Able 6(66) von Yakukage (Corruption) ================================================================================ Kapitel 60: Rast ---------------- Part 60 Rast Allmählich öffnet die schlafende Amazone ihre eisblauen Augen. „… Wo …? Wo bin ich?“, stellt das harsche Mannsweib ungewöhnlich ruhig die Frage, während es liegend in den Himmel starrt. Nun, ich will mal nicht so sein. Mühsam richtet die erschöpfte, orange haarige Frau ihren – wohlbemerkt – so ziemlich einzigartigen, muskulösen, amazonischen Oberkörper auf, der vorher in Wolfspelz gehüllt war. Das Einzige was diesen nun verhüllt, ist eine dünne Decke. Für einen kurzen Moment sind jedoch ihre Brüste zu erkennen – als sie sich aufrichtet –, die sie schleunigst wieder bedeckt hält. Ich schätze mal … C-Körbchen. Nicht besonders groß, aber wohlgeformt und sicherlich handfest. „Was hast du mit mir gemacht?!“, fragt Fenya mich rasend, woraufhin sie sich an den Kopf fasst. „Eh …“ „Mach langsam, ja?! Ich habe dich gerettet.“, antworte ich ihr nebenher. Aufmerksam sieht sich eine der beiden Amazonen-Anführerinnen um. Fenya und Xugeii sind für ihr Volk enorm wichtig. Ich muss sie beschützen! … Auch wenn Fenya sich dem männlichen Geschlecht, als auch Gihirex unfreundlich gegenüber verhält. „Das nennst du ‚retten‘? Ich sitze auf diesem … Ding und werde von meinem Volk durch den Sand gezogen?!“ „Es ist ein Sandschlitten. Du warst bewusstlos – als wir weiterziehen wollten – also haben wir uns dafür entschieden. Was denn? Freue dich doch: du wirst die ganze Zeit von allen hier Anwesenden umsorgt.“ „Du hast sie zu dieser erniedrigenden Arbeit gebracht?!“, wirft mir die undankbare Berserkerin vor, während ich mich neben dem Ein-Personen-Schlitten geselle, der von zwei schwach wirkenden Amazonen gezogen wird. „Wo sind meine Äxte?!“ Wie ein gestochenes, aggressives Tier blickt Fenya um sich. „Sie haben sich FREIWILLIG dafür gemeldet. Sie WOLLTEN es so, unglaublich aber wahr. Für sie ist es eine Ehre dich zu eskortieren.“, muss ich ihr daraufhin erklären. Nicht dass sie mir noch Sklaverei vorwirft … Dabei sieht das überlebende Volk der Amazonen leider Haar genauso aus: als wären sie frisch aus der Gefangenschaft entkommen. Leider muss ich zugeben, dass es auch so ist. Doch es wäre falsch zu glauben, dass sie ihren Willen oder ihre Ziele aus den Augen verloren hätten. „Diese Aufgabe erledigen wir mit Stolz.“, erwähnt spontan eine von ihnen vor uns. „… Wer weiß, ob ihr mir das nicht nur sagt, weil ER bei euch steht? So ist es doch?! So MUSS es sein?!“ Die macht mich fertig … „Wenn du meinst.“, kann ich dem nur kopfschüttelnd entgegenbringen. „Nicht jeder ‚Mann‘ ist so, wie du ihn in Erinnerung hast. Ich bin … anders. Das war ich schon von Anfang an. Auch wenn ich eher gewöhnlich aufwuchs. Ein Mann durfte nicht weinen, musste Stärke zeigen, liebt Bier und Fußball; bla, bla, bla~“ „Fuß … ball?“ Sie scheint langsam aufzutauen. „Aber vor allem durftest du keine Schwäche und keine Gefühle zeigen. Seit jeher habe ich diese ‚Männlichkeit‘ verabscheut!“ „Na und? Dann halte dich doch nicht daran?!“ „Ha, wenn es nur so einfach gewesen wäre … Unsere Gesellschaft war halt so. Du kennst es doch auch nicht anders, oder? Kurz, bevor du entkommen bist und zu einer Amazone wurdest: Du konntest dich nur befreien, weil du entkamst oder weil ihr GEMEINSAM dagegen ankämpfen konntet?! Ich konnte jedoch nicht … Unsere ‚Gesellschaft‘ war viel größer als eure. Ich war – trotz all den Leuten um mich herum – allein und einsam; gefangen im Gedanken daran, einzig allein meine Mutter stolz auf mich zu machen.“ Überrascht starrt mich Fenya an. „Du hast … deiner Mutter gedient?“, fragt sie mich flüsternd, wobei sie darüber erstaunt zu sein scheint. „Vielleicht habe ich das … Mehr oder weniger. Sie war mir immerhin sehr wichtig.“ Als sie verstarb kam es den Vanitas zusätzlich zugute und mein - und somit Skrämbild’s Zorn – wuchs über diese verkommene Welt, die ich hinter mir ließ. Die gesellschaftliche Ausgrenzung hatte einen ENORMEN Anteil an alldem, doch der Tod meiner großen Liebe und der Verrat meiner sogenannten „Freunde“ beschleunigten den negativen Prozess. Ich würde behaupten, dass das Ableben meiner Mutter dem Ganzen den Rest gab, da ich gar keinen Halt mehr besaß … Weder in Durkan, noch in Linos. In Flames - The Beginning Of All Things That Will End https://www.youtube.com/watch?v=GOq9-vrclfI&ab_channel=InFlames „Wie auch immer: wir sind jetzt hier. Und eigentlich solltest du wissen, dass ich euch helfen will. Wäre ich nicht eingeschritten … Fenya: ich hatte Schwierigkeiten gegen Gihirex zu bestehen. Was denkst du, wirst DU haben? Rein realistisch betrachtet, hätte sie dich zu Mus verarbeitet!“ Erkläre ich ihr, ohne sie vorher zu Wort kommen zu lassen. „Dann hättest du mir helfen sollen! Du weißt nicht, was sie uns ALLEN angetan hat! SIE IST DOCH DER GRUND FÜR ALL DAS, WAS UNS ANGETAN WURDE!“, brüllt die stolze Amazone fast aus sich heraus. Dabei marschiert die Chaos War Maiden of Khorne in unserer Nähe. „Sie weiß jedoch nichts mehr davon.“ „Vielleicht will sie auch gar nichts mehr davon wissen? Hast du schon einmal darüber nachgedacht?!“ Unterschwellig werfe ich der reizenden Maiden einen Blick zu, den sie stumm erwidert. Wenn man sie sich so ansieht, verbirgt sich hinter der starken, unerschütterlichen Dämonin des Krieges ein zerbrechliches Wesen, was neben sich steht und beinahe nichts anderes kennt, bis auf den Kampf, in Kombination mit dem Vergießen von Blut. „Sie will sich jedenfalls bei dir entschuldigen.“ Das war etwas, was sie mir nach dem Vorfall erzählte. „Bei Kalith …“, spricht die Berserkerin ungläubig aus. „Dabei weiß sie nicht einmal, was sie falsch gemacht hat!“, starre ich Fenya aussagekräftig an. Die purpurrot glühenden Augen scheinen sie etwas einzuschüchtern, als sie kurz wegsieht. „Ehrwürdige Schwester Fenya …“ „Xugeii?! Was … Was möchtest du von mir?“ In der Anwesenheit der Hohepriesterin wirkt die wilde Amazone auf jeden Fall unbeholfener als gewöhnlich. „Bitte überdenke ihr Angebot, anstatt es abzulehnen! Sie ist nicht mehr die Person, die sie einst war. Nach all den Anzeichen nach zu urteilen, scheint dem so zu sein, dass die neue Wächterin des Yakukage an Gedächtnisschwund leidet. Das was sie war; all das, was diese Person tat … wird demnach für nichtig erklärt.“ „Du meinst: ihr wird einfach vergeben? Einfach so? Das … Das kann ich nicht zulassen!“, macht Fenya Xugeii außer sich weiß. „Bitte, haltet den Schlitten an!“, bittet mich die andere, amazonische Anführerin darum, die mit Fenya über das Vorgehen ihres Volkes bestimmt. „Du weißt: wenn einer von euch anhält, halten ALLE an. Wir gehen gemeinsam: als Einheit.“ „WAS?! Aber wir müssen so schnell wie möglich-“, stellt sich Barboura mir daraufhin entgegen. „Sie sind nicht untot – so wie wir. Und sie sind keine Maschinen. Egal was sie sagen oder tun: ihre Worte, als auch Taten haben Gewicht. ANHALTEN!“, rufe ich kurz darauf meiner Armee zu. Eine große Kettenreaktion entsteht, als meine Worte – Dank Ahulil’s Magie – in der Luft widerhallen. „Was ist hier los? Ich habe diesen Zauber nicht zum Spaß gewirkt. Es ist genug Zeit vergangen! Meine Herrin muss um ihr Leben kämpfen, und Ihr-“ „PST!“, fordere ich Ahulil damit auf, ruhig zu sein. Allzu begeistert wirkt sie zwar nicht, aber sie geht immerhin darauf ein. Währenddessen nähert sich Xugeii ihrer Schwester aus der neuen Amazon Sisterhood. Die Erwartungen der Beobachtenden wirken endlos groß, als sie dem Ereignis der beiden Oberhäupter beiwohnen. „Ich bitte dich darum … Von Schwester zu Schwester.“ Es ist so still, wie schon lange nicht mehr. Bis auf die wenigen Rufe aus den hintersten Reihen - die von meinen Chaoskriegern zu kommen scheinen – herrscht eine unheimliche Totenstille im Chaos-Aither. Selbst das Donnern ist kaum noch zu vernehmen. Nur das Licht der Chaosblitze macht sich – wie so oft schon – in dieser zerstörten Welt bemerkbar. Aufgebrachtes Flüstern ist in unseren Reihen zu hören. Fenya’s Augen weiten sich, als sie bemerkt wie liebevoll sich Xugeii’s Arme um ihren Oberkörper schmiegen. Die Tat von Fenya’s langjähriger Kameradin macht sie völlig sprachlos. Leicht presst die Priesterin den Kopf der Berserkerin an sich. „Begrabe es: den Zwist, den Zorn … alles. Wir müssen an uns und unsere Zukunft denken! Wenn wir es nicht tun …“ „… Ich habe ihn nicht gesagt. Ihren alten Namen: ich habe ihn nicht verraten.“, gibt Fenya mit leiser Stimme preis. Was meint sie damit? „… Du warst dir also unsicher …“ Mit zitternder Stimme antwortet Fenya: „Ich wollte … Ich war einfach nur …“ Und dann laufen der stolzen Kriegerin Tränen über das Gesicht. Wir alle wenden uns kurz darauf von alldem ab. „Die Zeit drängt! Sowohl für die Chaos War Maiden of Tzeentch, als auch für Nurgle.“, erinnert mich Ahulil erneut daran. Auch in Barboura’s grünen Augen kann ich die Sorge sehen, die in ihrem verdorbenen Inneren herrscht. Eigentlich sollten wir uns auf dem Weg nach Norden zum großen Chaos-Portal begeben, doch wir haben uns für eine andere Richtung entschieden. Unser Ziel führt uns direkt durch Tzeentch’s magisches Gebiet. Dabei sollten wir alle beunruhigt sein, denn wenn der Chaosgott Nurgle stirbt, ist es mein und somit auch unser ALLER Ende. Denn dann … wird die Zerstörung frei sein und alles kompromisslos vernichten! Alles wäre verloren! Für immer … So, wie ich es damals wollte; so wie die Vanitas es wollten. „Ach, und jetzt ist es anders?“, höre ich in meinen Gedanken, woraufhin ich meinen Kopf schüttle. Nein, das kann nicht sein?! Das muss ich mir eingebildet haben, denn an mir nagen immer noch Zweifel und alles Negative hat mit Skrämbild und somit auch mit dem Zerstörer zu tun. Nurgle‘s Reich fällt zwar Stück für Stück, aber ohne Ahulil hätten wir es nicht bis zu diesem Punkt geschafft. Wenn wir sie jetzt im Stich lassen und somit unsere Abmachung mit der Adeptin des Tzeentch brechen … Nein, es MUSS eine andere Möglichkeit geben! Vielleicht … Vielleicht muss ich bald eine Entscheidung fällen. Obwohl wir bevorzugen mobil zu bleiben und somit weiterziehen wollen, habe ich uns zum ersten Mal ein Lager aufschlagen lassen. Üblicherweise ziehen unsere körperlich stärksten Truppen sogenannte „Ruheschlitten“ hinter sich her, auf denen sich unsere müden, als auch verletzten Krieger erholen dürfen. Diese werden zugleich von unseren Heilkundigen untersucht und versorgt. Vorwiegend sind es fähige, amazonische Priesterinnen, die diesen Vorgang auf den Trageflächen dieser ungewöhnlichen Transportmittel praktizieren, die man als mobile Lazarette ansehen kann. Dabei werden sie von mehreren aufmerksamen Schützen bewacht. Mörser, Stößel, Kräuter, Tücher und frisches, klares Wasser – das begehrteste Gut hier auf Linos – sind die heiligen Werkzeuge der Priesterinnen im Kampf gegen Verletzungen und Krankheiten … wenn man von ihren nützlichen, magischen Fähigkeiten absieht. Der Sand – der sich durch die gesamte Welt zieht – macht uns dieses Vorgehen möglich. Da wir keine Lasttiere besitzen – und diese Welt uns auch irgendwie keine entbehren will – müssen wir uns selbst zu helfen wissen, also kamen wir gemeinsam auf diese Personentransport-Idee. Eine neue Einheit wurde geboren: der Ruheschlitten, beziehungsweise „Carriage of Rest“. Amazonen und Chaoskrieger arbeiten Hand in Hand, damit meine Lifecrawlers of Coba wohlbehalten ans Ziel gelangen – eine Einstellung die ich niemals gedacht hätte jemals erleben zu dürfen. Genauso geht es sicherlich auch allen anderen. Natürlich haben wir ein Auge auf all das, auch wenn es kaum die Aufmerksamkeit aller bedarf, denn: unsere Mitstreiter sind allesamt bestrebt das Ziel zu erreichen, was ich uns vorzugsweise allen gesetzt habe – mit der Absprache meiner Gefährtinnen, natürlich. Allerdings habe ich in The Heart oft genug klargemacht, dass ich KEINE Auseinandersetzungen in unseren Reihen dulden werde, denn wir haben mehr als genug Feinde, die sich uns in dem Weg stellen. Meine Chaos War Maiden, sowie Ahulil stehen mir am nächsten, weshalb diese jeweils einen großen Einfluss besitzen. Darauf folgen der Chaos Chosen Cuno und Ydin, die sich ein genaueres Bild von unserer Umgebung macht, indem sie diese stets mit ihrem Scharfschützengewehr im Auge behält. Sie hat zu mir zuvor noch in einem privaten Gespräch gemeint, dass sie mir jederzeit folgen würde, also ist sie die Ausnahme der amazonischen Norm. Wundert mich jedoch kaum nach all dem, was wir beide geteilt haben … obwohl das nichts mit Sicherheit heißen muss, auch wenn sie mich ständig als ihren Overlord betitelt. Wie dem auch sei: die Freiheit und die Autorität von Xugeii und Fenya sollten wir respektieren, genauso wie sie mich als ihren Verbündeten respektieren. Da ich jedoch nun als eine Art Gott fungiere, bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, was ich für diese beiden Damen nun eigentlich bin. Vielleicht sollte mir das weniger zu denken geben, als das, was sich über uns zusammenbraut! Noch während unserer rar gehaltenen Erholzeit, zieht ein rätselhafter Sturm auf, der sich am entfernten Horizont bildet. „Das ist ungewöhnlich. Seitdem ich hier bin, passiert so etwas doch nie?! Außer …“ „Außer es ist Magie im Spiel.“, vervollständigt Ahulil meinen anfänglichen Satz. „Sie haben uns bestimmt entdeckt.“ „Herrje, noch mehr Feinde? Sie bekommen einfach nicht genug.“, wirft Errelez aus. Doch wer sind diejenigen, die sich uns in dem Weg stellen? Im Gegensatz zum letzten Zug von Tzeentch – der nach unseren Überresten Ausschau hielt – besteht dieser aus noch mehr Streitkräften. Eine weitere Schlacht steht uns bevor. Es war jedoch sicher, dass es so kommen wird, denn es war von Anfang an nur eine Frage der Zeit. „Die kommen alle aus der Richtung, aus der wir gekommen sind.“ „Was siehst du, Ydin?“ „Die tragen alle rote Rüstungen. Sind das nicht diese Khorne-Typen? Sieht so aus, als wollen die Stress.“, teilt uns die grünhaarige Exotin mit. „Schon wieder Khorne …“ „Etwas rast mit hohem Tempo auf uns zu!“ „Dann macht euch bereit!“, gebe ich unseren Truppen rechtzeitig Bescheid. „Die Rast ist vorbei!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)