Able 6(66) von Yakukage (Corruption) ================================================================================ Kapitel 52: Verrat ------------------ Vorsichtig begebe ich mich zu der ohnmächtigen Chaos War Maiden of Khorne. Gihirex … sie sieht so friedlich aus, wenn ihre Augen geschlossen sind. Wenige ihrer schwarzen Haare haben sich sanft über ihr hübsches Gesicht gelegt, was stets von Zorn geprägt war. Jetzt ist jedoch keine Spur mehr davon zu erkennen. In diesem Moment hat Khorne keinen Einfluss mehr auf ihren Verstand. Allerdings frage ich mich, wie tief der ganze Hass sitzt, den er ihr eingetrichtert hat? Für einen Moment betrachte ich ihre kräftige, als auch hinreißende, dämonische Gestalt. Dabei fällt mir auf, dass an ihrer Hüfte etwas befestigt ist. Ist das … ? Nein, oder? Das ist doch der Eckzahn von Skarbrand?! Sie hat ihn aufgehoben?! Seitdem scheint sie diesen mit sich geführt zu haben … Wie konnte ich nur so blind sein? Ach, Quatsch! Gihirex trug den Zahn nahe an ihrem Rücken. Natürlich konnte ich ihn nicht sehen! Sie hatte sich nie die Blöße gegeben; sich nie mit dem Gesicht von mir abgewendet. Die ganze Zeit über … Sie hat mich überhaupt nicht gehasst?! Gihirex wollte nur ihren Gott zufriedenstellen. Sie wollte Khorne bestimmt stolz machen. So ist es doch, oder? Bedächtig nehme ich den Zahn und kurz darauf sie mit meinen frischen Centipede-Armen auf, die mir zusätzliche Stärke verleihen. Die flexiblen Körper meiner Hundertfüßer, schlingen sich um den starken, schier unverwundbaren Körper der Dämonin, wodurch diese dazu in der Lage sind Gihirex‘ geschwächten Leib mit ihren Beinen festzuhalten. Flüchtig atmet sie erregt aus. Uff, das kam unerwartet. War das eine unbewusste, körperliche Reaktion? Aber was wundert mich das? So erotisch, wie ich sie nun in meinen sogenannten „Armen“ halte, die sich um ihre Gliedmaßen geschlungen haben … Sicher liegt sie jedenfalls in meinen Armen. Mein eigener Unterleib mutiert zu einem lebendigen Schwarm aus Blutzikaden und Obstfliegen, was mich dazu verleitet die Beschädigung des güldenen Daches auszunutzen, um in den Palast eindringen zu können. Wie eine göttliche Erscheinung, schwebe ich sanft hinunter. Die Amazonen – unter uns – versammeln sich. Fasziniert starren sie meine Gestalt an, die sich auf sie hinab bewegt. Trotz der eher positiven Aufmerksamkeit – die sie uns entgegenbringen –, kann ich die amazonische Wut und Bestürztheit bis hierher verspüren. „Was hat das zu bedeuten?“ „Wir sollten sie töten, und zwar schnell!“, vernehme ich die Stimmen einiger ratloser Amazonen. Viele von ihnen sind aufgebracht, was ich gut nachvollziehen kann. Immerhin sind die Meisten von ihnen in der Schlacht gefallen. Die Schlacht, die immer noch kein Ende zu nehmen scheint … Ich muss wieder hinaus! Doch zuerst: „Niemand fasst sie an! Sie bleibt hier und ruht sich aus. Das ist mein Befehl an euch!“ Die von Missgunst behafteten Blicke, die sie mir entgegenbringen, sind kaum zu übersehen. „Zerstörer …“ „Xugeii?!“ „Wollt Ihr uns wirklich diese Bürde auferlegen? Diese Chaos War Maiden ist für uns alle eine große Gefahr!“ „Momentan ist sie keine Gefahr für uns.“, spreche ich ruhig aus, als wenige Hundertfüßer von meinem falschen Körper herabfallen. Angewidert treten einige Amazonen mehrere Schritte zurück. „Sie ist geschwächt. Ich will, dass ihr euch um sie kümmert. Nein, ich BITTE euch darum. Sollte sie dennoch Ärger machen, wird sie von meinen Centipedes gelähmt.“ „Warum sollten wir das tun? Seht, was sie uns angetan hat!“, schreit eine der Amazonen fassungslos aus sich heraus. Ja … ich sehe es: die zerschmetterten, toten Körper im Palast. Trümmer und Schutt haben mehrere unter sich begraben. Sogar das Kind hockt trauernd bei seiner begrabenen Mutter – ein Bild was ich nicht unbedingt erblicken wollte. „Dennoch: sie kann und wird uns nützlich sein. Sie hinzurichten wäre … einfach nur dumm und kurzsichtig. Wir müssen ihr zeigen, dass wir nicht das sind, was sie denkt, was wir sind.“, erkläre ich ihnen kopfschüttelnd. Verwirrt sehen sich die anwesenden Amazonen gegenseitig an, als ich der reglosen Gihirex Skarbrand’s Zahn unter ihre dämonischen Hände lege. Ich hoffe damit zu erreichen, dass sie nicht überstürzt handelt, falls sie wieder erwacht. Bitte: lasse es nicht zu, dass Khorne‘s Zorn die Oberhand gewinnt! Es ist mir nun bewusst, dass da mehr ist, als sein Wille, der dich antreibt. „Ich verlasse mich auf euch.“, spreche ich den vorsichtigen Kriegerinnen zu, bevor ich mich auf dem Weg begeben will, um unseren anderen Truppen zu Hilfe zu kommen. Allerdings verlässt mich die Kraft. Gihirex hierher zu bringen, hat mich wieder etwas gekostet … Obwohl ich keine wirkliche Unterstützung von den Amazonen verlangen kann, so liegt es dennoch in Xugeii’s Interesse mir helfen zu wollen, indem sie meinen geschwächten Körper zu stützen versucht. „Ich werde Euch behilflich sein, Zerstörer. Ich weiß, dass Ihr viel für uns getan gehabt.“ Sie ist bisher die Einzige in dieser Halle, die versucht an mich zu glauben. Anscheinend weiß sie, was ich bereit war für sie und ihre Schwestern zu geben. „Leider konnte ich sie nicht alle retten …“ „Es hätte nichts sein dürfen, was wir von Euch hätten verlangen sollen. Wir haben es bereits weit gebracht, Dank Eurer Unterstützung.“ „Ja, das haben wir … Wir haben es fast geschafft, aber die Schlacht tobt immer noch.“ Ich bin erstaunt darüber, dass diese körperlich fünfzig jährige, alte Dame – die sich sichtlich gut gehalten hat – mich halbwegs tragen will. Als die skeptischen Amazonen ihre Anführerin bei diesem Vorhaben erblicken, legt sich die angespannte Stimmung immerhin allmählich. Bereitwillig legen die Amazonen für die Chaos War Maiden Stoffe aus, um ihren geschwächten Körper damit einzuhüllen und ihn zu wärmen – falls dieser es überhaupt nötig hat. Außerdem richten sie etwas an. Sieht aus wie … eine Paste aus Wasser und gestoßenen, getrockneten Kräutern. Wahrscheinlich ein kleiner, kläglicher Rest, der vom alten Linos übriggeblieben ist. Das Wasser haben sie sich von unseren Vorräten genommen, die wir mit Ahulil’s Hilfe anlegen konnten. Als ich all diese fürsorglichen Vorgänge erblicke, fällt mir irgendwie ein Stein vom Herzen. „Könnt Ihr in dieser Verfassung überhaupt kämpfen?“, fragt mich das Oberhaupt der überlebenden Amazonen. Mit der Antwort hadere ich noch etwas. „… Nein, aber es gibt eine Möglichkeit. Mit dieser kann ich auch bestimmt einige retten, aber …“ „Wie?“ Meine sicherlich nun schwach leuchtenden Augen, fixieren die von Xugeii. Sie weiß, wer und was ich bin, weshalb man ihren zitternden Atem gut vernehmen kann. Mittlerweile sollte sie jedoch auch wissen, wozu ich in der Lage bin. „Leben für Leben …“, spreche ich bei nahezu fordernd aus, wie der Teufel in Person. „Zerstört es ihre Seelen?“ „Nein, nicht wenn meine Blutzikaden es tun.“, antworte ich der nachdenklichen Anführerin. „Nur wenn ich es will, kann ich mit einer direkten Berührung Leben absorbieren und dabei die Seele zerstören. Indirekt jedoch …“ Erwartungsvoll sieht Xugeii zu denjenigen rüber, die ihr folgen. Es dauert nicht lange, bis zwei mutige Frauen sich zu uns begeben und sich vor ihre Anführerin niederknien. „Wenn es unserem Volk dienlich ist, so werden wir dieses Opfer mit Stolz erbringen.“ Die zweite Amazone schaut kurz zu derjenigen und dann zu Xugeii, bevor sie wieder ihr Haupt neigt. Mit fragendem Blick sieht nun Xugeii wieder zu mir. „Reicht das? Ist es damit möglich?“ Leicht nickend beantworte ich ihre Frage, bevor sie sich wieder denen zuwendet, die sichtlich dazu neigen, ein großes Opfer erbringen zu wollen. „Wir sind dankbar für das, was ihr für uns bereit seid zu geben. Rigg lächelt auf euch herab.“ Es ist immer noch nicht vorbei … Trotz Gihirex‘ Niederlage stürmt die blutrünstige Flut vorwärts. Die Kuppel zerbarst, weshalb sie nichts mehr aufhalten kann – bis auf unsere eigenen Einheiten. Aber was bedeutet es, wenn sich plötzlich die eigenen Leute gegen einen selbst stellen? Dieses ganze Ereignis – auf dem Dach – war erst der Anfang! Splintered Fang und Amazones haben sich gegen uns erhoben; sie haben sich gegen MICH erhoben?! Als ich hinaustrete, begegne ich dem wahrhaftigen Chaos. Freund und Feind … WAS IST DAS? Hat es überhaupt noch eine Bedeutung, wenn man plötzlich niemandem mehr vertrauen kann? Niemanden, bis auf- „General?!“ „Süßer~ Da bist du ja endlich.“, begrüßen mich Barboura und Errelez sehnsüchtig. „Wir wissen nicht, wem wir trauen können. Was sollen wir bloß machen?“ Besorgt fiept Rogo nach Barbie’s Worten auf. „Hab keine Angst, Rogo. Wir schaffen das schon, irgendwie … Hoffentlich.“ „Würmchen?!“ Freudig gehe ich zu Barbie und ihrem treuen Begleiter, um sie streichelnd zu empfangen. „Hihi, aber ich bin doch kein Haustier?!“ „Ach, nicht? Aber das wäre doch nicht schlimm, oder? Ihr Flauschis~“ „Wir haben keine Zeit für sowas!“, fährt Ahulil währenddessen aus der Haut. Sie ist also auch hier? „Ach, herrje, es ist völlig außer Kontrolle geraten.“, teilt mir Lezzi zwischendurch mit. „Eine schwierige Situation … Und wenn wir jeden umbringen?“ „Wie bitte?! Es sind immer noch zahlreiche Krieger*innen auf unserer Seite!“ „Das war ein Scherz.“ „Das war kein Scherz, sondern ein ernst gemeinter Vorschlag Eurerseits. Ihr sorgt Euch nur um die Meinung anderer, darum haltet Ihr Euch auch so zurück, Zerstörer. Immerhin wurdet auch Ihr einst von Euren engsten Verbündeten verraten, da sie Eure Meinungen, als auch Entscheidungen nicht teilten. Ist dem nicht so?“ Verdammt, Ahulil kennt mich gut … Schon etwas ZU gut. „Ihr habt Angst, dass es wieder passieren könnte.“ „… Ja. Gerade passiert es auch. Aber sie sind immerhin ersetzbar. Ihr seid es nicht.“ „Niemand sollte ersetzbar sein!“, entgegnet Barboura mir. „Wieso sind wir sonst hierhergekommen? Seht nur! Sie kämpfen für uns. Wir dürfen sie nicht im Stich lassen!“ Dennoch: wenn ich mir all ihre Leben aneignen würde, um UNS zu unterstützen, dann wäre uns der Sieg sicher. Das kommt mir zwar in den Sinn, doch halte ich mich zurück. Erwartungsvoll sehen meine drei Süßen zu mir. Nach einer kleinen Bedenkzeit, stimme ich Barbie nickend zu. „Du hast recht. Tut mir leid, dass ich so gedacht habe. Natürlich sollten wir dafür sorgen, dass unsere Verbündeten das hier überleben. Wir brauchen sie schließlich noch. Wir dürfen das nicht alles umsonst auf uns genommen haben! Auch wenn es leichter gesagt, als getan ist.“ Unsere Chaos-Krieger stehen immerhin noch auf unserer Seite, genauso wie die Wenigen vom Chaos Chosen Command, deren Anführer Cuno ist. Kaleb steht ebenfalls, der mit Kreon Seite an Seite kämpft. Kreon hat uns also nicht verraten … Diejenigen vom Splintered Fang – die uns unterstützen – stehen mit ihren Rücken vor uns. Mit unübertroffener Beharrlichkeit, verteidigen sie den imposanten, beschädigten Palast. Sie verlassen sich darauf, dass wir sie decken. Wenn ich ihr Vertrauen missbrauchen würde, dann wäre ich nicht besser, als all diejenigen, die ich gelernt habe zu verachten. Zwar habe ich darüber nachgedacht, es ihnen gleichzutun, aber … es wäre nicht richtig. Ich will jedenfalls daran festhalten und darauf hoffen, dass es immer noch Leute wie sie gibt, die sich für jemanden einsetzen und für diese Person einstehen. Leute wie Kreon, Fenya, Cuno, Errelez und – hoffentlich auch – Gihirex. Es mag im Dunkeln liegen; im Ungewissen, aber … alles zu verachten wäre vielleicht doch etwas zu einfach. Man könnte es, doch so funktioniert das Leben nicht! Nicht jeder ist schlecht, auch wenn man kriecht und wie ein abgeschlachtetes Schwein ausblutet. Ich kann einfach nicht aufhören, daran zu glauben und zu hoffen … Nenn mich doch naiv und dumm, Skrämbild, aber das ist das, was ich will! Es ist nur wichtig, nichts zu erwarten und weiter zu machen. Das ist alles, was zählt. „Was du wieder für eine Scheiße denkst …“, höre ich ihn schon sagen. „Du wirst so dermaßen auf dein dummes Hirn fliegen, so wie du es bisher immer getan hast. Wirst schon sehen, was du davon hast!“ Ich weiß bereits, was ich davon habe. Denkst du, mich überrascht noch irgendetwas? Das ist immerhin das Gute an alldem: irgendwann ist man abgehärtet und es ist einem scheißegal. Man macht weiter, trotz alldem, was man erlebt hat. Zumindest ist es bei mir der Fall. Außerdem bin auch ich nicht gerade ein Unschuldslamm. Ich habe mich von all diesem Mist mitreißen lassen; wollte alles und jeden aufgeben; alles Existierende vernichten … Mein Werdegang und meine Zeit als Vanitas zeigte es nur viel zu gut auf. „Und wenn dich deine ‚Süßen‘ hintergehen? Was dann, hm?“ Dann … humple ich weiter. So, wie ich es immer getan habe. Nur halt mit größeren Wunden und noch mehr Waffen im Rücken. „Und so kriecht er durch sein erbärmliches Leben. Wie ein ungewolltes Stück Hack, rollt er davon~ Hört sich an, wie ein realistisches Ende, was wie für dich gemacht ist. Du wirst an deiner Gutgläubigkeit letzten Endes zugrunde gehen, das sei dir gesagt! Aber ist ja nicht so, als würdest du auf mich hören wollen.“ Sapiency – C‘est La Vie https://www.youtube.com/watch?v=Zm-55ScNAcc Unsere übrig geblieben Schützen haben sich mehrere Erhöhungen gesucht. Seien es Mauern, Möbel oder andere Dinge, die in unmittelbarer Umgebung Verwendung finden. Sporadisch geschmiedete Wurfhaken werden auf das bröckelnde Dach des Palastes ausgeworfen, bei denen wir nicht wissen, ob sie unseren Verbündeten oder Feinden gehören. All diejenigen, die an den angeknoteten Seilen bis an die Spitze klettern, scheinen sich ein Wettrennen zu liefern. „Splintered Fang unten bleiben! NUR Amazonen dürfen gehen!“ „Splintered Fang, bleibt hier! Beschützt den Palast!“ Manche hören meine Worte nicht, sowie auch nicht die von Ahulil. Sie weiß – genauso wie ich –, dass wir nun Kompromisse eingehen müssen. Keiner der Splintered Fang ist dazu fähig, Khorne’s Truppen auf großer Entfernung anzugreifen. Sie alle sind Nahkämpfer oder bevorzugen es durch ihre mitgeführten Peitschen und Giftschlangen auf mittlerer Reichweite zu bleiben. Die „Falschen“ unter ihnen haben nur ein Ziel: uns zu behindern, indem sie unbemerkt an unsere Truppen herankommen. Ein ungehorsamer Fang will es sich zu Aufgabe machen, eines der unbemannten, hängenden Seile zu ergreifen, doch das Netz von Kreon hat ein weiteres Opfer gefunden, was sich nicht mehr wehren kann. Mit seinem vergifteten Dreizack, sticht der Trueblood, sowie Anführer der Fang zu. Die Venomblood in seiner Nähe, geben ihn mit ihren jeweiligen zwei Klingen Schutz. Unzählige Clearblood haben sich wiederum den Feind angeschlossen. Mit Khorne‘s Chaoskriegern drücken sie gegen unsere standhafte Front. Die Ungewissheit – wer wen als nächstes umbringen wird – verbreitet sich wie eine Krankheit in die Gedanken unserer Mitstreiter. Auch ich habe keine Ahnung, wer wann als nächstes sich umdrehen und spontan zuschlagen wird. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, muss gesucht und gefunden werden! Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. „Wohin willst du?“, fragt mich Barboura, als ich mich auf dem Weg begeben will. „Ich suche Ydin.“ „Was? Jetzt?“ Beunruhigt fiept Rogo mir zu. „Ihr könnt jetzt nicht gehen! Wir brauchen Eure Anwesenheit!“, will Ahulil mir weismachen. „Wir dürfen sie nicht entwischen lassen! Jemand MUSS sie suchen und finden!“, verlange ich von meinen Gefährtinnen im fast schon aggressiven Ton. Dass ich es nicht gesehen und verstanden habe … Hat sie mich nur benutzt und uns etwas vorgespielt? War Bite vielleicht nur ein Werkzeug; eine Schachfigur? Zu viele Fragen kommen mir in den Sinn. Aber dann sehe ich in die Augen meiner lieben Begleiterinnen. Sie wollen nicht, dass ich gehe. „Du bist derjenige, der uns retten kann.“, steht in ihren großen Augen geschrieben. Ach, Scheiße … Was mache ich bloß? Aber … sie haben recht: all die Leben – die jetzt von meiner Macht abhängig sind – sind es nicht wert, für eine Person geopfert zu werden. All diese Dinge, die sich um Verrat und Heimtücke drehen, lösen etwas in mir aus. Diese abartige Hilflosigkeit manifestiert sich in einen neuen Schwarm, der um mich herum freigesetzt wird. „Was ist das?“ „Ach, du liebe Güte.“, kommentieren Barbie und Lezzi abwechselnd das Ereignis. Schwarze Käfer mit orangen Mustern krabbeln hervor, um den Platz zu überfluten. Diese Käfer … Ich kenne sie. Auch sie sind ein Teil meiner unschönen Vergangenheit. Sie verschwinden in der kämpfenden Masse. Kein Leben wird genommen und keines gegeben. Sie alle bekriegen sich weiterhin. Ein angeblicher Verbündeter wird zum Feind, als er seinem Kollegen den Kopf mit einer halben Umdrehung halbwegs abschlägt. Wenige Amazonen stürzen leblos vom Gebäude herab. Pfeile, Steine und Speere fliegen sowohl auf unsere Gegner, als auch auf uns. Erschöpft kreiert meine süße, zuverlässige Lilil einen Schild hinter uns, um all die eintreffenden Geschosse abwehren zu können. Selbst auf dem Dach ist eine weitere Schlacht entbrannt. „Der Zerstörer muss sterben! Vernichtet ihn! VERNICHTET IHN UND ALLE, DIE IHM DIENEN!“, dröhnt es in meinen Ohren. Und dann wird es auf einmal still. Unzählige Gefallene erheben sich wortkarg aus dem Sand. Sie stehen auf; regen sich nicht … Es sind leblose Hüllen, die uns plötzlich umgeben. Man sieht es nicht, aber man fühlt die Blicke der Toten – wie sie einen anstarren. „… Zerstörer? … Was passiert hier?“, fragt mich unsere Magierin beunruhigt. Und dann fängt das große Gemetzel an. „… Totengräberkäfer.“, flüstere ich vor mich hin. Als apokalyptischer Reiter der Vanitas, konnte ich ebenfalls Gebrauch davon machen. Es ist eine andere Art, wie man einen Freund zum Feind machen kann. Voraussetzung ist: Die Person muss gestorben sein. Auf einmal wendet sich das Blatt. Und damit nicht genug. „FÜR UNSER VOLK! FÜR RIGG!“, ruft es aus dem Palast. „Endlich! Wurde ja auch Zeit!“, lacht Fenya erleichtert auf, als sie einen unserer Widersacher mit ihren beiden Äxten euphorisch in Stücke hackt. „Die ‚Koka-Kalim‘ sind endlich eingetroffen!“ Tanzende Klingen umgeben unsere zerrüttete Armee. Die Amazonen haben ihre restliche Elite ausgeschickt, um unsere Verteidigung zu verstärken, während die feindlichen Truppen von ihren eigenen, gefallenen Kameraden zerschlagen werden. „Nein, hört AU-ARGH!“, fleht mich jemand an, der sich die falsche Seite ausgesucht hat. Einer der Toten hat ihn hinterrücks überrumpelt und sticht nun mit seinem Schwert mehrfach auf diesen ein … Jetzt auf einmal bereuen sie es. Ganz plötzlich haben sie verstanden, dass Khorne sich den falschen Gegner ausgesucht hat. „Wir schlagen sie zurück … WIR SCHLAGEN SIE ZURÜCK!“, brüllt Fenya in die angespornte Menge. „Tötet sie! Lasst niemanden am Leben!“ „Doch, Kaleb, ihr lasst sie am Leben! Wer aufgibt, darf leben.“ „Was soll das?“ „Aber man muss mir dafür dienen … Gebt auf und dient! Oder kämpft weiter und sterbt!“, rufe ich entschlossen aus mir heraus. Mit der Hilfe des magischen Windes, trägt Ahulil meine Worte weiter, so dass jeder sie vernehmen kann. Endlich neigt sich die schier ewig währende Schlacht dem Ende zu. Part 52 Verrat Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)