Able 6(66) von Yakukage (Corruption) ================================================================================ Kapitel 48: Freundschaft ------------------------ Sie sind eingetroffen; haben die erste Hürde überwunden. Doch noch sind sie nicht am Ziel. Noch lange nicht. Wir mögen es nicht mit ihrer gewaltigen Streitmacht aufnehmen können, daher müssen wir auf etwas Anderes setzen: Taktik. Die unzähligen Nahkämpfer bemerken nicht, dass sie bereits angegriffen werden. Die Steine und Knochen unserer amazonischen Slingers, treffen mit hohem Tempo die ungeschützten Stellen der Widersacher. Nach den heftigen Würfen gehen sie in den Häusern wieder in Deckung, oder sie befinden sich auf den Dächern – in Sicherheit. Vermeidlich, denn die Chaos War Maiden of Khorne Gihirex ist ihnen auf den Fersen. Ydin teilte mir zuvor bereits mit, dass sie sie nur schwer treffen kann, da sich Gihirex überaus agil in der Luft bewegt. Zusätzlich ist sie immer noch viel zu weit weg, um als Zielscheibe herhalten zu können. Doch will ich nicht, dass Ydin sie schwer verletzt. „Ziele wenn dann nur auf die Flügel!“, wies ich sie an. Ich mache mir irgendwie Sorgen, dass sie nicht auf mich hört, denn immerhin macht Ydin oftmals nur das, was sie für richtig hält … und das sind – meines bisherigen Erachtens – besorgniserregende Dinge. Obwohl ich nicht glaube, dass sie es sich mit mir verscherzen wollen würde. Als ich sie vorhin ergriff, gab sie klein bei; wurde ruhiger und widersetzte sich nicht. Zwar warf sie mir einen genervten Blick zu, aber mehr traute sie sich nicht. Irgendwie versucht diese rebellische Amazone mich zufriedenstellen zu wollen, auch wenn ich bezweifle, dass es etwas mit Respekt, geschweige denn Angst zu tun hat. Nein, es ist etwas Anderes, das habe ich im Gefühl – selbst wenn ich kaum noch welche vorweisen kann. Ungestüm treten jedenfalls unsere Nobles hervor und drücken die einfallende Armee stückweise zurück. Mit ihren Speeren, samt Schilden sind sie knallharte, defensive Gegner. Aber auch unsere Chaoskrieger mischen mit und halten die rasende Flut Khornes auf, während die Schützen auf den Wällen sich zurückziehen, um neue Position einzunehmen. Gihirex entscheidet sich schließlich dazu, sich um die Tribeswomen und Blowpipe Skirmishers zu kümmern, nachdem sie mit den wenigen Slingers auf den Dächern fertig geworden ist. Immerhin versuchen diese auch auf die starke Chaos War Maiden zu zielen, was ihren baldigen Untergang besiegelt … Der Rest ist in die Siedlung geflüchtet, um den Zorn von Gihirex zu entkommen. Dort bunkern sie sich in den Häusern ein – wie besprochen – um den Einfallenden ungesehen die Stirn zu bieten. Die Meisten von ihnen haben nur ein einziges Ziel vor Augen: schnurstracks ins Zentrum, um meinen Kopf zu holen. Doch jeder, der im Weg steht, wird von der tosenden Welle mit Kriegsgeschrei mitgerissen. Zumindest haben sie es sich so vorgestellt. Wer hätte gedacht, dass es für Khornes Armee so schwer werden würde? Und da sind ja noch unsere Chaos Chosen Command. Cuno führt das Regiment mit brachialer Gewalt in die gegnerischen Reihen. Ihre mächtigen Zweihandäxte zerschmettern Schilde, Panzer, Schädel und Knochen. Wir können froh darüber sein, dass wir solche Verbündeten hinzugewonnen haben. Barboura ist immer noch weit vorn an der Front. Sie hat sich nicht zurückgezogen?! Viele rennen an ihr vorbei, aber auch nur, weil sie keinen Platz haben, um an ihr heranzukommen. Das krankheitsverursachende Gas und Rogo haben sie sicherlich weit gebracht, genauso wie ihr Durchhaltevermögen und ihre unvorstellbar hohe Schmerzresistenz. Nein, sie fühlt keine Schmerzen, wenn sie getroffen wird, ganz im Gegenteil! Sie geilt sich an ihren Wunden auf und kämpft verbissener … Nicht umsonst wird jede einzelne Chaos War Maiden gefürchtet. Dass zwei von ihnen an meiner Seite stehen … Ich sollte mich sehr glücklich darüber schätzen, aber dennoch: Wie lange wird Barbie dort durchhalten? Niemand kann zu ihr. Jemand muss etwas unternehmen! Nein, ICH muss etwas unternehmen! Meine Wand aus Blutzikaden ist allerdings immer noch nötig, genauso wie die Versorgung der Verwundeten. Noch immer strömen unzählige Khorne-Krieger in die Metropole. Verdammt! Aber ich sollte jetzt genügend Energie für mehr haben, oder … für andere Beschwörungen. Ist jedoch nicht so, dass ich viel herumprobiert habe. Was kann ich denn beschwören oder beisteuern? Blutzikaden, Centipedes, Obstfliegen – die meine Gestalt reparieren – und … aber ja doch?! „Kunst ist eine Explosion!“, höre ich auf einmal in meinen Ohren. Kaum gelange ich in meinen Körper zurück, schon sehe ich Deidara gelassen auf dem Dach herumsitzen. Er ist direkt in meiner Nähe, genauso wie Ydin, die sich momentan ausruht und ein Nickerchen hält. „Ich habe nie verstanden, was du an Sasori so toll fandest, hn. Er mag zwar dein Sensei gewesen sein, aber jetzt mal im Ernst: Konntest du dich nicht für MEINE Kunst begeistern? Was soll dieser ewige Puppenschwachsinn? Hast ihm dabei zugesehen, wie er Menschen ausgehöhlt und sie verarbeitet hatte … Einfach nur widerlich!“ „Ich fands interessant. Sie waren ja immerhin tot.“ „Ach, waren sie das? Un … Die Zeit mit euch war fast schon unerträglich.“, lächelt er mir schließlich zu. Ich weiß, dass er damit eigentlich das Gegenteil meint, aber dennoch: „Hör auf damit, ich kann das nicht ab! Könnt ihr Menschen nicht einmal ehrlich sein?! Es geht mir so sehr auf die Eier!“ „Tja, deswegen bist du ja kein Mensch mehr, hn.“, meint Deidara etwas überrascht zu mir, als er sich aufrichtet. „Ich weiß nicht, was ich bin … Ist mir mittlerweile auch egal.“ „Na ja: ich weiß es.“ „Aha? Und was bin ich, deiner Meinung nach?“ Für einen kurzen Moment schließt mein ehemaliger Partner die Augen, als sich erneut ein Lächeln auf seine Lippen legt. „Na, der Yakukage, natürlich. Was auch sonst?“ Grinst mich Deidara plötzlich an, als er seine beiden Hände posierend offen in die Richtung seiner Schultern streckt, wodurch man die beiden Mäuler erkennt, die sich an ihnen befinden. Mit diesen knetete er immer seinen speziellen, explosiven Lehm und schmiss diesen auf irgendwelche Leute, die Akatsuki oder er nicht mochte. „Und jetzt bist du an der Reihe. Mach sie fertig, un! Wir sehen zu.“, spricht er noch ein letztes Mal zu mir, bevor der Typ vor meinem geistigen Auge verschwindet. Als es geschieht, kann ich mir ebenfalls gut vorstellen, wie Sasori bei mir steht. Stillschweigend nickt er mir zu … Sicherlich würden beide wieder über ihre unterschiedlichen Ansichten von Kunst streiten, aber da bin ich raus. Dass mein Sensei meine kreierten Gifte als „Meisterwerke“ bezeichnete, machte mich damals irgendwie glücklich. Ein wenig bin ich schon froh, dass sie den ganzen Scheiß nicht mehr miterleben müssen, aber ich bin nicht schuld an ihrem Ableben. Das weiß ich immerhin und das beruhigt mich auch ein wenig. Ich habe deinen Tod gerächt, Deidara und mir den Körper meines Sensei zurückgeholt … Jetzt könnt ihr in Frieden ruhen. „Geijutsu wa Bakahatsu da!“ Das würdest du laut ausrufen wollen … Ich bin nicht so laut wie du, Deidara. Ich hasse es laut zu sein … und ich hasse laute Dinge allgemein. Ist vielleicht ja auch der Fluch eines Ex-Assassinen, wer weiß? Ach, quatsch: ich war schon immer so. Jetzt schwärmen meine Eintagsfliegen aus. Es sind nur wenige. Auf dem ersten Blick sind sie klein und unbedeutend, doch sie haben ihre Effektivität bereits gezeigt, als ich gegen Skarbrand kämpfte. Schätze der Radius war ungefähr … zehn Meter. Der Wirkungsbereich war nicht sonderlich groß aber dieser hinterließ seine sichtbaren, destruktiven Spuren. Mit einem Blick übernehme ich die Kontrolle von einem meiner drei Kamikaze-Schwärmer. Ich darf nicht zu nah an Barbie heranfliegen! Etwas weiter auswärts wäre besser, damit sie, Rogo und Treati nicht zu Schaden kommen. Stimmt, mein Centipede ist immer noch bei ihnen. Ob er mit ihnen kämpft? Garantiert. Da The Missing Ones nicht mehr sind, ist Treati ihr einziger, verbliebener Freund – mit mir. Auch wenn ich das Wort „Freund“ nicht ausstehen kann – da es von den Menschen ununterbrochen missbraucht wird, wie ein hart zerficktes Kondom –, aber sie haben uns gezeigt, dass auf sie Verlass ist; dass sie uns beistehen; dass sie wahre Freunde sind. Sie haben uns gerettet … Wir werden ihrer gedenken, auf ewig. Ich kann jedenfalls Barbie nicht einfach so im Stich lassen, auch wenn sie noch klar zu kommen scheint. Aber für wie lange? Ihre Wunden werden zahlreicher, je mehr Zeit vergeht. Daher werde ich sofort zu ihr fliegen. Unter mir erblicke ich erneut die unvorstellbare, gewaltige Schlacht von The Heart. Es ist bestimmt die Erste dieser Art, oder? Trotz alldem weiß ich immer noch nicht, wie viel Zeit bereits vergangen ist, nach meiner Tat; nach der Zerstörung … Es ist immerhin nicht vorbei. Wir müssen weiterkämpfen! Kämpft weiter! Und mit diesen Gedanken lasse ich die Eintagsfliege landen. Das dunkle Implosionsfeld lässt die Macht der Zerstörung frei. Alle, die sich in diesem befinden, werden zerfetzt. Fast zur gleichen Zeit landen die anderen beiden Fliegen nicht weit von Barbouras Aufenthaltsort entfernt. Einzelne Körperteile und Bluttropfen fliegen durch die Umgebung. Woher ich das alles weiß? Weil Treati nun meinen Geist in sich trägt. Ich habe ihn erschaffen, daher ist er mit mir kompatibel. Kurz vor der Landung habe ich den Körper gewechselt. Neugierig schaue ich mich mit dem Kopf des durchschnittlich großen Hundertfüßers um, der auf Barbies rechter Schulter sitzt. Blöd nur, dass ich mit ihr nicht reden kann, stattdessen ist es mir möglich mit einem anderen Wesen zu kommunizieren. „Du hast mich gefressen?!“, werfe ich Rogo vor, der mich kurz darauf neugierig an glubscht. „Wi-Wie bitte? Wie kommst du zu dieser absurden Schlussfolgerung, mein Freund? Das ergibt doch gar keinen Sinn! Wenn ich dich gefressen hätte, wärst du doch nicht hier?!“ „Ich bin nicht Treati, sondern Coba, euer ‚General‘! Weißt du noch? Ich war die Blutzikade und du hast mich ‚Untertan‘ genannt?!“ Erschrocken fiept Rogo auf, was sogar ich vernehmen kann. „Co-Co-COBA?! Du bist es wirklich?! Aber wie ist das möglich? Ich schwöre bei meinem blauen Blute: ich habe dich nicht gefressen. Das warst du! Also, ich meine, du warst es nicht, sondern …“, versucht mir die nun extrem nervöse, madige Dämonennudel zu erklären. „Dein Blut ist bestimmt nicht blau?!“ „Bitte: versuche es nicht herauszufinden! Ich bin auch ganz artig!“ Als würde ich dir Madi etwas antun wollen … „Brav?“ „Brav, ja, so nennst du das. Mein königlicher Ruf muss doch weiterhin gewahrt werden?! Oh, und unser positives Miteinander natürlich ebenso.“, will mir das zappelnde, weiße Würstchen weismachen, was aus der linken Augenhöhle der Chaos War Maiden of Nurgle hervorlugt. Er will doch nur nicht auf die Streicheleinheiten verzichten, die ich ihm ab und zu gebe. „Rogo, hast du gesehen, was soeben passiert ist? Diese lauten Knalle … Das erinnert mich an etwas. Aber ja doch: die Khorne-Arena?!“ Nickend bestätigt Rogo ihre Vermutung, woraufhin mich der Madenprinz besorgt ansieht – insofern man seinen stetig neutral wirkenden Gesichtsausdruck so bezeichnen kann. „Euer Weg ist frei. Ich habe meine Viecher geopfert, damit ihr in Sicherheit seid. Sie kommen?! Schnell, in die Siedlung!“, fordere ich Rogo damit auf, sich an Barbie zu wenden. Flüchtig haut er seinen wabbeligen Madenkörper gegen ihren Kopf und zeigt in die Richtung von The Heart. „Was? Wir sollen uns zurückziehen? Ah, stimmt. Sie sind alle bereits drin.“ Schon gut. Ihr konntet nicht von hier weg, da ihr umzingelt wurdet. „Das war bestimmt der General. Hach, General~“, seufzt sie urplötzlich wie ein verliebtes Schulmädchen auf. „Ich hoffe, wir können nach dieser Schlacht wieder Spaß miteinander haben. Ich vermisse es sooo sehr.“ Äh, ich sitze auf deiner Schulter?! „Wie er mich mit seinen starken Armen umschlingt und die Beine der Centipedes in mich reinrammt … Hmh, dazu nimmt er mich von hinten. Er stößt zu; fester und fester, während meine Beine zittern …“ HALLO?! Ich kann das hören! Verträumt kichernd wischt sich Barboura den Sabber mit ihrem linken Arm vom Mund. Erstaunt sieht Rogo zu mir, als man sein Fiepen vernimmt, was sich wie ein „Oho?!“ anhört. Ich war lang genug hier. Doch genau in diesem Moment werden wir wieder attackiert. Scheiße! „Geht!“, kann ich dem Würmchen nur zurufen, als ich auf einen der Krieger zuspringe und in seine Rüstung klettere, um ihn in eine empfindliche Schwachstelle beißen zu können. Und nein, es ist nicht „so eine“ Stelle! Igitt, selbst in dieser Gestalt habe ich noch so etwas wie Geschmack und Würde. Es ist ein schmerzhafter Biss in die Kehle. Dieser „Blood Warrior“ wollte mit seiner Axt hinterrücks zuschlagen, aber ich konnte ihn davon abbringen. Barbie begibt sich mit Rogo derweil endlich in Sicherheit. Ich bin froh. Allerdings habe ich nicht daran gedacht, dass dieses Leben ebenso wertvoll ist. Ich habe ihn gebissen, bleibe jedoch nicht mehr in Bewegung. Das ist ein Fehler, für den ich bezahlen werde. Nein: für den jemand anderes bezahlen wird. Für meine Handlungsweise wird Treati bestraft, indem der gebissene Chaoskrieger des Khorne seinen Körper nimmt, diesen auf den Boden schleudert und ihn mit seiner Einhandaxt kompromisslos in zwei zappelnde Hälften zerhackt … In meinem eigenen Körper zurückgekehrt, muss ich reflexartig aufatmen. „Overlord?! Was ist los?“ Ydin?! Sie ist wieder aufgewacht. „Ich … Nichts. Es ist nur … Es … war Treati.“ Meine Befürchtung hat sich leider Bewahrheitet. Und … es ist einzig und allein meine Schuld. Part 48 Freundschaft Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)