die Unfassbare von Saneja ================================================================================ Kapitel 1: Tora --------------- Tora (12 Jahre) 3…2...1... „Meine schönen Äpfel! Haltet den Dieb.“ Der Aufschrei des Händlers gellte durch die Gassen Konohagakures. Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, während ich in Höchstgeschwindigkeit über die Dächer rannte. Selbstverständlich unsichtbar. Sonst würde ich mir mein Selbstmordkommando auf den Hals hetzen. Diesmal hatte er etwas länger gebraucht, um den Diebstahl zu bemerken. Aus einem sicheren Versteck heraus, hatte ich beobachten können wie die Augen des dicklichen Händlers prüfend über seinen Stand gewandert waren. Daichi war ein wohlhabender Kaufmann, der des Öfteren nach Konoha kam um seine Früchte zu verkaufen. Die wirklich lecker waren. Besonders die frisch gestohlenen. Bei ihm machte es mir am meisten Spaß etwas zu stehlen. Der Kerl war nicht nur geizig, sondern hatte auch noch Geld wie Heu. So zum Ausgleich war es doch nur fair, wenn man den guten Mann ab und zu ein wenig um ein wenig von seiner Ware erleichterte. Besonders für seine Äpfel verlangte der Gute viel zu viel. Acht Ryou für einen einzigen Apfel war doch ein wenig übertrieben. Naja um dem Kerl eins auszuwischen … dafür war ja ich sozusagen zuständig. Auch wenn ich mir nur das nahm, was ich zum Leben brauchte. Und das war wirklich nicht viel. Ich wollte nicht zu oft mein eigene Sicherheit aufs Spiel setzen, nur um einmal mehr zu stehlen. Und ehrlichgesagt, machte es mir auch nicht wirklich Spaß. Das Gute war, dass mich noch nie jemand erwischt hatte. Nun ja das lag wohl auch an dem Jutsu, das ich beherrschte oder vielmehr beherrschen musste. Denn ohne diese Fähigkeit, wäre ich auf der Straße ziemlich aufgeschmissen. Still und heimlich konnte ich mich an die Stände heranschleichen und die ein oder andere Sache mitgehen lassen. Und, das Wichtigste war: Aufpassen, dass keine Shinobi in der Nähe waren. Bei meinem allererstem Diebstahl wäre ich beinahe erwischt worden, weil ich vergessen hatte auf meine Umgebung zu achten. Zwei Tage, nachdem ich von zuhause und vor meinem Vater geflohen war, hatte mich der Hunger ins Zentrum Konohas getrieben. Es war ein regnerischer Tag gewesen und die meisten Menschen hatten in ihren Häusern Zuflucht gesucht. Das Jutsu der Unsichtbarkeit nutzend, war ich frierend durch die Gassen geschlichen, auf der Suche nach etwas Essbaren. Meine Kleidung war wie eine zweite, nasse Haut an meinem Körper geklebt, während mein Magen immer wieder schmerzhaft gedrückt hatte. Dann hatte ich den Stand von Daichi entdeckt, mit seinen frischen Äpfeln, Orangen, Bananen…. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie mir bei dem Anblick das Wasser im Mund zusammengelaufen ist. Trotz meiner Unsichtbarkeit war ich langsam und geduckt an den Stand herangeschlichen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meiner Fähigkeit noch nicht wirklich getraut und war dementsprechend unsicher bei der Anwendung, doch das hatte sich von Mal zu Mal gelegt. Da sich die Äpfel eher im hinteren Bereich und nicht direkt vor den Augen des Händlers befanden, hatte ich mir auch dieses frische Obst ausgesucht. Vorsichtig hatte ich nach dem ersten Apfel gegriffen und ihn in meiner kleinen Tasche verschwinden lassen. Als nichts passiert war, bin ich mutiger geworden und hatte zum Schluss ganze sechs Äpfel in meiner Tasche. Mit dem Beschluss, dass das reichen würde, hatte ich mich wieder auf den Weg machen wollen um mir ein sicheres Versteck zu suchen und bin gegen ein Hindernis gelaufen. Noch allzu gut kann ich mich daran erinnern, wie entsetzt ich zu dem Mann über mir aufgeblickt hatte. Es war ein Jonin gewesen. Sein Anblick hatte mich sehr verschreckt, denn auf mein kleines zehnjähriges Ich hatte er einfach nur riesengroß und dunkel gewirkt. Mit seiner dunklen Kleidung und der schwarzen Maske, die sein Gesicht bis unter den Augen verdeckte. Die meinen hatten sich entsetzt geweitet und ich war einen Schritt zurückgegangen. Nur, dass sich dort hinter mir, die Ablage mit den Äpfeln befunden hatte. Es hatte laut gekracht und all die schönen Äpfel waren in den Dreck gefallen. Dennoch hatte ich es nicht gewagt mich umzudrehen. Wohl wissen, dass der Händler bald herumfahren und mit dem Schreien beginnen würde. Und dann hatte ich mich blitzschnell auf dem Absatz umgedreht, war der tastenden Hand des Mannes ausgewichen und davongerannt. Noch heute hielt ich mich von ihm fern. Denn nun wusste ich, was ich damals eigentlich für ein Glück gehabt hatte, ihm entkommen zu sein. Er war nicht nur ein ausgebildeter Jonin, sondern war mitunter auch als der Kopierninja bekannt. Kakashi Hatake. Ein weiterer Grund also mich besonders von ihm fernzuhalten. Denn er hatte mich ja schon gesehen. Nicht direkt zumindest. Aber er wusste, dass ich existierte. Und noch dazu eine der meistgesuchten Diebinnen in Konoha war. „Die Unfassbare“ nannten sie mich. Ich verzog das Gesicht. Wenn die Leute wüsste, dass sich hinter diesem Namen ein zwölfjähriges Straßenmädchen verstecken würde. Schon mehrmals hatten sie versucht mich zu fangen. Doch mittlerweile kannte ich Konohagakure wie meine Westentasche. Alle Geheimwege, Pfade und Gassen waren in meinem Kopf eingespeichert. Noch dazu lebte ich außerhalb von Konohagakure im Wald. Und bis zu meinem Versteck, hatte ich mehr als genügend Fallen aufgebaut. Aber bisher war es noch niemanden gelungen mich bis zu meinem Versteck hin zu verfolgen. Glücklicherweise. Denn dann würde es für mich gar nicht mehr gut aussehen. Zwar hatte ich mich, was Kampftechniken anging auch um einiges weitergebildet, aber dennoch, wenn mir ein ausgebildeter Jonin gegenüberstünde... Ich wollte es mir gar nicht ausmalen. Denn an Waffen hatte ich zu wenig in der Tasche um wirklich kämpfen zu können. Zwei kleine Shuriken, ein Drahtseil und ein Messer. Nicht wirklich viel. In meinem Versteck hatte ich noch einen Bogen, samt Pfeilen. Den brauchte ich immer, wenn ich jagen ging. Das Schießen hatte ich mir selbst beigebracht und mittlerweile war ich ganz passabel darin. So konnte ich mir ab und an einmal einen Hasen schießen. Und wenn es damit nicht klappte, blieb mir immer noch das Stehlen. Denn das machte ich nur, wenn mir keine andere Wahl blieb. Vor allem im Winter, wenn viele Tiere Winterschlaf hielten. Da war es immer besonders schlimm. Häufig hatte ich mich dann des Nachts ins Dorf geschlichen und mich in der Nähe von Gaststätten aufgehalten, sodass ich nicht erfror. Das Leben als heimatlose Diebin war hart, aber das einzige, was mir momentan übrigblieb. Denn wer wollte mich schon? Mein Vater? Der erst recht nicht. Er hatte nicht einmal nach mir suchen lassen, als ich von zuhause abgehauen war. Das einzige, was ihn kümmerte, war er selbst. Geschwister hatte ich keine und meine Großeltern waren schon lange tot. Also musste ich es mit mir selbst aushalten und zusehen, dass ich irgendwie überlebte. Als Kind hatte ich immer den Traum gehabt eines Tages eine großartige Ninja Kriegerin zu werden, die tapfer, gemeinsam mit ihren Freunden, für ihr Dorf kämpfte. Zwar besaß ich gewisse Fähigkeiten, die gefördert werden könnten. Aber ich besaß kein Geld. Wer also würde mir den Aufenthalt in der Akademie zahlen? Keiner. Wer interessierte sich schon für ein dreckiges Straßenmädchen, das sich noch dazu mit dem Stehlen verschuldet hatte? Mit einem verärgerte Knurren wischte ich all diese Gedanken beiseite. Ich sollte endlich damit aufhören so sehr in Selbstmitleid zu versinken. Ich war schließlich Tora. Die unfassbare Diebin aus Konohagakure. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)