „Ja, eine kleine Stärkung würde uns wirklich guttun“, meinte er, folgte seinem Onkel zu ebendieser Bank hin, wo sie sich beide seufzend niederließen. Mit schnellen Griffen nahmen sie ihre Rucksäcke herunter und holten hervor, was sie sich als Stärkung mitgebracht hatten. Iroh holte sowohl seine Bambusbecher, als auch den kleinen Proviant hervor, den er für sie am frühen Morgen vorbereitet hatte: Reisbällchen, manche davon mit Bohnen, andere mit gebratenem Lachs gefüllt. „Nehmt Euch einen Schluck, Neffe, das wird Euch guttun“, sagte er, goss ein wenig Tee in den Deckel des Bechers und reichte ihm Zuko. Dieser nahm einen großen Schluck, Zufriedenheit breitete sich in seinem Gesicht aus. „Lasst mich raten, Onkel, es ist euer Lieblings-Jasmintee, nicht wahr?“, sagte er und Iroh nickte vor Stolz. Gar eine kleine Träne erschien in seinem Augenwinkel, welche er langsam wegwischte. „Ja, das ist richtig, lieber Neffe“, sagte er und nahm den leeren Deckel wieder entgegen. Die Dose mit den Reisbällchen stellte er zwischen sich auf der Bank ab. „Und was habt Ihr für unsere Verpflegung mitgenommen, wenn ich fragen darf? Immerhin meintet Ihr, dass Ihr euch ebenfalls darum kümmern möchtet“, sagte Iroh leicht amüsiert, aber noch immer stolz. Zuko ließ sich davon so gut es ging nicht beirren, auch er kramte in seinem Rucksack herum und holte ebenfalls einen Bambusbecher, wie auch eine Dose heraus. Wie sein Onkel öffnete er den Becher, goss ein wenig der Flüssigkeit darin ein und reichte sie seinem Onkel. „Oh, ich sehe, Ihr habt mir wieder Tee gemacht, wie überaus freundlich von euch“, sagte Iroh höflich und nahm einen kleinen, vorsichtigen Schluck, konnte er sich nur zu gut an Zukos letzten Versuch, Tee zu machen, erinnern. Doch dieses Mal tat er dem Jungen unrecht, musste er schnell feststellen, denn der Tee war weder bitter noch verkocht, nein, er hatte ein sehr angenehmes, fruchtiges Aroma. „Ich bin … überrascht, Neffe. Diesen Tee hast du ganz alleine aufgebrüht? Ich bin beeindruckt“, sagte er und trank den Rest des Tees auf. „Wenn ich es richtig herausschmecke, dann ist es ein Hagebutten-Himbeertee, nicht wahr?“ Dieses Mal war es Zuko, der zustimmend nickte. „Das ist richtig, Onkel, und es ehrt mich, dass Euch mein Tee so schmeckt. Ich habe versucht, Euch ein wenig gerecht zu werden. Ihr tut so viel für mich und bringt mir so viel bei, da wollte ich mich eben ein wenig … revanchieren und versuchen, einen guten Tee aufzubrühen. Denn auch wenn Ihr damals nichts gesagt habt, mein erster Tee war schrecklich.“ Iroh lächelte auf und klopfte seinem Neffen auf die Schulter. „Da habt Ihr Recht, euer Tee war mehr als scheußlich. Aber ich muss sagen, Ihr habt in der Tat dazugelernt. Man könnte fast meinen, ich könnte Euch als meinen Nachfolger meiner Teestube in Erwägung ziehen zu können.“ Er lachte ein wenig, Zuko dagegen sah ihn verwirrt an, unsicher, ob sein Onkel dies nun ernst meinte und ob es ihm wirklich gefallen würde oder nicht. Doch da schüttelte Iroh bereits mit dem Kopf. „Nein, nein, meine Nachfolge muss jemand anderes machen, auf Euch warten durchaus wichtigere Aufgaben, lieber Neffe“, sagte er und Zuko wusste sofort, wovon Iroh sprach. Zumindest glaubte er es. Doch Iroh ging nicht näher darauf ein, stattdessen deutete er auf Zukos Box. „Und was befindet sich darin, wenn ich fragen darf?“ „Dürft Ihr, Onkel“, sagte Zuko und hob den Deckel. Mehrere gebratene Spieße wurden sichtbar, ihr zarter Duft stieg augenblicklich in Irohs Nase. „Hier muss ich Euch nun wirklich mein Lob aussprechen, Neffe, diese Spieße riechen köstlich. Wo habt Ihr sie her?“, fragte er, holte sich einen Spieß heraus und nahm einen Bissen, auf welchem er mehr als begeistert herumkaute. „Danke, Euer Lob ehrt mich sehr. Es ist frisches Koalaschaf-Fleisch, welches ich gestern auf dem Markt gekauft und danach zubereitet habe. Es ist ein erster Versuch, aber es freut mich, dass es Euch so gut schmeckt.“ Iroh lächelte ihn an und Zuko spürte den Stolz, der in diesem Lächeln lag. Es war ein Lächeln, welches er von seinem Vater nie erhalten hatte und wohl auch nie hätte erwarten könnten, in seinen kühnsten Träumen nicht. „Dann lasst uns unser köstliches Mahl genießen, Neffe“, sagte Iroh und Zuko nickte zustimmend. Doch dann kratzte er sich nervös am Hinterkopf. „Ja, tun wir das am besten“, sagte er, griff sich einen der Reisbällchen und biss viel zu heftig hinein.   „Nun, da wir uns noch erholt und gesättigt haben, sollten wir wohl weitergehen. Aber ich muss Euch warnen, Neffe, ab hier wird der Weg wohl steiler werden, immerhin nähern wir uns nun endlich dem Berg“, sagte Iroh und deutete auf den Weg, der vor ihnen lag. Der Wald um sie herum begann sich ein wenig zu lichten, nichtsdestotrotz würden sie auch weiterhin von vielen, verstreut wachsenden Bäumen begleitet werden. Auch Zuko betrachtete den Weg, wie er immer mehr an Höhe gewann und steiler wurde, doch es schien auch ihn nicht abzuschrecken. „Das ist doch gut, Onkel, dann tut Ihr auch endlich mal was für Eure Gesundheit“, neckte er ihn ein wenig. Iroh lachte, wenn auch nicht besonders lange. „Ja, das ist allerdings wahr. Nun lasst uns gehen, Neffe, bevor es noch Abend wird und wir noch nicht unser Ziel erreicht haben. Aber wenn ich nach der Beschreibung unseres freundlichen Gasts gehe, dann haben wir es nicht mehr weit und wir werden wohl bald in den Genuss vom Gold in den Bergen kommen können. Wieder zog Zuko eine Augenbraue hoch, noch immer konnte er nicht sehen, inwiefern ein seltener Pai Sho Stein ein Genuss für ihn sein würde, doch um seinen Onkel einen Gefallen zu tun, sagte er lieber nichts dazu. Stattdessen fing er an, dem restlichen Weg zu folgen, die langsame Bergsteigung hinaufzuwandern. Sein Onkel wartete ein paar Sekunden, blickte mit zufriedenem Blick seinem Neffen hinterher, bevor er ihn mit schnellen Schritten versuchte einzuholen. Langsam gingen sie den Weg hinauf, anfangs bemerkten sie nichts, doch als der Berg immer steiler wurde, stellten sie fest, dass der Weg nun nicht mehr so einfach war wie bisher. Irohs Tempo langsam an Fahrt ab, seine Kräfte ließen ihn im Stich und er spürte, dass ihn die Kraft seiner Jugend schon vor langer Zeit verlassen hatte. Zwar nicht komplett, aber große Teile davon. Schnaufend schleppte er sich mehr als dass er ging, und der Abstand zu seinem Neffen wurde immer größer. Kaum stellte Zuko fest, dass sein Onkel nicht mehr neben ihm lief, sondern mehrere Meter hinter ihm, blieb er stehen und wartete, bis Iroh ihn wieder eingeholt hatte. „Alles in Ordnung, Onkel?“, fragte er besorgt, doch Iroh winkte nur ab. „Danke, Neffe, aber mit mir ist alles in Ordnung. Mir fehlt es nur ein wenig an Kondition, befürchte ich. Zumindest wäre es mir früher leichter gefallen, mit einem vitalen und jungen Menschen wie Euch mitzuhalten“, sagte er und versuchte es mit einem Lachen zu unterstreichen, doch auf Zuko zeigte es keine Wirkung. „Gut, dann werde ich eben etwas langsamer gehen, wenn Euch das helfen würde, Onkel“, erwiderte Zuko. Iroh wollte bereits anfangen zu protestieren, doch Zuko hob nur die Hand. „Es ist schon in Ordnung, Onkel. Es wäre doch schade, wenn Ihr nichts von dem Ausflug hättet, nur, weil Euch die Energie dafür ausgeht. Wir haben gewiss noch genug Zeit für das Gold, das wird uns sicher nicht davonlaufen.“ Wieder wurden Irohs Augen feucht, wieder wischte er mit seinem Ärmel darüber, um sie zu trocknen. „Ich danke Euch, mein Neffe. Ihr habt Euch wirklich verändert.“ Stolz lächelnd klopfte er Zuko auf die Schulter, bevor sie ihre Reise fortsetzten. Doch dieses Mal in einem Tempo, bei welchem es Iroh leichter fiel, mit seinem Neffen mitzuhalten, trotz der Tatsache, dass es immer weiter bergauf ging.   Eine lange Weile lang schwiegen sie, während sie den Berg bestiegen, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Iroh hatte mit dem Aufstieg schwerer zu kämpfen als sein Neffe, auch das Gold um seine Hüften wie auch seiner Körpermitte trugen ihren Teil dazu bei. So war er mehr damit beschäftigt, seine Kräfte in das Fortsetzen seiner Bewegung zu mobilisieren, als das Teilen von Weisheiten über die lokale Natur oder deren Bedeutung im Gesamtspiel des Lebens. So gerne er alles, was er wusste, mit seinem Neffen in diesem Moment teilen würde, es war ihm schlicht nicht möglich, dazu hatte er den Atem nicht. Weder über die doch recht eigentümlichen Pflanzen, die auf Zuko mehr als fremd wirken mussten; noch über den wunderschönen Gesang der bunten Vögel, die über ihren Köpfen kreisten. Zuko dagegen nahm, kaum hatte er von den Schwierigkeiten seines Onkels Notiz genommen, Rücksicht auf diesen und schwieg, da er selbst nicht wusste, was er sagen sollte. Er wusste, dass er nicht viel an Wissen über den Ort hatte, an welchem sie sich befanden und seinen Onkel in ein Gespräch zu verwickeln, lag nicht in seinem derzeitigen Interesse. Stattdessen ging er den Berg hinauf, immer wieder ein Stück, bevor er sich umdrehte und wartete, bis sein Onkel ihn aufgeholt hatte. Einzig einmal richtete er das Wort an ihn, als er seinen Bambusbecher hervorholte und seinem Onkel einen Schluck Tee anbot. Dieser nahm es dankend an, bevor er sich mit einem Tuch den Schweiß aus dem Gesicht wischte. „Wir haben es bestimmt nicht mehr sehr weit, Onkel“, versuchte Zuko diesen aufzumuntern und suchte in Irohs Gesicht ein Anzeichen dafür, ob er damit Erfolg hatte oder nicht. Iroh lächelte, was Zuko jedoch nicht wusste, war, dass er es größtenteils nur tat, um seinen Neffen nicht zu enttäuschen. „Ja, das denke ich auch“, sagte Iroh und auch wenn er nicht daran glaubte, sendete er in Gedanken eine Bitte an den Berg aus, ein baldiges Ende zu finden. Der Berg schien einen guten Tag zu haben und für Gnade äußerst offen, denn nur zehn Minuten später sahen sie einen Wegweiser, der in wenigen Metern eine Gaststätte ankündigte. „Seht nur, Onkel, laut diesem Schild sind es nur noch 100 Meter und eine Kurve bis zum Sternengold. Ich nehme an, das ist Euer Ziel, nicht wahr?“, fragte er Iroh und dieser nickte, merklich erschöpft, aber auch erleichtert. So schleppte sich unter Zukos wachsamen Blick Iroh die letzten Meter hinauf und die Kurve entlang, bis sie das Haus entdeckten. Kaum standen sie in Sichtweite des Ziels, schoss Irohs Körper in die Höhe. War er während des gesamten Bergaufstiegs immer weiter in sich zusammengesackt, so war das Leben ruckartig wieder in seinen Leib zurückgekehrt. „Neffe, seht nur, sieht dieses Haus nicht fantastisch aus?“, rief Iroh begeistert. Zuko dagegen konnte diesen Wandel nicht verstehen. Noch vor einer Minute hatte sein Onkel ausgesehen, als würde er demnächst auf dem Totenbett seine letzte Ruhe finden und nun war er das blühende Leben. Lächelnd schüttelte er den Kopf und sah sich ebenfalls das Haus an. Es war ein Haus, wie man es oft in Ba Sing Se zu sehen bekam, lediglich durch die Farbe seines hellgrünen Daches, statt eines dunkelgrünen, stach es aus den vielen Gebäuden heraus. Auch der kleine Wasserfall daneben war etwas unüblich, passte aber zur gemütlichen Atmosphäre, die das Haus ausstrahlte. „Ja, Onkel, es sieht wirklich … hübsch aus, da muss ich Euch zustimmen“, sagte Zuko, während sich die beiden dem Haus näherten. Da wurden sie auch bereits von einem Mann gesichtet, welcher wie Iroh einen viel zu großen Sonnenhut trug und dazu eine lange, mit vielen braunen Holzperlen verzierte Kette um seinen Hals trug. Dieser klatschte mit den Händen zusammen und kam ihnen ohne Umschweife sofort entgegen.   „Willkommen im Sternengold, meine Herren! Ich nehme an, Ihr kommt aus der Stadt?“, fragte er und bekam von beiden ein freundliches Nicken als Antwort. „Schön, schön, dann freut es mich, Sie beide hier als unsere Gäste begrüßen zu dürfen“, sagte der Mann und verneigte sich. „Mein Name ist Weng Su; und wie lauten Eure Namen, wenn ich fragen darf?“ „Natürlich dürft Ihr das, werter Herr. Mein Name ist Mushi und das ist mein Neffe Lee“, sagte Iroh und deutete mit seiner offenen Handfläche auf Zuko. „Mushi und Lee, welch schöne Namen für so freundlich wirkende Herren. Nun, ich möchte Euch nicht so lange vor unserer Tür warten lassen, folgen Sie mir bitte doch, ich werde mich sofort um Eure Belange kümmern. Haben Sie gut zu uns heraufgefunden?“, fragte Weng Su, während er seine Gäste in das Gebäude hinein und in eine größere Stube hineinführte. An zweien der zahlreichen Tische, die sich dort befanden, saßen mehrere Personen, unterhielten sich und tranken gemeinsam einen Tee. Neugierig sah Zuko sich um, konnte auch hier und dort Anzeichen eines typischen Erdkönigreich-Haushaltes erkennen. Angefangen vom allgegenwärtigen Münz-Symbol der Nation bis zu zahlreichen grünen und braunen Dekorationsgegenständen war für ihn alles vorhanden, was er einem typischen Erdkönigreichbewohner zurechnen würde. „Nun ja, es geht, wenn ich ehrlich bin“, sagte Iroh, als sie an einen Tisch herangeführt wurden. „Der Aufstieg war doch viel beschwerlicher, als ich es gedacht hatte. Nun, für meinen werten Neffen war es natürlich ein Kinderspiel, aber mich hat mein Körper mein fortgeschrittenes Alter doch deutlich spüren lassen“, sagte er und klopfte sich damit auf den Rücken. Weng Su sah ihn erstaunt an. „Oh, das überrascht mich. Hat man Ihnen denn nichts von unserem neuartigen Aufzug erzählt? Seit wir auch viele ältere Gäste hier oben begrüßten dürfen, haben wir den Aufzug hinbauen lassen, um allen den Aufstieg zu erleichtern“, sagte er aufrichtig. Iroh und Zuko sahen sich an, seufzten und setzten sich an den Tisch. „Nun gut, dass wir es jetzt wissen, ich werde es für das nächste Mal im Hinterkopf behalten. Vielen Dank für den Hinweis, werter Mann“, sagte Iroh und setzte sich an den Tisch. Zuko tat es ihm gleich. „Ich darf wohl annehmen, dass sie wegen dem Gold von den Sternen gekommen seid, nicht wahr?“, fragte der Kellner geraderaus und Iroh nickte wieder. „Genau deswegen sind wir hier. Für mich und meinen Neffen bitte“, sagte Iroh, da verbeugte sich Weng Su ein weiteres Mal, bevor er sich umdrehte und in die Richtung des Tresens verschwands. „Sagt, Onkel, ich möchte ja nicht unhöflich zu Euch sein, aber seid Ihr Euch sicher? Ich meine, Ihr habt mir oft genug die Vorzüge des Spiels schmackhaft machen wollen und ich bin mir auch sicher, dass das hier eine sehr seltene Angelegenheit ist, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass ich anfangen werde, besondere Pai Sho Steine zu sammeln. Bitte nehmt mir das nicht übel“, sagte Zuko, woraufhin er erst einen verwirrten Blick, dann ein kurzes Lachen von seinem Onkel als Reaktion bekam. Nun war es Zuko, welcher einen verwirrten Gesichtsausdruck bekam. „Onkel, warum lacht Ihr?“, fragte er und sah, wie Iroh belustigt seinen Kopf schüttelte. „Ach, mein Neffe, ich finde es nur sehr amüsant, dass Ihr denkt, dass ich Euch extra für einen Pai Sho Stein einen Berg hinaufwandern lasse“, sagte er und klang dabei, als wäre es für Zuko eine große Anstrengung gewesen und nicht für ihn selbst. „Lasst Euch einfach überraschen. Und da kommt er auch schon zurück, unser Gastgeber, mit unserem Gold“, sagte Iroh und richtete sich auf. Kurze Zeit später stand Weng Su einem Tablet in seiner Hand; und reichte den beiden Herren eine Tasse Tee. Neugierig blickte Zuko in seine hinein, eine dampfende Flüssigkeit befand sich darin. „Meine Herren, lassen Sie sich unser Gold schmecken“, sagte Weng Su höflich, bevor er die beiden wieder alleine ließ. Vorsichtig nahm Iroh einen Schluck von seinem Tee, anschließend stellte er lächelnd seine Tasse ab. „Dieser Tee ist wirklich ein Genuss, die Worte, mit denen unser Gast ihn beschrieben hatte, werden ihm durchaus gerecht. Probiert ihn, Neffe, Ihr werdet es nicht bereuen“, sagte er und blickte in Zukos Gesicht, eine Reaktion abwartend. Zuko sah sich seinen Tee erneut an, wie der seines Onkels hatte er eine goldgelbe Farbe, welche einen sehr einladenden Eindruck machte. Neugierig, aber auch um seinem Onkel den Gefallen zu tun, nahm Zuko seinen ersten Schluck, sofort breitete sich eine angenehme Wärme auf seiner Zunge aus. Aber auch ein fruchtiger, angenehmer Geschmack, der ihn an Früchte erinnerte, die er aus seiner Kindheit kannte. Aus langen vergangenen Zeiten, die für ihn schon lange vorbei waren. „Er … er schmeckt wirklich gut“, sagte Zuko, der nicht wusste, ob und was er nun genau zu sagen sollte. Doch allein seine Augen sagten seinem Onkel mehr als tausend Worte. Glücklich lächelte Iroh seinen Neffen an. „Wisst Ihr, warum man diesen Tee Gold von den Sternen nennt?“, fragte er ihn und Zuko schüttelte mit dem Kopf. „Nun, unser Gast hat es uns erklärt. Die Farbe wie auch der Hauptgeschmack des Tees soll von einer seltenen Sternanis-Blüte stammen, die nur noch auf diesen Berg hier zu finden ist. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es die Voraussetzungen, dass die Pflanze unter idealen Bedingungen wachsen kann. Auch ist es wohl am besten, sie so schnell wie möglich nach dem Ernten zu Tee zu verarbeiten, weshalb diese Teestube die Einzige ist, die diese Art von Tee anbieten kann.“ Zuko nickte beeindruckt, doch er erwiderte nichts, an seinem Tee nippend lauschte er den Worten seines Onkels. „Diesen Tee gibt es auch bereits seit sehr vielen Jahrhunderten, das Rezept dafür soll von Generation zu Generation immer weitergereicht werden, ohne, dass etwas daran verändert wird. Das ist nun wirklich ein Goldschatz, ein wahrer Einblick in einen weiten Teil der Teegeschichte.“ Schmachtend sah er gen Decke, bevor er sich mit einem Räuspern selbst bremste und wieder zu seinem Neffen sah. „Nun, um auf die Namensbedeutung zu kommen, es ist sehr poetisch, wenn man darüber nachdenkt. Früher dachten die Menschen, die gold-gelben Blüten der Sternanis-Pflanze wären vom Himmel gefallene Sterne. Das und die Tatsache, dass sie einen exzellenten Tee ergeben, haben Ihnen den Namen Gold von den Sternen verpasst.“ Iroh trank den Rest seiner Tasse aus und begutachtete Zukos Tasse, welche ebenfalls bis auf ein paar wenige Tropfen leer zu sein schien. „Was meint Ihr, Neffe, kann ich Euch noch zu einer weiteren Tasse einladen?“, fragte er schob seine Tasse an den Rand. Zuko tat es ihm gleich. „Ja, das wäre sehr nett. Und danke für Eure Erklärung, Onkel“, sagte Zuko. Er machte kurz den Eindruck, als wollte er mehr sagen, doch er blieb stumm. Iroh nickte mit dem Kopf. „Sehr gerne doch, lieber Neffe“, sagte er und hob die Hand, um bei Weng Su eine weitere Bestellung in Auftrag zu geben. Dieser reagierte prompt und brachte Ihnen sofort zwei weitere Tassen des herrlichen Tees, welchen die beiden mit zufriedenen Mienen und einer gemächlicheren Trinkgeschwindigkeit gemeinsam genossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)