Steiniger Weg zur Liebe! von Miyu94 ================================================================================ Kapitel 37: Die ganze Wahrheit! ------------------------------- Die ganze Wahrheit! „Ich denke, ich mache einmal den Anfang, oder Kagome?“ Zuversichtlich lächelte Jinenji sie an, als sie sich ebenfalls an den Tisch gesetzt hatten. Neben ihr hatte sich Sango hingesetzt, diese war ebenfalls mit ihren Vater gekommen. Sota und Kohaku hatten sich einfach auf die Treppe gesetzt, um dem ganzen Schauspiel folgen zu können. Langsam nickte Kagome Jinenji zu, wusste sowieso nicht, wie sie anfangen sollte. Natürlich hatte Inuyasha jetzt die ganze Wahrheit verdient. Dennoch fiel es ihr unendlich schwer, darüber zu sprechen. Sango umfasste Kagomes Hand. Sie war wirklich dankbar, dass ihre Freunde sie unterstützen. Ihr Vater hatte seit der Offenbarung kein Wort mehr gesprochen. Vermutlich war er einfach schockiert über Kagomes Verhalten. Der Ärger, den sie von ihm erwarteten konnte, würde wohl erst auf sie zukommen, wenn sie vollkommen alleine waren. „Ich weiß, dass du Kagome einmal vorgeworfen hast, dass sie vermutlich von mir eine Krankheit bekommen hat. Damit hast du eigentlich auch recht. Kagome hat ihre Infektion von mir“, fing Jinenji einfach an. Doch was Inuyasha soeben hörte, passte ihm gar nicht. „Dann hattest du doch Sex mit diesem Kerl“, fuhr er daher Kagome an. Inuyasha konnte einfach nicht glauben, dass Kagome wirklich mit so einem alten Knacker in der Kiste gelandet war. „Warte… bevor du Kagome beschuldigst, solltest du dir erstmal etwas anhören“, bat Jinenji ihn um etwas Ruhe. Kagome hatte ihren Kopf gesenkt und wollte oder konnte ihn wohl nicht ansehen. „Es stimmt, dass ich Kagome angesteckt habe, aber anders als du vermutest. Sie und ich hatten keinen Sex gehabt, niemals. Es gibt ein paar mehr Möglichkeiten sich anzustecken.“ Inuyasha wusste wirklich nicht, ob er diesem Typen einfach so Glauben schenken konnte. „Ich sollte dir wohl erstmal etwas über mich erzählen. Als ich achtzehn Jahre alt war, war ich schwer verliebt. Ich war jung und unvorsichtig. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass meine damalige Freundin HIV hatte. Sie wurde von einem One-Night-Stand infiziert. Ich dachte, sie würde mich lieben. Doch sie wollte sich nur an der Männerwelt rächen. Ich war nicht der Einzige, den sie angesteckt hatte. Es kam mir nicht einmal komisch vor, dass sie sich plötzlich trennte. Ich dachte, für sie hatte es nicht gepasst. Meinen Liebeskummer schluckte ich herunter, die paar Symptome, die ich hatte, schob ich auf die Trennung, ohne zu ahnen, was in meinem Körper wirklich geschah.“ Geduldig hatte Inuyasha ihm zugehört. „Also so wie bei mir?“, wollte er direkt wissen. Immerhin wurde Kagome ebenfalls von einem Mann infiziert und schien an ihm Rache genommen zu haben. „Nein. Ich wollte dich nie in Gefahr bringen“, protestierte sie sofort. Inuyasha wusste wirklich nicht, was er davon halten sollte. „Nicht wirklich. Kagome sühnt nicht nach Rache. Sie gibt nicht mir die Schuld. Sie hat ihre Krankheit akzeptiert, genau wie ich“, unterstützte Jinenji den Protest von Kagome. Für Inuyasha hingegen war es unvorstellbar, dass Kagome wirklich keine Rache wollte. Dennoch erinnerte er sich auch an seine erste Begegnung mit Jinenji. Kagome war damals auf seinem Schoß gesessen und hatte ihre Arme um seinen Hals. Trotz allem was Jinenji ihr angetan hatte. „Weißt du, als ich Kagome kennenlernte, war sie gerade drei Jahre alt geworden“, erzählte Jinenji nun weiter. Wenn es stimmte, dass Kagome nicht mit ihm geschlafen hatte, musste sie dennoch irgendwann näheren Kontakt zu ihm gehabt haben müssen. „Da warst du achtzehn“, stellte Inuyasha fest, nachdem er sein Alter kurz überschlagen hatte. Denn Jinenji hatte ihm damals gesagt, dass er einunddreißig war. „Richtig. Ich habe Kagome kennengelernt, als ich selbst achtzehn war“, stimmte Jinenji seiner Annahme zu. „Kagome und ihr Vater hatten vor dreizehn Jahren einen schweren Autounfall. Dabei ist Kagome jedoch im Auto schwer verletzt worden. Ich war Führerscheinneuling und wollte unbedingt helfen. Als ich Kagome befreit hatte und aus dem Auto herausgeholt hatte, war mir die Wunde auf meiner Hand ziemlich egal. Für mich zählte nur, dass ich dieses kleine Mädchen retten konnte.“ Inuyasha sah, wie Kagome kurz zu ihrem Vater blickte. Irgendwie wirkte dieser gerade noch so aufbrausende Mann nachdenklich, fast schon traurig. „Warst du damals schon HIV positiv?“, wollte Inuyasha wissen. Immerhin gab es nicht viele Möglichkeiten, dass er Kagome anstecken konnte, wenn sie wirklich nicht miteinander geschlafen hatten. „Leider ja. Damals wusste ich noch nichts von meiner Infektion. Indem ich Kagomes Wunde abgedrückt hatte, habe ich ihr leider auch das Virus übertragen“, kam es mit leiser Stimme von Jinenji. Scheinbar tat es ihm leid, dass Kagome wegen ihm diese Krankheit bekommen hatte. „Ich habe erst Wochen später bei einer Routine Kontrolle erfahren, dass ich HIV habe. Ich habe sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Kagome zu finden. Als ich sie endlich wiedersah und ihren Eltern alles erklärte, wurde sie sofort auf das Virus getestet, welches leider schon nachgewiesen wurde.“ Inuyasha musste diese Information erst einmal verdauen. All das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Kagome ihn belogen hatte. „Weißt du, als Kagome positiv getestet wurde, kam ich ins Spiel. Ich bin Gynäkologe, habe mich jedoch auf die verschiedensten Krankheiten spezialisiert. Die beiden sind an mich herangetreten, um behandelt zu werden. Hinzu kam, dass meine Tochter sofort einen Narren an Kagome gefressen hatte und wir dadurch eine enge Freundschaft entwickelten. Ich war also verpflichtet, alles in meiner Machtstehende zu tun, um den beiden zu helfen“, mischte sich Sangos Vater ein. Kagome war erleichtert, dass sowohl Jinenji als auch er ihre Geschichte erzählten. „Sie wussten doch, dass Kagome und ich zusammen waren. Sie hätten sie warnen müssen. Oder es mir sagen. Ich hätte niemals mit ihr geschlafen.“ Kurz hatte Inuyasha den Schock in Kagomes Augen gesehen, jedoch hatte er schnell seinen Blick abgewendet. Es schockierte sie, dass er niemals die Nähe zu ihr gesucht hätte. „Ich wusste davon. Habe Kagome jedoch machen lassen, weil sie das erste Mal wirklich verliebt war und von sich aus, auf einen Jungen zugegangen ist. Ich habe sie schon recht früh aufgeklärt. Sie hat die beste Aufklärung erhalten, die jemand bekommen konnte“, versuchte Sangos Vater sein Handeln zu erklären. Für Inuyasha änderte dies jedoch nichts. „Das ändert dennoch nichts daran, dass ich wahrscheinlich ebenfalls HIV habe“, stellte der junge Mann klar. Kagome atmete einmal tief durch. Es tat weh von dem Mann, den man liebte, solche Worte zu hören. „Das ist rechnerisch nicht möglich“, flüsterte ihr Vater leise. Augenblicklich lag die gesamte Aufmerksamkeit auf ihm. „Haben sie nicht zugehört? Kagome und mein Sohn hatten ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Chancen, dass Inuyasha noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen ist, ist ja wohl sehr gering“, wurde sein Vater gleich wieder lauter. Dass sein Vater wütend war, konnte Kagome natürlich verstehen. Vermutlich hatte ihr Vater als sie ein Kind war, auch nicht besser auf Jinenji reagiert. Schließlich hatte sie zumindest die ersten drei Jahre ihres Lebens ein normales Leben geführt. „In Kagomes Fall liegen die Chancen für ein blaues Auge nahezu bei hundert Prozent. Und eigentlich sollte Kagome das auch wissen“, kam es von Sangos Vater, der die junge Dame etwas vorwurfsvoll an sah. Eigentlich wusste Kagome, dass es beinahe unmöglich gewesen war. Doch die Angst, die ihr einst ihr Vater eingetrichtert hatte, hatte nun mal gesiegt. Sie wollte auf Nummer sicher gehen und hatte damit alle in Panik versetzt. „Wie meinen Sie das?“, hakte Inuyashas Vater nach. Scheinbar konnte er dem Arzt genauso wenig folgen, wie es Inuyasha selbst konnte. „Damit will ich sagen, dass falls du wiedererwartend doch positiv sein solltest, du es auf keinen Fall von Kagome hast“, sprach er es nochmal klar und deutlich aus. „Wie?“, wollte Inuyasha wissen. Schließlich hatte er sich mit diesem Thema bis heute so gar nicht beschäftigt. „Seid ich drei bin und Jinenji weiß, dass er HIV hat, bekommen wir eine spezielle HIV-Therapie. Die Virenzahl in unseren Körper ist damit so gering, dass wir als nicht ansteckend gelten, auch wenn wir von dem Virus infiziert sind“, beteiligte sich Kagome endlich an dem Gespräch. Bis eben hatte sie die beiden Männer für sich erklären lassen. Doch diese Information machte nicht nur Inuyasha sprachlos. „Kagome hat recht. Sie kann dich nicht angesteckt haben. Ich nehme an, in ihr ist einfach die Angst hochgeschossen, die Jahre lang geschürt wurde“, stimmte Jinenji dem gesagten bei. Er sah dabei vorwurfsvoll zu Kagomes Vater. „Ich wollte sie doch nur beschützen. Sie sollte ein normales Leben führen, ohne dass jemand herausfindet, dass sie anders ist“, verteidigte sich ihr Vater. Doch genau mit diesem Verhalten hatte er seine Tochter Jahre lang unterdrückt und bevormundet. „Kagome ist fast erwachsen. Sie trifft eigene Entscheidungen. Ich weiß, dass du in ihr immer noch dieses dreijährige Mädchen siehst, welches damals normal aufwachsen konnte. Aber das kann sie jetzt immer noch, du musst aufhören dir die Schuld daran zu geben. Kagome und auch ich können leben, genau so wie wir es wollen. Shou ich werde Vater. Shiori bekommt ein Kind und dies ohne einer Ansteckung durch mich. Ich will, dass dieses Kind ein Leben ohne Ängste führen kann. Es soll meine Geschichte verstehen und die Menschen kennenlernen, die all die Jahre an meiner Seite waren. Nur deshalb bin ich in diese Stadt zurückgekommen, so wie du vor einem Jahr. Doch dafür brauche ich ein Umfeld, welches alle Details kennt und mich unterstützt“, appellierte Jinenji an die Vernunft von Kagomes Vater. Dieser schien wirklich mit sich zu hadern. „Herzlichen Glückwunsch. Ich kann ja verstehen, was du mir sagen willst, aber sie ist doch mein kleines Mädchen, das nachts in meinen Armen einschlief und sich gefreut hatte, wenn ich nach Hause kam, um mit ihr zu spielen.“ Kurz zeigte ihr Vater eine zärtliche, verletzliche Seite von sich und strich seiner Tochter leicht über die Wange. Er schien seine Tochter wirklich zu lieben. „Was ist an deiner alten Schule passiert?“, wollte Inuyasha nach kurzem Zögern von Kagome wissen. Es war die letzte Frage, die er beantwortet haben wollte. „Sie haben es herausgefunden. Mein Leben stand von einem Tag auf dem anderen still. Sie bezeichneten mich als Monster, so wie es Kikyo heute getan hatte. Von da an wollte ich nicht mehr in die Schule. Sie hatten mich geschnitten, wollten keine Referate mehr mit mir machen oder neben mir sitzen. Als das Schuljahr endlich vorbei war, wollte mein Vater wieder zurück nach Tokio ziehen zu seinem Vater und an dem Ort, wo alles begann. Hier in Tokio wurde ich geboren, hier habe ich mich infiziert und hier sollte alles einen Neustart bekommen.“ Ein kleines Lächeln war kurz auf Kagomes Lippen zu sehen. Der Neustart war wohl anders verlaufen als geplant. Die Geschichte hatte sich wiederholt. Die Mitschüler wussten von ihrer Infektion. Doch Inuyasha wusste auch eines. Nun hatte sie mehr Menschen an ihrer Seite, die ihre Geschichte kannten. Die sie unterstützten und er wollte ein Teil davon sein. „Um das mal zusammen zu fassen…. Kagome ist zwar HIV positiv, aber nicht ansteckend?“, überprüfte der junge Mann nochmals die Aussage des Arztes. Ein kurzes Nicken war von den Erwachsenen zu sehen. Inuyasha schien kurz zu überlegen. „Also rein theoretisch… wenn ich gerade Lust hätte und mit Kagome auf ihr Zimmer gehen würde, könnte nichts passieren?“ Bei seinen Worten blickte Kagome verlegen zu Sango rüber. „Das ist echt zu peinlich“, flüsterte ihre beste Freundin. Ihr Vater hingegen schien sich köstlich zu amüsieren. „Zumindest nichts, was mit der Krankheit zu tun hat. Aber Shou sieht das wohl anders“, meinte er und deutete grinsend auf ihren Vater, der kreidebleich geworden war. „In... in meinem Haus gibt es keinen Sex… nicht bevor Kagome hundert ist“, stotterte dieser sofort los, nachdem er sich gefangen hatte. Kagome wäre am liebsten im Erdboden versunken. „Ist mir schon klar. Ich will doch nur alles richtig verstehen“, winkte er ihrem Vater beruhigend zu. „Aber eins will ich trotzdem noch wissen… Du wirst Vater? Das heißt, Kagome kann irgendwann Kinder bekommen, die gesund sind?“, beugte sich Inuyasha nach vorne. Interessiert schaute er Jinenji an. „Ja kann sie. Ich sagte doch, wir können ein normales Leben führen. Mit all seinen schönen, aber auch schlechten Seiten“, stimmte er ihm zu. Zufrieden nach dieser Antwort richtete sich Inuyasha wieder auf. Kagome sah ihn verwirrt an. Er wirkte plötzlich wie ausgewechselt. Kein funken Angst war mehr in seinen Augen zu sehen. „Dann ist die Sache doch klar. Irgendwann werde ich dich heiraten. Bis dahin genügt es mir auch dich einfach an meiner Seite zu haben“, verkündete er anschließend selbstsicher. Kagome hingegen glaubte sich verhört zu haben. Auch die Erwachsenen schienen sprachlos zu sein. „Ich glaube, du hast sie nicht mehr alle?“, kam es gleich aufgebraucht von Sango, nachdem sie vom Sessel aufgesprungen war. Kagome hatte sich wirklich schon gewundert, dass ihre beste Freundin so still gewesen war. Doch scheinbar hatte sie ihr Temperament wiedergefunden. „Vielleicht reden wir einfach später nochmal über unsere Zukunft“, meinte Kagome und stand lächelnd von ihrem Sitzplatz auf. Für sie war dieses Gespräch nun beendet. Sie brauchte Zeit, um all das Geschehe zu verdauen, um sich klar zu werden, ob es für sie überhaupt eine Zukunft gab und wie sie diese gestalten wollte. „Kagome? Ich hole dich morgen wieder zur Schule ab“, stellte Inuyasha fest, der sich ebenso aufgerichtet hatte. Sie war bereits mit Sango an ihren Brüdern vorbeigegangen. Kurz blieb sie stehen und drehte sich mit einem Lächeln zu ihm um. „Sehr gerne“, freute Kagome sich. Die nächsten Tage würden bestimmt nicht einfach werden. Doch sie hatte mittlerweile Freunde an ihrer Seite, auf die sie immer zählen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)