Break on through von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Trotz der Warnungen hörten die nicht Stimmen auf. Die Säulen im Untergrund erhoben sich aus dem Boden und rissen die frisch gepflanzte Erde ein. Weiter wuchs der Zweifel, der Zwiespalt der Gesellschaft nahm ungeahnte Züge an. Das >unbekannte Paradies< wurde mehr als nur ein Symbol der Rebellion - rot-gelbe Banner hingen aus den Fenstern der Unterdrückten, die ihren Platz in der Gesellschaft als verloren anerkannt hatten. Tumulte häuften sich. Diebstahl und Majestätsbeleidigung wurden aufs äußerste bestraft. Geheime Posten galt es aufzudecken. Um die neue Ordnung des Reiches wieder herzustellen wurden Maßnahmen ergriffen. Der König setzte nun nicht mehr auf Zeichen. Wachen postierten sich in der Innenstadt. Bewohner wurden bewacht, Grenzen der Vierteln streng kontrolliert. Wer den Rebellen Zuflucht gewährte, erfuhr die Härte des Königreichs - weit außerhalb der Öffentlichkeit, welche die weiteren Ausgrenzungen befürwortete, dass aus den Rissen des Zwiespalts tiefe Furchen entstanden. Hausdurchsuchungen waren die Tagesordnung. Die Pangäsanen wurden weiter in die Enge getrieben. Geleitet von ihrem einzigen Bestreben nach baldiger Freiheit setzten sie ihren Widerstand fort. Zeichen wurden ausgemacht, Codes zur Verschlüsselung angewandt, welche die Stadtwachen in die Irre leiten sollten. Die unterirdischen Tunnel wurden ausgefuchster, die Tricks der Pangäsanen hinterhältiger. Doch die Stadtwachen rüsteten weiter auf. Mit der Zunahme des Widerstands steigerte sich auch das Selbstbewusstsein der Patrouillien. Zwei Seiten, die einander bis aufs Blut nicht trauten - stießen an jenem Herbstabend aufeinander, dessen Ausgang den Verlauf der Geschichte bestimmen sollte. "Unser Versteck! Wir sind aufgeflogen", rief ein junger Bursche aufgebracht als er zu seinem Anführer rannte, dabei hektisch mit den Armen ruderte und wie ein Verfolgter zu keuchen begann. Tiwaz stand mit seinem Vertrauten vor der Gasse, die das Armenviertel von der Hochburg Atlantis' trennte. Seine Miene blieb unverändert. Er hatte es kommen sehen. Nicht gerade heute, aber in absehbarer Nähe war es unvermeidbar gewesen. Irgendjemand redete immer. Die Lage, in der sie gezwungen gewesen waren mit den einheimischen Händlern zu kooperieren, musste sich früher oder später als fatal entpuppen. Aber sie hatten keine Wahl gehabt - um nicht verhungern zu müssen, hatten sie dieses Risiko eingehen müssen. Der junge Anführer blickte zu dem verängstigten Handlanger hinunter: "Bring' Alep die Kunde, dass er unverzüglich fünf Manner in die östlichen Tunnel schicken soll. Und beeil' dich." "Jawohl!" Damit rannte er schon wieder los. "Heliodan", Tiwaz wandte sich an den großen Kräftigen neben sich, "du und zehn weitere Männer - ihr kümmert euch um den westlichen Bereich. Zersprengt die Lager, wenn nötig. Torin schickst du an die Hafengrenze. Wir müssen schnellstmöglich das Hauptversteck räumen. Brennt die Hütte nieder. Wir werden uns neu formieren und uns zum ersten Glockenschlag in unserem Ausweichversteck sammeln." "Zu Befehl." "Sag' den Frauen, dass sie mit ihren Kindern in den Häusern bleiben sollen. Niemand, der nicht kämpfen kann, soll heute Nacht auf den Straßen herumlungern." "Ich werde mich darum kümmern", verneigte sich der große Kräftige, "was ist mit Euch?" "Ich werde hier bleiben." "Meint Ihr nicht, dass es womöglich genau das ist, was sie wollen?" "Vielleicht, aber ich kann noch nicht weg." "Wegen der Prinzessin - oder?", der Kräftige zückte sein Schwert, "meint Ihr, sie hat uns verraten?" "Das bezweifel ich. Dieser unkoordinierte Haufen von Stadtwache hat wohl einfach mal seine grauen Zellen angestrengt. Es wird ihnen nur nicht viel bringen. Wir sind bereits Ausgestoßene, und wenn sie unbedingt einen Kampf provozieren wollen, sollen sie ihn bekommen. Noch sind wir diejenigen, die die schärferen Klingen schmieden können", seine Augen bekamen etwas Wildes, "es wird Zeit, dass sie zu spüren bekommen, was es bedeutet, das wahre Kriegervolk zu bedrohen." Er griff aus den Armschienen ein halbes dutzend Klingen und warf sie ans Ende der Gasse. Stöhnen erklang. Die Wachen kamen aus ihren Verstecken, bereit zum Gegenschlag auszuholen. "Diese verdammenten-", knurrte der Kräftige und brachte sich in Position. "Hinter dir!", rief sein Anführer und stürmte derweil auf die Meute vor sich zu. Zwei Soldaten in Kampfmontur kamen ihm entgegen, während sein Hintermann sich um die anderen beiden kümmerte. Schnell wich Tiwaz den beiden Kurzschwertern aus, bevor er dem einen ins Schienbein trat, während der andere seine freie Faust zu spüren bekam. Der junge Anführer nutzte den Moment der Schwäche, entwaffnete den ersten und schnappte sich das Kurzschwert. "Heliodan", rief er und stach auf die zweite Wache ein, dass dieser zu röcheln begann, "verschwinde! Los!" "Aber-", parierte der Kräftige die beiden Schwerter vor sich. "Du hast meinen Befehl gehört! Ich kümmere mich um sie", damit schnitt er die Kehle des zweiten durch. "Jawohl", mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, drückte sein Vertrauter die Männer zu Boden und ergriff die Flucht. Doch das schien die Wachen nicht zu kümmern. Einer stieß einen schrillen Pfiff aus, dass über den Dächern ein weiteres Dutzend Wachen hervor kroch und sich zu den verbliebenen gesellte. "So ist das also", murmelte Tiwaz und setzte ein schiefes Grinsen auf, "dann zeigt mir, was ihr zu bieten habt." Er rannte auf die erste Gruppierung zu, sprang über den Schmächtigsten und ließ seine Klingen tanzen. Dann verließ er die Gasse, dass die Wachen sich neu postieren mussten. Auf dem improvisierten Marktplatz kreisten ihn die Soldaten ein. Er musste schnell handeln, keine Zeit zum Kontern bieten, wenn ihm die Zahl an Wachen keinen Nachteil verschaffen sollten. Als die ersten auf ihn zustürmten, drehte er sich, dass die Schwerter zu rotieren begannen. Diese Choreographie kannte er von Kindesbeinen. Ein dritter kam von hinten, Tiwaz bückte sich, streckte sein Bein aus und ließ ihn zu Boden fallen. Zur selben Zeit verfehlte die Klinge des Gegners nur haarscharf sein Haupt, dass der junge Anführer nur einen Schritt nach vorne tätigen musste und die Klinge durch seinen Bauch rammte. Der Anflug des Erfolges war nicht von Dauer. Die restlichen Wachen kamen ihm brüllend entgegen, erhoben ihre Schwerter und lechzten nach Vergeltung. Wieder einmal war Tiwaz schneller. Wieder einmal nutzte er die unorganisiete Formation und ging zum Gegenschlag über. Er flüchtete aus dem Kreis, stach in den Rücken des einen und schleuderte den Linken an die Häuserwand. 'Noch fünf.' "Verd-", ein Pfeil traf ihn an der Schulter, dass er kurz ins Taumeln geriet. Aus dem Augenwinkel entdeckte er den Bogenschützen, der sich auf dem Dach verschanzt hatte. Während er den Klingen vor sich auswich, warf er das Kurzschwert in Richtung Dach, dass kurz darauf ein Poltern erklang. Doch Tiwaz achtete nicht darauf. Sein Blut kochte. Allmählich verlor er an Tempo. Die Wunde begann ihn in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken. Jetzt konnte er nur noch auf sein Schwert vertrauen. Der scharfen Klinge, die ihn noch nie im Stich gelassen hatte. Metall schlug an Metall. Tiwaz stieß die Wache von sich, stach auf den Hintermann ein und kümmerte sich dann wieder um seinen Gegenüber. Schweiß trat ihm aus der Stirn als der Letzte nach hinten kippte. Er keuchte, griff nach dem Pfeil und zog ihn mit einem Ruck aus der Schulter. Ein Schlag von hinten schleuderte den jungen Anführer zu Boden - sein Schwert gut zwei Meter von sich. Starr blickte er auf seine leere Hand, bevor er sich auf den Rücken drehte und dem Angreifer in die Augen sah. Dieser grinste und kam gemächlichen Schrittes auf den Anführer zu, dass dieser sich erheben konnte. "Deine Arroganz wird dir letztendlich den Kopf kosten", er bleckte sich die Zähne und zog sein Schwert aus der Halterung. "Welche Ehre wohl demjenigen zuteil wird, der den Anführer dieser Barbaren zur Strecke gebracht hat? Der König wird mich reichlich belohnen." Die Klinge zeigte auf Tiwaz, der sich nicht regte. Wenn er noch eine Chance haben wollte, musste er vorsichtig vorgehen. "Und?", die Wache stellte sich direkt vor ihm, das beide nur noch eine Armlänge voneinander trennte, "noch irgendwelche letzten Worte?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)