Able 6(66) von Yakukage (Corruption) ================================================================================ Kapitel 3: Yakukage ------------------- Nach einem langen, trostlosen Marsch erfasst mich die Lustlosigkeit. Auch wenn ich nicht müde bin, keinen Hunger verspüre oder dergleichen, so fühle ich dennoch … die Leere in meiner Brust. Immer wieder muss ich dagegen ankämpfen nicht aufzugeben, obwohl mir doch der Himmel den Weg zeigt. Oder etwa doch nicht? Wie lange bin ich schon unterwegs, verdammt?! Niedergeschlagen gebe ich auf und lasse mich auf den Rücken, in den grauen Dreck fallen. Bedenklich starre ich kurz darauf in den Himmel. „Warum ist hier nichts? Lügst du mich etwa an?! … Bin ich wirklich das einzige Lebewesen, was noch existiert?“ Plötzlich verspüre ich sie: die Müdigkeit. Nein, es ist Schwermut. Aber das kann doch nicht sein?! Ist es wirklich mein Wille, der erlischt? Ich … muss mich ausruhen … Nach kurzer Zeit schließe ich die Augen. Die dunklen Wolken sind verschwunden, genauso wie der auffällige Himmel an sich. Da die Sonne sich nicht gezeigt hat, werde ich diese immerhin nicht vermissen, doch da ich noch das Gefühl kenne, von ihren Strahlen erfasst zu werden, fehlt sie mir trotzdem. Genauso wie das Grün und das Blau … Irgendwie alles. Und dann … sitze ich auf einer der vielen hohen, grauen Säulen einer dunklen Welt. Diese kommt mir überaus vertraut vor. Rechts neben meiner Person stehen plötzlich mir zwei bekannte Gestalten. „… Seht mich nicht so an.“, spreche ich zu diesen ruhig, als auch erschöpft. „Ich habe es echt versaut, was?“ „Jo.“, antwortet mir abrupt meine einst zuverlässige, Rechte Hand Ronoxe, an dessen Seite sich sogar Natsuka befindet. Gemächlich drehe ich ihnen meinen Kopf zu. Mit einem kleinen Blitz, der aus Ronoxe’ rechten Zeigefinger kommt, zündet er gelassen seine nächste Kippe an. So, wie er es immer tat. „Ich habe euch umgebracht … Aber immerhin seid ihr jetzt beide zusammen.“, lache ich flüchtig, verzweifelt auf. Bedächtig nimmt der dunkelhäutige Blitz-Able einen Zug von seiner Zigarette. „Irgendwie bin ich eifersüchtig … Aber es freut mich für euch.“, sage ich zu ihnen gedankenversunken. Für einen Moment lächelt mich die langhaarige, dünne Natsuka an, wobei mein verstorbener Ex-Kamerad den dunklen Rauch aushaucht, der immerhin heller zu sein scheint, als unser pechschwarzes Umfeld. „Digga? Du solltest vielleicht mal aufstehen?!“, schlägt er mir im aggressiven Ton vor. „Wozu? Ich habe euch alle enttäuscht.“ Während ich meine Worte apathisch ausspreche, sehe ich ihre bemitleidenswerten Blicke – wie sie mich fixieren. Für einen Moment fasse ich mir ins Gesicht, sowie an meine Haare. Alles ist so, wie es sein soll: Wie es sicherlich vor Jahren noch war. Damals, wo ich meine dichten Haare noch blau-schwarz färbte … „Du hast ganz schön Augenringe.“, stellt Ronoxe mir gegenüber daraufhin überrascht fest. „Findest du? Wundert mich irgendwie nicht. Ich bin ja auch … kaputt; erschöpft; wenn nicht sogar lebensmüde. Ich weiß nicht, warum ich überhaupt noch existiere. Wahrscheinlich, damit mich das Leben weiterhin leiden lassen und dabei auslachen kann.“ Währenddessen drehe ich meinen Kopf wieder nach vorn. Mehrere dieser Pfeiler erheben sich. Auf jedem einzelnen steht ein Mitglied von „Akatsuki Nii Kaku“: die Nachfolgeorganisation von „Akatsuki“, die ich ins Leben rief. Marina, die Aufseherin, steht einzeln auf eine der vielen Säulen, die aus der Tiefe ragen. Der Hiobsbote Vash; Shedira, unsere Spionin. Die Katzen-Laguz Sanaki und sogar ihr Beorc-Liebling Marlux stehen gemeinsam hingegen auf einer einzelnen Säule. „Ich hätte mir für uns alle eine positive Zukunft gewünscht.“, spreche ich frustriert aus. Dann drehe ich meinen Kopf zum Drachen-Laguz Nefarian, der mir zunickt. „Selbst dich habe ich in den Tod gerissen.“, werfe ich ihm zu. „Es ist nicht deine Schuld, Yakukage.“ „ICH BIN NICHT MEHR DER YAKUKAGE!!!“, muss ich ihm daraufhin zubrüllen. „Er ist schon längst tot! Neojusatsu hat ihn vernichtet!“ Selbst der stämmige, große Ryu sieht zu mir. „Dokugakure war ein Fehlschlag! Wir wollten doch die Welten retten und zusammen in Frieden leben … ICH wollte sie retten.“ Und dann sehe ich meine ehemals heuchlerische Lebenspartnerin an, die sich dazugesellt. „Janchen … Nein: Silehsia. Hast du etwa ALLES vergessen? Was und wer wir waren? Was ich für dich getan habe, „Prinzessin“?! Warum … ? Warum hast du mich im Stich gelassen und verraten?! … Es ging nur um dich. Es ging IMMER nur um dich! Ich hätte dich längst verbannen sollen. Aber ich hatte gehofft, dass alles zum Besseren wird … So, wie ich es immer getan habe.“ Enttäuscht wende ich mich kopfschüttelnd von ihr ab. Ich weiß: ich brauchte sie und die Waldelfen aus Athel Loren. Ein stolzes Volk … was ich schlussendlich verdammte. Ein immens naturverbundenes Volk unter der Herrschaft eines falschen Königs und seiner egoistischen, feigen Tochter. Doch hatte ich es wenigstens versucht, unser beider Beziehung aufrecht zu erhalten. Trotz allem … Trotz meiner gefährlichen, selbstzerstörerischen Liebe zu Ilyana. Was hätte ich denn tun sollen? Das Gefühl konnte nicht verschwinden, obwohl ich es wollte. Schlussendlich hatte es uns allen nur Leid beschert … Zu guter Letzt erscheinen die beiden Engel von Team Sacred aus der Tiefe. „Papi?!“ „Kiko? … Coru … Ihr wart für mich da, so wie ich für euch da war. Und nun … ist es vorbei. Ich ließ euch nur am leben, damit ihr letzten Endes doch noch sterben musstet.“ „Wir durften länger leben.“, will mir der kindliche Engel der Himmelsgarde fröhlich weis machen, wobei Kiko dabei versucht ihre Traurigkeit hinter einem Lächeln zu verbergen. „Damit ihr das Elend miterleben konntet, was wir – die Vanitas – über die Welt gebracht hatten? … Ich hätte es euch ersparen können. Aber letzten Endes war jede Entscheidung, die ich traf, ein Fehler.“ „Du musstest es tun. Niemand sonst konnte es, nicht wahr? Niemand sonst wollte es. Ist doch so. „Jemand MUSS der Böse sein!“, das waren deine Worte, Meiner.“ „Du hast für uns alle diese schweren Entscheidungen getroffen. Wir wussten ja nicht, was auf uns zukommen würde. Wir wollten die Welten vom Chaos befreien und die Shinobilande retten. DESHALB sind wir doch alle ANK beigetreten!“, erklären mir Ronoxe und Natsuka unruhig. „Das mag sein, aber: Zu welchem Preis?“, frage ich meine beiden, verstorbenen Kameraden gedankenversunken, wobei sich mein Blick der Leere zuwendet. „Klar hast du dann übertrieben und wurdest dadurch zum Märtyrer, aber … meine Fresse …“ Er beendet seinen Satz einfach so – vom Thema genervt. Nickend muss ich nach Ronoxe’ Worten ungewollt schmunzeln, der erneut an seiner Kippe zieht. Zu guter Letzt kommen mir weitere Erinnerungen an altbekannte Gesichter hoch, die sowohl Dokugakure, als auch mich unterstützten: meine Linke Hand Dave, Fey, Hao, Commander Harry, Kitsune, sowie meine beiden Schülerinnen Samy und Yutono. So viele Personen, so viele Gesichter … „Meinst du nicht, dass das jetzt reicht?“, fragt eine mir bekannte Stimme durch den Raum, der schier endlos schwarz zu sein scheint. Mehrmals drehe ich mich um, wobei ich bemerke, dass jedes ANK-Mitglied nach und nach verschwindet. Lässig sitzt die Gestalt mit der weißen Maske und der violetten Kleidung auf einer gleich hohen Säule vor mir. „Madara? Nein: Obito?!“ „Ich habe dich nicht grundlos auserwählt, um die Organisation neu zu gründen! Du wolltest es ebenso. Wir beide wollten eine bessere Welt anstreben … Was würde dein Sensei jetzt von dir halten, wenn er dich so sehen würde?“ „Du meinst Sasori? Was soll er schon von mir halten?“ Bedächtig hebe ich meine beiden Hände, um diese zu meinem Gesicht zu führen. Dabei erkenne ich, dass sich meine jetzige, maskierte Gestalt an Ort und Stelle befindet. Sie hat das damalige Ich abgelöst. So sitzen wir beide uns nun gegenüber: die maskierten Ex-Anführer der untergegangenen Akatsuki-Organisationen … Welch Ironie. „Ich bin zu etwas geworden, was ich nicht werden wollte: Zu einer seiner willenlosen Marionetten. Eine … leere Puppe.“ „Wenn ich dich mir genauer betrachte, steckt da immer noch viel mehr in dieser Puppe. Genauso wie in Elad, die er für dich anfertigte.“ „Elad, mein Todesengel … Mag sein. Aber selbst dich habe ich enttäuscht. Ich habe dich sogar getötet.“ „Ja, das hast du.“, erwidert er mir mit langsamen, tiefen Gelächter. „Aber so ist nun mal der Lauf der Dinge.“ „Ich habe unsere Ideale verraten.“ „Dennoch: DU bist jetzt hier! Kein Anderer. Umso wichtiger ist es, dass du diesen Weg fortsetzt. Für uns alle.“ Als er mir das sagt, fällt mir ein, dass das die Welt ist, in der er mich und Skrämbild als Neojusatsu einst reingezogen hatte: die Kamui-Dimension. Oder ist sie es doch nicht? Vielleicht ist ja SIE es: die Leere? „Du magst aus deiner Sicht versagt haben, dennoch hast du überlebt und unsere Welt existiert immer noch. Selbst wenn sie nicht mehr das ist, was sie einst war.“ „Und wenn schon …“ „Du gibst dir die Schuld an allem. Doch solltest du wissen, dass wir ALLE ein Teil des großen Ganzen waren. JEDE Person hat ihren Teil dazu beigetragen. Remigio, Mania, Mephil und Sabazios erschütterten unser aller Welten, genauso wie das Chaos. Doch letztendlich waren Skrämbild und der Zerstörer das größte Übel und du hast das getan, was in deiner Macht stand: du hast dagegen angekämpft. Trotz der Leere; trotz des Wahnsinns, der uns alle einnahm.“ „Ja, bis ich aufgab.“ „Nicht gänzlich. Unbewusst hast du weitergekämpft, um das Schlimmste zu verhindern. Und vor allem hast du schwerwiegende Entscheidungen getroffen, die niemand hätte treffen können. Du hast genauso gehandelt, wie ein wahrer Anführer handeln sollte … Sieh dich um! Was siehst du?“, fragt er mich in sachlichem Ton. „Weiß nicht. Nichts?“ „Bin ich für dich „Nichts“? Sind diese Säulen für dich „Nichts“?“ Verstehe … Ich weiß allmählich, was er damit meint. „Das Universum darf weiterhin existieren. Ohne dein Zutun wäre all das nicht möglich gewesen. Also, sage mir: Hast du WIRKLICH versagt? Ich denke, dass die Antwort eindeutig auf der Hand liegt. Auch wenn dieser gewaltige Krieg viele Opfer erbracht hatte, so traten wir letzten Endes als Sieger hervor. Und DAS ist genau das, worauf es ankommt!“ Bedächtig sehe ich ihn an, während ich dabei aufstehe. Auch er tut es mir gleich. Seine Worte … geben mir neue Kraft. „Kämpfe weiter!“, fordert er mich auf. „Ich weiß nicht, wofür … Ich bin kein Mensch; kein Halbgott; kein Shinobi … Ich weiß nicht, wer ich bin, wo ich hingehöre und was ich jetzt tun soll.“ „Kein Shinobi?! Heh … Du bist immer noch DER „Yakukage“ und du wirst es IMMER sein! Egal, was passiert. Du MUSST für uns weiter leben! Das bist du uns allen schuldig.“ Das sagt er so einfach … Moment: die Säulen?! Sie … bewegen sich. Sie verschwinden?! „Verstecke dich nicht vor deinen Fehlern und vor den Rückschlägen, die du erlitten hast! Das Leben geht weiter. Es WIRD weiter gehen, ob mit oder ohne dich.“ „Welches Leben? ICH HABE DOCH ALLES AUSGELÖSCHT?!“, rufe ich ihm hinterher, während sich sein Aufenthaltsort immer weiter von mir entfernt, bis ich meinen alten Freund – Obito Uchiha – nicht mehr sehen kann … Während ich ihm hinterher blicke, manifestiert sich vor mir ein güldenes, strahlendes Licht, was sich in ein rätselhaftes Symbol umwandelt. „… Eine Sanduhr?“, stelle ich rätselnd fest. Goldene, lange Ketten schlingen sich um meinen Hals und werden immer kürzer. Sie kommen aus diesem merkwürdigen Licht?! Was soll das? Was geht hier vor? Wollen mich diese Ketten etwa erdrosseln? Wenn das so ist, so werde ich es zulassen … Im letzten Moment entscheide ich mich jedoch anders. „NEIN!“, rufe ich urplötzlich aus mir heraus. Diese gefährlich wirkenden Ketten halten vor meinem Hals an und werden schmaler. Sie offenbaren sich daraufhin doch tatsächlich als Schmuck. Dieses Symbol ist ein Anhänger. Verwundert ergreife ich diesen mit meiner rechten Hand. Was hat das alles nur zu bedeuten? Ich weiß jedenfalls, dass die goldene Sanduhr das Symbol der Vanitas war … und das des Zerstörers. Es drückte Vergänglichkeit aus. Aber vielleicht ist es ja mehr? Dieses Leuchten, was aus den Lücken meiner geballten Faust entfleucht – mit der ich den Anhänger umfasse – hinterlässt mir ein positives Gefühl, was ich mit Sicherheit als Hoffnung definieren kann. Doch nun, da es allmählich erlischt, wird mein Umfeld immer finsterer. Schlussendlich umgibt mich nur noch die Dunkelheit … Part 3 Yakukage Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)