Verhängnisvoller Verrat von Todesengel1618 ================================================================================ Kapitel 3: Das Problem des Alltags, das sich Langeweile nennt ------------------------------------------------------------- Ich wich gerade einem Schwerthieb aus, als dieser mich unvorbereitet fast getroffen hätte. „Ihr seid zu langsam, Prinzessin! In einem Kampf kann man es sich nicht leisten unaufmerksam zu sein!” wies mich mein Schwertmeister missmutig zurecht, während ich die nächsten Schläge parierte. Auf das Schwert meines Mentors fokussiert blies ich die Luft hörbar aus. Es ärgerte mich zwar des öfteren mit tadelnden Sprüchen zusammengestaucht zu werden, doch ich war ja auch selbst schuld daran. Mit einem Sprung nach hinten verschaffte ich mir etwas Abstand, wodurch ich somit den Schweiß auf meiner Stirn mit eines der Kimonoärmel abwischen konnte. Beschwerlich äußerten sich die Bewegungen des Trainings durch den Umstand, dass es Hochsommer war. So vorsichtig wie möglich nicht wieder unaufmerksam zu werden schielte ich nach rechts, wo am Boden unter einem Baum sitzend, welcher ihm Schatten spendete, Narake mein Training mitverfolgte. Wie ich feststellte, mit einem Grinsen im Gesicht. >Warum muss ihm mein Versagen auch immer so amüsieren? Was für ein Sadist!< Schnell rückte mein Haupt wieder nach vorne, sodass ich mit dem Schwert einem erneuten Hieb meines Lehrers entging. Das passierte mir leider zu häufig durch die Anwesenheit meines Schattens. Ein mächtiger Nachteil. Das Problem war, dass mich die Schadenfreude von ihm aus der Haut fahren ließ. Ich hörte in meinen Gedanken schon die tadelnden Worte meiner Eltern. >Ich weis, ich weis! Solche Patzer sind einer Königstochter nicht würdig! Aber was soll ich denn machen? Es passiert durch Narake ganz von allein nicht mehr Herr meiner Selbst zu sein! So gut wie alles - außer dem Ärger - verpufft so leicht, als hätte man es mir nie beigebracht!< Das Training dauerte noch eine Stunde so an, wo ich das Talent besaß, mir vor meinem Lehrmeister Blöße geben zu müssen. Schließlich war auch dieser langgezogene Schwertkampf vorbei. Mir auf die Schultern klopfend verabschiedete der ältere Youkai sich. Dabei sich aber einen Seitenhieb nicht verkniff. „Nun, auch wenn Eure Fehler so erkennbar sind - wie es außer Euch noch keiner so hingekriegt hat -, wird das schon noch! Es wäre mal eine Abwechslung, wenn Ihr nicht vor Euch hinträumen würdet!” Den Rücken mir zukehrend winkte er mir mit den Worten „Bis morgen! Vielleicht wird das ja morgen etwas!” zum Abschied. Hatte ich schon mal erwähnt wie ich das an meinem Schwertmeister so hasste? Ohne ihm im Kampf je einen Kratzer zuzufügen - im Gegensatz zu mir -, wo der Unterschied wie Tag und Nacht war, gab dieser mir mit seinen Worten sowie dem geschmeidigen Gang das Gefühl erbärmlich auszusehen. Resigniert schlürfte ich zu dem Baum, an dem nun meine Leibwache aufrecht stand. Hörbar seufzte ich tief aufgrund dem wohlspendenden Schatten des Baumes. Diesen Augenblick, Schutz vor der prallen Sonne zu haben, genoss ich dementsprechend. Der Schwarzhaarige begrüßte mich, als ich erschöpft meine Glieder streckte. „Für einen Moment könnt Ihr Euch die Ruhe gönnen, die Euch im Training in keinster Weise begleitet!” Noch in dem Dehnen meines Körpers befindend schlug ich eines meiner Augen auf, bevor ich ihm einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Dazu noch in die Höhe gehende Augenbrauen. „Ich weis was du da tust! Und ich gebe dir einen gut gemeinten Rat: Lass es!” Sein breites Grinsen verdeutlichte jedoch, dass er absolut nicht bereit war auf meine Bitte einzugehen. „Was ist das für ein Gefühl, immer den kürzeren zu ziehen, und dabei stets als unfähig behandelt zu werden?” stichelte der Hanyou ein weiteres mal. Nun komplett zu ihm drehend, während meine Fingerknöchel vor Wut knackten, bekamen meine braunen Augen ein gefährliches Glimmern aufgrund meiner Phönix Kräfte. Noch ein weiteres Mal warnte ich den Mann, diesmal jedoch mit einer schon verzerrten Stimme: „Vorsicht! Es könnte böse enden, wenn du so weiter machst! Wenn dir dein Leben lieb ist, solltest du mich nicht weiter reizen!” Jetzt besaß der Spinnen Hanyou sogar die Frechheit zu lachen! Witzelnd antwortete der Schwarzhaarige: „Ihr wollt mir gefährlich werden? Das will ich sehen! Ihr seid mir doch gar nicht gewachsen, Prinzesschen! Dafür seid Ihr zu schwach!” Selbstgefällig galt sein Blick mir. Interessiert, ob meine Worte dazu fähig wären Gewicht zu lagern. >Der Kerl unterschätzt mich aber gewaltig! Wenn der nicht aufpasst wird er aufgrund dessen gewaltig auf die Nase fallen!< galten bei diesem Gedanken meine verärgerten Blicke an Narake. Erfolgreich hatte er es geschafft, durch die Bezeichnung 'Prinzesschen' wie auch dieses 'Schwach', mich zu reizen. Einen Schritt ging ich weiter auf ihn zu. Reckte ihm provokant mein Kinn entgegen. „Das können wir gerne ausprobieren, findest du nicht? Mir scheint, du weist gar nicht, wie sehr du jemanden unterschätzen kannst!” Beeindrucken tat ihn das zu meinem Bedauern nicht. Stattdessen vermischten sich seine blutroten Augen mit einem böswilligen Ausdruck. So, als wenn ihn meine Worte geradezu aufstachelten, diesen Reiz fortzusetzen. „Nur zu! Ich stehe Euren Versuchen mit dem größten Vergnügen zur Verfügung!” war das Einzige, was Narake dazu erwiderte. Im nächsten Augenblick erzeugte ich Energie in meiner rechten Handfläche. Ließ die Kraft frei von meinem Inneren, wodurch sich somit die Flamme zu einer Feuerkugel formte. Wie ich es im Training schon gelernt hatte, schleuderte ich meine Macht somit zum Halbdämon. Doch der sprang mühelos beiseite, als ob es praktisch nichts wäre. Natürlich machte mich diese Tatsache nicht weniger wütend. „Enttäuschend, wie eh und je! Ich sagte doch, dass Ihr mir nicht gewachsen seid!” Weiteren Feuerbällen wich er aus, als seine Worte mein Gehör erreichten. Dass der sich nicht schämte so respektlos mit mir umzugehen! Inzwischen loderten meine Augen vor lauter Zorn. Seine Lage mir gegenüber spitzte sich durch sein böses Lachen nicht weniger zu. „Manieren würden dir nicht schaden, Narake! Vielleicht lernst du aus der Situation was, wenn ich dir Schmerzen zufüge!” ließ ich ihn wissen. Der aber reagierte unbekümmert. Meine Ohren zuckten, als er die Worte „Wenn du es überhaupt schaffen würdest!” flüsterte. Im Bruchteil einer Sekunde befand sich meine Leibwache hinter mir. Umschloss mit dessen Armen meine Hüften, was mich erschrocken auf japsen ließ. „Stellt Euch vor, ich wäre Euer Gegner! Ich hätte Euch im Nu getötet! So viel Unaufmerksamkeit kann tödlich sein!” wurde mir mit warmem Atem auf meinem Nacken lenkend mitgeteilt. Dabei seine Krallen schließlich langsam über meinen Hals glitten. Das Atmen meinerseits beschleunigte sich durch seine Geste. Machte mich nervös wie nah sein Körper meinem war. Was meine Wangen leicht erröten ließ. Doch durch seine frechen Worte war es nicht schwer die Kontrolle in mir zu behalten. Zischend entgegnete ich: „Hör endlich auf mich förmlich anzusprechen! Das macht meine Wut nur noch schlimmer!” Leider erzielte es nicht die Härte, die ich mir erhofft hatte. Eher wie ein Schmollen. Seine Brust vibrierte, als sein dunkles Lachen folgte. Mit einem Ruck stieß ich mich von ihm weg, um dann einen guten Abstand zwischen uns zu legen. „Überlege es dir gut! Ich bin in der Lage dir weh zu tun!” Trotzig sah ich ihn an und war dabei erneut eine Flamme in meiner Klaue zu erzeugen. „Bist du das wirklich? Ich bin davon überzeugt, dass du es eben nicht über dich bringen kannst!” klangen die Worte amüsiert wie auch wissend, als ob er wüsste was passieren würde. Sein Blick - hämisch, wie er nur sein konnte - abwartend auf mir lag. Verärgert schnalzte ich mit der Zunge. Die Energie bereit nochmal auf ihn abzufeuern geschah etwas unerwartetes. Anstatt sich zu einem Feuerball aufzuladen verpuffte es und ließ nur noch Dampf übrig. Ganz verdutzt besah ich mir meine krallenbesetzte Hand. Konnte nicht begreifen was da gerade geschehen war. Ich konnte meine Panik nicht unterdrücken. „Wie- Was geschieht hier?!” Voller Emotionen registrierte ich die Geräusche von Schritten nicht. Erst dann, als ich einen Schatten über mir bemerkte. Mein erschrockener Blick kreuzte sich mit dem seinen, welcher die Ruhe selbst ausstrahlte. „Genau das habe ich erwartet! Es ist schon dumm von dir nicht zu merken weshalb das mit deinen Kräften so ist!” Bei seinen nächsten Worten verzog sich sein Mund boshaft. Genauso zeigten das auch seine Augen. „Deine Gefühle lassen deine Macht erheblich schwinden! Wie eine Blockade, die du dir allerdings selbst zuzuschreiben hast!” „G-Gefühle! Was denn für welche, bitte?!” hörte ich mich mit erstickter Stimme selber sagen. Einen großen Bogen um ihn machend ging ich rückwärts. Fixierte den Halbdämon vor mir, der mir stetig folgte. Das ihn meine Reaktion gefiel bedarf keinerlei Worte. Grimmig guckend setzte ich meine Schritte weiter nach hinten. Doch ich hatte nicht bedacht, dass selbst in dieser Situation das Glück nicht auf meiner Seite stand. Somit berechnete ich meinen nächsten Schritt falsch, und fühlte einen Baum an meinem Rücken. Zähneknirschend ging mein Blick vom Baum auf den meines Gegenübers. Die Situation ausnutzend brachte er seinen Körper direkt vor meinem, wo sich kein Blatt mehr dazwischen stellen konnte. Dabei seine Arme an dem Baum abstützend, um meine Flucht als noch mehr unmöglich zu gestalten. „Meine kleine Hanabi! Du hast wirklich ein Talent dafür dich in ausweglose Situationen zu bringen!” sprach Narake tadelnd zu mir, jedoch einen Hauch von Freude nicht unterdrückte. Geradezu sanft strichen seine Krallen über meine Wange, wo die Klaue dann auch weiterhin dort verweilte. Seinen Blick konnte ich schwer deuten. Generell kannte man meinen Schatten als undurchschaubar. Etwas, was es schwierig machte in seinen Augen zu lesen. Doch gerade war es irritierend zwei Dinge in seinen feuerroten Irden vorzufinden. Innere Ruhe. Und… Sanftheit. Nervös auf der Lippe kauend sah ich zur Seite, um seinem Blick zu entkommen. Vielleicht auch deshalb, weil ich hoffte die verflixte Röte meiner Wangen somit zu verbergen. Doch wie so oft spielte mein Glück mir Streiche, sodass ich dem Spinnen Hanyou damit eher in die Hände spielte. Sanft, aber bestimmend, zog nun seine Hand an meinem Kinn in seine Richtung. „Hehe. Auch mit dieser Annahme habe ich recht! Wie überaus vorteilhaft!” Seine dunkle Stimme am Ohr prickelte am Nacken, was mir unweigerlich einen Schauer über den Rücken jagte. „…Was für eine?” wagte ich es dann doch zu fragen, bei dem Versuch meine Peinlichkeit zu überspielen. „Du hoffst, dass ich es nicht merke, nicht wahr? Dabei solltest du mich eigentlich besser kennen, dass mir nichts verborgen bleibt!” Dabei hielt der Schwarzhaarige inne. Streichelte mir wieder über die Wange. Inzwischen war das Atmen unregelmäßig. Die Herzschläge viel lauter, sodass ich die Befürchtung hatte, er könnte es hören. „Seit Anfang der Training Einheiten mit hochrangingen Youkai bist du bei meiner Anwesenheit so unaufmerksam! Der Grund ist, dass ich dich nervös mache!” Als ich hörbar nach Luft schnappte hoffte ich inständig, dass er in seiner Klaue die erhöhte Hitze meiner Wange nicht bemerken würde. „Das…bildest du dir nur ein! Wozu sollte mich das bei dir so handeln lassen?” nuschelte ich nicht gerade überzeugt von mir in mich hinein. „Hehe. Sag du es mir!” Seine ohnehin stark vorhandene Nähe zu mir war schon kaum zu ertragen. Doch jetzt - wo nach dem Satz sein Gesicht sich meinem noch ein Stück mehr näherte, sodass meine Nase mit seiner angestupst wurde - ertrug es mein Herz noch viel weniger, als gut für jenes wäre. Geradezu unerträglich hämmerte es in meiner Brust, wie ein Vogel im Käfig. Gerade als ich dachte, ich käme von dieser Situation nie mehr weg, da hörte ich nicht weit entfernt vom Trainingsplatz eine männliche Stimme, die meine Rettung symbolisierte. „Prinzessin Hanabi, wo seid Ihr?” Mein bester Freund aus Kindertagen rief nach mir. Von der Stimme aufmerksam geworden war es nicht nur ich, die den Blick zur Seite geworfen hatte. Als ich in die roten Irden ohne Pupille hineinsah, schluckte ich aufgrund seines nahezu fesselnden Blickes. Mit zweideutigem Blick formten seine Lippen ein „Gerade noch gerettet!”, als der Hanyou sich von mir entfernte und mir somit genügend Freiraum gab. Das Erste was ich tat, war die angestaute Luft in mir auszuatmen, sowie dabei gleichzeitig zu sorgen, dass ich mich wieder beruhigte. Kurze Zeit später kam auch schon ein junger Dämon angerannt - nicht viel älter als ich selbst -, welcher ebenso zu dem Phönix Clan angehörte. Das schwarzschimmernde Haar, welches etwas über seine Schultern ging, wehte leicht im Wind, als dieser uns zwei empfing. „Da seid Ihr ja! Bin ich froh Euch gefunden zu haben! Der nächste Unterricht fängt an!” hörte man es leicht außer Atem von dem jungen Mann sagen, wobei auch Freude mitschwang. Und ich wusste ja auch weshalb. Das, was mich im kommenden Training erwartete, war eindeutig leichter, als mit dem Schwertkampf. „Ich komme schon!” In Windeseile war ich auch schon bei ihm. Ich nahm mir noch die Zeit einer Umarmung meines Freundes. Als dieser schon mal vorging lag mein Blick flüchtig auf Narake, bis dann auch ich mich in kleinen Sprüngen in Bewegung setzte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)