Until the End von bakura-fan ================================================================================ Kapitel 12: Erste Schritte -------------------------- Sein Zeitgefühl ging ihm so langsam aber sicher abhanden. Gestern waren sie noch bis spät nachts im Tonstudio gewesen. Und heute morgen ging es seit 8:00 schon weiter. Und dabei hatten sie gerade mal fünf Songs aufgenommen. Aber selbst das waren nur Probeaufnahmen. Wie lange sie jetzt schon hier waren, konnte Kiryu nicht sagen. Er hatte jetzt schon so oft „Wahnsinn in mir“ gesungen, dass er – genau wie gestern Abend – nicht mehr wusste wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Er hatte Hunger. Und seine Kehle fühlte sich wie ein Reibeisen an. Das machte keinen Spaß.     „Kann ich mal was anderes singen?“     „Also, eigentlich wollte ich den Song hier erst noch fertig machen“, erwiderte Hayashi mit tonloser Stimme. Er war ein Perfektionist und das bedeutete, dass er ihnen erst eine Pause gewährte, wenn ihm der Klang eines Songs gefiel. Und wenn er einmal angefangen hatte, hörte er auch so schnell nicht wieder auf. Selbst ein Erdbeben oder ein Tsunami dürften Hayashi nicht aus dem Tonstudio vertreiben, wenn er gerade an einem Song arbeitete. Und wenn die Welt untergehen würde?! ... schwierige Frage...     „Also, ich brauch mal 'ne Pause“, sagte Kiryu müde.     „Hey, wir haben doch gerade erst angefangen. Ich lass mir doch von dir nicht meine Arbeit ruinieren! Pause wird erst dann gemacht, wenn ich es sage. Deine Star-Allüren kannst du dir sonst wo hin stecken“, entgegnete Hayashi wütend. Hayashi war wirklich eingeschnappt. Aber Kiryu dachte gar nicht daran ihm nachzugeben. Wäre Urukawa mit ihrem Manager im Schlepptau nicht aufgetaucht, hätte sich Kiryu schon noch zurück genommen und weiter gesungen. So allerdings... Die Verlockung war einfach zu groß. Er sah seine Chance auf eine Unterbrechung gekommen.     „Gibt es Probleme? Wie kommst du voran, Hayashi?“, fragte Urukawa ganz ungeniert.     „Hallo, Herr Urukawa. Naja... also...“, setzte Hayashi schon an.     „Wir wollten gerade eine Pause einlegen“, wurde er schnell von Kiryu unterbrochen. Urukawa sah zuerst zu Hayashi, der wütend zu Kiryu blickte. Dann fragte er, wie lange sie denn schon hier waren. Er war wirklich überrascht zu hören, dass sie fast vier Stunden ohne großartige Pausen an den Aufnahmen der Songs gearbeitet hatten.     „Ja, unser Hayashi ist nun mal ein Arbeitstier. Aber was er anpackt, wird dann auch gut, darauf könnt ihr euch verlassen“, sagte ihnen Urukawa und klopfte Hayashi freundschaftlich auf die Schulter.     „Morgen fangen wir an euch landesweit bekannt zu machen. Aber das wird euch Herr Akirou noch genauer erklären.“ Dann ging Urukawa wieder und ließ Akirou bei ihnen zurück. Morgen würden sie im Center gai, der größten Einkaufsstraße in Shibuya, sein. So würden sie zumindest erst einmal aus dem Untergrund heraus kommen. Kiryu hatte aber trotzdem ein mulmiges Gefühl. Der Vertrag, den er mit Tanakawa geschlossen hatte, kam ihm immer wieder ins Gedächtnis. Nur deshalb blieb er immer so misstrauisch. Nur deshalb konnte er den Menschen hier nicht vertrauen. Vielleicht war das aber auch ganz gut so?! Als Kiryu am späten Nachmittag wieder Zuhause war, dachte er wieder an ihr letztes Konzert. Takuhiro hatte ihnen am Montag einen USB-Stick vorbeigebracht. Kurzentschlossen hatten sie sich die Bilder auch direkt angesehen. Takuhiro Higuris Fotos waren wirklich gut. Sie gefielen Kiryu. Tanakawa oder Urukawa hatten keine Ahnung davon, dass Kiryu eigene Pläne schmiedete, um von ihnen unabhängig zu werden. Er wollte auf eigenen Beinen stehen, selbst entscheiden, mit wem sie zusammenarbeiteten. Aber das waren bis jetzt nur vage Vorstellungen. Dennoch waren diese Fotos sein Geheimnis – seine Aussicht auf einen Ausweg... Wie genau der aussehen sollte, war ihm zwar noch nicht klar, aber er hatte das Gefühl, dass Takuhiro ihm noch helfen könnte. Auf einem Foto war nur Kiryu klar zu erkennen. Der Hintergrund und der untere Bildrand waren verschwommen. Kiryu beugte sich gerade vor zum Bühnenrand. Die Menschen vor ihm jubelten ihnen zu. Es war als wollte die Menschenmasse mit Kiryu – mit Rising Phenix – verschmelzen. Das musste während „After Light“ aufgenommen worden sein. Dann war da eins vom Anfang des Konzerts. Der Vordergrund war schwarz, die Bühne dagegen hell erleuchtet. Auf diesem Foto sah Kiryu erst richtig, wie nervös sie alle waren. Das nächste Foto zeigte das Publikum ganz deutlich. Die Band war nur verschwommen zu sehen. Aber bei „Sora to Ito“ passte das auch. Dann kam ein Bild, das während des Intros von „Wahnsinn in mir“ aufgenommen worden war. Nur Kiryu stand im Licht, die restliche Bühne lag im Schatten. Das Publikum war nur zu erahnen. Und als sich Kiryu das Bild näher ansah, war es fast so, als könnte er jenen Moment noch einmal erleben. Die Fotos passten perfekt zu jedem einzelnen Song. Es sah alles so gut aus. So professionell. Und da hatte Takuhiro noch gesagt, dass er sich mit dieser Art Fotos noch gar nicht gut auskannte und sich lediglich ein wenig ausprobierte. Eine grenzenlose Untertreibung in Kiryus Augen. Aber wenn er diese Fotos jetzt so sah... die sahen echt aus wie von einem Profi und nicht wie von einem Hobby-Fotografen.           Die Menschenmenge war enorm. Kiryu hätte gar nicht damit gerechnet, dass wirklich so viele Leute kommen würden. Ein Großteil waren zwar Journalisten und auch ein paar Blogger, aber trotzdem hätte Kiryu niemals mit diesem Zulauf gerechnet.     „Ja, Social Media verhilft uns doch immer wieder zu neuen Fans“, meinte Taro nur so am Rande. Keiner Antwortete ihm. Sie standen hinter einer Bühne, hinter der Taro hervor linste und sich die Ansammlung ansah. Als Kiryu las, zu was sie hier eingeladen worden waren, hätte er am liebsten protestiert. Es war eine reine Werbeveranstaltung. Aber nicht für sie, sondern für ihr Label. Er selbst hätte sich das wahrscheinlich nicht angesehen, weil eh immer die gleichen Fragen gestellt und die gleichen Antworten gegeben wurden. Es hätte ihn einfach nur gelangweilt. Und es hatte ihm nie zugesagt, dass immer und immer wieder neue Künstler von irgendwelchen großen Labels bekannt gemacht – ja, fast vorgeführt wurden. Jetzt aber auf der anderen Seite zu stehen, brachte auch eine neue Sichtweise. Als er das erste mal von dieser Art Werbeauftritt gehört hatte, war er wütend. Wütend und neidisch. Aber dass er darauf einst eifersüchtig gewesen war, würde er niemandem auf die Nase binden. Er hatte es endlich geschafft, was interessierte da die Vergangenheit?! Sie standen zwar noch ganz am Anfang, aber jetzt und hier konnte es ja nur noch bergauf gehen, so hoffte er. Ein mulmiges Gefühl hatte er dennoch, wenn er daran dachte die Fragen zu beantworten. Würde ihm dann wieder so viel Hass entgegenschlagen? Würden sie ausgebuht werden? Tanakawa hatte ihm zwar versichert, dass er sich um dieses Problem gekümmert hätte, aber Kiryu fürchtete trotzdem, dass er noch einmal solche Nachrichten bekommen würde.     „Und wieder einmal hat es Herr Urukawa geschafft vielversprechende Künstler in Tokyo zu finden...“, der Moderator hatte schon über alles Mögliche gesprochen. „Der musste sich den Mund doch irgendwann mal fusselig geredet haben“, ging es Kiryu nur durch den Kopf als er wieder zuhörte und auf ihr Stichwort wartete. Urukawa stand mit dem Manager von Rising Phenix im Schlepptau auf der Bühne und schien ein lockeres, improvisiertes Gespräch mit dem Moderator zu führen. Dabei hatten sie das alles stundenlang einstudiert. Herr Akirou würde die meiste Zeit nur schweigend neben ihnen stehen. Und so ein ganz klein wenig tat er Kiryu sogar Leid.     „Hier sind sie – Rising Phenix“ Das war ihr Stichwort. Schnellen Schrittes kamen sie auf die Bühne. Sie hatten kein Gejubel oder tosenden Applaus erwartet. Aber nur Blitzlichtgewitter auch nicht. War denn nicht wenigstens ein Fan unter der Menschenmasse?! Doch wie es aussah, nicht. Sie hatten sich an einen Tisch auf der Bühne zu setzen, und mussten wieder warten. Ihr Manager und Urukawa hatten ihnen eingeschärft nichts zu sagen, bevor sie nicht ein Zeichen zum Reden bekommen hatten. Betretenes Schweigen war eingetreten. Man hätte die Luft schneiden können. Und Kiryu konnte gerade nicht anders und stellte es sich bildlich vor. In seiner Vorstellung sah es wenig so aus wie in einem Großraumbüro. Jeder hatte seine quadratische Zelle. So nach dem Motto: Das ist mein Stückchen Luft und das ist dein Stückchen.     „Darf ich vorstellen: Das sind Taro, Rick, Haru und Kilian. Zusammen bilden sie die Band Rising Phenix“, waren sie von Urukawa vorgestellt worden.     „Wie haben Sie die Jungs gefunden?“, traute sich der erste Journalist zu fragen. Urukawa grinste zuerst wieder so überlegen, dann erzählte er wie er Rising Phenix „entdeckt“ hatte.     „Woher kommen Sie? In welchen Verhältnissen sind Sie aufgewachsen?“, wurde zum ersten mal eine Frage direkt an die Band gestellt. Vorher war immer nur Urukawa interessant gewesen. Seine Entdeckung der Band nur so etwas wie eine Trophäe gewesen. Sie sahen zuerst Urukawa an, dann erzählte jeder von ihnen kurz und knapp, dass sie nicht gerade in den besten Verhältnissen groß geworden waren, aber dennoch gerne in Tokyo lebten. Für sie kam es nicht infrage wegzuziehen. Manch einer war auch überrascht das zu hören. Aber der Großteil hatte es ganz einfach hingenommen. Dieses Frage- Antwort- Spiel ging fast eine Stunde. Dann durften sie endlich wieder gehen. Den restlichen Tag hatten sie frei. Dabei hätten sie wohl noch weiter an den Songs arbeiten sollen, die Hayashi noch nicht vollendet hatte. Aber dieser freie Nachmittag würde Kiryu ganz gut tun. Ab jetzt würde es verdammt stressig werden. Da wollte er noch jede freie Minute entspannen. Wer wusste schon, wie viel er davon in Zukunft noch hatte?!      Kiryu versuchte noch am selben Abend an einem Song zu arbeiten. Aber ihm fielen nur ein paar Verse ein:     Mein Herz so schwer,     Mein Atem schwach...     Angst durchfährt mich,     Ein Moment hält wach,     Und niemand anders hier! Vielleicht würde ihm mehr einfallen, wenn Taro erst einmal eine Melodie geschrieben hatte. Das war schließlich schon öfter so gewesen. Er lag jetzt schon so lange auf seinem Bett und grübelte über den Text nach. Aber er hatte gerade eine absolute Denkblockade. Wie schafften es nur die anderen japanischen Bands so viele Lieder zu schreiben? The GazettE brachten im Jahr zwei oder sogar drei Alben heraus – und da klang nicht ein Song wie der andere. Und Kiryu?! Bis jetzt hatte er zwar schon genug Texte für zehn Alben geschrieben. Das Problem war nur, dass diese Texte:   1. Nicht alle gut waren und   2. Einige davon ZU persönlich waren Es ging andere Menschen einfach nichts an, was er in bestimmten Momenten durchgemacht hatte. Und selbst, wenn sie genügend Texte hatten, ohne Melodien nützten die ihnen gar nichts. Aber bei diesem Text jetzt... sonst war es immer so, dass er wenigstens eine grobe Vorstellung davon hatte, was für eine Melodie auf welchen Text passte. So war es auch bei „Wahnsinn in mir“ gewesen. Kiryu wusste nur, dass es ein ruhiger Song werden würde. Diese Idee hatte er auch Taro gesagt. Mit dem Ergebnis waren sie auch zufrieden. Jetzt lag er auf dem Rücken auf seinem Bett und las sich wieder und wieder seinen Text durch. Irgendwann schlief er dann ein. Das Blatt mit dem angefangenen Text hatte er nur kurz auf seinem Bauch abgelegt, um besser nachdenken zu können. Aber ihm waren die Augen immer schwerer geworden. Mitten in der Nacht wachte er allerdings aus einem traumlosen Schlaf auf. Als er nachsah, wie spät es war, stellte er fest, dass er nur eine Stunde geschlafen hatte – es war nicht mal 23:00. Die Verse hatte er die ganze Zeit über festgehalten. Er las sie sich noch einmal durch, legte das Blatt dann aber auf seinen Tisch. Auch jetzt fiel ihm nichts noch ein. Aber etwas anderes hätte er auch nicht erwartet. Er brauchte jetzt Ablenkung, irgendetwas, um den Kopf frei zu bekommen. Dass er eine halbe Stunde später in Shibuya unterwegs war, hatte er nicht wirklich geplant. Es war mehr ein Automatismus, der ihn hierher gehen ließ. Theoretisch hätte es auch gereicht, wenn er sich noch um einige andere Songs gekümmert hätte, die sie noch aufnehmen wollten. Aber ob er heute Abend wirklich noch etwas zustande gebracht hätte, bezweifelte er. So versuchte er jetzt aber das Beste daraus zu machen. Wie, wusste er auf die Schnelle aber auch nicht... Er ging schließlich in ein Internet-Café. Dort stöberte er in einigen Foren und fand auch nach einigem Suchen etwas über ihren „Auftritt“ im Center-gai. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie plötzlich bei allen beliebt wären. Aber ein Eintrag war gar nicht mal so schlecht: „Herr Urukawa hat wieder einmal ein gutes Gespür bewiesen. Seine neuste Entdeckung, eine junge Band aus Tokyo, verspricht großen Erfolg zu haben [...]“ In diesem Ton ging es auch weiter. Da setzte wirklich jemand großes Vertrauen in sie. Kiryu hatte kurz das Verlangen jetzt einfach aus dem Vertrag auszusteigen. Das war zu einen eine Trotzreaktion, zum anderen war er so zuversichtlich wie nie, dass sie es ab hier auch alleine schaffen würden. Das war natürlich nur ein Trugschluss, und das wusste er. Dennoch war es für ihn gerade sehr verlockend, sich jetzt von Tanakawa und Urukawa. loszusagen. Aber bevor er diesen Gedanken noch weiter nach hing, fand er etwas von einem anderen Blogger. Schlechte Kritik war manchmal ganz hilfreich, im ersten Moment für den Kritisierten aber verletzend. Kiryu bildete da keine Ausnahme und war eingeschnappt, als er den Text las. Eine gewisse Chiaki war auch im Center gai anwesend gewesen. Aber ein einzelner Blogger war in dieser Masse an Journalisten natürlich unter gegangen. Und sie hatte sich wohl gerade erst dazu durchgerungen über diesen Nachmittag zu schreiben, wenn er sich den letzten Stand der Aktualisierung so ansah: „Wie einige Journalisten der Boulevardpresse schon richtig bemerkt haben, bewies uns Herr Urukawa mal wieder ein „gutes“ Gespür für Newcomer. Die Band, die er diesmal aus dem Untergrund gezogen hat, schien vollkommen unter seiner Kontrolle zu stehen. Jede Antwort wurde erst nach reichlicher Überlegung und einem Blick zu Urukawa beantwortet. Von Spontaneität keine Spur. Selbst auf die Frage, ob die Band eigene Wege gegangen war oder noch gehen wollte, war nur die von Urukawa gewünschte Antwort gekommen. Die vier Jungs der Band Rising Phenix hatten am Anfang sehr deplatziert gewirkt. Das war insofern überraschend – oder auch irritierend – da sie, wie sie selbst gesagt hatten, wohl schon einen beachtlichen Stamm an Fans haben. Urukawa hatte bis jetzt immer ein glückliches Händchen damit bewiesen etwas zu finden, das die große Masse begeistert hatte. Und sicher wird es diesmal auch nicht anders sein. Bei dieser Pressekonferenz stand schließlich auch Urukawa, anstatt seiner Entdeckung Rising Phenix im Vordergrund. Und sicher hat er auch diesmal wieder so eine Band gefunden, die den Geschmack der Masse trifft. Doch es bleibt fraglich, ob die Jungs von Rising Phenix länger als ein Jahr im Rampenlicht durchhalten oder nicht schon eher wieder in der Versenkung verschwinden [...]“      „Der Geschmack der Masse“ Sollte das wirklich stimmen? Waren sie wirklich so massentauglich? Das hätte ihnen nur kurzfristig Erfolg gebracht, aber keine anständige Fangemeinde. Am liebsten hätte er sofort protestiert; dieser Chiaki gesagt, dass sie falsch lag. Aber wenn er es recht bedachte, waren ihnen wirklich alle Antworten in den Mund gelegt worden. Und Urukawa würde ihnen sicher auch nicht die Freiheit lassen alle Songs so zu schreiben, wie sie wollten. Aber wie könnten sie dem entgehen? Sie würden kämpfen müssen. Und es würde ein langer, harter Kampf werden. Kiryu ging wieder nach Hause. Zweifel packten ihn jetzt wieder. Konnte es denn wirklich nur bergauf für sie gehen? Nach unten war es schließlich schon jetzt weit genug. Trotz all der positiven Nachrichten zog ihn die kritische Auseinandersetzung ihres Auftritts im Center gai herunter. Doch schließlich fasste er den Entschluss, dass sie mehr Freiheiten bei öffentlichen Auftritten brauchten. Die Artikel, die sie und Urukawa in den höchsten Tönen gelobt hatten, beschäftigten ihn schon gar nicht mehr. Den genauen Wortlaut hatte er ebenfalls schon wieder vergessen. Es klang einfach alles so gut. Ein bisschen zu gut, um wahr zu sein. Besser er ging noch einmal zu Tanakawa. Wenn er den auch nur ein kleines bisschen ausquetschen konnte, was das weitere Vorgehen und seine genauen Pläne für Rising Phenix anging, würde ihnen das sicher auch schon weiter helfen. Denn, wie hieß es immer so schön: Wissen ist Macht. Und Tanakawa wusste eindeutig mehr über ihn, als Kiryu über Tanakawa. Das musste er ändern.       Obwohl er nach Hause wollte, streifte er noch durch den Shinjuku-Gyoen, Tokyos zweitgrößtem Park. Hier war er oft. Das weite Gelände bot ihm immer Möglichkeiten allen Menschen zu entgehen. Hier konnte er meistens wirklich allein sein. Und im März sah es hier einfach schön aus mit all den Kirschblüten. Heute Abend allerdings war es ihm nicht vergönnt allein durch den Park zu streifen. Takuhiro Higuri begegnete ihm auch hier wieder. Er hatte einen Teil seiner Ausrüstung bei sich und Kiryu vermutete, dass er gerade arbeitete oder eben erst Feierabend gemacht hatte.     „Hey, Kiryu. Na, wie geht's dir?“ Es war nicht das, was er gefragt hatte, sondern vielmehr die Art wie er es tat. Sein Tonfall hatte ernstes Interesse ausgedruckt, trotz dieser banalen Frage. Takuhiro schien eine wirklich gute Menschenkenntnis zu haben. Oder er hatte gerade einfach nur Glück.     „Naja, eigentlich könnte es nicht besser sein...“ Kiryu wollte ihm schon wieder ausweichen. Aber Takuhiro schien ihn mit seinem Blick zu hypnotisieren. Seine violetten Augen schienen „Erzähl's mir“ zu schreien. Takuhiro selbst hatte noch nichts weiter gesagt, sondern ihn nur auffordernd angesehen. Kiryu drehte sich ein Stück zur Seite und seufzte. Er wollte Takuhiro nicht in die Augen sehen. Er hatte Angst, dass sein Gesicht – seine Augen – viel zu viel von dem verraten könnten, was wirklich in ihm vorging.     „Es ist nicht so, wie du es dir vorgestellt hast, oder?“ Kiryu nickte nur zur Antwort. Takuhiro klopfte ihm daraufhin auf die Schulter: „Ihr steht ja noch am Anfang.“ Dann zog er Kiryu einfach mit sich. „Komm, ich wohne ganz in der Nähe und in meiner Wohnung lässt es sich besser reden als hier“, sagte er noch. Kiryu sagte wieder nichts darauf. Aber so langsam fasste er Vertrauen zu Takuhiro. Es war einfach diese Art von Takuhiro, die ihm Zuversicht gab. Der Kerl schien in anderen Menschen lesen zu können wie in einem Buch. Aber anders als bei Tanakawa, der ebenfalls diese Fähigkeit zu haben schien, hatte Kiryu bei Takuhiro nicht den Eindruck, dass es für ihn gefährlich wäre, Takuhiro blindlings zu vertrauen. Er konnte – er wollte – einfach nicht glauben, dass dieser schmächtige, kleine Kerl mit den ungewöhnlichen Augen ihm gefährlich werden könnte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)